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Lehrjahre sind keine Herrenjahre
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2007 19:59    Titel: Lehrjahre sind keine Herrenjahre
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Lehrjahre sind keine Herrenjahre
Kap. 1: Der erste Schritt

Das Zimmer war schäbig und wurde wohl mitsamt des süßlichen Geruchs von Schimmel vermietet. Es störte Raskar ebensowenig wie der Lärm der Schiffe, die nun in den frühen Morgenstunden gelöscht wurden. Überhaupt gab es wenig, dass den Mann nun noch aus der Ruhe bringen konnte. Er saß auf seinem Bett, welches scheinbar nur vier splittrige Seitenleisten davon entfernt war, eine Pritsche in einem Kerker zu sein und hantierte an einem kleinen, stahlgrauen Ring herum. Er ließ ihn in der Rechten kreisen und betrachtete verträumt die Schatten und Kontraste, welche sich durch seine Haut, den Ring und dem Spiel der einzigen Kerzenflamme im Raum zeigten. Dieser Ring war wertvoll, stellte er doch den einzigen Beweis seiner Herkunft, seines Blutes dar. Von Donnerklamm – kein berühmter, doch ein berüchtigter Name. Niemals war einer dieser Blutslinie zu großem Ruhm oder Ansehen gekommen und stets musste sich jede Generation aufs Neue gegen Beschuldigungen und die abartigsten Gerüchte erwehren.

Diese Aufmerksamkeit war es, die Raskar vermeiden wollte, als er den Ring am Kai von Rahal von seinem Finger zog und in der Robe verschwinden ließ. Er hatte Aufgaben zu erfüllen, die aus seiner Sicht auch oder grade ohne einen Namen, ohne Beobachtung von Seinesgleichen, schaffbar waren. Die erste Hürde der diplomatischen Forderung seines Vaters sollte nun, hier, in dieser gottverlassenen Taverne in einem einfachen Fischerdorf in Angriff genommen werden. Auf einfachstem Pergament, in wunderbar gleichmäßigen Lettern, wurden die Worte verfasst, welche das nächste Kapitel im Leben des Adligen aufschlagen sollten: Die Bürgerschaft in der Heiligen Stadt. Raskar eilte sich nicht und wählte die Worte mit Ruhe und Bedacht, auch wenn die Sorgen ihn heimsuchten beim Gedanken an die Stadt der Städte.

Vater hatte gesagt, der Glaube sollte am stärksten in den Worten sein, damit er den klaren Geist nicht fesselt, erinnerte Raskar sich mit einem beherzten Schmunzeln. Sein Vater war als Freiherr zu unbedingtem Gehorsam und Loyalität zu Rahal verpflichtet, doch dies hatte niemals Auswirkungen auf den Glauben gehabt, welcher allenfalls zu den sehr seltenen öffentlichen Anlässen ausgerufen wurde. Wie auch seine Geschwister und alle seine Vorfahren war dieser Mann frei von Fanatismus aufgezogen worden. Die Bibliotheken waren reich und enthielten in den richtigen Ecken Werke aus allen Glaubensrichtungen – so schien es kein Wunder zu sein, dass die Erzählungen über Bruderkrieg und alle anderen Details der Göttergeschichte angehört und akzeptiert, doch niemals weiter beachtet wurden.

Im flackernden Licht der Kerze, in einer zugigen Entschuldigung für ein Zimmer, schrieb Raskar die Worte, welche den ersten Schritt in den Moloch des Zentrums einer ganzen Weltbewegung darstellten. Dabei tat er sich seltsam schwer, hatte keine große Lust und eine Stimme belästigte seine Gedanken immer wieder. Warum den Dienst an der Waffe tun? Warum nicht verschollen bleiben? Er war niemals als Sohn des Herrschers über die Donnerklamm eingetroffen und der Gedanke an die Templerschaft nahm ihm die Lust, vor allem den Glauben an die Einfachheit dieses Unterfangens: Anders, als die verbannten Wanderprediger würde einer, dessen einziges Streben der Fanatismus ist, ihn schnell enttarnen oder gar soweit indoktrinieren, dass der Glaube tatsächlich Teil von Raskars Leben werden würde. Eine Vorstellung, die kalte Schauer über den Rücken jagte und die Stube fernab von Pantherstatuetten und letharischem Scharfsinn auf Anhieb heimeliger und gemütlicher machte.

"Es ist eine Prüfung, Sohn", hatte sein Vater gesprochen, als sie einander verabschiedeten. "Es ist nötig, auf dass Rahal niemals auf den Gedanken kommt, unseren Herrschaftsanspruch anzuzweifeln. Trage Sorge dafür, dass du als Gläubiger kommst und als Fanatiker gehst und den Pfaffen und Schlächtern wird niemals die Lust kommen, die Donnerklamm auch nur zu besichtigen."

Das Kratzen der Feder brach ab und im Raum wurde es sehr still. Raskar lächelte auf und lehnte sich zurück, denn da war noch eine Aufgabe, die ihn erwartete. Eine, die seine Lebensgeister umso stärker in Wallung brachte. Trotz Jahren der unerbittlichen Erziehung konnte selbst ein stattlicher Vertreter von Ehre und Stolz nicht verleugnen, wenn sein Herz nach einer Verbindung rief, die weit über Freundschaft und Bekanntschaft hinausging. Endlich war ihm freie Hand gegeben worden und er war sogar aufgefordert worden – vom Vater auf elegante, von der Mutter auf sehr offene Art und Weise – dem Geschlecht derer von Donnerklamm einen weiteren Erben und sich selbst somit eine „vorteilhafte Partie“ zu sichern. Eine Partnerin sollte Raskar finden, die über den Makel seines Aussehens und über den Fluch seiner trügerischen Macht hinwegblicken konnte, um zu sehen, was dereinst auch seine Mutter in seinem Vater gesehen hatte.

Schönheit war reich vorhanden, doch gab es nur wenig Herz und Geist. Erst eine Frau war in der Lage gewesen, den ziehenden Adligen zu begeistern, in ihren Bann zu schlagen. Eine Frau, die bedrohlich faszinierend wirkte, selbst nach einigen Stunden der Ruhe. Taralea…

Es half alles nichts. Der Brief wurde lieblos und mechanisch beendet, während der Geist andere Wege beschritt. Selten hatte Raskar eine Verpflichtung gegenüber seinem Geschlecht als so schwere Bürde empfunden. Es bereitete ihm umso mehr Sorgen. Trotz allem wurde das Schreiben beendet und erntete ein spöttisches Schmunzeln, als Raskar sich die Zeilen ein letztes Mal verinnerlichte...

Verfasst am 17. des Alatner Mondes im Jahre 250 des All-Einen Herren

Zu Händen der ehrwürdigen Statthalterin Frau Alexa N’yota

Der allumfassende Segen des einzig wahren Herrschers, dessen Name voll Stolz und Stärke in unser aller Geiste klingen mag, sei Euch zueigen in diesen schweren Zeiten des Krieges. Ich, Raskar Donnerklamm, ersuche Euch um einen kleinen Teil eurer Zeit, auf dass Ihr dieses Gesuch mit eurer unsagbar kostbaren Aufmerksamkeit bedenkt. Mein Anliegen ist das eines jeden guten Gläubigers und bedarf somit kaum einer Erklärung, schreibe ich euch doch, um Euch um das Recht zu bitten, meinen Dienst an der Waffe als vollwertiger Bürger der höchsten aller Städte zu erfüllen.

Somit bitte ich Euch darum, mir die Gelegenheit zu geben, bei euch vorstellig zu werden, um den ersten und wichtigsten Schritt im Leben eines Gläubigen Schwertpilgers zu tun, nämlich um die Einbürgerung zu bitten.

So entbiete ich euch die höchsten Grüße, Schutz und Weisheit auf Euren dem Herren treuen Wegen

Raskar Donnerklamm
Schwertpilger


Der erste Schritt in die Fänge des Panthers.

"Die Vernunft steh' mir bei in dieser Zeit des Wahnsinns..."
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Taralea Mirrosil





 Beitrag Verfasst am: 19 Dez 2007 22:19    Titel:
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Die ruhigen Atemzüge aus dem Schlafraum drangen kaum wahrnehmbar an ihr Ohr. Leise klappte Taralea das Buch zu und ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. Es war eine lange Nacht gewesen. Vor ihrem Auge erwachte das Anwesen zum Leben. Die ersten Sonnenstrahlen krochen durch die Gräser und die Katzen begannen sich zu strecken. Nicht mehr lange und die ersten Patienten würden an die Türe der kleinen Heilstube klopfen. Noch ein paar Minuten Ruhe. Noch ein paar Augenblicke der Stille.
Sie hatte kein Auge zugetan. Zuviel war geschehen, schwirrte ihr durch den Kopf.

Da war dieser unsägliche Streit mit Janus. Warum musste er auch immer so stur sein? Naja, sie war vielleicht noch mehr Dickkopf aber... Ärgerlich wischte sie den Gedanken beiseite. Er hatte es eskalieren lassen. Basta!

Sie angelte ihren Teebecher herbei und nippte daran. Na wunderbar. Kalt. Genervt stellte sie die Tasse auf den Tisch zurück, griff zum Buch und erhob sich. Als sie die Geschichten über Märchenwesen ins Regal zurückschob, fiel ihr Blick auf ein Exemplar von Schriftsammlungen. Alt. Sehr alt, um genau zu sein. Die sieben Siegel, lautete der Titel. Ein kleines Schmunzeln und schon sah sie sein Gesicht wieder vor sich. Helle Haut. Heller, als Taralea jemals zuvor gesehen hatte. Bleich und unnatürlich, als sei jedes Blut daraus gewichen. Das tiefschwarze Haar tat wenig dazu bei, den Anblick zu mildern. Dafür wirkten seine Augen umso faszinierender. Zwei verschiedene Augenfarben...

Sieben Siegel... Sechs davon hatte sie in Rekordzeit gefunden. Was mit einem netten kleinen Plausch begann, hatte sich rasch zu einer tiefgründigen, hochinteressanten Unterhaltung entwickelt. Nie zuvor hatte sie einen Bewohner Rahals getroffen, der nicht von seinem Glauben und seiner Treue zu Alatar durchtränkt war. Diese Wanderprediger, die sich in den angeblich so hohen Norden verirrt hatten, schienen ihre Aufgabe mit sehr mangelhafter Gründlichkeit angegangen zu sein. Nun ja, ihr sollte es recht sein. Panthergläubige konnten zuweilen etwas... anstrengend sein.

Eigentlich sollte es nur ein kleiner Wein sein. Nach den erledigten Einkäufen wollte sie sich in der Taverne ein wenig aufwärmen, ehe sie den Rückweg antrat. Der Wirt hatte ihr ein Glas seines Besten gegeben, dennoch hallten immer noch Fetzen der Diskussion in ihren Ohren. So hatte sie gar nicht bemerkt, wie er zu ihrem Tisch getreten war. Höflich, doch offensichtlich überzeugt, keine Abfuhr zu erhalten, hatte er sich ihr vorgestellt und seine Gesellschaft angeboten. Alles war ihr Recht, so sie nur auf andere Gedanken kam. Ein gedankliches Lächeln...

