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Tochter der Falah - Schicksal einer Verbannung
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Nasreen Falah





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2009 08:48    Titel: Tochter der Falah - Schicksal einer Verbannung
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Bilder einer Kindheit – wenn ich mal groß bin … !


„Nasreen, es ist genug nun!“, mahnte die Mutter mit erhobenem Finger, konnte sich jedoch eines warmen Lächelns nicht erwehren. War es doch jeden Abend das gleiche Spiel mit dem kleinen Wirbelwind, immer musste es noch eine Geschichte mehr sein ehe sich der jüngste Spross aus dem Hause Falah unter die Bettdecke verkroch und sich dem Schlaf hingab.

„Ach bitte, Mama! Ich höre die Geschichten so gerne und mit deiner Stimme klingen sie besonders schön!“, argumentierte der schwarze Lockenkopf schmeichelhaft. Die dunklen Augen funkelten und die Unterlippe schob sich bereits unterstützend nach vorne, als Hani’ah auch schon lachend nachgab. „Na gut, aber nur noch eine!“. Sie rückte sich auf der Bettkante zurecht, streichelte ihrer Tochter durch das volle Haar und begann zu erzählen …

… während Ruan ein gewitztes Grinsen um die Mundwinkel zuckte. Er hatte sich bereits vor der ersten Geschichte mit einem Kuss auf die Stirn von Nasreen verabschiedet, das Erzählen überließ er großzügig seiner Frau. Nach den vielen Handelsgesprächen des Tages war er wenig erpicht darauf seine Kehle auch noch am Abend herauszufordern, lieber salbte er sie mit großzügigen Schlucken Kakteenschnaps. Jedoch ließ er sich nicht nehmen als Zuhörer vor dem Vorhang zu Nasreens kleinem Zimmer zu verharren. So wurde er Abend um Abend Zeuge von der wachsenden Begeisterung der kleinen Wüstenrose für die Erzählungen um Saajid und den Salzberg Cantar. Eine Salzschürferin wollte sie werden, wenn sie einmal groß war, das verkündete sie jedes Mal bevor sie ihre Augen schloss. Es erfüllte den Familienvater mit Stolz, dass sich Nasreen so sehr für seinen Beruf und für das Erbe Saajid’s begeisterte, auch wenn seine Frau Hani’ah sie lieber das Schneiderhandwerk lehren würde, wie sie es auch schon bei Nasreens älterer Schwester handhabte.

„Sohn!“. Ruan wandte sich ab und begab sich schnurstracks in die Küche, wo er sich von seinem Ältesten ein Glas Kakteenschnaps eingießen ließ. Der 10-Jährige würde bald die Schwertschule des Erhabenen besuchen und so sah man ihn kaum noch ohne seinen stetigen Begleiter, das Holzschwert. Über den Tag hinweg raufte er sich mit dem Jungen aus der Nachbarschaft, am Abend schwang er die kleine Waffe gegen luftige imaginäre Gegner.

„Du wirst dich morgen auf dem Basar um Nasreen kümmern, sie wird uns begleiten. Ich möchte, dass sie den Markt kennen lernt!“

„Waaas?! Ich soll den ganzen Tag hinter der kleinen Nervensäge herlaufen und mir ihr Geplapper anhören?! Aber ich wollte doch mit Burhan den Schwertkampf üben! Er hat mich heute geschlagen und ich muss ihm das doch zurückzahlen!“, kam prompt der Protest.

Mit nichts anderem hatte Ruan gerechnet, welcher Junge in diesem Alter wollte sich schon mit seiner kleinen Schwester herumplagen, er selbst hatte es in seiner Kindheit nicht anders gehalten. Doch ganz sicher würde er das seinem Sohnemann nicht auf die Nase binden und deshalb unterband er den Protest auch postwendend mit einem finsteren Blick. Morgen sollte ein großer Tag für seine kleine Nasreen werden, dies war beschlossene Sache.


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„Ohhhh! Ahhhh! Sieh’! Ohhhh! Schau doch!“

Nasreen wirbelte im Kreis, sie wusste gar nicht wo sie zuerst hinschauen, geschweige denn ihre Nase hinhalten sollte. Von allen Seiten preschten neue Eindrücke auf sie ein, jede winzige Kleinigkeit verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit. Ihr erster Tag auf dem großen Basar der goldenen Wüstenstadt, wie lange hatte sie davon geträumt. Bestimmt ihr ganzes Kinderleben lang!

