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Der Weg einer Arkoritherin
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Weg einer Arkoritherin
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Tarja Lycron





 Beitrag Verfasst am: 10 Jun 2008 05:02    Titel: Der Weg einer Arkoritherin
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Kapitel 1: Ich schenk dir einen Weg...

Sie war gerade achtzehn Winter alt, etwa drei Jahre nach dem Ableben ihrer Schwester, als sich der nächste Schicksalsschlag ereignete. Ihre drei Schwestern waren längst tot. Die Flucht ihrer ältesten Schwester hatte sich nicht als sinnvoll erwiesen, so lief sie gerade aus in das Grauen und in die Fänge der großen Katzen im Wald, die an ihr eine leckere Beute gefunden hatten. Scheinbar hatten sie die Angst gerochen. und ihr Bruder war weit, weit weg. Einzig allein ihr Vater und ihre Mutter waren noch am Leben, wobei man das nicht Leben nennen konnte. Tarja hatte sich soweit aufgepäppelt, dass sie ohne weiteres alleine leben konnte, aber zu gerne ergötzte sie sich an der Schwäche ihrer eigenen Mutter. Manchmal stand sie im Türrahmen ihres Zimmers und sah mit Wonne auf ihre Eltern hinab, ihr Vater, der solange auf seine Frau einprügelte, bis sie nicht mehr gehen, geschweige denn stehen konnte. Bis sich das Blut an seinen Händen und auf seinem Hemd verteilte. Was für ein erbärmlicher Anblick. Ein Kerl, der so unzufrieden mit seinem Leben war, dass er andere dafür bestrafen musste und eine Frau, die so abhängig von ihrem Mann war, dass sie alleine nicht Leben konnte und für sein Leben bestraft wurde. Aber Tarja wusste, sie war in Sicherheit, solange ihre Mutter lebte. Aber dieser Tag sollte anders sein. Ihr Vater prügelte wieder auf ihre Mutter ein, nur hatte er diesmal weitaus mehr Zorn in den Augen. Er prügelte und prügelte, er schlug sie, bis er irgendwann kraftlos zu Boden sank und den Körper seiner Frau los lies. Wieder beobachtete Tarja das Schauspiel ohne jegliche Regung in ihrem Gesicht. Sie sah, wie der leblose Körper ihrer Mutter auf dem Boden lag und sich das weiße Bärenfell langsam dunkelrot einfärbte. Ihr Vater schrie, sie solle aufstehen, dabei sollte ihm nun bewusst werden, dass sie nie wieder aufstehen würde. Tarja stand weiter regungslos in ihrem Türrahmen. Die beiden eisblauen Augen lagen auf ihrem Vater, der da stand und auf seine Frau – oder besser gesagt ihren Körper – hinab starrte. Erst langsam hob er seinen Kopf, sein Blick ging die Treppen Stufe für Stufe entlang bis sein Blick auf seiner Tochter ruhte. Paranoid und eindringlich war sein Blick, als wäre er bereit für den nächsten Mord. Tarja zog die Schultern hoch und drehte sich auf dem Absatz herum, lies ihre Zimmertür ins Schloss fallen. Sie wusste, sie musste bald handeln. Ansonsten würde sie die Nächste sein, die das Leben lassen würde und sie war nicht so schwach wie die restlichen toten Frauen ihres Hauses.
Sie war gerade dabei, die Treppen hinab zu eilen, der leblose Körper ihrer Mutter lag noch immer auf dem Boden. Ihr Gesicht war aufgequollen und Tarja hatte Mühe, sich das erste Mal in ihrem Leben eine Emotion zu verkneifen – ein Würgen. Der Anblick ihrer Mutter war grauenvoll. Ihr Blick war voller Angst und Panik und doch so hoffnungsvoll, dass sie endlich ihren Frieden fand vor der Tyrannei ihres Mannes. Tarja ging ein paar Schritte auf ihre Mutter zu und strich ihr übers Haar. Das erste Mal in ihrem Leben, an dem sie sich bewusst wurde, dass sie von ihrer eigenen Mutter nicht