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Der Schmerz ist ein großer Lehrer.
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Schmerz ist ein großer Lehrer.
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2018 10:46    Titel: Wirrungen.
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    >> Welche Lust kann größer sein als der Ekel an der Lust selbst. <<



    Rückblick:
    Es musste sein. Vater verlangte es von seinen Kindern und ebenso von mir. Dieses Schicksal war mir bereits in die Wiege gelegt noch ehe ich meinen ersten selbstständigen Atemzug erfuhr. Mein Körper als solcher machte keinen schwächlichen Eindruck und so hatten die ältesten Geschwister sich beraten und einige Letharfen für mich ausgewählt. Drahtig und stark, wild und ungezügelt. Lethrae dienten allein mit ihrem Körper, zumindest zuerst. Das Volk unter den Augen Vaters sollte gestärkt werden, für mich jedoch war es ein nötiges Übel um mich bald weit von ihnen zu entfernen und meine eigenen Wege für Ihn bestreiten konnte. Die Auserwählten ekelten mich an und je widerlicher ich sie empfand, desto mehr Respekt und Furcht hatte ich vor den darauf folgenden Jahren in welchen ich ihre Brut in mir tragen musste. Nie war es ein Verlangen meinerseits gewesen, nie hatte ich mich einem solchen Akt entgegen gesehnt.

    Heute war es anders.
    Ich wusste dass es eine Art Prüfung der Junglethoryxae an mich war, vielleicht wollte sie mich aber auch nur auf unbestimmte Zeit loswerden. Dieses Echsensekret, welches ich in zu hoher Dosis in meinen Krug gekippt hatte wurde getrunken und so fand ich mich beinahe in meinem eigenen Albtraum wieder. Kaum dass ich spürte wie es zu wirken begann, kreuzten die ersten Letharfen meinen Weg. Meine Sinne waren geschärft während mein Kopf mich im Stich zu lassen schien. Ich roch sie noch ehe ich sie sah und hatte das Gefühl mich auf sie stürzen zu müssen, sie zu verschlingen mit Haut und Haar. Der erste Letharf an diesem Abend war Qel'ryn.. doch in seinem Hass gegen die Lethrae merkte er Vater sei Dank nichts von meinen Anwandlungen. Die Luft hatte ich scharf ich meine Lungen gesogen und sie für den Moment in jener festgehalten, mich an die Wand gdrückt und ihn betrachtet, wie ein Wolf seine Beute betrachten würde. Doch Vater wollte mich prüfen und so würde es schwerer werden. Jenem war ich mir Gewiss als der Lethrixor in den Turm trat. Ich konnte die Aura die ihn umgab förmlich riechen und rieb meinen Rücken an der Steinwand der Höhle. Bloß nicht auffällig werden, ruhig atmen. Ein dritter Letharf - meine Knie wurden langsam weicher und ich presste die Oberschenkel beruhigend zusammen, doch der Lethyr schien mich nicht zu bemerken was vielleicht auch besser war, für mich. Ich wollte das nicht, was sollte das?! Ich wurde wütend, mein Zorn trieb meine Halsschlagader empor und ich drückte mich rasch von der Wand ab um die Höhle ebenso zügig zu verlassen. Als ich den nächsten Stalagmitenvorsprung ausmachte und mich in die Dunkelheit der nächsten Höhle drückte fühlte ich mich sogleich befreiter, doch kaum dass ich mich in Sicherheit wog, erklangen neuerlich Schritte. Seine Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken fahren, rau und kratzig - nichts was mich sonst sonderlich beeinflusste oder welchem ich Beachtung schenkte.
    ''Du kennst deine Aufgabe Lethra!'', erklang es dumpf unter seinem Helm hervor und ich erhob mich verdächtig schnell um Abstand zwischen ihn und mich zu bringen und etwas Essbares aus der Kiste zu fischen. Ich stellte zuviele unsinnige Fragen und versuchte mich selbst von meinem körperlichen Zustand abzulenken, doch Aufmerksamkeit war ebenso wichtig für einen Kämpfer der Letharen wie Verantwortung. Als ich mich dann aber nervös neben ihm niederließ und ihm das Essen in meinen Handflächen anbot, rutschte ich unruhig auf der Bank herum und malträtierte meine Unterlippe verkrampft. ''Haben sie dich deines Gehirns beraubt?'', fragte er und ich war mir nicht einmal genau sicher, ob das Sekret jenes nicht langsam aber stetig schrumpfen ließ - ebenso unsicher erklang meine Antwort und er sah mich stuzig an. Langsam begann er zu essen, zu langsam um einen potentiellen Weg aus der Höhle zu suchen, zu langsam um ruhig zu bleiben. Der Impuls in meinen Eingeweiden forderte einen Zoll, den mein Körper sich nahm als ich mich vorbeugte um etwas seines Geruchs in meine Nase zu saugen. Der Pantherhelm wurde entschieden zurückgezogen.
    ''Du musst sie berunen .. hat er gesagt... jetzt dreht sie durch..'', sprach er seine Gedanken laut aus und ließ mich meinen Kopf besinnend zurückziehen. Was bei all den Maden dieser Welt war eigentlich mit mir los? Konnte eine halbe Phiole dieses Aphrodisiakums wirklich eine solche Wirkung haben? Die Haut meiner Lippe gab nach und ich nahm die salzige, rote Flüssigkeit in meinen Mund auf, während sich ein weiteres Rinnsal seinen Weg an meinem Hals hinab suchte und sich in meine Robe fraß. Ruhig atmen, ruhig atmen.. Beherrschu......
    Er beugte sich zielstrebig und mit bohrendem Blick in meine Richtung. Die Finger legten sich an die Maske an meinem Mund und er schob sie entschieden an meinen Hals hinab. Eingehend wurde meine Lippe betrachtet und als ich sie aus meinem Mund entließ, bahnte sich der Lebenssaft aus der Wunde einen weiteren Weg. Die Leuchtkappe in seiner Hand kam auf mich zu, und als hätte er erst darüber nachgedacht, wurde der Pilz mit meinem Blut benetzt und nach einigem Betrachten hinuntergeschlungen. Mein Hals wurde trocken, ich hielt weiterhin die Luft an - ich musste weg von ihm, weit weg. Ja, Schadensbegrenzung war eine wunderbare Idee, die einzig richtige wenn ich nicht den Eindruck einer schwächlichen Hülle hinterlassen wollte nur weil ich dieses Zeug getrunken hatte.
    ''Du kannst nun deinen Aufgaben nachgehen oder deinen Gelüsten fröhnen.'', hatte die Junglethoryxae gesagt und dabei hatte sie die Zähne gebleckt als wüsste sie genau was mir bevorstand. Hrm! Ich wollte all das nicht, ich wollte diese Letharfen nicht in meiner Nähe und doch handelte mein Körper scheinbar völlig eigentständig, als hätte der Trieb bereits übernommen. Doch war das die Wahrheit? War die Begierde allein der Flüssigkeit geschuldet?

    Dunkelheit. Sichere und alles umgebende Schwärze drang an meine Augen als ich mich in meine Höhle schloss. Langsam aber sicher versuchte ich das Gefühl zu verdrängen, vielleicht redete ich es mir auch nur ein, jetzt da kein Letharf mehr mit seiner Anwesenheit störte. Gedanken an Blut, Hände oder Münder an meinen Ohren wurden in den Hintergrund geschoben. Ich zog das völlig beanspruchte Pergament aus meiner Robentasche, welches schon zwei Tage dort verweilte. Eben jenes welches so formschön und testend an meinen Körper gehalten worden war um den besten Platz dafür zu finden. Es hatte mich entfernt an einen Bauern erinnert, der den besten Platz für das Brandeisen an einem Schaf suchte. Doch hier lag es, neben mir auf dem Höhlenboden und brannte mir die Rune mit dem Namen des Letharfen in meine Augen als wolle es sich über mich lustig machen.
    Verdammte Echsen! Verdammte Junglethoryxae!


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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 01 März 2018 10:32    Titel: Lug und Trug?
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    >> Es gibt kaum etwas, das uns so erschüttert wie das eigene Versagen. <<




    Gedankenwelt:
    Sie lachten, machten sich über mich lustig. Doch es störte mich bis zu diesem Zeitpunkt nicht im geringsten. Auch dass der Letharf mich zum einzigen Nutzen mit in seine Höhle verschleppen wollte war nichts unbekanntes für mich.
    Ich unterdrückte das Grollen in meinem Hals während meine Hände sich zu Fäusten ballten. Erst als die Mentorin am Boden an mir vorbeigezogen wurde begann mein Blut langsam zu kochen. Ich konnte ihr Gesicht nicht erfassen, doch mein Körper sagte mir dass sie mir bekannt vorkam. Blutig geschlagen und getreten, sollte sie den Letharfen nur noch als Spaß und Opfer dienen. ''Du bist genau wie sie Drecksstück, nicht besser. Ihre Schande klebt nun an dir allein.'', flüsterte einer der Letharfen in mein Ohr und ließ mich für den Moment taub werden. Sie würde sterben und ich würde ihr nachfolgen - bedingungslos würden sie dafür sorgen.
    Die Hilflosigkeit fraß sich weiter in meine Eingeweide als ich mich vor einem riesigen Tempel wiederfand. Die Türen wurden vor meiner Nase geschlossen und es war kein hineinkommen für mich, ausgeschlossen, ausgestoßen. Doch die Gestalt die neben mir aufragte schürte die Hoffnung kurzzeitig in meinem Geist bis sich seine Stimme erhob. ''Deine Robe - sofort.'' Ehe ich noch reagieren konnte, zog der Lethoryx einen Dolch hinaus und ließ ihn an meinem Leib entlang gleiten. Ganz gleich ob er mir damit meine körperliche Hülle aufgetrennt hätte, er wollte um jeden Preis die rote Robe von meinem Leib schneiden. ''Du hast nicht verdient diese Robe zu tragen, du hast versagt.''