Das Schmunzeln auf ihrem Gesicht brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Träumerin, an die Arbeit mit dir! Sie straffte die Schultern und griff zu ihrem Umhang. Da warteten Katzen auf ihr Frühstück!
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 20 Dez 2007 00:06    Titel:
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Kap. 2: Wilder Wein

Wann darf der freie Geist von Freundschaft sprechen? Wenn der Zahn der Zeit ihm die Feinfühligkeit abnagte, um die Fehler des anderen zu bemerken, oder ist es das Gefühl in Herz und Geist, was einem verrät, wann ein Fremder kein Fremder mehr ist? Den besten Rat würde del Karesdo wissen, den amüsantesten meine ehrwürdige Frau Mutter – und beide sind sie mir hier fern. Eine Entscheidung beruht auf Rationalität, doch ist die Freundschaft eben der letzte Pfeiler, welcher sich dagegen stützt, die Emotion aus dem Geist zu streichen. Rational gesehen, mein stiller Begleiter, ist alles Freund – ist nichts Freund.

Wenn dieses Pergament auch nur eine Frage beantworten könnte, so sollte es sprechen und mir sagen, ob sie als Rettung oder durch die Verdammnis zu mir geschickt worden ist. Taralea Mirrosil, die Wildblume. Ist es meine Sehnsucht oder ihre Macht, die wilde Wurzeln ihrer Art in meinem Herzen gedeihen lässt?


Raskar wusste, dass das Pergament ein schlechter Gesprächspartner war. Es schwieg wie die meisten Frauen, welche er mit ein wenig Literatur und Theater auf ihre Lebensfähigkeit geprüft hatte. Und doch war es somit perfekt, denn es konnte sich den zahlreichen Gedanken des ziehenden Adligen nicht erwehren. Jede Seite war eng beschrieben, das Schriftbild war von höchster Perfektion und konnte selbst einer hoffnungslos überfüllten Seite einen Hauch von stilsicherer Schönheit angedeihen lassen. Raskar schrieb, wenn er Zeit hatte, denn dann waren es die Gedanken, die ihren Tribut einforderten und auf ihn hineinstürzten. Auf Gerimor hatte er sehr viel Zeit.

Taralea Mirrosil. Sollte sie nicht zufälligerweise das gleiche Versteckspiel wie er betreiben, wäre sie eine Bürgerliche, eine von einfachem Blut. Ein gewichtiges Argument für einen auf Brautschau ausgerittenen Junggesellen aus blaublütigem Hause – trotzdem gefiel sie ihm. Mehr, als die Damen, die man einlud und ihm auf der Donnerklammfestung vorstellig machte. Sie waren die Reste, die unschönen auswürfe, welche man vom eigenen Hof verbannen und recht gerne ins steinige Nichts des Nordens verschenken wollte. Sie waren manchmal schön, manchmal klug, doch selten beredt oder mehr als nur interessiert an der Größe des Landes, an den Fördermengen und der Farbe seiner Haut. Taralea wollte nicht zuerst das sehen, was ihr gehören könnte im Falle eines so bedeutungsschweren Schrittes. Sie sprach mit ihm, dem Mann, welcher unter dem Makel seines Geschlechts zu finden war. Aber sollte es so einfach werden, einen Menschen zu finden, dessen Geist dem seinen wohlige Schauer, seinem Gesicht ein ehrliches Lachen bescherte?

„Die Wildblume“, sinnierte Raskar in der von Kerzenlicht erhellten Stube in der Herberge zu Tirell und ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. „Nein.“ Sie war keine Blume, kein so unbedeutendes Gewächs, welches aufblühte und verging. Ihre Worte waren von süßer Bitterkeit, ihr Blick eine bleibende Erinnerung in dunklem Grün. Sie war viel mehr…

Das Klopfen beendete das Grübeln Raskars, dessen Geist seinem Körper so fern gewesen war. Nun kehrte er zurück und fand den Leib mit müde ausgestreckten Gliedern auf der breiten Bettstatt wieder. „Verzeihung, Herr Donnerklamm. Ihr fragtet nach einem Mahl – mein gutes Weib wärmte Euch noch auf, was über den Tag nicht gegessen wurde.“ Ein bäuerliches Essen aus groben Tonschüsseln mit splittrigen Holzlöffeln ließ den Appetit erst so richtig aktiv werden. Er verkroch sich unter Abscheu und Lustlosigkeit. „Mein Dank sei Euch und eurem Weib gewiss, guter Mann. Ich mache mich noch zurecht und werde sodann das Nachtmahl zu mir nehmen. Bringt es bitte herauf und stellt es vor die Türe.“

Das Essen war ein Abenteuer, das besser ausging, als er erwartete. Es war ein sehr grober, kräftiger Eintopf, welcher wohl ausreichte, um einem Wanderer die nächsten Wegzehrungen zu ersparen, einfach, weil der zähflüssige, mehlige Zusatz zu dem mageren Fleisch und den Kartoffeln wohl alle Gedärme auf das Übelste verstopfte und das Völlegefühl über den längsten Zeitraum sicherte. Es schmeckte. Wenn man über den Geschmack des abgekochten Fettes und das fehlende Salz hinwegsah, gab es nichts, dass dem Gaumen störend auffiel. Da war nicht mehr. Dieses Manko hatte der Wirt wohl mit einberechnet, denn nebst dem grob geschnitzten Löffel, welcher verräterisch in mehreren Farben glänzte, fand sich auf dem Tablett ein tönerner Krug, dessen Inhalt schwer und süß in die feine Nase Raskars zog. Diesem Wein verdankte der Eintopf seinen Geschmack, seine Genießbarkeit und vor allem eine Verflüssigung, die das Schlucken der kulinarischen Besonderheit erleichterte.

Als der Eintopf schon lange verspeist war, saß Raskar mit dem Krug in Händen in dem halb erhellten Zimmer und sah aus dem Fenster in die Ferne, sah den finsteren Sumpf, wie er selbst unter dem Vollmond jedes Licht zu verschlucken schien. Jeder Schluck des Weines ließ den Mann aufschmunzeln. Der Geschmack war nicht fein, sondern stark, nicht perfektioniert, sondern offen. Er schmeckte ehrlich.

„Wilder Wein.“

So schmeckten auch diese Worte. Der verträumte Blick auf das dunkle, schwere Rot der Flüssigkeit ließ Raskar seine Gedanken offen aussprechen, leise, gar melancholisch.

„Oh du wilder Wein, lass meine Gedanken schwer und meine Zunge leicht werden. Lass mich dich fürchten und verlangen.“


Zuletzt bearbeitet von Raskar Donnerklamm am 20 Dez 2007 00:13, insgesamt einmal bearbeitet
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 26 Dez 2007 01:55    Titel:
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Kap. 3: Zwei Wege

Selbst das Essen hatte noch den interessanten Nachgeschmack des Tees. Einfache Kost musste nicht immer auch einfache Geschmäcker bieten. Da war durchaus die Möglichkeit, einem Menschen den Gaumen zu schmeicheln ohne größere Ausgaben und Einfuhr seltenster Gewürze. Man musste nur wissen, wie es geht. Taralea wusste es. Dass der Wirt der Tireller Herberge eben nicht wusste, wie er seinem Essen zu Geschmack verhelfen konnte, stellte Raskar in dieser Nacht ausnahmsweise zufrieden. Warum sollten die Kartoffeln nicht etwas nach der Würze des Tees schmecken? Es war wie eine kulinarische Version der „Endlosen Vergänglichkeit“, geschrieben durch Ragensell - mochte er in Frieden ruhen.

Als der letzte Bissen den Weg in den Magen gefunden hatte, zögerte der ziehende Adlige seltsam lange damit, den Wein zu trinken, welcher zum Ende der Mahlzeit hin normalerweise schon um die Hälfte geleert wäre. Fast schon mitleidig führte er den Krug zum Mund und zollte dieser süßlichen Kräutermischung einer so faszinierenden Frau ein letztes Mal Tribut, ehe er das Gefäß anhob und mit der leichten Bitterkeit die letzten Reste des gemeinsamen Abends hinfortspülte. Raskar tat es fast Leid, doch wollte der Durst und die Neugier gestillt werden. Neuer Wein, neues Glück. Dieser jedoch schmeckte alt. Nicht ehrwürdig und in Würde gealtert, sondern von gar anmaßend unstetem Aroma. Dieser Wein war etwas, was man als Verbrechen bezeichnen konnte. Eine Mixtur, ein Bastard der Rebensäfte. Und der Geschmack von süßem Tee war fort.

Das kleine Buch war das einzige, welches seine Gedanken erfahren sollte. Stets höflich und ohne Interesse an offenem Streit mit einfachen Bürgern, war Raskar nicht danach, eine so ungeheuerliche Feststellung mitten in der Nacht an den Wirt zu tragen. Er würde warten, denn sein Etablissement nicht verlegen können. Stein war bemerkenswert immobil.

Mein Stiller Begleiter, ich schreibe dir mit einem Herzen, welches fliegen will, doch von schweren Ketten gehalten wird. Ein Tag ist eine bemerkenswerte Anhäufung von Launen des Zufalls, fast so, als würden die Geschicke einander ihren Erfolg nicht gönnen. Ich tat den zweiten Schritt in die Richtung meiner Pflichten, zugleich scheint ein Licht heller, fast, als würde es mir umso leidenschaftlicher den Weg deuten, dessen Verlauf fernab von kalkuliertem Risiko das einfache Glück bedeutet. Sollten die Götter so ihren Zwist austragen, sind sie allesamt der Grausamkeit überführt, denn je weiter ich gehe in den Schlund, desto mehr wünsche ich mir, ein anderer zu sein. Jemand, der nicht die geistige Streckfolter über sich ergehen lassen muss. Ein freier Mensch.

Es war das gleiche Zimmer, Raskar war der gleiche Mann. Zumindest war er der festen Überzeugung, dass sich nichts verändert hatte nach dem Eintritt in die Garde Rahals. Er unterstand nun Bürgerlichen ohne Blutslinie, welche vielleicht noch nie ein Buch zu Gesicht bekommen haben. Sie waren ungebildet, einfach, waren wie geschaffen für ein Leben zwischen klirrendem Rüstzeug und mageren Quartieren – und er war nun mitten unter ihnen, war am vergangenen Tag Teil davon geworden für die nächsten drei Jahre. Er ließ die Bilder, die geblieben waren von dieser offiziellen Einkerkerung, nochmals vor seinem geistigen Auge erscheinen: Die Adjutantin Mirvyn Tefra, wie sie ihm Fragen über das Pantheon Alatars stellte in einem von Stein dominierten Saal, die Landsknechte Stibbyr und Lypsan , wie sie ihn mit zwielichtiger Freude zwischen ausgelegenen Betten begrüßten. Die Überreichung einer Rüstung, welche vielleicht sogar aus dem kostbaren Erz der Donnerklamm geschmiedet, somit nicht mehr als sein Eigentum war. Diese Ereignisse hingen wie eine finstere, dichte Wolke über seinen Gedanken und schienen ihm selbst den Raum zu verdunkeln. Raskar verstand nur langsam, was es bedeutete, Besitz zu sein. Nicht willenlos, doch ohne Anspruch auf eigenen Willen, nicht verstummt, doch dazu berufen, stumm zu ertragen. All das für die Donnerklamm.

„Der, der das Wohl vieler über das Wohl weniger stellt.“

Unwillkürlich kamen die Erinnerungen an die Worte Taraleas wieder auf. Sie definierte Heldentum mit Aufopferung, mit Opferbereitschaft. Das Kratzen der Feder verewigte in wenigen Momenten die weiteren Gedanken des gebundenen Mannes, welcher den Wein beiseite gestellt hatte, einzig, um die Linke an die Schläfe greifen zu lassen.

Stiller Begleiter, du darfst mich ehren und bewundern. Ich bin ein Held, obwohl ich niemals darum gebeten habe, es zu werden. Vielleicht wird sie mich ehren und bewundern, sollte sie jemals alles erfahren. Vielleicht wird sie mich auch hassen. Ich bin das, was über ihr steht. Ich bin das, was sie nicht akzeptieren wird. Ich bin das, was sie nicht akzeptieren soll. Quanaters Tragödie war fesselnd, nun scheint es mir fast, als würde ich dem Protagonisten die Ehre geben, sein Streiten in die reale Welt zu tragen. Zwei Sterbende und nur eine Medizin.

