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„Wenn einer eine Reise tut…“
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » „Wenn einer eine Reise tut…“
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 28 Mai 2023 20:57    Titel:
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Der Anfang war gemacht! Dakhil bat seine vor kurzem angereiste Cousine um die Unterstützung bei Ramons Vorschlag. Djamilla hatte sehr fähige Hände in der Heilkunst, sie versprach eine gute Hakim zu werden, selbst dem Jijkban Neriman war es bereits aufgefallen. Genauso waren ihre Fähigkeiten beim Brauen und Ansetzen von Tränken und Suden.
Djamilla war sogleich dabei, auch wenn es ihr nicht behagte, für ein Huhn einen heilenden Trank zu brauen, so wollte sie genauso wie Dakhil, dass dieses Huhn bald wieder in den Garten zieht.
Zufrieden und siegessicher Mirah gegenüber gab er Djamilla dafür freie Handhabe, alles nutzen zu dürfen, was sie dafür benötigt. Nicht dass sie vorher Einschränkungen gehabt hatte.
Dankbar wartete er den Abend und hoffte, dass der Sud wahrlich heute fertig werden würde. Er verstand nicht viel von diesem ganzen Brauen und Mischen, daher vertraute er auf die Worte seiner Cousine und übte sich in Geduld.
Sein Plan, dass das Huhn bereits wieder in den Garten gezogen ist, bevor Mirah von ihrer Reise zurückkehrte, schwand mit jedem Tageslauf. Doch auch in diesem Punkt übte er sich in Geduld, bei jedem nächtlichen Gackern des Tiers rief er sich in Erinnerung, dass es bald wieder weit entfernt sei. Andernfalls würde es doch im Kochtopf landen.
Andernfalls wollte er dann nicht in der Nähe Mirahs sein.
Andernfalls sollte sie aber auch bald wiederkommen, hoffte er. Mit jedem Eilboten, welcher in Janitscharrüstung durch die Stadt gen Palast oder Kaserne ritt, schlug sein Herz schneller. Mit jedem Eilboten brach die mühsam zurückgedrängte Sorge wieder hervor.
Mit jedem Boten hoffte er, dass er als Oberhaupt nicht eine Cousine zu Grabe tragen muss. Die letzten Trauerfeiern waren ihm noch zu präsent und in diesem Punkt gab er dem Emir (unter Anderem) unumwunden recht: Es gab vorerst genug Gründe zum Trauern! Es reicht an Bestattungen!
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 30 Mai 2023 00:22    Titel:
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Dieser verflixte Sud war immer noch nicht fertig! Zumindest hat Dakhil neda etwas von Djamilla dazu gehört, geschweige denn stand ein gefülltes Trankfläschchen auf seinem Schreibtisch.
Unruhig lief er im Eingangsbereich des Hauses auf und ab. Er war wütend, aber er wusste nicht so genau auf was. Das der Trank so lange brauchte? Unwahrscheinlich. Dass der Abend und die Audienz so gar neda verliefen, wie er es sich vorgestellt hatte? Schon eher. Dass ein Wochenlauf um war und er noch rein gar nichts von Mirah gehört hat? Wahrscheinlicher. Das er dennoch nicht genau wusste, wann sie wieder kam? Sehr wahrscheinlich!
Er musste dringend mit ihr reden. Da war Mirah einmal nicht in der Stadt und das ganze Haus stand Kopf. Und sie war nicht einmal daran beteiligt oder gar dafür verantwortlich. Verrückte Zeiten schoß Dakhil als einziger Gedanke dazu durch den Kopf.
An seinem unruhigen Gang durch das Erdgeschoss des Hauses änderten diese Feststellungen alle nichts. Die anderen Natifahs beäugten ihn mittlerweile mißtrauisch.
Seufzend wischte er sich durchs Gesicht, als Ashantis Blick ihn wieder einmal traf und verzog sich in seine Werkstatt. Nicht ohne ihr vorher zuzurufen, dass er unverzüglich informiert werden möchte, sobald Mirah wieder einen Fuß durch die Tür zum Familienhaus setzt. Das Huhn und der Sud waren mittlerweile gänzlich vergessen.
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 30 Mai 2023 09:27    Titel:
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Sie fühlte etwas nasses im Gesicht. Schleckte Kemal sie ab? Nein, das war keine schlabbrige Lamazunge. Das war kalt und erfrischend nass und sie spürte wie ihr Gesicht unter dem kalten Wasser brannte. Mühsam und langsam öffnete sie die Augen. Sie erblickte Grün um sich - einige Pflanzen, die angenehmen Schatten spendeten. Wie war sie eigentlich hier gelandet? Die letzte Erinnerung war, wie sie entfernt von der nächsten Oase versuchte ihre Übungen der magischen Sicht fortzusetzen. So lange zu üben, bis sie sich wie normal darüber orientieren konnte. Sie wollte die Übung für eine Pause zum Trinken unterbrechen, aber hatte sie es getan? Ihre Erinnerung endete an genau dieser Stelle. Wo war eigentlich Kemal? Hatte er sie hergeschleift? Aber er würde sie kaum mit Wasser bespritzen, er war immer noch nur ein Lama. Ein treues und stures Bashir Lama, aber immer noch ein Lama.
Gerade als sie sich umschauen wollte, spürte sie grobe Finger an ihrem Kinn und ihr Kopf wurde zur Seite gedreht.

„Na, bist ja doch noch am Leben, Mädchen.“

Ein Kerl in sackartiger Kleidung hatte sich hingehockt und zwang sie mit dem Griff an Kinn zu ihm zu sehen. Sein Kopf und Gesicht waren mit dem gleichen sackartigen Stoff verhüllt und gaben ihr nur wenig Aufschluss über sein Äusseres. Aber er sagte ‚Mädchen‘ und nicht ‚Natifah‘ und er sprach eine akzentfreie Handelssprache. Ein Grünländer, oder eine Täuschung? Sie wollte sich weiter aufsetzen, denn offenbar hatte er sie halb liegend halb sitzend an einen Stamm einer Palme gelehnt, doch mit der anderen Hand drückte er ihre Schulter zurück an den Baumstamm und hielt sie so fest. War sie verletzt? (Schon wieder?) Sollte sie sich vorsichtig bewegen? Doch ausser dem Brennen im Gesicht merkte sie nichts, was auf eine Verletzung hindeutete.