    Diesseits:
    Mein Kopf schien unter den Erinnerung der Unterrichtsstunde platzen zu wollen. Versagen, immer währendes Versagen. Hilflosigkeit. Bindung. Dummheit. Ich blinzelte mich aus meinem persönlichen Albtraum frei. Wer war diese Lethra am Boden gewesen? Die Junglethoryxae vielleicht. Natürlich wusste ich dass ich eine Laune der Natur, eine Idee Vaters war. Keine Gefühle sollten meine Hülle je schwächen. Doch mussten wir zwingend alle gleich kalt sein? Musste man alle dieser widerwärtigen Empfindungen unterdrücken? Wahrscheinlich schon.
    ''Bindungen sind nur Schwachstellen, sie lassen dich dein Ziel aus den Augen verlieren, es sei denn sie sind gegeben.'' So war es aus dem Mund der Lethry gekommen, doch was war schon gegeben? Was genau wollte sie mir damit sagen?
    Ich starrte an die Höhlendecke und sog meine Unterlippe in den Mund. Wie immer hinterließ sie einen metallischen Geschmack auf meiner Zunge, ebenso metallisch wie das Klirren der Kettenglieder bei meiner Übung. Die Stimme in meinem Kopf war kratzig und schallte von den Wänden meines Schädels umher.
    ''Was denkst du wozu sind sie da, diese Lippen?'', war es aus seinem Mund gedrungen während die Kralle seines Fingers über meine Lippen gefahren war. Vorgebeugt hatte er mich angestarrt, die andere Hand an meinem Kinn festgesetzt hatte er mich weiter in seine Richtung gezogen ''Sie sind wohl einfach dass was man will. Konzentration, Ablenkung, Begierde.. oder aber sie sind völlig sinnlos.'', hatte ich geantwortet und dem Drang auf meine Unterlippe zu beißen widerstanden. ''Vielleicht sind sie dazu da um einem Letharfen eine Lethra schmackhafter zu machen..'' Der Druck auf meine gepeinigten Unterlippe ließ meine Haut nachgeben und so riss die dünne Haut mal wieder ein. Die roten Augen pulsierten förmlich als der Blick auf meine Lippe abgesenkt wurde doch ich war noch immer halb versteinert. Als die Finger von meinem Gesicht entfernt wurden lehnte er sich jedoch vor und schloss meine Unterlippe in seinem Mund ein um kurz daran zu saugen, sie von der roten Flüssigkeit zu befreien. Meine Lippe kribbelte unter dem Blut, welches an die Hautoberfläche befördert wurde. Meine Augen hatte ich fast erschrocken auf den Letharfen vor mir gerichtet, welcher sich langsam zurücklehnte und das Blut bis auf den letzten Tropfen von seiner eigenen Lippe leckte, als würde er ein Getränk verköstigen.
    Ich wusste was dieses Echsensekret mit mir gemacht hatte, doch zu diesem Zeitpunkt war ich mir gewiss gewesen, nichts davon angerührt zu haben. Der Höhlenausgang kam mir nur gelegen - ich musste mich mal wieder in die schützende Sicherheit meiner Höhle bringen, weit weg von ihm - weiter in die Richtung Vaters.
    ''Aus dem Gefühl des Versagens kannst du jederzeit wieder deinen Hass ziehen. Außerdem solltest du dir einen Ruhepol suchen, etwas dass dich in deiner Beherrschung bestärkt.''
    Ob dieser Ruhepol zwingend eine Eigenschaft oder ein Gegenstand sein durfte? Besser wenn niemand merkte in wessen Anwesenheit ich mich von einem Drahtseil durchdrungen fühlte, fertig gespannt für den nächsten Angriff. Nur eine Berührung und der Pfeil würde die Sehne verlassen. Doch ich musste meine Sinne auf Vater fokussieren, damit fühlte ich mich sicherer.. ich musste mich für den Moment besser konzentrieren, die Weihen mussten vorbereitet, von mir überwunden und vollzogen werden. Es würde sich zeigen wie nützlich die beiden Maden wirklich sein konnten. Nun musste ich mir nur die Ketten der Lethry leihen....



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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 04 März 2018 16:57    Titel: Erste Erfahrungen.
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    >> Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht. <<



    'Rums!'
    Schon saß der Dolch genau da wo ich ihn haben wollte. Tief in das Holz der Ablage gegraben, meine Hand aufgespießt und zwischen Griff und Holz gequetscht. Sie zitterte, doch schon als ich sah wie das Blut in die Kerben des Holzes sickerte, wurde ich ruhiger. Eine feine Gänsehaut kroch über meinen Nacken, meinen Rücken hinab, die Wirbelsäule streichelnd entlang und manifestierte sich in einem unkontrollierten Zucken meiner Schultern. Beruhigung. Das Ziehen des Schmerzes breitete sich bis in meine Fingerspitzen aus und ließ sie einen Moment lang taub werden. Berauschende Taubheit, welche ich am liebsten festgehalten hätte.
    Erst als die Hand für einen Moment schwieg griff ich wieder zum schmalen Knauf und begann ihn langsam zu drehen, sodass die Wunde weiter aufriss, die Klinge knarzend an meinen Handknochen aneckte. Bestrafung oder Belohnung? Dessen war ich mir nicht ganz bewusst.
    Die Worte am Vorabend waren nur so aus mir hinaus geflossen, hatten sich selbstständig einen Weg aus meiner Kehle gebahnt und waren durch das Tempelinnere gehallt. Die Augen der beiden Letharfen waren angestrengt und wissbegierig nicht von mir gewichen. Doch im Grunde war es mir egal was die Beiden dachten, was in ihren Schädeln vor sich ging.. Gewichtiger war das Gehör der Junglethoryxae gewesen, wohlwissend dass es mich am Ende der Weihe meine Zunge kosten könnte. Wie ein wandelnder Schatten war sie dort wo ich war, überblickte mein Tun wie die Menschen ihre grässlichen Kinder beobachteten, während jene ihre ersten Schritte machten. Ein Platz war jedoch leer geblieben und es zürnte meinen Hass, sodass ich ihn angestrengt hinunterschlucken hatte müssen. Mit Argusaugen beobachtete er viele meiner Taten, natürlich wie es bei den Letharfen nun einmal war, stets darauf bedacht nur den kleinsten Fehler zu finden. Doch sein Platz war leer geblieben, ganz gleich wie sehr es ihn im Vorfeld überrascht hatte, dass ich mich so gut vorbereitet hatte.
    'Knarz', gab das Holz einen Laut von sich als ich den Dolch aus den Fugen und aus meiner Haut zog, um ihn gleich daraufhin wieder mit einem Ruck darin zu vergraben. Ich spürte mein Auge zucken, nur ein kleiner Nebeneffekt wenn der Schmerz mir wütend durch die Adern preschte, deutlich auf der Suche nach einem Leck durch welches der entstandene Zorn entweichen konnte.
    Hatte es den Letharfen schlicht weg nicht interessiert? Und wieso interessierte mich überhaupt wo er geblieben war? Ich hatte die Anwesenheit Vaters gespürt, die Stärke welche sich wie ein Feuer durch meine Venen gezogen hatte um sich dann in das Fleisch des angehenden Letherx zu fressen, ihn von Innen heraus zu verbrennen, das Zeichen der Gemeinschaft unwiderruflich auf seinen Leib zu bringen. Noch immer schallten meine eigenen Worte im Pochen meines Blutes mit.

    ''Ihr werdet in eurem ganzen Sein dienen, ihr werdet eure jämmerlichen Bedürfnisse zurückdrängen und euch aufopfern und unterwerfen.''
    Abermals drehte ich den Griff herum, dieses Mal zur anderen Seite. Meine Hand spürte ich mittlerweile kaum noch, doch wie in einem Rausch gefangen setzte ich meine Behandlung fort. ''Der Weg des Schmerzes wird euch zu Stärke führen..'' Wie von der Raserei gepackt zog ich die im Holz steckende Klinge weiter in die Richtung meines Körpers, woraufhin meine Hand sich wieder knackend meldete. ''Ihr werdet lernen Beherrschung wie eine zweite Haut anzulegen, Hass in den Ungläubigen zu sähen oder sie zu verbrennen wenn sie dem wahren Weg nicht bereitwillig folgen.'' Das Holz sog sich immer weiter mit der roten Flüssigkeit voll, komplett benetzt vom eigenen Blut lag meine Hand unruhig auf dem Tisch auf, während meine Sicht langsam zu verschwimmen begann. ''Erkennt die Stärken und Schwächen eures Geistes, denn nur wer seine eigenen Schwachstellen erkennt, kann nach ihnen handeln und stark daraus hervorgehen.''
    Da hatte ich den Beiden etwas gepredigt, was ich selbst noch lange nicht perfektioniert hatte. Ein langer Weg lag vor mir.
    Doch genug!.. der Dolch musste raus. 'Ratsch!' - die Lache unter meiner Hand intensivierte sich und während ich den Dolch zur Seite legte starrte ich auf den Lebensfluss. Rot. Diese Farbe verfolgte mich in allen Lebenslagen und langsam machte sie mich wütend. Wütend über meine eigene Schwäche, welche mein Leib freisetzte wenn ich mich in Anwesenheit dieses bestimmten Lethrixors befand. Sauer darüber, wie ich ihm gegenüber getreten war, mich selbst so bloßzustellen. Sauer, dass ich dem aufdringlichen Runenlosen, welcher er noch am Abend zuvor gewesen war, nicht mehr das Gesicht einschlagen durfte dafür dass er sich ungehobelt verhielt. Welch Ironie.. und das obwohl er diese Rune von mir persönlich erhalten hatte. Seine 'Belohnung' dafür dass er mir nun hinterher scharwenzelte. Tatsächlich spürte ich auch hell glimmende Enttäuschung darüber dass der Mentor nicht erschienen war.
    Ich würde es immer wieder feststellen... Schmerz war ein ausgezeichneter Begleiter wenn man sich seinen Hass ins Gedächtnis rufen wollte.







Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 04 März 2018 17:04, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 05 März 2018 16:40    Titel: Innere Kämpfe.
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    >> Ich atme, kämpfe und erwache; denn Vater hält mich. <<



    Ich blinzelte mich aus dem Schlaf, mein Blick fand an die Höhlendecke. Spitz und warnend streckten sich die Stalagmiten zu mir hinab. Das hier war nicht meine Höhle, nein.. Neben mir auf dem Teppich lagen die Waffen des Lethrixors. Ordentlich aufgereiht hatte ich sie nach dem Säubern auf ein Tuch ausgebreitet. Noch bis in die Morgenstunde hatte ich hier gesessen, die Klingen auf den kleinsten Fleck überprüft und poliert. Das Ylor'qil.. beide Pantherklauen, die Klinge des Frostes welche mir wie schon beim ersten Mal die Hand verbrannt hatte, das Kryss und auch meine neue Klinge, selbst wenn sie nur eine Leihgabe war. Die am Morgen zugefügte Wunde an meiner Hand hatte sich unter dem eisigen Hauch des Metalls zusammengezogen, der Frost hatte sich in das Gewebe gefressen und die Haut etwas dunkler werden lassen. Auch den Helm des Letharfen hatte ich gesäubert und ihn wie gewünscht auf dem Tisch abgelegt. Doch hier auf dem Teppich war ich eingeschlafen - die Müdigkeit für den Moment nicht länger verdrängen könnend. Es war still hier, kein fortwährendes Blubbern der heissen Lava. Das ich noch immer an dieser Stelle lag erzählte mir, dass der Lethrixor die Höhle noch nicht verlassen hatte, zumindest konnte ich mir nicht vorstellen dass er über meinen Leib gestiegen wäre. Viel eher hätte ich mir einen Tritt in die Seite eingefangen damit ich Platz machte.
    Als ich mich aufsetzte und mir die langen Strähnen unter dem eigenen Gesäß einklemmte, spürte ich den Griff in meinen Haaren erneut. Allein die Erinnerung ließ meinen Hals austrocknen, mich meine Unterlippe in den Mund saugen um mich zu besinnen. Doch nein... ich durfte nicht mehr auf meiner Lippe kauen, nicht wenn ich mich weiterhin an diesem Ort aufhalten wollte. Mein eigenes Labor.., der Zugang zur Höhle und auch ein Stückweit zu ihm. Worte die ich nicht zurückhalten musste, Fragen die möglicherweise eine Antwort fanden. Ob Vater diesen Gedanken im Sinn gehabt hatte wenn es um den Fortbestand unseres Volkes ging? Sich zu einem Letharfen hingezogen zu fühlen, die Berührungen, selbst wenn sie schmerzhaft waren, herbeizuwünschen? Einige.. ja zuviele Jahre meines jämmerlichen Lebens hatte ich damit verbracht mich von diesen Geschöpfen zerpflücken zu lassen. Ich hasste es stets, ekelte mich und verabscheute nicht nur sie, sondern auch die höheren Geschwister dafür diesen Vorgang befohlen zu haben. Doch am Ende war ich ein Werkzeug in den Händen Vaters - für niemanden hätte ich meine Hülle lieber gegeben, mich vollends geopfert um ihm einen neuen Streiter in seinen Reihen zu schenken. Ich fragte mich ob die anderen Lethrae sich über mich lustig machen würden, wüssten sie von meinen Gedanken. Gerade die Lethry hatte mir schon oft eingeflöst dass man sich nicht binden durfte. Doch ich war auf dem Holzweg, niemals würden die Letharfen sich solcherlei hingeben und auch ich sollte mich beherrschen! Lediglich ein Werkzeug, nicht nur in den Händen Vaters sondern in allen Händen.

    Die Waffen ordentlich in die Truhe gelegt, den Teppich lieblos mit dem Fuß glatt gestrichen, trat ich aus der Höhle und zog die Tür in die Angeln. Das brünstige Echsenmännchen mit der nachtblauen Haut erfasste mich bereits als ich in die Athraxenhöhle trat. Genau das Exemplar welches ich suchte. Schwarz, mit einem schimmernden Blauton. Mit der Hand fuhr ich die schuppige Haut entlang und ehe ich mich versah, biss das Mistvieh mir in die ohnehin schon ausgeprägte Wunde.
    ''Wieso solltest du auch besser sein als all die Männchen im Axorn!'', keifte ich die Echse an während die geballte Faust auf seine Schnauze traf und meine Worte unterstrich. Der Arathrax zog den Kopf ein doch das unruhige Knurren um ihn verblasste nicht. ''Du wirst hervorragend zu deinem neuen Besitzer passen.''
    Ungeduldig zog ich ihn hinter mir her während er sich an meiner Robe zu schaffen machte, doch besser meine Robe als mein Fleisch.



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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 14 März 2018 16:07    Titel:
Antworten mit Zitat


    >> Die menschliche Vernunft ist schwach und dem Irrtum verfallen; der wahre Glaube aber kann nicht brechen. <<



    Ich hatte die Anwesenheit Vaters gespürt, wenngleich sie nicht so stark ausgeprägt gewesen war wie noch bei meiner eigenen Weihe. Wenn ich meine Sinne und Gedanken an ihn wandt, ziepte die Bissspur an meinem Oberschenkel antwortend. Es war als strich der große Panther wieder und wieder mit den Fängen über meine Haut und kennzeichnete sie.
    Ich hatte die Sichel über den Rücken des Menschlings gezogen obwohl mir sein Weg fragwürdig im Gedächtnis zurückblieb. Wieso zweifelte er an seiner Verbindung wo doch ein neuer Streiter daraus hervorgegangen war? Warum zweifelte er an Vater, wo doch gerade Er ihn am Leben gehalten hatte anstatt ihm dieses zu entreißen? Wieso war sein Ziel nichts zu sein und nichts zu haben? Wo war die Leidenschaft nach Perfektion zu streben? Wo war der Ehrgeiz Ihm ein guter Diener zu sein, mit aller Macht einen Nutzen aus dem eigenen Sein vortreten zu lassen? War es wirklich so wie der Lethoryx gesagt hatte, so schlugen sich die Menschen stetig mit diesen Zweifeln herum. Wohl wäre mein Leib längst in der Lavagrube gelandet, hätte ich begonnen an Vater zu zweifeln oder ihn in Frage zu stellen. Ich war mir gewiss dass Er mich anleiten würde und es auch bereits tat. Ich war mir sogar sicher dass Er es war, der die Verbindungen welche unter den Letharen entstanden auswählte und uns in diese Richtung trieb. Nicht grundlos war mein Schlafplatz gewandert. Ich drehte mich auf den Fellen herum und starrte wie sooft an die Höhlendecke. Die jüngsten Peitschenhiebe stachen noch immer in meine Eingeweide und ließen vermuten, dass sie nicht in dem Sinne verheilt waren wie ich es gern gehabt hätte. Der Lethrixor hatte den Schlafplatz bereits verlassen, nie benötigte er viel Zeit zum ruhen und so war er höchstwahrscheinlich in diesem Moment in einen Kampf verwickelt. Hass, Rachsucht, Zorn. So deutlich hatte das Menschenmännchen diese Worte ausgesprochen. Ebenso deutlich hätte er diese Worte empfinden müssen wo er doch Jahrelang gequält worden war, solange von seinem Weibchen fortgerissen wurde. Allein aus diesen Empfindungen heraus hätte sich seine Bindung zu Vater nur verstärken können doch er hatte gezweifelt, obwohl diese Gefühle gerade aus Demütigungen und Schmerz entstanden. Ich verstand es nicht... was genau hatte ihn straucheln lassen.
    Ich drehte mich herum und die nackten Beine erzeugten ein leises Geräusch auf dem Fell. Es war still, absolut ruhig.. und je mehr ich mir der Stille bewusst wurde, desto lauter kreisten die Gedanken in meinem Kopf umher. Wie konnte ich ausgerechnet hier landen? Was hatte Vater mit mir vorgehabt als er mich meinen Peinigern aussetzte, die nicht zufällig ebenso wie der Lethrixor diese stechenden roten Augen gehabt hatten. Vielleicht wollte er mich schon früh mit dem aufkommenden Hass vertraut machen, mir die Selbstachtung nehmen damit ich zu einem vollkommenen Werkzeug Seiner selbst wurde. Denn meine Hülle war ein Nichts. Jede Hülle war ersetzbar, musste man sie doch nur mit einer starken Essenz füllen. Und doch kam ich nicht umhin über die Worte der Junglethoryxae nachzudenken. Eine Verbindung bedeutet keine Schwäche, selbst dass man sich zum Geist eines Anderen hingezogen fühlt nicht. Schließlich wendet man sich stets an denjenigen, der den Weg fortwährend voranträgt, von dem man lernen kann, sich formen lässt.
    Nackt wie ich war klaubte ich meinen Leib aus den Fellen und wanderte die Stufen in der Höhle hinauf. Wie Er mich geschaffen hatte, so ließ ich mich vor Seinem Altar nieder und schloss meine Augen. Selbst wenn der Letharf hier irgendwo lauern würde, war ich mir sicher für den Moment nichts vor ihm befürchten zu müssen. Ich kam meinem inneren Trieb nach und zeichnete wie gewöhnlich mit dem Dolch einen Schnitt in meine Hand, welche ich blutbefleckt auf der Pantherstatue ablegte um Vater mein Leben darzubieten.
    ''Vater lass mich nicht in Stagnation verfallen. Schüre das Feuer in meinem Leib und lass mich für dich brennen.'', würde es kratzig durch die große Höhle hallen. ''Niemand wird mich die Verbindung zu dir anzweifeln lassen, meine Hülle ist erfüllt von deinem Willen.'' Ich nahm die Hand von der Statue und legte sie ruhig auf meiner Haut ab. ''Ich werde die Hand sein die deinen Hass in die Körper der Ketzer schlägt. Ich werde der Leib sein, der dir neue Streiter gebährt. Meine Zunge wird deinen Weg verkünden. In meinem Kopf werde ich deine Worte vernehmen und nach ihnen handeln.'' Noch einen ganzen Moment verweilte ich an meinem Platz ehe ich mich erhob und unbekleidet durch die Höhle wanderte um meine Robe zu suchen. Nackt sollte ich keinem der Letharfen über den Weg laufen, vor allem nicht wenn noch nichts an meinem Leib war, was mich kennzeichnete.


