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[Notizbuch] Linnets kleine Heiler-Kladde
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2017 15:35    Titel: [Notizbuch] Linnets kleine Heiler-Kladde
Antworten mit Zitat

~*~




~*~


Auf folgenden Seiten werde ich, Linnet, jüngster Spross aus dem Hause der Familie Nelarth der Insel Glasgaoth, meine Gedanken und Forschungsergebnisse auf dem weiten Weg als angehende "Heilerin" festhalten. Mein Dank gilt hierbei all jenen, die mich auf diesem langen Pfad begleiten. Allen voran aber meiner Schwester Riah, welche mir das Büchlein geschenkt hat und meinem Meister Robin Falon, der mich dazu ermutigt frei zu denken, wie es der Herr uns lehrt und in seinem Namen trägt.

Linnet Nelarth
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2017 15:37    Titel:
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Kapitel 1: Was es bedeutet „Heiler“ zu sein


Mein Meister Falon stellte mir diese Frage und noch bevor ich sie ihm spontan beantworten konnte, bat er mich meine Gedanken darüber schriftlich festzuhalten. Obendrein gab er mir die Möglichkeit ein paar Tage darüber zu grübeln und ich bin reichlich froh über diesen zeitlichen Bonus, denn leider ist das bereits der siebte Entwurf meiner Gedanken, die wiederum mehrfach Korrektur gelesen werden mussten, da sie laut Fräulein Nimmermeer nicht auch nur ansatzweise zu entziffern waren. Im Bereich der Rechtschreibung soll ich schon einmal weniger großspurige, altkluge Phrasen verwenden oder aber „verdammtnochmaleins die Rechtschreibung beherrschen“. Ich fürchte, es wird auf Letzteres hinauslaufen, denn wenn ich schon nicht im Dialekt schreiben darf (und sowohl mein Meister als auch dessen Vettern, der Ritter Wolfseiche, würden mir die Löffel dafür gehörig langziehen!), dann möchte ich doch bitte wenigstens meine „großspurigen, altklugen Phrasen“ verwenden. So lange also die Rechtschreibung nicht auf Anhieb klappt, müssen eben mehrere Anläufe gewagt werden, ehe ich meine geistigen Ergüsse in diese Kladde übertragen kann. Das Buch ist ein Geschenk meiner Schwester gewesen und daher schon werde ich es sorgsam und mit viel Achtung behandeln. Den Inhalt hingegen fülle ich mit meinem Meister und all jenen, die mir Unterweisungen geben werden. Wie passend dass gerade die Frage nach meinem Lehrberuf selber den Anfang machen darf.
Was also bedeutet es nun, ein Heiler zu sein?
Spontan hätte ich ihm gleich geantwortet, dass es ganz nüchtern bedeutet, dass man in der Lage ist eine Verletzung zu heilen, ganz gleich ob es sich dabei nun um seelischen Schaden, eine körperliche Versehrtheit oder eine geistige Verkrüppelung handelt. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich ihm diese Antwort nicht sofort gegeben habe, denn zum einen müsste ich dann stark hinterfragen, ob ich überhaupt zum Heilberuf befähigt bin, nachdem ich es nicht wirklich mit der lieben Geduld bei seelisch dramatischen Personen oder geistig anstrengenden Patienten habe und zudem hätte ich damit jedem zweiten guten Zuhörer einen kleinen Heilerbrief ausgestellt.
So gesehen hat es mich dann später auch irritiert, dass er explizit nach dem „Heiler“, nicht aber einem „Alchemisten“ gefragt hat oder einem „Bader“. Es langt also nicht nur Mittel zu erfinden und zu verschreiben oder einen faulen Zahn zu ziehen, sondern die Heilberufung geht weiter, vielleicht gar tiefer und da kamen mir wieder die eben schon herabgeschriebenen Zweifel, wie ich in diesen ganzen Komplex passen könnte.
Obwohl das Schreiben für mich noch ein Kreuz und in gewisser Weise Tortur sind, lese ich doch sehr gerne, seit ich die Buchstaben vor drei Jahren kennengelernt habe und verschlinge zumindest sinnbildlich ganze Bibliotheken und somit ist es wahrscheinlich nicht verwunderlich, dass ich auch hier auf Bücher zurückgegriffen habe, um ziemlich direkt nach der Definition des Heilers zu suchen.
Gut überlegt und herb enttäuscht, denn zunächst wurde ich tatsächlich nicht fündig. Der Heilberuf wurde in irgendeinem der ganzen Werke in nur einem einzigen Satz abgehandelt:

„Der Heilberuf bezeichnet im weitesten Sinne einen Beruf, der sich mit der Behandlung von Krankheiten und Behinderungen auseinandersetzt und in viele spezielle Bereiche unterteilt werden kann.“

Nun, so weit war ich wohl selber auch schon und auch die Abhandlung über den Berufsethos mancher Heiler (Schweigepflicht, jedem helfen, selbst wenn es keine Gegenleistung gibt usw.) half mir nicht weiter, denn meines Erachtens nach fand ich auch hier nur gesonderte Ausnahmen. Was auf einen Heiler im rahalischen Reiche zutrifft, mag im Osten wiederum genau gar nicht gelten und anders herum. Die Kinder des All-Einen haben fähige Heiler und doch bezweifle ich stark, dass sie einen großen Konsens mit den Spitzohren in Ered Luin finden würden.
Nach dieser Einsicht beschloss ich die Frage weiter herunterzubrechen und mich nur auf das Wort „heilen“ zu konzentrieren. Jetzt erst wurden die Bücher deutlicher:

„Der Begriff Heilung bezeichnet den Prozess der Herstellung oder Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Integrität aus einem Leiden oder einer Krankheit, oder die Überwindung einer Versehrtheit oder Verletzung durch Genesung.
Während der Heilungsbegriff ursprünglich eher durch ein Ganz-Werden bestimmt ist (vom Worte „Heil“), bezeichnet das Wort „genesen“ ein Davongekommensein aus einer Gefahr.“


Knapp darunter fand sich eine eindrucksvolle Liste, welche deutlich besagte, in welchen Bereichen somit eine Heilung stattfinden konnte. Nicht nur Körper, Geist, Seele, sondern sogar die Religion war dabei beschrieben und ich zog schon da für mich den Schluss, dass mein Eingangsdenken, dass ein „Heiler“ wirklich nur ein Wesen sein konnte, welches eben Knochenbrüche richtete, offene Wunden flickte und Mittelchen gegen Pusteln zusammenmischte, reichlich kurzsichtig war.
Mein erstes Ergebnis der Frage wird nun vielleicht meinem Meister nicht wirklich schmecken, doch ist meine Antwort sehr ehrlich:
Prinzipiell ist ein Heiler, nüchtern betrachtet, jemand der dieser gerade genannten Definition von „Heilung“ nachkommen kann und damit ist die Berufung verdammt weit gefächert und obwohl all jene, die heilen können, diesem Kern zustimmen würden, reichen die Spezialisierungen und Forschungsarbeiten danach in so viele andere Gebiete hinein, dass keiner, nicht einmal ein dreihuntersonstwas Jahre alter Elf, alle Bereiche meistern könnte! Aber vielleicht begründet sich darin auch die Faszination, die den Heilberuf ausmacht? Für jeden hat diese Berufung ein Steckenpferd parat und selbst direkte, wenig-nette Individuen wie ich finden einen Bereich, in welchem sie glänzen könnten, ohne geduldig seelische Streicheleinheiten verteilen zu müssen.
Zumindest habe ich mir nun vorgenommen alle Sinne auszustrecken und mich umzusehen, zu lauschen und zu fühlen, was weitere Vertreter dieses Berufes über ihr Dasein und Wirken so denken. Nachdem mein Meister ein Freund der Weiterbildung ist, hoffe und glaube ich, dass ihm diese kleineren Exkurse und das Ohren-offen-Halten kaum stören werden.
Sonst hätte er eine wie mich nie abgestupst und dazu veranlasst, das eigene Köpfchen zu benutzen.

Linnet Nelath
am 31.Goldblatt des Jahres 260
Huibuh!
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 09 Nov 2017 15:00    Titel:
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Kapitel 2: Kräuterbuchexzerpt - "Minze"


Heilpflanzen jeglicher Art, ob die klassischen Wald- und Wiesenkräuter, Nachtschattengewächse an verborgenen Orten, Pilze auf bemoosten Flächen, Flechten, Wurzeln, Blüten und Samen, sie alle sind Teil meines heimlichen Vergnügens und auch wenn ich mit gehobenen Brauen und kühlem Tone meinem Meister gerne das aberwitzige Versprechen abgebe nicht am nächstbesten, unbekannten Pilzhut zu knabbern, so zeigt dieser kleine Scherz doch, dass er meine Leidenschaft nur allzu deutlich erkannt hat. Ich möchte sie alle, alle kennen. Mit "kennen" meine ich nicht nur die Namen und ihre Wirkungsweise herabrasseln können, sondern wissen wo sie wachsen, wie lange sie brauchen, um ihre volle und beste Wirkungsphase erreicht zu haben, woher sie womöglich kommen, was ihnen bekommt, was wiederum nicht, welchen Teil der Pflanze ich in welcher Zubereitung am besten für meine Zwecke nutzen kann und in welchen Mischverhältnissen sich ihr wundersamer "Zauber" in den Phiolen, Salbentiegeln und Teebechern ausbreitet.
Derartiges Wissen kann man sich recht gut selber, durch die ein oder andere Forschungsreihe, aneignen aber warum sollte ich stets meine Zeit damit verschwenden, das Rad neu zu erfinden, wenn es in den meisten Fällen bereits recht gute Lektüre zu finden gibt? Der Hort des Wissens ist nun noch näher an unsere Türe gerückt, beziehungsweise eher andersherum und ich bekomme genug Zeit, um mich dort ausgiebig umzusehen oder gar einzulesen. Auf einem dieser Lektüre-Beutezüge fiel mir das Büchlein zur Minze in die Hand, dessen Autor leider nicht vermerkt war. Durchaus informativer Natur hat das Werk mich dazu angeregt, meine eigenen Notizen mit dem bereitgestellten Wissen abzugleichen und somit ergibt sich der folgende, kleine Kräuterexzerpt als knappe Übersicht zum umfangreichen Thema "Minze":

Die Minzgewächse

Oftmals nur als reines Würz- oder Teekraut bekannt, sind die Minzgewächse und allen voran ihr bekanntester Vertreter, die Pfefferminze, sehr wirksame Heilpflanzen. Um sie ein wenig näher kennenzulernen und die Wirkweisen besser zu verstehen, ist es unabdingbar mit der Einordnung zu beginnen, um ihren Platz in der Pflanzenwelt zu konkretisieren:

