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Wirrungen
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Vaughain





 Beitrag Verfasst am: 04 März 2009 21:30    Titel: Wirrungen
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Still saß er inmitten des Gemäuers, den Blick auf das nahe Meer gerichtet. Das dumpfe Grollen der Brandung an den Klippen in den Ohren, ebenso wie das süße Wispern des Windes in den Fugen und Ritzen der halb verfallenen Mauern. Alles Geräusche, die ihm nicht fremd waren, ein steter Begleiter, wandelte man in diesen Landen, doch mehr wenn er die Augen schloss und danach zu fassen suchte. Dann, in jenen Momenten, verbanden sich jene Eindrücke, schwollen gemeinschaftlich an bis sie nichts natürliches mehr an sich zu haben schieben, ein Grollen und Pochen welches sich wieder und wieder überschlug, nur um dann von neuem zu beginnen.
Ein Schauer der über seinen Nacken kroch, Ausgeburt der klammernden Kälte, welche langsam aber sicher von seinem Leib Besitz ergriffen hatte, ohne sich an den schweren Stoffen seiner Robe zu stören oder auch nur aufhalten zu lassen. Ein Zustand der beinahe schon alltäglich schien, seit jenem Tag im Tempel, keine Flamme und kein Lager seitdem im Stande ihn wirklich zu erwärmen , und auch das Zittern der rechten Hand war nicht geschwungen, gleichwohl was er versuchte. Allein sie dann und wann zu Faust zu ballen, die Fingernägel tief ins eigene Fleisch gebohrt, gewährte ihm Augenblicke der Fassung, bis es von neuem begann.

Er schlug die Augen auf, er musste einen klaren Gedanken fassen, abseits jener Eindrücke die auf ihn nieder gingen und konzentrierte er sich darauf, so wurden sie nur drängender, begehrlicher, noch schwerer zu vertreiben als zuvor.
Was hatte es zu bedeuten, das war nun die Frage auf die er eine Antwort suchte, aber keine zu finden vermochte, so surreal und fremd, wie ihm die Geschehnisse erschienen.

Wieder überschlugen sich die Gedanken, gepaart mit Erinnerungen, Eindrücke aus seiner Vergangenheit, seiner Kindheit , dort auf dem heimatlichen Hof der Eltern. Dem Vater der stets ein einfacher Mann gewesen war, strebsam und hart arbeitend, wenn auch nie ein Mann der sonderlich viel für den Glauben übrig gehabt hätte. Zuviel war zu tun um die nächste Ernte, das Überleben in den kalten Tagen zu gewährleisten, als sich über spirituelle Themen den Kopf zu zerbrechen.
Die Mutter war da schon anders, wenn auch ihr Tagewerk nicht einfacher war, so waren die wenigen freien Stunden des Tages doch stets dem Geist gewidmet, den Lehren an ihre Kinder, von denen er nur der jüngste Sohn gewesen war.
Keine Heilige und euch keine Priesterin, so verstand sie es dennoch ihren Sprösslingen die Verehrung zum Herren nahe zu bringen. Die Motive selbstredend eigennützig, daran führte kein Weg vorbei. Der Herr war ein strenger Meister und keiner der für seine Vergebung bekannt war, für einfache Menschen Grund genug ihn zu respektieren und zu achten, wollte man auch noch die nächste Jahreszeit erleben. Pragmatische Gründe. Überleben. Ganz im Geiste der Familie, die wohl immer schon eine praktische Sichtweise der Dinge übernommen hatte.
Da war er nicht anders, nie anders, hatte stets nur Ursache und Wirkung, Kosten und Nutzen gesehen, wohin er auch ging, zumindest soweit es ihn selbst betraf. Der Herr war eben der Herr und ihm zu dienen seine Pflicht, alles darüber hinaus jedoch die seine Angelegenheit, sein Streben, sein Wirken, und das wollte bedacht werden.
Grund genug mit dem Erreichen des Erwachsenenalters die Heimat zu verlassen, Familie und Freunde hinter sich zu lassen, gab es dort doch nichts für ihn. Den Hof hätte er nie geerbt, ohnehin wollte er kein Bauer werden, nicht Tag ein Tag aus im selben Trott dahin leben.
Er war seines eigenen Schicksals Schmied , dazu musste er gehen, reisen, lernen und wachsen , vielleicht irgendwann einmal ein Mann werden, der zumindest in Maßen, selbst bestimmen konnte, wie seine Zukunft aussehen würde. Praktisch. Innerhalb seiner Grenzen war er nun frei, nicht gebunden an Heimat und Land, ebensowenig wie an Familie.
In diesem Sinne hatte er auch die heilige Stadt erreicht, wo auch sonst sollte er lernen und über sich selbst hinaus wachsen, wenn nicht hier. Und wo wäre er dem Herren näher, ein unauffälliger Diener, dem vielleicht nicht allzuviel Aufmerksamkeit zugute kam, genug um ... für sich zu sein.

Und nun, nun saß er hier und zerbrach sich den Kopf. Nicht über die praktischen Dinge des Lebens, die er mitlerweile gut genug kannte, um sich darin zurecht zu finden. Nein, über Dinge die er nicht verstand.
Das Drängen inmitten seiner Brust, das Pochen und Rauschen in seinen Ohren, das Vibrieren in seiner Hand. Etwas das ihm fremd war, neu war, unverständlich und fast schon erschreckend.
Alles nur weil er dem Herren zu nahe gekommen war, erst nur seinen Kindern, seinen Auserwählten, die ihn doch angezogen hatten wie eine Motte das Licht, auch wenn er sich einreden konnte dass auch er sie zu sich gelockt hatte. Praktisch gedacht, nur leider nicht ganz wahr.
Dann der stille Ruf, der ihn in die Mauern des Herren führte, in seinen heiligsten Boden, ohne zu wissen was ihn dort erwarten mochte, was er dort zu tun hätte, was ihn wirklich gerufen hatte.
Nur der Ruf, der war klar gewesen, unmissverständlich, unverkennbar, unvermeidlich.