„Ich dachte die lassen ihre Mädchen nicht alleine rumlaufen? Denkste, die zahlen mir was wenn ich dich bei deinen Leuten abliefer‘? Oder zahlen andere mehr?“

Oh-oh. Das klang nach allem anderen als nach einem hilfreichen Reisenden. Noch immer hielt er sie am Kinn und an der Schulter fest und ergab sich seinen laut ausgesprochenen Rechenüberlegungen. Der hellste war der Kerl offenbar nicht, denn nach einem kurzen Bewegen ihrer Arme und Beine konnte sie feststellen, dass es nur der Griff des Kerls war, der sie hier festhielt. Das war machbar, oder? Sie hatte ihre Magie geübt, sie würde sie einsetzen können, oder? Oder?

„Weisste, du musst mir da auch dankbar sein. Hab‘ dich doch da aus dem Sand geholt und hergebracht, nicht? Hab dir‘s Leben gerettet, Mädchen. Verstehst‘ überhaupt was ich sage?“

Bisher hatte sie ihm nicht geantwortet, und ihre Mimik war wohl auch nicht aufschlussreich, da seine Finger ihren Kiefer fest umschlossen hatten und das feine Muskelspiel als Reaktion auf seine Worte unterbanden. Die Kapuze und die Maske, die sonst auf der Reise getragen hatte, hatte sie offenbar nicht mehr auf.

„Kannst mich überhaupt verstehen?“

Er kam unangenehm näher und löste die Hand von ihrem Kinn und holte aus um ihr an die Wange zu klatschen, als wollte er sie aufwecken. Bei der Mara, sie schaute ihn doch an, da konnte sie doch nicht schlafen? Dämlicher Kerl, und bisher war ihr kein Fall bekannt, wo man ein fehlendes Sprachverständnis eintätscheln konnte. Sie nutze die Gelegenheit - ohne nachzudenken, also wie immer - und ruckte mit ihrem Kopf vor um ihm ihre Stirn auf seinen Nasenrücken zu schlagen. Schmerz explodierte vor ihrer Stirn und sie jaulte auf, aber sie vernahm auch das Knacken von Knochen - nicht ihre - und deutlich lautere Schmerzenslaute von ihm. Aber es hatte geklappt, er ließ Mirah los, und sie konnte auf die Beine kommen. Noch immer sah sie Sterne und bunte Farbe vor ihren Augen tanzen, und dadurch viel zu wenig von der Umgebung. Wie geübt, wechselte Mirah ihre Wahrnehmung auf das magische Spektrum, um sich darüber zu orientieren. Der Kerl kam gerade wieder auf die Beine und ein neues Problem wurde deutlich. Er war viel größer und kräftiger als sie, sollte er sie zu fassen kriegen, würde ihr die Überraschung vermutlich nicht noch mal gelingen.
Also ging sie statt wegzutaumeln in die Offensive. Die losen Fäden, die ihre magische Sicht ausmachten und alles miteinander verbanden, waren so deutlich wie noch nie. Keine Reizüberflutung. War das die aufkommende Panik? Sie fokussierte das Gewirr an Bindungen, dass ihn als Ganzes ausmachte und die für sie klar erkennbaren losen Fäden oder Bindungen - wie man es auch nennen mag - die die Luft um ihn ausmachte. Sie bewegte diesmal nicht nur ein Einzelnes zum anderen, sondern sie schaffte, das gesamte Konstrukt zu bewegen. Die Luftelemente, die sie im Bruchteil einer Sekunde in Bewegung setzte, schlossen sich um die Gestalt und schleuderten hin nach hinten. Die geistige Anstrengung riss sie fast wieder zu Boden, aber es gelang ihr sich zu fangen. Im Gegensatz zu ihrem Gegenspieler, der ungünstig im Dickicht der kleinen Oase landete und schmerzerfüllt aufschrie - scheinbar war er auf etwas unangenehmen gelandet.
Mirah gönnte sich nur einen kleinen Moment zum durchschnaufen, und wollte gerade losrennen, als Kemal auf der anderen Seite der kleinen Oase auftauchte und im vollen Lamagalopp auf den Kerl zustürmte und in weiches Fleisch biss.

„Kemal! Das… lass den Kerl…. Ouh das gibt Narben… „

Sie war einen Moment fasziniert von der Zerstörungskraft ihres pelzigen Begleiters. Aber dann zog sie ihn von dem jaulenden Kerl weg. Schnaubend und auftrampelnd folgte er ihr, als sie ihn wegführte. Sie wollte die Oase schnell verlassen, und nach einer Erholungspause den Heimweg antreten. Fragte sich nur, wo ihr Gepäck geblieben war. Einige Teile konnte sie in der Oase noch finden, hatte aber auch nicht Lust alles zu durchsuchen. Lieber weg hier.

Mit einem eindringlichen Blick, als sie die Oase schon ein Stück hinter sich gelassen haben, wand sie sich an Kemal.

„Das bleibt unser Geheimnis. Kein Wort zu niemanden.“

Kemal schnaufte. Er war nur ein Lama, dass keine Ahnung hatte, was die verrückte Obstspenderin da von ihm wollte.
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Das Leben ist eine nicht enden wollende Reihe von vernichtenden Niederlagen, bis man sich nur noch wünscht, Flanders sei tot.

-Homer J. Simpson-


Zuletzt bearbeitet von Mirah Bashir am 30 Mai 2023 15:44, insgesamt einmal bearbeitet
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 05 Jun 2023 15:45    Titel:
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Wenn einer eine Reise tut...

Mirah war wieder da und offenbar hatte sie nichts zu erzählen. Ungewöhnlich und so wirklich wollte er es noch nicht glauben. Auf der anderen Seite wollte er es auch nicht wissen, wenn dem anders war. Als Oberhaupt sollte man eben nicht alles wissen.

