Vom Spital an die Bruderschaft

[Kyan Comhrag]

Schreibt der Heiler eigentlich mit der linken oder der rechten Hand? Wechselt er manchmal seine Hände. Warum ergibt die Schrift einfach keinen Sinn? Er braucht ganz dringend jemanden für seinen Schriftverkehr, so viel ist klar.

Wie so oft ist das Papier von guter Qualität. Es ist ordentlich gefaltet und säuberlich mit einem Wachssiegel verschlossen.

Ganz oben steht Ort und Datum, vermutlich: "Ra... 1. Ra... Z88"

Man kann davon ausgehen, dass darunter eine völlig unkreative Grußfloskel zu lesen ist.

Anschließend folgen einige Sätze. Die Schrift ist aber so eine Schande für jeden Schreibanfänger, dass man kaum etwas entziffern kann.

Offenbar geht es um eine Knappin. Es geht um Tanara oder Tanai. Es geht um Unterricht. Um Knochen. Organe. Und Hunde.

Am Ende fehlt eine respektvolle Abschiedsfloskel und die krakelige Unterschrift natürlich nicht.



...

Eine glückliche Fügung, jemand der sich der Knappin erbarmt hat beim Anblick des üblichen Feldscherbrieffiaskos, oder doch bewusste Hilfe. Welcher Grund auch immer dahinter stecken mag, jemand hat sich des Berichtes angenommen und diesen auch nochmals in leserlicher Fassung festgehalten und dem Schreiben des Heilerhausleiters beigelegt. Und so findet sich hinter dem Zettel mit der ärztlichen Sauklaue ein weiteres Schreiben, allerdings eindeutig wohl von einer femininen Hand geführt. Die Buchstaben sind das absolute Gegenstück zum ersten Brief. Wohlgeformt, gut lesbar, aber mit einer Vehemenz auf das Papier gebannt, als hätte jemand versucht Wort um Wort einzumeißeln.


Rahal, 07. Rabenmond 266

Seinen Segen den Mitgliedern der Bruderschaft,

anbei folgt meine knappe Zusammenfassung betreffs der Ausbildung und Zusammenarbeit mit eurer Knappin Tanara Vasai.

Nachdem sie an mich als Leiter des Heilerhauses herangetreten ist, zwecks einer erörternden Lehreinheit zur menschlichen Anatomie, konnten wir dazu bereits in der letzten Woche zusammenfinden.

In dem Unterricht haben wir uns dem Thema "Kritische Körperstellen des Körpers" gewidmet. Dabei wurden der Knappin anwendungstaugliche Informationen übermittelt die ihr in zukünftigen Kämpfen helfen werden sich selber gegen Feinde besser zu schützen, wie auch im Kampf gegen die Ketzer selber Vorteile zu gewinnen.

Im Zusammenhang mit dem Unterricht kam auf, dass dem Heilerhaus derzeit kein passendes anatomisches Anschauungsobjekt zur Verfügung steht. So war ich bis vor kurzem auf erörtendere Zeichnungen und Beschreibungen angewiesen.

Eure Knappin nahm dies zum Anlass Eigeninitiative an den Tag zu legen und einen von ihr gefangenen Ketzer Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Die übrig gebliebenen Knochen wurden von ihr eingesammelt und gereinigt. Bedauerlicherweise muss ich darauf hinweisen, dass dieses Prozedere den Knochen stellenweise geschadet hat und Beschädigungen entstanden sind. Für das korrekte Entbeinen kann sie mich zu einem gesonderten Unterricht aufsuchen.

Die von ihr zur Verfügung gestellten Knochen, haben wir heute so gut es uns möglich war rekonstruiert. Das anatomisch korrekte, wenn auch leicht angenagte, Modell wird dem Heilerhaus sicher auch in der Zukunft gute Dienste leisten.

Die Zusammenarbeit mit eurer Knappin war angenehm, ich wünsche ihr auf ihrem Wege weiterhin alles Gute.

Möge Sie weiterhin im Wohlwollen des All-Einen handeln.

im Auftrag
gez.