FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Aus Eisen mach Gold
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Aus Eisen mach Gold
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 22 Nov 2017 22:31    Titel: Aus Eisen mach Gold
Antworten mit Zitat

Die Dunkelheit gebiert das Licht und sie verbirgt es nicht

Warmes Flüstern einer Kerze belebt den Raum, sich am Docht festhaltend tanzt flackernd sein Schein und spielt mit den Schatten an den Wänden. Im Glas der Fenster spiegeln sich in Bücher gebundene Geschichten und Träume die bis an die Dachsparren reichen und in Mitten all dessen sitzt ein junges Mädchen, leicht gebeugt über einem offenen Buch in das sie schreibt. Das leise Kratzen der Feder verstummt nur dann wenn sie die Spitze in das Schreibfässchen taucht das auf einem großen, eingetrockneten Fleck aus Tinte steht der halb unter Pergamenten vergraben ist. Auf dem silbergoldenen Fluss des langen Haares das auf ihrem Schoß liegt, hat sich schnurrend ein kleines Kätzchen eingerollt das sich das flauschige Bäuchlein und den Hals kraulen lässt. Alles hier ist heimelig und einladend, die Luft warm vom Geruch nach Lavendel und Ringelblumen. Das Leben hier ist liebevoll und mit allerlei Träumen und Geheimnissen geschmückt ohne das eines davon sich verstecken würde, alles liegt offen da.

In den Apatitblauen Augen dieses jungen Gesichts das sich im Nachdunklen Glas spiegelt liegt als Schimmer eines Schimmers bloß Traurigkeit die tief bis in das Ungewisse der Seele reicht, dort wo die Sterne im Menschen leuchten. Eine ganze Ewigkeit, ein ganzes Leben sitzt sie da und schreibt während Tag und Nacht an den Fenstern wie Gespinste vorbeiziehen, der Sommer mit dem Winter, der Frühling mit dem Herbst und als sie bemerkt das es still geworden ist und ihre Finger ins leere Greifen da blickt sie auf ihren Schoß herab und sieht dass das Kätzchen verschwunden ist und ihr Haar weiss geworden. Gerade staunt sie noch da findet sie wie von weit herkommend das Echo eines Klopfens das wie das Trampeln schwerer Stiefel, obwohl so leise, polternd die Stufen heraufkommt. Im leisen Rascheln vom Stoff der vielen Röcke verlässt sie ihren Platz und bewegt sich heran um hinunter zu sehn, in den weiten Augen eine vorsichtige Achtsamkeit.

Sich selbst sieht sie dort vor der Haustür stehn und sie weit öffnen um, wer auch immer dort draussen ist, herein zu lassen. Da beginnt das Licht vor den Fenstern gespenstisch zu flackern als läge es im Sterben verliert es seinen Schein und ihm entgleitet die Wärme die in ihm lag bis es kalt und grau geworden ist und alles vor ihm seine Farbe verliert. Im nächsten Moment rauscht verdichtetes Dunkel, wie ein Zerrbild über die Schwelle und in solchem Tempo an dem Mädchen das vor der Türe steht vorbei und die Stufen hinauf das sie nicht einmal noch schreien kann sondern bloß noch klein werden und die Hände schützend vors Gesicht heben während sie die Augen schließt. Ihr Herz ist ein wildes Trommeln und das Blut in ihren Ohren Rauschen so laut das die Geräusche des Lebens davor ersterben müssen. Und dann wird es wieder still. In den Augen liegt jetzt und sie zittert am ganzen Leib als wäre zuviel Leben in sie gefahren, ihre Erschrockenheit und ihr hilfloses Staunen aber alles was sie sieht, ist bloß ein langer Gang.

Voller Zögern muss sie sich umschauen während die kleinen Hände sich an einem Medaillon festhalten das an den verschlungenen Gliedern ihrer Kette hängt, zwei Schlangen die sich gegenseitig in den Schwanz beissen. Sie weiß das es da ist, obwohl sie es nie gesehen hat und es nicht kennt. Zu beiden Richtungen erstreckt er sich, der Flur, so weitläufig das sich seine Enden im Nichts zu verlieren scheinen. Der Boden ist aus dunklem Kirschholz und ausgelegt mit rotem Samt in den der Hunger der Motten Löcher gefressen hat und entlang der vertäfelten Wände hängen Gemälde aller Art, Größe und Form, kein Rahmen gleicht dem Anderen. Mal sind sie ein Rund, mal Oval und manchmal Viereckig, andere schief und krumm, sind aus einfachem oder feinem Holz, geschmückt mit Intarsien und schlicht. Als etwas weißes am Rande ihres Blickfeldes aufleuchtet muss sie an sich herunter sehen und sieht sich in das ärmellose, weiße Nachthemd mit dem kleinen Rüschenbesatz an den Säumen gekleidet und als sie bemerkt das sie barfuß ist da beginnt sie freundlich weich den Teppich unter ihren Sohlen zu spüren.

Ohne das sie es bemerkt hat ist sie ein paar Schritte gegangen, sie kann sich nicht erinnern aber sie weiß es. Von irgendwo und niergendwo her lebt in der Stille ein vielstimmiges Raunen auf, sanft wie ein Flüstern und vor den Bildern manifestieren sich durchscheinend wie aus Nebel gebohren Menschen die sie kennt und nicht kennt. Als sie begreift das sie sich mit Pinsel und Farbe an den Bildern zu schaffen machen da ziehen die Gemälde ein erstes Mal ihren Blick auf sich und sie erkennt sich dort selbst, obwohl auf mach einem so unkenntlich überzeichnet und auf einem anderen nur Schemen und sie ist auf jedem Einzelnen und ist jedes Einzelne unter all dem Hinweggenommenen und Hinzugefügten, das weiß sie. Manch eines ist aber so schön oder so grausam das sich ihr Herz zu einer Wunde wird und im Schmerz zieht es sich zusammen, so fest das es ihr bittere Tränen in die Augen treibt. Trotzdem bleibt sie da stehn und sieht allem zu wie es verschwimmt und verblasst und wie der Wind der von Niergendwo herkommt alles mitnimmt, alle Farben und sogar ihre Tränen die glänzen wie das Silber in ihrem Haar.

Dunkelheit umfängt sie und Stille und nichts regt sich da mehr, kein Laut ist zu hören, kein Licht zu sehen, wie blind ist sie geworden und in ihrer Blindheit beginnt ihr Herz sich nach dem Licht zu sehnen und sie vorwärts zu drängen. Voller Vorsicht setzt sie einen Fuß vor den anderen und voller vorsichtig tasten die kleinen Hände in die Schwärze hinein die alles verschluckt hat und sich ins Unendliche auszudehnen scheint. Da plötzlich glimmt ein Lichtfleck auf, der Schimmer eines Schimmers bloß und als sie etwas darin zu erkennen versucht, wird aus ihm der Umriss eines Schlüssellochs. Irgendwie weiß sie dass das alles ist was sie braucht und alles was sie jemals brauchen könnte, alles was sie je gesucht hat. Wie im Traum bewegt sie sich darauf zu und all die Schwärze beginnt über den Anblick seine Dunkelheit zu verlieren, geräht in Vergessenheit und kaum das es das tut da ist es das der Spalt größer zu werden beginnt und plötzlich überschwemmt das Licht die Dunkelheit in einer Flut aus tausend mal tausend Sternen, ein ganzes Meer aus Licht, über und unter ihr und zu allen Seiten.

Als die Lichter sich über ihrem Kopf zu sammeln beginnen da werden sie zu einem Kronleuchter mit tausend mal tausend Kerzen und plötzlich sieht sie sich umringt von tausend mal tausend Spiegeln und in jedem der Spiegel sieht sie sich selbst, aber in jedem Spiegel ist sie jemand Anderes. Sie sieht Ritter und Kaufleute, Mägde und Könige, sie sieht Piraten und Gräfinnen, Prinzen und Prinzessinnen, alles und jeden und jeder ist sie und zugleich ist sie Niemand davon. Da erkennt sie mit einem Male sich selbst in allem und alles in ihr. Aber Handschellen tragen sie, jeder Einzelne und keiner tut es nicht, sie sind alle in Eisen gelegt und an den schweren Ketten hängen tausend mal tausend Gewichte. Plötzlich weiß sie das auch sie in Eisen gelegt ist und als sie an sich herunterschaut da hört sie das Klirren der Ketten und spürt das Gewicht das an ihrer kleinen Gestalt zerrt und sie herunter zu ziehen versucht. Aus irgendeinem Grund den sie kennt und nicht kennt hat sie keine Angst und da weiß sie es auf einmal und als sie aufsieht steht der Schatten vor ihr vor dem sie geflohen ist, aber diesmal ist er kein Zerrbild, diesmal ist er Ganz und sie weiß wer er ist. Ihr Rettungsboot, ihr Exil, ihre Insel, ihr Traum im Traum.

Und wieder weiß sie warum ohne es zu wissen als sie sich nach ihm streckt während sie die warme Kälte seiner Hände auf ihren Wangen spürt und sie sich zu ihm hinauf und er sich zu ihr herunterbeugt, damit sie ihn küssen kann. Da flutet diese Wärme ihr Herz und in der Annahme strömt alles Leben in sie hinein und durch sie hindurch. Als sie nach unendlichem Verharren die Augen wieder öffnet, da ist er zu einem goldenen Nebel geworden der den ganzen Raum ausfüllt, der sie umgibt, der in ihr ist und der sie ist. Wie er sich ausgedehnt hat so zieht er sich zusammen um neu zu werden und zu einem Silbergoldenen Schlüssel, zu dem Schlüssel aller Schlüssel, zu dem einen und einzigen den sie jemals brauchen wird, das weiß sie. Da fallen alle Ketten und alles Gewicht von ihr ab um wieder zu dem zu werden was sie waren, der Wahrheit in der Lüge, dem was nicht ist und nicht war. Als sie wieder aufsieht ist der Saal verschwunden und mit ihm alles was in ihm war, aber vor sich sieht sie einen kleinen Sockel stehn und auf dem Sockel findet sie ein verschlossenes Kästchen mit goldenen Intarsien, besetzt mit all den Sternen die das Dunkel geflutet hatten und sie in zärtliches, weiches Licht hüllen. Sein Geschenk, sie weiß es. Er ist der Schlüssel und er ist die Truhe.

Da bricht so sanft wie das Licht eine Stimme in das Dunkel die so nah ist wie sie von weit her zu kommen scheint, das Flüstern eines Flüsterns bloß und während sie spricht ist sie mal dunkel und mal hell als müsse sie sich immer neu erfinden:


Weil du so lange gesucht hast in all den Gedanken die man bei dir lies bis du die Lüge in der Wahrheit und die Wahrheit in der Lüge gefunden hast, hast du alles Eisen zu Gold und alles Gold zu Eisen verwandelt und alles Böse zu Gutem und alles Gute zu Bösem. Du hast das Gold im Eisen und das Eisen im Gold gefunden, auf das alles gleich ist vor dir wie es vor dem Leben gleich ist und alles geschehen kann wie es geschieht denn wie es gewesen ist so ist es jetzt geworden. Das Leben ist das ewige Sterben des Jetzt für das Jetzt. Im Urteil liegt Trennung aber das Leben ist Verbundenheit, weil der Tod nicht vom Leben getrennt werden kann. Wenn das Jetzt nicht sterben darf, gibt es nie wieder ein neues Jetzt und alles geräht in Stillstand und was in Stillstand geräht muss sterben, so erhält sich das Leben. Stirb jeden Moment um immer neu zu werden dann wird immer Leben in dir sein. Lebe alles was da ist und alles was kommt. Lass vor dir alles gleich sein dann wird in deinen Händen alles zu Gold werden.