...so hat eine Mirah diesmal nichts zu erzählen.

Doch ein Dakhil konnte etwas erzählen, oder viel mehr für eine Erzählung sorgen. Djamilla hatte endlich den Sud für das Huhn fertig und hat sogleich die erste Ladung dem Tier verabreicht. Nun hieß es abwarten und schauen, wie es auf den Sud reagierte. Weiter soll das Tier täglich mit dem Sud eingerieben werden, bis der erste Flaum wieder nachwächst.

So wurde es getan und ursprünglich wurde vom Wildhüter von einer Zeit von drei bis fünf Wachenläufen gesprochen, bis das Huhn wieder ein volles Federkleid besaß. Dakhil erwartete nicht allzu bald eine Besserung des Zustands des Tieres. Doch er sollte überrascht werden. Einige Stundenläufe später erzählte Djamilla ihm bereits von einem leichten Flaum auf der Haut des Tieres. Kleine feine gräuliche - oder doch eher bläuliche? Schwer zu sagen bei den kleinen Federn - Daunenfedern sproßen dem Tier auf dem ganzen Körper. Erleichtert, dass es doch wesentlich schneller ging, als erwartet, sah Dakhil gedanklich das Huhn in Bälde wieder im Garten leben.
Doch bei dem leichten Flaum blieb es nicht, am nächsten Tag waren dem Huhn nicht nur die gesamten Federn nachgewachsen, nein, es waren offensichtlich auch mehr Federn gewachsen, als es zuvor hatte.
Sah das Huhn durch den blauen Kissenbezug bisher wie ein Kissen auf zwei kurzen Beinen aus, so WAR es nun selbst zu einem laufendem Kissen geworden. Und nicht nur das:
Die Federn waren komplett in blau nachgewachsen!
Ein großer runder blauer Federball auf Stummelbeinen lief gackernd durch das Natifahzimmer. Und wehe es ließ wer die Tür offen stehen, so erkundete es das ganze Haus. Und überall wo dieses Tier lang lief, ließ es eine Spur aus blauen Federn zurück. All die Federn, die dem Tier eben zu viel nachwuchsen.


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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 01 Aug 2023 13:43    Titel:
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Der letzte Wochenlauf war anstrengend für Dakhil gewesen, seine Nerven und seine Gesundheit wurden in einem Maße gefordert, wie bereits seit Längerem nicht mehr. Die Wunden verheilten, doch die strapazierten Nerven fanden zeitnah keine Ruhe. Auch die aktuelle Lage auf Gerimor trug nicht wirklich dazu bei. Vor Wochenläufen hatte er bereits vorgehabt in seine Heimat der Kindheit zu reisen und seinen Eltern von seiner Verlobung zu berichten. Sie gar einzuladen nach Menek'Ur. Der letzte Wochenlauf brachte seine Planungen in die Heimat zu reisen jedoch weit in die Ferne.

Doch eines Morgens kam ein Schreiben, ein Schiffsjunge brachte es und verschwand, kaum hatte er es abgegeben.
Ein Schreiben, was Dakhil lange mit sich hadern ließ.
Ein Schreiben, was keine guten Nachrichten hatte.
Sein Gewissen kämpfte. Einen kurzen Aufenthalt in der Heimat, aiwa, das wäre machbar. Er wäre lediglich zwei oder drei Tagesläufe weg. Nicht mehr, aber leider auch nicht weniger möglich aufgrund der Distanz.
Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt Gerimor zu verlassen, wo jeder Säbel zur Verteidigung gebraucht wurde. Doch niemand wusste, wie lange das ganze Chaos noch andauert und lediglich die All'Mara wusste, wie lange Dakhil Zeit blieb auf das Schreiben zu reagieren.
Unglücklich saß er an seinem Schreibtisch und betrachtete die Landkarte Gerimors mit den Markierungen der aufgerissenen Landmassen. Abreisen würde er über den Hafen der goldenen Stadt, eine aktuelle Rückreise war lediglich nach Menek'Ur oder Bajard möglich. Alle anderen Häfen, selbst die im Westen, waren bereits durch die Risse abgeschnitten.
Die Familie war ohne Oberhaupt für etwa drei Tagesläufe. In dem aktuellen Chaos auf Gerimor für ihn etwas Unvorstellbares.
Für die Rückreise konnte so spontan auch kein Kapitän gefunden werden.
So viele Unsicherheiten, so viele Sorgen.

Wieder las er sich das Schreiben seiner Schwester durch, wieder seufzte er schwer. Es wären lediglich zwei, maximal drei Tagesläufe. Das wäre wohl machbar. Und mit diesem Gedanken scheuchte er einen Boten des Hauses zum Hafen um nach dem nächsten auslaufenden Schiff gen Festland zu fragen. Dieser kam innerhalb weniger Minuten völlig außer Atem zurück und meinte etwas von maximal ein halber Stundenlauf noch Zeit.
Hektisch sprang Dakhil auf, befahl dem Boten sich ein Pergament zu nehmen und das Diktierte nieder zu schreiben, während er selbst eilig das Wichtigste zusammenpackte.

Nach etwa einem Viertel Stundenlauf sah man zwei Gestalten aus dem Familienhaus der Bashir eilen. Der eine mit einem Schreiben Suleiman aufsuchend, der andere zum Palast eilend. Eine Palastwache teilte dem Oberhaupt der Schlangen mit, dass die Haremsdame Mirah derzeit nicht im Palast verweilen würde. Zerknirscht ließ er bei der Wache die Nachricht für seine Verlobte zurück, dass er zu seinen Eltern reisen müsse.

Und endlich eilte er weiter zum Hafen und zahlte dem Kapitän eine viel zu große Summe goldener Münzen für die Überfahrt nach Al'Wasi.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 02 Aug 2023 20:12    Titel:
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Die Überfahrt war ein Graus. Dakhil mochte noch nie Reisen mit dem Schiff, doch diese ließ ihn zeitweise gar überlegen, ob er jemals wieder zurückreisen wird. Und sollte dieser Gedanke ihn nicht beschäftigt haben, so dachte er, dass Ashantis selbst erwählte Behandlungsstrategie womöglich doch seine Vorteile hatte.

