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Der Schatten der Toten
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Noelani Banu Yazir





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2022 18:38    Titel: Der Schatten der Toten
Antworten mit Zitat

200 Tage zuvor

"Du vergreifst dich im Ton. Schon wieder."

Er sagte es nicht wie jemand, der bereit war, nach diesen Worten eine Schelle folgen so lassen. Es wirkte wie eine müde Floskel, auswendig gelernt und eingeprägt. Wie ein Automatismus: Eine Vase geht zu Bruch, eine instinktive Entschuldigung folgt sogleich. Diese Worte waren genauso. Er würdigte ihnen nicht einmal einen zusätzlichen Blick. Er sprach mit den Pergamenten in seiner Hand, als würde er über den Inhalt urteilen und nicht über sie. Lediglich der beständige Grimm in seinem Gesicht sprach vom Gegenteil. Und auch dieser galt, vermutlich, nur sehr wenig ihr.

"Mehr nicht?"
"Mehr nicht."

Seine Ignoranz trieb ihr die Wut in die Wangen und färbte sie in ein Rot, welches zum einen Teil von der Maske verdeckt wurde und zum Anderen vom Dreck, der vermutlich schon mehrere Tage dort klebte. Der Sturm machte es unmöglich für einen sauberen Zustand zu sorgen. Sie hatte Sand an Stellen, über die sie gar nicht groß nachdenken wollte. Selbst der Proviant schmeckte danach, obwohl er geschützt ruhte, fern der treibenden Körner.

Ein Schritt voran. Provozierend, herausfordernd. Doch er blieb still, für ihn hatte sie die Zuflucht bereits verlassen. Asmail Fallah war ein Mann mit Erfahrung. Ein Mann mit Narben und Kerben. Jegliche Weichheit hatte er verloren. Man suchte vergebens nach Mitgefühl und Wärme in seinem Gesicht. Seine grünen Augen trugen die Male der Zeit und der Erinnerung. Was ihn so werden ließ, konnte sie nur vermuten. Aber sie hatte sich irgendwann angewöhnt keine Fragen mehr zu stellen. Denn wo ein anderer vielleicht irgendwann die Geduld damit verloren hätte, blieb er verbissen bei den selben vier Worten: Das spielt keine Rolle. Und er hatte in gewisser Weise auch recht. Niemand entschied sich grundlos für die Begleitung dieser Karawanen. Jeder floh damit vor etwas. Ob es nun ein Ort war oder ein Gedanke, hatte dabei tatsächlich keinen Wert. Es war lediglich wichtig die Waren von einer Stadt zur Nächsten zu bringen.

Als sie sich dafür bereit erklärte diese Karawane zu begleiten, erklärte man ihr ganz genau was das bedeutete. Begonnen hatte man mit der guten Münze die es dafür geben würde. Münzen, die vermutlich niemanden interessierten. Danach setzte man fort mit den armen Männern und Frauen des Volkes, die am Zielort lebten und deren Überleben von diesen Waren abhängig war. Selbst die negativen Dinge wurden einem positiv verkauft. Was an und für sich ein Pluspunkt für den Rekrutierenden war. Einem guten Handel war ein Menekaner selten abgeneigt. Sie erinnerte sich daran, wie man sagte: So ein Dutzend aufbricht, kehrt zumeist ein Halbes zurück. Du kannst ein Teil des Halben sein! - Ein halbes Dutzend und es ging dabei nicht um Datteln.

Als sie und Asmail das erste Mal aufbrachen, waren sie zu zehnt bei der Abreise und zu fünft bei der Wiederkehr. Das ließ zumindest beim zweiten Aufbruch darauf hoffen, dass all die anderen schönen Worte ebenfalls irgendwie wahr waren oder wurden. Beim zweitem Mal war es wieder Asmail und sie und sechs Andere.


"Du stehst noch immer da, Noelani."
"Ich stehe noch immer hier."

Seine Schultern gingen in die Höhe und das tiefe Einatmen bewegte den ganzen Stoff, den er sich umgewickelt hatte, um die Rüstung vor Sand zu schützen. Jedes Korn zwischen den Metallen stellte eine Blockade dar. Er wusste das und sie auch.