Die Minze gehört in all ihrer Artenvielfalt zur Familie der Lippenblütler und damit ist sie nicht alleine, denn weitere, zahlreiche Duft- und Gewürzpflanzen, die reich an den sogenannten ätherischen Ölen sind, sind ebenfalls Teil dieser Großfamilie. Sowohl an den gemäßigt warmen, weder allzu heißen, noch besonders schnee- und eisreichen Küsten haben die meisten ihre Heimat, wurden jedoch im Laufe der Jahrhunderte besonders in den Gärten diverser Glaubensgemeinschaften oder auf dem Bauernfelde kultiviert und sind nun fast überall in unseren Gefilden und nicht nur auf Gerimor zu finden. Der Stängel der Lippenblütler ist vierkantig, die meist ungestielten, dicht gedrängten Einzelblüten stehen quirlförmig in den Achseln von Hochblättern. Die asymmetrischen Blüten haben eine aus drei Blütenblättern gebildete Unter- sowie eine aus zwei Blütenblättern entstandene, mehr oder minder gewölbte Oberlippe. Der glocken- oder auch röhrenförmige Kelch läuft meist in fünf Zähne aus. Die Früchte bestehen aus vier Nüsschen, die je einen Samen enthalten.
Hierbei ist die Nähe der Minze zu anderen, bekannten Duftgewächsen wie dem Lavendel, Ysop oder gar beliebten Gewürzen wie Thymian, Rosmarin und Salbei sehr auffällig. Besonders optisch eindeutig aber ist die Verwandtschaft zur Melisse und der Taubnessel, nachdem man oft geneigt ist, sich an den Blättern zu orientieren und jene sind hierbei auch relativ ähnlich gestaltet. Zudem bestechen gerade die Melisse und die Minze durch ihre frische, herbe Art, die manchmal gar etwas aromatisch Kühlendes mit sich bringt.
Doch zurück zu den Minzen, denn jene Gattung ist nicht selbst schon artenreich genug, sie neigt auch weiterhin stark zur Kreuzungsfreudigkeit, weshalb immer wieder neue Minzgewächse, unter Anderem Apfelminze, Pfefferminze, Speerminze, Rossminze oder Wasserminze, um nur einige wenige zu nennen, entstehen. Diese Vielfalt ist erfreulich, bringt jedoch auch den kleinen Wermutstropfen mit sich: dass die Minzen damit noch schwerer zu bestimmen sind, als aufgrund ihrer unzähligen Lippenblütlerverwandten eh schon. Dennoch gibt es ein paar klare Punkte, an welche man sich bei der grundlegenden Minzbestimmung halten kann:
Die Blüten sind meist violett und stehen entweder stockwerkartig in dichten Quirlen oder, bei den hohen Arten, in endständigen Scheinähren. Die Höhe bei den Minzgewächsen variiert zwischen etwa einem halben bis gar einem ganzen Meter, die Blätter sind kreuzweise gegenständig und mal breit eiförmig oder ganz klar lanzettlich, oftmals ist der Rand zackig gesägt oder zumindest eingekerbt. In den meisten Fällen ist der Stängel sehr aufrecht, oben verzweigt, bisweilen behaart und dezent rötlich überlaufen. Die Blütenfarbfülle reicht bei den verschiedenen Minzen von hell-violett über rosa bis gar rein weißlich. Die Kelche sind fünfzähnig, die Kronen röhrig, Ober- und Unterlippen gleichen einander. Auch im Geruch und Geschmack haben die Minzen allesamt eine gewaltige Gemeinsamkeit, denn jene sind stets sehr frisch und kühlend, können jedoch auch als brennend empfunden werden, besonders wenn die empfindlichen Schleimhäute betroffen werden.
Die meisten Minzen sind ihrer Grundherkunft treu geblieben und bevorzugen auch heute noch feuchte bis regelrecht nasse und vor allem nährstoffreiche Standorte. Dort spürt man sie gut auf und gerade im hohen Sommer von Cirmiasum bis Searum ist es sinnvoll, die Blätter und blühenden Triebe zu sammeln und ob ihrer starken, ätherischen Öle getrennt von anderen Pflanzen zu trocknen und zu lagern.
Jene werden sich bezahlt machen, wenn es gilt Appetitlosigkeit, Magen- und Darmungleichgewicht, Übelkeit, Blähungen und Unterleibskrämpfe aber auch kopflastige Leiden wie Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit und einen angehenden Katarrh, insbesondere dabei den Schwindel und den Schnupfen, zu bekämpfen. Selbstredend dass dabei die vielfältige Pflanze sicher nicht immer gleich verwendet wird, sondern sowohl innerlich als Tee und Mundwässerchen, doch auch äußerlich im Bade, den Salben oder gar im Bereich der köstlichen Küche angewandt werden kann.
In diesem Zuge muss man jedoch auch eindringlich darauf hinweisen, dass man die Heilkraft der Minze nicht bei schweren Leber- und Galleleiden nutzen möge und vor allem nicht bei sehr kleinen Kindern und Säuglingen, da die starken Öle in ihrer brennenden Art den jungen Geschöpfen im wahrsten Sinne des Wortes den Atem rauben und für Krämpfe in der Kehle sorgen können. Ebenfalls muss belehrt werden, dass das Flohkraut, auch ein Minzgewächs, nicht in der Schwangerschaft genutzt werden darf, denn dessen gute Floh- und Mückenabwehr kommt nicht von ungefähr, sondern von einem schwachen aber wirksamen Gift im Inneren der unscheinbaren Pflanze, welches aufgrund der bunten Kreuzungsfreude der Minzen den Weg hinein gefunden hat.

Eine der bekanntesten Kreuzungen ist im übrigen unsere beliebte Pfefferminze, jene wird meist nicht durch Bestäubung verbreitet, vermehrt sich aber sehr stark durch ihre Ausläufer. Sie ist eine frostharte Staude, wurzelt flach und kann ihre Ausläufer sowohl über als auch unter der Erde auf Wanderschaft gehen lassen. Ansonsten entspricht sie hinsichtlich Größe, rötlicher Stielbehaarung und den kreuzweise gegenständig angeordneten Laubblättern ganz dem klassischen, bereits beschrieben Bild der Minze. Die Blüten sind schwach violett bis rosafarben.
Man kann die Pfefferminze sowohl im Garten, als auch im Topf ziehen, doch aufgrund der Ausläufe würde ich beinahe letztere Variante empfehlen. Dafür nimmt man eine Jungpflanze und setzt sie im Frühjahr ein. Wie bereits beschrieben, lassen sich die Blätter und Triebe den ganzen Sommer ernten und sowohl frisch verwenden, als auch trocknen. Für einen köstlichen und gegen den Schnupfen höchst wirksamen Pfefferminztee benötigt man daher auch nur einen gut gehäuften Teelöffel getrockneter Blätter, die zwischen den Fingern zerrieben und in eine Tasse gegeben werden. Der Teebecher wird alsdann mit kochendem Wasser gefüllt und abgedeckt etwa eine Viertelstunde lang ziehen gelassen. Dann siebt man die Blätter sorgfältig ab und fertig ist ein schmackhafter, aromatischer Pfefferminztee.
Mit zwei größeren Löffeln der Pfefferminzblätter lässt sich auch ein sehr wirksames Inhalationsbad gegen hartnäckigen Husten und Schnupfen herstellen aber auch schlechten Atem besiegen zwei kleine Löffel Pfefferminz in einer Gurgellösung.

Kurz nach dieser Beschreibung driftet der Autor allerdings in eine, in meinen Augen eher unspannende, Beschreibung über diverse Sagen- und Mythenpassagen im Bezug auf die Minze ab und lamentiert darüber, dass es dermaßen viele Rezepte gibt, dass er (oder sie?... wahrscheinlich eher eine sie!) ein ganzes Kochbuch damit füllen könnte.
Abgesehen von diesem weniger ruhmreichen Ende aber ist der Aufsatz durchaus eine Bereicherung meines Wissens und hat mich dazu animiert, mir - abgesehen von dem spannenden Thema "Salbenherstellung" - eine weitere, persönliche Aufgabe zu stellen:
Ich bin mir nicht sicher, wann der nächste Heilkraut-Exzerpt in meine Kladde rutscht, doch jener wird dann ganz und gar aus meiner Feder stammen und ich weiß jetzt schon welche Pflanze er behandeln wird.
Die Schönste, in meiner kleinen Welt:
Das Veilchen.

Linnet Nelarth
am 09.Rabenmond des Jahres 260
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2017 16:14    Titel:
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Kapitel 3: Salbenherstellung


Nachdem mein Fieber recht rasch und stetig gesunken ist und vor allem das Gehuste stark nachgelassen hat (ein Hoch auf den Thymianhonig, in beiden Fällen, denn die grauenvollen Wadenwickel kann und möchte ich jetzt noch nicht loben - vielleicht dann, wenn die Erinnerung an selbige weniger imminent ist?), kommt nun wohl die Phase in der mir dann die Decke auf den Kopf fällt aber ich habe Riah versprochen, dass ich vor dem Wochenende noch keinen Fuß aus dem Haus, geschweigedenn aus Rahal, setze. Glücklicherweise haben sowohl sie, als auch Jor der Page Varathy Joran meinen Meister informiert, dass ich zurück und nicht in irgendeinem Sklavenhaus mitten in der Wüste gelandet bin. Die Blessuren halten sich auch in Grenzen und manch kleinerer blauer Fleck ist sogar jetzt schon vollends verschwunden. Nur eben die Atemwegssache und das Fieber waren kurz etwas enervierend. Ein Glück dass Mhiron davon verschont blieb, der tapfere Lump wollte ja schon wieder Stallarbeit machen. Nimmermüder Knilch! Ich hoffe Justus und Yasccara geht es auch bereits besser.

Wie dem auch sei, im Moment darf und soll ich nicht umherwandern und sie besuchen. Glaube es wäre Riah allgemein lieb, wenn wir uns alle von diesem Schrecken erst einmal erholen und das kann ich vollends nachvollziehen. Da ich aber kein Freund von Müßiggang bin, hat sie mir ein paar Bücher zur Salbenherstellung mitgebracht und ich habe mir einen kleinen Leitfaden zusammengeschrieben, den ich irgendwann auch in meine Kladde packen werde, vorausgesetzt mein Meister bekommt diesen Eintrag zuerst. Ich glaube, ich sende diese Seite einfach per Bote nach Grenzwarth, dann sieht er auch, dass ich ein wenig Hausaufgaben mache und nicht vor habe, einzurosten.
Somit also widme ich meine Aufmerksamkeit der Salbenherstellung und komme zu folgenden Punkten:

Kurzer Leitfaden zur Salbenherstellung

Eine jede Salbe besteht aus diversen Grundmaterialien, die ihre cremige, hautfreundliche Substanz zuletzt ausmachen werden und jene sind zunächst einmal recht simpel zu erlangen. Unter Anderem könnte man präparierte Butter, Schmalz oder auch Tierfett und -talg nutzen. Jene haben obendrein den Vorteil, dass sie keinem besonderen Mischverhältnis unterliegen, doch sind sie bei weitem nicht so gut haltbar, wie vielleicht eine Verbindung aus wertvollen Ölen und Bienenwachs.
Zu Letzteren muss ich wohl wahlweise ein konkretes Buch finden oder aber einen Vortrag besuchen, beziehungsweise einen solchen erfragen.