Wie sie da steht, versteht sie es und versteht es nicht, spürt es aber und spürt Nebel in sich aufziehen der warm ist und einladend und weich wie der Sand unter der Sonne Cabezas aber sie will noch etwas, ...was ist es denn? Da sieht sie sich schon mit dem Schlüssel den sie in das Schloß steckt und sie hört es, als sie ihn dreht, das leise Klicken das ein Vorbote aller Geheimnisse ist, alles Sein und alles Werdens. Als sie den kleinen Deckel der Truhe anhebt liegt darin ein einzelnes, kleines Samenkorn und sie weiß, darin liegt alles Licht das Dunkelheit ist und alles Dunkel das Licht ist und die ganze Welt in all seinen wundervollen Farben, all ihre wundervollen Gedanken, dann umfängt sie 'Vergessen' und 'Nichts' und Traum wird zu Traum und die Nacht fliegt dahin damit sie sterben kann und die Sonne wieder aufgeht...
 Nach oben »
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 24 Nov 2017 16:51    Titel:
Antworten mit Zitat

Ist man neutral ist einem alles dann egal?
Wenn einem aber Alles wichtig ist,
das Wort das find ich nicht...

Wenn Mut zur Lüge in der Angst verborgen liegt
und Mut zum Leben in der Wahrheit die sich nicht verbirgt


Der Nachtwind braust über die Gipfel des erloschenen Vulkans und fegt durch die Palmblätter die sich unter seiner Gewalt raschelnd hin und herbeuteln lassen und über den Himmel zucken Blitze die die Nacht hell erleuchten um sie wieder ins Dunkel zu stürtzen. Den Tag hat sie auf dem Festland zugebracht und ihren ersten Schnee in diesem Jahr gesehn. Schon an Deck wehte ihr Herbst und Winter um die Nase und mit diesem Geruch die Bilder und Gefühle aller Winter und Herbste die sie bisher gesehen haben mochte, die warmen und die kalten, die schönen und die hässlichen ohne die sie heute nicht hier wäre. Und wie an manchen Orten nur Schlaf ist... hat sie da gedacht ...und nur Schnee so fällt er an anderen nie. Auf ihrer Haut waren sie herrlich kalt gewesen die winzigen Kristallsterne die an ihrer Wärme verloschen, verglühten um, als erinnerten sie sich, wieder zu dem zu werden was sie waren bevor die Kälte sie so schön gemacht hatte. Bajard war im Schlaf gelegen und die Welt ein Traum, so still und Lis, die sich inmitten dieser Stille stehend gefühlt hatte, war einige Augenblicke lang zu ihr geworden, war in sie eingetaucht und hatte ihren Geist in sich aufgehn lassen wie eine zarte Knospe die sich auf den Weckruf der Sonne zur vollen Blüte für das Leben öffnen will. Sie hatte ihn in sich aufgesogen, wie sie sich jetzt vom Sturm fluten lässt der immer wieder ihre Kleider und ihr langes Haar erfasst um an ihnen zu zerren und sie wieder los zu lassen und sie spürt all die Wildheit in diesem Geist, die Gewalt die sie erschauern lässt und unter der sie sich so herrlich lebendig fühlt. Da ist so viel so anders geworden. Früher hätte sie sich vielleicht versteckt aber heute, in diesem Moment, lässt sie einfach los und zu um zu nehmen was kommt - zum Sturm werden und sich an all dem Leben in ihm erneuern.

Ganz unbewegt von alldem ruhen die Felsen in der Bucht wo sich Welle um Welle an ihnen bricht und die Gischt nässt ihre Kleider die vom Blut des Meeres das ihre Trockenheit in sich aufgesogen hat um ihm gleich zu werden, dunkel geworden sind. Eine ganze Weile bleibt sie dort stehn bis das Leuchten das immer wieder in den Wolken aufflammt um gleich verglüht zu sein dem Horizont ganz nah ist und weit fort getrieben von der Isla. Sie steht noch eine Weile auf den Felsen und lauscht dem 'Danach', sieht dem Leben dabei zu wie es wieder zur Ruhe kommt und kommt mit ihm zur Ruhe und ihre Gedanken verirren sich bei dem nächtlichen Traum der ihrer Erinnerung nur in bruchstückhaften Bildern und Wortfetzen erhalten geblieben ist. Dessen Ganzes aber kann sie fühlen, sie kennt ja den Weg der sie dorthin gebracht hat, sie ist ihn gegangen und sie ist ihn allein und zusammen mit allen gegangen die ihn gekreuzt haben. Was bin ich jetzt eigentlich? Wie beschreibt man das? Fragt sie sich. Ist das überhaupt Neutralität? Eigentlich nicht, das bedeutet doch für Niemanden zu sein. Was ich jetzt geworden bin und was ich leben will ist aber die Annahme von Allem, die Annahme des ganzen Lebens ohne sich vor einem Teil zu verstecken. Gibt es dafür denn garkein Wort? In ihre Überlegungen verstrickt rutscht sie vorsichtig von den kalten, nassen Steinen, watet ein Stück durch das wild schäumende Wasser, die Röcke bis zu den Knien gehoben und schlendert schließlich durch das Zwischenreich, den nassen Sand der immer dunkel das Meer vom Land trennt und in die Vertiefungen ihrer Fußspuren spühlen die Wellen kleine Pfützen in denen sich die Sterne spiegeln die die aufgerissene Wolkendecke schauen lässt. Noch ehe sie die ersten Häuser erreicht hat lässt der Mond sich sehn und taucht die Palmwedel in ein silbernes Leuchten wo sich im Dickicht an ihrem Fuße die Schatten schlafen legen.



Ohne das sie es gleich merkt ist sie stehn geblieben, gefangen genommen von diesem Zwielicht das über allem liegt und da ist es ihr als läge ein besonderer Zauber in der Klarheit der Luft die der Sturm erneuert zu haben scheint, wie ein frisches Blatt Pergament von dem die Tinte gespühlt worden ist damit es neu beschrieben werden kann."Vielleicht ist es wirklich so, das der Regen all die Gedanken und Worte und auch alles andere aus der Luft ins Meer spühlt und in die Erde bis es wieder zum Himmel aufsteigt und vielleicht wissen Himmel und Erde und das Meer darum was wir fühlen und wovon wir träumen." Flüstert sie in die laue Abendluft in die aus der Tiefe des Sandes seine Restwärme aufsteigt bis sie ihm, dort wo sie sich treffen, gleich sind und ein verwunschener Nebel über dem Strand liegt. Erst als sie auch selbst mit allem gleich geworden ist hat sie genug geschaut und setzt ihren Weg fort und als die Tür der kleinen Casa knarrend ins Schloss gefallen ist da gerät wieder Leben in ihre Gedanken. Während sie blind nach der kleinen Zündholzschachtel sucht um etwas Licht in diese Angelegenheit der dunklen Stube zu bringen und sich ein Schnurren um ihre Beine schmiegt glimmen Bilder in ihrem Kopf auf, warm wie die kleinen Dochte an denen die Flämmchen hinaufzüngeln. "Neutralität ist ein Punkt inmitten der ganzen Fläche der sich für keine Seite entscheidet oder?" Beginnt sie mit dem neugierigen Fellknäuel zu reden und hebt es von den Pfoten um es zärtlich an sich zu drücken und das Gesicht einen Augenblick lang in dem weichen Fell zu vergraben. Dann nimmt sie es mit in das obere Stockwerk. "Neutralität bedeutet für Niemanden zu sein aber das ist nicht was ich will, ich will ein für Jeden und Alles, verstehst du? Weil jede Seele es wert ist zu leben was das Leben ihr gegeben hat. Weil alles was passiert seinen Grund hat und alles was passiert dem Leben dient. Darum muss ich lernen, lernen, lernen, lernen und schauen, mit offenen Augen. Und jetzt kann ich es auch. Es gibt kein Gut und Böse, aber es gibt Wahrheit und Lüge und die weiß ich voneinander zu trennen."

Oben angekommen setzt sie das Kätzchen auf das Kissen des Stuhls der vor dem alten Schreibtisch steht und es schmiegt sich schnurrend an die Lehne aber einen Moment später hopst es herunter und folgt dem Mädchen tapsig nach das hinter den Bücherregalen verschwunden ist. "Weißt du was mir kommt?" Fragt sie als sie die nassen Sachen mit ihrem Nachthemd tauscht. "Ich kann mich so zwar nicht mehr an allgemein gültigen Gestzen und Formen von Lebensweisen orientieren. Aber..." Und da findet ihr Gesicht ein kleines Lächeln in dem das Gold von Morgen liegt. "...wozu brauche ich das auch noch? Ich habe ja den Sinn in Allem gefunden und in mir ist soviel Leben. Alle Verunsicherung, alles Verwirrspiel ist fort und mit ihm jeder Zweifel und jetzt liegt da alles offen vor mir. Das Leben macht kein Geheimnis aus sich, die Lüge schon. Sie trennt immer, sie macht immer Angst und immer Schmerz und sie fühlt sich widerlich an, weil ihr Gift das Herz zerfrisst, die Wahrheit fühlt sich immer richtig an, sie macht frei und sie verbindet. Sie gibt einem den Mut die Dinge anzunehmen wie sie kommen, sie 'passieren' zu lassen." Da zieht sie die dünne Wolldecke unter dem Kanapee hervor um sie auf zu schlagen. "Das Leben kann ich selbst schauen, ganz neu entdecken um wirklich zu 'wissen', um die wahren Wahrheiten hinter dem Selbstverständlichen zu finden, hinter dem Schein. Mit den eigenen Augen sehen, mit den eigenen Ohren hören, mit dem eigenen Mund sprechen und eigene Worte finden, mit dem eigenen Herzen fühlen, eigene Gedanken denken und eigene Entscheidungen treffen." Nachdem sie auch die Kissen angerichtet hat sinkt sie auf die kleine aber einladende Schlafstatt und ihre Finger verirren sich wieder im weichen Fell des flaumigen Vierbeiners der ihr ein geduldiger Zuhörer ist.

"Früher hat es so viel gegeben vor dem ich Angst haben musste, ich hab es einfach nicht verstanden, nicht so gesehn wie's war, immer verwirrt weil ich allem glauben wollte, selbst dem falschesten Lächeln. Jetzt entgleitet mir die Angst Stück für Stück, überall da wo mein Verständnis für ein Ding ein eigenes und neues wird wird auch alles neu. Was ist denn zum Beispiel Wut anderes als 'Viel Leben auf einmal' hm? Ich kann vor ihr Angst haben und versuchen sie zu bekämpfen, ihr das Recht auf ihr Sein streitig machen, aber dann endet es nach meiner Erfahrung immer in Zerstörung und Zerwürfnis. Das Selbe passiert wenn ich einen Menschen um Rechte bringe mit denen er gebohren wurde. Wenn er nicht lebt was an Leben in ihm ist, dann sterben die Lebensgeister in ihm und an ihrem Tod muss er krank werden und sterben. Ich will das diese Art von Tod endlich aufhört. Man kann soviel Leben von dem haben was da ist wenn man lebt was in einem ist und gelebt werden will und dafür wieder Leben bekommt. Immer wenn ich Angst hatte war es eher so als hätte es mich verlassen. Ich habe ihn angenommen, und dadurch irgendwie auch das Leben in ihm und da ist es in mich gefahren, einfach so. Was kann ich dann tun? Wenn ich ein ganzes Leben habe weil ich alles annehme was kommt? Was kann ich für mich und andere tun wenn ich soviel Leben habe weil ich frei bin?" Fragt sie sich und zugleich das Kätzchen das mitlerweile zu einem kleinen, eingerollten Fellknäuel geworden ist dessen Bäuchlein sich friedlich hebt und senkt, das Näschen in die Wärme der Kleidung gedrückt in der das Mädchen steckt.

