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[Q] Todeshauch
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Todeshauch
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Lucia Eschenhag





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2024 23:10    Titel: [Q] Todeshauch
Antworten mit Zitat



Todeshauch

Die Monate zogen wie träge Schatten über die Sümpfe Varunas.
Jeder Tag war ein mühsames Warten, ein sehnsüchtiges Hoffen auf das, was kommen mochte.
Als der Abend einzog begann für Lu eine immer wiederkehrende Routine.
Wenn andere ihren Abend in einer Schalunke ausklingen ließen, so nahm Lucia den Weg Richtung Varuna auf.

In den Sümpfen wo das Dunkel alles verschluckte und man das Gefühl verspüren konnte,
dass die Kälte sich wie eisige Finger um die Seele legten, verweilte die Blonde.
Im Sumpf bildete sich ein undurchdringlicher Schleier,
der die Sumpflandschaft in ein geheimnisvolles Reich verwandelte.
Die Luft war feucht und schwer, erfüllt von dem modrigen Geruch der verrottenden Pflanzen und Menschenkadaver.
Die Bäume, deren Äste sich wie knochige Finger in den Himmel reckten, waren von Moos überzogen.
Ihre Blätter raschelten leise im Wind, der durch die Sümpfe Varunas strich.
Lucia bahnte sich ihren Weg durch das schlammige Wasser.
Ihre Füße versanken in der Dunkelheit, während sie sich vorwärts, zu ihrem Ziel kämpfte.

Lucia hatte eine Aufgabe.
Nicht nur eine Aufgabe, sie hatte ein Ziel: das eisige Blümlein zu hüten und zu pflegen.
Das eisige Blümlein war kein gewöhnliches Gewächs.
Aus den Tiefen des Elfenwaldes geraubt, im Kreis der Diener Kra’thors gestärkt
und mit Opfergaben im Sumpf Varunas eingepflanzt,
sollte nun etwas Neues, etwas dunkles entstehen:

Der Todeshauch











Zuletzt bearbeitet von Lucia Eschenhag am 08 Okt 2024 19:18, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 13 März 2024 14:45    Titel:
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Der Wind, der die Lande auf Gerimor im Lenzing berührt, hat eine ganz besonders wundersame Gabe in sich, sagt man. Er bringt Wärme aus den südlichen Gefilden, von sandigen Küsten, tropischen Inseln und sonnengeküssten Ländern. Mit ihnen vertreibt er den Frost und die immense Kälte des Winters. Die Vögel beginnen wieder kraftvoller zu jubilieren, die Tiere wagen sich weiter aus dem Dickicht und so manch verstecktes Blümchen spitzt nun aus dem harten, kargen Boden hervor, um farblich das gerade wieder langsam ergrünende Gras zu zieren. Inmitten der entstehenden, frischen Smaragdfelder sprießt es und alles zelebriert den Auftakt der Sonne, das Scheiden des Eises…

… fast alles!

Auf einer winzigen Insel, gut versteckt in den sumpfigen Marschen um den Todeswall Varuna herum, wiegte sich ein kleines Pflänzchen im Wind und begann langsam in der Wärme zu wippen. Wie rubinrote Edelsteinkristalle zierten vereiste Blutstropfen die Blütenkelche und wurden langsam eins mit dem Frost. Stimmen sammelten sich im Windesatem rund um das Inselchen und flüsterten mal hektisch, dann wieder schnarrend und langsam wilde Worte aus längst vergessenen Zeiten.
In ihnen schwappten gewaltige Emotionen und Erinnerungen heran, die sich über die zarte Pflanze und das verblassende Blut ergossen.
Sie begannen anzuschwellen, wurden zu Klagelauten, zu einem Schrei aus vielen Kehlen und…


… brachen jäh ab.

Dafür rechte und streckte sich das wundersame Pflänzchen, entfaltete sich in all der grausigen Schönheit, drehte rollend wallende Blätter aus und öffnete den Kelch, in dessen Mitte ein golden schimmernder, wohlig duftender, honigartiger Kern befand. Inmitten der frostigen Kälte ewig tödlichen Eises ein Hauch Wunder?




Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 13 März 2024 20:05, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Lucia Eschenhag





 Beitrag Verfasst am: 15 März 2024 11:29    Titel:
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Um sie herum waberten Nebelschwaden und ein eisiger Windhauch,
der mit wimmernden Lauten einher ging streifte das blonde Haar.
Sie kniete nieder und betrachtete das erwachsene Eisblümlein.
Wie vom Schlag getroffen prallten die verschiedensten Emotionen auf sie ein.
Das blaugraue Augenpaar starrte fasziniert, fast schon hypnotisiert auf den golden schimmernden Kern.
Der wohlig, anmutende, gar sanfte Duft entlockte ihr ein
feines Lächeln während sich der Schopf der Dienerin von einer Seite zur anderen wiegte,
als würde der eisige Wind sie in sein Wiegenlied einhüllen.

Sie hatten es geschafft.

Das was dort erwachte und nun erstrahlte war wunderschön und beängstigend zugleich.
Sie riss sich aus den Bann der Blume und besann sich auf ihr Vorhaben, auf ihre Aufgabe.
Behutsam, nein zögerlich beugte sie sich vor, um einzelne Blüten zu pflücken.
So schnell wie sie den Sumpf Varunas betrat, so rasch verließ sie ihn auch wieder,
um sich zur späteren Stunde in ihrem Heim einzufinden, um den nächsten Schritt ihres Vorhabens umzusetzen.

Die Kunst der Blütenölgewinnung ist eine uralte Praxis,
die Larissa und Lucia schon mehrfach praktiziert hatten.
Heute jedoch würde sie auf die helfende Hand ihrer Freundin verzichten müssen.
Die Wahl der Blüte fiel ihr dieses Mal sehr leicht.
Die eisig blauweißen Blüten wurden auf einem sauberen Tuch
abgelegt, damit die überschüssige Feuchtigkeit entfernt wurde.
Im Schatten des Hausbootes sollten sie ruhen, um zu trocknen.
In den späten Abendstunden entzündete sie die Kochstelle
und legte die Blüten in einen Kupferkessel, welchen sie mit Wasser befüllte.
Die Flammen tanzten und der honigartige Duft der Eisblüten stieg auf.
Die ganze Nacht hindurch destillierte Lucia das Öl aus den Blüten.
Es war ein mühsamer Prozess, der Geduld und Präzision erforderte.