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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 19 März 2018 14:50    Titel: Vergangenheit und Zukunft
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    >> Stiche, die nicht bluten, sind schmerzhafter als andere. <<


    Vergangenheit.
    Das verzerrte Gesicht Kaa'nyrs verzog sich zu einer hässlichen Grimasse, noch hässlicher als ohnehin schon. Meine Arme und Beine waren schwer, hingen mir unkontrolliert vom Körper hinab. Die brennend roten Augen fielen fast aus den Höhlen seines Schädels als er mich einfach nur geräuschlos anstarrte. Wieso wich ich meiner Bewusstlosigkeit wenn er noch hier war? Was versuchte er in meinem Gesicht zu finden außer bitterem Hass und Ekel ihm gegenüber? Nach Respekt würde er in meinen Augen noch viele Jahre suchen, denn dieser war und würde nie vorhanden sein. Seine geschundene Oberlippe zog sich widerlich hinauf, die Narbe die unter seiner Nase und weiter bis unter sein linkes Auge verlief, war keinem Kampf auf Leben und Tod geschuldet. Sie war da.. solange ich mich erinnern konnte und ich kannte ihn viel zu lange. Die langen, hellen und wirren Haare reichten ihm bis an die Schultern und fielen nach Vorn als er sich weiter über mich beugte um jeden Zentimeter meines Gesichtes zu erfassen.
    ''Anwa'qulae... so unbeschadet und doch bisher so nutzlos.'' Unbeschadet... meine noch schwächliche Hülle war alles, aber nicht mehr unbeschadet. Und auch wenn Vater eine Lethra für diesen Weg vorgesehen hatte, sie ein Werkzeug eines Letharfen sein sollte, wie konnte er sich sicher sein dass man niemals ebenso schwächliche Empfindungen entwickelte? Mir fehlten gänzliche Schulungen im Umgang mit solchen Gedanken, denn ich hasste ihn einfach. Nie wieder würde ich einem solchen Letharfen zu Nahe kommen. Ich würde sie alle verabscheuen!


    Zukunft.
    Ich öffnete die verhangenen Augen und brauchte einen Moment um die Haare in meinem Gesicht zu realisieren. Keine meiner eigenen, sondern die hellen und geflochten, verfilzten Strähnen des Lethrixors. Sein Körper war wärmer als ich es vermutet hatte und hinterließ nicht diesen leblosen Hauch wie allein die Anwesenheit des Ala'thraxors. Und auch wenn er wie immer auf dem Rücken lag, so hatte er einen Arm fest um meinen Leib geschlungen sodass ich nicht fliehen konnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Dieselben rauen Hände welche die Peitschenhiebe auf meinem Rücken hinterlassen hatten und in Zukunft hinterlassen würden. Die gleichen Hände die zur Förderung des Heilprozesses meine Striemen mit dem Ginsengextrakt eingerieben hatten. Doch ich war stärker geworden auch wenn der Anblick dieses Letharfen mir manchmal einen Stich versetzte. Oft sah ich in ihm die Ähnlichkeiten zu Kaa'nyr, auch wenn bis auf kleine Merkmale keinerlei Gleichheit bestand. Zuerst hatte ich geglaubt Vater bestrafe mich für die jämmerliche Ausbeute meiner Geburtsrate doch mittlerweile sah ich einen Sinn hinter meinen Erlebnissen. Vaters Wille floss durch unser aller Adern, nur dass er bei einigen von uns stärker ausgeprägt war. All das Leid welches ich erfahren hatte galt nur einem bestimmten Zweck. Zu verstehen dass nichts einfach und geschenkt war, nicht mal die Kinder die seine eigenen Reihen stärken würden. Ich hatte den Schmerz auf mich nehmen müssen um gegen ihn einzustehen, ihn für die Zukunft zu begreifen und eines Tages den daraus enstandenen Hass all jenen zu verkünden, welche zu dämlich waren ihn selbst zu erkennen. Das der Lethrixor nun den Platz des Letharfen übernahm der mir all diesen Schaden zugefügt hatte, verdeutlichte nur wieder Vaters Plan mich in diese Rolle einzufügen. Denn auch wenn Qual und Schmerz in meinem Körper mittlerweile direkt weiterverarbeitet wurden, so würden die Geschwister welche mir am meisten davon zugefügt hatten niemals in Vergessenheit geraten, ganz gleich wie sehr ich sie verabscheut hatte. Die roten Augen, der Weg den Vater für sie ausgewählt hatte und auch die hellschimmernden Haare hatten mich zweifelsfrei an meine Abneigung erinnert. Das ich Zyd'arak, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, denselben Hass entgegenbringen wollte, hatte mich am Ende doch nur weiter in seine Reichweite getrieben. Zwar war der Lethoryx überzeugt davon gewesen dass der Lethrixor seine Gunst unter Vaters Augen verzagt hatte, im Geheimen hatte ich dazu aber meine eigene Ansicht. Laut würde ich meine Zweifel zu dieser Annahme nie äußern. Wer war ich, die Weitsicht eines Lethoryx in Frage zu stellen.. aber kam es nicht auch immer auf den richtigen Blickwinkel an? Wenn es wirklich so war und wir angeleitet von dem Willen Vaters unseren Lebensweg bestritten, wovon ich fest überzeugt war, und ich darüber hinaus meinen angedachten Platz an der Seite des Lethrixors einnahm, so würde es mich und ihn am Ende nur schulen. Ein Letharf welcher für kurze Zeit die Einsicht in Vaters Pläne gehabt hatte und nun nach seinem Willen gegen die Ketzer zog. Hätte er allerdings die Gunst verloren, so hätte Vater ihn bereits gerichtet und ihm seine Essenz entzogen. Wie stark konnte oder durfte also eine Verbindung zwischen Lethra und Letharf sein? Wie verbunden waren wohl der Letherix und Je'yuxalae? Auch ohne die Antwort auf diese Fragen zu erkennen war mir bewusst dass ich noch lange nach höheren Zielen streben würde, nein.. eigentlich immer. Schwach war am Ende nur jener der sich auf seinen Ergebnissen ausruhte, das eigene Wissen nicht mehrte, an andere weitertrug oder an ihnen wuchs.

    ''Sie schult mich im Umgang gegen meine Bedürfnisse anzukämpfen. Wie sonst vermutlich kaum etwas.'', hatte er dem Meister geantwortet.. Die Worte des Lethoryx hatten ihn an die Grenzen seiner Kontrolle geführt und er hatte eine Lösung dafür gefunden. So gut es ging drehte ich mich im Griff des Lethrixors herum, sodass seine Haare immerhin mein Gesicht verließen. Ebenso wie die Worte der letzten Weihe sich selbstständig einen Weg aus meinem Mund gebahnt hatten, musste ich Ideen und Vorgehensweisen für das geplante Ritual sammeln. Ich würde mir und auch dem Lethrixor eine Wunde zufügen müssen um Vater etwas unserer Hüllen darzubieten. Ich, die niedere Lethra musste dem höhergestellten Letharfen Blut entziehen um einem höheren Zweck zu dienen. So konnte es mir wohl nicht einmal als spätere Strafe ausgelegt werden. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf wieder auf Zyd'araks Arm ab.



Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 19 März 2018 15:08, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 04 Apr 2018 19:55    Titel:
Antworten mit Zitat


    >> Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.<<


    Ich drehte den wabbeligen Fisch in der Schale voller Gift herum und betrachtete wie die Fasern sich in der Flüssigkeit immer mehr zersetzten. Ob es diese Wirkung hatte wenn wir die wunderbar disharmonischen Klänge unserer Stimmen einem Menschen aussetzten? Zerfraßen die Silben das Hirn eines Menschlings wohl ähnlich rapide? Der Gedanke zumindest gefiel mir und ließ ein unberechenbares Grinsen in meinem Mundwinkel zurück. In der Höhle war es ruhig geworden, noch ruhiger als ohnehin schon und so zog es mich in den Abendstunden oftmals in meine Eigene. Selbst in der Stille stand mein Körper unter Strom als könne er die potentielle Anwesenheit des Lethrixors spüren und sofort darauf reagieren. Doch wieso sollte ich herumsitzen während er sich weiteren Kampfschulungen hingab? Ich war zwar sei... eine Lethra, aber keine die sich zur Kurzweil in einen Raum stellen ließ um dort Löcher in die Wand zu starren. Schon garkeine die sich auf ihrem Wissen ausruhen würde! In meiner eigenen Höhle schlief ich zumeist vor dem Altar, nichts anderes brauchte ich um bei mentaler Kraft zu bleiben. Ich konnte nicht abstreiten das ich mich an die Armbeuge gewöhnt hatte.. Gewohnheit war etwas das man leicht an sich nehmen konnte, wobei mir einfiel, dass ich mich wieder einmal dem Dolch und meiner Hand widmen sollte. Nachdenklich zog ich meine Stirn in Falten und sah wieder auf den Fisch und meine Finger hinab, die gleichsam in die bläulich schimmernde Flüssigkeit getaucht waren. Ich hätte mir einen Runenlosen suchen können der meine Striemen wieder zum aufplatzen brachte, doch im Normalfall würde seine Hülle bei der kleinsten Anstrengung genauso zerfallen wie dieses Fischstück hier. Außerdem hatten diese unnützen Letharen keinerlei Hoffnungsschimmer verdient, schon garnicht von mir. Sie sollten ruhig weiterhin davon ausgehen das ihre 'Mühen' umsonst waren, sich die Hitze der Lava ins Gedächtnis rufen um sich die vorraussichtliche Verbrennung auf der Haut vorzustellen ehe sie in die Eingeweide drang. Nützlicher wäre es den Ala'thraxor um diese Lektion zu fragen, diese Male auf meinem Rücken würden ohnehin nicht mehr verheilen, doch wen kümmerte es. Es kümmerte mich mittlerweile weder ob man mir die Haare vom Kopf rasierte, noch ob ich mich selbst verletzten musste. Ich wusste um das Gefühl des Schmerzes, ebenso wie ich mir mittlerweile bewusst war, das Schmerz nicht nur der körperlichen Grenze geschuldet war. Diese Pein hinterließ jedes Mal eine unverkennbare Taubheit und Leere, die ich mit brennendem Hass zu füllen im Stande war. Hass den ich Vater in Gedanken zuteil werden ließ, welcher sich dann schallend in meinem Puls wiederfand. Das Pochen in den Ohren wenn mein Herz sich unter dem aufkommenden Zorn überschlug. Ein Klopfen welches sich in der Stille nur umso mehr ausbreitete und mich dazu aufforderte einen Ketzer seines Kopfes zu berauben.. oder seinen Fingern, um mir die Knochen schmückend um den Hals zu hängen. Seinen Leib durch das Axorn zu zerren, zielstrebig auf dem Weg in den Tempel um ihn dort, vor den Augen meines Vaters ausbluten zu lassen.
    Oder aber ihnen meine vergiftete Waffe in den Körper zu rammen um mich am langsamen und schmerzvollen Leid zu ergötzen.
    Soviele Möglichkeiten, so wenige Hände die meinem eigenen Leib Schmerz zufügen konnten. Diese Kiste Fisch noch... dann würde ich mir überlegen was ich tun konnte um dieses Gefühl hervorzurufen. Umso besser wenn ich dafür in meine Höhle ging, so würde ich mich auch nicht um die Versorgung der Wunden kümmern müssen.

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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 06 Apr 2018 12:59    Titel:
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    >> Aller Besitz ist von Vater geborgt. Wer nichts verlangt - bekommt nichts. <<



    Neue Runenlose waren immer wieder eine Qual in meinen Augen. Wie unbeholfen sie dastanden und aussahen als wären sie aus einer Gosse der Menschlinge gekrochen. Zerlumpte Kleidung, zerlöcherte Stiefel.. sie hatten absolut nichts Letharisches an sich. Grausig.
    Wiederwillig hatte ich mich in der letzten Nacht nochmals aus dem Griff des Lethrixors befreit. Wenn er auch nicht viel schlief... wenn er schlief, dann scheinbar fest genug um meinen kurzzeitigen Verlust nicht zu bemerken oder sich nicht daran zu stören. Zweiteres erschien mir deutlich sinnvoller. Die Hose über mein Hinterteil bis an die Hüfte zu ziehen war ein schmerzhaftes Unterfangen. Bei jeder Bewegung erinnerte mich der Bund an die Wunden beider Seiten und doch war es ein herrliches Brennen, immer und immer wieder. Die gegensätzlichen Wunden ließen das Gefühl in meinem Inneren immerhin deutlich auf eine der beiden Hüftseiten schließen. Dort wo der Pfeil eingedrungen war, ziepte die Kälte sich innerlich an meinem Fleisch entlang. Dort wo die neue Rune allerdings abgezeichnet stand, sendete die versengte Wunde stetige Wärmestöße durch meinen Körper als würde ich an einem Fieber leiden. Es kostete mich viel Geduld aufrecht zu stehen, wo ich mich am liebsten entkleidet hätte um die Hitzewellen zu überstehen, nur um im nächsten Moment ob der Kälte wieder etwas über meinen Leib zu ziehen. Dann auch noch dieses... Etwas.. zu sehen. So unbeholfen und nichtsahnend, zog an meinen Nerven.
    ''Alatars Zorn.'', hallten ihre Worte in meinem Kopf nach und ich verzog den Mund spöttisch zu einem widerlichen Grienen. Was dachte sie wohl wer sie erschaffen hatte? Sie sprach es aus als wäre Vater nur irgendeine Gottheit für sie, ratterte es runter wie die Ketzer ihre Schwerthure in eine Begrüßungsfloskel einbauten. Schmerz.. ich wollte ihn, ich hatte ihn bekommen und nun hieß es Beherrschung walten zu lassen. Doch meine Fassade bröckelte als ich die Regeln des Axorn aufzählte. Dieses unvermögende Blinzeln, als würden die Löcher in ihrem Hirn die neuen Information auf der Stelle neben ihr auf den Boden rieseln lassen.. Ja, sie bröckelte und ließ kleine Öffnungen zurück damit mein Zorn am Ende hinausbrechen konnte. Nur noch ein Stückchen und...''Du wirst bis auf weiteres nur Wildleder tragen und nur Silberwaffen, alles andere musst du dir verdienen.'', erklang die Stimme der Junglethoryxae neben mir und die Runenlose gab ein unzufriedenes Seufzen von sich. Blubb, brodel, tropf..''Was gibt es da so schwer zu atmen? Stört dich etwas an den Worten meiner Schwester, Made?'', kam es unkontrolliert und aufbrausend aus meinem Mund. ''Nein angehende Junglethoryxae, ich versuche mir nur alles zu merken.'' ... Versuchen. Tief einatmen, die Luft konzentriert aus der Nase entweichen lassen, ruhig bleiben. Irgendjemand würde das sicher für mich erledig... ''Ich versuche?! Streng dich mehr an Lethra!'', fauchte der Lethrusar direkt los und ich schloss kurzzeitig die Augen. Dieser Letharf war um einiges unbeherrschter als ich es war, obwohl er bereits seine Professionsrune am Leib trug, doch sollte es mir egal sein. Zu seinen Worten fing die Runenlose D'shalee sich noch einen Schlag in den Nacken ein wobei der Kopf deutlich voran ruckte. Immerhin. Schweigend schloss ich mich dem kleinen Tross durch das Axorn an, nahm jeden Schritt mit den ich in dieser Nacht noch bekommen konnte um den Hosenbund reibend an meinen Hüften entlang zu treiben. Schweigen. Darin hatte ich mich in den letzten Tagen deutlich geschult. Meine Höhlenwände hatten sich angeschlossen und die Stille schreiend an meine Ohren zurückgetragen und doch war der Lethrixor am gestrigen Abend seit einiger Zeit wieder in mein Sichtfeld getreten. Nachdem dieser Wirbel um den Besitz meiner Hülle beseitigt worden war, hatte ich fast jeden Tag damit gerechnet, dass er kommen und sich holen würde was er wollte. Ich konnte meine eigenen Gedanken dazu nicht bestreiten, und auch wenn ich diese Gedanken niemandem je mitteilen würde, so hatte ich mich nach dieser Zeichnung auf meinem Körper gesehnt. Nachdem ich die Runenlose betrachtet und die roten Iriden in Augenschein genommen hatte war mir wieder einmal klar geworden wie sehr die Geschwister sich Äußerlich doch in kleinen Merkmalen ähneln konnten.. wieso also waren es die des Lethrixors, welche mich in ihren ganz eigenen Bann zogen? Auch wenn ich nach dieser Antwort noch lange Zeit suchen würde, hätte ich keine andere Rune auf meinem Körper wirklich haben wollen. Nur Vater wusste wieso es genau diese sein sollte, jedoch gab es keine nennenswerten Vergleiche die ich zwischen den Letharfen ziehen konnte wenn man die hohen Geschwister einmal Außen vor ließ. Einer widerlicher als der Andere, unbeherrscht und ekelerregend, dümmlich und albern. Nichts von dem was ich erblickt hatte, hatten mich und meine Hülle in derselben Weise angesprochen.
    Als ich zwei Stundenläufe später in die Dunkelheit seiner Höhle zurücktrat, streifte ich zielstrebig meine Robe hinab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Die Rüstungsteile folgten unweigerlich und ich ging auf den nächstbesten spiegelnden Gegenstand zu. Fühlte ich mich anders jetzt wo ich diesen Namen auf meinem Körper trug? Eigentlich nicht.. denn schließlich war nur ich sein Besitz und nicht auch anders herum. Ich tastete mit den Fingerspitzen nach den dicken und frischen Rändern der Runenwunde.
    ''Ich werde dich so oft und so stark beschädigen wie ich es für richtig halte. Du jedoch, hast deine Entwicklung, deine Schulung nicht aufzuhalten weil du meine Lethra bist. Also tu was nötig ist um voranzukommen.'', war die raue Stimme nah an mein Ohr gedrungen. Und auch wenn meine Bestimmung in den Händen Vaters lag, ich mit meiner Hülle in erster Linie nur Ihm diente, so würde ich keine zweite dieser Runen auf einer anderen Lethra dulden. Als dieser Gedanke von meinem Kopf Besitz ergriff, bewegte ich mich bereits wieder in Sichtweite seiner Felle, nur um mich an dieselbe Stelle zu schmiegen, an der noch immer der Arm für mich ausgebreitet lag.