"Wie wäre es wenn Wut nicht verurteilt sondern das Gute in ihr anerkannt würde, verstehst du? Wenn Streit nichts Schlimmes mehr ist und gestritten werden darf weil es Leben bringt, weil, wenn zuende gestritten ist, alles wieder möglich ist und man nicht für immer und ewig mitten im Streit steckt. Man kann alle Dinge in das Gegenteil verkehren nur indem man sie ablehnt. Wenn Schuld als das erkannt wird was das Wort meint: "Sein" und Sein bedeutete für mich "So wie es davor gewesen ist so war es und so ist es jetzt geworden und so wird es". Nur Ursache und Wirkung. Es ist doch einfach alles gerechtfertigt was das Leben hervorbringt, alles ist ein wichtiger Ausgleich für etwas Anderes. Das Leben gleicht immer alles aus. Auf viel Schmerz folgt viel Frieden." Und den findet sie in dieser traumlosen Nacht die ihr sorgloser Schlaf ist und ein Sehnen nach dem neuen Morgen, dicht an das Kätzchen gekuschelt und das Kätzchen an sie während im Raum träge der Rauch und der Duft der verloschenen Kerzen schwebt und in ihm angenehme Erinnerungen.




Zuletzt bearbeitet von Melissa Leraund am 24 Nov 2017 17:04, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 26 Nov 2017 23:05    Titel:
Antworten mit Zitat

Lis hatte beschlossen das Leben wieder passieren zu lassen und einfach wieder nurnoch da zu sein, weil sie meinte für sich etwas sehr wichtiges verstanden zu haben nach all den Dingen die geschehen waren und die für sie so unsagbar unverständlich gewesen waren. Vielleicht nur um es zu verarbeiten aber sicher weil es ihr Freude machte und weil es ihr eben einfach so eingefallen war da setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann ihre erste eigene Geschichte zu schreiben. Später dachte sie das sie vielleicht noch mehr Geschichten schreiben könnte, kürzere Geschichten die sie den Leuten die zu ihr kamen mitgeben könnte, damit sie etwas daran erinnerte das es noch etwas mehr brauchte als ein paar Verbände, Pflaster und Tränke um gesund zu bleiben und das war... Glück.

Von den Zweifelstreuern

Es war einmal ein kleines, freundliches Dörfchen in dem alle Menschen sich kannten und sich gern hatten und selbst wenn sich die einen nicht so gern hatten wie andere, so meinten sie es doch immer so gut mit dem anderen wie mit sich selbst. Inmitten dieses Dörfchens lebten allerlei verschiedene Menschen von denen jeder etwas ganz besonders gut konnte. Die Einen waren wundervolle Geschichtenerzähler, die Anderen dachten sich Lieder aus die einen zum weinen oder lachen und manchmal zum nachdenken brachten und wieder Andere erfanden Spiele so schön das die Zeit wie im Fluge verging wenn man mitspielte. Es gab Solche die aller Art köstliche Speißen zu erfinden verstanden, das man nie genug von ihnen bekommen konnte und Einige die ganz zauberhafte oder unsagbar praktische Kleider zu nähen wussten, jedes schöner als das Andere und dann gab es noch die, die man einfach gern hatte weil sie da waren sozusagen. Eines verband sie alle und das was es war, war gleichsam der Grund warum sie all diese Dinge so gut konnten. Sie hatten zwei Eigenschaften von denen manch einer jetzt vielleicht behaupten will sie wären in Wahrheit ein und die selbe Sache und womöglich hat er Recht. Sie hatten Liebe und das ist eine Voraussetzung für Fantasie, nicht?

Inmitten dieses Städtchens gab es ein Mädchen das besonders viele Freunde unter den Dorfbewohnern hatte. Jeder hatte sie zumindest ein bischen gern und niemand wusste je etwas Schlechtes über sie zu sagen. Ihr Name war Azria. Sie gehörte zu den Menschen von denen man nicht so genau wusste warum man sie gern hatte, über deren Besuch man sich aber immer freute und die man gern besuchen ging weil man sich in ihrer Nähe einfach immer wohlfühlen musste. Das lag daran das Menschen wie Azria auch ein Talent hatten, von dem diese Menschen, die dieses Talent besitzen aber oft nichts wissen. Sie hatten die Gabe in die Herzen der Menschen und in die Herzen schier jeden Dings zu blicken und darin das Schöne zu sehen. Manchmal waren das gerade die Dinge die Menschen an sich meinten garnicht so gern haben zu dürfen und wenn dann ein Mensch wie Azria bei ihnen am Tisch saß fühlte es sich an als erhielten sie durch sie die Erlaubnis dazu und das fühlte sich natürlich gut an, weil es ja auch richtig war. Menschen wie Azria wussten immer wie der andere sich fühlte und was er brauchte.

Sie waren besonders gut im Zuhören und unglaublich begeisterungsfähig für einfach alles und jeden solange es sich nur lebensbejahend anfühlte. Und weil sie dadurch ihr ganz eigenes Verständnis von der Welt besaßen konnten sie die Dinge aus den unterschiedlichsten Blickrichtungen sehen und waren dadurch, wenn sie diese Gabe nutzten, äusserst vorausschauend. Manche dieser Menschen wurden zum Beispiel Kartenleger und dann konnte man sich sicher sein dass das was sie sagten auf die eine oder andere Art auch eintraf. Sie fühlten die Zukunft durch das was sie im Jetzt fühlten. Das hielt sie natürlich nicht davon ab trotzdem Dinge zu erfinden aber sie machten nie lange ein und die selbe Sache. Konnte sein das sie heute etwas nähten und Morgen etwas backten und am Tag darauf etwas schnitzten. Sie waren so wandelhaft wie das Leben das sie spürten. Niemand wusste so recht was in ihren Köpfen vor sich ging aber man konnte sich immer sicher sein das es über einen liebenswürdigen Scherz nicht hinaus ging.

In diesem Dorf jedenfalls waren die Menschen sehr zufrieden mit sich und alles in allem hielt Streit nie lange und immer gab es irgendetwas Neues zu bestaunen. Ohne es zu wissen und ohne das es gesagt werden musste, wusste man was man aneinander hatte. Nun kam es doch aber wie es kommen musste, da zogen eines Tages zwei Frauen in das Dorf die von all den Besonderheiten die es hier zu geben schien angezogen worden waren. Das lag daran das es in ihrer Welt darum ging möglichst viele Dinge zu besitzen von denen sie dachten die allgemein gültige Vorstellung mache sie zu etwas wertvollem und besonderem. Sie glaubten, umso mehr dieser Dinge sie besäßen umso wertvoller wären auch sie und nur dann konnten sie sich selbst ein wenig gern haben. Natürlich hielt das immer nur eine Weile lang, dann verblasste das Gefühl des neuen Besitzes der sie eben noch zu etwas Besonderem gemacht zu haben schien und auch die Aufmerksamkeit die er ihnen eingebracht hatte. So mussten immer neue Dinge her die immer kostbarer und immer seltener zu sein hatten.

Ursache war das man ihnen von klein auf an die Fantasie verboten hatte. Man hatte ihnen beigebracht das Ansehen wichtiger wäre und um dieses Ansehen, von dem bis heute Niemand so genau weiß was es eigentlich ist, später einmal zu bekommen müssten solche Dinge nun einmal geopfert werden. So waren sie zwei fleissige junge Mädchen geworden die nie das taten was sie glücklich gemacht hätte sondern immer das wovon sie glaubten sie müssten es tun was dafür sorgte das sie irgendwann verlernt hatten glücklich zu sein und nur in solchen Momenten etwas wie Glück empfanden wenn sie glaubten wieder um etwas Ansehen reicher geworden zu sein. Wie schon erwähnt hielt das ja leider nie lange und so sahen sie sich ständig in der Not neue Wege und Möglichkeiten finden zu müssen um sich ein bischen gut fühlen zu können. Immerhin, es kann ja kein Mensch gesund bleiben der nicht ein wenig glücklich ist, wenigstens manchmal. Das war natürlich traurig, machte das was in dem Dörfchen bald geschehen sollte aber nicht viel besser.

Als die Frauen Fuß gefasst hatten, da taten sie was sie immer taten wenn sie an einen neuen Ort kamen. Sie kundschafteten erst einmal aus mit wem es sich lohnen könnte Bekanntschaft zu machen und weil sie meinten bei den Männern, eben weil sie Frauen waren, die besseren Karten zu haben hielten sie sich zunächst nur an jene und wenn doch an eine Frau dann eben nur an solche Frauen die sie nicht für all zu hübsch oder all zu klug hielten. Bald bemerkten sie aber das, wo sie sich soviel Mühe geben mussten, es anderen einfach zuzufallen schien und das ärgerte sie freilich. Es konnte ja nicht sein das einer so garnichts dafür tun musste das man ihn mochte ausser bloß da zu sein. Das passte garnicht in ihr Weltbild das man einen Menschen für irgendetwas anderes als das was er besaß oder an Leistung erbrachte gern haben konnte. Sie konnten garnicht begreifen das die Dorfbewohner so dumm waren und ihre Zeit verschenkten ohne etwas von Wert dafür zu bekommen das man hätte anfassen und verkaufen oder tauschen können. Das wieder lag natürlich daran das ein Mensch ja gern mal glaubt alle anderen Menschen würden die Welt so sehen wie er sie sieht, was natürlich nicht der Fall ist und in ihrer Welt war es trauriger Weise so das auch Liebe und Freundschaft käuflich sein müssten und sowieso ja jeder Mensch einen Preis hätte. Die Schneider und Schmiede und all die anderen Handwerker oder Musikanten verstanden sie ja noch aber Menschen wie Azria die einfach nur da waren und zuhörten oder erzählten, das erschien ihnen wie eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Bald begannen sie dem Mädchen und auch den anderen die wie Azria waren, kleinere und größere Fallen zu stellen um zu beweisen das sie die Zeit der Dorfbewohner garnicht verdient hätten. Einmal zum Beispiel da lauerten sie ihr auf und baten sie vor dem Krämerladen um das Stück Butter das sie soeben gekauft hatte. Weil die Butter allerdings nicht für Azria sondern für die alte Magda war die wegen ihrer Knie nicht mehr so gut laufen konnte musste Azria sich entschuldigen und ablehnen. Darüber freuten sich die Beiden denn jetzt konnten sie erzählen das Azria ihnen, als sie hatten backen wollen, nicht einmal mit einem Stück Butter hatte aushelfen wollen obwohl sie es ihr natürlich ganz sicher zurückgegeben hätten, den Rest liesen sie natürlich weg. Und so geschah es nach und nach das der Zweifel sich in die Herzen der Menschen schlich und sie verwirrte, denn keiner von ihnen kam auf die Idee man könne sie angelogen haben, das erschien ja völlig sinnfrei. Sie konnten sich ja nicht erklären was die beiden davon hätten. Bald war das Mädchen das eben noch die kleine Azria gewesen war die man allgemein gern hatte, nicht mehr so erwünscht wie früher und weil Menschen wie Azria das spüren konnten, kam sie auch immer seltener und irgendwann da war es so weit das sie garnicht mehr kam und das sie auch so gut wie Niemand mehr besuchte als bloß die die man vergessen hatte weil sie nicht wichtig genug waren oder die, die mit dem Herzen zu sehen wussten.