"Wir brechen in drei Stunden auf. Da sollte der Sturm nachgelassen haben und die Sicht klarer sein. Überprüfe deine Wehr."
"Mehr nicht?"
"Mehr nicht."


Zuletzt bearbeitet von Noelani Banu Yazir am 31 März 2022 18:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Noelani Banu Yazir





 Beitrag Verfasst am: 24 Mai 2023 20:51    Titel:
Antworten mit Zitat

Immer wieder trieb es mich hinaus in die Wüste. Denn auch wenn so mancher sagte, dass die Zeit die Wunden heilt, konnte ich das nie gänzlich bestätigen. Jede Ecke, gleich wie neu sie aus Sandstein geschaffen wurde, erinnerte mich an Vergangenes. Ich konnte nicht abstreiten, dass das eine hässliche Schwäche meinerseits war. Ballast, der mich nie mehr wirklich gerade laufen ließ. Obwohl ich es durchaus verstand, mein Kinn weit in die Höhe zu recken.

Jegliche Rebellion, angetrieben durch mein Blut, welches es durchaus verstand gegen die Norm zu handeln, war begleitet von einem Gefühl der Aufregung. Ich wollte Reaktion, ich wollte diskutieren. Ich wollte zeigen, dass man auch als Frau Dinge vertreten kann, wenn es auch die ein oder andere Rüge bedeutete. So mancher würde wohl sagen, dass auch das eine unangenehme Eigenschaft war und ein anderer wird von erfrischend sprechen.
Aber das Wichtigste war wohl, dass man in den letzten Atemzügen auf sein Leben blicken konnte und zu sich selbst, ohne zu flunkern, sagen konnte, dass man alles nochmal genau so gemacht hätte. Keine Reue. Kein Bedauern.

Und da lag ich, in der Wüste, die meine Zuflucht und mein zweites Zuhause geworden war und blickte in den Himmel, während um uns herum bereits die Geier kreisten. Karawanen wurden so oft überfallen, es war nichts besonderes. So viele starben bei diesen Überfällen, so viele Güter gingen verloren. Das war der Preis, den unser Volk zahlte. Die Durrah war ein Schutzwall und zeitgleich das Verderben vieler. Selbst jener, die sie gefühlt wie ihre rechte Tasche kannten.

Sterben fühlte sich leicht an. Vermutlich lag es daran, dass ich lag und der schwere Ballast auf meinen Schultern nichts mehr wog. Vermutlich lag es auch an der Sonne, die ich so liebte und die Wärme, die sie mir aufs Gesicht zauberte. Ich hatte mein Mundschutz bereits entfernt und meinen Helm verloren. Beim dritten Schlag vielleicht oder beim zehnten. Ich wusste es nicht mehr und es war auch egal. Das Einzige, was ich in lebenden Sekunden noch kontrollieren wollte und was mir wichtig war, war mein Zopf. Und er hielt, auch jetzt. Fest zusammengebunden, vielleicht ein wenig von Blut durchtränkt, aber mit einer präzisen Aussage untermauert. Ich lächelte. Und ich war dankbar. Denn es gab keinen Kummer mehr, keine Last und keine Kerben mehr, die das Herz zeichneten.

Und als ich die Augen schloss, nur um sie dann im nächsten Moment wieder zu öffnen, war nichts mehr da, was zuvor meine Erinnerungen belegte. Die Wunden waren fort, die Rüstung auf irgendeinem dafür vorgesehenen Ständer und ich selbst stand auf einem befüllten Basar. Ich trug einen Sari, einen Zopf und den leichten Geruch von Himbeeren. Und jeder Schritt fühlte sich so an, als könnte ich fliegen. Kein Gewicht, keine Qual.

"Rani, kommst du?!"

