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Unzufriedenheit
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Helena Velheyn





 Beitrag Verfasst am: 18 Aug 2008 16:17    Titel: Unzufriedenheit
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Die Dämpfe des heißen Badewassers stiegen langsam auf und kräuselten sich in Richtung der Decke. Teilweise schlugen sie an das kalte Fenster und warfen sich als Tropfen nieder, die langsam die Scheibe herunterkrochen. Das Fenster selbst erschien schwarz, aber das fand seinen Ursprung darin, dass der Tag bereits Platz für die Nacht gemacht hatte und der Mond sich beharrlich weigerte sein Licht über die Burg zu streuen. Nachdenklich lies der Rotschopf sich tiefer ins heiße Wasser sinken und betrachtete die verrußte Lampe die den Baderaum sperrlich beleuchtete. Intuitiv langte die rechte Hand zum Knöchel an den Schlangenbiss, der langsam verheilte. Es war schon eine Woche her, dass sie gebissen worden war, aber der Biss, der erst aufgeschnitten werden musste, lies sich eine Menge Zeit zu verheilen.

„Nichts Tödliches.“
Viridians Einschätzung hallte in ihrem Hinterkopf nach. Es war, von der Art der Schlange her, nichts Gefährliches gewesen, nur sehr unangenehm. Ein Gift, welches die Sinne benebelte, die Wahrnehmung betäubte und zu einer nicht unbeachtlichen Übelkeit führte. Es hatte vollkommen ausgereicht um ihr den Boden unter den Füßen wegzureissen und sie für einen weiteren Tag außer Gefecht zu setzen. Anbetrachts dieser Wirkung wollte sie fast nicht glauben, dass es unbehandelt nicht tödlich sei. Aber das war auch gar nicht der Knackpunkt ihrer Überlegungen.
Der Punkt war, und das bereitete ihr Kopfschmerzen, dass es auch eine tödliche Schlange hätte sein können, nicht wegen der Schlange selbst, sondern wegen der Folge. Rein theoretisch hätte auch etwas anderes passieren können, was sie getötet hätte. Und was hätte sie dann bisher in ihrem Leben erreicht?
Langsam stieg sie aus der Wanne und band die Haare säuberlich zu einem Zopf zusammen. Das weite Nachtgewand wurde langsam angelegt, ehe sie zum Spiegel herüber ging. Die Hitze die sie vom heißen Bad durch den Raum getragen hatte, sorgte dafür dass der Spiegel langsam und gleichmäßig beschlug. Sie musste ein wenig mit den Händen wischen, bis sie sich selbst wieder sehen konnte.
Im Frühling würde sie nun 23 werden. Sie war noch jung, sie würde viele Jahre vor sich haben. Aber was hatte sie erreicht? An was würde man sich erinnern, sollte sie von einem Tag auf den anderen Sterben? Kritisch betrachtete sie sich. Seit sie auf der Eisenwart war, hatte sie sich verändert. Der Körperbau hatte sich von einem schwächlichen, fast kränklichen zu einem sehnigen und nicht schlecht trainierten entwickelt. Immerhin, das hatte man ihr auch befohlen. Die harte Arbeit auf dem Hof und das Holzhacken hatten das Ihre getan. Leise murrte sie.
„Ieh, Muskeln..“
Das hatte sie wirklich nicht gewollt. Früher war sie mit sich selbst zufriedener gewesen. Natürlich war früher ohnehin alles besser gewesen, wie sollte es denn sonst sein. Mit einem leisen Seufzen wandte sie sich vom Spiegel ab und ging zur Tür. Sie musste nur einmal über den Gang, dann währe sie in ihrem Schlafgemach. Vorsichtig machte sie die Tür auf uns linste rein. Im letzten Schein der Glut, die im Kamin als Rest eines wärmenden Feuers noch vor sich hin knisterte, zeichnete sich die Silhouette des schlafenden Tribuns ab. Das friedliche leise Schnarchen zauberte ein fahles Lächeln auf ihre Lippen. Der einzige Lichtblick seit Monaten. Tatsächlich war sie die schwere Arbeit langsam leid. Sie führte gerne die Lager- und Verwaltungstätigkeiten, aber wenn sie in der Früh zurück zum Hof musste, wurde ihr im wahrsten Sinne übel. Sie hörte sich noch sagen, wie sehr sie den Geruch frischer Erde liebte. Mittlerweile aber, hatte sie sich daran sattgerochen, mehr noch, sie konnte den Schlamm fast nicht mehr ertragen. Das war nicht, was sie den Rest ihres Lebens machen wollte, ganz sicher nicht. Auch kein Holz hacken – wozu waren denn zwei Holzkundige auf der Burg?
Vorsichtig packte sie das Handgelenk des Tribuns und hob es hoch, um sich einen Platz zwischen Oberarm und Brust Armorans zu suchen. Mit sanftem Zug, anstatt des üblichen Ruckes mit unnötiger Gewalt, von dem er gewöhnlich aufzuwachen pflegte, eignete sie sich ein Stück der Felldecke an und lies seinen Arm langsam wieder herunter.
Morgen früh müsste sie wieder aufstehen und auf den Hof gehen. Wie sie das hasste…
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Helena Velheyn