Da bekamen die zwei Frauen die sich mit jeder vermeindlich guten Tat brüsteten und immer dabei waren darüber zu erzählen wie schwer sie es hätten weil sie gute Menschen wären und was sie nicht alles leisteten, die wie sie meinten verdiente Aufmerksamkeit. Natürlich viel es ihnen sehr viel schwerer etwas für andere zu tun als einem der es von Herzen getan hätte, immerhin taten sie es ohne Freude und nur um der Anerkennung wegen die sie meinten dadurch auch verdient zu haben. Weil sie viel und lange redeten, hatten sie ihre Welt bald Stück für Stück in die Köpfe der Menschen geredet. Sie sprachen den ganzen Tag davon wieviel besser sie wären als etwa ein anderer und wieviel mehr sie täten und das der echte Dank doch immer ausbleiben würde und wenn einer nicht tat was sie wollten, dann erging es ihm nicht besser wie der kleinen Azria. Darum bemühten sich bald alle ihren Erwartungen zu entsprechen und taten die Dinge nicht mehr weil sie sie liebten, sie vergaßen sogar das sie sie einmal geliebt hatten. Jetzt taten sie sie weil sie glaubten sie tun zu müssen. Nach und nach verloren die Menschen da ihre Ideen. Mit dem Essen war es genauso wie mit den Liedern, den Kleidern und allem anderen, all das verlor seinen Geschmack, sein Gefühl und seine Besonderheit, weil Jeder etwas verlor von dem niemand so recht wusste das er es gehabt hatte und niemand konnte so recht sagen was genau anders war, es machte einfach keine Freude mehr.

Die Menschen waren wie die beiden Frauen geworden. Sie redeten miteinander nurnoch aus Pflichtgefühl und taten nurnoch Dinge für den anderen um sich für einen guten Menschen halten zu können beschwerten sich wenn man ihnen nicht ausreichend dankte. Sie redeten miteinander ohne je wirklich etwas zu sagen, sahen einander an ohne sich zu sehen und hörten einander zu ohne wirklich zuzuhören. Azria die sich, wie die anderen die in und mit dem Herzen sehen konnten, zurückgezogen hatten und garnicht verstanden was passierte, die sich ebenso wenig erklären konnten was da im Dorf umging, zweifelten lange an sich selbst und fragten sich ernstlich was sie wohl falsch gemacht hätten. Azria selbst war eine von den besonders Hartnäckigen, die so sehr wissen wollte was genau der Grund für all das war, das sie nicht locker lies. Tag und Nacht zerbrach sie sich den Kopf und fragte sich wie es geschehen hatte können das alle so blind füreinander geworden waren und ja auch für sich selber. Es gab Nächte da weinte sie stundenlang um all die verlorene Herzlichkeit aber sie hörte nie auf daran zu glauben das all das geschehen musste und das es gut war das es geschah, dass das Leben es immer gut meinte.

Weil die Menschen bald an Freude so arm geworden waren begannen sie sich untereinander alles zu neiden wovon ein anderer mehr zu haben schien als sie selbst. Das Gift war in ihren Herzen ganz und gar aufgegangen so das sie sich nicht mehr erkannten wie sie sich früher erkannt hatten. Im Grunde war jeder von ihnen nur dagewesen. Sie waren alle nur dagewesen und hatten getan was sie eben getan hatten nicht um eine Leistung zu erbringen oder sich Anerkennung zu verdienen sondern weil sie es geliebt hatten und das hatte die ganze Welt schön gemacht. Hatte es einmal Streit gegeben war der schnell wieder vergessen gewesen, so das man wieder aufs neue streiten konnte aber wenn sie jetzt stritten dann sahen sie sich nie wieder ins Gesicht, dann blieben sie Totfeinde und manchmal wusste einer garnicht das man Streit mit ihm hatte. Manchmal stritten die Leute im Stillen und redeten bloß bei anderen schlecht über denjenigen mit dem sie glaubten zu streiten ohne das der je anwesend war wenn sie mit ihm stritten. Und dann geschah es das immer mehr Menschen den Ort zu verlassen begannen an dem sie einmal so glücklich gewesen waren ohne zu verstehen was sie eigentlich unglücklich hatte werden lassen. Sie packten ihre Koffer und verließen das Dorf mit all der Menschen die sie jetzt für so schlecht hielten und die einmal ihre besten Freunde, ihre Familie oder zumindest angenehme Bekannte gewesen waren.

Das Dorf starb Stück für Stück aus. All die Feste die die beiden Frauen organisierten um sich als großmütig feiern zu lassen wurden kaum noch besucht, genauso wie die Märkte und alles Sonstige mit dem sie sich vorher etwas Anerkennung hatten verdienen können. Es gab auch keine Ideen mehr die sie stehlen konnten um sich etwas hervor zu heben und da wurden sie immer unglücklicher und als sie so ganz unglücklich waren und meinten das Dorf habe ihnen einfach nichts mehr zu bieten, da gingen sie ohne ihm eine Träne nach zu weinen. Zurück blieb der Rest von dem ein Großteil sich kaum noch aus den Häusern und auf die Straße gewagd hatte und nach einiger Zeit geschah etwas das immer geschieht wenn die Ursache eines Übels verschwindet. Die Menschen begannen zu heilen. Sie waren gar so unglücklich das sie unbedingt wieder glücklich sein wollten und waren jetzt ja auch so allein weil sie die zwei Frauen nicht mehr hatten denen sie ihre Aufmerksamkeit hatten schenken dürfen, das sie garnicht mehr wussten was sie tun sollten. Es lobte sie niemand mehr dafür das sie machten was man ihnen sagte und überhaupt sahen sie sonst garkeinen Sinn mehr in ihrem Leben.

Es dauerte eine Weile aber irgendwann waren alle Menschen wieder so wie sie vorher waren und all das Glück das sie verloren geglaubt hatten kehrte zu ihnen zurück. Weil sie so froh darüber waren machten sie sich garkeine Gedanken darüber warum das eigentlich hatte passieren können, ausserdem waren ja manche weggegangen und Neue hinzugekommen. Als das Dorf dann aber wieder gesund war und das Leben darin neu erblühte da erfuhren die beiden Frauen irgendwie davon und hielten es für eine große Ungerechtigkeit. Jetzt wo sie weg waren und überhaupt das Dörfchen gehörte doch ihnen, immerhin hatten sie so unglaublich viel dafür getan und so große Opfer gebracht und jetzt hatte man sie einfach vergessen. Und da war es eines Tages das zwei Frauen in das Dorf kamen... all das trug sich noch viele Male zu, weil ja die Menschen das Dorf immer wieder verliesen wenn es am schlimmsten war und dann wenn es sich erholte immer wieder Neue hinzukamen die noch nichts davon wussten das es soetwas gab.

Aber schließlich kam der Tag da hatten die Menschen es verstanden und weil sie sich nicht mehr unglücklich machen lassen wollten hörten sie auf sich dafür zu interessieren wenn einer kam der schlecht über einen anderen redete. Manche schickten sie fort, andere hörten zwar zu vergaßen es dann aber gleich wieder und wieder andere fanden heraus das solche Leute von allein gingen wenn man anfing über schöne Dinge zu reden. Da war keiner mehr der Angst haben musste man könne schlecht von ihm denken oder reden und niemand redete mehr schlecht von einem anderen. Keiner musste eine besondere Leistung erbringen um gemocht zu werden und gern gesehen zu sein, niemand musste sich bedanken und keiner entschuldigen und alles was die Leute taten, das taten sie ganz mühelos weil sie 'durften' und weil es ihnen Freude machte. Ab jenem Tage lebten alle ein aufregendes, farbenfrohes und glückliches Leben und wenn sie nicht gestorben sind dann sind sie auch noch heute glücklich.

Geschichte von

Melissa Leraund


Zuletzt bearbeitet von Melissa Leraund am 27 Nov 2017 01:41, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 01 Dez 2017 00:13    Titel:
Antworten mit Zitat

Warum es in den einen Händen Gold ist
und in den anderen nur ein Stein

In der Stube war es still, so still das man meinte das Ticken einer Uhr zu hören ohne das es im ganzen kleinen Haus eine Uhr gegeben hätte. Der Osten lag schon im Schatten des Nachmittags der bloß damit beschäftigt zu sein schien Däumchen zu drehen und so hatte man das Gefühl, jedenfalls die kleine Heilerin, das ihr Herzschlag von allen Dingen am lautesten war. Das es schlug war natürlich ein gutes Zeichen, hätte sie vielleicht gedacht wäre sie ganz da gewesen, immerhin bedeutete dass das sie noch lebte. Zeit, das war auch so ein Geheimnis. Eine Stunde konnte sich zu einer Ewigkeit hinziehen oder nur einen Moment dauern, je nachdem was man in dieser Stunde erlebte - weil Zeit Leben war und Leben im Herzen wohnte. Das Herz eines Menschen schlug sein ganzes Leben nur für ihn und gab ihm soviel Zeit wie er haben wollte, aber nur wenn er sie sich auch nahm. Wenn er sich immerzu abhetzte um Zeit zu sparen dann hatte er auch keine und wenn er keine Zeit hatte, hatte er kein Leben, das war immer so.

Sie saß, die in den Strümpfen steckenden Beine angezogen oben auf der Theke des kleinen Ladenbereiches ohne das ihr ganz klar zu sein schien wo sie war. Ihr Blick war so verklärt, so völlig traumvergessen das er durch die Wand vor ihr und alle dahinter liegenden Wände zu gehen schien in eine Zeit hinter der Zeit und eine Welt hinter der Welt. Sie war da und war es nicht und weil sie da war ohne da zu sein war auch alles um sie herum da und nicht da, dafür waren andere Dinge da die eigentlich nicht da waren und das fand sie irgendwie schön. Was für Vorstellungen sie auch immer hatte, niemand hätte das sagen können, wusste man doch das es gerade das war wovon Menschen lebten, von ihren Vorstellungen. Vorstellungen bestimmten all das was ein Mensch zu tun in der Lage war und was er tat, was er erlebte und wie er es erlebte. Manche Menschen konnten Dinge die anderen unmöglich schienen nur weil ihnen Niemand gesagt hatte das sie es nicht könnten.

Wenn ein Mensch glaubte das Menschen 'nur' waren, dann wurde er selbst zu diesem 'nur' und ausserdem alle Menschen um ihn herum und wenn ein Mensch aber meinte in allen Menschen mehr zu sehen als ein 'nur' dann wurde er zu diesem 'mehr' und das war dann ein zufriedener Mensch der in allem etwas Schönes, Rätselhaftes und Wertvolles fand und oft waren Menschen die glaubten 'nur' zu sein eifersüchtig auf Menschen die glaubten 'mehr' zu sein weil sie sahen das es ihnen besser ging damit, das sie mehr Glück hatten und eben mehr von Allem. Dabei hätten sie ja jeder Zeit ihre Ansichten ändern können, oder? War das so einfach? Vielleicht nicht, vielleicht war es sogar sehr schwer weil ein Mensch der glaubte 'nur' zu sein ja ganz genaue Vorstellungen davon hatte wie dieses 'nur' aussah und fest daran glaubte das es so war und nach mehr auch nicht suchten, und deshalb war es dann natürlich auch so, weil er ja dafür sorgte das es so war. Man fand immer nur soviel Sinn und Schönheit im Leben wie man ihm Sinn und Schönheit geben konnte und dafür brauchte man 'Fantasie', dafür brauchte man 'Vorstellungskraft'.