Ganz gleich welche Grundmaterialien genutzt werden, die Grundregeln in der Salbenherstellung waren immer die Gleichen, ich zitiere aus "Die Salbenherstellung" von H.R.:

1.Stets Sauberkeit halten!
Achte auf saubere Geraete wie Toepfe und Messerchen, sieh zu, dass moegliche Kraeuter und andere Zutaten gut gewaschen worden sind und auch die Arbeitsflaeche gruendlich gereinigt wurde. Dreckreste koennen auch schon in kleinen Mengen bewirken, dass die Salbe schimmelt oder eine sehr viel geringere Haltbarkeit hat.

2.Auf Qualitaet und Mengenangaben achten!
Die Zutaten sollten von guter bis feiner Qualitaet sein, denn nur so entfaltet sich die Wirkung der Salbe richtig. Gerade wenn man aber mit sehr gutem Material arbeitet, darf die Mengenangabe nicht vergessen werden. Knausern hilft keinem, doch das Gegenteil von gut ist bekanntlich 'gut gemeint'.

3.Die Hitze ist die Wuerze!
Und ebenso kann sie die Materialien angreifen, denn zu viel und direkte Hitze ist zu vermeiden. Somit wird empfohlen, die Bestandteile der Salbe nicht direkt ueber dem Feuer, sondern schonender in einem Wasserbad zu erhitzen. Hierbei treten keine zu hohen Temperaturen auf. Achtet nur darauf ein dickeres, hitzebeständiges und wasserundurchlaessiges Glas oder Toepfchen in das Wasserbad zu legen. Ein Marmeladenglas wird dabei empfohlen.


Alle drei dieser Richtlinien sollten, so mein Verständnis, während der gesamten Herstellung (Vorbereitung und das Nachher miteingeschlossen) nicht außer Acht gelassen werden, denn sonst ist der Gesamtprozess bereits wahlweise zu Beginn schon zum Scheitern verurteilt oder aber man vermasselt das Werk vielleicht noch kurz vor dem Ende.
Die schönste Beschreibung des Herstellungsprozesses habe ich im Werk der Dame "Luuana Tillara" gefunden:

Salbenherstellung - der Prozess:
Man gibt die gewuenschte Menge an Schweinzeschmalz (Anm.: oder eben Buttersorten/Öl-Bienenwachsmischung) in das erwaehlte Gefaess und erhitze es im Wasserbad so lange langsam, bis das Fett fluessig und einigermassen klar ist. Derweilen ist es sinnvoll die weiteren Materialien, ob Kraut oder Wurzel, etwas kleiner zu schneiden. Jene werden nun erst dazu gegeben und die Mischung muss anschliessend aufkochen und einige Momente intensiver ziehen. Dazu langt in den meisten Faellen die Zeit von etwa einem Drittel eines halben Stundenlaufs.
Nun muss die Verbindung vom Feuer genommen werden und darf sogar etwas abkuehlen, doch sollte sie noch vor der vollstaendigen Festigung des Fettes gefiltert werden, damit die festeren und groben Restbestandteile der Zusaetze nicht mit im Salbentiegel landen. Hierzu ist ein grob gewebtes Leinentuch als Filter zu empfehlen.
Ist die Salbe in den Tiegel gefuellt, so muss sie noch weit genug herab kuehlen, dass sich eine geschmeidige, schmierige Masse gebildet hat.
Der Tiegel oder das Toepfchen ist gut zu versiegeln.
Wird eine Salbe kuehl und gewissenhaft gelagert, so kann sie, je nach Bestandteilen zwischen einem viertel-, halben- oder gar ganzen Jahreslauf haltbar sein.


Folgende Rezepte werde ich mit besagter Beschreibung demnächst einmal ausprobieren, vorausgesetzt, mein Meister stimmt dem Salbenexperiment zu:


* Handcreme aus Ginseng und Pfirsichfleisch * (gefunden bei H.R.)

Zutaten:
200 Gramm Fett
1 Ginsengknolle
1 grossen Pfirsich

Anwendung:
schmerzende Muskulatur
trocknene, rissige Haut

Zubereitung:
Das Fett wird erhitzt, bis es fluessig und halbwegs klar ist. Derweil wird die Gingsengknolle zerdrueckt, der Pfirsich entkernt und das Fleisch etwas entsaftet. Anschliessend koennen die Zutaten in das Fett gegeben werden und in dieser Verbindung einen viertel Stundenlauf sieden.
Nach dieser Zeit kann das Gemisch abgesiebt und in Tiegel gefuellt werden.
Diese Creme ist besonders nach der Feldarbeit oder dem Toepferhandwerk zu empfehlen.


* Salbe aus Traubenkern, Zitronenschale und Kamille * (gefunden bei Luuana Tillara)

Zutaten:
250 Gramm Fett
kleine handvoll Traubenkern
geriebene Schale einer Zitrone
zwei handvoll Kamillenblueten

Anwendung:
Schnupfen, Katarrh
Haemorrhiden

Zubereitung:
Wieder wird das Fett erhitzt, bis es fluessig ist. Dann werden die Zutaten hinzugegeben, wobei die Kamille zuerst in das Gemisch kommt. Das Ganze dann zuerst eine Nacht lang abgedeckt stehen lassen und am naechsten Tag, nach dem Ziehen, nochmals erwaermen und dann erst durch das Leinentuch absieben. Anschliessend in ein sauberes Tiegelgefaess umfuellen.


* Ringelblumensalbe * (Mutters Rezept und einer meiner Favoriten)

Zutaten:
50g Bienenwachs
ein Viertelliter Olivenöl
50g Kakaobutter
2 handvoll getrocknete oder frische/kleingehackte Ringelblumenblätter

Anwendung:
kleinere Wunden
rissige, trockene Haut
entzündete Haut
(beugt bereits Entzündungen vor!)

Zubereitung:
Man gebe die Grundzutaten in einen Behälter (z.B. Marmeladenglas), den man dann im Wasserbad erhitzen möge (nicht kochen!). Die Zutaten sollten dann schmelzen, so dass man alles gut miteinander vermischen kann.
Danach erhitze man dieses Fettgemisch in einem Topf und gebe dann die Ringelblumen hinzu. Nachdem die heiße Salbe einmal aufgeschäumt hat, sollte man sie vom Ofen nehmen. Dann einen Tag lang stehen lassen. Ein letztes Mal erwärmen und durch ein Leinentuch filtern, um die gröberen Stücke der Blume auszusieben. In ein sauberes Tiegelgefäß geben.


Linnet Nelarth
am 16.Rabenmond des Jahres 260
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2018 15:18    Titel:
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Kapitel 4: Pilze trocknen



Es ist still geworden, hier in dem Haus am Rande des Waldes. Das liegt nicht nur daran, dass die Schneedecke, welche sich im Rabenmond und jetzt im Hartung soweit angesammelt hat, alles Leben ein wenig einlullt und sogar Geräusche zu bedecken scheint, sondern in erster Linie daran, dass Meister Falon nun für eine unbestimmte Zeit auf Reisen gegangen ist. Er hat mich in einem letzten Brief jedoch dazu aufgefordert, meine Studien fortzusetzen und so habe ich mich sehr bald dazu entschlossen, die Heilstube wieder aufzubauen, selbst wenn ich manche Forschungsbereiche nie so gut abdecken könnte, wie er und Andere wiederum gar nicht erst anbieten werde. Meister Falon wusste, dass ich keine Hebamme werde, doch fand er bald heraus, dass mir die Alchemie und allen voran die Pflanzenforschung sehr am Herzen liegt. Hier will ich auch in wenigen Tagen meine Lehrlingsprüfung bestehen, dann bin ich zwar in vielen weiteren Bereichen noch lange kein Meister, doch zumindest ein Geselle und als so einer wiederum muss ich mich eben nach Unterricht umsehen, ihn bei Kollegen und anderen Meistern erbitten und sammeln. Sammeln, sammeln, sammeln. Immer wieder sammeln!
Abgesehen von einer wilden Sammlung braucht es dann vor allem noch Geld, um die Heilstube wieder aufzubauen, doch das regnet es nicht vom Himmel und ich werde keine Almosen annehmen, sondern mir jeden verdammten Stein erarbeiten. Apropos Stein, diese konnte ich nun schon einmal bezahlen, das Holz werde ich selber hacken und für die Münzen geht es vorerst in die Höhlen. Arion und Joran hinterherschlappen oder so in der Art - vorausgesetzt Letzterer ist nicht wieder mit seiner ominösen, heimlichen Liebsten verschwunden. Justus hingegen ist kein Höhlenkriecher, wie er es nennt und daher werde ich ihn nicht dafür herankarren und nötigen.

Nun gut, was bleibt also, wenn das Finanzielle in einem anderen Buch steht? Die besagte Sammlung, das prächtige Studium! Daher möchte ich diesen Abschnitt meiner Erkenntnis zum Thema "Pilze trocknen" widmen, denn diesem Thema bin ich ab dem Herbst nachgegangen und die letzten Früchte meiner Arbeit erfreuen mich jetzt noch, sowohl im Essen, als auch in den Trankmischungen. Verständlich also, dass ich meine Erarbeitung hierbei auch in gewisser Weise ein wenig sichern möchte.