Schicksal.

Aber vielleicht wäre ihm auch das nur wie ein spontaner Gedanke, eine Sinnestäuschung erschienen, wäre nicht geschehen, was geschehen war.
Erst für sich, in seine eigenen, aufgewühlten Gedanken verstrickt, der erste Diener des Herren der erschien um sich seiner anzunehmen, auch wenn jener selbst vielleicht nicht wusste, warum und wieso er es gerade hier tat.
Ein Ritter des Herren, ein Ahad des Herren, gläubig und stark, wohlbekannt in seiner Tracht.
Zufall.
Raunen in den Mauern, ein Säuseln in den Hallen, aus den Schatten eine weitere Gestalt, ein anderer Diener des Herren, eine Auserwählte, die zweite.
Und auch sie trat ihn zu, Augen wie Onyx, auf ihn gerichtet, bereit ihn zu schlagen und zu reissen, täte er einen falschen Schritt.
Pech.
Aber immer noch kein Grund zur Besorgnis, solche Dinge geschahen nun einmal, für ihn nicht wirklich verwunderlich, noch konnte er daran festhalten.
Noch.
Augenblicke später, der dritte Seiner Diener, Clericus des Herren, auch seine Augen auf ihn gerichtet, forschend und bohrend, fordernd zugleich, kein Entrinnen nunmehr.
Eine vierte, noch ein Kind des Herren, eine fünfte, noch eine Dienerin des Einen.
Und er inmitten von ihnen, bestarrt und gekostet, wie ein Hase unter Füchsen, die Maus unter den lautlosen Schwingen einer Eule.
Keiner hatte ihn erwartet, er sie nicht erwartet, das Treffen ein Zufall, oder nunmehr doch Bestimmung?
Unwirklich genug war es für ihn, und doch real genug um all die Sicherheit, all die Selbstbeherrschung die er sonst zu tragen pflegte wie eine Maske, einfach hinweg zu fegen, sein Innerstes hervor zu kehren wenn auch nur für Momente.
Fragen über Fragen, manche kryptisch und ohne eine Antwort zu erwarten, andere schlichte Fallen, gedacht ihn aufs Glatteis zu führen, bis ein falscher Schritt ihn in die Fänge der Jäger geführt hätte.
Und wohin er sah, da sah er Blicke, tat er es nicht, so fühlte er sie.
Was war er nun also wert, womit hatte er verdient, diese Aufmerksamkeit zu erhalten, den Blick des Herren der auf ihm ruhen sollte.
Eine Frage die er sonst mit Gelächter beantwortet hätte, oder garnicht, eine Frage die sonst unbedeutend erschien, unwichtig, wusste er doch was er wert war.
Hier nun aber brachte sie sein Zahnfleisch zum schmerzen, seinen Verstand zu rotieren, gefangen in der Zwist die rechten Worte zu finden, beweisen zu wollen wo sein Wert lag, ohne einfältig zu wirken, oder hochmütig, oder wertlos.
Antworten fanden sich aber doch waren es nur simple Fragen, die rechte Frage, die musste offen bleiben. Musste noch immer in seinem Verstand toben, auch jetzt noch.
Warum war er tatsächlich dort gewesen und warum konnte er sich jenem Bann nicht entziehen, welcher mit schlichtem pragmatismus nicht mehr zu erklären war.
Und warum, warum genoss er die Aufmerksamkeit des Herren, wenn sie denn eine solche war, so sehr , warum wollte er mehr davon und sich einem als würdig erweisen, den er zuvor .. zu täuschen versucht hatte.

Zweifel.

Zweifel die ihm unbekannt waren, bisher nie ein Gedanke daran verschwendet, im Guten wie im Schlechten, wusste er stets was er tat.
Und auch nun schwanden die Zweifel, wenn er tat was getan werden musste, wenn er zu jenen, die nicht verstand, vom Herren sprach, wenn er unter den Ungläubigen wandelte, manche mit Worten verführte, andere mit Stahl begrüßte. Keine Zweifel darin, das Werk des Herren zu tun, ohne dass er je darüber nach gesonnen hätte, dass er es tat.

Die trockenen Lippen wurden benetzt, dann zu schmalen Strichen zusammen gepresst. Er saß noch immer hier, inmitten des Winters, eine Antwort auf eine Frage zu finden, die eigentlich keine mehr sein sollte.
Er wusste es, hatte es immer gewusst. Er genoss es, zu sein was der Herr von ihnen verlangte.
Nicht nur ein Werkzeug, eine Klinge, ein Mittel zum Zweck. Nein, mehr, viel mehr.
Zu sehen wo andere fielen, zu sehen wie sie sich Wort oder Stahl ergaben, die Furcht vor jenen die Ihm Gefolgschaft schworen, der Tanz auf des Messers Schneide, für einen Zweck, ein Ziel.
Genuss, Pragmatismus und Glauben vereint in einem Weg.
Der Weg des Herren, stets der seine gewesen, die Beweggründe wohl verschieden, aber der Herr wäre zufrieden, wäre sein Werk getan.

Die Antwort gefallen, die Klänge gewichen, für den Moment war er frei, zu gehen, sich seinen Aufgaben zu widmen, fern von jenem Ort des Nachsinnens. Die Verpflichtungen seines Weges, der doch der eines anderen war.
Der Meister hatte gerufen, er würde folgen, es genießen zu folgen, zwei Wege, stets die selben, nun verbunden.

Kein Zweifel.
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