Also war ein Mensch der sich nicht viel mehr vorstellen konnte als bloß 'nur' ein Mensch der auf die Vorstellungskraft anderer Menschen angewiesen war um seinem Leben Sinn zu geben. Er brauchte Ideen anderer Leute und immer Neue Dinge weil ihm alles was er hatte schnell langweilig wurde, denn wenn man an einer Sache lange Freude haben wollte dann musste man ihr ständig einen neuen Sinn geben. Mitlerweile hatte sie verstanden das in manchem Leben der einzige Sinn der war sich zu verlieben um geliebt zu werden und wenn sie dann verliebt waren und sich ihr Wunsch also erfüllt hatte und sie hatten nicht genug Vorstellungskraft um einen neuen Wunsch zu finden dann wurden sie traurig und unzufrieden, dadurch ging die Beziehung bald wieder kaputt, dafür hatten sie dann aber wieder diesen einen Wunsch zurück.

Manchen denen es so ging und die nur diesen einen Wunsch hatten und sonst keinen weil ihnen für mehr 'Sinn' die Fantasie im Herzen fehlte, wollten sie aber auch nicht mehr hergeben nur weil sie ihnen langweilig geworden waren, und begannen dann Menschen wie Spielzeug zu sammeln und sie spielten bloß noch dann damit wenn der andere möglichst unzufrieden war und ihnen davon zu laufen drohte oder wenn Jemand kam der sich wirklich für diesen Menschen interessierte und der deshalb aus dem Weg geräumt werden musste. Genau das war ihr passiert. Jemand hatte versucht sie aus dem Weg zu räumen und das hatte sich, nachdem sie es begriffen hatte unbegreifbar angefühlt. Sie hatte es einfach nicht verstanden. Einem Menschen sein Glücklichsein nicht zu gönnen nur weil man sich dann nicht mehr einreden konnte das er einem gehörte, das machte man nicht, das war nicht 'normal' und es machte auch garkeinen Sinn, jedenfalls nicht in ihrer Welt.

Sie wollte sich garnicht vorstellen wie schwierig es sein musste wenn man Jemanden los werden wollte ohne das Andere merkten das man ihn loswerden wollte, weil man ja immerhin wissen musste dass das eigentlich nicht in Ordnung war. Wenn Andere nicht merken durften das man Zweien ihr Glück nicht gönnte weil man selbst dadurch etwas verloren zu haben glaubte, nicht mehr so wichtig war, nicht mehr soviel Sinn hatte. Also gab es Menschen die ihren Sinn darüber definierten wieviel Spielzeug sie hatten. Das war verrückt. Jeder Mensch hatte soviel Sinn wie er dem Leben Sinn geben konnte und nicht umgekehrt. Jeder Mensch hatte soviel Sinn wie er Fähigkeit hatte in anderen Menschen das Schöne und Besondere zu sehen ohne etwas von ihnen zu verlangen.

Was war denn zum Beispiel ein Schreiner der seine Bretter nur anstarrte und darauf wartete das sie ihm Sinn gaben? Der glaubte Sinn zu haben nur weil er Bretter hatte. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Einen Sinn ergab es dann wenn er Fantasie hatte in den Brettern einen Sinn zu finden und aus ihnen einen Schrank oder einen Tisch machte und dem Tisch gab er noch mehr Sinn indem er etwas daraufstellte oder ihn einfach so schön verzierte das er wieder die Fantasie anderer Menschen beflügelte. Genauso war es mit Menschen und Beziehungen. Man hatte nur solange und soviel Freude an ihnen wie man in ihnen einen Sinn, einen Wert sah, wie man sehend blieb für das Besondere und Schöne an und in ihnen. Wenn man in den Dingen und Menschen keinen Sinn fand dann fand man auch keinen Wert in ihnen ausser das man sie eben besaß und das wollte man auch nur wenn andere in ihnen einen Wert sahen, sonst waren sie ja völlig wertlos weil man selbst sah ja keinen.

Darum gab es Menschen die andere Menschen und Dinge nur dann interessant fanden wenn Irgendjemand in der Lage war das wundervolle das in ihnen war aufzudecken. Weil Menschen die einen Stein sahen und eben 'nur' einen Stein sahen und Menschen die einen Menschen sahen und 'nur' einen Menschen sahen nicht in der Lage waren das zu sehen was man nur sehen konnte wenn man ein Mensch war der 'mehr' in allem zu sehen in der Lage war als das was er vor Augen hatte. Man musste mit dem Herzen sehen können. Sie sahen also 'nur' einen Stein und wenn dann Jemand kam der mehr in dem Stein sah und sogar begeistert von ihm war, dann plötzlich wollten sie den Stein haben der ihnen eben noch so wertlos erschienen war und umso mehr Wert der andere Mensch in diesem Stein fand umso mehr wollten sie ihn und sie hatte sich gut erschrocken darüber was Menschen dann alles zu tun in der Lage waren. Sie war froh das es vorbei war, sehr froh.

Aber wie sollte man da in der Lage sein jemals glücklich zu werden? Wenn es immer Menschen gab die das Wertvolle in Menschen und Dingen nicht sahen und es immer dann haben wollten wenn einer es fand der es sehn konnte? Wie sollte das gehen? Man musste ja ständig dafür kämpfen in Ruhe gelassen zu werden. Dabei war alles was ein Mensch tun musste der mit den Vorstellungen die er so von der Welt hatte nicht glücklich war, sie zu ändern und dafür musste er alles hinterfragen weil es anders nicht ging, weil der Kopf einem immer sagte: Das ist aber so weil das sagen auch die ganz großen Leute die besonders viel auf sich halten und wenn du glaubst was große Leute glauben die besonders viel auf sich halten nur dann bist du was wert. Das stimmte aber nicht. Menschen unterschieden sich vom Aussen aber was sie wirklich einzigartig machte das war ihre Fantasie, ihre Vorstellungskraft und ihre Fähigkeit den Dingen einen immer anderen und neuen Sinn zu geben, jemand der das konnte erkannte in den Menschen um sich herum all die wundervollen Möglichkeiten und Eigenschaften die bei anderen oft garnicht zählten. Das war die wichtigste Eigenschaft die sie hatten, das war Liebe.

Sie hatte es getan, die ganzen Jahre über hatte sie alles hinterfragt und hatte in allem was sie fand einen Sinn gefunden und indem sie einen Sinn gefunden hatte, hatte sie ihnen einen Sinn gegeben, hatte sie sie wertvoll gemacht. Nur immer wenn sie Jemandem Sinn gegeben hatte und ihm das Gefühl wertvoll zu sein dann war Jemand gekommen der es plötzlich hatte haben wollen und sie hatte nicht verstanden was eigentlich um sie herum geschah als man ihren Wert ganz plötzlich in Frage zu stellen begonnen hatte weil dieser Jemand sie aus dem Weg hatte räumen wollen damit er das, worin sie einen Sinn gesehen hatte, für sich haben konnte nur um nach kürzester Zeit wieder das Interesse zu verlieren und dafür eine Menge Lügen erfunden hatte. Sie konnte sich vorstellen wie oft dabei das Wort 'nur' vorgekommen sein musste. Diesmal hatte sie sich nicht vertreiben lassen, diesmal hatte sie wissen wollen warum das immer ihr passierte und seitdem sie es verstanden hatte, war ihre ganze Welt aufgeklart und alle Sterne waren wieder an ihrem Platz.

Da fragte sie sich ob es mit Alanna das Selbe war weil sie Zeadrael soviel Sinn gegeben hatte und ihn über jede erdenkbare Schwierigkeit hinweg weiter geliebt hatte ohne das er sie auf diese Art zurück hatte lieben können. Jedenfalls hatte es so ausgesehen. Sie wusste das sie in Zukunft besser darauf achten würde wer sich selbst einen Sinn gab und wer sich von anderen einen Sinn geben lies. Es war ja so als würde man den ganzen Tag in einen blinden Spiegel sehen der einem nichts oder nur Wenig von dem zeigte was man war bis man glaubte selbst nichts zu sein. Das war gefährlich, weil Menschen immer zu dem wurden was sie glaubten zu sein und auch alles um sie herum zu dem machten was sie glaubten das es war. Wenn man Tag und Nacht mit einem Menschen zusammen war dem man zwar selbst Sinn gab, für den man seinen Wert aufdeckte, der es umgekehrt aber nicht in der Lage war zu tun dann hatte man ein ziemlich großes Problem.

Sobald man sich fünf Minuten umdrehte, vergaß er das er wertvoll war und suchte Jemanden der ihm wieder das Gefühl geben konnte wertvoll zu sein. Wenn man das nicht wollte musste man ständig da sein und indem man ständig nur für diese Person da war, verlohr man den eigenen Sinn und das war nicht in Ordnung. Alles was man ihm gab ausserdem das verschluckte er einfach, er sah es nicht und wenn es dann darauf ankam zu kämpfen dann wusste er nicht wofür weil er alles übersehen hatte und deshalb garnicht wusste was er hatte. Natürlich war es in Ordnung weil man dadurch anfing zu leiden und im Leid, wenn es schlimm genug war, dann erkannte was schief gelaufen war um es von da an besser zu machen. Der ganze Witz an der Sache war aber das die Menschen die nicht in der Lage waren den Wert der Dinge sichtbar zu machen, diejenigen aus dem Weg räumen wollten die es konnten um an die Dinge zu kommen deren Wert sie selbst aber nur sahen weil andere Augen ihn sichtbar machten. Alle Schönheit, aller Reichtum nützte dem Auge nichts das es nicht sehen konnte.

Das war verrückt. Es war wie in dieser einen Geschichte, erinnerte sie sich. Zwei die sich an einem Wegesrand trafen und dort rasteten und Beide sahen ein und denselben Stein, der Unterschied war nur, der eine sah eben 'bloß' einen Stein und ließ ihn liegen und der andere sah etwas Wertvolles in diesem Stein und als er ihn aufhob da wurde er in seinen Händen zu purem Gold. Und da er nun so wertvoll schien da wollte ihn der Andere unbedingt haben aber als er ihn bekam da verwandelte er sich wieder in einen einfachen Stein. Weil man das Gold nur sehen konnte wenn man Augen hatte es zu sehn. Die Augen die es sehen konnten machten es nur sichtbar. Sie träumte noch lange von solchen und mehr Geschichten ehe sie zurückkehrte in die andere Welt um den Dingen die dort auf sie wartete wieder einen Sinn zu geben und auch um die eine oder andere Geschichte die sie von dort mitgebracht hatte auf zu schreiben.


