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Sind wir nicht alle ein bisschen Eluive?
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Seranius Terbor





 Beitrag Verfasst am: 20 Apr 2008 22:29    Titel: Sind wir nicht alle ein bisschen Eluive?
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Sind wir nicht alle ein bisschen Eluive?




___Prolog___
Wilde Träume


Anmutig schlägt der Adler mit seinen starken Flügeln, er muss wieder etwas an Höhe gewinnen. Sanft streicht der Wind an den majestätischen Schwingen entlang. Sein aufmerksamer Blick richtet sich auf eine nahe Baumkrone. Die Blätter, die das Geäst umsäumen, scheinen ihm so scharf, als ob sie zum Greifen nah wären, doch weilen sie noch in weiter Ferne. Eine sonderbare Melodie liegt in der Luft, wie leiser Gesang, doch es ist ein Rhythmus, nachdem sich alle Blätter zu schwingen scheinen. Der Vogel legt die Flügel an, begibt sich in den Sturzflug. Rasch kommt der Baum näher, ein mächtiger Ast fällt ihm besonders auf, ein perfekter Landeplatz. Die Krallen kratzen über das Holz, doch er findet schnell halt. Plötzlich überkommt ihn ein seltsames Gefühl, er versucht sich vom Ast zu lösen, seine Klauen wollen aber nicht. Sein Blick wandert an sich herab, Panik überkommt ihn. Der Baum scheint ihn auf merkwürdige Art und Weise zu schlucken. Wo eben noch ein Adler saß, sitzt nur noch ein hölzerner Buckel, der immer weiter schrumpft. Was für ein überwältigendes Gefühl. Er ist nun der Baum. Eine angenehme Wärme umgibt sein oberstes Blattwerk, gleichzeitig spürt er die feuchte Erde, in die seine Wurzeln gebettet sind. Ein Mann steht vor ihm. Was hat er da in der Hand? Er hält es in beiden Händen und scheint damit auf irgendetwas einschlagen zu wollen. Eine Axt? Er schwingt sie! Die merkwürdige Melodie wird vom einem Kreischen verdrängt. Schmerzen, schreckliche Schmerzen blockieren seine Gedanken…

Seranius richtete sich auf, er war verschwitzt. Sein Blick wanderte durch die dunkle Kammer. Alles war ruhig. Es war nur ein Traum. Die anderen Kinder schienen zu schlafen Ein leiser Seufzer ging von ihm aus und er stieg aus seinem notdürftigen Bett aus Stroh. Schlaftrunken wanderte er durch die Bettenreihen hin zum Fenster, öffnete es einen Spalt weit und wagte einen Blick in die sternenklare Nacht hinaus. Der Mond stand hell am Himmel. Er machte das Fenster soweit auf, dass er seinen Kopf hinausstrecken konnte und lauschte der nächtlichen Stille. Doch dann zuckte er kurz zusammen. War da nicht grade wieder die seltsame Melodie aus seinem Traum? Er schüttelte den Kopf. Er war wohl immer noch nicht ganz wach. Schnell schloss er das Fenster, schlüpfte wieder in sein Schlaflager und schlug die Augen zu.



__Erster Akt__
Das Erwachen


Die dämmernde Sonne strahlte warm vom rötlichen Horizont herab und überzog die Landschaft mit einem zarten Leuchten. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf Seranius Gesicht. Die Sense geschultert, schlenderte er einen verwucherten Feldweg entlang. Seranius war ein überdurchschnittlich großer Bursche und von hagerer Statur. Sein langes, leicht gelocktes Haar fiel ihm wild über die Schultern. Er war in schmutzige, abgewetzte Kleidung gehüllt und die Hände und das Gesicht waren mit Dreck bedeckt. Ein langer, arbeitsamer Tag lag hinter ihm. Seranius war nicht alleine auf dem Feldweg unterwegs. Drei weitere Burschen liefen mit geschulterter Sense dicht neben ihm und waren ähnlich verschmutzt wie er selbst. Die Stimmung war ausgelassen, es wurde rumgealbert und herzhaft gelacht, man schien sich auf den wohl verdienten Feierabend zu freuen. Seranius war froh, dass er sich so gut mit den anderen Burschen verstand, die genau wie er zurzeit beim örtlichen Großbauern als Tagelöhner angestellt waren. Die Ländereien des Großbauern waren weitreichend und zur Erntezeit war er auf viele Tagelöhner angewiesen. Die Tagelöhner nahmen diese Gelegenheit gerne wahr, denn der Großbauer bot ausreichend Verpflegung und bezahlte gut. So machte sich auch Seranius auf den Weg. Das Leben als Tagelöhner und Vagabund war hart, aber viel anderes blieb ihm nicht übrig, seit er damals aus dem Waisenhaus fort gegangen war. Außerdem hielt er es nie lange an einem Ort aus. Er liebte das Umherwandern. Es machte ihm nicht sonderlich viel aus, dass er so ein bescheidenes Leben führen musste, denn er lebte sowieso am liebsten einfach in den Tag hinein. Wozu sich um den nächsten Tag sorgen, wenn man diesen Tag genießen kann? Es dauerte nicht lange, da durchquerte die Gruppe auch schon die Eingangspforte zum Hof des Großbauern. Man saß noch einige Stunden ausgelassen am Lagerfeuer und begab sich dann in den Arbeiterbaracken zur Ruhe.