einmal Liebe entgegen gebracht bekam und doch hatte sie ihre Mutter immer geliebt – bis zum heutigen Tage. Sie spürte, wie sich etwas in ihre rechte Schulter bohrte. Es waren Fingernägel, lange Fingernägel, die sich tief in ihr Fleisch bohrten und einen entsetzlichen Schmerz in ihr auslösten. Langsam blickte sie nach hinten und sah in die hasserfüllten Augen ihres Vaters. Ihre Augen waren vollkommen leer und glanzlos. Sie hatte keinerlei Anreiz ihm auch nur irgendeine Emotion entgegen zu schleudern, nicht einmal ihr Gesicht verzog sie vor Schmerz, obwohl dieser in ihrer Schulter wirklich extrem brannte. Langsam erhob sie sich durch die zuvorkommende Hilfe, die ihr Vater ihr gab. Wieder ging ihr Blick zu ihrer Schulter. Das warme, dunkelrote Blut lief langsam ihre Schultern hinab. Es sah fast schon schön aus, wie sich das Blut auf der blassen Haut den Weg suchte. In drei Bahnen lief es jeweils über den Rücken und auch über ihr Dekoltée, wobei die Wärme, die sie dadurch verspürte, Gänsehaut hervorrief. Kurz zuckten ihre Mundwinkel, aber nur für ein paar Sekunden lang, dann wurde sie von ihrem Vater weggestoßen. Sie war eindeutig schwächer als er. Wie sollte sie sich auch gegen einen Mann wehren können, der etwa eineinhalb Köpfe größer war als sie und dazu auch besser genährt war als sie?
Sie hob ihren Kopf, der deutlich pochte. Der Tisch hatte den Aufprall nicht überlebt und war unter ihr zusammengebrochen. Aus den Trümmern heraus sah sie ihren Vater an. Zornig und wütend stand er da, die Ader auf seiner Stirn pochte und sie fragte sich, wie viel es noch brauchte bis seine Augen vor Wut aus seinen Augenhöhlen fallen würden. Sie sah aus ihrer Benommenheit heraus, wie er auf sie zutritt. Sie schloss die Augen und auf einmal verschwamm alles um sie herum. Sie fühlte sich in diesem Moment, als wäre sie total weit weg und nicht mehr auf dieser Welt. Sie hörte, wie ihr Vater röchelte und nach Atem rang. Sie öffnete die Augen wieder und fixierte ihn mit ihrem Blick, in dem all ihre Wut und all ihr Hass liegen sollte. Der Hass darüber, dass er ihr das genommen hatte, was für ein Kind am schönsten war – eine behütete Kindheit und das Streben nach Träumen. Von was konnte ein Kind schon träumen, dass durch die Hölle gehen musste? Sie hasste ihn, sie hasste ihn abgrundtief und sie hatte Angst. Angst um ihr eigenes Leben und so konzentrierte sie sich weiter auf ihn. Sie streckte die Hand nach seinem Hals aus und doch berührte sie seinen Hals nicht. Es war die innere Kraft, die sie gesammelt hatte. Sie wusste über ihre Mächte Bescheid, sie hatte Stammbücher ihrer Familie gefunden wie auch genügend weitere Bücher über Magie. Ihr war schon damals klar gewesen, dass sie Magie wirken konnte, als sie in ihrem Zimmer aus Langeweile zwei Feuerkröten herbeizauberte, die sich dann vor ihr zerfleischen konnten. Und jetzt war sie an einem Punkt angelangt, an dem sie durch ihre Wut über zwei Menschenleben entscheiden konnte. Einmal über ihres und durch die Entscheidung für ihr Leben auch über das ihres Vaters. Mit zornigen Augen sah sie ihn an, die Kälte in ihren Augen hatte ihren Höhepunkt erreicht. Und auch sie hatte erreicht, was sie wollte. In seinen letzten Atemzügen sah er sie mit panischen und ängstlichen Augen an. Niemals hätte ihr Vater geglaubt, dass sie zu so etwas fähig war. Aber hier hatte er das Endprodukt seiner verkorksten Familie. Eine junge Tochter, seine einzige über gebliebene Tochter, die ihm selbst das Leben nahm um ihr Leben weiterleben zu können.