Zuletzt bearbeitet von Melissa Leraund am 01 Dez 2017 01:22, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2018 17:19    Titel:
Antworten mit Zitat

Wie schöne Dinge sterben und Glück verloren geht
Wenn das Herz an Lügen leidet

An diesem Morgen lag ein eigentümlich wirklicher Frieden über der kleinen Isla die hunderte von Seemeilen entfernt vom Festland dabei war zu erwachen. Gerade hatten die ersten Sonnenstrahlen den Rand des Meeres berührt und wohltuende Wärme schob sich unaufhaltsam Stück für Stück über die seichten Wogen des immer rauschenden Wassers auf die Bucht und den Strand zu, erkletterte die aus den Wellen ragenden Felsen und berührte schließlich die Stiefelspitzen ihrer Schuhe. Abgesehen vom Gezwitscher der Vögel und dem leisen Flüstern zwischen den Palmblättern hörte man nur das stehte Schnurren des kleinen Katers der hastig den gezupften Fisch aus seiner Holzschale fraß während ihn kleine Finger freundlich hinter den Ohren kraulten. Wie manchmal so früh am Tag begrüßte die kleine Frau, auf den Stufe der Veranda vor ihrer Casa sitzend diesen neuen Morgen und sie tat es mit einem honigsüßen Lächeln indem sich all das leise Gefühl auszudrücken schien das seine Farben, Gerüche und Geräusche in ihr hervorriefen. Als das treuseelige und zugleich wachsame Blau ihrer Augen sich vertrauensvoll dem Meer zuwandte schienen die Wogenihre Gedanken als wären sie ein schlecht vertäutes Boot mit sich zu nehmen.

Alles was sich im vergangenen Jahreslauf zugetragen hatte hing an dem roten Faden der sich durch ihr gesamtes Leben zog und an dessen Anfang eine Frau saß die sich selbst nicht geliebt hatte. Es war ihre Mutter. Mit ihr hatte alles angefangen - mit wem auch sonst. Sie war eine Frau die ihren Mann, anstatt ihn bedingungslos zu lieben, benutzt hatte, da sein damals gutes Aussehen und seine Stellung ihr Geltungsbedürfnis befriedigt hatten. Ein Geltungsbedürfnis das durch die Beschaffenheit ihrer Gedanken von ihr selbst nicht hatte gestillt werden können. In ihrer Welt war es sehr viel wichtiger gewesen was Fremde dachten als das Glück ihrer Kinder oder das ihres Mannes. Ihre Unsicherheiten führten dazu das sie im Handeln eines Jeden aber vor allem dem ihrer Kinder unendwegt nach einem Zeichen von Missachtung gesucht hatte. Weil wer sucht auch findet, fand auch sie und, zu welchem Gefühl auch immer ihr das verholfen haben musste, es brachte sie dazu ihren Mann gegen seine eigenen Kinder die Hand erheben zu lassen - immer wieder. Kinder die nie gewusst hatten wie ihnen geschah und auch nicht warum. Ihr Vater war daran mit den Jahren zugrunde gegangen, hatte einen gewissen Selbsthass entwickelt der zu unbeschreiblichen Wutausbrüchen geführt hatte und all das erinnerte sie an Leo und an Jacque.

In dem Moment in dem Leo sich geweigert hatte auf Jacques Wort hin die Hand oder das eigene Wort, sich selbst gegen Lis zu stellen, hatte der Wahnsinn begonnen. Lis wusste nicht ob ihr Vater sich je gegen ihre Mutter gestellt hatte. Sie erinnerte sich an ihre Mutter als einen Menschen der immerzu damit beschäftigt gewesen war sich selbst zu erhöhen während er andere herabwürdigte, gerade dann wenn es Menschen mit einer anderen Meinung oder aber solche waren die sie aus irgendwelchen Gründen als Bedrohung empfand. Sie hatten es damals nicht verstehen könnten und weil ihre Mutter Lis immer gemieden hatte, auch weil sie zu beschäftigt damit gewesen war sich beliebt zu machen, hatte Lis viele Jahre eine tiefe, unbekannte Traurigkeit und Heimatlosigkeit in sich gefühlt. Die fehlende Selbstachtung ihrer Mutter die ein Ausdruck ihrer fehlenden Fähigkeit zur Selbstliebe und damit zur Liebe im allgemeinen gewesen war, hatte über wenige Jahre all das Glück zerstört das Lis in ihrer viel zu kurzen Kindheit hatte erleben dürfen. Etwa ab ihrem vierten Lebensjahr, erinnerte sie sich, hatten die Dinge dann angefangen sich zuzuspitzen. Während ihre Mutter ihre Tochter als Bedrohung zu empfinden begann rief das ihrer Meinung nach wohl unverdiente Glück und die Liebe die ihren Kindern zu Teil wurden während sie selbst sich Tag für Tag abmühte sich diese Aufmerksamkeit und Liebe zu erkaufen indem sie Dinge tat die sie nicht mochte und für die sie immer weniger Kraft hatte weil sie sie ohne Liebe tat, ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Verbitterung hervor für das sie ihre Kinder verantwortlich gemacht hatte. Und wen hatte diese Frau benutzt, die zu feige gewesen war ihren Kindern selbst das Leid zuzufügen das sie meinte sie hätten es verdient? Ihren Mann, Lis Vater.

Wenn sie mit ihrem Mann zu Wort ging, tat sie es etwa wie Jacque es bei Leo getan hatte, als eine Art Geist im Hintergrund den Lis nicht hatte sehen können, im vertraulichen Gespräch. In einem stillen Moment und unter dem Gefühl dieses Leidens für das sie ihre Kinder verantwortlich gemacht hatte. Ihr Vater war ein guter Mensch gewesen, gut aber blind für die kränklichen Missempfindungen seiner Frau die sich ungerechtfertigter Weise auf seinen Kindern austrugen. Lis kleiner Geist hatte damals nichts von alledem verstehen können, sie hatte sich nur Mühe gegeben für die Liebe zu ihren Eltern immer noch mehr Ausdruck zu finden, genauso wie sie es bei Leo getan hatte, als wäre in ihr immernoch etwas von dem kleinen Mädchen, als habe sich nichts verändert. Trotzdem hatten sie nie gewusst wann sie mit dem Zorn ihres Vaters rechnen mussten und aller Abend war ein ängstliches Lauschen. Einen echten, wirklichen Grund für diese Misshandlungen hatte es nie gegeben weshalb all die Bemühungen der Kinder, ihre Liebe noch deutlicher zu zeigen von Anfang an zum scheitern verurteilt gewesen waren und wenn es die Liebe zwischen ihnen nicht auffraß dann ließ es sie verstummen. Lis selbst verstummte und wurde sehr still während ihr ältester Bruder in seiner Verwirrung schon mit neun verbittert war und immer aufsässiger wurde. Wie sie fühlte er wie falsch all das war ohne Gedanken oder Worte für das Warum zu haben. Das zu verstehen waren sie einfach zu klein gewesen.

Weil die schlimmen Dinge immer dann geschahen wenn Lis in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit erregt hatte, begann sie sich vor Aufmerksamkeit zu fürchten. Sie wurde selbst zu einem Geist und zu einer kleinen Erwachsenen, die wenn sie konnte, ihre Probleme allein löste und Bedürfnisse verlernte auszusprechen. Dafür fand sie in ihrem Schweigen aber auch schon in so jungen Jahren die Zeit sich Gedanken über das Leben zu machen und die Ursprünge des Leidens der Menschen während sie lernte ihrem Herzen zu lauschen und mit seinen Augen zu sehen. Damals wusste sie nicht dass das die ersten zaghaften Versuche waren zu heilen. Sie alle rutschten in einen Teufelskreis an dessen Rand Lis gesessen und gelernt hatte sich selbst gut und mit sich allein zu sein während sie hilflos zusah wie die Welt verrutschte. Der Selbsthass ihres Vaters und die damit verbundenen plötzlichen Wutausbrüche häuften sich mit den Bemühungen ihrer Mutter sich selbst als Heilige zu präsentieren während sie den Rest der Welt verteufelte und diese Unwahrheit so oft wiederholte bis sie tief ins Unterbewusstsein ihres Vaters eingedrungen war. Hinzu kam das seine Kinder ihn zu fürchten begannen, auch weil sie nichts von dem Einwirken ihrer Mutter auf ihn gewusst hatten. Er war das Monster das einen manchmal liebte und manchmal schlug. Lis erinnerte sich das ihre Eltern später keinerlei Freunde mehr gehabt hatten weil hinzu die Ängste und das besitzergreifende Verhalten der Eifersucht gekommen waren und viele andere weniger schöne Eigenschaften die mit der Beschaffenheit des Denkens ihrer Mutter einhergingen. Sie wusste nicht wieviele Freundschaften sie ihrem Vater aus solch kränklichen Gefühlen ausgeredet hatte.

Anfangs war ihrem Vater die Veränderung seiner Tochter noch aufgefallen und er hatte versucht sie zu beschützen ohne jedoch zu erkennen aus welcher Richtung die Bedrohung kam was dazu geführt hatte das er blindlinks einfach alles angriff von dem er meinte das es ihr schaden würde. Das hatte zusätzliches Leid verursacht. Ihr Bruder, in dem ihr Vater die Bedrohung zu sehen glaubte die er in Wahrheit selbst darstellte, zog sich von seiner Schwester aus Selbstschutz zurück. Von da an waren sie, jeder für sich, ganz allein gewesen. So wie noch vor Kurzem auf der Isla - jeder für sich. Wie damals ihre Mutter, deren fehlende Selbstliebe ihre Familie, deren Zusammenhalt und Glück getötet hatte, hatte Jacques krankhafte Eifersucht die familiären Bande und das Gefühl der Leichtigkeit auf der Isla getötet. So wie Lis Mutter ihren Vater missbraucht und dadurch zerstört hatte, hatte Jacque Leo missbraucht und... zerstört? Noch jetzt begegneten sich Viele auf der Isla mit Argwohn und Abneigung und über einiges herrschte Verwirrung. Lis meinte das die Schuld an all dem Jacque sicher einen Weg gefunden hatte Leo in die Schuhe zu schieben um sich, wie ihre Mutter damals, als Opfer hinzustellen während er für sie das Monster miemen musste.

In Wahrheit waren Menschen immer Opfer und Täter zugleich weil alles an einem Faden hing, alles Ursache und Wirkung war und darin die Gerechtigkeit des Lebens lag. Ihr Vater hatte sich von der Zuwendung seiner Frau abhängig gemacht, vermutlich, dachte Lis, weil seine Mutter ihm nie das Gefühl gegeben hatte geliebt zu werden während Lis Mutter als eines von acht Kindern ein unbeschreibliches Geltungsbedürfnis an den Tag gelegt hatte. Vielleicht hatten sie sich irgendwann einmal wirklich geliebt, ganz zu Anfang, aber am Ende musste jeder Mensch feststellen das die Liebe nur so lange blieb wie sie in der Lage waren sich ihre guten Gedanken zu bewahren. In dem Moment in dem der Rausch verflog und die Gedanken wieder zu denen zurückkehrten die sie vorher gehabt hatten, starb auch die Liebe und dann lebten Menschen Abhängigkeit, dann hielt nurnoch die Angst sie beieinander. Kämpfen ausserdem, wusste Lis jetzt, konnte man nicht für Zwei. Man konnte Menschen lieben deren Gedanken die eigene Fähigkeit glücklich zu sein zerstörten und dann konnte man, wenn man nicht mit ihnen unglücklich werden wollte nur gehn. Es war nicht möglich Jemand vor sich selbst zu retten, denn sobald man sich diesen Gedanken aussetzte, sickerten sie in ihn hinein und begannen ihn auszufüllen bis da kein Platz mehr für Glück war. Sie wusste es und sie wusste das jeder Mensch es sich selbst schuldig war gut auf sich zu achten und sich daher selbst das Glück wert zu sein das er sich wünschte.