Ich drehte mich um, während meine Hand bereits bereit war von einer Dattel zu naschen und blickte zu Imraan. Er lächelte mir zu und schenkte mir all das, wonach ich mich Jahre sehnte. An seiner Seite weilte Anisah, die bereits die Wangen voller Dinge hatte, die ich noch nicht schaffte zu kosten.
Weiter hinten sah ich Taisha, wie sie irgendeinen Stoff betrachtete und daneben Amar, der nicht einmal im Ansatz so wirkte, als würde ihn dieser Stoff interessieren.
Und als ich auf all diese Gesichter zuging, sah ich, wie weitere an mir vorbei zogen. Sie standen an Ständen, tranken Mocca und handelten um die letzte Münze.

Als ich Imraan erreichte, streckte er bereits seine Hand nach der Meinen aus und zog mich ein Stück näher zu sich. Dabei hob er mit der anderen Hand ein Stofftier in die Höhe und trug einen fragenden Ausdruck im Gesicht.

Da war ich nun, in meinem Himmel. Zuhause.
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Thahida Atiika Yazir





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2023 18:38    Titel:
Antworten mit Zitat

Tag für Tag waren ihre Schritte gleich, aus dem Keller herausgetreten kümmerte sie sich um den Haushalt auch wenn nicht viel zu tun war ging sie ihren Natifah pflichten nach. Aus dem Haus ging sie fast jeden Tag immer noch ganz in weiß die Trauer war noch zu tief, doch auch das änderte sich mit den Wochen, an diesem Tag ging sie nur noch mit weißem Kopftuch und Schleier aus dem Haus, eine kleine Runde durch Menek´Ur um dann hoch auf den Berg in den Tempel. Ihr tägliches Gebet um dann in die Katakomben des Tempels zu schreiten, ihrem Ranim zu erzählen wie ihr Tag war, auch dort kümmerte sie sich um alles, jede Urne bekam neue Blumen und sie entfernte den Staub der Durrah von ihnen. Der Weg ging wieder zurück in die Stadt um sich dann ab und zu ihre Rüstung anzulegen.

Die Durrah war es die sie anzog, auch wenn sie sich völlig zurückgezogen hatte, wollte sie weiter im Training waren, Sahid hatte ihr damals viel abverlangt, heute war es wie ein gemütlicher Spaziergang, aber sie verlor nie ihre Aufmerksamkeit, auch wenn es fast schon Routine war, so war die Durrah der gefährlichste Ort und jede Unaufmerksamkeit würde den Tod bedeuten. Auch wenn sie so manches mal darüber nachdachte einfach so im Sari in die Durrah zu gehen, tat sie es nicht. Sie war noch lange nicht so weit abschied von denen zu nehmen auch wenn sie jene vermisste die bereits gegangen waren.

An diesem Tag hörte sie von den Wachen das wieder einmal eine Karawane spät dran war und gleich folgt ihr Instinkt, sie schnappte sich einig Janitschar und ritten den Weg der Karawane ab, einige Dünen hatten sie schon hinter sich gelassen als Thahida den blick gen Himmel lenkte und kreisend die Vögel am Himmel sah, ein tiefer Atemzug folgt und sie trieb ihr Tier an, das konnte nichts gutes heißen, nachdem sie die nächste Düne überwunden hatten sahen sie es auch schon, wieder ein überfall einer Karawane.

Schnell sprang sie von ihrem Tier und rief nach überlebenden, ein paar Stimmen erhoben sich und sie wies die Janitschar an diesen zu helfen, oben auf der Düne schweifte ihr Blick umher und da sah sie, sie liegen, eine Natifah voll gerüstet und deutlich zu erkennen das rot der Yazir, sie holte tief Luft und rannte die Düne herab zu ihr, auf die Knie fallend hob sie die Blüte hinauf in ihren Schoss, wisch ihr mit der Hand den Sand aus dem Gesicht und erkannte Noelani, schwer musste sie dabei Schlucken und eine Träne kullerte über ihre Wange als die den Leblosen Körper im Arm hielt.

Sie bedeckte ihr Haar mit einem Tuch und bedeckte ihr doch lächelndes Gesicht, keiner sollte eine Blüte ohne Schleier sehen, auch wenn sie nicht mehr unter uns weilte. Sie hoben Noelani auf eines der Tiere und Thahida selber brachte sie zum Haus der Yazir um die Nachricht zu überbringen, so dass man sie zum Tempel bringen konnte um Abschied zu nehmen.
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