Der Anblick der Bettstadt erheiterte Raskar, als er aufsah. Da lagen das Buch, welches um weitere, scharfe Linien ergänzt worden war, der Federkiel und das kleine Fläschchen Reisetinte aus dickwandigem, milchigem Glas, jedoch: Nur knapp daneben thronte das Schwert auf der gefalteten Decke.

Langsam lehnte sich Raskar zurück, der sehr unschicklich im Schneidersitz auf dem Bett gesessen hatte. Er legte sich in die weichen Kissen und starrte an die Decke, welche weiß war, nur hin und wieder unterbrochen durch die massigen, tragenden Bohlen. Die Schatten des Holzes zitterten über den teils rissigen Putz und schienen das Leben wiederzugeben, das sich in der Stille des Raumes zu halten suchte. Es hatte etwas von Straßen voller Menschen, die geschäftig in der Nacht mit Fackeln herumzogen. Ein Lynchmob war die erste Assoziation. „Würde man mir Fackeln und Hämmer geben, kehrte ich mit einer Gefährtin und mit Krieg zurück, statt mit einem besänftigten Rahal hinter mir?“ Keine Ratgeber. „Kann Hass und Liebe parallel gelebt werden?“ Keine Lehrer. „Kann etwas geliebt werden, was zum Hass herangezüchtet wird?“ Keine Antworten.

Unruhe machte sich breit, wie sie zuvor nach der Aufnahme in die Garde Rahals aufgekommen war. Alles war eine Fassade gewesen, die so unnachgiebig wie die Mauern der Donnerklamm war für jene, die es abzuwehren galt. Trotzdem brandete sie nur gegen etwas, das stärker war. Nur ein Bild von grünen Augen, langem Haar und einem tiefen Lächeln.

Er hatte ihr ein Staatsgeheimnis anvertraut. Eine Bürde, die selbst in der Donnerklamm nur wenige Menschen kannten. Er bereute es nicht. Raskar musste einsehen, dass ein anderes Gefühl hervorkam, alles andere hinfortwehte wie trockenes Blattwerk: Zufriedenheit. Er hatte sich ihr etwas weiter geöffnet und vieles in ihm schrie danach, das Versteckspiel und jede Vorsicht einfach hinfortzuwerfen. Raskar von Donnerklamm war nicht zum Schauspieler geboren. Es schmerzte, Vertrauen zu bekommen für eine Lüge, ein Trugbild.
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 27 Dez 2007 00:40    Titel:
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Kap. 4: Röslein auf der Weide

Tock, tock, klack, tock.

Eine nicht sehr erhabene Geräuschkulisse, die sich Raskar offenbarte. Aber was konnte er auch erwarten. Er beobachtete lediglich zwei Gardisten dabei, wie sie ein wenig mit abgenutzten Holzstücken herumfuchtelten, seltsam bedacht darauf, nicht die Verteidigung zu durchbrechen. Einer von ihnen war älter, der andere wuchtiger als alles, was vor dem frischen Landsknecht jemals mit Waffe in Erscheinung getreten war. Sie schienen beide die ungewollten Schandflecke der Garde darzustellen, denn niemals suchte ein anderer mit ihnen näheren Kontakt. Man sprach mit dem Breiten, doch gab sich niemand Mühe dabei, seine Abscheu zu unterdrücken. Man lachte mit dem Alten, zählte dabei die Tropfen, die seine zitternde Hand verschüttete. Bei beiden bahnte sich etwas an, was in dieser Stadt keine Zukunft hatte. Vielleicht wusste es der Alte, denn sein Blick war niemals ruhiger als an jenem Tage. Schwäche war verabscheuungswürdig. So dachte und lebte man in Rahal. Beide Gardisten waren schwach. Wann würde man sie fallenlassen? Keiner von ihnen konnte auf mehr als einen jämmerlichen Rang zurückgreifen. Sie waren nicht gealtert, sie waren verwest.

Tock, klack, … „Ahrrr! Verdammter alter Sack! Was fällt dir... meine Hand!“

Die Beschimpfungen tat sich Raskar nicht an. Es war die unschönste Form der Sprache und war ihm unangenehm wie hartes Brot oder verwässerter Weißer. In etwa dieser Eindruck blieb zurück, als er mit auf dem Rücken verschränkten Armen den Innenhof des Kastells verließ, um sich auf den Weg zur Innenstadt zu machen. In dieser Stadt gab es keine große Brüderlichkeit, es schien eher, als wartete alles und jeder auf den Fehler seines Nächsten. Ein Kampf, jeder gegen jeden. Ein falsches Wort, ein falscher Blick und man konnte sich glücklich schätzen, nur einen Dolch zwischen die Rippen zu bekommen. Anderen erging es schlimmer. Tot endeten sie allesamt.

Der Wind ließ sich abhalten von den Mauern und verzweigten Gassen. Was blieb war der stetige Schneefall. Er tauchte selbst die dutzenden und aberdutzenden Götzenbilder in ein unnachgiebiges Weiß, welches stetig von eifrigen Gefolgsleuten des Staatsglaubens entfernt werden musste. Als würde man ihnen die Luft zum Atmen mit ein paar weißen Flocken nehmen, karrten sie Salz und kochendes Wasser zu den größten Bildnissen des Alkas und des Panthers. Feuer wurden entzündet oder umso großzügiger mit Holz und ketzerischen Schriften gefüttert, während auf der anderen Seite der Stadtmauer der Tod seine eisigen Finger auf die Herzen heruntergekommener Lumpen legte, welche fast dankbar waren für… eine Reise in Krathors Reich?

Endlich erblickte Raskar den Mittelpunkt der Stadtgeschäfte. Den Marktplatz, hinter welchem schauerlich düster der Aufgang in die höchsten Viertel wartete. Neben der Treppe zum Höchsten unter den Dienern, der Gestalt des Alka, erwartete Raskar etwas sehr viel Besseres: Sein vorläufig angemietetes Heim in der Taverne „Zum Blutroten Kelch“. Eine exklusive Bleibe, welche selbst als Taverne und Herberge die Affinität des Rahaler Reiches zum Lebenssaft kundtat. Blut war beliebt, so schien es Raskar. Beliebt im eigenen Körper, beliebter, wenn es aus einem anderen Menschen floss. Rot war Teil der offiziellen Farben, zusammen mit einem Schwarz, welches erfrorenen Gliedmaßen in nichts nachstand.

Mit ruhigen Schritten erklomm Raskar die Treppe, schloss seine Türe auf der einen Seite auf und kaum, dass er im Raum war, auf der anderen Seite wieder sorgfältig ab. Er hatte sein Nachtlager erreicht nach einem weiteren Tag, welcher keiner eindeutigen Farbe zugeordnet werden konnte. Wiedereinmal war Raskar entrückt bei der schier unglaublichen Menge von Eindrücken, die ein eindeutiges Bewerten der vergangenen Stunden unter den tiefen, grauen Wolken des Winters verhinderte. Fanatismus war allgegenwärtig, selbst der belesene Bibliothekar nur bewandert in den Thesen, Theorien, Erzählungen und Chroniken von ein und derselben Seite. Vom kleinsten Buben bis zum ältesten Schachspieler: Sie lebten, atmeten und starben, ohne jemals die andere Seite der Medaille gesehen zu haben. Allein das Mitleid mit so vergeudeten Leben hätte Raskar das Genick gebrochen, das wusste er. Mit Glück war da keiner, der seine Gedanken durch Magie und Scharlatanerie an die Oberfläche bringen konnte.

Wieder blieb nur eine Möglichkeit, das Unverständnis stillschweigend zu ertragen, obwohl die Vernunft sich wie unter Schmerzen wand bei jedem weiteren Gedanken an die Stadt der Städte. Die einzelnen Seiten raschelten leise, als der ziehende Adlige etwas Platz für weitere, häretische Gedanken suchte.

Werter Gefährte, deine Geduld ist unnahbar und nichts aus Fleisch und Blut wird sie jemals erreichen. Aber deine Schweigsamkeit ist mir zuwider, denn sie ersetzt mir nicht, was ich so sehr vermisse: Konversation. So schütte ich in einen tiefen Brunnen, der verschweigt und aufnimmt, doch niemals einen Tropfen des kühlen Klars wieder zutage fördern wird. Du kannst nicht sprechen, mich weder beraten noch belügen. Du lebst nicht. Was ist aber mit dem Törichten, der mir von Salirtuk und seinen Schlachten berichtet, obwohl jener bewiesenermaßen nur über niederes Bauernblut hinwegritt? Er tat es voll des Stolzes, doch besiegten seine tapferen Mannen nie mehr als Mistgabeln und den eigenen Durst. Lebt der Harfner, wenn er sich ein Leben innerhalb der gegebenen geistigen, von dem Klerus vorgeschriebenen Grenzen aufbaut? Lebt er? Lebt der Knabe, der mit einem von Eisen eingefassten Weg geboren wird und nicht links, nicht rechts schauen kann? Wieder nur Schweigen.

Die Stille lag schwer im Raum, ehe sich Raskar ein weiteres Mal dazu aufraffte, etwas in sein Büchlein zu schreiben. Diesmal jedoch konnte er sich eines Schmunzelns nicht erwehren, denn diese Zeilen widmete er einer Bekanntschaft, die in ihrer Eigenart kaum belustigender sein könnte.

Doch da ist noch etwas, werter Begleiter. Der Mangel einer Anstandsdame machte sich bemerkbar, als ich es heute wagte, einer Dame Rahals mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine bezaubernde Gestalt, zerbrechlich in ihrer Natur, von sanftem Gemüt. Aber die Götter scheinen wieder ihren Unfug mit mir zu treiben, verliehen sie ihr doch die stärksten Dornen, die man einem solchen Geschöpf von Schönheit geben konnte. Sie ist von besserer Herkunft und fraglos angesehen in der Heiligen Stadt, beschrieb sie ihre Blutslinie doch als „Templerfamilie“. Ein bitterer Spaß, der mir vielleicht Antwort sein soll auf die Fragen, die mir am Vortag noch im Geiste widerhallten. Kann Liebe und Hass parallel existieren? So sie nicht von gar meisterhafter Theatralik schöpft, ist Lieblichkeit tatsächlich Teil ihres Lebens, wie es auch brennender Hass sein muss. Annalisa van Gwinheer.

Der Name wurde gekostet und hatte einen bitteren Nachgeschmack. Sein Vater hatte von vornherein Recht gehabt, als er sprach, dass ein Weib vielleicht schwieriger als ein Weg durch den Wahnsinn zu finden wäre. Auflagen der Gesellschaft, seines Vaters, seiner Mutter – alle türmten sich auf und ließen nur wenig, vielleicht überhaupt keinen Raum mehr für das eigene Herz und die eigenen Gedanken. Taralea hatte kein hohes Blut, war weder reich noch belesen. Raskar mochte sie, tagträumte über unmögliche Möglichkeiten. Annalisa war sein Tod und doch erwischte sich der Adlige dabei, auch ihr einige Momente des Müßiggangs zu widmen.

„Herr Sohn, es wird nicht einfach. Ich will mir den Atem und Euch die Zeit sparen, so hört meine Worte: Die Dame eures Herzens wird Euch nicht in die Arme fallen. Ein Edelstein liegt nicht auf dem Boden, man muss nach ihm graben und das Narrengold vergessen.“

All dies für die Donnerklamm.