Als die Sonne am Horizont aufging und die ersten Sonnenstrahlen
durch die Fenster des Haussbootes schienen,
hatte sie endlich einige Tropfen des kostbaren Öls gewonnen.
Sie ergriff ein kleines dunkles Fläschchen um es vor dem Licht zu schützen.
Sie stopfte die Phiole und noch weitere Zutaten wie Alraune,
Fliegenpilz, Erdbeeren und Wildkraut in ihre Umhängetasche und verlies raschen Schrittes ihr Boot.

Nächster Halt die Nimmerruh.


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Lucia Eschenhag





 Beitrag Verfasst am: 21 März 2024 22:36    Titel:
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Sie hatte die Geschwister um Beistand und Unterstützung gebeten
und sie folgten dem Ruf.
Der brodelnde Kessel ruhte in der goldenen Mitte
und wartete förmlich darauf gefüttert zu werden.
Ein jeder der Geschwister sollte etwas mitbringen, das er
in Verbindung mit Angst, Schrecken, Unheil, Wahn,
Verderben und Berauschung brachte.

Es entstand eine sehr verschiedenartige, angsterfüllende und widerliche Zutatenliste, die unheilvoll und hinreißend zugleich war.


Brackwasser aus Siebenwacht - Angst, Verzweiflung, Schmerzen
getrockneten Fingerhut und getrockneter Schlangenhaut – Schwindel, vergiftete Gedanken
Asche des Briefes an die tote Schwester – Hass
Eine haarige Spinne – purer Schrecken
Garn für einen verworrenen Geist - unsauber geknüpft und ebenso gebunden
Blut das durch Angst Schrecken und Panik - ausgelöst in die Adern der betroffenen rasen soll
eklige grünliche, schleimige und pockige Flüssigkeit – im Sinne des Prinzen der Seuchen
Traumstoff – spendet Kraft und Ängste speist
Flasche mit ölig dunklen, zugleich aber schwach schimmernden Inhalt - Klauen der Nacht
Spinnenseide und eine kleine Ampulle mit Blut - winden und fliehen birgt keinerlei Sinn,
es festigt nur stärker die Ängste darin

gefüllte Erdbeerpraline – positive Geschmacksverstärkung
Wildkraut – Die Sinne vernebeln
blutgetränktes Obst – eine persönliche Note und Süße für den Geschmack
Öl des eisigen Blümlein – die tiefsten Ängste und Sorgen schüren






Sie hatten am Ende des Abends gemeinsam einen Trunk erschaffen,
der nicht nur wunderschön anzuschauen war, sondern auch verdammt gut roch!

Der Umtrunk schimmerte golden. Nun hieß es, das süßliche Gebräu in die Welt zu tragen!
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Lucia Eschenhag





 Beitrag Verfasst am: 23 März 2024 21:03    Titel:
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„Wurde die Wirkung des Trankes bereits getestet? Gibt es Ergebnisse oder Erkenntnisse?
Nein? Dann sollten wir dies jetzt nachholen.“
sprach der Bruder in die Runde.

Und nun standen sie auf einem einsamen Weg und hielten Ausschau.
Sie wussten, dass in den naheliegenden Wäldern der ein oder
andere Bandit sein Lager aufgeschlagen hatte.
Sie wollten für heute irgendein unwichtiges Opfer finden,
um den Todeshauch in Aktion zu erleben.

Eine Gewisse Komik hatte ihre Begegnung mit Kor.
Entweder hatte er schon ordentlich viel Alkohol im Blut
oder er war strohdumm. Vermutlich beides.
Mit einer Heugabel wollte er die Geschwister und sie ausrauben.
Und wer wurde schlussendlich beraubt? Kor.



Er ließ sich recht zügig zu Fall bringen.
Anstatt ihm das Getränk unter Zwang anzudrehen, nahm er es frohlockend entgegen
und leerte die Flasche mit einigen Zügen.
Ein geübter Trinker.
Neugierig ruhten die blaugrauen Augen auf ihrem Opfer.
Jede Mimikveränderung, jede Bewegung wurde
genauestens beobachtet. Jedoch blieb eine rasche Reaktion aus.
Lediglich ein Hochgefühl an Emotionen und Erinnerungen konnte er für den Moment äußern:

„Liebe, Sommer, Glut und guter Beischlaf!“



Dann vernahm sie im klerikalen Gefüge einen hellen Schrei.
Es war ihr Schrei.

„Wir nehmen ihn mit zur Nimmerruh“ sprach sie zu ihren Geschwistern.

Und dort verweilte er, damit sie seine Veränderungen beobachten konnten.


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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 27 März 2024 13:34    Titel:
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Da lag er nun und starrte hoffend auf die Flasche, die sie ihm wieder gebracht hatte. Nicht so süffig, süß und golden wie diese allererste Köstlichkeit, von welcher sie ihm mehr versprochen hatten aber gut genug, um ihn geistig aus der wohl aussichtslosesten Lage aller Zeiten zu katapultieren. Allein wenn er daran dachte, wie dämlich er ihnen nachgelaufen war, dabei hatte das eine Weib gleich ganz zu Beginn schon aggressiv und angriffslustig gewirkt, während einer der Kerle und die Hübsche, die so nah bei ihm stand, lockten und schmeichelten. Er hätte es sich sicher schön reden können und behaupten, dass er die Roben nicht erkannte, dass er die Gefahr nicht schmecken konnte... aber der überdeckende Geschmack der goldenen Flüssigkeit war präsenter. Selbst jetzt haftete er noch in seinem Kopf, machte Lust auf mehr, zeigte ihm... Bilder!

Die Bilder waren erst vor zwei Tagen im Geist erblüht.
Wie kurze Träume, doch zum Greifen nah, so realistisch, als würde er die gerade jetzt erleben und dennoch zeigten sie nichts, was er irgendwo benennen konnte. Fremde Orte, fremde Gesichter und Situationen, die ihm teilweise sogar grotesk erschienen.


Einmal war er in Reih und Glied mit dem Adoraner Regiment, nur um sich kurz darauf mit einem Kameraden mitten im Springbrunnen am Marktplatz zu finden, wo sie einander tauchten und rangelten.

Dann wiederum stand er auf einem menschengroßen Schachbrett und ihm gegenüber ein grimmiger Einäugiger in der Tracht der Priesterschaft Temoras, der ihn sehr genau und unangenehm eisig zu studieren schien.

Etwas später befand er sich sitzend in einem Gasthauszimmer, welches ihm selbst zu gehören schien, um ihn herum Besuch... Freunde? Wenn sie wüssten, was alles auf dem Dachboden zu finden war...