Achtzehn Winter hatte sie in diesem Haus verbracht. In dem Haus ihrer Eltern. Eltern, die ihr eigentlich Liebe, Halt und Kraft schenken sollten. Aber ihre Eltern hatten ihr nur Hass, Schmerz und den Tod geschenkt. Tarja rappelte sich auf. Sie spürte jeden einzelnen ihrer Knochen, sie wusste auch nicht, ob etwas gebrochen war. Sie zog die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch. Ihr Blick war erhaben, begierig nach Macht. Macht, die sie nun hatte. Macht, die sie nun entfalten konnte. Macht über ihr eigenständiges Leben, welches sie nun in die Hand nehmen konnte. Dem leblosen Körper ihres Vaters schenkte sie keinerlei Beachtung mehr. Anmutig drehte sie sich um und blickte zur Haustür, auf welche sie ohne zu zögern zuging. Alles, was sie jemals hatte, ließ sie zurück. Einzig eines der Bücher hatte sie bei sich. Sie ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und der eisige Wind drückte sich wie abertausende Nadelspitzen an ihren Körper. Aber was war dieser Schmerz schon gegen den seelischen Schmerz, den ihre Eltern ihr zugefügt hatten? Sie atmete durch und ging den schmalen Weg zum Gartentor entlang und hieß ihr neues Leben willkommen. Sie machte sich auf den Weg ins Unergründliche. Sie wusste noch nicht, was vor ihr lag, aber sie würde es noch erfahren. Sie schloss die so eisig graublauen Augen, hinter ihr züngelten die Flammen am Haus ihrer Eltern entlang. Ein weiteres Mal atmete sie tief ein und aus und öffnete die Augen. Sie hatten immer noch diesen eisigen Glanz und dennoch verfärbten sie sich von dem dunklen grauen blau in ein helles, fast unnatürliches türkis. Sie war frei und diese Freiheit würde sie nun nutzen.



Sie öffnete die Augen wieder. Noch immer saß sie unter dem Baum, die Kälte hatte ihren Körper längst eingeschlossen. Das zwanzigste Lebensjahr hatte sie längst hinter sich gelassen. Sie war auf der Suche nach etwas, von dem sie gehört hatte, dass es ihn einmal gab. Den Orden. Sie hatte vieles darüber gelesen und gehört, aber es waren alles Erzählungen. Sie wusste, sie musste den Orden finden, wenn es ihn gab. Sie schloss die Augen erneut, ihre Augenlider zuckten. Sie gab sich dem inneren Kampf hin, sich nicht noch einmal an ihre Vergangenheit zu erinnern. Aber auf der anderen Seite musste sie ihren Eltern danken. Sie hatte so das Leben gefunden, welches sie leben wollte – ein Leben auf der dunklen Seite der Macht. Sie atmete durch und stand auf. Sie würde aus ihrem Leben das machen, was sie immer machen wollte. Fehlte nur noch der letzte Schritt und der tat sich nicht von alleine. Sie musste sich auf den Weg machen und ihrem Gefühl folgen, in der Hoffnung, dass sie jenes finden würde, was sie finden wollte.
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Tarja Lycron





 Beitrag Verfasst am: 11 Jun 2008 01:58    Titel:
Antworten mit Zitat

Kapitel 2: Weite Wege und neue Lebensabschnitte

Es war kalt und die Haut klebte an ihr. Was sie noch immer hier draußen in der Wildnis zu suchen hatte wusste sie nicht. Der Baum war kahl, der Boden weiß. Winter wohlgemerkt und so fühlte es sich auch an. Der Husten klang röchelnd und keuchend, sie wusste schon gar nicht mehr wie es war gesund zu sein. Kopfschmerzen lähmten sie und verleiteten sie dazu, sich erneut an einem Baum zur Rast zu begeben. Bald war sie am Hafen und bald würde sie ablegen, um dort anzukommen, wo sie hingehörte. Rahal. Die Stadt des Herrn.
Es fühlte sich an als wären Jahre vergangen, als sie die Augen wieder öffnete. Einige Sonnenstrahlen hatten sich in den Winter verirrt und kitzelten auf ihrer Nasenspitze. Ächzend raffte sie sich auf und blickte der Sonne blinzelnd entgegen. Wenigstens war es nicht allzu kalt und sie konnte weitergehen. Ansonsten würde sie sich nur noch den Tod holen und auf den konnte sie momentan getrost verzichten.
Der Hafen war schnell erreicht und umso schneller drückte sie dem Kerl am Rand des Stegs einen Beutel in die Hand. Es sollte immerhin dafür reichen, sie heil nach Rahal zu bringen. Und das Einzige was sie nun wollte, war Ruhe. Sehr viel Ruhe und die bekam sie auch, bis sie letztendlich wieder an Deck ging. Der Heimathafen hatte sich längst entfernt, sie hätte nicht einmal von Bord springen und zurückpaddeln können, war sie mittlerweile schon Stunden auf dem Weg. Langsam wurde ihr schon übel. Sie hasste dieses schaukelnde Gefühl. Und dennoch musste sie sich zusammenreißen, bis letztendlich der Hafen Rahals am Horizont auftauchen würde.