Bisher hatten es ihr die Eltern nicht erlaubt, nur die beiden älteren Geschwister duften mitkommen. Sie wurde für diese Zeit immer in die Hände ihrer Tante Mariyah gegeben, der Schwester ihrer Mutter. Zusammen mit deren Tochter Shaadiya wurde sie dann in Tanz und Instrumentenspiel unterrichtet. Zwei Künste, die den Damen des Wüstenvolkes wohl vertraut sein sollten, doch war es stets Shaadiya die besonderes Talent dafür bewies. Nasreen verlor sich lieber in Tagträumereien, vom Basar, von Saajid, von Cantar und nicht selten erntete sie eine Schelte von Tante Mariyah für ihre Unaufmerksamkeit.

Und nun befand sie sich mitten im großen Trubel! Unter die dunklen und verschleierten Gesichter des Wüstenvolkes mischte sich die weiße Hautfarbe des Festlandes, hellblondes und rotes Haar funkelte im Sonnenlicht. Münder entblößten fremde Sprachen, fröhliches Lachen und lautes Fluchen hallte durch die Gassen des Marktplatzes. Verschiedene Gerüche kitzelten an der Stupsnase der Sechsjährigen, manche kannte sie aus der Küche ihrer Mutter, andere wiederum erschienen ihr völlig fremd und neu. Von den Auslagen der einzelnen Stände glitzerte es, Juwelen, Elixiere und Stoffe in den unterschiedlichsten Farben wurden angeboten! Den Mund vor Begeisterung offen war sie kaum von den Ständen fort zu bekommen.

„Nun komm Reen, wir sollen doch nicht so lange wegbleiben. Vater wartet bestimmt schon auf uns! Ich will keine Schelte wegen dir bekommen!“ Mit den Augen rollend und sichtlich entnervt von der Begeisterung seiner kleinen Schwester, packte er Nasreen an der Hand und zerrte sie zwischen den Marktbesuchern hindurch zum Stand des Vaters. Der erfahrene Salzschürfer war umringt von einer Menschentraube, die alle das weiße Wüstengold begehrten. Ein Gut, das es nur auf der Wüsteninsel gab und für das die Festländer tief in die Tasche greifen mussten – schließlich waren es Tränen der Eluive!

In der hinteren Ecke des Standes lagerten die großen und prall gefüllten Salzsäcke und warteten auf ihre Abnehmer. Sie als Rückenlehne nutzend, machten es sich die beiden Geschwister bequem. Während der Bruder sich seinem Holzschwert widmete und von der Schwertschule träumte, nahm Nasreen die Augen nicht von ihrem Vater. Mit wilden und leidenschaftlichen Gesten stand er inmitten seiner Kunden, unterhielt sich in der Sprache des Festlandes mit ihnen. Hier und da verstand Nasreen sogar etwas, doch die Mimik verriet zumeist mehr als tausende von Worten. Ihr Vater, der große Händler! Bewunderung strahlte in ihren dunklen Augen, während ihre Hände durch die salzigen Körner strichen, die aus den Säcken herausgerieselt waren.

Keine Tänzerin, keine Sängerin. Auch keine Schneiderin wollte sie werden. Nein, das weiße Gold sollte ihre Bestimmung werden.

„Wenn ich mal groß bin …!“
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Nasreen Falah





 Beitrag Verfasst am: 15 Feb 2009 08:06    Titel:
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Zerplatzte Träume – dunkle Stunden der frühen Jugend


„Reen, Reen, wach auf!“. Kräftiges und unsanftes Rütteln an ihrer Schulter. Murrend versuchte sie den Griff abzuschütteln, sie war doch eben erst eingeschlafen und in ihren Träumen versunken. Wieso bei Eluive sollte sie schon wieder aufstehen? „Reen! Verdammt, wach auf!“. Wieder schüttelte man sie an der Schulter, grob bohrten sich die Finger in ihre Haut. Sie hatte inzwischen die störende Stimme als die ihres Bruders identifiziert. Wehe ihm, wenn das wieder einer seiner dummen Scherze war!

„Was soll das? Was willst du?“. Erbost fuhr sie aus den weichen Kissen hoch und wollte sich zu einer Schimpftirade bereit machen, als sie die Angst im Gesicht ihres Bruders erkannte. Das flackernde Licht der kleinen Lampe verzerrte es zusätzlich und ließ es in schierem Entsetzen erstarren. „Was ist geschehen?!“. Mit einem Schlag war die Schlaftrunkenheit verflogen. Die Lippen ihres Bruders zitterten, so hatte sie ihn noch nie gesehen. Schon immer war er der starke ältere Bruder gewesen, der nie in ihrer Anwesenheit Schwäche gezeigt hatte – trotz des Kindesalters in dem sich die Geschwister befanden.