I. Die richtigen Pilze
Zwar ist der Wald nach milden, regnerischen Herbsttagen geradezu gespickt von Pilzen in allen nur erdenklichen Kappenformen und -farben, dass man sich nicht einmal mehr wundern müsste, wenn einem statt dem obligatorischen Steinpilz oder Champignon auch noch ein paar Sammler mit in den Korb gerutsch wären. Trotz der regen Nachfrage und einem kurzzeitig ziemlich überfüllten Wald, gibt dieser in jener kurzen Zeit genug für alle von seinen Pilzfrüchten ab. Sogar in einer solchen Hülle und Fülle, dass es Sinn macht, mehr davon zu holen und sich im Anschluss gut über die Möglichkeiten der Konservierung zu informieren. Sicher könnte man die Pilze einfach anbraten und einlegen, doch damit geht schon viel Nutzen verloren und sie quellen auf oder lassen sich durch die starke Würze schon nicht mehr für Tränke nutzen. Manche Wirkstoffe werden gar durch die Säuren (Essig z.B.) komplett vernichtet. Die Antwort ist hier recht rasch gefunden: es geht ans Trocknen!
Da kommt schon die erste, kleine Hürde ins Spiel, denn nicht alle Pilze lassen sich gleichermaßen gut trocknen. Zum einen braucht es solche, die vom Aufbau her kleinen Schwämmen gleichen, also so wasserhaltig sind, dass man ihnen jenes gut entziehen (=trocknen) und bei Bedarf wieder hinzufügen (=bewässern und danach zubereiten) kann. Dann wiederum verlieren manche dieser Schwammerln dennoch viel Aroma beim Trocknungsprozess und sind zumindest in der feinen Küche nach der Wiederaufbereitung eher eine Enttäuschung.
Besonders optimale Ergebnisse erhielt ich bei folgenden Kandidaten:
Butterpilze, Steinpilze, Stockschwämmchen, Maronen, Nelkenschwindlinge, Birkenpilze, Champignon und Herbsttrompete. Der Fliegenpilz ist auch leicht zu trocknen, jedoch für meine Bedürfnisse eher im Bereich der Trankmischung und Medikamente von Relevanz.

II. Die Vorbereitung
Ganz gleich für welche der beiden vorgestellten Trockenmethoden (siehe nächster Unterpunkt) man sich entscheidet, die Vorbereitung darauf spricht bereits schon Urteil inwiefern das Unterfangen überhaupt gelingen wird. Frisch gesammelte Waldpilze müssen nämlich nicht nur von Erdresten, Moosflechten, Dreck und Sand gereinigt werden, sie dürfen danach auch nicht weiterhin nass sein, sondern sollten bereits ein wenig trocken werden. (Ich habe die besten Ergebnisse bekommen, indem ich die Pilze zuerst mit einem dünnen Tuch beinahe schon polierend abgerieben und sie danach noch mit einem Pinsel saubergebürstet habe. Mit zusätzlichem Wasse kamen die Pilze daher nur bei starker Verschmutzung erneut in Kontakt.)
So die Reinigung beendet ist, müssen die Pilze in sehr dünne Scheiben geschnitten werden, etwa ein halber Ringfingernagel breit. Dann jedoch kann es ans Trocknen gehen.

III: Trocknen - die beiden gängigen Methoden
Ich habe mich für die Beleuchtung des Lufttrocknens und des Ofentrocknens entschieden, wobei ich bei Letzterer nicht auf einen speziellen Dörrofen zurückgreifen konnte, jedoch werde ich mir einen solchen vielleicht alsbald von einem Handwerker anfertigen lassen, wenn das Laboratorium im Kellergewölbe dann steht.

a) Pilze im Ofen trocknen
Die in Scheiben geschnittenen Pilze werden dabei auf einem dünnen Gitterblech angerichtet und gleichmäßig verteilt. Das Feuer darf nicht züngeln oder sehr heiß brennen, daher empfiehlt sich eher eine stetige, leichte Glut und jene darf nicht zu nah an das Gitter gelangen (für jene, die wie ich einen Kachelofen besitzen ist das Ganze noch simpler, denn da kann man die Pilze einfach auf den äußeren Kacheln anrichten und dort trocknen lassen!), da die Pilze sonst zu rasch verschrumpeln und gebacken statt getrocknet werden. Ist es einem ohne irgendwelche Schmerzen möglich, die Hand in dieser Wärme eine zeitlang ruhen zu lassen und empfindet man das Ganze vielleicht eher als die Hitze eines sehr warmen Sommertages, dann ist die richtige Temperatur erreicht. Die Pilze müssen fünf bis sechs Stunden so im Ofen liegen, bis sie lagerfähig sind, doch sollten sie jede Stunde einmal umgedreht werden.
Sicherlich handelt es sich hierbei also um eine relativ rasche, doch aufwendige Möglichkeit Pilze zu trocknen.

b) Pilze an der Luft trocknen
Diese Methode ist deutlich langwieriger und dafür braucht es unbedingt ie warmen Tage im Goldblatt, in welchen die Sonne noch genug Kraft mitbringt, um sich dieser Aufgabe ausreichend zu widmen. Das Wetter muss folglich nicht nur warm, sondern auch recht trocken sein und nachdem die Mittagsstunden die kräftigsten Sonnenstrahlen bringen, sollte alles schon in den frühen Morgenstunden bereit sein, damit auch der erste Tag bereits vollends ausgeschöpft werden kann. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass die Pilze nicht unmittelbar den direkten Strahlen ausgesetzt werden sollten, wenn man einen Aromaverlust vermeiden mag. Ich habe die besten Ergebnisse erlangt, indem ich meine Pilze mit Hilfe einer dünnen Schnur aufgefädelt habe (Anm.: Manche hingegen schwören auf dünnen Eisendraht) und sie mit genügend Abstand zueinander (kleine Knoten wirken Wunder) danach im Halbschatten in meinem Garten aufgehängt habe. Aufgrund der Nachtkälte habe ich sie am Abend wieder ins Innere geholt und bis zum nächsten Morgengrauen in der warmen Küche hängen lassen. Zwar dauert es bei dieser Methode gut und gerne einige Tage (bis hin zu einem Wochenlauf), bis die Pilze wirklich trocken sind, dafür ist der Arbeitsaufwand über den Tag hinweg deutlich geringer und die verschiedenen Waldaromen bleiben, meiner Meinung nach, besser erhalten.

Erst wenn die Pilze ausreichend trocken sind, kann man sie in Gläser und Tonbehälter oder gar Einmach-Steingut füllen, metallene Gefäße sind hierbei eher nicht zu empfehlen, da auch sie sich wieder auf die Konsistenz auswirken könnten und oftmals klammer/kalt wirken oder gar der Pilz mit dem Metall bei längerer Lagerung reagiert und im Nachhinein kaputt gehen könnte.

Wie die letzten Sätze andeuten, habe ich einige Fehlschläge bei diesem Versuch erlitten, bin im Großen und Ganzen nun aber mit den daraus resultierenden Ergebnissen sehr zufrieden und möchte im Frühjahr das weitaus komplexere Thema "Kräuter trocknen" anhand der bisherigen Erkenntnisse angehen. Eine Abschrift meiner kleinen Pilzexploration werde ich meinem Meister senden und ich hoffe sie kommt bei ihm an und zeigt ihm, dass ich seine Worte beherzige.

Linnet Nelarth
am 23.Hartung des Jahres 261
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 30 Jan 2018 17:07    Titel:
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Kapitel 5: Erquickende Pflanzen (Muntermacher)



Der Hartung neigt sich dem Ende zu und doch sind die spärlichen Sonnenstrahlen angenehmer Prunk, denn sie künden auch in ihrer noch so begrenzten, täglichen Zeit von dem nicht mehr allzu fernen Lenz. Der Eisbruch steht also hoffentlich schon im wahrsten Sinne des Wortes vor der Türe und doch gaukelt mir mein Körper und auch der Geist vor, sie würden beide noch ein bisschen im Winterschlaf stecken. Na gut, das Denken geht relativ flink, doch verschwimmen mir die Gedanken in letzter Zeit gerne ineinander und lösen sich dann zu derart feinen Nebelschwaden auf, dass ich ins Träumen abdrifte, von Überlegung zu Überlegung springe oder im Nachhinein noch nicht einmal mehr sicher sagen kann, wie ich plötzlich zu dem ein oder anderen Gedankengang gekommen bin.
Kurzum, der Wunsch nach einem ganzen "Arsenal" an Muntermachern ist nicht allzu weit hergeholt. Doch ganz abgesehen von dem eigenen Wohlbefinden, würde so eine erquickende Wirkung sich auch im Kampfesbereich nicht schlecht machen, denn immerhin landen die Herrschaften (und Damen) dann ja doch auch mal mit dem Gesicht im Dreck oder der Lebensgeist springt für einige Momente (oftmals nach einem besonders hässlichen Feidesschlag) aus dem dazugehörigen Körper. Wie überaus praktisch wäre da eine Angel, die jene Lebensgeister zurückfischt! Meine Untersuchungen diesbezüglich ließen mich rasch in den Bereich der Pflanzen schwenken, ist doch von einigen Gewächsen bekannt, dass sie eine durchaus belebende Wirkung auf Geist, Nerven und auch den Körper haben. Doch nebst der üblichen Verdächtigen fand ich nach mehreren Wochen der Suche nach und nach diverse eher unbekannte Muntermacher. Sicherlich, manche davon bekommt man nur sehr schwer und dann erschienen sie mir teilweise grauenvoll teuer, da man hierfür Händler aus fernen Landen bemühen musste aber so bin ich auch an einige Kräuterschätze gelangt, die es wert sind, hier verewigt zu werden.

Ganz vorangestellt sei gesagt, dass es natürlich verschiedene Möglichkeiten gibt, eine erquickende Wirkung auf den menschlichen Körper oder Geist zu erlangen. Einige der Pflanzen enthalten daher schlichtweg Inhaltstoffe, die für ihre anregende Wirkung auf die Nerven bekannt sind und wiederum Andere wecken den müden Tropf durch ihre immense Schärfe oder bringen mit ihren Bitterstoffen den Kreislauf in Schwung. Ich habe mich bei meinen Versuchen nun aber weniger auf den Schärfegrad, sondern vielmehr auf die Pflanzen mit stimulierender Wirkung konzentriert, wie die folgenden Zeilen hoffentlich auch deutlich zeigen:

Was regen die erquickenden Pflanzen im Körper an?
Die vielen wundersamen Öle und Stoffe in so manchen Pflanzen, welche in diese Kategorie fallen, wirken sich auf den besonderen Kreislauf zwischen dem pumpenden Herzen und all den Adern aus, das bedeutet sie werden auch rasch und belebend überall hintransportiert. Zum Beispiel erhöhen sie den Druck, mit welchem das Blut durch die Adern rauscht oder lassen den Puls rascher raßen. Manch einer dieser Stoffe scheint auch unmittelbar im Kopf und damit verbunden "im Geiste" zu arbeiten. Sie vermögen es folglich den Körper in eine plötzliche Alarmbereitschaft zu versetzen und erzeugen aufputschende Hochgefühle. Darunter fallen:

--> Pflanzen, die den Kaffee- oder Teestoff enthalten
Zum Beispiel die Kaffeebohne oder die Moccabohne, nach welcher gerüchteweise sogar die Lady Helisande von Gipfelsturm süchtig zu sein scheint, die Teepflanze aber auch die ungleich harmlos wirkende Kakaopflanze, welche so eine immense Bedeutung für das klebrige Schokoladenzeug hat.