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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 10 Apr 2018 10:13    Titel: Wahrer Hass.
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    >> Glut ruht still in sich. Entspannt strahlt sie. Sanft leuchtet sie.<<



    Reinigen sollte ich mich, mit Nichts außer meiner Robe in den Tempel kommen. So hatte ich mich am Nachmittag dieses Tages gründlich geschrubbt, bis all die Stellen an meinem Körper wund erschienen. Ich hatte meine Haare so fest ausgewrungen das einige Strähnen sich in meinen Fingern verloren hatten. Doch ich war sauber und rein, wie es gewünscht wurde. Nur diese Robe zu tragen fühlte sich falsch an. Ungeschützt, wie ich es maximal in den Fellen meines Lethrixors war. All die Narben und frischen Wunden offenliegend, schritt ich barfuß durch das Axorn bis in den Menschentempel hinauf. Und auch wenn Vater bereits wusste was er mit mir vorhatte, sandte ich wie stets ein vertrauensvolles Gebet an ihn, sank dabei auf meine Knie hinab und nahm mir die Zeit die ich brauchte ganz uneingeschränkt.
    Noch ehe ich mich versah kniete ich wieder, dieses Mal in einem anderen.. noch nie gesehenen Tempel, dieses Mal vor der Junglethoryxae und neben dem Catulus. Der giftgrüne Blick meiner älteren Schwester lag auf meinem Gesicht. Sie musterte mich und während sie ihre Worte an mich wandte erkannte ich immer mehr, dass nach all den Unterrichten, nach all den Lektionen, nach all dem Schmerz, nach all der Zeit und allen Begegnungen.. nun Sie es war, die still zu meiner Mentorin geworden war. Immer wieder hatte ich von dieser Art 'Beziehung' gehört. Tiefer Respekt, welcher auch mit dem fortlaufen der Jahre nicht verblassen würde.

    ''Unser Weg zu Vater beginnt als ungeschliffene Hülle mit unzureichenden Talenten. Nur eine kleine Flamme lodert in uns, füllt uns kaum gänzlich aus und bietet Raum für Angst. Es ist jene Emotion die uns Grenzen setzt, die uns zögern lässt, die uns hindert oder dafür sorgt das wir in Stagnation verfallen! ER sähte den Funken des Hasses in die Welt um unsere Furcht zu vertreiben. Er schenkte uns den Hass. Reinen, unvergänglichen Hass der in den wahren Gläubigen gedeiht und zu Stärke reift. Hass der die Flamme höher lodern lässt und ein unlöschbares Feuer in uns entzündet. Hass der unsere Zweifel ausbrennt und uns darüber erhebt. Hass der uns befähigt Alle Ketten zu sprengen um IHM zu dienen. Denn wir sind seine Diener, seine Stimme, seine Wegbereiter.. seine Kinder. In der menschlichen Sprache bedeutet dein Name soviel wie 'wahrer Hass'. Eine Bedeutung die vielversprechend oder vernichtend sein kann. Heute Abend werden wir ergründen wie sehr dein Hass lodert. Mit jedem Atemzug, jedem Herzschlag der vergeht - in jedem Moment bist du SEIN Geschöpf. Sei dir dessen gewiss, vergiss es niemals und dein Dienst für IHN wird noch lange andauern. Forme deinen Geist, denn er ist von IHM, dem EINEN, geleitet. Kassâe xrul Alk'Atar uleth'xunae con gôrma Opolôthar.''

    Nachdem sie wie eine Raubkatze um mich herumgeschlichen war, wurde meine Robe durchtrennt und mein nackter Leib für all die anwesenden Menschlingstempler sichtbar. Ich konnte das Augenpaar der Lethra in meinem Rücken spüren als würde sie jeden einzelnen meiner Striemen, jede einzelne Narbe begutachten. Keine Worte, keine Regung... bis der sengende Schmerz in meine Glieder fuhr. Brennend und zerfressend hatte sie mir die Sichel in den Rücken gerammt. Die ekelhafte Gänsehaut die sich dabei über meine Haut zog war der verdrehte Reflex meines Körpers. Ich presste den Atem stoßend aus meinem Mund um einen möglichen Schmerzenslaut zu unterdrücken, doch das schien die Schwester nur weiter anzustacheln und so glitt die Sensenklinge dieses Mal noch weiter und noch schmerzhafter in meinen Rücken. Mein unkontrollierte Aufschrei hallte durch den zerfallenen und leeren Tempel und so konnte ich nun einschätzen wie tief diese Schnitte wirklich waren, denn meine Beine sackten hinab und ließen mich auf meiner eigenen Blutlache zurück. Ich hatte die Aufgabe des Letharfen an meiner Seite nicht erfüllt, denn dieses Gefühl hatte mich scharf auf meine Lippe beißen lassen, womit sich der salzige Geschmack zum Geruch meines eigenen Blutes gesellte. Der Boden kam förmlich immer näher.. beim dritten Schlag stützte ich mich auf meine Stirn hinab und hatte das Gefühl alles um mich herum würde verschwimmen.
    ''Solltest du jedoch zweifeln, die wahre Treue nicht wahren können dann Anwa'qulae, wird das Feuer niemals in dir lodern, du wirst im Angesicht der unerreichten Leidenschaft verblassen. Du versagst.'' Ich starrte leer und fast besinnungslos auf meine im Blut stützenden Hände, ich hielt mich gerade noch so mit einer Hand verkrampft an den Stufen der Treppe, doch dieses eine Worte wollte unbedingt meine Kehle verlassen und so krächzte ich konzentriert ein ''Nein..'' hinaus. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte dieses Wort nicht zurückhalten können. Mit diesem einen, leisen Geräusch von mir und dem nicht auszuschaltenden Wimmern aus meinem Mund fing ich mir einen letzten und alles zerreissenden Schnitt ein. Er schien nicht zu enden.. wurde an meiner Wirbelsäule angesetzt und bis hinab an mein Steißbein gezogen. Ich spürte Alles und doch Nichts. Es verbrannte mich von Innen, riss an meinen Muskeln und gleichsam schien alles abzusterben und taub zu sein. Die Zeit verschwamm während mich die Hände des Catulus anhoben und auf Geheiß der Junglethoryxae auf den Altar brachten. Denken tat weh, liegen schmerzte und meine Augen offenzuhalten kostete mich alles an Kraft, was ich noch besaß. Der dunkle Tisch benetzte sich weiter mit meinem Lebenssaft und das Geräusch des stetigen hinabtröpfeln meines Blutes hämmerte in meinem Schädel. Es piepte in meinen Ohren und die Geräusche um mich herum endeten immer wieder in einer kurzen Bewusstlosigkeit. Ich erwachte als sich die Hände der Schwester an meine Schulter und die Rune des Lethrixors legten. Ich blinzelte, versuchte die Umrisse der Lethra scharf zu sehen und Luft zu bekommen.. doch ihr Ausdruck veränderte sich und mit einem einzigen Stoß, rollte meine fast leblose Hülle vom Altar hinab bis ich unsanft im vollen Blutbecken ankam. Meine Beine krachten irgendwo gegen die seitlichen Steinstufen während mein Körper in das alte und neue Blut eintauchte. Ich versuchte zu Atmen, schluckte einen Schwall des geronnenen und zerklumpften Blutes meiner Vorgänger und nahm all den Schmerz, all das Leben und all das andere Blut in meinen Körper auf - vermischt mit meinem Eigenen. Es brannte in meinen Wunden und vereinigte sich mit dem Leid welches ich zuvor erfahren hatte. Ich wollte ertrinken.. wollte vergessen wie es für mich enden könnte und würde. Der Schrei des Catulus drang nur in der Ferne an meine Ohren denn ich malte mir bereits aus wie es sein würde, wenn Vater meine Essenz zu sich nahm und mich meines Unvermögens strafen würde. Ich ließ mich weiter hinabsinken und tauchte mit einem letzten Wort gänzlich in die rote Flüssigkeit hinein.''Va..ter.'' Meine Gedanken richteten sich ebenso in seine Richtung, ich hatte nicht die Kraft sie zu sprechen also fokussierte ich meine letzten Sinne an Ihn, meinen Schöpfer. 'Vater.. hier bin ich, ebenso nackt wie du mich erschaffen hast. Meine Hülle ist Dein, meine Sinne sind Dein, mein Hass und mein Schmerz gehören Dir. Mein Handeln richte ich allein nach deinem Willen. Niemals werde ich Einhalt gebieten, niemals werde ich aufhören mein Wissen und meine Erfahrung um Dich zu mehren. Durch Deine Hände lasse ich mich führen. Nur für Dich gebe ich meine Hülle und meine Essenz restlos. Nimm meinen Schmerz, meinen Zorn und stärke mich, belebe und beflügel mich, denn nur so kann ich Dir dienlich sein.'' Ich hatte aufgehört zu atmen, die Dichte des geronnenen Blutes schloss sich um mich. Doch mit einem Mal drang etwas Heißes durch meinen Körper. Es war als würde mein eigenes Blut sich stärkender dennje durch meine Adern ziehen, den Wunden trotzen und mich zu neuer Kraft führen. Mit dem tiefen Grollen welches sich durch das Gemäuer zog und einem Knurren ähnelte, streckte ich meine Hand nach den Steinen aus und zog mich an die Oberfläche. Der erste Luftzug drang brennend durch meine Kehle und ich versuchte mich zu orientieren. Ich spürte meine Glieder, der Schmerz an meinem Rücken hatte nachgelassen und ich genoss die ersten leichten Atemzüge während ich mich weiter an den Rand zog. Erst jetzt erkannte ich die Gestalten am Beckenrand wieder. Die Junglethoryxae, meine Schwester, die nicht aufgehört hatte mich zu schulen oder zu strafen. Der Lethoryx. Ebenso erfasste ich die Tetrarchin, welche mit wachem Blick das Geschehen verfolgte und die Vicaria, die den Blick auf ihren 'Schützling' gerichtet hatte. Meine Sinne allerdings galten allein Ihm, meinem Vater. Er, der mich geschaffen und meine Gebete erhört hatte. ''Tritt heraus Junglethoryxae.'' Der herrische Ton meiner Schwester drang an meine Ohren und mein Körper setzte sich mechanisch in Bewegung um ihren Worten nachzukommen. Das Blut lief aus meinen Haaren an meiner Brust entlang und festigte sich letztendlich unter meinen Füßen, wo ich unter jedem Schritt einen blutigen Abdruck hinterließ. Als sie mir mit meinem nassen Leib in die frische Robe half, drangen noch ein paar letzte Worte aus ihrer Kehle. ''Vater selbst hat dich in deinem Rang als Junglethoryxae bekräftigt. Deine Hülle wird ihm auch weiterhin in Seinem Tempel dienen.'' Noch immer war ich gedanklich in diesem Becken gefangen. Die Dinge die mir angereicht wurden nahm ich an mich und kam nur Momente später dem Befehl nach mich wieder meinen Aufgaben zu widmen. Tatsächlich, der Schmerz war fort.. meine Wunden hatten sich unter der Kraft Vaters geschlossen. Meine Bindung zu ihm hatte sich verstärkt, ich spürte sie förmlich in meinem Blut wiederhallen. Ich musste meine Gedanken sammeln, meinen Körper stärken.. und so waren meine Verabschiedungen zwar angemessen und respektvoll, doch für den Moment wollte ich nur in die heimische Luft des Axorns zurückkehren. Mich die Nacht über in die Höhle des Lethrixors zurückziehen und vor dem Altar verbringen. Ein Gedanke jedoch festigte sich auf dem Weg dorthin in meinem Kopf: Ich hatte nicht vesagt.