Seranius teilte sich ein Hochbett mit Aidan, der etwa in seinem Alter war und mit dem er sich prächtig verstand. Es war mitten in der Nacht, als Aidan plötzlich aus seinem Schlaf geweckt wurde. Das Hochbett schien sich unruhig zu wackeln und er hörte merkwürdiges Brabbeln von unten. Aidan wagte einen Blick hinunter zu Seranius und erkannte, warum er geweckt wurde. Seranius wälzte sich unruhig hin und her, schien verschwitzt und brabbelte unverständliche vor sich hin. Geschickt sprang Aidan aus seinem Bett, um Seranius zu wecken. Seranius schreckte aus seinem Schlaf, starrte Aidan an. „Du hattest wohl einen schlechten Traum, da dachte ich, dass es besser wäre dich zu wecken.“ Seranius seufzte und blickte zu Boden. „Danke, aber ich habe öfters solche Träume.“ Aidan starrte ihn neugierig an. „So? Was sind das für Träume?“ Einen Moment lang herrschte Stille, dann blickte Seranius auf. „Es sind merkwürdige Träume. Träume von wilden Tieren, von weiten Wäldern, von merkwürdigen Flüstern, Gesang und einer sonderbaren Melodie voller Hoffnung. Aber sie enden stets mit Scherz, Tod und Verfall. Wer weiß, was das alles bedeuten soll. Ich habe diese Träume schon, seit ich ein kleiner Junge war. Es ist nie derselbe Traum, doch sind sie sich alle sehr ähnlich.“ „Hm, du bist wirklich merkwürdig, Seranius. Nun, wir sollten jetzt weiter schlafen.“ „Ja, du hast Recht. Ich denke, ich werde den Rest der Nacht ruhig schlafen können.“ Sie legten sich wieder in ihre Betten und schliefen.

Am nächsten Morgen waren sie schon früh auf, denn man hatte ihnen aufgetragen das Pferdegespann zu den Feldern zu fahren. Um nicht zu lange zu brauchen, hatten Aidan und Seranius beschlossen die Abkürzung durch den Wald zu nehmen. So fuhren sie den alten Waldpfad entlang. Es war früh am Morgen und der Nebel der Nacht hing noch zwischen den Bäumen. Beide schauten sich gelangweilt in der Gegend um, da fiel ihr Blick auf einen Vogel, der im Boden herumstocherte und einen Wurm herauszog. Aidan seufzte bei dem Anblick. „Der arme Wurm!“ Seranius zuckte mit den Schultern. „Das ist der Kreislauf des Lebens.“ „Hm, mag sein, aber es ist trotzdem ungerecht.“ Seranius schaute zu ihm herüber. „Ungerecht? Sieh es doch mal so: Der Tod des Wurms hilft dabei neues Leben zu schaffen.“ Aidan schaute ihn fragend an. „Neues Leben? Wie meinst du das?“ „Nun, der Vogel wird wohl mit dem Wurm seine Kücken füttern und damit ihr Überleben sichern. Das ist der Kreislauf des Lebens. Lebewesen werden geboren und sterben wieder um anderen Lebewesen platz zu machen. Das ist nicht ungerechter als, wenn wir einen Braten essen, nicht wahr? Dieser Kreislauf ist lebensnotwendig für die Natur. Wie könnten die Kirschbäume im Frühling blühen, wenn die alten Blätter im Herbst nicht sterben und abfallen würden?“ Aidan starrte ihn schmunzelnd an. „Du bist wirklich sehr merkwürdig. Beschäftigst dich wohl viel mit der Natur, was?“ „Eigentlich mache ich nur die Augen auf, wenn ich durch die Länder ziehe.“ Beide starrten sich eine Zeit lang stumm an, dann brachen sie in Gelächter aus. Einige Zeit später erreichten sie die Felder und man begann mit der üblichen Arbeit.