--> Pflanzen, die den Rauchkrautstoff enthalten
Wie der Name schon sagt quasi alles, was man (nicht nur) auf La Cabeza gerne qualmt. Abgesehen vom Wildkraut also auch der gewöhnliche Bauerntabak oder auch diverse Nachtschattengewächse (nein, damit ist noch nicht einmal nur der klassische Nachtschatten gemeint, sondern auch tatsächlich so manche Speisepflanze wie Tomaten, Kartoffeln und Auberginen - die selbstverständlich allesamt eher selten bis gar nicht verquarzt werden).

--> Pflanzen, die den Höhenrauschstoff enthalten
Aus Mangel eines anderen Namen nutze ich nun einfach dieses Äquivalent. Gemeint ist der Stoff, der das Herz rasch schlagen lässt und einem für kurze, trügerische Momente das Gefühl gibt, unbesiegbar zu sein. Gefährlich ist der Umgang damit und doch ist es genau dieser Stoff, welcher sich nun in einer besonderen Mischung in meinem Heiltrankfundus befindet und just diesen werde ich dreist beim nächsten Menschen, der matt aus einer Ohnmacht erwacht, nutzen!
Fündig wurde ich bei der Sandmalve und auch dem fernen Meerträubel, welches leider zu oft als "Unkraut" der See angsehen und achtlos stehengelassen oder gar zerstört wird.

--> Besonders nahrhafte Pflanzen
Nachdem diese Pflanzen nicht unbedingt ein Heilmittel bei akuter Müdig- und Schlappheit darstellen, sondern vielmehr auf längere Sicht sich positiv auf müde Geister und Körper auswirken, bekommen sie hier eine knappe Aufzählung, jedoch bedarf es keiner weiteren Beschreibung. Gemeinst sind unter Anderem Löwenzahn, Hagebutte, Petersilie, Schnittlauch, Holunder, Löffelkraut, Wiesenschaumkraut, Sanddorn, Brennnessel und Weitere.

--> Pflanzen, deren stimulierende Wirkung mir noch unerklärlich ist
Bei Einigen der folgenden Wachmacher hege ich zwar bereits Vermutungen über die Wirkungsweise, doch noch sind mir die genauen Mechanismen und Wirkstoffe weitgehend unbekannt. Dennoch ist festzuhalten, dass sie bei Müdigkeit und Energielosigkeit oftmals wunderbar helfen. Dazu zählen: Angelica (Engelswurz), Süßholz, Ginkgoblatt, Ginsengwurzel, Muskat, Melisse, Kampfer und Rosenwurz.

Meine besondere Mischung steht einzig und alleine in meinem Köpfchen geschrieben. Unter all dem Kupfer und dem Dickschädel ist sie meiner Meinung nach recht gut verwahrt, doch würde ich sie gerne eines Tages Meister Falon präsentieren. Ich hoffe es geht gut und er kommt auf seinen Reisen voran. Wenn er zurück kommt gibt es so viel zu berichten.

Linnet Nelarth
am 29.Hartung des Jahres 261


Zuletzt bearbeitet von Linnet Nelarth am 30 Jan 2018 18:49, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 11 Feb 2018 17:31    Titel:
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Kapitel 6: Wie man eine Krankheit vernichtet I



Da haben uns die Lumpen ganz gut aufs Korn genommen und wir sind ihnen mit den verdammten Gaunerzinken auch noch auf den Leim gegangen. Quer durch Düstersee haben sie die Hauswände mit ihren Zeichnungen dekoriert und wir haben diesen augenscheinlichen Verschönerungswettbewerb noch angenommen, mitgepinselt und verschmiert, versucht zu entziffern und mit Zwielichtkennern gesprochen, gearbeitet - nur, um dann am Ende festzustellen, dass das eine ganz glorreiche Ablenkung vom eigentlichen Plan war und der wurde dann leider ein bisschen zu spät erst aufgedeckt.
Zwar wurden die Gundula und ihr... Albrecht? Albert? Adolf? Egal! Die Gundula und ihr A... wurden zwar erkannt, doch da schwamm der Mist schon in verschiedenen Gewässern Düstersees. Was genau der Mist ist, das haben wir noch nicht vollends raus, doch einige Zutaten sind bereits bekannt und die zu erwartenden Wirkungen auch. Wir, ja WIR.
Allein für die Erklärung dieses Wortes und der damit einhergehenden, grandiosen Geschichte, müsste ich nun wohl doch auch noch anfangen Tagebuch zu schreiben aber nachdem ich kein Mädchen-Mädchen bin und mir "Liebes Tagebuch"-Einträge allein beim 'drüber Sinnieren' Übelkeit bereiten, werde ich es einfach doch hier kurz, knapp und mit voller Begeisterung in meine Kladde kritzeln:
MEISTER FALON IST WIEDER ZURÜCK!
Ich wusste es, hab es immer gewusst und dass er nun sogar sehr frühzeitig wieder in den Landen ist und sogleich nebenan eine Residenz bezogen hat, macht den Tag trotz dem unguten Umstand in Düstersee ein wenig heller.
Dem Provost sei Dank sind an den Forschungen im Bezug auf das vermeintliche Gift, welches Gundula und ihr A... in das Wasser geworfen und versenkt haben, noch weitere fähige Heilkundige beteiligt und der Fortschritt ist eher ein Fortsprint geworden. Gut, ich habe mich auch sehr gefreut, dass auch Herr Waljakov mit von der Partie ist, denn dieser wiederum hat offenbar einen gesunden Hang zum Experimentieren und bringt neue Überlegungen mit. Er und Meister Falon waren auch der Meinung, dass man sowohl den Tempel, als auch weitere Heilkundige, hinzuziehen müsse. Um den Tempel wird sich Meister Falon selber kümmern, ich hingegen möchte zusehen, dass ich Naemi erreiche und vor allem den Provost weiter auf dem Laufenden halten.
Womit wir zu besagtem Laufenden kämen, denn es gibt ja durchaus Erkenntnisse, die man schon vermerken kann und auf die ich fast ein wenig stolz bin, denn immerhin sind sie der emsigen Zusammenarbeit zwischen diversen Heilern und auch Zwielichtsinformanten zu verdanken.

Bisher bekannt ist also, dass die angebliche Gundula selber sehr eifrig dabei war pflanzliche Reagenzien zu sammeln und hierbei blöderweise (für sie blöde, für uns recht gut) beobachtet wurde. So wurde das Seerosenexktrakt und der einschläfernde Saft selbiger Blätter bald erahnt. Auch dass sie die toten Ratten freundlicherweise als Indiz zurückgelassen haben und selbst der letzte Rest im geöffneten Flakon den süßlichen Verwesungsgeruch verbreitete, hat uns im Nachhinein geholfen, das Rattenfleisch als weitere Zutat zu erkennen. Ich hätte selber zwar noch auf Torf getippt, denn das Ganze hat etwas von einer erdig-schlammigen Schlacke, doch ist auch Kupfer als weiterer Bestandteil nicht auszuschließen - eine gute Idee seitens meines Meisters und Herrn Waljakov.
Letzterer brachte nun seine "Verlobte" mit ins Spiel, eine recht wollige, junge Dame, die unser Opferlamm oder Versuchsschäfchen, im wahrsten Sinne des Wortes, abgeben wird. In zwei Tagen werden wir also erneut zusammenkommen und arbeiten, doch bis dahin gibt es viel zu tun.
Aufgrund der möglichen Inhaltstoffe sind wir uns alle einig, dass es sich hierbei wohl eben nicht um ein Gift, sondern eher Seucheerreger und damit verbunden eine gewünschte Epidemie handelt. Sprich Gundula und ihr A... wollen eine Krankheit in Umlauf bringen und wir wiederum werden das Gegenmittel für Mensch und Tier finden müssen.
Quellen und Flüsse spühlen sich sauber, der Brunnen wiederum ist ein Problem und im Moment steht die Überlegung ihn zuschütten zu lassen. Zumindest ist das die Empfehlung, die ich an den Provost richten kann und muss, ehe ich weiter in den Forschungen versinke.

Randnotiz für mich:
Folges wird, bezüglich Reagenzien, für weitere Versuche benötigt...

- Efeu
- Seerosen (!)
- Schlangenschuppen (!)
- Molchaugen
- Krötenlaich
- Rattenfleisch (!)
- Kupfer (!)
- Torf (?)

Und dann darf die Arbeit beginnen.
Es gibt viel zu tun!


Linnet Nelarth
am 11.Eisbruch des Jahres 261
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 28 Feb 2018 21:48    Titel:
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Kapitel 7: Wie man eine Krankheit vernichtet II oder Kräuterbuchexzerpt - "Hirtentäschel"



So, ich habe es mittlerweile nachgebraut und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis - nunja, so zufrieden, wie man eben mit einer Krankheit im Glas sein kann. Das Rattenfleisch hat sich bewahrheitet, ebenso die Schlangenschuppen, Seerose und Torf. Das Gebräu hat die gleiche Färbung, den gleichen Geruch und mein Proband tatsächlich auch die gleichen Symptome. Glorreich an der Geschichte ist dann dabei aber vor allem zu vermerken, dass er auch wieder gesund ist. Gegen dieses garstige Mischbräu aus der Krankheit, der Müdigkeit, dem hirnmarternden Schwachsinn, dem Haarausfall und der gesenkten Giftresistenz ist also ein Umkehrtrank tatsächlich hilfreich, ja und gar nicht so schwer zu brauen.
Ich habe mich für zwei Tränke nacheinander entschieden und mich ganz zuerst auf eine Reparatur des Hirnschadens und eine Medizin gegen die Seuche konzentriert habe.
Folglich beinhaltet die Mischung getrocknete Champignons, Alraunenwurzel zerstampft, eine fein geschnittene Seerose und einen dünnen Auszug Nachtschatten. Zum Glück war dieses Experiment vom Erfolg gekrönt, denn der Proband war danach wach, hatte keinerlei Krankheitsanzeichen und zudem schienen die Konzentrationsschäden vollends reversibel. Blieb nun noch ein guter Schluck vom weniger bitteren, doch fruchtig-scharfen Zweittrank. Da habe ich mich für frische Apfelschnitze, Hühnerklein, eine frisch gepresste Knoblauchzehe und zuletzt wenige, dünne Spinnwebfäden entschieden. Auch in diesem Fall war ich mit dem Ergebnis zufrieden, denn die Haare des Probanden wuchsen prächtig nach und die Folgetestungen ergaben eine gewöhnliche Resistenz gegenüber Giften. Nein, er ist mir natürlich dann nicht an besagten Folgetestungen gestorben. Sauer war er dann allerdings schon und ließ sich auch nicht mit dem Auftrag den geschätzten Kollegen Jyn und Waljakov bescheid zu geben, abspeisen. Für diese Botendienste wollte der Gierschlund sogar eine Lohnzulage. Frechheit! Nun zumindest ist ein Gegengift parat und vermutlich in gleich dreifacher Ausführung, da die beiden sicher nicht müßig waren. Düstersee kann also vollends gereinigt werden.