Weil der Mensch nur Liebe empfinden kann wenn,
was der Geist dem Herzen zeigt, liebenswert ist

Lis wusste das ihre Mutter, hätte sie einen freundlicheren Verstand gehabt, früher oder später vielleicht begriffen hätte, das jeder Mensch sich selbst gelten musste ehe ihm ein anderer etwas gelten konnte, geschweige denn er Jemand Anderem. Jeder Mensch musste sich selbst lieben - bedingungslos - weil man Liebe nicht tauschen oder handeln konnte. Liebe war wie jedes Gefühl, eines des Herzens das im Menschen lebte, das an sich immer da war und bloß wachgerufen werden musste. Davon wachgerufen worauf ein Mensch seinen Blick und sein Herz ausrichtete und wie er über das dachte was er sah. Ein Mensch dessen Geist voll der lebensverneinenden Lügen war konnte nicht lieben weil das Herz Lügen nicht liebte sondern darüber missempfand. Lügen führten immer und unweigerlich ins Verderben weil sie dazu benutzt wurden etwas fest zu halten, an sich zu reissen oder zu erzwingen. Genaues Gegenteil davon war Leben. Es war viel wichtiger das Herz lesen zu können als manch ein Mensch vielleicht ahnte und jeder Mensch der es zu lesen lernte, lernte was es bedeutete die Macht über das eigene Glück in Händen zu halten. Sie hätten gewusst das für ihr Glück nur sie selbst verantwortlich waren und das sie die Macht hatten jeder Zeit glücklich zu sein. Gedanken die ein Missgönnen bedeuteten erweckten das Gefühl von Missgunst und Eifersucht war die Antwort des Herzens auf die gelebte Lüge der Mensch wäre von der Liebe eines anderen Menschen abhängig.

Jeder Mensch musste sich einen Geist bewahren der dem eigenen Herzen die Fähigkeit zur Liebe lies und in ihm Liebe erweckte. Wenn der Mensch einen Verstand besaß dessen Beschaffenheit das Herz nicht dazu befähigte Liebe zu empfinden dann suchte er ständig nach Beweisen durch Andere dafür das er liebenswert war weil er es nicht fühlte. Er strebte ständig und unabwendbar nach einer Sicherheit dafür das er gut war weil seine Gedanken dazu führten das er sich nicht gut fühlte und wer sich nicht gut fühlte war auch nicht gut. Darum, verstand sie, gab es Menschen die an das Gute im Menschen nicht glaubten. Lis wusste das Jeder Mensch die Fähigkeit zur Liebe besaß aber mitlerweile auch das Menschen die sich nicht aus dem Grunde ihres Herzens gut fühlten schlechte Dinge taten, Dinge die Leid, Zerstörung und Zwiespalt brachten. Ein Mensch aber der dieses Gefühl durch einen schönen Geist bewahrte und keine Bestätigungen brauchte, war auch nicht bestechlich und in der Lage sich selbst und damit dem Leben treu zu sein und wer dem Leben treu war, dem erwies das Leben Treue. Man musste sich die guten Gedanken bewahren, die Klarheit des Geistes und dafür, hatte sie begriffen, musste man sich von Menschen die ständig mit Missempfindungen kämpften, die urteilten und andere verunglimpften während sie nach Anerkennung und Zustimmung heischten, fern halten. Man musste sich von lebensverneinenden Gedanken und Hetze fern halten.

Alles färbte ab, es färbte ab ob man wollte oder nicht denn der Kopf sammelte jede Kleinigkeit, er sammelte jedes Wort für sich neu und bewahrte es und mit der Zeit wurden diese Worte lauter und lauter und übertönten die Wahrheit und die Freude bis von beidem nichts mehr zu sehen war. Man konnte die Unsicherheiten und die daraus entstehende Aggressivität der Menschen die sich im Umfeld eines solchen Menschen aufhielten sehen und sogar spüren. Um ein ganzes Dorf zu vergiften brauchte es nur einen Menschen der Gift in den Brunnen schüttete aus dem alle tranken und dabei wusste man nie wer das Gift das ihn dazu brachte in den Brunnen geschüttet hatte aus dem er getrunken hatte. Leo war am Ende blind gewesen und gleich wohin er sah, hatte er nurnoch seine eigenen Ängst gesehn. Er hatte einen Wolf gefüttert den der Mensch niemals füttern sollte bloß indem er zugehört hatte als Jemand aus falschem Egoismus seine giftigen Gedanken in seinen Geist getröpfelt hatte und daran war die halbe Isla zugrunde gegangen und der Zusammenhalt, der sich jetzt von allem zu erholen schien, zerbröckelt. Lis hoffte das sie alle dadurch stärker geworden waren, nicht nur sie, denn sie war es. Die Isla war nicht der Sand oder der Dschungel oder der verloschene Vulkan.

Sie waren die Isla, sie alle, die Menschen die hier lebten und sie hatten es verdient glücklich zu sein, glücklich und frei denn das eine bedingte das andere. Wahre Freiheit war wahres Glück. Natürlich litten sie alle noch ein wenig an den Nachwehen und manch einer begegnete sich noch immer mit ängstlicher Skepsis was dazu führte das schnell mal eine Pistole aus dem Halfter rutschte aber vielleicht könnte auch das heilen und dann würde sich Jeder mit seinen eigenen Gedanken wieder so wohl und gut fühlen wie er es sollte. In diesem Augenblick fühlte sie das etwas Neues anbrach, das sich etwas regte unter dem Sand und im Wind schien ein sanftes Flüstern. Sie sah aus ihren Gedanken auf und herunter auf den kleinen Kater der sich nach seinem Morgenmahl auf ihrem Schoß zu einem flauschigen Fellball zusammengerollt hatte und sich von ihr zärtlich über das Näschen, die Brauen und die Stirn streicheln ließ während ihr Arm sich schützend um ihn legte und plötzlich empfand sie eine so große Freude das ihr, wo vorher Tränen der Traurigkeit gewesen waren, nun Tränen der Freude und Erleichterung in die Augen traten. Da neigte sie sich ein Stück zu ihm herunter und flüsterte: "Die Welt dreht sich weil dein Herz schlägt..."

In all dem Unglück hatte Lis Wahrheit, Glück und Freiheit gefunden und jetzt wo es vorbei, durchgestanden war, konnte endlich etwas Neues beginnen...


Zuletzt bearbeitet von Melissa Leraund am 14 Feb 2018 18:51, insgesamt 7-mal bearbeitet
 Nach oben »
Melissa Leraund





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2018 19:08    Titel:
Antworten mit Zitat

Wer glücklich sein will muss weinen können

Manchmal genügte ein Augenblick, frei von der Notwendigkeit jeglicher Worte um die ganze Welt eines Menschen auf den Kopf zu stellen und dabei zurecht zu rücken. Es schien als würden solche Augenblicke manchmal auf Menschen warten, auf die richtige Zeit und den richtigen Ort und auf sie hatte so ein Augenblick gewartet, mehr noch, er hatte sie zu sich gelotzt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, war sie der leisen Stimme die im Menschen wohnte und die man nur zu hören im Stande war wenn der Geist wie ein ruhiger, klarer See war so das man auf seinen Grund schauen konnte, widerstandslos gefolgt. Noch vor dem Moment in dem er ihr das kleine Gebäckstück gegeben hatte, war sie ihrem eigenen Herzen hoffnungslos verfallen gewesen. Sie hatte gewusst, mit einer fast schmerzlichen Untrüglichkeit gewusst, das sie ihn liebte ohne die Antwort auf das 'Warum' zu kennen oder zu wissen woher dieses alles ausfüllende Gefühl kam das sie ihn bereits kannte.

Anfänglich hatten sie Gedanken darum das es zum einen völlig verrückt und zum anderen zu einem unpassenderen Zeitpunkt nicht hätte kommen können, verwirrt aber wer war sie das Leben in Frage zu stellen. Vielleicht nur ein wenig Verstand der glaubte von allem getrennt und zugleich zugehörig zu sein während er sich um eine Klarheit und Gesundheit seiner Beschaffenheit bemühte die jedem Menschen für den Rest eines Lebens ausreichend zu tun gegeben hätte. Anstatt verrückt fühlte es sich jedoch seltsam zurechtgerückt an, als wäre alles, auch wenn es vor dem Verstand keinen Sinn ergab, gerade genau am richtigen Platz. Sie hätte gerne mehr und schönere Worte dafür gefunden aber die einzige Möglichkeit es zu beschreiben schien der Vergleich mit 'nach vielen Jahren nach Hause zu kommen' - 'zu sich selbst finden'. In seiner Gegenwart fühlte sie sich auf eine nicht aus dem Gefühl in Worte zu übersetzende Art und Weise wohl und am richtigen Ort das sich herausgestellt hatte, das sie trotz anderen Glaubens von der Liebe bisher nicht wirklich etwas gesehn hatte. Deshalb erschien es ihr jetzt so als habe sie bisher gerade eine Ahnung davon gehabt und nur deshalb geglaubt sie wüsste etwas darüber.

Heute, wenige Wochen danach und doch erst seit dem verstrichenen letzten Tag, schien sie zugleich der glücklichste und traurigste Mensch der Welt zu sein, jedenfalls ihrer eigenen Welt. Vielleicht hätte sie es ihm gerne gesagt, mit ihm darüber gesprochen aber die Angst vor seiner Reaktion - nein vor ihren eigenen Gedanken einer möglichen Reaktion, einer Reaktion auf alles was gerade da war, vor ihrer eigenen Reaktion, war zu groß. Sie wollte es nicht dort mit hinein nehmen. Er wusste das sie schon einmal geliebt hatte und Lis wusste das diese Liebe sich von der ihren unterschied wie Tag und Nacht. Es war keine plötzliche und zugleich schon immer dagewesene Vertrautheit gewesen. Sie war mit der Zeit entstanden und während des Verlaufes von Monaten und Jahren mit den gemeinsamen Erfahrungen gewachsen. Ausserdem war es eine verzweifelte Liebe gewesen, eine die endlosen Kampf bedeutet hatte und viel Leid während das Glück auf sich hatte warten lassen. Sie hatte an einem Ort stattgefunden an dem sie keine Luft bekommen hatte, an einem Ort an dem sie beinahe verlernt hätte einfach nur da zu sein weil das genügte, es sollte genügen. Obwohl sie nicht wollte das ihre Vergangenheit einen Weg ins Jetzt fand, wusste sie doch das sie unweigerlich zu ihr gehörte und sie zu dem Menschen gemacht hatte der sie war. Sich einzubilden sie könne sie fern halten würde bedeuten sich selbst zu belügen und damit auch ihn. Vorerst jedoch hatte sie es mit sich allein und an dem für andere unerreichbaren Ort ausmachen wollen, an dem Ort an dem jeder Mensch für sich war und an den er Niemanden mitnehmen konnte.