Stunden später läutete die Abenddämmerung den Feierabend ein. Aidan und Seranius mussten den nun vollbeladenen Wagen nun wieder zurückfahren. Sie hatten beschlossen wieder den Weg durch den Wald zurück zu nehmen, da er kürzer war und sie somit zurück im Hof sein konnten, bevor es wirklich dunkel würde. Doch schon nach einigen Minuten im Wald schienen sie sich verfahren zu haben. „Ich habe dir gesagt, dass wir vorhin hätten abbiegen müssen!“ Seranius schaute beschämt zu Boden. „Du hast ja recht, lass uns auf dieser Lichtung da umdrehen, dort ist genug Platz.“ Sie fuhren also noch ein Stück weiter den Weg entlang. Als sie der Lichtung näher kamen, fiel ihnen ein großer, länglicher Stein auf, der aufrecht aus der Erde ragte. „Siehst du diesen merkwürdigen Stein da? Wirkt wie eine Säule. Was das wohl sein soll“ Seranius antwortete mit Schulterzucken, sprang vom Wagen und ging zum Felsen. „Hm, er ist ganz zugewachsen. Aber was ist das? Ich glaube da ist etwas in den Stein eingeritzt.“ Seranius strich einige Efeublätter zur Seite und tatsächlich, es zeigte sich ein Symbol. Es war ein großer Kreis, der von länglichen, leicht kurvigen Strichen umringt war. Aidan beugte das Symbol vom Wagen aus kritisch. „Also das sieht aus wie ein Feuerball… hm… oder eine Sonne?“ Seranius schaute ihn fragend an. „Eine Sonne meinst du? Was soll das bedeuten?“ „Also, ich habe gehört, dass die Sonne das Symbol für die Göttin Eluive sein soll. Ich bin aber in solchen Dingen nicht sonderlich bewandert.“ Nachdenklich musterte er das Sonnensymbol. Eluive? Die Schöpfergöttin? Die Göttin, die alles Leben geschaffen, einschließlich ihn selbst. Ein Blick in die Natur reichte um die gewaltige Schönheit ihrer Schöpfung zu offenbaren. Es tat gut, sich als Kind dieser Schöpfergöttin zu fühlen. Nein, es war mehr als das. Er sah die Natur im Ganzen und auch sich selbst als Teil der Göttin selbst, denn sie durchdrang alles. Aidan wendete den Wagen und deutete Seranius durch einen Pfiff an, dass dieser aufspringen solle. Seranius löste den Blick von diesem Stein, drehte sich um und ging auf den Wagen zu. Er stockte. Was war das? „Hast du das gehört, Aidan?“ Aidan schüttelte den Kopf. Es schien wohl doch nur Einbildung zu sein. Seranius sprang geschickt auf den Wagen. Doch dann. Wieder dieser Rhythmus. „Hörst du wirklich nichts?“ Aidan starrte ihn ungläubig an. Seranius schaute sich um, begann zu lauschen. Er hörte das Platschen eines nahen Baches, dass Rascheln der Blätter im Wind, das Zwitschern von Vögeln in der Ferne. Doch dann. All diese Geräusche schienen in einander zu zerfließen. Sie schienen eine Melodie zu bilden, wie viele Instrumente ein Lied kreieren. Es war eine Melodie, die so fremdartig war und doch auf sonderbare Weise so anziehend. Es war, ja, es war die Melodie aus seinen Träumen! Ein warmes Gefühl der Ausgeglichenheit durchzog seinen Körper, er fing an zu lächeln. „Hörst du nicht dieses Lied? Hörst du es nicht?!“ „Nein, ich höre es nicht? Schnappst du jetzt völlig über?“ Aber Seranius antwortete nicht. Er schien wie im Rausch zu sein. Aidan machte sich Sorgen und spornte die Pferde an, auf dem Hof würde vielleicht jemand weiter wissen.

Es dauerte nicht lange, da erreichten sie das Gehöft auch schon. Aidan rannte in das Haus, holte Hilfe. Man brachte Seranius in eins der Betten, er wirkte immer noch wie trunken. Deshalb schloss man ihn vorsichtshalber ein. Seranius selber war wie von der Melodie gebannt. Aber sie schien leiser zu werden. Er wurde sich seiner Situation wieder klarer. Stimmen drangen dumpf durch die Wand. Man schien darüber zu diskutieren, was mit ihm sei. Der Großbauer schien wütend, da er wohl annahm, dass Seranius einen über den Durst getrunken habe und er hasste Unzuverlässigkeiten während der Arbeit. Seranius richtete sich auf. Die Melodie war nun nur noch wie ein Hauch. Er schloss die Augen. Da bildete sich ein Bild in seinem Kopf. Er sah eine Art Hain, der von Nebel durchzogen schien. Flüstern ging aus dem Nebel hervor. Er verstand es nicht und doch verstand er, was das Flüstern sagen wollte. Er fühlte, dass es ihm die Richtung weisen wollte. Instinktiv schien er zu wissen, dass er sich auf eine Wanderschaft begeben sollte. Am Ende dieser Wanderschaft würde er verstehen, was es mit all den Träumen und der Musik auf sich hätte. Er sah Menschen aus dem Nebel treten. Ein kleiner Kreis von Personen. Sollte er diese Leute finden? Ja, er musste sie finden. Seranius schlug die Augen auf. Rasch nahm er seine Sachen zur Hand, band sich seinen Reisebeutel um. Er ging zum Fenster öffnete es, dann verschwand er in die Dunkelheit. Die Tür des Zimmers sprang auf, der Großbauer trat ein und blieb abrupt stehen. Das Zimmer war leer, das Fenster stand offen. Der Tagelöhner war fort gelaufen. Nie sollten sie ihn wieder sehen.


Zuletzt bearbeitet von Seranius Terbor am 22 Apr 2008 14:27, insgesamt 3-mal bearbeitet
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