Ja, die drei Kollegen.
Nun muss ich es mir eingestehen und wieder einmal vor Augen führen.
Drei, nicht vier. Ich muss Meister Falon ausklammern, denn das Haus steht seit wenigen Tagen leer und wieder hat ihn die Reisezeit eingeholt. Irgendwo und irgendwie kann ich ihn verstehen, denn es sind just diese Reisen die einem Heilkundigen Neues zeigen und ihm ganz ungeahnte Herausforderungen stellen. Hier erst lernt man wirklich nie aus und sieht so unendlich viel - doch ich bin eben weiterhin in Grenzwarth und weiß, dass ich ihn und das Hospital vermissen werde. Es ist nicht mein Weg ein solches Heilhaus zu eröffnen, dessen waren wir uns zuletzt wohl beide bewusst. Ich bin zu spröde, zu bissig und zu wenig auf den Menschen fixiert. Mein Interesse gilt eher den Pflanzen und ihren Wirkungen, den wilden Mischungen und dazugehörigen Experimenten. Ich werde ein Labor im Keller einrichten und meinen Laden mit Mischkrempel im oberen Geschoß eröffnen aber nur weil ich keine Hospitalleitung bin, heißt das nicht, das so etwas gerade an der Grenze zwischen dem alatarischen Reiche und dem Niemandsland nicht dringend gebraucht wird.

Aaaach, garstige Gedanken hierzu beiseite und ich zaubere stattdessen noch meinen zweiten Kräuterexzerpt aus dem nicht-vorhandenen Hute.
Diesmal geht es um das Hirtentäschel und ich kam zu jener faszinierenden Pflanze, als ich nach einem Kraut suchte, dass einen Körper auf eine gewisse Zeit hinweg bei stetigem Blutverlust noch eine ganze Weile unterstützend auf Trab hält und dafür sorgt, dass der Kreislauf eben nicht sofort in sich zusammenbricht. Oh, was habe ich wieder die Bücher gewälzt, eines nach dem Anderen, doch dann war die Lösung plötzlich in meinen Händen und gerne möchte ich das Wunderplänzchen hiermit verewigen:

Gewöhnliches Hirtentäschel

Das gewöhnliche Hirtentäschel oder Hirtentäschelkraut ist nicht, wie die zuvor genannte Minze, ein Küchenwürzmittel, sondern schon relativ lange als Arznei bekannt. Der Name kommt nicht von ganz ungefähr, denn zum einen wächst es gerne auf Wiesen und Weiden, auf welchen dann über kurz oder lang natürlich auf Hirten zu finden sind und auf der anderen Seite sehen die Schoten, die dieses Kraut trägt, tatsächlich ein bisschen wie winzige Ausgaben der Hirtentaschen aus.

Es gehört zur Gattung der Kreuzblütengewächse, die ebenso wie die im Minzbeispiel genannten Lippenblüter, auf eine sehr große Artenvielfalt verweisen kann. Nach ein bis zwei Jahren ist das Kraut verblüht und kommt nicht wieder nach, weshalb es sich über dazugehörige Samenschalen recht rasch verteilen und ausbreiten muss. Eine einzelne Pflanze wird mindestens eine gute Hand breit groß, kann aber auch bis zu einen halben Meter wachsen.
Die Grundblätter sind rosettig angeordnet, schmal, länglich und gezähnt bis fiederspaltig, selten ganzrandig. Die einfache oder verzweigte und aufrechte Sprossachse trägt im oberen Teil eine Traube von zahlreichen Blüten, die später zu gestielten, abstehenden, herzförmigen bis dreieckigen Schötchen werden. Die Blütenkronblätter sind nicht eimal einen halben, kleinen Fingernagel lang und weiß. Die Schötchen enthalten in jedem Fach bis zu zwölf Samen. Blütezeit ist bei günstigen Bedingungen fast das ganze Jahr. Fruchtreife ist von Wechselwind bis tief in den Alatner hinein.

Das Hirtentäschel ist in ganz Gerimor heimisch und ist aber auch in der ganze Welt zu finden, so es nicht zu eisig oder zu wüstenartig brach ist. Es liebt nährstoffreiche Böden, bevorzugt also Ackernähe und Gärten. Man findet es an Wegrändern, Gräben, Böschungen, auf Brachland, Wiesen, Weiden und lichten Wäldern.

Anwendungsmöglichkeiten:

Die häufigste Anwendung des Hirtentäschels ist ein Tee (Aufguss) aus dem blühenden Kraut. Auch eine Tinktur kann man aus dem Kraut herstellen, damit man es immer zur Hand hat.

* Blutungen
Innerlich wird es vorwiegend gegen Blutungen eingesetzt, beispielsweise gegen zu starke Mondblutungen, Magenbluten, Schnittwunden oder Ähnlichem. Die blutstillende Wirkung wird durch ein Zusammenziehen und Abdichten der Gefäße erreicht. Allerdings muss bei einer starken Blutung eine Nachbehandlung erfolgen, der Patient muss dringend beobachtet werden und darf nicht sogleich wieder entlassen werden! Daher wird der Haupteinsatzzweck im Alltag bei zu starken Mondblutungen oder eben den besagten, kleineren Schnittverletzungen (zum Beispiel durch einen Kampf in den düsteren Höhlen hervorgerufen) liegen, denn diese sind aus der Sicht eines Heilkundigen in den meisten Fällen eher "gewöhnlich/normal" als beispielsweise Magenblutungen. Gegen Nasenbluten kann man Hirtentäscheltee zudem auch schnupfen!

Auch wenn ich keine Hebamme bin, war oder je sein werde/möchte. so werde ich mir die folgende Passage dennoch in meine Kladde notieren, denn hier geht es um eine allgemeine Warnung, wann man eine Arznei eben nicht verordnen soll:
Da das Hirtentäschelkraut die Muskeln der Gebärmutter zur Zusammenziehung anregt, wirkt Hirtentäscheltee stark wehenfördernd. Das ist im Rahmen der Geburt meistens eine erwünschte Wirkung und kann helfen, dass die Geburt schneller vonstatten geht. In der frühen Schwangerschaft ist diese Wirkung jedoch unerwünscht, weil sie zu Fehlgeburten führen kann.
Auch durchaus interessant und etwas paradox ist folgende Beobachtung:
Auf die Mondblutungen hat das Hirtentäschelkraut eine doppelte Wirkung, die sich scheinbar widerspricht. Die Mondblutung wird gefördert und ausgelöst, wenn sie jedoch zu stark ist, wird die Blutung durch das Hirtentäschel plötzlich gestillt.

* Kreislaufwirkung
Das Hirtentäschelkraut hat die wundersame Eigenschaft, den Blutdruck regulieren zu können. Hoher Druck in den Adern wird also gesenkt und niedriger Blutdruck verstärkt. Diese Wirkungsweise hängt mit der Wirkung auf das Gefäß-System zusammen, nehme ich zumindest an (ein passendes Vergrößerungsglas um die Behauptung vollends zu bestätigen, besitze ich noch nicht, doch schießt das Blut nach einem verabreichten Tee tatsächlich beim Anritzen der Adern weniger stark aus diesen). Auch gegen Aderschmerzen kann das Hirtentäschelkraut helfen. Das Zusammenziehen der Blutgefäße wirkt angeblich auch gegen Krampfadern!

* Verdauungsschwäche
So wie das Hirtentäschelkraut die Gebärmutter und die Blutgefäße anregt, aktiviert es auch die Verdauung, was gegen Verstopfung helfen kann. Auch der Magen wird gestärkt, was ihm bei schwerem und fettem Essen hilft. Nachdem es damit die Nahrungsaufnahme stark beeinflusst könnte das Hirtentäschelkraut auch im Rahmen einer Fastenzeit gut eingesetzt werden, vor allem wenn der Fastende wirklich vor hat ein paar Speckfalten auf Dauer zu verlieren.

*Entzündungshemmend
Dank der entzündungshemmenden Wirkung des Hirtentäschels kann man es auch bei Erkältungen und Infektionen der Atemwege einsetzen.
Zusätzlich wirkt es noch blutreinigend, was eine gute Kombination gegen Gelenkschmerzen und Gicht ergibt.

Meine nächsten Versuche werde ich damit allerdings tatsächlich in den oben genannten Höhlen beginnen. Hach, dreimal roter Henker, ich habe immernoch keinen Veilchen-Exzerpt vorzuweisen! Nun, zum Glück ist in der Kladde noch genug Platz für weitere Pergamentsammlungen.