    >> Feuer ist der Glut tanzende Flamme. Feuer ist lebendig, wild und unberechenbar.
    Feuer wird, Feuer ist, Feuer brennt. <<






Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 10 Apr 2018 14:23, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 19 Apr 2018 13:38    Titel: Fluch oder Segen?
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    >> Widerstände sind das Spalier, an dem jemand Erfahrenes Ranken entwickelt. <<


    Ich sehnte mich bereits nach meinem Kissen, nach meiner Schlafstätte auf dem Arm des Lethrixors, als ich noch durch die stockfinstere Nacht schlich. Diese dämlich quiekende Ratte, welche ich am Schwanz gepackt hatte und mit mir herumschleppte sollte heute Nacht dem Tode zum Opfer fallen. So wie sie herumzappelte, konnte sie ihr nahes Ende bereits riechen, doch es war mir so gleichgültig wie es nur hatte sein können. Flüche.. ein durchaus interessantes Thema, vor allem wenn es aus der seltenen Richtung des Lethoryx kam. Zugegeben, ich hatte derzeit selbst das Gefühl etwas nicht abschütteln zu können von dem ich mir noch nicht sicher war, ob es sich dabei um einen Fluch oder einen Segen handelte. Dieses seltsame Gefühl wenn ich mich in der Nähe des Vicarius aufhielt gefiel mir nicht, ganz und garnicht. Um noch ehrlicher zu sein.. ich wollte keine Verbundenheit mit einem Menschling, ob er nun von Vater ausgewählt worden war oder nicht. So konnte ich nur hoffen dass ich selbst diesen inneren Widerstand besaß und das Gefühl sich verflüchtigen würde. Ein Mensch, zu allem Überfluss auch noch ein Männchen.. was hätte Vater mir damit schon sagen wollen?
    Ich spähte durch die Baumreihen und suchte jeden Ast ab, Tauben, anderes Federvieh aber nicht das wonach ich suchte. Als ich meine Augen schloß und mich auf die Geräusche fokussierte, wallten auch meine Gedanken mit auf, doch ich musste sie zurückhalten. Das Rascheln von Rehen, das Klopfen von Spechten, Ratten, Mäuse sogar Keiler... doch da war es. Dumpf und tief rief die wiederhallende Stimme des großen Vogels durch den Wald und so setzt ich mich in Bewegung um ihrem Ruf zu folgen. Die einzigen Geräusche die von mir ausgingen waren das Quieken der Ratte und das knarzende Leder, in welches ich mich in dieser Nacht gehüllt hatte. Eng anliegend saß es an meinem Körper und ließ keine Zweifel daran das ich ein Weibchen war.. sicher etwas dass den Letharfen gefallen würde und doch würde ich mich hinauswinden, ehe ich in das Axorn trat. An einer großen Eiche angekommen linste ich aus meinem Versteck hervor und tatsächlich, da saß sie. Groß und wahrscheinlich würden Menschen sie sogar als schön bezeichnen. Das herzförmige, helle Gesicht hinterließ einen Schatten, dort wo ihre Augen sich gerade schlossen während die Federn aussahen als wären sie von kleinen Bernsteinen besetzt. Nur die Geräusche drangen immer und immer wieder aus ihrem Körper. Ich nestelte das Netz aus meinem Beutel und ließ die Ratte zu Boden gleiten, wo sie sich direkt einen Fluchtweg auszumachen versuchte. Doch die Eule regte sich unter dem Rascheln, die Augen legten sich bohrend auf ihrem Opfer ab und wie in Zeitlupe spreizte sie ihre Flügel vom Körper ab und sank ruckhaft zu Boden, um dort die Krallen in den Rattenkörper zu schlagen. Die Ratte hörte auf zu zappeln, die Krallen der Eule benetzten sich mit Blut und ebenso schnell wie sie gekommen war, warf ich mein Netz über ihre Spannweite, hüllte die Flügel in ein standhaftes Geflecht aus Spinnenseide. Verbindungen. Widerstand.. nicht jetzt, nicht hier.
    Ich raffte das Netz um ihren Körper zusammen, drückte die riesigen Flügel an ihren Körper und natürlich.. ich fing mir dabei nicht nur einen Biss des spitzen Schnabels ein. Doch besser ein Biss als ein wütender Lethoryx weil ich ohne Tier erschienen war und daraufhin ein wütender Lethrixor, der sich meiner Strafe annahm. Ich ließ die Schleiereule zubeissen bis sie müde wurde, vielleicht gab sie sich auch nur ihrem vermeindlichen Schicksal hin, wer weiß. Doch zuerst würde ich in die Höhle des Lethrixors zurückkehren. Zu zähmen würde ich sie in den Morgenstunden versuchen, wenn sie sich von ihrer unfreiwilligen Gefangennahme beruhigt und erholt hatte.

    In den tiefen des Axorns angekommen ging ich mechanisch meiner Wege. Fast automatisch fand ich den Weg und stieß die Tür auf. Diese Höhle war nicht mehr nur die Höhle Zyd'araks. Dieser Unterschlupf war auch meiner geworden, denn mit mir waren die verschiedensten Kräutergerüche eingezogen, ebenso wie Berge von Büchern und Schriften. Zu guter Letzt hatte mein Kissen hineingefunden, welches seinen Platz stets dicht am Letharfen fand. Als seine Lethra würde ich jederzeit seine Wärme genießen dürfen hatte er gesagt. Und während ich noch immer versuchte die Verbindung zum Lethrixor zu erfassen, schlau zu werden aus meinen inneren Regungen ihm gegenüber.. wollte ich diese neue Regung in Bezug zum Vicarius am liebsten von mir stoßen. Es gab wenige Verbindungen die ich neben der zu Vater jemals dulden und hinnehmen würde. Ob es schlau war diesen Menschen dazuzuzählen?
    Eine weite und gemütliche Robe um meinen Körper geschlungen drängte ich mich an den Letharfen und forderte meinen Platz ein. Wie immer senkte ich meine Nase in seine verfilzten Haaren ab, schloss meine Augen und nahm den Geruch des Kampfes in mich auf. Hier fühlte ich mich sicher, als sei er stets das Schild, welches mich schützte.. und doch konnte er ebenso die Klinge sein, die meiner Hülle eines Tages das Leben nahm.

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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 16 Mai 2018 11:39    Titel:
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    > Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen. <


    An diesem Morgen stieg ich erschöpft aus den Fellen. Die ganze Nacht über hatte ich kein Auge zugetan und den Letharfen an meiner Seite beobachtet. Unruhig und von Schweißperlen überzogen drehte er sich von einer zur anderen Seite und auch wenn ich wusste, dass es nicht der Schmerz war welcher ihm zu schaffen machte, so kannte ich ihn mittlerweile gut genug um zu wissen dass es die Sinnestrübungen waren die ihn unruhig werden ließen. Zwielichtig, vergiftend und totbringend sollten sie sein unsere Lethrixoren. Wenn man sie allerdings um ihre Sinne beraubte, nahm man ihnen das wichtigste.. ihr Werkzeug, ihre Sicherheit. Während ich die am Boden liegenden Bücher zurück in das Regal sortierte überlegte ich, was man mir nehmen musste um mich zu schwächen. Die erste Antwort die mir in den Sinn kam gefiel mir ganz und garnicht also betrachtete ich meine Frage mit der nötigen Distanz und Kälte. Man musste mir Vater nehmen, eine eindeutige Antwort. Ironischerweise würde Er selbst mir somit mein Leben nehmen müssen. Wenn es so einfach wäre. Damit er meiner Hülle das Leben nicht entzog, würde ich ohnehin alles von mir geben müssen. Wahrscheinlich hatte ich schon jetzt viel zuviel. Ein kurzer Blick fiel auf meine Schriftstücke und ich dachte über die morgigen Worte nach, angepasst auf die Menschlinge um bloß nichts falsches zu sagen. Es hing mir schon jetzt zum Hals raus meine eigenen Worte so zu verdrehen dass auch diese Geschöpfe es verstehen würden. Doch wir waren nicht so naiv wie sie, wir horteten keine Sachen nur um sie unser Leben lang anzusehen. Wenn wir etwas opfern wollten, dann würden wir das jederzeit mit allem tun was wir besaßen.