Ein Ritt gen Varuna, er wollte jemanden suchen, oder? Einen jungen Gezeichneten und noch bevor er sich fragen konnte, was ein Gezeichneter überhaupt war, stand eine Gruppe aus der Gesandtschaft des Klosters vor ihm und er riss heftig an den Zügeln.

Danach befand er sich in einem Kreis, umgeben von schattenhaften, schwarzen Gestalten und irgendetwas sprach mit ihm, mitten in seinen Kopf hinein, marterte die Gedanken, quälte ihn mit Ängsten!

Eine Wohltat die letzte Szene: Eine Versteigerung in einem großen Kellergewölbe, das eher wie ein Schiffsbauch anmutete und er wusste, dass seitlich warmherzige, wohlige Blicke auf ihm ruhten.

Er gönnte sich ein seeliges Lächeln und griff fahrig nach dem Wein, für den Moment blieb er in dieser Erinnerung, die nicht die seine war und sonnte sich dort, während die Bewegungen zittriger und vor
allem schwächer wurden.


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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 29 März 2024 16:22    Titel:
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Es geschah in der Nacht auf den fünften Wochentag.
So still und leise, wie ein Atemzug nur sein konnte.
Ein Letzter.

Doch hauchte er in diesem Zug ganz unwissentlich Essenzen aus, Bruchstücke des dunklen Turms und dessen Bewohner, mal profan und alltäglich, mal geheim und tief begraben. Mit einem letzten Seufzen mischte sich der Atem mit dem Frost des Todes und ein heller, markerschütternder Schrei in der Stimme einer jungen Frau schien in der Luft zu liegen, als der Todeshauch in die Welt getragen wurde und jene fand, die von seinem Gold gekostet hatten. Eine große Szene der Erinnerung und ein einziges Bild nur schenkte er ihnen:



Keldaron:

Machtlosigkeit
Eisiger Wind schneidet unerbittlich ins Gesicht. Die Hitze des eigenen Körpers verschlimmert diese Gefühl und nimmt es gleichsam als Linderung auf. Schwerer Atem und das rauschende Blut in deinen Ohren lassen die Geräusche des Kriegsschauplatzes um dich herum nur gedämpft an dein Gehör dringen. Im Dunkeln des fortschreitenden Abends und im Schatten des Bergkessels hüpfen die Schatten der aufgestellten Fackeln wie Dämonen über das Schlachtfeld. Hinter einem Stein am Ufer des Gebirgsflusses kauernd surren Pfeile wie Kampfzauber mit höllischem Geschrei an dir vorbei.
In der Feuerpause gibst du dein Bestes um das Aufgebot der gegnerischen Kampfkraft zu erwidern. Erbittert ringen kleine Krieger in polierten bläulichen Metallrüstungen und goldener Runenverzierung gegen deutlich größere Krieger in geschwärzten Rüstungen mit blutroten Stofffetzen. Aus ihren Rüstungen scheinen teilweise Dornen herauszuragen, andere wiederum wirken wie in den Schatten selbst gehüllt. Plötzlich kommt Ruhe ein. Der Kampf wirkt unterbrochen. Dann donnert eine provokante Stimme durch die Frostklamm: „Was ist mit euch? Wagt ihr es nicht weiter voran zu schreiten?“
Und ein Kalure schreitet mutig auf die Reihen der Feinde zu und erwidert: „Vladimir! Dar hast diesen Angriff in die Wegegeleitet! Stell dar einem Sohn Cirmias gegenüber und erlebe dein Ende durch akh!“
Ein Wortgefecht über Herausforderung und rechtmäßige Plätze im Staub bricht aus und es werden die Waffen gezogen. Der ehrenhafte Zweikampf ist eine Auseinandersetzung ohne Glanz und Glorie. Während Myrkjartan, ein Hühne sondergleichen, seinen Sax bedrohlich gegen den Schild donnert und Melgra, die tapfere Kalurin, sich seinem Tun mit ihrem Schlägel anschließt, stimmen immer mehr Streiter beider Seiten ein um einen anspornenden Rhythmus vorzugeben, welcher eine gar erschreckend aufputschende und beängstigende Wirkung entfaltet.
Die Ruhe vor dem Sturm umhüllt die beiden Kontrahenten, dann bricht der Kampf aus.
Belgrom, der furchtlose Wühler mit Schild und Schlägel, streitet gnadenlos mit Vladimir und seinem gewaltigen Hammer. Auf beiden Seiten halten die Fernkämpfer eisern Stellung um loszuschießen sobald eine der Seiten sich nicht an die unausgesprochenen Regeln des Konfliktes der beiden Heerführer halten sollte.
Der erste Schwung des schweren Hammers geht daneben. Die Spannung steigt. Aus der Wacht des Falken landet der schwere Hammer auf dem Boden und zertrümmert das Gestein unter ihm. Der Kalure setzt seinem Gegner mit flinken Hieben seiner Pranken zu und schließt jede entstehende Lücke zwischen ihren Körpern sofort auf. Sogar den Helm seines Kontrahenten schlägt er vom Haupte.
Beide Seiten fiebern mit. Manch einer lechzt nach Blut, ein anderer fiebert dem Triumph entgegen oder sorgt sich um seinen Liebsten.
Ein kräftiger Tritt schleudert den kleinen Krieger zurück. Erneut treffen beide mit der inbrünstigen Absicht es zu Ende zu bringen aufeinander. Sie stürmen sich entgegen, treffen aufeinander und erneut landet der Kalure auf dem Rücken.
Mitfühlende Rufe, Anstachelnde Schreie aber auch die Mahnung sich nicht einzumischen hallen durch die Nacht. Hilflosigkeit macht sich breit. Die verständnislose Warte eines Beteiligten, der seinem Freund zur Rettung eilen möchte und die Einsicht des Verteidigers, dass eine Einmischung die Kriegshandlung erneut auflodern lassen würde, prallen im inneren Konflikt aufeinander.
Der Körper will voran springen, die Waffe oder den Schild schützend in den Schlag halten, doch der Geist hält den Impuls zurück um keinen größeren Fehler zu begehen. Der schwere Kriegshammer trifft. Das Fehlen nach einem Wunder, nach einer Rettung in letzter Sekunde steigt. Gebete und Schreie durchbrechen wieder den Lärm des Kampfes.
Keuchend gehen sie ins Ringen über. Vladimir drückt Belgrom nieder, doch dieser windet sich, zappelt und versucht so viel Schaden wie möglich anzurichten. Eine Kopfnuss unterbricht den Befreiungsversuch des Kaluren und lässt beide blutig zurück.Nun mischst auch du dich in allerletzter Hoffnung ein und schlägst deinen Schlägel an deinen Schild um Belgrom Kraft und Mut zu schenken.
Vladimir, in Blutrausch verfallen, lässt seine Fäuste auf Belgrom niederdonnern. Die Nase bricht, der Kalure verliert das Bewusstsein. Hilflos, panisch, ängstlich wohnst du diesem Zweikampf bei, wohl wissend, dass du absolut nichts unternehmen kannst. Und diese Erkenntnis frisst sich tief in dich hinein. Du stehst daneben. Und du kannst absolut gar nichts ausrichten. Und es hört einfach nicht auf. Unter zornigem Geschrei prasseln die Schläge auf den bewusstlosen Körper ein wie Hagel auf ein Feld und lassen Blut aus ihm herausquellen, welches den Boden färbt.
Fassungslosigkeit wird ausgestoßen und letzte Rufe des Mut Machens werden an den Freund am Boden gerichtet, doch bleiben sie unbeantwortet. Nach einer Verschnaufpause erhebt sich der Sieger und stöhnt zischelnd unter dem Schmerz einer Beinwunde des Wühlers. Wie in Zeitlupe kommt es dir vor, greift er nach dem Hammer und hebt diesen weit über seinen Kopf.
Voller Schock hörst du noch die Worte in deinen Ohren klingeln und nachhallen: „Empfange dein Ende, Heerführer.“
Dann kracht der gewaltige Donnerhammer mit voller Wucht auf den Kaluren und deformiert seinen blutigen Schädel. Während die eine Seite in Trauer versinkt, bricht die andere in Jubel aus und aus dem Nilzadan erklingt ein Grollen, das an rollende Felsen oder entferntes Brüllen erinnert. Doch all das blendet aus, wird dunkler und leiser als die Erinnerung dich verlässt.
Was bleibt ist der Schock der Machtlosigkeit und ein Nachhall von Scham nichts unternommen zu haben.

WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Ein Robe wird genäht, Stich um Stich durch seltsam weiches, helles Leder.
NEIN, durch Züge, Fratzen, Gesichter und auf einmal öffnet eines die Augen, den Faden noch an der Wange und verzerrt die Lippen zum stummen Schrei.


Esther:

Verlust
„Er kommt nicht mehr wieder.“
Da ist sie, die Erkenntnis, die mit einem einzigen, wuchtigen Schlag etwas im Inneren zerbricht und dann die unsichtbaren Scherben schmerzhaft ins Fleisch drückt. Leere breitet sich aus, mischt sich mit dem Kummer und dem inneren Schluchzen, zieht tiefer und verdreht die Seele. Ein Schrei entsteht dort im Inneren und kommt doch nicht über die Lippen, hallt nur grell und greinend im Kopf nach.
Im Kopf, der weiterhin im stillen Mantra schnell und schneller flüstert „Das ist nur ein Traum, das ist nur ein Traum, das ist nur ein Traum.“

„Er kommt nicht mehr wieder.“
Und es hilft nichts, dass selbst das Hirn versucht sich zu belügen, denn das Herz spürt die Wahrheit und den Schmerz. Es hilft auch nichts, dass die Tränen über die Wangen rinnen, heiß, salzig und langsam Röte hinterlassen, denn seine sanften Hände werden sie nicht mehr davonwischen.
Es hilft absolut nichts, dass alles im Körper danach schreit, es zu beenden und sich ihm nachzuwerfen, denn eine winzige, zarte Hand hat sich an die nasse Wange geschmiegt und irgendwo dringt ein zierliches Plapperstimmchen durch all das Leid und die Verzweiflung.
„Mama?“

„Er kommt nicht mehr wieder.“
Und doch ist nicht alles verloren, ist noch ein Funke, ein gemeinsames Geschenk vorhanden.
Leben. Für sie. Für ihn. Bis sie einander einst wieder finden können.



WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Die Hand ruht auf einem dunkelroten Kristall, in welchem das Blut pulsiert und flackert. Kraft, Loyalität, Zielstrebigkeit strömen aus dem geschaffenen Werk, wecken ein Schimmern auf dem eigenen, weißen Fell.


Lucia:

Abenteuer
Der Schatten in der Finsternis. Ein tödliches Wesen auf geräuschlosen Sohlen. Bis an die Zähne bewaffnet. Der ungesehene Beobachter der Nacht.
Flink führt der Weg huschend durch das hohe Gras. Ungesehen im Schutze eines großen Busches blicken Augen wie glühende Kohlen in Richtung des patrouillierenden Soldaten. Das Scheppern seiner gerüsteten Schritte sowie das Licht seiner Laterne waren schon von Weitem mit Leichtigkeit wahrzunehmen.
Außerhalb des Lichtkegels zieht der Moment voller Anspannung und Wachsamkeit gemeinsam mit der Stadtwache vorüber. Hastig geht es weiter. Mit erschreckender Lautlosigkeit bahnt sich der Prinz der Nacht seinen Pfad durch die Stadt, vorbei an Häusern, durch schmale Gassen, über Zäune springend und quer durch die Gärten der Bürger dieser Stadt. Und dabei stets ungesehen wie ein unsichtbarer Schatten. Immer wieder heißt es den gerüsteten Wachen oder angetrunkenen Passanten auszuweichen oder sie in einem sicheren Versteck passieren zu lassen. Dabei führt die zurückgelegte Strecke auch immer wieder auf Bäume hinauf, über Dächer und Balkone oder gar durch geöffnete Fenster. Die Jagd ist der Beweggrund. Neugier ist dabei der Antrieb. Die Aufregung etwas zu entdecken lockt in die Kühle der Nacht. Das Spiel des Risikos ist ein verlockender Nervenkitzel aber auch die Belohnung heimlicher Zärtlichkeiten sind eine angenehme Jagdtrophäe.
Allein oder auch in großer Anzahl, immer gibt es etwas Spannendes zu erleben, eine Beute zu reißen oder ein Spiel zu tollen. Heute ist es das Sitzen auf einem Fensterbrett und die Gewissheit eine alte Dame anzutreffen. Die stets bereitgestellte Pastete ist schon verputzt und laute Geräusche machen auf das wartende Verlangen aufmerksam. Nach der Bedienung an der kleinen Nascherei kommt die liebe Seele mit langsamen Schritten um die Ecke. Sie hat ein altes aber auch gütiges Herz. Und so gehen ein paar Stunden der Zärtlichkeit ins Land. Aber die Nacht ruft und das Abenteuer lockt. So verbleibt die Gastgeberin nach dem Entgegennehmen ihrer fürsorglichen Streicheleinheiten allein zurück.
Mittlerweile sind die Straßen der Stadt und ihre Bewohner bekannt wie die eigene Westentasche. Wenn man denn als Katze eine solche besitzen würde. Und so geht es auf Samtpfoten weiter. Immer von einem Schatten zum nächsten Versteck huschend. Der ungesehen pirschende Beobachter auf der Suche nach Spannung, Spiel, Nascherei und Krauleinheiten.
Der Zeitplan ist eng gesteckt. Gleich kommen die Wäscherinnen von ihrem Abendklatsch zurück und dann gibt es immer ein paar Wurstenden. Und dass heimliche Lauschen bei der Gutenachtgeschichte des Kindes auf dem Bauernhof hat auch noch niemand bemerkt.
Halt, Stopp! Bloß nicht bewegen! Hat sie mich gesehen? Nachts sind alle Katzen grau. Vielleicht erkennt sie mich nicht. Verflixt. Jetzt streckt sie den Arm nach mir aus und spricht mich an. Ich weiß ganz genau was das bedeutet. Wenn ich jetzt nicht mitkomme, dann ist mein Frauchen die ganze Woche beleidigt.
Nagut. Ich springe hoch. Waaahhh! Ein Wirbeln ihrer Hand als sie mich auffängt und ehe ich mich versehe hält sie mich fest in ihrem Arm. Mhm Geborgenheit. Es ist so schön warm. Ich kuschel mich an. Nagut, gehe ich morgen Abend wieder auf Abenteuer



WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Grau in Grau und dazwischen maximal ein wenig Weiß oder schwarze Schatten. Ein taumelnder Schritt mit zittrigen Beinen und doch geht es voran, durch die Welt der Geister und auf der Suche nach Verbündeten!


Amergio:

Rache
„Was ist da im Eimer, Will?“
Neugierde aber auch auf Aufregung, die in den Gliedmaßen zuckt und die Stimme fast etwas zu laut werden lässt. Der Angesprochene schüttelt den rotbraunen Schopf hastig und legt einen Finger an die Lippen, ehe er vertraulich murmelt:
„Das, meine Herren, ist besser als Pferdemist… das ist Lehm aus dem Sumpf, der müffelt und haftet gut. Also sind wir bereit, meine Herren…?“
„Heeee…“, meldet sich ein zarteres Stimmchen von nebenan und der Blick dringt seitlich zum Persönchen mit den blonden Zöpfen.
„Was denn?“
Sie rollt die hellblauen Augen und schnaubt dann missgestimmt:
„Ich bin kein Herr.“
Ein hilfesuchender Blick zu Will, denn sie hat Recht und es tut nicht unbedingt gut sie zu reizen oder ihr das Gefühl zu geben, ausgeschlossen zu sein. Kurz blinzelt der Kopf der Truppe, dann strahlt er bis in die Sommersprossen hinein.
„Dann eben meine Herrlichen, kannst du damit leben?“
Sie verkneift sich ein Lachen, nickt aber.
„Ich fühle mich sehr herrlich! Herrlich bereit, der alten, fiesen Wachtel eins auszuwischen. Rache für Konni!“ Das arme Huhn, sie hatten es sich durch den Zaun freundlich gefüttert und konnten es streicheln, es kam auf Zuruf – ganz im Gegensatz zum restlichen, fiesen, pickenden Federvieh der Vettel. Deshalb, weil es ein gutes Huhn war, ein gefiederter Freund, nur deshalb hatte sie es geschlachtet und den Kindern lachend vom Festschmaus erzählt. Sogar noch, als Tränen aus den hellblauen Augen des Mädchens in der Runde kullerten. Rache, sie würde dafür bezahlen.
Die Hand wurde in den Eimer geschoben und eine große, matschige Lehmkugel geformt…


WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
So nahe, das Wesen einer anderen Welt, Zeit und Ewigkeit. So sanft die erste Berührung, die Besiegelung eines Paktes und die Fingerspitzen zittern dennoch, während die Mimik Ruhe und Gelassenheit verströmen soll. Dann sind es die Lippen, ähnlich weich wie die eines Menschen, doch ungleich kühl und ohne den lebendigen Hauch des Atems, die den Hals berühren…
… und nur im nächsten Moment schneiden scharfe Zähne durch das Fleisch, wecken statt Schmerzen eher einen seltsamen Taumel, ein Hochgefühl, einen Rausch und… die dunkle Schwester im Inneren, die nur darauf gewartet hat, endlich eine eigene Macht zu erlangen.


Monique:

Rauschen
Der Blick versucht das glitzernde Wasser einzufangen, das dort vom Felsen in plätschernden Strahlen herabdonnert aber immer wieder wird er gefangen vom Schimmer so nah, nebenan: Dem Glanz ihrer lichtgoldenen Haare, die sich sanft in der Brise bewegen. Wie ein zarter Schleier, verspielt, verlockend, verführend.
Der Atem wird eingezogen, um den Geruch des umliegenden Waldes oder den Duft der Blümlein am Rande des Sees zu verinnerlichen aber es driftet ein so viel zarterer Hauch an die Nase, umspielt die Sinne lockend: Das frische Aroma ihrer Seife auf weicher Haut, das wohlige Parfüm, das sich in vollkommener Harmonie mit frischer Wäsche und ein klein wenig Lavendel vermengt.
An die Ohren dringt das Rauschen, kräftig und doch gleichbleibend, nicht eintönig aber Hintergrundkulisse verschaffend. Selbst der Gesang der Waldesvögel ist in diesem Moment aber nicht mehr zentral, denn sie alle müssen dem leisen, sanften Raunen einer vertraulichen Stimme weichen, deren Worte das Herz berühren.
Die Hand, die eben noch im Gras, spürt nun die Wärme ihrer Haut, nur mit den Fingerspitzen eine Berührung am Unterarm. Dann der Wunsch nach ihr zu fassen, zu greifen und zu begreifen. Spüren.
Zuletzt ist es der Geschmack der Weines, der verdrängt wird und nach nichts mehr munden wird, im Vergleich zu den Erdbeerlippen, die die Sinne taumeln lassen.


WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Die Sinne erwachen, als kühles Metall an die Wangen dringt. Blinzelnd öffnen sich deine Augen und offenbaren doch ein Bild des Grauens. Nicht so schlimm, dass du in dem weißen Nachthemd deiner Jugendtage hier sitzt. Nicht so schlimm, dass du wahrhaftig in einem goldenen Käfig eingesperrt bist. Nicht so schlimm, dass die Schatten im Raum lebendig sind und näherwandern. SCHRECKLICH, dass eine vertraute Stimme leise an dein Ohr raunt: „Hab ich dich endlich gefunden.“


Endres:

Gefangen
Die Hand presste sich noch immer auf den Mund. Sie roch nach Zunder, nach Dreck und altem Tabak. Sie war voller Schwielen, rau und grob und dennoch wurde der Versuch gewagt hinein zu beißen. Das Kratzen und Strampeln hatte nicht geholfen, es war ein letzter, verzweifelter Ausweg. Irgendwer hatte einmal gesagt, dass Ratten, die man in die Enge trieb, sich zum letzten Gefecht bereit machten und eben nicht aufgaben, nicht einmal gegen eine Übermacht. Einer dieser breitschultrigen, dunklen Gesellen war schon eine Übermacht, doch sie zerrten, schleppten und packten zu dritt zu.
Fleisch unter den Zähnen!
„Uaaaarrgh!“
Der kurze Triumph schmeckte nicht so süß, wie das eigene Blut im Mund, als sich die Hand kurz löste und brutal ins Gesicht schlug. Jetzt erst vernahm das Ohr die eigene Stimme, wie sie wimmerte, klein und hilflos. Wie lange weinte sie schon?
„Kleine Schlampe, wir sollten dich hier und jetzt…“
„Tsss, schhh. Halt ihr den Mund wieder zu und pack sie einfach fester.“
„Aye und verdammt nochmal, schlag ihr nirgendwohin, wo man’s gleich sehen kann. Das Püppchen hat n hübsches Gesicht, du senkst so nur den Preis, Idiot.“
Preis? Panik begann sich im Magen in einen kalten Klumpen zu formen und das Schluchzen wurde ein von der Hand ersticktes Flehen. Sie brauchten die Worte nicht zu verstehen, um zu wissen, was erbettelt werden sollte. Der Erste lachte leise auf, dann zog er wieder heftig am Arm, verdrehte ihn am Rücken und zwang so weitere Schritte am Pier entlang.
„Ich sage wir haben unseren Spaß mit ihr an Bord.“
„Und ich sage, wir verkaufen sie als Jungfrau.“
„Haltet beide die Fresse, darüber reden wir, wenn sie an Bord ist! Nur noch wenige Schritte, mein Täubchen…“
Der Anblick des dunklen Schiffs war es, der noch einmal alles weckte, der die Beine treten ließ, die Zähne nach weiterem Fleisch schnappen und die Nägel kratzen, denn da war das Wissen, dass man verloren war, wenn der Heimatboden unter den Füßen schwand.
Auch die Drei schienen es zu verstehen, denn der Körper wurde in die Luft gerissen, geschultert und verschleppt.



WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Rosen, süßer Duft, rote Verheißung, Ewigkeit. Überall scheinen sie zu erblühen, hüllen den Raum wie lebende Zierde ein und strecken sich bis in die Ebene hinaus. Ebene… ein Zwischenraum zwischen Leben und Tod, dort wohnt sie, jene, die du heimlich „Mutter“ nennen möchtest.


Ignatius:

Wissen
„Du musst wissen, dass das Lied alles umgibt. In gewisser Weise ist es eine Art Fluss, der sich windet und alles umspült.“ Verzweiflung, die langsam kalt in den Nacken kroch und doch weckten die Erzählungen immer wieder aufs Neue das Interesse. Er konnte in ihren Augen die unglaubliche Begeisterung sehen, das Funkeln und die Leidenschaft zum Gesprächsgegenstand. Das Lied…
Das faltige Gesicht des Großvaters hatte sich geglättet und er lächelte selig, als er wieder ansetzte zu berichten:
„Es ist die Essenz der Schöpfung, der Puls, den Eluive gab, um zu erschaffen.“
Da setzte auch die warme, weiche Stimme der Großmutter ein, während sie durch den dunklen Schopf des Knaben strich:
„So wie du gerade den Eintopf schmecken, im Mund spüren, sehen, riechen und sogar hören kannst, so ist es mit dem Lied nicht anders.“
„Man… man kann es essen?“
Das einsetzende Lachen war nicht boshaft, eher gutmütig und liebevoll aber dennoch stach es ein wenig und er fühlte sich für einen Moment ausgeschlossen, bis er den gutherzigen, anerkennenden Blick des Großvaters spürte.
„Weißt du, man muss nicht im Lied wirken können, um wirklich etwas zu bewirken, mein Junge.“
Er blinzelte.
„Wie meinst du das?“
„Das wird dir die Zukunft zeigen, da bin ich mir sicher.“


WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Die Rüstung des Ritters mit dem Wappen der Faust am Rocke ist mit dem Staub der Katakomben noch bedeckt, als er sich umdreht und dich ansieht. Eben noch war da die Gewissheit der Macht, der Kontrolle über den Leichnam, doch nun hebt er die Waffe, hastet auf dich zu. Versagt?!



Victoria:

Liebe
Du bist zu Besuch bei Freunden und sitzt im Wohnzimmer am Esstisch mit Blick auf die Küche und ihre große, offene Durchreiche. Um dich herum sitzen Menschen mit denen du dich blendend verstehst und die du hervorragend leiden kannst. Unter ihnen fühlst du dich unbeschwert und akzeptiert. Hier kannst du du selbst sein. Und doch verblassen die Gespräche um dich herum zusammen mit der Umgebung und die Zeit scheint einzufrieren, denn am anderen Ende des Raumes, zwischen deinen Freunden vorbei, siehst du sie.
Ihre Frisur, welche andere womöglich irritiert oder gar abschreckt, mag etwas eigenartig anmuten, doch das unterstreicht für dich nur ihre abenteuerlustige Seite und tut ihrem hübschen Äußeren keinerlei Abbruch. Du weißt, dass sie eine entschlossene, mutige, kreative, ungestüme, schüchterne, verliebte, zielstrebige, entspannte, nervöse, hibbelige, gelassene, manchmal auch knuffig süße und unwissende Frau ist, die doch voller Weisheit und Erfahrung steckt, welche für manche uninteressant oder anstrengend sein kann. Für dich ist sie aber das pure Leben in all seinen farbenfrohen Facetten mit der Gewissheit, dass es mit ihr zusammen niemals eintönig oder langweilig wird, sondern stets aufregend bleibt.
Ihr zuckersüßes Lächeln voll unschuldiger Wärme und Güte, ihr lebensfroher Blick, die Ausstrahlung von Frohsinn und bedingungsloser Glückseligkeit mit einem Hauch von Schüchternheit. Dieses kindlich verspielte an ihr im gleichzeitigen Kontrast der Reife einer erwachsenen Frau, die weiß was sie möchte und wie sie es bekommt. All das lässt dich vergessen zu atmen, die Zeit um dich herum stillstehen und dich wünschen, dass jeder Moment mit ihr eine Ewigkeit währt.
Dieses unbeschwerte und vor Glück strahlende Lächeln lässt die Sonne in deinem Herzen aufgehen und all deine Sorgen vergehen. In diesem Moment wird dir klar, dass du dich in sie verliebt hast. Eine Erkenntnis, die sie dir jeden Tag aufs Neue schenkt. Während dir die Stimme eines Barden aus deiner Erinnerung in Gedanken „Dein ist mein ganzes Herz.“ vorsingt, begreifst du die allumfassende Tragweite dieser bedeutsamen Worte, die so viel mehr beinhalten als nur deine Liebe, deine Faszination und Bewunderung dieser Frau gegenüber.
Jeder Moment mit ihr erscheint dir unbezahlbar und bei jedem Lächeln von ihr, bei jedem ihrer Blicke zu dir herüber, wenn du sie morgens unbeschwert summend das Frühstück zubereiten hörst oder auch wenn sie nur so wie jetzt in der Küche eines fremden Hauses steht und wie selbstverständlich hilft das Geschirr abzuwaschen oder Getränke für die Gäste einzugießen. Von Kopf bis Fuß hat sie dich verzaubert und dafür vergötterst du sie mit der ganzen Liebe deines Herzens.
Von ihr strahlt eine Freude aus, die nicht nur abfärbt sondern auch tausendfach in dir widerhallt und sich dabei so verstärkt, sodass du glaubst fast überzuschäumen vor Glück. Bei euch beiden scheinen die Melodien eurer Seelen auf Resonanz zu stoßen und sich gegenseitig nicht nur zu ergänzen sondern aufzuwerten, als wären alle Momente der Vergangenheit darauf ausgelegt gewesen euch so zu formen, dass ihr das perfekte Gegenstück zum jeweils anderen darstellt, die einmalige und einzig wahre große Liebe, welche den anderen zur Perfektion ergänzt.
Und nun, da dich diese berauschende Erinnerung verlassen hat, die so intensiv war, dass sie manch eine Person noch aus der tiefsten Illusion und der stärksten magischen Beeinflussung zu befreien vermag, fühlst du dich, als wäre ein Teil deiner Seele verloren gegangen, der irgendwo dort draußen darauf wartet wiedergefunden zu werden um dich erneut zu berauschen und in seinen Bann zu ziehen.


WECHSEL

Ein Bild flackert in den Gedanken, wie ein Nachhall der ausgiebigen Erinnerung auf:
Ein Baum, entwachsen aus einem kleinen Ast, groß, greifend, gruselig. Voller Augen, die aus der Rinde dringen und blinzelnd herabglubschen. Doch mit jedem Zwinkern, jedem Starren erwacht ein wenig mehr Zufriedenheit, Begeisterung über das entwachsene Kind.



Nach dem ersten Entdecken der seltsamen Szenen wiederholen sie sich alle paar Stunden. Vertiefen sich im Gedächtnis und breiten sich in den Erinnerungen aus, nur um dadurch eine gewisse Schwäche zu hinterlassen und Ängste zu schüren, Kälte die langsam aber sicher in Panik mündet.
Was geschieht hier?
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Esther Sternlied





 Beitrag Verfasst am: 06 Apr 2024 00:08    Titel:
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    Seitdem sie wieder unter den "Lebenden" verweilte war es schon schwer genug, eine richtige Erinnerung von den falschen zu unterscheiden und eigentlich hatte sie ja gedacht, dass sie das bereits ganz gut geschafft hätte als die Träume sich doch wieder veränderten... sie wurden genau so wie in den Tunneln in denen sie so lange in ihrer Traumwelt umhergeirrt war. Umso duftender war auch der Wein im Palast. Nach so langer Zeit ein guter Tropfen, er erinnerte an viele schöne Dinge. Und die Träume und Erinnerungen? Greifbar, realer und so vollkommen wahrer. Nein, es war nicht die ihre Erinnerung doch nach und nach wurde es zu ihrer. Wo war also nun der Kristall?

    Der kleine Raum der Dienstmänner auf der Burg, ihre Zuflucht und ihr Schutz konnten die Träume jedoch nur abschwächen und sie nicht davor schützen. Ohnehin... keine Nacht war vergangen wo sie nicht verschwitzt aufgewacht war und nach dem Hier und Jetzt gesucht hatte. Warum sollte dieser Traum anders sein? So tückisch, so heimlich hatte er sich hineingeschlichen in all die anderen Träume aus der Realität, dass sie nur gemerkt hatte dass sie sich veränderten und denen aus dem Tunnel ähnelten. Eigene Erinnerungen waren und wurden, obwohl sie sie nicht zuordnen konnte, aufgenommen und verschluckt.
    Diese schreckliche Unruhe die nur mit etwas Hilfe weichte, nahm wieder zu und konnte doch nicht ganz ferngehalten werden. Diese nimmerendende Erschöpfung wollte ebenso nicht weichen, nicht spürbar. "Ein zurückgebliebener Schnupfen" wäre es. Alles war so schwer gewesen und es wurde nicht leichter, obwohl....doch; nicht leichter sondern anders war da diese eine Sache geworden.

    "Er kommt nicht mehr wieder." Es schmerzte in ihrer Brust. Oh es schmerzte als würde ihr jemand einen glühenden Draht hindurchziehen und ihn dabei frisch entflammen. War es etwa doch eine der ihren gewesen? Es musste so gewesen sein, wie sonst konnte sie nur so logisch sein?
    "Er kommt nicht mehr wieder." Nicht nur er kam nicht mehr wieder, viele andere auch, doch dieser Verlust tat ihr mehr weh als die vielen zuvor. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, der Schmerz hatte bestimmt alle anderen Erinnerungen an ihn verdrängt. Es tat so weh, so weh....
    "Er kommt nicht mehr wieder." Ja, warum musste ihr das Herz auch schmerzen und warum musste sie wieder das Pech an den Fersen haben? Die einen hatten sich ein Herz gefasst und ihr nicht nur mit diesem Schmerz geholfen, die anderen fanden es scheinbar nur als Belastung ihrem Pfad nachkommen zu müssen.