Bereits das Verlassen des Hafens Menek'Urs war eine schaukelige Angelegenheit. Das Wasser war unruhig, der Wind ungleichmäßig und die Seemänner viel zu froh endlich ablegen zu dürfen. Kurz, aber nur ganz kurz, dachte Dakhil sogleich wieder über Bord zu springen und zurück an Land zu gehen. Doch mit dem Fuß bereits an der Bordwand fiel ihm gerade noch rechtzeitig wieder der Brief seiner Schwester ein. Seufzend landete der Fuß wieder neben dem anderen auf dem Deck und sein Blick ging zweifelnd zurück zur stets kleiner werdenden goldenen Stadt.

Wenige Seemeilen hinter dem Hafen begann das Drama für den See unerfahrenen Anaan erst recht. Schiffshohe Wellen schleuderten das Schiff wie einen verloren gegangenen Korb über das Wasser. Die Stoffe der Segel kämpften mit den regnerischen Windböen um ihr Leben und nicht nur einmal knirschte irgendetwas an Bord gefährlich. Der Kapitän bestand darauf, Dakhil unter Deck zu bringen. Erst mit einer Drohung, die selbst das strengste Oberhaupt des Volkes alt aussehen lassen würde, kam er der Aufforderung nach.

Die Mannschaft kämpfte um ihr Schiff und Dakhil kämpfte mit seinen Gedanken.

Erst nach etwa der halben Fahrt begann sich die See zu beruhigen. Einige Stundenläufe waren bereits vergangen seit dem ein Anaan die goldene Stadt verlassen hatte. Mit der einkehrenden Ruhe an Bord begannen die Aufräum- und Reparaturarbeiten. Als Handwerker war es eine Selbstverständlichkeit für Dakhil mit anzupacken, wo es ging. Lenkte es ihn doch auch von seinen Gedanken ab. Nun, dachte er zumindest. So war sein Plan. Wenn da nicht die Gespräche der Anderen gewesen wären.


Seit Wochen ist die See vor Gerimor unruhiger! Ja, doch heute war es extrem! Und wie! Smutje meinte, vor Adoran sei es am Schlimmsten! Da ist doch auch die Erde aufgerissen! Ist sie? Wie kann so was nur passieren? Das schafft selbst kein Händefuchtler! Das kommt bestimmt von diesem komischen Götterkrieg!

Die Seemänner waren so in ihren emotionsgeladenen Austausch vertieft, dass das Schweigen und der mittlerweile arg verschlossene Blick Dakhils unbemerkt blieben. Die Sorge, die ihn gerade von innen heraus auffraß, die ließ ihn sich zurückziehen. Ein stummes Gebet an die All'Mara hallte unabläßlich durch seinen Geist.

Mögest du hudad gerade mehr bei den Unseren auf Gerimor sein, als hier in Al'Wasi! Abeer Eluive!


Was ein Anaan neda alles für seine Familie tut. Wenn er eine Reise tut...


Zuletzt bearbeitet von Dakhil Bashir am 02 Aug 2023 20:14, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 03 Aug 2023 08:00    Titel:
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Ihre erste Reaktion, als sie von der überstürzten Abreise - natürlich erst Stunden später - erfuhr, war herauszufinden wohin. Sie hatten darüber gesprochen einander zu informieren, wenn einer aufbrechen wollte. Nicht ganz gleich verteilt. Bei ihm ging man von aus, dass eine Information reichte, bei ihre war eine Erlaubnis notwendig. Was sie davon hielt, hatte sie mehr als deutlich gemacht. Nur änderte das Nichts. Wie auch immer, sie hatte mehr als eine verspätete Botschaft erwartet. Erst als sie sich in ihrer ersten emotionalen Reaktion halb durch die Korrespondenz, die sie nichts anging, im Büro im Bashirhaus gewühlt hatte, meldete sich langsam ein vernünftiger Teil in ihr.
Dieser vernünftige Teil war noch klein und unerfahren im Vergleich zu ihrem ausgeprägten stürmischen Wesen, aber nach und nach bemerkte sie ihn doch.

Würde er mit so knappen Nachrichten abreisen, wäre es nicht wichtig? Würde er freiwillig ein Schiff betreten, wenn es nicht wichtig war? Würde er die Familie hier gedankenlos zurücklassen, während die Welt auseinander brach, wenn es nicht wichtig wäre?

Nein, in keinem Fall. Diese Erkenntnis beruhigte sie aber nur kurz und sie setzte ihre Suche nach Informationen fort. Sie fand eine Anschrift, die vermutlich zu seiner Familie in Al'Wasi gehört und war schon drauf und dran einfach selber auf das nächste Schiff zu hüpfen. Wenn der Grund derart wichtig war, wollte sie an seiner Seite sein. Und wenn der Grund nicht wichtig genug war, hatte sie genug Kopfnusserfahrung gesammelt, um diese mit ihm zu teilen!

Aber da war sie wieder. Die kleine, leise Vernunft in ihr. Sie konnte nicht einfach so aufbrechen. Auch wenn sie es schon viele Male getan hatte. Die Situation hatte sich verändert und sie war diesen Schritt bewusst gegangen. Einfach aufbrechen war nicht drin.

So kam es einige Stunden später zu der denkwürdigen Situation, dass Mirah um Erlaubnis für eine Reise bat. Sie bat nicht um Entschuldigung oder informierte, was sie zu tun gedenkt, sondern versuchte eine Erlaubnis einzuholen. Erstmalig. In ihrem Leben.