Linnet Nelarth
am 28. Eisbruch des Jahres 261


Zuletzt bearbeitet von Linnet Nelarth am 04 März 2018 14:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Linnet Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 28 März 2018 13:48    Titel:
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Kapitel 8: Riechsalze und stark konzentrierte Duftwasser


Ich habe die seltsame Fischwesen-Bunthaut-Wasserseuche, in der Fischwesensprache "Bhunddelubb" genannt, dank der Yamswurzel überwunden und werde jene in einem der kommenden Kapitel daher definitiv genauer betrachten. Meisterin Lille hatte die Idee einen Ableger der Wurzel in warmen Gefilden großzuziehen und nachdem sie mir netterweise auch einen Wurzelstrunk zur Verfügung gestellt hat, möchte ich mich diesem Unterfangen einfach anschließen. Sobald es also Triebe gibt und ich die Pflanze vollends in das Herbarium übernehmen kann, werde ich dies auch gewissenhaft machen. Bis dahin aber sind noch ein paar andere Projekte anstehend. Unter Anderem die Nachtschattengewächse (Schlingenpflanzen und Insektivoren) der Letharen, welche ich gestern auf dem Mäusemarkt erstehen konnte, die genauere Inspektion der gerimorian'schen Fliegenfalle und des Krüppelfarns, sowie die Veilchenabhandlung und für diesen Eintrag, die, bereits in der Überschrift genannten, Riechsalze und stark konzentrierten Duftwasser.
Initiative für einen solchen Heilerkladden-Eintrag war die Tatsache, dass ich mich eben just mit ätherischen Ölen in Reinform und einigen selbstangemischten Riechsalzen während der Krankheit mehr oder minder geistig wach gehalten habe, um zwecks Yamswurzel mitforschen zu können. Das brachte mich wiederum auf die Idee, dass man die Salze und Öle doch sicherlich auch bei einem ohnmächtigen Mitmenschen einsetzen könnte, wenn es in den Höhlen wieder einmal Ogernackenschellen hagelt. Einen unfreiwilligen Probanden hätte ich auch diesmal und wie schön, dass er nicht einmal etwas von seinem Glück ahnt! So, doch bevor ich hier schon ein Freudenfeuer entzünde, muss ich erst einmal die dazugehörigen Zundersteinchen und Spähne herbeitragen, sprich, meine Hausaufgaben machen und das bisher erworbene und erlesene Wissen zusammentragen:

Das Riechsalz ist nun schon seit einigen Jahren in Gebrauch und erfreut sich spätestens seit der Möglichkeit diverse ätherische Öle stark konzentrieren zu können, großer Beliebtheit. Man nutzt sie in erster Linie, um Kopfschmerzen abzuwenden (Anm.: ich sah auch bereits schon filigrane, aus Holz geschnittene "Migränestifte" für die hohen Damen, auf welche man das Öl der Begierde, oftmals Veilchen, Rose oder Iris, großzügig tupft - im Falle eines Migräneanfalls greift Frau von Welt nun also nach dem Stäbchen und hält es sich unter oder gar in die Nase, aufdass das Öl gleich bis in das Hirn steigt und den Kopf wieder klar machen möge) oder auch um Ohnmachtsanfälle zu unterbinden. Just letztere Idee erschien mir interessant und ist auf Dauer faszinierend genug, um sie an einem Probanden in den Höhlen auszuprobieren. Daher werde ich meine kleine Abhandlung mit den Riechsalzen beginnen, welche hier einen weitaus größeren Stellenwert haben, als die konzentrierten Duftwasserchen.

* Riechsalze:
Wie bereits erwähnt, sollen sie gegen Kopfschmerzleiden und Ohnmachtsanfälle helfen. Einer der Hauptbestandteile dabei ist seit einigen, wenigen Jahren klassischerweise meist der Salmiakgeist, der bekanntlich sehr flüchtig ist und auch kräftig auf die Geruchsnerven einwirken kann. Für das Salz selbst empfiehlt sich ein kleiner Teil groberes Meersalz in einer Mischung mit Bittersalzen (mein Mischverhältnis war hierbei 1 zu 4). Die Kristalle können nun gut im Mörser zerkleinert und vermischt werden, ehe man sie Fläschchen füllt und mit dem gewünschten Öl und dem Salmiakgeist übergießt (ein Lieblingsrezept findet sich weiter untern in der Kurzabhandlung).
Auf dem Markt in Bajard traf ich auch einen werten Kollegen, der von seiner Erfahrung mit porösen Tonkugeln, statt Salzkristallen, berichtet hat. Auch dies erschien mir durchaus praktikabel, doch bin ich der Meinung, dass das Salz den Geruch intensiver und länger bindet (selbst wenn es vielleicht optisch dann nicht so viel hermacht). In letzter Zeit erfreut sich besonders das Lavendelöl starker Beliebtheit, da es zwar den Geist zu durchdringen vermag, jedoch dabei keine Schluckkrämpfe wie besonders scharfe Öle (u.A. Minze) oder Reizungen (u.A. Campher) hervorrufen kann. Beide Beispiele können so zum Beispiel für Kleinkinder fatale bis sogar tödliche Auswirkungen haben!
Eine klassische Lavendelmischung wäre im Verhältnis ungefähr Folgende:
- Salmiakgeist: 900g
- Lavendelöl: 100g
- Zitronenöl: 2-4g

Je nach Wunsch kann man noch weitere Stoffe hinzufügen (Bergamotte bietet sich bei Lavendel an oder eine Kombination mit der bereits erwähnten Rose) und auch mehr oder weniger Verdünnungsmittel zu den Ölen geben.

Eine kleine Kuriosität bei der Betrachtung der Rezepte war, zumindest meines Erachtens nach, das "Essigsalz", welches tatsächlich sehr beißend in die Nase schießt und im Grund genau das ist, was der Name schon sagt: Salz mit Essig. Nur des Spaßes halber werde ich auch das dem Probanden unterjubeln. Die Mischverhältnisse hierzu wären laut Buch:
- Essig(öl): 750g
- Bergamottöl: 35g
- Zitronenöl: 25g

Mein persönliches Lieblingsrezept beinhaltet dann aber doch auch Minze und ich bin bei der Herstellung wie folgt vorangegangen:
--> ein Becher Bittersalze gemischt mit einem Viertelbecher grobes Meersalz in einen großen Mörser geben; das Ganze mit dem Stößel zum ersten Mal bearbeiten, um die Salzkristalle ein wenig zu zerkleinern und auch eine ausgewogene Mischung zu bekommen
--> sechs bis acht Tropfen ätherische Öle hinzufügen; je nachdem wie stark ausgeprägt der Geruch sein soll darf es sogar noch ein klein wenig mehr sein; eine Duftmischung, die die Nasenhöhlen befreit bekam ich mit 2 Tropfen Kamillenöl, 2 Tropfen Minzöl und 2 Tropfen Zitronenöl gut zusammen
--> erneut muss die Mischung gut gerührt und diesmal nicht weiter zerstampft werden; ich habe dafür einen alten Küchenspachtel für Torten und dergleichen verwendet
--> je nachdem, ob das Salz nun gleich in ein Riechsalztuch gegeben, oder auf längere Zeit aufbewahrt werden soll, ist es sinnig es eben wahlweise in ein kleines Tüchlein zu nähen oder in ein gut verschließbares Glasbehältnis zu geben (wieder einmal habe ich mich an den Marmeladengläsern meiner werten Schwester Riah vergriffen - leere Gläser versteh sich!)


* konzentrierte Duftwasser:

Die Verwendung des konzentrierten Duftwassers ist natürlich nun auch vollkommen anders gedacht, als die der ansonsten erstehbaren Odeure und Parfümflakons. Dennoch wird dieses spezielle Duftwasser, welches sich vor allem darin zum Rest unterscheidet, dass (wie der Name eben sagt) eine stärkere Konzentration des Wunschöls in der Mischung vorherrscht, auch auf Kleidung gegeben - niemals jedoch unmittelbar auf die nackte Haut! Ebenfalls habe ich schon gesehen, dass man innerhalb der Kleider feiner Damen winzige Beutelchen einnähte, in welche man einen Baumwollbausch oder ein kleines Stück Tuch mit gewünschtem Duft hineingeben konnte. Für den Verbrauch als Taschentuchparfum müßte sich auf dem Toilettentisch eine kleine Schale befinden, in die man aus einem (geschliffenen) Flakon etwas reinen Alkohol gießt, in welchem man alsdann einige Tropfen der Essenz löst,zur weiteren Bedienung.
Die konzentrierten Parfums werden in feine Gläschen von ein bis zehn Gramm gefüllt, welche gut eingeschliffene Glasstopfen tragen (kein Korken!). Die einzelnen Gläser gibt man dann wieder in entsprechend dekorierte Holz-, Pappe-oder Blechdosen von einem, drei, sechs oder gar zwölf Gläsern, die alle gute Verkaufsartikel abgeben könnten und daher eine Überlegung für den Laden wären.

Ich denke es ist folglich nun an der Zeit, die Mischküche wieder einmal toben und brodeln zu lassen!

Linnet Nelarth
am 28. Lenzing des Jahres 261
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Eniola Turay





 Beitrag Verfasst am: 30 Jul 2018 13:18    Titel:
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Enis Eintrag:

Von der Kaffeepflanze

Nun schreibe ich zum ersten Mal eine längere Abhandlung über eine Pflanze und noch dazu über eine Pflanze aus meiner Heimat Valara. Ich bin sehr dankbar, dass Linnet gerade auf die Idee kam, die Kaffepflanze auszuwählen, denn sie ist wirklich etwas Besonderes. Beide, die Pflanze und meine junge Lehrmeisterin. Da ich weiß, was sie sich anhören musste, weil sie als Jugendliche bereits ausbildet und noch dazu einen Lehrling aufgenommen hat, der älter ist als sie, will ich hier mein Bestes geben.

Der Kaffee, den man hier entweder als kleine, getrocknete, schwarzbraune Bohnen oder als bereits gemahlenes, dunkles Pulver kaufen kann, sieht in seiner pflanzlichen Form erst einmal unscheinbar aus. Es handelt sich um eine grüne Pflanze, die ein bisschen an einen kleinen Baum oder einen Busch erinnert. Wie so vieles in meiner Heimat, sind sie immergrün. Das bedeutet, dass sie, so wie Nadelbäume oder Efeu, im Winter nicht kahl werden. Die Kaffeepflanzenblätter sehen ziemlich gewöhnlich aus und sind im Durchschnitt zehn Fingerbreiten lang und fünf breit.
Die Blüten, die hier wachsen, sehen sehr hübsch weiß aus und haben viele, längliche Blütenblätter. Ein bisschen schmal wirken sie und entfernt könnten sie vielleicht an Kirschblütenblätter erinnern. Vielleicht. So falsch ist der Vergleich aber nicht, denn die roten Beerenfrüchte, die irgendwann daran hängen, nennt man Kaffeekirschen und sie schmecken auch sehr süß und lecker, leider ist das Fruchtfleisch aber weniger als bei normalen Kirschen. Also eher etwas für den hohlen Zahn. In der Mitte der Frucht, also im Kern, befinden sich meist zwei Samen und das sind die eigentlichen Kaffeebohnen. Ist nur ein Samen darin, dann soll dieser Fund laut valarischem Glauben Glück und Gold bringen, man nennt sie die "Perlbohne".
Die Frage ist jetzt nur, wie man aus so einem einfachen Samen die harten, dunklen Bohnen macht, die man dann wiederum zu grobmehligem Pulver mahlen kann. Das Pulver ist schließlich der eigentliche Rohstoff für den heißgebrühten Kaffee, den man überall so gerne als Wachmachtrunk zu sich nimmt. In allen Fällen muss der Samen oder eben die Bohne nun getrocknet werden. Dazu gibt es verschiedene Methoden. Zum einen kann sie mit Fruchtfleisch oder ohne getrocknet werden, die eine Variante ist eben ein wenig süßer und fruchtiger, die Andere kräftiger aber auch bitterer. Zur Trocknung nutzt man in Valara die Sonne, die an der Küste gerne herabbrennt, allerdings muss man dann auch darauf achten, dass so mancher gierige Vogel ferngehalten wird. Eine ganz andere Methode wäre die rasche Trocknung in einem Röstkessel, der später eh in Verwendung kommt. Allerdings geht viel Aroma verloren, wenn die Trocknung nicht so schonend und luftig ausfällt. So oder so hat man nach dem Trocknen erst einmal sehr grüne Bohnen, ganz und gar nicht braun oder gar schwarz. Jetzt muss man also in jedem Fall rösten und ab hier wird es ein bisschen komplexer, denn es gibt verschiedene Röstgrade und wichtig ist, was man mit der gerösteten Bohne erreichen will. Oft langt den Kaffeeröstern das so genannte "erste Knistern", bei dem die Bohne dann leise knackend aufspringt und damit so trocken ist, dass man sie zu Kaffeepulver mahlen kann. Natürlich sind sie durch das Rösten im Kessel oder der Pfanne auch sehr dunkel geworden. Manchmal aber kühlt man sie rasch ab (die Kühlung muss immer rasch geschehen, denn sonst röstet die Bohne nur noch weiter) und setzt eine zweite Röstung, die deutlich dunkler ist, auf und wartet auf das zweite Knistern. Die Bohnen sind nun fast schwarz und werden für sehr starken Kaffee benutzt, wir trinken diesen in Valara gerne, ähnlich wie Mocca, in kleinen Tassen, um rasch munter zu werden. Sehr aromatisch aber viel kann man von dieser tiefschwarzen Köstlichkeit nicht zu sich nehmen, dafür fühlt man sich danach um so wacher und warum das so ist, will ich im nächsten Teil versuchen zu erklären.