„Wir haben keine Zeit!“. Ruan polterte in das kleine Zimmer herein, Nasreens Schwester auf dem Arm. „Ich will keine Widerrede hören! Nasreen, zieh’ dich an und dann komm herunter. Du kommst mit mir!“ Er packte seinen Sohn am Kragen und zerrte ihn mit sich aus dem Zimmer. „Aber was ist …?“. „Tu’ was ich dir gesagt habe!“, donnerte es von unten herauf und ließ Nasreen augenblicklich verstummen. Der Ernst der Lage war auch für die inzwischen Zehnjährige nicht mehr zu verkennen und eiligst tat sie was ihr aufgetragen wurde. Sie schlüpfte in ihre Kleidung, dann rannte sie die Treppe herab ins Untergeschoss.

„Komm mein Kind, komm!“. Hani’ah nahm ihre Tochter an die freie Hand, an der anderen hing bereits weinend und schluchzend die Schwester. Ruan warf ihr noch ihren kleinen Mantel über die Schultern, raffte Beutel und Taschen zusammen, dann schob er seine Familie zur Türe hinaus.

Sogleich wurden sie von Soldaten des Reiches in Empfang genommen. Die Straße war voll mit ihnen, zwischen ihnen blitzten die Gesichter anderer Falah’s auf. Auch das aufgequollene und verweinte Gesicht ihrer Cousine Shaadiya konnte Nasreen ausmachen, ehe sie weiter den Weg entlang geschubst wurde. Wie Vieh wurden sie durch die Gassen der goldenen Wüstenstadt getrieben, Worte wie Verräter und Verbannte flogen ihnen entgegen. Mitglieder anderer Familien standen in den Türen ihrer Häuser, blickten aus den Fenstern, verachtend und mit finsterer Mine. Auch sie machten aus ihrer Wut keinen Hehl, für immer verdammt sollten sie sein, die Falah’s!

Eine Berühmtheit ward in dieser Nacht geboren, die Träume des Hauses Falah zerstört. Hasib Falah sollte in die Geschichte des Wüstenvolks eingehen als jener Menekaner, der dem Emir nach dem Leben trachtete. Als Leibwache des Wüstenherrschers einst Stolz des Hauses, stürzte er es nun in seinen schlimmsten Alptraum. Verbannung wurde über jeden einzelnen Falah ausgesprochen, nie mehr sollten die Alten das Antlitz der goldenen Stadt, ihrer Heimat erblicken! Nur den Kindern sollte es mit ihrem 18. Lebensjahr erlaubt sein zurückzukehren – in der Gewissheit, dass diese die Grausamkeit der Wüste nicht überleben würden ...
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Nasreen Falah





 Beitrag Verfasst am: 18 Feb 2009 21:41    Titel:
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Das Ende der Welt


Geschichten vom Ende der Welt hatte Nasreen schon oft vernommen. Barden und Geschichtenerzähler bauten jenes Ereignis gerne in ihre Tavernenabende ein, um sich der Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer sicher zu sein. Die kleine Menekanerin hatte es stets als das abgetan, für das es verkauft wurde – eine Schauergeschichte.
Als ob die Welt wirklich zu Ende sein könnte!



Nur noch als undeutliche dunkle Silhouette zeichnete sich die Perle der Wüste vom honigfarbenen Meer ab, mit jedem Schritt verschwand sie ein Stückchen weiter in der Unendlichkeit des Sandes. Bis schließlich das Flirren der Hitze die starken und unverwüstlichen Mauern ersetzte. Menek’Ur Stadt gehörte der Vergangenheit an.

„Papa, wann kehren wir wieder um? Ich möchte nach Hause!“, brach Nasreen leise das bittere Schweigen, welches die Gruppe seit ihrer Flucht begleitete. Ohne Murren war sie bis zum jetzigen Zeitpunkt den großen Schritten ihres Vaters gefolgt, hatte sich mit den wenigen Schlucken Wasser zufrieden gegeben obwohl ihre Kehle brannte und nach mehr verlangte. Ihr kindlicher Verstand hatte den Ernst der Lage noch nicht erkannt und die Mine der Erwachsenen hielt sie davon ab nach dem Grund des ganzen Aufwandes zu fragen. Doch nun schmerzten ihre Füße, der Schweiß hatte ihre Kleidung getränkt und ihre Augen tränten.