Zuletzt bearbeitet von Raskar Donnerklamm am 27 Dez 2007 00:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 30 Dez 2007 16:33    Titel:
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Kap. 5: Fehden

Das Rumpeln der Kutsche dröhnte ununterbrochen und mit fast schon herzlicher Penetranz durch die Nacht. Wie gewohnt, brachte der Kutscher, welcher alle Mühe hatte, sich auf seinem Kutschbock zu halten, den bleichen Herren alleine zu seinem Ziel. Er fragte nicht, denn das Gold war gut und ließ keine Wünsche offen. Ein stiller Passagier, der sich weder beschwerte, noch zur Eile antrieb, nur in ruhigen und wohl betonten Worten sein Ziel nannte. Rusef, dessen Vater ihm das Gefährt einst vermacht hatte, ordnete eine solche Art von Passagier zwar etwas weniger positiv ein – aber warum einem übervorsichtigem Gewissen zuhören, wenn man auch dem Klimpern lauschen konnte? Es war ohne Frage spät in der Nacht und die Kälte kroch umso unerbittlicher in seine Glieder, denn die Müdigkeit konnte sich ihrer nicht mehr erwehren. Aber Rusef fuhr weiter. Rahal entgegen.

„…sef… Herr Ru…? Herr Rusef?“ Die Stimme war leise doch störend genug, um den ruhelosen Schlaf auf dem Kutschbock zu beenden. Sie kroch ihm durch die Ohren langsam in den Geist, welcher nur langsam Zeit, Ort und Grund für den Zustand des Körpers zusammensammeln konnte. Jemand verlangte um Aufmerksamkeit. Es war der Fahrgast. „Haltet bitte das Gefährt an, Herr Kutscher Rusef.“ Warum wollte der Gast einen Halt in den nebeligen Wäldern Rahals? Wieso dies, mitten in der Nacht, welche mehr Gefahren als der Wald Bäume bot? Rusef kam der Gedanke erst, als das Rütteln rollender Räder gänzlich erstorben war und das Geräusch eines sich öffnenden Türchens kurz durch den Nebel hallte. „Herr, ich bin Euch zu Diensten auch ohne Magie! Ich habe sieben Kinder und zwei Frauen, jemand von denen wird Euch sicherlich auch weiterhelfen mit eurer Kunst! Bitte, lasst mir meine Seele und meinen Kopf! Der Kleidung würde Verwesungsgeruch nicht stehen und..!“ Die Schritte führten nicht zu ihm hin sondern von ihm fort.

Aus wenigen Atemzügen wurden Augenblicke, aus denen ausgewachsene Momente entstanden. Rusef rührte sich nicht und ließ sich weiter von den beiden flackernden Laternen bescheinen, welche links und rechts den Weg ausleuchteten und den metallischen Beschlag des Zaumzeugs glänzen ließen. Er kehrte nicht zurück, die Schritte, die der Kutscher zu hören glaubte, waren nicht mehr als Erinnerungen an das Knirschen des Schnees unter teuren Sohlen. Der hastige Blick über die Schulter zeigte nicht mehr als eine weiße, verlassene Straße, welche flankiert wurde von kahlen Bäumen. Der gewinnbringende Fahrgast war fort. Dem Golde sei Dank.

Raskar hatte die Herberge zu Tirell nach nur wenigen Stunden des Halbschlafes verlassen. Keine Ruhe im Geist, keine Ruhe im Körper. Er ließ den Schlaf nicht zu. Nicht nach diesem Abend, nach diesem gefährlichen Geständnis. Er hatte das Mittel nicht genommen. Er konnte nicht. Irgendwo zwischen Scham und Stolz, zwischen Angst und Vertrauen waren seine Gedanken gefangen. Taralea wusste nun noch mehr. Sie wusste, was ihm und einem guten Dutzend seines Blutes das Leben kosten würde, käme es den richtigen Menschen zu Ohren. „Den Richtigen…“ Ein verächtliches Lachen, welches im Beisein anderer wohl niemals an die Oberfläche gefunden hätte. Hier jedoch war niemand, der sich an seiner Unruhe störte, so unprofessionell sie auch sein mochte. Raskar spürte, wie er die Kontrolle über etwas verlor, was so noch nie in sein Leben getreten war: Unordnung. Es gab keine klaren Linien mehr, keine Regulationen des Kampfes. Er war nicht mehr Teil einer Familie sondern einsam auf einem Kontinent, welcher immer wieder seinen Boden mit Blut düngen ließ. Eine raue Welt war ihm nicht unbekannt – aber eine so sinnlose erschütterte Raskar.

Der Wald war beachtlich still, fast wie tot, als er weiter der weißen Straße gen Bajard folgte. Alles um ihn herum schien vergessen zu haben, was Zeit bedeutete. Keine raschelnden Blätter, keine zwitschernden Vögel oder plätschernde Bäche. Alles war im Stillstand, von wunderbarer, trügerischer Ruhe. Selbst der Wind ließ sich nicht mehr dazu herab, an den leeren Ästen zu reißen, gab es doch kein einziges Blatt mehr zu erbeuten. Die Schatten des Vollmondes legten seltsame Netze über den unberührten Waldboden, während die Straße in hellstem Grau erstrahlte. Sie hatte etwas Einladendes in diesem Reich von Stille und Tod. Sie führte ihn wieder zu ihr.

Obwohl die Verantwortung schwer auf Raskars Schultern lastete, kam ihm wieder die Erinnerung an den wohl ungewöhnlichsten Tanz mit einer Dame, an die erste Berührung, die nach so vielen Worten gefolgt war. Was Taralea als Schneeballschlacht begonnen hatte, war von dem Wanderer schamlos ausgenutzt worden in einem Moment von Schwäche und Sehnsucht: Er hatte einen Vorstoß gewagt, welcher ebenso hätte scheitern können, war ihr nahe gekommen, überwand die Distanz zwischen Worten und Berührung. Und all dies wegen ihrer Art, das Herz so offen zu tragen. Jedes Lächeln, jeder Blick war ihm in dieser wirren Welt von unsagbarem Wert. Wenn die Kälte und Mordgier wie Eis brannte, loderte ihr Lachen hell und heiß auf. Die fleischgewordene Heilung, Medizin und ärgste Versuchung. Der Adlige fühlte, wie auch hier die Kontrolle nachließ. Die Herrschaft über die eigenen Gefühle, gar über den Körper wankte und war im Begriff, tief zu stürzen. Es war Raskar, als strebte er fort von seiner Verpflichtung in die Arme einer Erscheinung, die dem heimlich erträumten Paradies entstiegen war. Als die Pflichten zu finsteren Türmen gewachsen waren, war es die Einfachheit, die ihn betörte.

Die Ruinen von Tirell konnte er im endlosen Weiß bereits ausmachen. Der Schnee wurde tiefer und wenn man für nur einen Augenblick mit Gehen und Atmen innehielt, konnte man die letzten Ausläufer des Hafenlärms eines Fischerdorfes vernehmen. Oder es sich einbilden. Selbst ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, tat Raskar die Schritte, die ihn wieder zu ihr führten nach nur wenigen Stunden der Wanderschaft. Unbewaffnet und ohne Begleitung hatte er den Weg angetreten, welcher von jedem Vernunftbegabten wohl gemieden worden wäre - selbst am helllichten Tage. Nun suchte er die Brücke am Horizont, suchte die wild bewucherte Insel. Wäre es nicht von so bürgerlichem Charakter, er wäre den Weg gerannt, um das Warten zu verkürzen. So blieb Raskar nicht mehr, als jeden Augenblick mit bittersüßer Geduld zu füllen.

Als er das kleine Haus der Heilerin erreichte, war es leer. Es war sauber, aufgeräumt, doch sie war nicht dort. Der müde Leib meldete bereits den Unwillen, sich weiter dem malträtierten Geist zu beugen, doch schritt er weiter. Die Taverne zu Tirell war das nächste Ziel, würde direkt auf dem Weg nach Bajard liegen. Ohne wirklich darüber nachzudenken, begann eine Suche, die Unruhe und Unzufriedenheit aufkeimen ließ. Gefühle, die niemals auf diese Art vorgekommen waren. Die Verzögerung war ihm zuwider - Und doch sollten noch Stunden vergehen, bevor er nach einem erfolglosen Aufsuchen der Herberge nahe den Ruinen endlich die ersten Häuser und Hütten des Fischerdorfes ausmachen konnte.

Bajard zeigte sich in dieser fortgeschrittenen Stunde von einer schockierenden Seite, welche Raskar absolut unvorbereitet traf: Chaos und Wahnsinn warfen sich gegen fehlendes Benehmen auf, während der Adlige inmitten der tobenden Trunkenbolde und Kurtisanen versuchte, den rettenden Anker zu finden, welcher sich nur wenig später in feuerrotem Kleid zeigte: Taralea. Selbst in einem Dorf, welches von jeder Gottheit gemieden wurde, gleich, um zu schaffen oder zu vernichten, war ihr Anblick erhebend, erleichternd und versichernd. In ihren grünen Augen verlor sich, was den Wanderer vorher noch quälte.

„Einen wunderschönen guten Abend, die Dame.“ Er konnte nur wunderschön werden, nun, da Einsamkeit nicht mehr auf Raskar niederging wie der unerbittlich prasselnde Schnee im tiefsten Sturm.
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Taralea Mirrosil





 Beitrag Verfasst am: 31 Dez 2007 00:56    Titel:
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Der Mond hatte seine Bahn bereits ein gutes Stück gezogen, die dunkelste Stunde war überwunden. Dennoch, ob der weißen Schneedecke glitzerte sein Licht hell in der Nacht und es brauchte keine Kerze, um im Raum eine gewisse Sicht zu ermöglichen.
Das Feuer im Kamin war zu einer roten Glut herunter gebrannt und verströmte Wärme, doch kein Licht.

Die Tasse in ihren Händen sandte Wärme in ihre Gliedmaßen, ein Schluck daraus tat gleiches mit ihrem Inneren. Spät war es geworden... wie so oft. Und doch war es eine weitere Nacht ohne Schlaf... ebenfalls keine Seltenheit im Moment.
Heute aber war es kein Klopfen an der Türe. Es war... ja, was war es? Sie schloß die Augen und lehnte den Kopf zurück. Horchte in sich hinein. Nichts Auffälliges. Gut, krank wurde sie also nicht. Wobei... gut? Dann hätte sie zumindest gewusst, was sie so aufwühlte. Unruhe. Das traf es recht gut. Naja, kein Wunder, bei solch einem Abschluss des Tages.. Rabenbrut, Letharen, ein niedergeschlagener Wehrsmann und ein Mann, so übermüdet, dass eine Ohnmacht seinem Körper schließlich gab, was er sich selber zu verwehren schien.

Unwillkürlich öffneten sich ihre Augen und suchten in den Winkeln das Buch, welches rechts neben ihr auf dem Regal lag. Es übte eine unerklärliche Anziehung auf sie aus in seiner Schlichtheit, dem abgenutzten Anblick. Der Lederband wies zahlreiche Spuren auf, jede sichtbarer Beweis dafür, dass es mehr als nur einmal darin geblättert worden war.
Rasch presste sie die Augen wieder zusammen. Denk nicht mal dran!
Es dauerte keine zwei Herschläge und wieder glitt ihr Blick nach rechts. Diesmal unterband sie den Impuls, in dem sie sich erhob und ihren Teebecher auffüllte. Der sanfte Duft nach Waldbeeren hatte überlicherweise eine sehr erholsame Wirkung auf ihr aufbrausendes Gemüt, schlicht, weil es an ihr Elternhaus erinnerte. Irgendwie blieb dieser Effekt heute Nacht aus. Im Vorbeigehen griff sie nach dem Buch, legte es vor sich auf den Tisch, stellte den Becher daneben ab und nahm Platz. Ihre Ellbogen stützen sich links und rechts daneben auf, die Hände legten sich an ihre Wangen und wieder musterte sie die Lederhülle unschlüssig.