In den Kaffeebohnen befindet sich ein Stoff, der stimulierend auf den ganzen Körper wirkt, das Herz ein wenig schneller antreibt und bei zu viel davon sogar die Gliemaßen, insbesondere die Finger, zittern lässt. In einem ausgewogenen Maß aber ist diese Wirkungsweise nicht bedenklich, sondern bringt so manchen Vorteil mit sich. Folgende Wirkungen sind bisher bekannt:
- Stärkung und Schärfung des Geistes (vielleicht besonders für Magier interessant?)
- Anregung unseres gesamten Körpers (hier trifft es auch Krieger und Handwerker)
- Beschleunigung des Herzschlags bzw. Pulses
- Darmanregung (kommt ja immerhin von der Bohne)
- Harntrieb steigernd (daher wird auch oft im gleichen Maße Wasser getrunken, bevor es gelassen wird)
- Blutrauschdruck angehoben
- Erweiterung der Lungenkraft

Das klingt erst einmal alles schön und gut, doch auch die Kaffeebohne hat eine wirklich dunkle Seite, wenn man sie zu oft und maßlos zu sich nimmt. Zum einen kann der Körper sich auf die Einnahme einstellen und reagiert, ähnlich wie bei einer Droge, nur noch mäßig auf den Bohnensaft. Also müsste man mehr und mehr zu sich nehmen, um den gleichen Effekt zu erhalten oder aber man pausiert ein wenig. Leider erscheint das manchen Leuten offenbar als sehr schwer. Die Toleranz entwickelt sich bereits nach etwa zehn Tagen des intensiven und übermäßigen Kaffeegenusses. Es kann dann bei einem raschen Abbruch sogar zu so etwas wie Entzugserscheinungen kommen. Die Betroffenen fühlen sich ungleich müde, schlapp, haben manchmal sogar Kopfschmerzen und dementsprechend eine besonders miese Laune.
Wird sehr plötzlich und viel zu viel Kaffee getrunken, dann kann es aber auch negative Wirkungen geben, die sehr plötzlich erscheinen und unschöner sind. Zum Beispiel kann das Herz so schnell schlagen, dass der Betroffene richtige Angstzustände erleben muss.
Hier empfiehlt es sich dann, viel Wasser zu trinken, um den ganzen Kaffeestoff schnell wieder loszuwerden.
Wägt man nun die Vor- und Nachteile der Nutzung der Kaffeebohnen ab, so erkennt man schnell, dass die Nachteile, wie eine solche Überdosierung, sicherlich nicht angenehm aber bei weitem nicht fatal sind und die Vorteile bei weitem überwiegen. Es gilt also sogar bei kleinen Dingen wie dem Kaffee: Die Dosis macht das Gift!
Und daher wünsche ich schlichtweg "wohl bekomm's".


Zuletzt bearbeitet von Eniola Turay am 22 Sep 2018 13:32, insgesamt einmal bearbeitet
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Eniola Turay





 Beitrag Verfasst am: 24 Aug 2018 12:44    Titel:
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Enis Eintrag:

Vom kraftgebenden Essen

Wieder einmal hat mir meine Meisterin einen spannenden Auftrag gegeben und ich erfülle diesen hier auf meinen Reisen. Im Moment bin ich im Haus meiner Mutter und genieße die Sonne, die noch mehr herunterknallt als weit weg auf Gerimor. Doch ich kenne den Sommer nur so und ich lieben ihn genau so sehr. Allerdings muss ich sagen, dass mir dafür der Winter umso mehr zusetzt und ich habe ein bisschen Sorge vor dem ersten Schnee und der frostigen Kälte. Aber nun, vielleicht hilft mir da dann diese Aufgabe auch ein kleines bisschen.

Ich soll das Kraftfutter oder kraftspendende Essen der verschiedenen Regionen hier zusammentragen und erproben, denn wir waren uns beide einig, dass man nach der Muntermacherei, wie der Kaffeepflanze, dann auch wieder zu Kräften kommen muss. Sie hat dazu über erquickende, pflanzliche Essenzen geforscht und ich versuche mich sehr pragmatisch daran, mit Essen. Heute habe ich den Markt wieder einmal durchforstet und der ist hier, weil Valara eine Hafenstadt ist, sehr groß. Also man kann gut und gerne von morgens bis abends darüber streifen. Meine Ausbeute ist sehr zufriedenstellend und bevor ich sie jetzt aufliste und benenne, möchte ich erklären, was man unter Kraftessen versteht und was ich am Ende damit vorhabe.

Die Definition zuerst:
Das Kraftessen nenne ich so aus Mangel einer anderen, passenden Bezeichnung. Gemeint ist Essen, dass den Körper nach einer großen Anstrengung oder starken Schwächung rasch wieder auf die Beine bringt und Stoffe liefert, die die Muskeln, den Kreislauf und auch den Geist wieder stärken.

Was möchte ich damit:
Sammeln, jede Menge sammeln. Danach werde ich die Zutaten, die auch gut zusammen passen, zu einem stärkenden Küchlein verbacken. Mit einem guten Koch als Hilfe, denn alleine wird das sonst nichts. Meine Talente in der Küche sind begrenzt, wenn es nicht mehr ums Tränke-, Salben-, Tee-, und Suppenbrauen geht.

Dann ist es nun also Zeit die Zutaten vorzustellen, die ich nach und nach bei den verschiedenen Ständen gefunden habe und (zum Teil) verwenden werde:

1. Nüsse:
Die sind bekanntermaßen reich an Energien und so habe ich, neben den Haselnüssen und Walnüssen, die es auch in Gerimor gibt, noch ein paar dort exotischere Vertreter eingekauft. Zum Beispiel die Paranüsse oder die Macadamia, die ich so gerne esse. Jene sind bei uns in Valara sehr beliebt und wir essen Nüsse gerne, um Kraft zu erlangen.
Als Faustregel gilt, dass eine Handvoll Nüsse und Hülsenfrüchte am Tag optimal für den menschlichen Körper sind. Ich halte mich gerne daran und esse die Nüsse, die du ich dann meisten mag. Sie sind nicht nur reich an Fett, das dabei hilft, die kleinen Schäden in deiner Muskulatur zu reparieren, sondern enthalten auch andere gute Stoffe, um wieder auf die Beine zu kommen.

2. Beeren:
Beeren aller Arten enthalten besondere Stoffe, die entzündungshemmend und Geschwüren vorbeugend wirken. Sie helfen dabei, den schmerzenden Muskelkater zu verringern. Je dunkler die Beere, desto mehr dieser Stoffe sind enthalten. Nimmt man eine Handvoll Beeren und rührt sie in einen guten Joghurt oder in den Quark vor dem Schlafengehen ein – das schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch viele positive Auswirkungen auf den Körper. Wieder einmal sind auch da besonders die Muskeln im Vordergrund und profitieren von solchen Breimischungen.

3. Kirschen:
Sie enthalten wie nahezu alle anderen dunkelroten, violetten und blauen Früchte Stoffe, die Entzündungen hemmen und außerdem die Gefäße im Körper schützen. Auch wenn diese Frucht alles Andere als besonders, exotisch und fern ist, bestehe ich diese mit hinein zu mischen. Die Vorzüge sind im Übrigen auch hier bekannt, denn nicht umsonst trinken viele Athleten oder Krieger nach der körperlichen Ertüchtigung gerne ein Glas Kirschsaft.

4. Lachs:
Lachs und andere Fettfische wie Makrelen, Hering, Thunfisch und Karpfen weisen einen relativ hohen Fettgehalt auf und enthalten außerdem viel Eiweiß. Die im Fisch enthaltenen Fettsäuren wirken entzündungshemmend und haben eine positive Wirkung auf die Blutgefäße im Körper. Sie kurbeln die Fettverbrennung zeitgleich an und verbessern die Nerven.
Leider werde ich nur den Lachs nicht in meine Küchlein packen können, denn dann schmecken diese nicht besonders aber vielleicht lässt sich Linnet zu einer herbstlichen Suppe im Glas oder Trockenfisch im Angebot überreden.

5. Vollkorn:
Damit meine ich nicht das gepresste Weizenmehl,oh nein. Die bessere Lösung für die Küchlein sind Haferflocken und Vollkornschrot. Insbesondere nach der körperlichen Ertüchtigung ist es wichtig, die geleerten Energiespeicher im Blut schnellstmöglich wieder aufzuladen. Das bedeutet im Klartext: Direkt nach der Anstrengung kannst man dann die Küchlein zu sich nehmen und die Energiespeicher werden nachhaltig gefüllt, was Muskelkater vorbeugen soll.

Nicht zuletzt wird das Ganze mit frischem Ei vermengt, da dieses Mischmittel nicht nur schön alles verklebt und zu einem prächtigen Teig vermischt, sondern auch, wie der Name sagt, selber gutes Eiweiß mitbringt. Ich hoffe Linnet wird meine Auswahl gefallen, es klingt zumindest in der Theorie sehr lecker.
Fehlt nur noch der Koch der mich unterstützen darf und der arme Mensch, der das Ganze dann probieren muss...
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