„Komm Reen“, packte ihr älterer Bruder sie an der Hand und zog sie einige Schritte abseits, ehe Nasreen sich der Bitterkeit im Gesicht ihres Vaters bewusst werden sollte. „Ich werde es dir erklären“. Und so wurde der geliebte Bruder zum Überbringer einer Nachricht, die niemals für kindliche Ohren bestimmt sein sollte, die niemals das Herz einer 10-Jährigen ergreifen sollte. Und doch sollte auch sie nicht verschont bleiben von der Wahrheit, die einer Blutlinie alles genommen hat.

Und als ob auch der Himmel selbst gegen die Familie grollte, verfärbte er sich von einer auf die andere Sekunde in schwarze unheilvolle Waben. Und mit ihm verschwor sich auch der goldene Sand gegen die Wanderer, er wirbelte auf und jedes einzelne Korn verwandelte sich blitzartig zu einem scharfen Geschoss, welches sich auf die Suche nach freien Hautstellen machte um sie schonungslos zu zerkratzen. Beißender Wind trieb Schmerzenstränen aus den Augenwinkeln, jedes versuchte Wort wurde im Keim erstickt und die Kehle bekam den tanzenden Sand zu schmecken. Ein rauer Geschmack, nichts Gutes versprechend.

Nasreen wurde nach unten geworfen, sie spürte den Körper ihres Bruders auf sich, wurde unter ihm begraben. Sie wollte den Kopf heben, nach ihren Eltern und ihrer Schwester sehen, doch die Sandkörner verboten es ihr die Lider nur um einen Millimeter zu heben. Die Hitze der Wüste war verschwunden, der Sturm hatte sie ihr entzogen und es wurde eiskalt – und mit ihr auch das Blut in den Adern eines jeden, der ihm ausgeliefert war. Sollte jemals ein Funke Tapferkeit in ihr geschlummert haben, in diesem Moment war er erloschen. Es blieb keine Möglichkeit sich um etwas anderes zu kümmern als um das eigene Überleben. Man konnte nur still daliegen und beten, dass der Sturm zu Ende war bevor er einem das Fleisch von den Knochen gerieben hatte. Eluive selbst hatte sich gegen die Linie der Falah verschworen, strafte sie für die Tat des Einen.

Nasreen erkannte das Ende der Welt, ihrer eigenen Welt.
Eine Erkenntnis, die nur für den Bruchteil von Sekunden anhielt.
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Nasreen Falah





 Beitrag Verfasst am: 01 März 2009 15:52    Titel:
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Wiedergeboren


Nasreen versuchte sich zu bewegen und sich aus ihrer zusammen gekauerten Lage zu entknoten, doch musste sie feststellen, dass sämtliche Muskeln verkrampft waren und auf das Heftigste gegen ihr Vorhaben protestierten. Nur langsam, einer Schnecke gleich, gelang es ihr sich unter dem regungslosen Körper ihres Bruders hervorzuschälen und in eine halbwegs sitzende Position aufzurichten. Der Schmerz durchlief sie in heißen und kalten Schüben, trieb ihr dicke Schweißperlen auf die verschmutzte Stirn. Die Augen waren noch mit dicken rauen Sandklumpen verklebt und erst nachdem sie sie mühsam und unter Tränen frei geschält hatte, wagte sie es die Lider zu öffnen, nur um sie sofort wieder zusammen zu kneifen, so sehr blendete sie das grelle Licht der Wüstensonne.

„Es ist vorbei!“, wollte Nasreen kundtun, doch aus ihrer Kehle entwich nur ein knirschendes Röcheln, dem sich ein ausgeprägter Hustenanfall anschloss. Schier endlose Minuten vergingen ehe sie sich halbwegs davon erholt hatte und eines Besseren belehrt unternahm sie keinen zweiten Sprechversuch. Stattdessen wurde sie sich nun des schrecklichen Ausmaßes des Sandsturmes gewahr. Zerbrochene Wagenräder ragten wie dürre Skelette aus dem Boden heraus, umgekippte Wagen und Karren lagen leblos daneben. Zerrissene Stoffreste flatterten in der leichten Brise, liebkosten das gebrochene Holz oder robbten über den Wüstenboden. Verdorrte und ausgetrocknete Körper lagen verdreht und verrenkt zwischen den Sandkörnern, der Sturm hatte ihnen Kleidung und Haut von den Knochen gerieben. In trost- und farblosem Nichts ergoss sich der Himmel über das Fleckchen gehäuften Elends.