Sein Schriftzug ließ keine Rückschlüsse zu. Mit einem Finger fuhr sie die einzelnen, teil verblichenen Buchstaben nach, spürte das Leder, das einst wohl weich und glänzend war, fühlte nun die kleinen Risse und Vertiefungen. Wirklich etwas anfangen konnte sie mit den Zeichen nicht, doch waren sie offenbar feinsäuberlich hineingearbeitet, eine leichte Vertiefung im Einband. Ein "R" konnte sie noch ausmachen, dann verließ sie ihre doch recht üppige Fantasie. Ihre Finger strichen weiter, erkundeten das ehemals feine Material. Warum trug dieser Mann, dem tadellose Kleidung offenbar ein Grundbedürfnis war, solch ein altes und zerschlissenes Werk mit sich herum?
Ein Gesicht schob sich vor ihr inneres Auge. Ein Gesicht, dass sie überraschend oft in letzter Zeit in ihrem Geiste sah. Bleiche Haut, schwarzes Haar. Höflich und doch unnahbar... bis es einem gelang, ein ehrliches Lächeln in seine Züge zu zwingen. Dann wirkte er menschlich, dann erkannte man sein Wesen. Tief unter dieser Maske, geschützt durch mehr als nur sieben Siegel.
Was er ihr berichtet hatte, war eher verwirrend, denn eine Erklärung gewesen. Sollte sie ehrlich sein, es hatte weitere Fragezeichen hinterlassen. Fragezeichen, die vermutlich so schnell auch nicht gelüftet werden würden. Es sei denn... Wieder strichen die Finger über das Leder. Es war so leicht.
Faszinierend, Skrupel solcher Art kannte sie selten. Der Schlüssel lag vor ihr. Wissen in Form eines Buches. Reiß dich zusammen!
Ein tiefer Atemzug, dann schlug sie die erste Seite auf.
Dunkle, leicht verwischte Tinte auf beflecktem Papier. An einigen Stellen verlaufen, als sei Feuchtigkeit daran gekommen. Dennoch war die akkurate Schrift leserlich.


Mein stiller Begleiter....


Ihr Kopf wand sich zur Seite. Was tat sie da eigentlich? Er war kein Informant. Jedenfalls keiner der Sorte, die sie für ihre Aufgabe brauchte. Er war kein treuer Diener des Panther, er hatte keine tragende Rolle inne, er war nicht einmal empfänglich für das Lied. Er war... einfach Raskar.
Das Buch klappte sich fast von selber zu. Ohne Zögern erhob sie sich, legte es in die kleine Truhe und drehte den Schlüssel um. Versiegelt.

Sie trat ans Fenster und blickte hinaus. Irgendwo dort hinten holte sich ein ausgezehrter Körper seine bitter nötige Erholung. Mit ihm ein offenbar geschundener Geist neue Kraft...
Ein leises Husten aus der oberen Etage holte sie in die Gegenwart zurück. Wie lange hatte sie nun hier gestanden? Hatte ihre Gedanken bei einem Mann weilen lassen, der doch einfach nur eine flüchtige Bekanntschaft war? War er es? Er war es! ...oder? Sie zog tief die Luft ein und im Ausatmen wand sie herum. Es wurde Zeit für eine Mütze Schlaf. Neben dem Mann, dem doch ihr Herz gehörte.


Zuletzt bearbeitet von Taralea Mirrosil am 31 Dez 2007 03:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 19 Jan 2008 17:16    Titel:
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Kap. 6: Einsamkeit

Wut war nicht appropriat für einen seines Standes. Trauer ebensowenig. Das Leben lehrte diese Lektionen immer wieder, denn es brachte einem von hohem Blute nichts, sich solchen Gefühlen hinzugeben, wenn Vorsicht an erster Stelle stehen sollte. Trotzdem blieben diese Eindrücke, wallten ständig weiter auf gegen… gegen was? Gegen Taralea? Gegen den Magus Aethra? Oder einfach nur gegen die eigene Person?

Alles, was im Geiste nun stürmte, schien ohne Ziel zu sein, gleich der Schritte, die Raskar tat. Er überlegte nicht, wohin ihn der Weg durch den Schnee brachte, ließ sich nicht auf die Taubheit in den völlig durchnässten Füßen ein. Die Gedanken waren wichtiger und erst nach der Bewältigung des Chaos sah sich der bleiche Herr bereit, den restlichen Aufgaben des Aufenthaltes auf Gerimor die nun von Schwermut zerfurchte Stirn zu bieten. Ordnung war das höchste Gut – das wusste Raskar. Nur durch die innere Ordnung war er in der Lage, sich in die äußere Ordnung einzugliedern, ohne aufzufallen, seinen Dienst zu tun, ohne den Missmut anderer auf sich zu ziehen. „Seinen Dienst tun…“

Raskar war im weißen Nichts und sah zu den tosenden Wellen, wie sie an der Steilküste brandeten, als er innehielt, stehenblieb. Kriechend zog der Schmerz frierender Gliedmaßen durch seinen Körper, doch er hatte keine Lust, sich ihnen zu widmen. Viel mehr fesselte ihn der Anblick des Meeres, wie es zerstörerisch unter tiefhängenden Wolken alles und jedem zu drohen schien. Es erinnerte ihn an die schwarzen Massen, wie sie um die Donnerklamm erwuchsen und grollend niedergingen gegen unendlich alten Fels. Dieses Bild hatte etwas Vertrautes, fernab von der Heimat. Es erinnerte den Adligen an bessere Zeiten, die klarer gewesen waren. Sie standen einer Verwirrtheit gegenüber, welche nun von ihm Besitz ergriff.

Es war ungerecht. Somit war es gerecht.

Sie war ohne Land und ohne große Habe, ohne Hofstaat, ohne nennenswerte Bildung. Sie war schön anzusehen, wie so viele vor ihr, vielleicht noch viele weitere nach ihr. Sie war Bürgerliche und selbst unter ihnen nicht von hoher Herkunft. Sie…

Was soll das?
Die Gedanken rissen ab, doch nur so lang, wie Raskar sie zurückhalten konnte. Es war ein Reflex zum Selbstschutz, der die harte Wahrheit immer weiter beschönte, den Schmerz zu einem dumpfen Pochen werden ließ – oder dies zumindest versuchte. Da war sie wieder, die leise Stimme des rationalen Erben, dessen Blutsherrschaft bereits mit seinem Namen einherging:

Sie würde niemals akzeptiert werden im Kreise seiner Familie, könnte ihm nicht Stütze und Halt sein bei der Herrschaft über das Lehen. Sie war nicht studiert, kannte weder die rhetorischen Mittel noch die in seinen Kreisen ungleich wichtigeren Benimmregeln und Regulationen im Umgang mit den Menschen höheren Blutes. Sie war stur und uneinsichtig, gab nicht viel auf die Ordnung innerhalb der Ordnenden. Sie achtete das Blut nicht!

Was soll das…?
Er musste es bremsen, es zur Ruhe zwingen. Raskar wollte nicht mehr davon hören, nicht weiter von diesen Halbwahrheiten heimgesucht werden. Nicht sein Vater wäre an ihrer Seite alt geworden, hätte für sie gefochten, um all die Zweifler ihrer Gesundheit zu berauben, einzig, damit sie schwiegen. Schon seine Mutter war belächelt worden von vorlauten Burschen verschiedener Barone und allesamt waren sie am jugendlichen Eifer des Vaters gescheitert. Raskar Sivinus Etraskal von Donnerklamm war niemals ein leichter Gegner gewesen. Die Wahrheit, die Unmöglichkeit, welche Raskar der Jüngere für sich nun erkennen musste, war bitter doch sehr viel einfacher als all die Versuche, einen Keil zwischen ihrer Anziehung und seiner stillen Sehnsucht zu treiben.

Ihr Herz war bereits einem Manne versprochen.

Trauer war nicht appropriat für einen seines Standes. Trotzdem war Raskar, als würde allein diese Erkenntnis, das Bild der sich Liebenden, einen Käfig um sein Herz schnallen, es pressen und schmerzen lassen. Der Hals schnürte sich zu und einzig die Einsamkeit des Ortes ließ den Adligen Mensch werden: Raskar hatte gegen die Einsamkeit gefochten, sich ihr wacker und voller Mut entgegengestellt, war ihr mit all seinen Kräften begegnet – doch die Einsamkeit war kein Bär, kein Troll, kein Krieger. Sie war ein Eisskorpion, dessen Stachel niederfuhr, wenn man sich erfolgreich der zermürbenden Zangen erwehrte. Der Stich traf stets die Brust, durchbohrte das Herz. Warum schrieben all die großen Denker vom Herzen wie von einem Segen? Es wäre so viel angenehmer, den Stich in die Leere gehen zu sehen.

„Herr Vater, hört ihr mich?“ Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Raskar schrie. Es wirkte befreiend, denn es stellte sich gegen einige Grundsätze des jahrzehntelang gelebten Lebens. „Herr Vater! Ich stehe hier, einzig, weil Ihr es wolltet! Ich bin auf dieses blutige Eiland gekommen, nur, um Euch stolz zu machen!“ Aber mit jedem Wort wurde dem ziehenden Adligen etwas anderes bewusst: „Es ist mein Leben, mein Erbe! Lasst mich meine ersten Entscheidungen als Mann treffen, dessen Wille nicht mehr der Dienst am Vater ist, sondern der Dienst am Gewissen!“

Raskar sagte sich von seinem Vater los, ohne dass jener es erfuhr, denn die Winde zerstoben den Ausruf in alle Richtungen. Sein Vater würde nie davon erfahren, nicht auf diesem Wege. Trotzdem ging eine Erleichterung durch den Leib Raskars, als sein Blick sich wieder umwandte in die Richtung, aus der er kam. Strafe, dies wusste er, folgte für jede Missetat. Er hatte sie betrogen um alles, was sie von ihm zu wissen glaubte. Das Schicksal schenkte ihr dafür den Halt eines Gefährten, dessen Name nicht in den Chroniken der Festung Donnerklamm zu finden war.

„Gleich, wie nutzlos. Dein Herz ist vergeben, aber vielleicht hat es noch einen kleinen Ort, um einem Narren zu halten.“ Warum noch rufen, wenn dort sowieso niemand war, der lauschte? Raskar wandte sich um und folgte seinen Spuren, die bereits im Schneefall zu vergehen drohten. Er hatte eine tödliche Entscheidung getroffen. Sein Leben in ihrer Hand.
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Taralea Mirrosil





 Beitrag Verfasst am: 20 Jan 2008 14:14    Titel:
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Kalte Nachtluft strich ihr über das Gesicht und spielte mit einigen Haarsträhnen. Sie stand barfuß auf den Balkon, die Unterarme auf das Geländer gestützt und starrte in die Ferne. Ihr Augenmerk war auf keinen festen Punkt gerichtet, im Grunde nahm sie nicht einmal ihre Umgebung war. Nicht die wundervoll glitzernde Decke frisch gefallenen Schnees, nicht die Bäume, die auf gespenstige Art dunkel aus der weißen Fläche in den Himmel ragten, auch nicht die beiden kleinen Vögel, die nach den Krumen pickten, die Taralea am Abend an die Baumwurzeln gestreut hatte.
Sie spürte nicht einmal die Kälte, die langsam in ihr hochkroch. All dies war in weiter Ferne. Sie selber war in einer kleinen Hütte, in ihrer Nase lag der leichte Duft von Tee und getrockneten Kräutern. Wohlige Wärme auf ihrer Haut, vertraute Gesichter vor ihr. Was bitte war los mit ihr? Es war eine Geste der Höflichkeit. Nicht mehr! Und wo bitte lag das Problem?