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2008 16:01    Titel:
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Es war mittlerweile keine große Herausforderung mehr, Frühstück für eine größere Gruppe von Legionären zuzubereiten. Sie wusste nicht ganz genau wieso, aber von einem Tag auf den anderen war sie vorübergehend dafür für zuständig erklärt worden. Missgelaunt schob sie die Bastkörbchen mit dem Brot und einigen anderen Gebäckteilchen über die langen Holztische und legte einige Stoffservietten dazu. Eigentlich fraßen die Legionäre wie die Schweine und neigten eher nicht dazu diese zu benutzen. Aber es hatte auch was für sich, wenn man sie dann dementsprechend nicht waschen musste. Vielleicht würde sie trotzdem in absehbarer Zeit versuchen etwas dagegen zu unternehmen. Eine handvoll Manieren, sollte man selbst als Legionär noch zusammenbekommen.

„Hast du schon gehört? Kalisha wohnt wieder auf der Burg.“
Scheppernd fiel Helena das Messer herunter, mit dem sie gerade noch großzügig Marmelade auf ihr Brot geschmiert hatte. Einen kurzen Augenblick hob sie die Brauen und verschmalte die Lippen. Sie musste nun vorsichtig sein, mit dem was sie sagte. Auch wenn die Frage, wer die Hure wieder auf die Burg gelassen hatte, für Helena eine durchaus akzeptabel war, so würden andere es unter Umständen zum Anlass nehmen, ihr die Zunge herauszutrennen. Schließlich war sie nicht eine Hure, wie sie tagtäglich in den Hafenvierteln von Bajard und Rahal umherspazierten, sondern die Frau – wieder? Helena war sich einen Moment nicht sicher – des Burgherren.
Leise seufzte sie und legte die Stirn in besorgte Falten.
„Nein, das wusste ich nicht. Gefällt mir auch nicht.“
Zu gut konnte sich Helena daran erinnern, was Armoran ihr gesagt hatte. Unter den Legionären war die Art, wie sich Kalisha allen angeboten hatte, geradezu legendär. Man musste es nicht einmal miterlebt haben, um darüber informiert zu sein. So, für sich, war Helena das egal. Nicht egal hingegen war eines: Kalisha hatte auch die Finger nicht von Armoran lassen können. Mit angespannter Nachdenklichkeit, lies sie die Fingerkuppen über des Messers scharfen Grat gleiten. Nein, das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie würde ganz sicher ein Auge auf die Sache haben.
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Helena Velheyn





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2008 16:23    Titel:
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Schwesterchen heiratet.

Augenrollend knüllte Helena das Schreiben zusammen und warf es im Vorbeigehen in den Kamin. Das war ja wieder sehr gut. Helena lies es sich nicht nehmen an der Treppe anzuhalten, sich herumzudrehen und nach dem Werkzeug zu greifen, mit welchem sie dann und wann neues Holz in den Kamin schob und glühende, ältere Kohlen, ein Stück nach hinten stocherte. Emsig stach sie auf die Stelle ein, an der das Pergament schon längst binnen Sekunden verglüht war, und wo nur noch eine hauchdünne Ascheschicht lag.

Das Verhältnis von Helena zu ihrer kleinen Schwester entsprach in etwa immer schon dem gängigen Klischee, in erster Linie dadurch angeheizt, dass ihr Väterchen schon immer große Hoffnungen hatte, Helena irgendwann unter die Haube zu bringen. Es war ein wenig besser geworden, seit Helena in der Burg eingezogen war und Alrana sich ein kleines Haus in Varuna angemietet hatte. Bei der Gelegenheit hatte sie sich sofort bei dem Eigentümer des Hauses angebiedert, den sie, laut Einladung übernächste Woche heiraten würde. Beim besten Willen wollte Helena der Name dieses Stümpers nicht mehr einfallen. Ian, oder so ähnlich.

Von der kleinen Schwester überholt zu werden, war eine mittlere Katastrophe. Fortan würde Helena sich bei jeder Gelegenheit anhören müssen, dass sie ruhig ein wenig mehr wie Alrana sein könnte, um nicht als alte Jungfer zu enden. Entnervt wischte sie sich über die Schläfe. Jedes Familientreffen der nächsten schätzungsweise fünf Jahre würde die Hölle werden. Von der Hochzeit selbst einmal ganz abgesehen. Wieso konnte dieser Kelch nicht einfach an ihr vorbeigehen?