Erstarrt ob dieses Anblicks, nahm Nasreen nicht wahr, dass auch ihr Bruder das Bewusstsein wieder erlangt und sich wankend aufgerichtet hatte. Von seiner Rüstung waren nur noch klägliche Fetzen übrig, die einst gebräunte Haut war von blutigen Striemen gezeichnet, in denen der Sand arbeitete und fraß. Erst als er sie ungeschickt unter den Armen packte und in die Höhe ziehen wollte, löste sie sich aus ihrer Apathie und nach Kräften versuchte sie nun die Bemühungen ihres Bruders zu unterstützen – erbärmlich! Ein schwach angedeutetes Nicken, das Sprechen ebenfalls meidend, deutete ihr ihm zu folgen. Ein Menschenknäuel war sein Ziel, welches sich erst nach genauerem Hinsehen als ihre Familie entpuppte.

Das kleine Kinderherz schlug ihr bis zum Halse, drohte gar aus der bebenden Brust herauszuspringen, als sowohl ihre Eltern als auch ihre Schwester Lebenszeichen von sich gaben. Sie hatten überlebt, ihre kleine Familie war am Leben! Eine kleine Felsformation hatte ihnen weitestgehend Schutz vor den scharfen Sandgeschossen geboten. Noch eine knappe Handvoll weiterer Menekaner fand unter Schmerzen ins Bewusstsein zurück, doch weit mehr hatten im Sturm den Tod gefunden. Bald erfüllte das bittere Wehklagen der Hinterbliebenen die Ebenen der Wüstensteppe.

Ja, sie hatten überlebt … doch war dies erst der Anfang der Verbannung.
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Nasreen Falah





 Beitrag Verfasst am: 04 März 2009 17:37    Titel:
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Ein Versprechen auf Lebenszeit


Nasreen, meine Tochter, versprich es mir!“.

Trotz des Flehens in Ruan’s Stimme, seine Worte waren keine Bitte. Noch nie hatte er sich damit begnügt als Bittsteller aufzutreten und selbst jetzt, da Alter und Schwäche seine Erscheinung zeichneten, vergab er längst beschlossene Tatsachen. Seine raue Hand suchte nach der seiner Tochter um sie zu drücken, wenngleich ihr jegliche Kraft fehlte. Die letzten Jahre hatten an der Substanz Ruan’s gezehrt, er hatte sich keine Ruhe gegönnt und niemals hatte er die Bitterkeit über die Verbannung aus Menek’ur Stadt überwinden können.

Nun da er sich seinen letzten Lebensminuten gegenüber sah, rief er der Reihe nach seine drei Kinder zu sich um ihnen letzte Worte mit auf den Weg zu geben. Als jüngster Nachkomme
war Nasreen als Letzte in das abgedunkelte Zelt getreten, in ihren Augen schimmerten salzige Tränen des Abschieds. Solange sie denken konnte war ihr Vater ihr Vorbild gewesen und nur in ihm hatte sie einen Ebenbürtigen gefunden, der mit ihrer Faszination und ihrem Eifer für das Salz und Cantar mithalten konnte. Wahrlich, sie war Ruan’s Tochter.

„Versprich mir, dass du nach Menek’ur Stadt zurückkehrst und mein Erbe antrittst!“.

Sanft umschloss Nasreen die faltige Hand mit ihren eigenen und drückte sie nur leicht, als habe sie Angst sie zu zerbrechen. Mit einem Nicken und einem weichen Kuss auf die Stirn ihres Vaters besiegelte sie ihr Einverständnis. Wie könnte sie auch anders handeln, trotz der Angst, die sein Wunsch mit sich brachte.

„Bitte, schick mir...“.

Ein Hustenanfall erschütterte den geschwächten Körper, der sich schmerzhaft zusammenkrampfte. Der fahle Blick in seinen Augen begann zu brechen und die junge Menekanerin wusste, dass er gerade den ersten Schritt in Eluives Unendlichkeit getan hatte. Ihr leises und unter Tränen hervorbrechendes -Ich liebe dich, Vater- ging in seinem gequälten Keuchen unter. Eilig rannte Nasreen aus dem Zelt, wo sie auch schon von ihrer Mutter abgelöst wurde. Hani’ah hatte den Wunsch ihres Mannes, sich alleine von seinen Kindern verabschieden zu wollen, respektiert, war jedoch die ganze Zeit über vor dem Zelt auf und ab gegangen. Nun kehrte sie zurück zu Ruan um ihn auf seinen letzten Schritten zu begleiten.

Nasreen indes machte sich auf den Weg zu ihrem eigenen kleinen Zelt, um sich auf ihr Versprechen vorzubereiten. Ein Versprechen, das sie auf Lebenszeit gegeben hatte. Zurück nach Menek’ur Stadt.
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