Ohne es wahrzunehmen drehte sie das feine Stück Stoff in ihren Fingern. Kostbares Tuch mit feiner Stickerei. Die symbolartige Verschönerung hatte sie gleich wieder erkannt. Sie glich der Einprägung auf dem verwitterten Lederband auf verblüffende Art.

Eine flüchtige Berührung, die peinlicher für die Beteiligten nicht hätte ändern können. Nichts damatisches, ein Vorfall, über den man hätte leicht hinwegsehen können. Wenn da nicht diese Fragen gewesen wären. Natürlich, sie wollte ein Erklärung für sein Verhalten, die Verwirrung, die er mit aller Macht zu verbergen suchte. Doch je mehr sie drüber nachdachte, brauchte sie auch eine Erklärung für ihr eigenes Empfinden.

Eigentlich lag die Antwort auf der Hand. Sie war eine wunderschöne, herzensgute Frau mit scharfem Verstand. Er ein Mann, der ganz offensichtlich dafür empfänglich war. Optisch gaben sie ein stimmiges Bild ab. Beiden gönnte sie von Herzen ein Stück des Glückes, dass sie selber empfand. Doch was hatte dann dieser kleine, kaum spürbare Stich zu bedeuten? Warum hatten seine Fragen sie in die Ecke gedrängt? Was hatte dieses Gequälte in seinen Augen zu bedeuten, als sie schlichtes Interesse an dem Glück ihrer Freundin vorschob?

"Was würdest du raten, wenn dich eine Freundin fragt?" Miyon Stimme klang leise in Taraleas Ohr. Sofort verzog sie das Gesicht. Kein hilfreicher Gedanke, doch holte er sie für einen Moment in die Wirklichkeit zurück. Ließ sie die Kälte spüren, welche bereits die Finger versteift hatte, die sich um das Taschentuch gekrampft hatten. Mit einem leisen Seufzen stieß sie sich vom Geländer ab und ging ins Haus.
Die sonst so wohlige Wärme biss heiß in ihrem ausgekühlten Gesicht. Kurz ging ihr Blick zum Bett. Eigentlich sollte sie dort nun unter den schweren Decken liegen, an der Seite des dort Schlafenden Kraft für den nächsten Tag sammeln. Doch sie wandte sich dem Kamin zu, sank auf das Fell nieder und starrte in die rote Glut. Es dauerte nicht lange und wieder drehte sie gedankenverloren das Tuch in ihren Händen.

Also gut. Was würde sie raten? Taralea drehte diese Frage immer und immer wieder in ihrem Kopf. Das Erschreckende: Sie fand keine Antwort. Immerhin war sie ehrlich genug, sich einzugestehen, dass es mit ihm zu tun hatte.
Mit diesen faszinierenden Augen, dieser ungewohnten Art. Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Es war nichts im Vergleich zu dem Gefühl des Vollständigsein, wie sie es bei Janus spürte und doch reichte es, um ihr den Schlaf zu rauben. Sollte sie nicht jeden Gedanken dieser Art mit natürlicher Leichtigkeit beiseite wischen können? Durfte ein anderes Gesicht, als das ihrer großen Liebe sich in ihre Tagträume schleichen?
Die Finger pressten das Tuch zusammen, als ihr die Erkenntnis kam, dass sie nur einen Menschen hatte, dem sie all diese Fragen stellen konnte. Janus fiel raus, Maldrin und Eliadhas waren nicht da. Mutters Antwort würde Tage oder gar Wochen brauchen...

Allmählich wurde sie ruhiger. Die Erkenntnis, vielleicht eine Möglichkeit für Erklärungen gefunden zu haben, ließ sie sich entspannen. Ja, schon morgen würde sie zu ihr gehen. Wenn jemand den Knoten in ihrem Kopf lösen könnte, dann die Frau, die seit Jahren darin geübt war.

Wie von selber erhob sich ihr Körper vom weichen Fell, steuerte auf das Bett zu. Rasch legte sie das Tuch in ihre Schmuckschublade, ehe sie unter die Bettdecke glitt.

Warum musste das Leben manchmal so verdammt kompliziert sein?
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 20 Jan 2008 17:38    Titel:
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Kap. 7: Sturm

Was war geschehen?

Die Kälte verfolgte ihn überallhin, auch diesmal war sie es, die Raskar zuerst fand und gierig die Fänge in seinen Leib schlug. Es war so einfach, den Körper auszusaugen, ihm die letzte Wärme zu rauben, nun, da das Herz wieder langsamer Schlug und der Atem einen ruhigeren Rhythmus für sich gefunden hatte. Das Raubtier machte große Beute, denn die Gestalt schien zu glühen, in einem wilden Luftzug gar zu dampfen. Jeder Muskel zitterte wie nach einer unmenschlichen Anstrengung, lieferte noch mehr von der kostbaren, körperlichen Hitze aus. Und doch stand Raskar nur da, den Blick zur offenen Tür gewandt, welche vom Wind gegen die Holzwand gedrückt wurde.

Was war geschehen?

Die Erinnerungen waren ungenau, was Raskar in seiner Verwirrung keineswegs weiterhalf. War er doch sonst stets ein guter Beobachter, ein scharfsinniger und kluger Mann gewesen, scheiterte sein Geist an der einfachen Aufgabe, die zurückliegende Zeit zu rekonstruieren. Es waren doch nur Momente gewesen – oder Stunden?

Raskar wusste es nicht.

„Nuria?“ Die Glieder waren bereits unterkühlt, die gesamte Hütte hatte ihre Wärme an den winterlichen Sumpf, das umliegende Moor abgegeben, als die Stimme sich erhob. Fragend, hilflos und so leise, dass sie kaum zum Ausgang reichte. Das Feuer war endgültig verloschen und im fahlen Licht glimmender Reste verharrte die Gestalt weiterhin, als wäre sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus weißem Marmor, welcher durch das wenige Licht einen schwachen Schimmer in die Nacht sandte. Der nackte Oberkörper war der Kälte ausgeliefert, Gänsehaut zog über den asketischen Leib, nur kurz, bevor das Zittern der Muskeln wieder einsetzte. Diesmal jedoch nicht wegen der Aufregung, wegen eines Körpers, der gar liebestrunken sich selbst vergaß. Es war schlicht und einfach die Kälte, der undankbare Begleiter, der die Gliedmaßen zum Leben erweckte. Und doch kam Raskar noch immer nicht auf die Idee, das Hemd, das Jacket oder den Mantel an sich zu nehmen, die entblößte Haut zu bedecken.

Er würde es tun, sich ankleiden, Ordnung schaffen, etwas aufräumen, die Stühle zurechtrücken, die Hütte nicht einfach so verlassen und…

…was dann?

Da war keine Krankheit in seinem Leib, keine Verletzung lähmte die Glieder. Trotzdem fehlte dem ziehenden Adligen jeder Antrieb. Mit einem Mal, mit diesem Beisammensein, schien alles aus dem Körper gewichen zu sein, was jemals für ein nach vorne Streben, ein Fortkommen gesorgt hatte. Der Wille war auf stürmische Art und doch so unendlich sanft zermürbt worden. Ihre Hand, ihre Berührungen… ihre Augen. Sie schienen jeden Gedanken beiseite zu wischen, nahmen Raskar seine schärfste Waffe: Den Verstand. Bedenken, mahnende und bohrende Warnungen schienen zu fern, zu schwach, um in diesem Moment etwas zu bewegen. Es war nicht sein Wille, die Oberbekleidung wieder zusammenzusuchen, sich langsam in den Mantel zu schieben. Dies waren Reflexe, waren Abläufe, die ohne den gelähmten Geist passierten.

Wieder funkelte ihr Lächeln vor seinem geistigen Auge auf. Ihr Lachen, ihre Freude. Wie süßes Gift nahmen ihm die Bilder die Besinnung und doch konnten sie nicht verhindern, dass die letzte Wahrnehmung sich ebenso in seine Gedanken stahl. Sie war fortgelaufen, in die Nacht hinaus. Sie hatte geweint.

Jede Bewegung war tot und schwer, als Raskar sich mit polternden Schritten, die langsam wie ein Uhrwerk erklangen, der offenen Tür näherte. Es war der Wille, das Herz schlagen zu lassen, zu atmen. Diese Kräfte hatten den Körper übernommen, hatten nun die Stelle inne, welche von einem völlig entrückten Geist nicht ausgefüllt werden konnte. Reaktion und Gewohnheit, statt gelenkter Wahrnehmung. Der Kopf bemerkte weder gehen noch ruhen, einzig den zwickenden Schmerz am Hals, der mit einer formlosen Erinnerung verbunden war: Ihr Haar, der betörende Duft, als sie ihn gebissen hatte.

Der Sumpf war verlassen. Nuria wartete nicht draußen, löste die unfassbaren Eindrücke nicht als Scherz und Schabernack auf. Träumte er?

Das Dämmern endete erst, als die Sonne bereits in blutroten Schlieren am Himmel ihr Kommen ankündigte. Im Gasthaus zu Tirell, an diesem vertrauen Ort, war Raskar eingekehrt und hatte sich sein Zimmer genommen. Der Wirt fragte nicht, als er den weltfremden Blick und die teils zerrissene Kleidung sah, denn er wusste, dass sein Lohn stets ein guter war, wenn es um den bleichen Gast aus der Fremde ging. Er ließ den schweigenden Mann, brachte ohne weitere Worte einen guten Wein und etwas Essen hinauf, stellte es vor der Türe ab, ohne darauf zu achten, ob es angenommen werden würde. Raskar hingegen saß auf seinem Bett, starrte zum Fenster, welches offen in Richtung des gespenstischen Echsensumpfes deutete.

Mit jedem Atemzug wurde der Blick wacher, Hoffnung und Angst waren es, die wieder Überhand nahmen, als er sich zur Ruhe bettete. Ein Teil wollte das Jacket nicht ausziehen, wollte es gar nicht berühren, denn es würde beweisen, dass es kein Tagtraum gewesen war… oder dass es ein Tagtraum gewesen war. Er zog es aus, ohne weiter darauf zu achten. Raskar ignorierte die kalten, halb tauben Finger, wenn sie über zerrissene Seide streiften. Auch das Unterhemd aus fein besticktem Stoff, welches eingerissen war, wurde aus der Wahrnehmung gestrichen. Die Stiefel, welche voll Schmutz waren vom Morast des Sumpfes, landeten nachlässig unter dem Bett. Das warme Blut, welches in einem dünnen, kaum wahrnehmbaren Strom jedoch am Hals hinablief, konnte nicht übersehen werden. Zu stark war der Kontrast zu der Haut, die wie von feinstem Alabaster war.

Eine Stunde verging, dann erst legte sich der bleiche Herr ins Bett, streckte seine müden, zitternden Glieder aus und zog die Luft langsam, konzentriert in die Nase. War da etwa noch eine Note von ihr, ein Hauch dessen, was ihn noch vor Stunden umgarnt und vergessen gemacht hatte?

Oder war sie im Raum?