...

Sie wusste nicht, wie lange sie schon in Rahal war. Aber sie hatte das gefunden, wonach sie gesucht hatte. Den Orden der Arkorither. Das Gespräch mit den beiden Arkorithern verlief zu ihrer Zufriedenheit und auch recht bald danach wurde ihr ein Schreiben überbracht. Ein Schreiben, welches ihr weiteres Leben verändern würde. Sie sollte den ihr bekannten Treffpunkt erneut aufsuchen, was sie auch tat. Von dort aus ging es in ein neues Leben. Ein Leben, gehüllt in schwarz und ohne Seele – das war es, wofür sie sich entschied. Ein Leben voller Boshaftigkeit, Intrigen, Macht und Lehren. Das Ritual selbst war einschüchternd, es hatte Mut gefordert und sie war die Erste gewesen, die diesen Mut bewiesen hatte. Mit dem Dolch hatte sie sich in ihr Handgelenk geschnitten, um mit der durch das Blut benetzten Dolchspitze ihren Namen in das schwarze Buch zu schreiben und ihr Leben endgültig zu besiegeln. Dann kam der Moment, auf den sie gewartet hatte. Der Moment, an dem sich die Gesichter der „schwarzen Männer“ zeigten. Die Maestra, die Elegida, Magister Linari und auch der Rest derer, die anwesend waren. Es war ein Moment, der in ihren Augen lange dauerte und es war interessant zu wissen, wer sich hinter den schwarzen Roben verbarg. Und dann schien es, als würde auch schon der Alltag losgehen. Die Einweisung, der erste Unterricht, die ersten Begegnungen mit den Ordensgeschwistern. Und Tarja wusste, sie würde die Bücher verschlingen, die sie fand. Und das tat sie auch. Allzu oft war sie in der Bibliothek anzutreffen und so war es auch, dass sie eines abends Besuch bekam. Sie sah von ihrem Buch auf, als sie Magus Linari im Türrahmen sah, ehe er auf sie zu ging. Es war faszinierend wie sie von dem Buch aufsah und ihn anblickte. Sie wusste gar nicht, ob es aufgefallen war, dass sie ihn so ansah, wie sie ihn ansah. Neugierig und dennoch mit einer gewissen Schüchternheit und dem Respekt, den sie einem höheren Ordensmitglied entgegenbringen musste. Er war kalt, abweisend, distanziert – so, wie sie es erwartet hatte. Unnahbar wirkte er und das bewirkte nur noch mehr, dass sie sich für das interessierte, was ihn umgab. Seine Geschichte wollte sie kennenlernen, wollte aus ihm lernen, aus ihm lesen können. Sie rügte sich innerlich für ihre Gedanken. Und dennoch, sie würde ihn weiter aufmerksam verfolgen und versuchen, etwas über ihn herauszufinden. Denn in irgendeiner Weise hatte er es ihr angetan ...

...

Sie stand auf dem großen Balkon in der Nacht. Einige Mondläufe waren vergangen als sie hier, zuhause, beim Orden, eingetroffen war. Sie blickte in die tiefe, schwarze Nacht hinaus und der Wind pfiff an ihren Ohren vorbei und spielte mit ihrem schwarzen Haar. Lange Zeit beobachtete sie das Nichts, um ihre Gedanken zu sortieren. Um das zu ordnen, was sie gelernt hatte. Sie wusste, sie musste sich auf das konzentrieren, was sie lernte. Und nicht auf das, was so ein Genuß für ihre Augen war. Und doch blickte sie zum Mond hinauf und es schien fast so, als würde sie auf ihn warten.


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