Sie hatte sich das anders vorgestellt - das gab sie auch ehrlich zu. Auch hatte sie sich ein anderes Ergebnis gewünscht als ein entschiedenes Nein. Dass gerade bei den Worten des Emir die Erde zu beben begann, verstärkte die Situation leider auch nicht zu ihren Gunsten. Sie hatte alle Argumente ehrlich vorgebracht - aber wie soll man jemanden überzeugen, der schon von Gesetzes Wegen Recht hat? Immerhin gab ihr der Emir alle Chance zu argumentieren, sie musste aber einsehen, dass es in der aktuellen Lage kein vernünftiges Argument gab ihr eine Reise zu bewilligen.

Sie war zu unbedeutend um in der Ferne etwas auszurichten und dieses etwas war allgemein zu unsicher. Es stellte sich die Frage, ob sie ihn in einer zukünftigen Bedrohung mit mehr Fähigkeiten ein anderes Ergebnis erzielt hätte, oder ob sie dann nur das Argument in die Richtung Unverzichtbarkeit vor Ort verändert hatte. Trotz dessen, dass der kleine vernünftige Teil in ihr die Entscheidung des Emirs guthieß und nachvollziehbar empfand war da immer noch ihr ungestürmes Wesen, dass unbedingt handeln wollte und nicht durfte.

Ihre Laune schlug entsprechend um und sie empfand eine grimmige Freude daran, die Kristallwesen kurz nach dem Gespräch in Brand zu stecken. Vermutlich lag es noch an den Nachwirkungen des Kampfgeschehens und nicht an ihrer Laune, dass auch einige kleine Grashalme in Saifs Nähe zu qualmen begannen. Oder es war Zufall. Keinesfalls ein kleiner Groll ihres ungestümen Wesens. Das wäre ja auch abwegig!

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Das Leben ist eine nicht enden wollende Reihe von vernichtenden Niederlagen, bis man sich nur noch wünscht, Flanders sei tot.

-Homer J. Simpson-
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 03 Aug 2023 22:09    Titel:
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Am ersten Hafen in Al'Wasi angekommen, trat als einer der ersten Dakhil vom Schiff und suchte sogleich den örtlichen Basar auf. Von der Ferne war der Lamahändler bereits erkennbar. Und aus der Nähe erkannte er doch das Gesicht wieder! Ein lang nicht gesehens Gesicht, welches ihm sein Reittier abkaufte, bevor er nach Gerimor aufbrach. Das Reittier, was ihn aus Akmene durch die Berge und der Durrah der fernen Welt zu diesem Hafen brachte.
Einige Worte später hatte er ein ebenso tüchtiges Tier und einige Informationen. Diesmal benötigte Dakhil kein besonders starkes Lama, ein schnelles und ausdauerndes musste es nun sein. Hoffentlich war der Händler im Verkauf ebenso gut, wie im Ankauf. Dakhil wird es zwangsläufig herausfinden.

Und während er sein neues Lama antrieb und durch die Gassen in die Durrah ritt, kamen Erinnerungen an seinen letzten Aufenthalt zurück:


Mit müden Muskeln und zerschundenen Beinen trat er vor vielen Jahresläufen erstmalig durch das Tor, welches er eben zurückließ. Auf dem damaligen Lama hingen leere Provianttaschen, zwei oder drei geschossene Fenneks, halbgefüllte Wasserschläuche und zwei Taschen, die sein damaliges Hab und Gut waren. Eine der Taschen beinhaltete sein Werkzeug, sein eigenes wohlbemerkt. Aus eigener Hand vor etwa einem Jahreslauf noch in Akmene geschmiedet, unter der Anleitung eines Altmeisters. Zwei Schmiedehammer, eine grobe feuerfeste Zange, eine Picke, einen kleinen Lederbeutel mit dem feinen Werkzeug für Schmuck und dergleichen. Mit eben diesen feinen Zangen und Pfeilen hat er sein eigenes Werkzeug hergestellt.


Doch für die Kunst der Schmuckherstellung sollte noch über ein weiterer Jahreslauf vergehen, ehe Dakhil es bei Arne auf Gerimor lernen würde. Und dennoch hütete er diesen kleinen Lederbeutel sehr genau und reinigte die Werkzeuge nach jeder einzelnen Nutzung penibel. Neben den Erinnerungen an seine ersten Erfahrungen in der Schmiedekunst war es auch seine Art von Dank an den Altmeister aus Akmene.

Sein Blick ging sehnsüchtig in die Himmelsrichtung in der Akmene grob liegen würde. Eine geflüsterte Entschuldigung, dass seine erste Reise zurück nicht zu der Stadt ging, in welcher er etwa zehn oder elf Winter verbrachte und seine ersten Handwerkerfahrungen machte.
Kurz gab er sich dem Moment hin, ehe der eilige Reiter diese Gedanken abschüttelte und das Lama unter sich noch stärker antrieb. Er hatte normalerweise etwas mehr als einen Tageslauf bis zu seinem Dorf vor sich, doch Dakhil wollte bis zum Untergang der Sonne da sein.
Mit diesem ehrgeizigen Ziel konzentrierte er sich auf den Horizont, korrigierte mithilfe des Sonnenstands immer und immer wieder seine Richtung. Nicht ein Gedanke verschwendete er daran, dass jederzeit die Durrah in ihrer Unstete umschlagen könne und er dem diesmal ohne Vorbereitung schutzlos ausgeliefert sei.

Selten gab er sich oder dem Lama eine Rast. Häufig kamen dafür Erinnerungen wieder.
Erinnerungen an die belächelnden Blicke der verschlossenen Akmener, als er fragte, wie weit es denn von dort zum Hafen wäre, wo die Schiffe nach Menek'Ur fahren würden.
Erinnerungen an den ersten Schritt im Schnee, als er die Berge vor Akmene erreichte.
Erinnerungen seines 18. und 19. Geburtstag, welchen er alleine in der Durrah verbrachte, weit abgekommen von seinem eigentlichen Weg.
Erinnerungen an Stürme, welche er zusammengekauert an Oasen oder unter Steinkanten überlebte.
Erinnerungen an das traurige und doch stolze Gesicht seiner Mara, als er mit 17. Wintern voller Tatendrang gen Menek'Ur aufbrach.
Ein Ziel, welches Dakhil vorerst verpassen sollte und bis zu einem Alter von 30 Wintern bei ihm in den Hintergrund rücken sollte.