Der Körper verlangte nach Ruhe, verlangte nach Wärme, doch Raskars Schlaf war unruhig. Da war die Hand, die ihn berührte, das Gesicht, das er liebkoste. Da war ein Kuss, welcher die Welt zum Stillstand gebracht hatte. Verlangen, Sehnsucht, Verwirrung – Schuld. Die tiefen Wurzeln großer Lehren trieben Schmerz und Übelkeit in seine Träume, als da noch ein Gesicht erschien mit dreckigem Grinsen, in schlechten Kleidern und mit schmutzigen Worten um sich werfend, eine Gestalt, die einen Dolch emporriss, ihn geschickt in der Hand drehte und zuerst in die Brust Nurias rammte, die rot glitzernde Waffe hervorriss, sie in Taralea trieb und schließlich den eigenen Siegelring der Blutslinie mit dem Finger von der Hand schnitt.

Es war Raskars Gesicht gewesen.
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Nuria Mondin





 Beitrag Verfasst am: 20 Jan 2008 19:19    Titel:
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Durch einen leichten Schleier hindurch betrachtete sie die Sterne. Ganz allein lag sie dort in der Finsternis auf dem Felsvorsprung... niemand würde sie hier finden. Doch in diesen Belangen würden sie ihr wohl nicht helfen können...

Was um alles in der Welt war da geschehen? Sie hatte sich von einem Mann ihre Beherrschung nehmen lassen. Mehr als das: er hatte in ihr eine Leidenschaft, eine Sehnsucht geweckt, die sie nicht kannte. Stark brandete jene auf... ein lauer Sommerwind wurde zu einem Orkan. War es richtig? Gefühle... darauf sollte man vertrauen. Doch was fühlte sie? War es die Gier nach Fleisch, die dieser Mann in ihr weckte, war es eine aufkeimende Liebe, war es der Reiz des Unbekannten, der sie lockte?
So recht fand sie keine Antwort auf die Fragen. Er war nicht unanständig gewesen... und doch war er ihr nahe gekommen, näher, als sie es für möglich gehalten hatte.

Scham war es, der sie traf, als sie daran dachte, wie sie ihm sein kostbares Hemd zerfetzte... getrieben von Instinkten, wie ein Tier. Und doch war da diese Berauschung, die sie immer dann empfand, wenn Leidenschaft in ihr aufbrandete. Was war es, was in ihren Adern glühte? Sie kannte das Gefühl des aufbrandenden Feuers der Zerstörung. Und es hatte erschrecken viel damit gemein. Es machte süchtig, berauschte... und doch hatte sie ihm nicht all die Nahrung gegeben, nach dem es verlangte. Sie musste sich eingestehen: Sie kannte ihren eigenen Körper nicht annähernd so gut, wie sie geglaubt hatte. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.

Sie hatte sich verletzlich gezeigt, schwach, von einem Mann in einen Tanz führen lassen, der nicht ihr eigener war und doch etwas ureigenes in ihr weckte. Sie schalt sich eine Närrin... immer pries sie, den Gefühlen zu folgen... und wusste nun selber nicht, welchen Impulsen sie sich ausgeliefert hatte. Zudem... hatte sie die Kraft überrascht, die dort noch in ihr schlummerte. Sie hätte diesen Mann aufessen, zerreißen, lieben und verfluchen können.... es wäre in jenem Moment alles leicht gewesen, so leicht. Sie hatte nicht mit dem Verstand gedacht, sondern war ihrem Instinkt gefolgt. Auf eine bisher noch unbekannte Weise hatte sie das Tier in sich gefunden. Und jenes hatte Blut geleckt... zu viel und zu blaues Blut für ihren Geschmack.
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Raskar Donnerklamm





 Beitrag Verfasst am: 27 Jan 2008 13:34    Titel:
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Kap. 9: Ein Ende?

Es war nicht mehr als das Gefühl der Verantwortung gewesen, Taralea alles zu erklären. Alles, was einen anderen Menschen nicht entehrt hätte. Natürlich widerstrebte es Raskar, solche Offenheit an den Tag zu legen – doch ein Weg herum führte nur durch Lüge und ein trauriges Possenspiel, welches unwürdig war für einen von hohem Blute. Ehrlichkeit bedeutete, geehrt werden zu können für jeden getanen Schritt im Leben. Selbst für jene, die verstörende Gewissheit brachten, statt wohliges Rätseln um eine Beziehung, die zu entstehen drohte. Die bereits entstanden war. „Trennung!“ Hatte das Gewissen geschrien und das Herz war dem Ruf gefolgt. Vielleicht etwas zu leicht? „Ich hätte es ihr schonender beibringen sollen.“ Der verwirrte Blick, das Erschrecken. Taralea litt unter den Worten, die Raskar von sich gegeben hatte.

Mein stiller Begleiter, ich schreibe wieder. Ich schreibe, obgleich ich durch Errettung und Verdammnis getreten bin. Sieh an, was fast aus mir geworden wäre: Ich begehrte eine Frau, selbst, als ich sie in Händen eines anderen wusste. Wie viele Tage vergingen, bevor endlich das Selbstverständnis von Einsicht und Akzeptanz in mir aufkeimte, erblühte, um schändlichste Gedanken fortzuwischen und reinen Tisch zu schaffen. Es schmerzt mich, es auf diese Art getan zu haben, doch wäre eine sanfte Trennung vielleicht die falsche gewesen. Enttäuschung trägt den Keim der Vernunft in sich. Dann, wenn die Träumerei endet, wird der Geist wieder lauter und das Herz lässt sich bezähmen. Nur dann, wenn keine Hoffnung mehr ist auf etwas Unrechtes, erstirbt auch der Wille dazu.

Ich bin es, der sich als Richter über sich und sein Opfer aufschwang. Meine Person bestimmte den Beginn und das Ende. Liegt es in meiner Natur, über anderen zu stehen? Ist es mein Blut, das mir dieses Erbe brachte oder ist es die Gewohnheit, im Wissen um die eigenen Möglichkeiten ein Leben zu leben, welches niemals, gleich welcher Entbehrungen, das eines gewöhnlichen Menschen werden wird? Vielleicht reicht es einfach nicht aus, ohne den Titel zu leben in dieser fremden Stadt. Der Titel ist nicht nur Wort, ist nicht nur Wappen. Er ist Teil meiner selbst - oder nicht? Irgendwann finde ich auch darauf einen Gedanken, der mir Ruhe schenken wird.


Das Zimmer in der Herberge war mittlerweile eine recht ansehnliche Behausung geworden. Zwar schwanden die Geldmittel mit der Zeit, doch Raskar wollte nicht auf ein wenig Ordnung – und Luxus – verzichten. Es war selbstverständlich und gehörte so und nicht anders in sein Leben. Er führte es größtenteils einsam und erlaubte sich nur hin und wieder die Fahrt in den Süden, um ein wenig „von süßen Träumen“ zu kosten. Die Stimme der althergebrachten Lehren, die Anweisungen des Vaters und das eigene Gewissen waren es, die Raskar die Zeit dort genau so wahrnehmen ließen: Als Traum. Als etwas, was jederzeit enden konnte. Vielleicht waren es auch diese Mächte, die den jungen Adligen aus allen Wolken rissen, als es leise an der Tür klopfte.

„Ja bitte?“

„Ich habe hier ein Schreiben, werter Herr. Es ist höchstwahrscheinlich an Euch adressiert. Ein Schreiben für Freiherr Raskar von Donnerklamm, den Jüngeren“
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Janus Aethra





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2008 20:06    Titel:
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An der Spitze des Berges verbleibt einem Herzen nur noch zu fliegen. Und das Seine flog ... doch was, wenn es abzustürzen droht?

Lange war ihm bereits das Glück treu an der Seite gestanden, und von Beginn an versuchte er, es fest und unnachgiebig zu umklammern.. und sein Erfolg dabei überwog beiweitem. Viele seiner Ziele hatte er erreicht, und bei Vielen war er auf dem besten Wege. Und seine Träume?
Der junge Magier, der dort entspannt in dem Sessel ruhte und den Blick durch den Raum schweifen lies war einer derjenigen, vielleicht einer der Wenigen, die ihre Träume lebten. Das nicht zu große, hölzerne Haus, das im Laufe der Zeit zu einem, seinem, Geborgenheit ausstrahlenden Zuhause geworden war, war ein Teil davon.

Der Lauf der Zeit ...
Nur zu gut konnte Janus sich an die Vergangenheit erinnern – als Gerimor seine neue Heimat und dieses Haus sein neues Heim wurde ... und nur zu genau sah er die Bilder der damaligen Zeit vor Augen, die nun Lidschlag für Lidschlag im Wechsel mit der Realität standen. Janus erhob sich aus dem Sessel und lenkte seine Schritte mit einem Ausdruck von Zufriedenheit im Gesicht um den Tisch des großen Raumes herum, seine Fingerspitzen glitten sacht, tastend über die hölzerne Platte.
Die gemütliche und wärmeausstrahlende Einrichtung des Hauses bot inzwischen ein sehr stimmiges Bild, doch es waren die vereinzelten, kleinen Dinge, sei es ein aufgeschlagen herumliegendes Buch oder eine unaufgeräumte Tasse, die bei ihm die intensivsten Eindrücke hinterließen – Glück und Zufriedenheit.
Von diesen Eindrücken und den damit einhergehenden Gedanken an seine Liebste angetrieben näherte er sich dem Fenster am Fuß der Treppe und blickte ins Freie, das nun bereits mehr und mehr von der Dunkelheit des Abends verschluckt wurde und nur noch das spärliche Licht des Kaminfeuers, das durch das Fenster hinaus drang, erhellte die winterliche Landschaft ein wenig und tauchte den Schnee in ein sanftes, rötliches Glitzern.
Ob sie bald zurück sein würde..?

Er schritt langsam die Stufen in den zweiten Raum, das Schlafzimmer, empor, und auch hier bot sich ihm ein überaus angenehmes Bild, das sich in der Vergangenheit jedoch nicht allzu sehr gewandelt hatte. Der Blick auf das leere Bett rief jedoch eine leichte Sehnsucht hervor – eine Sehnsucht, die er gerne verspürte, wenn seine Gedanken um Taralea kreisten. Trancartig, den Blick aus einem der Fenster gewandt, schritt auf auf das Bett zu und sank am Rand des Selben auf die weiche Matratze hinab.
Von der oberen Etage aus konnte man den Schein des abnehmenden Mondes recht intensiv warnehmen, der von Minute zu Minute von mehr von den pechschwarzen Wolken am Nachthimmel verdeckt wurde.. und als kaum noch etwas von dem hellen Licht übrig war, entwich ihm ein leises Seufzen – das sowohl von Enttäuschung, als auch von den Anstrengungen des vergangenen Tages zeugte. Und so ließ er nun seinen Oberkörper langsam auf die Matratze sinken, doch noch während er den Blick gen Kamin lenkte, erblickte er ein kurzes Glitzern aus der Schublade des kleinen Nachttischs neben sich, der gerade in die letzten Strahlen des Mondlichts getaucht wurde. Zwar wusste Janus sehr genau um den Inhalt des Schublade, doch kam er nicht darum, sich wieder aufzurichten und die Schmuckschublade aufzuziehen, dessen Inhalt zu einem großen Teil aus Geschenken von ihm an Taralea bestand, doch kam er nicht dazu, die Schmuckstücke zu betrachten, denn unweigerlich wurde sein Blick auf ein kleines, sorgsam zusammengefaltetes Tuch darin gelenkt. Es schien ob der aufwendigen Bestickung sehr kostbar, doch war nicht dies der Grund für seine Verwunderung... Warum hatte er davon noch nie etwas gesehen? Warum hatte sie es noch nie getragen?
Es waren Fragen, die zwar durch seine Gedanken schwebten, aber dort keine größere Aufmerksamkeit, lediglich Neugier erregten. Mit zwei Fingern griff er nach dem aufliegenden Zipfel des Tuchs und zog es aus der Schoblade hervor, und nach einem kurzen Schütteln seiner Hand entfaltete es sich und offenbarte jedes Stück der edlen Stickereien, die er erst nach einigen Augenblicken zu identifizieren vermochte.

