Es gilt, sich nicht aufzugeben!

[Mona Fehdekind]

(1)

Gehen Sie nach Berchgard.
Begeben Sie sich direkt dorthin.
Gehen Sie nicht über Adoran.

Der Pleitegeier kreiste nun schon seit geraumer Zeit über Mona und legte nun die Flügel zum Sturzflug an.

*
Dem gigantischen Spalt vor Schwingenstein und den bizarren Wesen, die ihm entstiegen, vermochten auch die beachtlichen Verdrängungskünste der Schneiderin nicht beizukommen. In der Hoffnung, ihre Schneiderstube bald eröffnen zu können, hatte sie in neue Geräte für ihre Werkstatt investiert. Aber anstelle der erhofften Kundschaft hatten Wachen des Regiments an ihre Tür geklopft. Die Eröffnung der Schneiderstube war in weite Ferne gerückt und damit die Aussicht, das Loch in ihrer Geldbörse bald zu stopfen.

Nach Abwägung aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel, entschied sie sich für einen geordneten Rückzug und packte das Nötigste, um in einer befestigte Stadt des Reiches Schutz zu suchen. Da die neuerlichen Erdbeben wenig Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Rückkehr gaben, drehte sie den Schlüssel gleich zweimal im Schloss.

Erst vor einigen Wochen gezwungen, dem geliebten Haus auf dem Hang den Rücken zu kehren, war es nun kein prall gefüllter Goldbeutel, der den langen Weg zurück nach Berchgard beschwerte, sondern dumpfe Gedanken, die um die kostspielige Miete des zweistöckigen Hauses in Schwingenstein und die Einrichtung desselben mit Mobiliar aus Eichenholz kreisten.

Der frische Wind, der sie mit neuen Ideen nach Schwingenstein getragen hatte, war abgeflaut und ein tiefer Spalt im Boden hatte ihre Aussichten mit sich in den Abgrund gezogen.

*

Auf dem Weg nach Berchgard entschloss sich Mona zu einer kurzen Rast in der Adoraner Stadtstube. Als beim Passieren des Tores die diensthabende Regimentswache ihren Bürgerbrief sehen wollte, griff sie zunächst nach einem klein gefalteten Notizzettel in ihrem Rucksack:

Anderlin, Anzahlung (2 Kronen)