Metallenes Scheppern kündigte an, dass der Rotschopf sich des Kaminwerkzeugs wieder entledigt hatte. Obwohl es noch gut zwei Wochen waren, bevor ihr ganz persönlicher Alptraum wahr wurde, war ihr Erscheinen schon für die Vorbereitungszeit erbeten worden. Wieso genau wusste sie nicht, aber sie hatte so eine Ahnung, dass es etwas mit Folter und schwerer psychischer Demütigung zu tun hatte. Höchstwahrscheinlich also Brautkleid aussuchen, Blumen zu Bouquets binden, und all jene Dinge, die Helena bestimmt gerne machen würde, nur halt nicht für ihre Schwester.
Überschlug man grob den Seeweg der Fähre von Bajard und die Dauer der Postkutschenfahrt nach Varuna, bot es sich an, unverzüglich zu antworten. Ganz abgesehen davon natürlich, dass sie für die Dauer ihrer Abwesenheit entsprechende Meldung zu machen hatte und jemanden dazu überreden musste, sie zu vertreten.
Sie war bemüht, ihr Antwortschreiben so kurz wie nur irgend möglich zu halten, was ihr auch nicht besonders schwer fiel. Wenige Zeilen verkündeten dass sie zum erwarteten Zeitpunkt in Varuna ankommen würde und ließen durchblicken, dass sie sich schon sehr freute. Vorsichtshalber las sie das Schreiben mehrmals gegen, nur um sicher zu gehen, dass nirgendwo stand, was sie in Wirklichkeit dachte.

Gelangweilt saß sie am Schreibtisch und kritzelte auf einem leeren Briefbogen herum, den sie des Musters wegen doch nicht für das Antwortschreiben erwählt hatte. Ja, alle anderen um sie herum begannen langsam zu heiraten. In letzter Zeit war die Stimmung dementsprechend kontinuierlich schlechter geworden. Vorsichtig schrieb sie zwei Namen, und strich sie schnell wieder durch.

Helena Joelle Mares

Armoran Velheyn

Nachdenklich wurde der Kopf hin und her gewogen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Er hatte sowieso nicht gefragt, zumal ihre größte Sorge neuerdings war, ihn an die Frau des Burgherren zu verlieren. Helena stand auf und riss das bekritzelte Papier vom Block, um es in zerfetzter Form dem schmiedeeisernen Papierkorb der Schreibstube zukommen zu lassen. Fürwahr, sie würde tatsächlich als alte Jungfer enden, wenn das so weiterginge.
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Helena Velheyn





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2008 15:24    Titel:
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Gedankenverloren wurden die Kleider durch den Raum geworfen. Sicherlich, es gab ordentlichere Wege Kleidung zu sortieren, aber sie hatte nicht ewig Zeit. Gerade erst war der Bote eingetroffen, der ihr die Nachricht ihrer Freistellung überbrachte.
Zwar hatte sie bis zur letzten Sekunde gehofft, dass Khazkal ihr die zwei Wochen außerhalb der Burg nicht gewähren würde, aber irgendwas hatte ihn geritten, dass er es doch tat. Für die Dauer ihrer Reise wurden Legionäre ins Dorf beordert, die folglich das Lager verwalten sollten und auch die übrigen Arbeiten erledigen mussten, die sie sonst übernahm. Tatsächlich trauerte sie der Drecksarbeit morgens in der Kälte nicht all zu sehr nach.

Mit sanfter Gewalt schmiss sie sich auf die Ledertasche und versuchte die letzten Röcke hereinzudrücken und den Verschluss doch noch irgendwie zu schließen. Es brauchte ganzen Körpereinsatz, dies zu bewerkstelligen. Die Taschen, die Helena besaß, waren einfach nicht dafür gemacht zweieinhalb Kleiderschränke darin umzuverteilen. Langsam aber sicher musste sie lernen, mal etwas wegzuschmeissen.

Besonders Attraktiv war die Wahl zwischen der Hochzeit ihrer Schwester und der Knochenarbeit auf dem Hof tatsächlich nicht. Aber was sollte man machen, das Leben war ja kein Wunschkonzert. Und immerhin, die Hochzeit war nur ein Abend, wenn man die Abreise abzog, würde sie sich noch mehr als eine Woche entspannen und erholen können. Sie musste unbedingt erlernen, wieder zufriedener zu sein. Sie wusste auch immer noch nicht, woran die schlechte Laune der letzten Zeit lag, es war ja so viel verschiedenes auf sie eingeprasselt.
Mit einem dumpfen Knallen warf sie ihre Taschen auf den Flur, womit sie einen vorrüberschreitenden Legionär beinahe erfasste und über das Geländer beförderte. Intensiveres Geschimpfe ersparte er sich und bot stattdessen an, die Taschen nach unten zur Kutsche zu tragen. Als Helena sich wieder herum wandte und aus dem Fenster schaute, erblickte sie ihn im Hof. Sein Kopf war noch immer hochrot, und sie ahnte, dass sie sich unbedingt in den Griff bekommen musste. Ihre Gereiztheit war nicht mehr normal, sie war beinahe unnatürlich. Der Ausflug wurde dringend – wenn nicht sogar lebenswichtig.

„Ab jetzt wird alles besser. Versprochen.“
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