Als sie ihn aber erreichte, hatte sie zu ihrem Erstaunen feststellen müssen, das sie sich zum ersten Mal selbst dort nicht allein wiederfand und sie ihn wirklich und wahrhaftig selbst dort spüren konnte. Mit dieser Erkenntnis war sie in einer sie von Kopf bis Fuß tröstlich durchflutenden Wärme versunken. Das Leben nahm und es gab und wenn man die Dinge die es angespühlt hatte freiwillig los ließ wenn die Zeit gekommen war um dem Leben wie ein kleines Kind in unverbrüchlichem Vertrauen wieder die Hand zu geben, dann schien es einen für all das durchstandene Leid hundert und tausendfach zu entschädigen. Dann schienen unmögliche Dinge plötzlich wie selbstverständlich. Sie hatte Glück gehabt - vielleicht. Glück das sie geglaubt hatte dieses Gefühl des kurz bevorstehenden, endgültigen Verlustes, würde bedeuten das sie ihn so schnell wie sie sich gefunden zu haben schienen, wieder verlieren würde und das sie aufgrund dieses neuen Vertrauens zum Leben übergangen, ja stillschweigend akzeptiert hatte. Heute wusste sie das es einen vollkommen anderen Verlust angekündigt hatte und die Erinnerung an dieses Gefühl, an diese ausweglose, unabänderliche Zukunftsahnung stand ihr plötzlich wieder deutlich vor Augen und als sie dorthinein ging erlebte sie alles neu, nur diesmal ganz bewusst.

Ihr war aus ihr völlig unerfindlichen Gründen und zur unpassendsten Zeit, denn sie war so glücklich gewesen, danach gewesen Schwarz zu tragen und sie hatte sich nicht gewehrt während in ihr immer neu ausweglose und ihrer Meinung nach völlig grundlose Traurigkeit aufgestiegen war. Sie hatte das Gefühl der Machtlosigkeit ausgehalten ohne etwas dagegen zu tun und fragte sich jetzt ob sie, ob ihr Handeln womöglich mitverantwortlich war, ob er sie, noch immer, nach all den Monatsläufen im Auge behalten hatte und etwas von ihrer Liebe gesehn das ihn dazu veranlasst hatte Dummheiten zu begehen die aus verletztem Gefühl entstanden. Nicht Rahal hatte ihn umgebracht, das war er selbst gewesen. Bis zu dem Augenblick in dem es geschehen sein musste, hatte Lis sich nicht frei gefühlt dieses Geschenk dass das Leben ihr zugetragen hatte und das sie bis jetzt nicht ganz begreifen konnte, anzunehmen und mit sich gerungen und dann ganz plötzlich war sie frei gewesen ohne zu wissen was sich verändert hatte. Bis vor dem verstrichenen Tag hatte sie nicht gewusst warum, jetzt aber wusste sie es und es tat weh. Warum setzte so großes Glück und Schönheit immer soviel Schrecken und Leid voraus. Auf verbranntem Boden wuchs das Leben scheinbar am besten. Asche war Dünger.

Weil sie wusste das dieser Schmerz sehr viel mächtiger war als ihr Wille ihn nicht zu fühlen und jedes Hinauszögern das Leid nur verlängern würde und dazu führen konnte in ihr zu einer Krankheit zu werden die sich unweigerlich wie ein Keil zwischen sie und das Leben drängen musste, lies sie sich von ihm überrollen, tauchte ein in all die jetzt schmerzlichen Erinnerungen des Lachens und des Weinens, der Liebe und des Kummers und all dem was das Leben mit ihm an ihren Strand gespühlt hatte. Die Verwirrung, die Lügen, die Wahrheiten, das kleine Sterben und all die winzigen Dinge die sie getan und gesagt hatten, die sie an ihm geliebt hatte und auch die, welche sie zur Verzweiflung gebracht hatten. Am Ende musste sie fast ernüchtert feststellen das er wirklich und wahrhaftig nur selten da gewesen war und darum diesen Ort an dem sie bis vor kurzem allein gewesen war auch nie hatte erreichen können. Er hatte sie nicht gesehen. Sie hatte ihn angeschaut aber er hatte sie nicht gesehen und sie auch nicht gehört. Vielleicht war sie wie er in die Falle der Vorstellung getappt nur das ihre Vorstellung ganz gegensätzlich zu seiner eine ihn schön zeichnende gewesen war, eine die all die Lügen mit Liebe zugedeckt hatte und sie die Dämonen so lange hatte ertragen lassen bis sie selbst fast an ihnen verloren gegangen war.

Wenn ein Mensch Dinge tat die nicht zu den Dingen passte die er sagte, kam immer Verwirrung auf, denn je öfter er sie sagte umso mehr glaubte man sie und jedes Mal wenn man ihn dann gegenteilig handeln sah, verstand man nicht mehr was man vor sich hatte, was man glauben sollte. So war es gewesen - das war der Ursprung aller Verwirrung. Ein Mensch der dich liebt schlägt dich nicht, auch nicht mit Worten. Die wichtigste Lektion ihres bisherigen Lebens. Ein Mensch der dich liebt verletzt dich nicht, niemals. Sie alle waren Menschen die früher oder später feststellen mussten dass das was sie von sich glaubten nicht immer ganz zutraf. Lis hatte geglaubt das sie in der Lage wäre alles zu sehen und anzunehmen aber diesen Teil von ihm hatte sie nicht sehen wollen, diesen Teil hatte sie nicht wahr haben wollen. Lieber hatte sie an sich selbst gezweifelt, hatte sich an Worte geklammert die, weil ihnen keine Taten oder aber gegensätzliche Taten gefolgt waren, keine Bedeutung gehabt und keinen Sinn ergeben hatten. Ihnen hatte kein Leben inne gewohnt. In dem Moment indem sie angefangen hatte ihn zu entschuldigen und sich gegen sich selbst zu stellen, hatte sie angefangen nicht für, sondern gegen das Leben zu kämpfen und damit gegen sich selbst.

So wie sie mussten alle Menschen früher oder später erkennen das sich manchmal hinter ihrer Großzügigkeit und Aufopferung reiner, aus Angst und Selbstzweifeln gebohrener Egoismus versteckte und der ständige, unablässige Hunger nach Aufmerksamkeit und Anerkennung die sie sich selbst zu geben lernen mussten, etwas waren für die sie Niemanden ausser sich verantwortlich machen konnten. Weil sich hinter dem was Menschen sagten oder dachten oft das genaue Gegenteil versteckte. Weil man Jedem Menschen mit egal was man ihm abnahm auch immer etwas wegnahm das ihm das Leben zugedacht hatte. Ein wahrhaft gesunder Mensch lästert nicht, er ist nicht geizig und neigt nicht zur Eifersucht, er giert nicht und er missgönnt nicht, er urteilt nicht um schon allein sich selbst mit alledem nicht zu schaden weil er weiß dass das Leben das in seinem Herzen wohnt heilig ist und ein Geschenk und er jedes Urteil das er spricht auch zugleich über sich selbst und damit über das Leben verhängt. Statt dessen geht er ihnen nach, den Gründen die ihn dazu bewegen sich selbst ein Bein zu stellen. Er sucht den Ort auf an dem die Angst wohnt um sich all den gelebten Lügen die einen Weg in seinen Geist gefunden haben zu stellen, damit er das Leben leben kann das ihm zusteht. Damit er, er selbst werden kann. Wer leben wollte, musste Kontroller aufgeben. Wer die Liebe fest zu halten versuchte, und wenn es die eigene war, dem entglitt sie, genauso wie das Leben ab dem Moment indem man es in eine Richtung zu zwingen, zu kontrollieren versuchte, verschwand. Obwohl Lis ihr ganzes Leben dieser Suche gewidmet zu haben schien, ertappte sie ihren Verstand noch immer dabei wie er ihr ein ums andere ein Bein stellte.

Wer aus Angst handelte, vor allem aus der Angst heraus das was er wirklich wollte könne ihn zu einem schlechten Menschen machen und darum Vermeidung an den Tag legte oder Zwang ausübte, wurde zu genau dem Gespenst vor dem er sich fürchtete und das er erst durch seine Angst ins Leben gerufen hatte. Die Wahrheit war das sie noch nicht soweit war. Die Wahrheit war das auch in Lis Dinge waren die sie nicht hatte sehn wollen. Der Wunsch verletzlich sein zu dürfen, der Wunsch nicht immer die Klügere, nicht immer die Nachgiebige sein zu müssen. Der Wunsch sich einmal ganz fallen lassen zu können in der untrüglichen Gewissheit das sie Jemand auffangen würde. Der Wunsch danach, nicht nur sich selbst, sondern auch einem Anderen ganz und gar vertrauen zu können, vertrauen darauf das er wirklich das Beste für sie wollte, das er nicht aus egoistischen, kränklichen Gefühlen heraus handelte und wirklich den ein oder anderen Gedanken daran verwandt was für sie das Beste war. Der Wunsch nach Jemandem der für sie mit lauschte. Die Wahrheit war sie wollte noch an dieser Kreuzung an der die Wege in beide Richtungen führten bleiben, um sich endlich auch das anzusehen wovor sie bisher die Augen verschlossen hatte.

An diesem Tag, verließ sie das Haus ganz in Schwarz, sie verließ es mit einem Teller Kirschkuchen und einem Versprechen das sie sich selbst gegeben hatte weil sie glaubte es sich schuldig zu sein. Wenn sie zurück kam würde sie wieder glücklich sein. Sie saß lange auf den Felsen und aß ihren Kuchen. Sie aß ihn unter Tränen und einer Traurigkeit ausgeliefert die ihr viel zu groß und übermächtig erschien und sich immer wieder neu Bahn brach um ihren kleinen Leib zu schütteln bis sie in erbarmungswürdiges Schluchzen ausbrach. Danach vergoss sie eine Flasche Rum in das schäumende und sich an den Klippen brechende Wasser nur um noch mehr zu weinen aber wer nicht weint, hatte ihre Großmutter einmal gesagt, konnte auch nicht glücklich sein und wer das sein wollte, wer das Glück wollte musste auch das Unglück ertragen können. Also ertrug sie es, ertrug es unglücklich zu sein, so unglücklich wie vielleicht noch nie zuvor - sie aß den ganzen Kuchen bis zum letzten Rest, bis ihr schlecht war. Als sie in der Morgendämmerung nach Hause kam und feststellte das sie Kirschen noch immer mochte, wusste sie, das sie heil war und das sie wieder glücklich sein würde. Sie wusste das sie mehr dennje in der Lage dazu war und ihre Fähigkeit Unglück zu ertragen mit dieser Fähigkeit zusammen gewachsen war.

Es war vorbei... und es war Frühling. Vielleicht stimmte was man sagte: Um zu Leben musste man sterben, mussten all die kleinen Lügen im Menschen sterben weil sonst der Mensch unter ihrer Kontrolle und der mit ihr einhergehenden Angst in Stillstand gerieht und Stillstand bedeutete Tod. Das Leben war ein Werden, alles Sein war Werden. Kontrolle führte zu Stillstand und Stillstand bedeutete für Alles und Jeden den Tot mit dem sich das Leben die nötigen Veränderungen erzwang. Wie das Leben das mit dem von Menschenhand erzwungenen Verlust der Freiheit zur Neutralität in Gerimor verschwunden war, verschwand Leben sobald etwas starre Strukturen annahm, sobald etwas ins Extreme fiel, weil Extreme Angst hervorriefen und Angst zu Stillstand führte und alles was still stand musste sterben. Es würde also Werden, wurde immer und alles was es brauchte um den Mut zur Freiheit und zur Veränderungen zu haben, war nichts weiter bloß als Liebe, die das Vertrauen ins Leben war, das alles wie es auf natürlichem Wege kam dem Leben diente. Nur Liebe, die Liebe zu sich selbst und zu Anderen war es, die Menschen dazu befähigten Leid und Angst zu ertragen, los zu lassen und Schönheit zu finden auch wenn es nicht jeden Tag schön war.


Zuletzt bearbeitet von Melissa Leraund am 20 Feb 2018 19:53, insgesamt 3-mal bearbeitet
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Aus Eisen mach Gold
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de