Kestrel
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Verfasst am: 20 Jun 2008 14:06 Titel: Auf der Straße ist man als Kind nicht allein ... oder? |
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„Ha, das traust du dich doch nicht, Kai!“ rief einer der Jungen.
„Und ob!“ antwortete Kaito, voller Mut und Tatendrang. „Heute Nacht mach ichs!“
Kaito wuchs in einer Kleinstadt auf, mit anderen Jungen und Mädchen, die keine Eltern hatten. Sie waren Kinder und Jugendliche, die zusammenhielten. Sie hatten nur das Nötigste zum Leben, aber das reichte ihnen. Nahrung wurde geklaut, wie hätten sie diese auch anders beschaffen sollen. So wuchsen sie als robuste, selbstbewusste Kinder auf. Dreckig, aber glücklich.
Tief in der Nacht schlichen einige der „Bande“, wie sie sich selbst nannten zum Hafen. „Mach das nicht …“ wollte eines der Mädchen Kaito überreden, doch er war trotzig und wollte sich unbedingt beweisen. Wie sehr würde er es später bereuen, nicht auf sie zu hören.
„Du kennst deine Aufgabe, Kaito. An Bord ist ein großer Vorratsraum, darin hängen oben an der Decke Würstchen und Schinken. Nimm mit, was du tragen kannst und komm wieder her. Und iss nichts davon!“ sprach einer der Jungen zu Kaito.
Den Kindern, die meist hungrig waren und nur wenig Gutes zu essen bekamen, lief das Wasser im Mund zusammen. Kaito machte sich schleichend auf den Weg zum Schiff. Er betrat es und sah sich im dunklen um. Geschickt wie er durch das harte Leben war fand er recht bald die Speisekammer. Es überraschte ihn, dass sie nicht abgeschlossen war. Er gelangte schließlich in den Raum und sah sich um. Seine Nase nahm den überwältigenden Geruch des vielen Fleisches war. Er machte sich sogleich ans Werk und trug soviel Fleisch zusammen, wie er konnte. Als er innehielt, vernahm er Stimmen vom Deck. Er ließ den fetten Schinken, den er gerade in der Hand hielt fallen und versteckte sich. Zu seiner Erleichterung schienen die Männer draußen keinen Verdacht geschöpft zu haben. In aller Seelenruhe sammelte er noch ein wenig Fleisch zusammen. Als er jedoch die Tür öffnen wollte, bemerkte er, dass sie abgeschlossen war. Er saß in der Falle. Rasch sah er sich um und suchte einen anderen Ausweg. Eine kleine Luke zu einem Raum. Genug Raum, um sich für eine Weile zu verstecken. Trotz der Angst, entdeckt zu werden, schlief er ein.
Die sanften Bewegungen des Schiffes auf den Wellen im weiten Meer weckten ihn auf. Er war an Bord eines unbekannten Schiffes. Allein. Auf dem Weg nach irgendwohin. Eine ungewisse Zukunft erwartete den kleinen Neunjährigen.
Wen würde er treffen? Wie würden sie reagieren? Wie sollte er für sich selbst sorgen, ganz ohne die älteren der Bande? Was nun?
--- Falscher Forenchar, aber auch net so schlimm ---
Zuletzt bearbeitet von Kestrel am 20 Jun 2008 14:07, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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