Desto dichter er seinem Dorf der Kindheit kam, desto länger lagen die Erinnerungen zurück. Er fragte sich, was sich alles verändert haben wird. Ob die Verrückte am Fluss noch lebte? Wie die Kinder seiner Ablas wohl waren? Wie seine Mara inzwischen wohl aussah? Und sein Radeh? Und über allem stand doch immer wieder die Frage, kam er reichtzeitig?

Viele Stundenläufe später kam er kurz nach dem Sonnenuntergang in dem Dorf seiner Kindheit an. Erschöpft und mit wackeligen Beinen glitt er von dem wahrlich tüchtigen Lama. Zielstrebig suchte er das Haus auf in welchem er geboren wurde.
Trotz der Umstände seines Besuchs konnte er nicht anders als zu Lächeln, als er ein gut bekanntes, nur 17 Jahresläufe älter gewordenes Gesicht vor dem Haus sitzend erblickte. Und mit den näherkommenden Schritten Dakhils und des Tieres hob sie den Kopf und blickte ihn an.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 05 Aug 2023 16:03    Titel:
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Und mit den näherkommenden Schritten Dakhils und des Lamas hob sie den Kopf und blickte ihn an.

Mara!

Die Zügel des Tieres fallen lassend wurde der letzte Abstand in zwei großen Sätzen überbrückt und schon lag man sich in den Armen. Wäre die Wiedersehensfreude nicht so groß gewesen, wäre Dakhil hier bereits der überraschte Blick seiner Mara aufgefallen. Sie vergoß einige Tränen, wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Nach einigen Momenten des Herzens drückte er seine Mara von sich und schaute sie lächelnd an, musterte die neuen Fältchen in ihrem Gesicht, bemerkte die neue Wickelart ihres Kopftuchs. Diesen Moment nutzte sie und rief nach Radeh. Ein Poltern und Gerumpel war aus dem Inneren des Hauses zu hören, als würde jemand überstürzt und hektisch durch die Räume hetzen. Kurz darauf stand Dakhils Radeh in der Tür und blickte seinen Anaan sprachlos an. Beide schauten sich einfach einige Momente lang an, ehe Dakhil sanft seine Mara losließ und sich zu seinem Radeh drehte. Er wollte ihm achtsam und respektvoll sein Haupt zu neigen, doch dazu kam er gar nicht erst. Sein Radeh zog ihn unerwartet an die Brust und drückte ihn einmal kräftig, ehe er Dakhil auch sogleich wieder los ließ. Überrascht blinzelte Dakhil einige Male seinen Radeh an. Er wusste nicht, wann sein Vater ihn zuletzt in den Arm genommen hatte, zum Abschied zu seiner Reise mit 17 Jahresläufen zumindest nicht.

Jetzt endlich bemerkte er bei seinen Eltern den überraschten und fragenden Blick. Verwundert schaute er hin und her, dann brach die Frage raus, warum sie ihn so anschauen würden. Man habe mit ihm nicht gerechnet, war die Antwort seiner Mara. Verdutzt fragte er nach dem Zustand seiner Groß- Mara. Man verstehe die Frage nicht, ihr ginge es gut, nur die Augen, aber darüber schrieben sie doch bereits länger. Verwirrt zog er den Brief seiner Fidah hervor und reichte ihn seinem Radeh. Er las das Schreiben, schaute zu Dakhil auf und begann herzlich zu lachen. Komplett fassungslos starrte er seinen Vater an, langsam schlug dies in Wut um. Bevor Dakhil jedoch etwas sagen konnte, klärte er seinen Anaan auf, dass man sich einen guten Scherz mit ihm erlaubt hätte. Seiner Groß- Mara ging es blendend und seine Fidah wollte wohl lediglich ihren Fadrim wiedersehen. Man könne es ihr auch nicht verübeln, hat man Dakhil doch seit seinem 17. Lebensjahr nicht mehr in der Heimat erblickt.

Seine Wut wurde lediglich stärker, doch waren seine Eltern die Falschen, um diese loszuwerden. Er deutete grob in die Richtung, in die er seine Fidah wohnend vermutete, eine absichernde Rückfrage an seinen Radeh und er stiefelte bereits los. Sein Elternhaus, das Reitlama - alles für den Moment vergessen. Einzig seine Fidah und ihre unverschämte Tat hatte er gerade im Sinn. Selbstverständlich war sie gerade vor dem Haus tätig und sofort erhellte sich ihre Mimik, als sie Dakhil erkannte.


Dakhil! Ich wusste, du würdest herkommen! Lass dich anschauen!

Doch er war nicht zum Plaudern aufgelegt. Eine hitzige Diskussion entbrannte, als er seinem Unmut Luft machte und ihr vorwarf, sie hätte auch fragen können. Ihren Einwand, dass sie dies über die Jahre hinweg immer wieder tat, wollte er weder hören noch wahr haben. Erst als er ihr die derzeitige Situation auf Gerimor entgegen spie, wurde sie kleinlaut und gar ein wenig blass um die Nase. Sie verstand, warum er sich so aufregte. Er würde viel später erst ihre Motivation verstehen, nicht, dass er dies freiwillig zugeben würde.
Mittlerweile war sein Radeh gemütlich schlendernd hinterher gekommen. Ahnte er doch, dass seine Hazars sich gewiss gehörig streiten würden. Und in dieser Hinsicht haben die beiden sich seit ihren Kindheitstagen kein bischen verändert. Doch bekam er gerade genug von der aufgewühlten Diskussion mit, um Dakhils wütende Reaktion nachvollziehen können. Ja, sein Anaan hatte sich gemacht. Nicht nur war er ein guter Handwerker geworden, wenn man den Karawanen aus Gerimor glauben darf, er wurde sogar zum Oberhaupt der Familienangehörigen, welche in der goldenen Stadt leben. Doch wenn seine Abla zu weit ging, ja, da wurde Dakhil wieder der junge impulsive Anaan, der vor vielen Jahresläufen auszog.