Es war der Moment, als die Flügel seines Herzens zu stocken begannen und die Fragen sich in seinem Kopf überschlugen, nichtmehr unterschwellig, vielmehr wie Blitze schossen sie durch seinen Geist...

Warum hatte sie dieses Tuch..?
Warum bewahrte sie es so sorgsam auf?

Und die, die das Schwanken seines Herzens bei jedem weiteren Gedanken stärker werden ließ..
Warum versteckte sie es?

Er war derart in die Welt der Gedanken eingetaucht, dass er nicht merkte, wie jemand das Haus betrat. Erst als das leise Pochen beim Emporsteigen der Treppe ertönte, schrak Janus aus den Gedanken und blickte zurück – doch war er bereits den Blicken Taraleas ausgesetzt...
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Taralea Mirrosil





 Beitrag Verfasst am: 03 Feb 2008 15:54    Titel:
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Chaos. Pures Chaos. Anders konnte man es nicht beschreiben. Chaos, wo hin man sah. Hatte sie gerade geglaubt, die Nebel würden sich lichten, hatte sich das Dickicht nur weiter zugezogen.

Der Wind zerrte an ihrem Haar, löste widerspenstige Locken aus ihrem Zopf, die um ihr Gesicht tänzelten. Die Kälte biss in ihren Fingern, die unbedeckt im Schnee wühlten, sich in das zuvor mit einem Dolch gelockerte Erdreich gruben und dort schlummernde Wurzeln ans Tageslicht beförderten. Eine mühsame Arbeit, doch eine willkommene Ausrede, ein paar Stunden alleine im Wald verbringen zu können. Sie hatte gehofft, die winterliche Ruhe der Bäume würde sich auf ihr Gemüt auswirken, doch im Prinzip gab sie damit ihren Gedanken nur die Möglichkeit unabgelenkt in ihrem Kopf herumzuspuken.

Plopp, ein weiteres Wurzelstück landete in ihrem Korb. Die Katastrophe zeichnete sich mehr und mehr ab. Janus, Raskar, Nuria. Zentrale Figuren in ihrem ganz persönlichen Drama. Jeder war Held und Opfer zugleich. Und sie? Sie war das Verderben.

Plopp. Janus hatte die unsäglichste Rolle in diesem Schauspiel. Er war unschuldiges Opfer, hilfloser Leidtragender. „Ich habe das Gefühl, du gleitest mir aus den Händen...“, es war dieses angsterfüllte Flehen in seiner Stimme, das sie bei jeder Erinnerung schmerzhaft zusammenzucken ließ. Wie auch jetzt. All das hatte sie ihm ersparen wollen. Die Sorge, die Furcht, die Erkenntnis, dass er nur machtlos zusehen konnte. Wie würde er reagieren, offenbarte sie ihm das ganze Drama? Undenkbar. Es würde ihn innerlich zerreißen, dafür kannte sie ihn gut genug. Er war heldenhaft, ging es darum, den Feind in die Flucht zu schlagen. Doch was, wenn der Feind nicht benennbar war, wenn es keine wirksame Waffe gegen ihn zu geben schien?
Warum hatte sie dieses dumme Tuch aufbewahrt? Es hatte den Schutzwall, den sie mühsam aufgebaut hatte, einzig um Janus vor ihren schändlichen Gefühlsschwankungen zu schützen, innerhalb weniger Augenblicke bröckeln lassen. Mehr brauchte es nicht, um ihn hellhörig werden zu lassen, um zu forschen und zu fragen. Nun war es geschehen. Natürlich, seine Gedanken waren logisch und nachvollziehbar. Wie richtig und gleich auch wieder falsch er lag, war ein faszinierender Widerspruch in sich. Faszinierend und grausam. Ihre einzige Möglichkeit war, ihn so weit wie nur möglich in Sicherheit zu wiegeln.

Plopp. Nuria, dieses herzensgute Wesen. Mentorin, Freundin, Schwester. Nie hatte sie einem Menschen außerhalb ihrer Familie so sehr vertraut. Die beiden Frauen verband mehr als ihre gemeinsame Aufgabe. Es hatte nur einen Blick gebraucht und beide wussten, die andere trägt unnatürliche Last mit sich herum. Taralea hatte nur kurz gezögert, ehe sie die Offenheit ihrer Freundin mit gleicher Münze zurückzahlte. Doch deren Reaktion hatte sie überrascht. Eifersucht, Kokurrenzgehabe... all dies hatte sie umsonst befürchtet. Oh, wie sehr wünschte sie ihrer Freundin ihr persönliches Glück zu finden. Es war zum Greifen nah und doch so unsagbar verworren.

Plopp. Raskar, zwispältiger Akteur des Dramas. Schurke, Opfer und Held in einer Person. Er war es, der sie in Zweifel stürzte, der Glück oder Unglück über sie alle bringen könnte. Sie sehnte sich nach Ruhe, fühlte sich aber unweigerlich zu ihm hingezogen. Sie wusste, Abstand wäre die einfachste Wahl und doch wollte sie das zarte Band der Freundschaft stärken. So sehr stärken, dass für andere Triebe kein Nährboden mehr blieb. Der gestrige Abend hatte sie an den Rand ihrer Kraft gebracht. Sie stand mit dem Rücken zur Wand, noch zwei Fragen weiter und er hätte die verräterischen Worte aus ihr herausgepresst. Er wusste um ihren Zweifel, versuchte sie alle davor zu schützen und doch schienen sie ihm ein klein wenig gut zu tun. Intuitiv hatte sie es geschafft, den Spieß umzudrehen, hatte den Mut gefasst, in die Offensive zu gehen. Das Ergebnis hatte sie erschüttert. Sein Geständnis, diese Unruhe in seiner Stimme, als er schließlich dem verbalen Dolch an seiner Kehle Rechnung zollte und seine eigene Angst in Worte fasste.
Taralea hatte nicht zur Treppe sehen brauchen, um die Gefühlswallungen ihrer getarnten Freundin zu erkennen.

Plopp. Es war der Moment, in dem die Panik sie zu überkommen drohte. Verdrängung, andere Wege sah sie nicht mehr. Es hatte funktioniert in den letzten beiden Tagen, es musste auch nun gelingen. Mühselig baute sie die Fassade der Normalität auf, wischte Bedenken mit fadenscheinigen Begründungen beiseite. Die letzte Frage war mehr ein Betteln um Zustimmung. „Dann gibt es keinen Grund zur Sorge?“

Sein Nicken brachte nicht die Erleichterung, die sie erhofft hatte. Sein Anblick schnürte ihr im Gegenteil die Kehle zu. Es war reine Selbstbeherrschung, die nun die Maskerade aufrecht erhielt und zum ersten Mal war sie froh, als er ging.

Plopp. Als die Türe in jener Nacht sich hinter ihr wieder geschlossen hatte, steuerte sie die Treppe an. Jeder Schritt war eine halbe Weltreise. Oben angekommen sah sie den Körper ihres Gefährten auf dem Bett liegen. Eine ruhige Nacht schien er nicht gehabt zu haben, zu sehr waren die Decken verrutscht und ein Kissen hatte sich auf dem Boden eingefunden. Dennoch, er schlief und sie war recht sicher, dass er von all dem nichts mitbekommen hatte. Sie wollte näher heran gehen, wollte zu ihm und doch... Es ging nicht. Jeder Schritt hatte das schlechte Gewissen wie heißen Stahl in ihre Eingeweide fahren lassen.
Nun war sie hier im kalten Wald. Gerade hatten die ersten Sonnenstrahlen die Nacht vertrieben. Die Nacht, doch nicht die Kälte. Dazu würde es mehr brauchen. Viel mehr.

Plopp. Der Korb war voll. Zeit, den Heimweg anzutreten. Keine Ausrede mehr. Langsam richtete sie sich auf, ließ die Stille des Waldes auf sich wirken. Es half alles nichts. Sie hatte keine Wahl. Weglaufen war keine Alternative. Schritt für Schritt näherte sie sich wieder ihrem Heim, wohl wissend, dass sie ein weiteres Mal harmlose Erklärungen finden musste.

Erklärungen für unerklärbares Chaos.
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Nuria Mondin





 Beitrag Verfasst am: 03 Feb 2008 16:23    Titel:
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Abermals eine Nacht, die sie sich mehr oder weniger um die Ohren schlug.
Diese verdammten Männer! Man sollte sie einfach von der Welt jagen, das würde einiges ersparen. Sie wusste schon, warum sie sich bisher auf nichts so recht eingelassen hatte. Sie saß trotz der Kälte in der Astgabel eines großen Baumes, blickte in die Sterne und kraulte sanft den Nacken von Arasmha, die sich auf der sie wärmenden Decke in ihrem SChoße zusammengerollt hatte und ihr eine stumme Gesellschafterin war.

Jetzt hatte sie endilch einen Entschluss gefällt: Etiketteunterricht, eine neue Welt kennen lernen, mit ihr umgehen lernen - nicht nur, aber doch zu einem guten Teil zu Liebe von Raskar. Sicher, es war nützliches Wissen... aber sie musste sich gestehen, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, auch wenn ihr Verstand sich weigerte, so einen Drahtseilakt vollbringen zu wollen.

Doch jetzt das... nachts um halb 3 war er zu Taralea gekommen, als sie mit ihr noch einen späten Tee trank... und jenes war ihr ein Warnsignal gewesen. Sie hatte sich versteckt, dem Gespräch der beiden gelauscht.. und sie war erschüttert. Es war mehr zwischen den beiden, als sie bisher geahnt hatte... Beide schienen sie unsicher, vom anderen angezogen und doch distanziert. Sie spürte, dass Taralea kein SChauspiel trieb, um ihn zu entlarven... ihre Gefühle waren echt.
Was ging hier vor? Was war das für ein Mann, der fröhlich in den Herzen der Frauen herumfischte? Zornig ballte sie die freie Faust. Ein WEiberheld... wenn er so bei jedem Rockzipfel reagierte, na dann konnte man den werten Herren in die Tonne treten. Er hatte ihre Zweifel mit schönen Worten bereits geschafft zu zähmen, doch nun keimten sie in einer bisher unbekannten Stärke wieder auf. Ungeheuerlich, würde sie ihr Herz an einen verlieren, der durch die Welt zog und ein Spur Scherben zurück ließ. Sie würde hart werden, sich von ihm abschotten... sie wollte Beweise. Ohne weiteres würde sie ihn ganz sicher nicht ihr Herz lassen... nicht weiter, als er ohnehin schon eingedrungen war. Wenn er wirklich mehr als einen Tee und ein paar schöne Stunden von ihr wollte, dann würde er sich schon gehörig ins Zeug legen müssen... wenn sie eines nicht war, dann ein leichtes Mädel.
Sie schalt sich eine Närrin. Er ist ein Mann... so sind sie nunmal. Ein paar schöne Augen, und schon ist es um sie geschehen... und um ihre Treue auch. Warum hatte sie geglaubt, es gäbe da Ausnahmen? Warum sollte ausgerechnet Raskar so eine sein? Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Naivität. Wo war ihr sonst so gutes Urteilsvermögen, dass sie sich von feinen Manieren und geschliffenen Worten ín die Irre führen ließ? Zu vertrauensseelig, zu blind war sie. Das würde sich ändern... bei den Göttern, das würde sich gewaltig ändern. Es musste... und doch gab es auch einen Teil in ihr, der hoffte, das alles nur ein großes Missverständnis, ein falscher Schein, ein Trugbild war, ein nächtlicher Spuk, der hier sein Unwesen trieb.
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