    Sie träume anders in diesen Tagen, die junge Heilerin. Erinnerung und Illusion hatten sich vermischt und so hatten die neuen Erinnerungen die nicht die ihren waren leichtes Spiel sich unter den ihren zu mischen und sich als etwas anderes auszugeben. Die Erschöpfung so vordergründig schien so manches zu verstecken was darunter lauerte und anderen Ursprungs war. Und die Erinnerungen waren fremd und treffend zugleich, denn es gab tatsächlich jemanden, der irgendwie nicht zurückkam. Und so wurde die Erinnerung allmählich in sich aufgesogen und zur eigenen. Fremder Schmerz zu eigenem Schmerz... und der kleine Funke Wille zu kämpfen damit genährt, auch wenn sie es selber noch gar nicht wusste oder bemerkte.


Zuletzt bearbeitet von Esther Sternlied am 06 Apr 2024 15:06, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Ignaz Nefario Milan





 Beitrag Verfasst am: 06 Apr 2024 14:04    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Wein hat schon einen ziemlich eigenwilligen Nachgeschmack gehabt.
Wobei das gewiss auch an der Mahlzeit von davor hätte liegen können.

Es ist schon eigenartig. Da achtet man so sehr auf seinen Körper und auf
das was man von Fremden angereicht bekommt und dennoch wird einem
an einem gemütlichen Abend des Beisammenseins schwindelig und man
beginnt Dinge zu sehen, die eigentlich gar nicht hätten da sein sollen.

Zum Glück war das nicht die erste Vergifungserscheinung und wie die
Dinge grade laufen wird es gewiss auch nicht die netzte gewesen sein.

Dennoch ist es eine Frechheit sondergleichen und eine Torheit obendrein!
Offenbar war er nicht vorsichtig genug. Irgendwer hatte ihn vergiften
wollen oder ihm zumindest etwas verdorbenes ausgehändigt. Konsequenzen
aus denen es zu lernen gilt! Dann muss nun fortan doch jedes Getränk
und jedes Nahrungsmittel auf seine Tauglichkeit geprüft werden.

Aber das ist vielleicht ein Preis den man in dieser Welt zahlen muss,
wenn man nicht der sorglosen Freude erliegen möchte um eines Tages
mit schaumigem Speichel und geweiteten Pupillen im eigenen Erbrochenen
tod am Rande einer Straße oder eines Festes aufgefunden zu werden.

Jetzt heißt es wieder warten, beobachten, riechen, warten, beobachten,
nippen, warten, beobachten, trinken, warten, beobachten und dann erst
genießen. Oder man bleibt bei Brot und Wasser. Das schmeckt zwar nicht,
bringt einen aber zum Glück auch nicht um.


Generell war das eine ganz eigenartige Erfahrung. Alles drumherum,
die Termine davor, das private nebenher und dann das schlaffe Ende
mit den Vergiftungserscheinungen. Zum Glück verfügt Ignatius über
genug Erfahrung und Selbstbeherrschung um nicht sofort darauf
anzuspringen und dem nächstbesten Sitznachbarn unvermittelt einen
Feuerball ins Gesicht zu drücken, nur weil dieser plötzlich ausschaut
wie ein Drache oder Dämon. Das hätte verflucht böse enden können.


Wie dem auch sei, jetzt scheint ja alles wieder seinem gewohnten Gang
zu gehen. Die Nacht war etwas eigenartig, aber das darf man wohl der
Vergiftung andichten. Dieser Tagtraum war womöglich etwas eigenartig.

Die Moral am Ende des Geistgespinstes mag ja durchaus einem Teil
seiner Vergangenheit entstammen. Auch für ihn gab es eine Zeit ohne
das Lied der Eluive, eine schwächliche Zeit ohne Glanz und Glorie, die
er auf der Flucht und abseits der Zivilisation verbrachte.

Nein, dies ist ganz gewiss keine Moral die er aus der Entwicklung seines
Lebens zieht. Mit Magie ist alles besser. Er ist besser, die Welt um ihn
herum ist besser und die Abenteuer darin sind es ebenfalls.


Dennoch kommt er nicht umher in diesen Worten einer Weisheit
zuzustimmen, die er sogar unterstützen kann: Es braucht keine Magie
um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber sie hilft dabei
ungemein.

Am Ende des Tages ist die Magie ein mächtiges Werkzeug und wie bei
allen Dingen im Leben entscheidet unser Umgang damit, ob sie etwas
gutes oder schlechtes vollbringt. Und es schadet auch nicht, um für die
Charakterbildung, mal auf die Magie zu verzichten und einen anderen
Weg einzuschlagen, nach anderen Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Denn es steht ebenfalls fest, dass die Magie manchmal nicht das richtige
Werkzeug für eine Problemstellung ist.


Vielleicht sind es auch die Überlegungen anderer Magier aus seiner
Vergangenheit, die ihm diese Problematik dieser Erinnerung so vertraut
erscheinen lassen. Angeblich solle die Magie nicht verschwendet werden.
Sie taten sogar so, als wäre das Lied eine endliche Ressource, die sich
mit der Manipulation verbrauchen würde. Definitiv eine erschreckende
Vorstellung. Aber hätte diese Sorge nicht zu einem Alptraum geführt?

Und wer bei Syralis waren diese Leute überhaupt? Seine Großelten hätten
solche Worte definitiv nie verloren. Und Eintopf gab es ebenfalls zu
keiner Zeit als er noch ein Kind gewesen war. Naja, wenigstens hatten
sie das Funkeln in den Augen mit Ignatius gemein, wenn es um die
Magie ging.


Aber dieses Flackern danach? Ein Ritter der Faust? Und ein totes
Exemplar noch dazu? Da stimmt etwas ganz und gar nicht. Das Gefühl
der Niederlage im Bezug auf die Faust kann höchstens von der
Expedition nach K'awi stammen oder aus der Verteidigung von Nordhain.
Aber Untote im Zusammenhang mit dem Gefühl eines Kontrollverlustes?

Die Idee Skelette aus Holzschnitzereien mittels Telekinese wie
Marionetten zu beleben wurde in der Vergangenheit schnell verworfen.


Sind das noch Folgen der Vergiftung? Das sind doch nicht meine
Gedankengänge. Assoziationen sind vielleicht da, aber die führen
allesamt zu anderen Strängen und Erinnerungen an deren Ursprung
ich mich auch zurückentsinnen kann. Wurde ich verzubert?

Und so sank Ignatius in eine meditative Selbstreflektion um sich einmal
mittels magischer Analyse sein eigenes Klangbild und sein geistiges
Netzwerk genauer anzusehen und auf Veränderungen zu überprüfen
und darüber hinaus in profaner Meditation auf eine Reise durch seine
Erinnerungen zu machen um diesen fremden Eingebungen nachzuspüren.

_________________
Discord: ignatius_milan
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