Dakhils Radeh vermittelte ein wenig zwischen beiden, sodass ein nur noch leicht grummelnder Dakhil endlich von seiner Fidah herzlich begrüßt werden konnte. Mittlerweile sprach seine Ankunft sich in dem Dorf herum, dass auch seine anderen Fidahs ankamen und auch der ein oder andere Nachbar neugierig vorbeischlenderte. Rein zufällig natürlich. Auch seine Groß- Mara ging er endlich begrüßen. Im Nachhinein wird keiner mehr sagen können, wessen Freude größer wahr. Lange beantwortete er geduldig ihre Fragen zu den Veränderungen in der goldenen Stadt. Wer mittlerweile Sanjak wäre, wer die Palastdamen ausbilden würde. Und unzählige mehr! Besonders stolz war sie, als Dakhil berichtete, dass seine Verlobte ebenfalls eine Haremsdame ist. Dass Mirah auch einen anderen Ruf in Menek'Ur und gar auf Gerimor hat, dies ließ er wohlweißlich weg!

Und eines war ganz klar, an diesem Abend sollte ein großes Fest gefeiert werden.
Auf den heimgekehrten Anaan, der seine Heimat inzwischen an zwei Orten sah.

Erst viel später, als er müde in den Fellen lag, dachte er schuldbewusst an die zurückgelassene Familie. Ob diese großen Risse mittlerweile in der goldenen Stadt angekommen waren? Seufzend wälzte er sich nun doch hellwach hin und her. Erst viel später, beinahe aufgefressen vor Sorge um Mirah und die Anderen fand er einen unruhigen Schlaf. Doch sollte dieser weit weg von Menek'Ur und dem gesegneten Boden erstmals von einem Albtraum heimgesucht sein.


Zuletzt bearbeitet von Dakhil Bashir am 06 Aug 2023 13:44, insgesamt einmal bearbeitet
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 06 Aug 2023 14:42    Titel:
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Sehr zum Leidwesen seiner Eltern machte Dakhil sich am nächsten Morgen wieder auf den Heimweg. Nun, wo er wusste, dass alles in Ordnung wäre und niemand kurz vor dem Sterben sei, war sein Haus in der goldenen Stadt wichtiger als alles andere. So sehr - allen voran seine Fidah - jeder es verstand, war der Abschied dennoch traurig und nicht nur einmal hörte er, wie man ihn vermissen würde. Er habe bald wieder zu kommen und vor allem seine Verlobte mitzubringen! Dakhil versprach nichts, wusste er doch nicht, wie die Situation auf Gerimor mittlerweile aussah. Doch eine längere Reise in die Heimat hat er sich vorgenommen. Sobald es möglich wäre!

Einen Stundenlauf später als vorgenommen ritt er auf seinem Reittier wieder durch die Durrah zurück zum Hafen. Wieder trieb er das Lama an, doch dieses war vom gestrigen Marsch noch nicht wieder erholt. Wissend, dass er nichts daran ändern kann, so lange er nicht selbst den restlichen Weg zu Fuß bestreiten möchte.

Unterwegs kehrten seien Gedanken wieder zum Traum zurück. Es war absurd. Er wusste, dass dies nicht wahr sein konnte, dennoch hat es ein riesiges Loch in seinem Herzen zurück gelassen.

Begann es doch mit einem schönen Tageslauf in der goldenen Stadt, so wandelte sich alles zeitig in düsteres rotes Licht, was bedrohlich flackerte. Das glänzende Gold Menek'Urs wurde immer mehr von dem Rot verdrängt und bald sah die Stadt blutrot aus. Die Erde riss auf, quer durch die Stadt, über den Brunnenplatz, riss die Taverne entzwei und machte das Haupttor unpassierbar. Rote kristalline Wesen krochen aus dem Riss hervor und griffen die beiden getrennten Stadtteile an.
Und gleich am Brunnenplatz war das Familienhaus der Schlange die erste Angriffsstelle dieser Vieher. Die Tür hielt stand, was Dakhil in seinem Traum beruhigte, doch der Garten war zu offen gestaltet. Auch barsten einige Fenster und die Vieher fanden ihren Weg ins Gebäude. Nicht lange dauerte es, bis das erste panische Kreischen nach draußen drang. Die anderen Cousinen fanden ihren Weg auf die Terasse und versuchten sich irgendwie zu verteidigen. Mirah nutzte ihre Kraft, das verletzte die Vieher zwar nicht, doch hielt sie auf Abstand. Dakhil sah aus seiner beobachtenden Position bereits Jijkban Suleiman und Jemaat Ashanti zur Hilfe eilen. Doch sie mussten sich ihren Weg zum Haus frei kämpfen. Irgendwie stoß auch Chalid noch dazu.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und ein Drache, der sehr stark an den angreifenden Drachen letzten Jahreslaufs erinnert, schoß herab und spie seine gewaltigen Flammen auf das Dach und traf so auch die Terrasse mit den Abla's Bashir. Sich vor dem Feuer schützend, ließ Mirah ihre Deckung zu den Viehern fallen und Dakhil konnte nur hilflos zusehen, wie die roten Wesen die Terasse stürmten und nichts mehr außer einem Blutbad zurückblieb. Auch vor dem Haus fiel ein Kämpfer nach dem anderen, vollkommen überrascht von der gegnerischen Unterstützung aus der Luft. Einzig Jijkban Suleiman kämpfte mit letztem eisernem Willen, seine Rüstung war bereits arg demoliert und in Teilen von seinem Körper gerissen, seine Haut blutüberströmt. Humpelnd versuchte er eines der Vieher auszutänzeln, doch kam er dabei gefährlich nahe an den Riss. Ein Parierschritt und der Boden unter seinem Stiefel brach weg und das jüngste Mitglied des Hauses der Schlange fiel in die rote Schwärze.
Zurück blieben Angreifer zu Land und zu Boden, welche sich marodierend durch die Gassen der goldenen Stadt bewegten und neue Opfer suchten. Dakhil blickte weiterhin auf das Haus und erkannte sein treues Lama Kemal in Fetzen gerissen im Garten, die gefallenen Janitshare seiner Familie vor dem Haus liegend und auf der Terrasse die restliche Familie. Einzig das Gesicht Mirahs erkannte er und ihre Augen schauten ihn direkt an, vorwurfsvoll! Anklagend!
>Das ist alles deine Schuld! Du hast uns schutzlos zurückgelassen!<
Und in dem Moment wurde Dakhil schweißgebadet wieder wach.


Auch jetzt noch, auf seinem Reitlama sitzend und durch die Durrah schaukelnd, überkam ihm eine angsteinflößende Gänsehaut. Dieser Albtraum wird ihn gewiss noch einige Mondläufe verfolgen. Auch kam sein Groll auf seine Fidah zurück. Nicht wissend, wie es auf Gerimor mittlerweile aussieht, versuchte er sich wieder in den beruhigenden Gebeten an die All'Mara, während das Lama viel zu langsam gen Hafen trottete. Und so sehr Dakhil es momentan noch nicht wahr haben wollte, so wusste der erfahrene Karawanenführer, dass er es an diesem Tageslauf nicht mehr zum Hafen schaffen würde.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 07 Aug 2023 20:56    Titel:
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Die Nacht verbrachte Dakhil unruhig unter einer Palme an einer Oase. Er wäre gerne weiter marschiert, doch das Lama brauchte dringend etwas Erholung und Schlaf. Dakhil selbst fand die zweite Nacht in Folge keinen Schlaf, zu sehr nagte der Albtraum an ihm, zu sehr nahm die Sorge ihn in Besitz. Und so saß er wach an die Palme gelehnt und starrte auf die Spiegelung des Mondes im Wasser.

Als endlich die ersten Sonnenstrahlen den Horizont küssten, packte er seine wenigen Habseligkeiten beisammen und schwang sich auf das Reitlama. Nach einigen Stundenläufen kam er etwa zur Mittagsstunde an jenem Hafen an, den er vor zwei Tagesläufen erst verlassen hat. Das Lama wurde mit dem besten Dank dem verdutzten Händler wieder übergeben und eilig der Schritt zum Hafen angetreten. Noch grob wissend, in welchen Tavernen er die richtigen Kapitäne antrifft, hoffte er noch heute mit einem Schiff auslaufen zu dürfen.
Doch seine Hoffnung sollte jeh enttäuscht werden.

Die Kapitäne am ersten Tisch lachten ihn herzlich aus. Nach Gerimor? Da fuhr seit Tagesläufen neda mehr ein Schiff hin. Die See war zu unruhig! Von den Rissen ganz zu schweigen. Das war definitiv etwas Übernatürliches und wenn es eins gab, was Seemänner fürchteten, dann so etwas. Auch die Frage nach dem mutigsten Mann blieb erfolgreich. Verzweifelt schaute Dakhil sich um, versuchte es in der nächsten Taverne. Und nächsten. Und nächsten. Doch überall waren die Antworten ähnlich oder gleich.

Unglücklich stand er nach etwa zwei weiteren Stundenläufen am Hafen und blickte auf die See. Sie kam ihm gar nicht unruhig vor. Auch meinte er sich einzubilden, dass der Himmel nicht mehr so unfreundlich und abweisend wirkte. Mit neuem Mut trat er wieder in die erste Taverne und legte neue Argumente vor. Woher sollten die Kapitäne wissen, dass die Gefahr nicht gebannt sei? Woher wissen sie, ob die Risse noch existent wären oder ob von diesen noch die unruhige See komme. So abweisend die erfahrenen Seemänner auch taten, Dakhil bemerkte erste Zweifel in den Blicken. Es dauerte noch bis zum Abend, bis er mit immer neuen Argumenten und Nachfragen den ersten Kapitän beinahe so weit hatte. Erst mit der Aussage, man könne jederzeit umdrehen, wenn die Gefahr nach wie vor da sei, erklärte sich ein Kapitän bereit, am morgigen Tageslauf auszulaufen.
Zufrieden atmete Dakhil auf, er hoffte zwar, dass er auf See eine Weiterfahrt bis nach Menek'Ur erwirken könne, denn dass die Gefahr gebannt sei, davon geht er ehrlich gesagt nicht aus, doch dies käme zu seiner Zeit. Auch brauchte er da definitiv die Unterstützung der All'Mara.

Doch wenn Dakhil eines nicht wusste, die Gefahr auf Gerimor war Dank Eluive bereits gebannt. Das Schiff verließ bei ruhiger See mit ausreichend Wind den Hafen auf Al'Wasi und kam gen Abend mit ebenso ruhigem Wetter in der goldenen Stadt an. Der Kapitän wurde ordentlich entlohnt und sollte er einmal eine Unterkunft auf Gerimor benötigen, wäre er jederzeit herzlich in dem Familienhaus der Schlange willkommen. Und dann eilte er mit großen Schritten den kleinen Aufstieg vom Hafen zur goldenen Stadt und durchschritt das Tor. Hier erhielt er bereits erste Informationen zur aktuellen Lage und auch, dass es wohl keine Verluste unter den Hazar's Durrah gäbe. Mit etwas leichterem Herzen eilte er zum Familienhaus, doch wahrlich erleichtert wäre er erst, wenn er jeden einzelnen Hazar's Bashir selbst wiedersehen würde. Dessen war er sich bewusst. Und so war seine zweite Handlung nach seiner Rückkehr, einen Boten des Hauses zu allen Cousinen und Cousins zu schicken. Doch zuerst sollte dieser zum Palast und Mirah bescheid geben. Dakhil war es wichtig, seine Verlobte zuerst zu begrüßen dürfen. Er musste sich einfach selbst davon überzeugen, dass es ihr gut geht. Und wäre er selbst zum Palast gegangen, so wäre er an den Wachen vorbei marschiert ohne Anstand und Sitte. Nun, sagen wir, er hätte es zumindest versucht.
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