    Ich schob meine Gedanken an den Lethrixor und auch an Vater für den Moment weg.
    Gerade der Letharf betäubte meine Sinne nur viel zu oft... also zog ich einen weiteren Wälzer aus dem Regal und schlug ihn auf. ''Völkerkunde.'' Die Register füllten sich, ebenso wie meine Mitbringsel zu diesen Themen. Dass ich so schnell an das Blut unserer Vettern gelangen würde hatte ich allerdings nicht gedacht. Sie krochen aus ihren Löchern, unvorsichtiger als je zuvor, was zumindest zu unserem Vorteil war denn sie waren ungeschult. Es war also Zeit diese Chance zu ergreifen bevor sie sich an allen anderen ein Beispiel nahmen sich in der hässlichen, viel zu widerlich ''harmonischen'' Stadt zu verschanzen. Ich zeichnete mit meinem Zeigefinger die Themen nach. Rashar, Elfen, Zwerge, Menekaner.. diese elendigen Sandfresser, selbst die dummen Nordriesen hatten in mein Buch gefunden. Stärken, Schwächen, Wesenszüge.. sicherlich ein spannender Unterricht für alle und doch konnte ich noch mehr Informationen gebrauchen. Ich musste darüber nachdenken was noch zu gebrauchen sei, ich musste mir wieder eines dieser Viecher vornehmen - dieses Mal jedoch hatte ich genügend Hass angestaut um ihn schneller an sein Ziel zu bringen. Bis zum Ende des Mondlaufes blieb noch ausreichend Zeit um das Buch gänzlich zu füllen ehe ich mein Wissen mit den Geschwistern teilen würde. Wenn ich es mir recht überlegte, so konnte ich mit dem Blut viel spannendere Sachen anfangen als nur damit zu unterrichten, doch in der Phiole sollte es noch lange erhalten bleiben und mir keine Zeit rauben. Jetzt, wo ich auch meine Studien in Sachen Giftkunde abgeschlossen hatte konnte alles nur um so interessanter werden. Und auch das Register über die Kreaturen in den Höhlen musste ich beginnen...
    Doch zuerst einmal die Messe, für den Moment das wichtigste. Also setzte ich mich in der stillen Höhle an meinen Platz und begann weitere Ideen für meinen Text zu sammeln. Wenn der Lethrixor etwas brauchte würde ich es hier zumindest mitbekommen.

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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 18 Mai 2018 11:19    Titel:
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    > Das Geschaffene erhalten, dafür müssen wir Opfer bringen,
    denn groß können wir nicht sein, ohne Opfer zu bringen und ohne alles hinzugeben. <



    In dieser Nacht hatte ich mir meine Knie am Altar blutig gesessen. Der alles beherrschende Hass hatte von mir Besitz ergriffen, mich meine Waffen zu Boden werfen lassen, auf das ich mich, ohne darüber nachzudenken darauf niederließ. Blut für Vater, Blut für meinen Bruder. Wieso überhaupt? Wieso machte ich mir Gedanken um ihn? Ich wusste dass er nun an keiner dämlichen Tafel saß sondern eins mit unserem Vater geworden war, was am Ende auch mich selbst stärken würde. Was mich wütend.. nein rasend gemacht hatte, waren die Blicke welche ich den ganzen Abend über erhascht hatte. Ekel, Iritation, Zweifel, Unruhe. Wenn sie alle soviel Hass wie wir in sich tragen würden, hätten sie ohne mit der Wimper zu zucken all die Worte einfach hingenommen, den Zorn geschürt und zu Stärke kanalisiert.
    Stattdessen verzogen sie ihre Münder als wäre es plötzlich falsch Ketzer umzubringen wenn sie nicht auf den richtigen Weg fanden? Wenn der Lethyr sagte wir seien verweichlicht.. was waren sie alle dann? An meinen Handschuhen klebte noch immer das Blut meines Bruders. Angestrengt und konzentrationssuchend hatte ich mich am Alatar festgehalten während die Aufmerksamkeit längst von Diesem abgeglitten war. Für wen bei Vater hatte ich diese Worte verfasst? Mir Gedanken darüber gemacht welcher Sinn daraus erschlossen werden soll? Für Vater. Das musste ich mir einmal deutlich ins Gedächtnis rufen. Doch vielleicht auch einen Teil für Valyn'tael, der leblos vor mir auf den Altar gehievt worden war. Den Platz welchen ich selbst vor nicht allzu langer Zeit eingenommen hatte. Und auch wenn die Menschlinge nicht wussten welchen Wert er besessen hatte, so wurde es mir umso klarer als ich während meiner Worte auf seine Hülle starrte. Der Lethrixor vor mir auf dem Steinpult hätte ebenso einen Teil meiner eigenen Hülle mit sich nehmen können, hätte er einen anderen Namen besessen. Wieder kamen mir meine eigenen Gedanken in den Sinn.
    ''Ich fühle mich sicher, als sei Er das ewige Schild das mich schützt. Ebenso wird er eines Tages vielleicht die Klaue sein, die meiner Hülle das Leben nimmt.'' Die Frage war nur, ob er seine Waffe dazu jemals in meinen Körper schlagen musste oder ob es reichte, wenn er Irgendwann an der Stelle Valyn'taels lag.

    Müde ließ ich mich in die Felle fallen und senkte meinen Kopf auf meinem Kissen ab. Der Lethrixor war ein paar Tage auf einem Streifzug, schlimm genug nachdem ich ihm eröffnet hatte er müsse das Bett hüten. Der schwierige Teil jedoch kam erst noch. Ein Pergament hatte ich bereits für die Geschwister verfasst. Bevor ich dieses jedoch für jeden lesbar auslegen würde, musste ich Zyd'arak selbst vom gestrigen Abend erzählen. Ihm sagen dass das Opfer dieser bestimmte Bruder gewesen war, freiwillig gemeldet um das letzte Leben seiner Hülle aufzugeben. Den Dolch selbst in seinen Leib gestoßen, den einzigen richtigen Weg wählend. Ich konnte mir das Gewitter in der Höhle bereits vorstellen.. ausmalen wie er möglicherweile die Kontrolle verlor und ich die Wut in ihm einbüßen musste. Wie passend das ich ohnehin meinen Zorn bewältigen musste, ihn auf einen anderen Punkt in meinem Inneren lenken, damit meine Fassade nicht bröckelte.
    Nicht dass ich meine Notizen zum Gesagten gebraucht hatte.. doch hatte ich sie zusammen mit meiner menschlichen Enttäuschung verbrannt. Zuoft schämte ich mich dafür auch nur einen Keim dieser Spezies in mir zu tragen.



Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 18 Mai 2018 21:47, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 12 Jun 2018 11:10    Titel:
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    >Die Suche nach Sicherheit ist eine Illusion.. <


    Meine Hände zitterten, als ich in der Nacht die dunkle und verdreckte Höhle betrat. Mein Körper war noch immer vom Zorn durchdrungen und hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich gedacht dass er sich einen Weg durch meinen Hals hinauf bahnen würde, damit ich ihn in krampfenden Stößen meines Magens von mir geben konnte. Doch er blieb wo er war, fest verankert in meinem Rachen als säße ein dicker Felsen an seinem Platz. Umso mehr ich zwischen den Leibern der schlafenden Runenlosen zur Ruhe fand, desto mehr zog dieser Fels meine Luft in sich, drohte mich ersticken zu lassen während er mir immer mehr den Hals zuschnürte. Hier konnte ich nicht bleiben.. meine Füße bewegten sich mechanisch und ich ließ mich vor der Höhle der Runenlosen an einem Stalagmiten hinabsinken, bettete mein Gesicht in meinen Händen und versuchte das ungewohnte Gefühl zu kanalisieren. Meine Gedanken kreisten unkontrolliert herum während mir danach war mich zu übergeben. Der potentielle Felsen gluckerte, wabberte in meinem Hals und ließ mich immer wieder nach Luft schnappen welches fast einem Schluchzen gleichkam.
    ''Was bei Vater ist nur los mit mir?'', murmelte ich in meine Hände und atmete einige Male tief ein und aus. Meine Brust schmerzte ziepend und ich wollte nichts außer die Arme um meinen Leib zu schlingen um nicht zu zerfallen. Es drang durch meinen Rücken, zog sich durch meine Eingeweide und ließ mich einfach nur still und zusammengesunken an meinem Platz sitzen bis es abebben würde. ''Es gibt ein Wort welches sich Züchtigung nennt und ein weiteres, welches sich jämmerlich nennt.. und noch eines in Bezug dessen.. nämlich Lethra!'', hallte es durch meinen Schädel und klärte meine Sicht einen Moment lang. Die Stimme ließ mich erschaudern aber auch brachte sie mich dazu mich aufzusetzen, meine Haltung zu straffen und meine Fäuste zu ballen. Sollte das ein Scherz sein?, dachte ich und richtete meinen Blick an die Stalagmitendecke welche bedrohlich auf mich hinabsah. ''Du schläfst heute Nacht bei den Runenlosen!'' Ohne mein Zutun spielte sich die Situation neuerlich in meinem Kopf ab und ich spürte abermals das unsanfte Stechen in mir. Zwar hatte seine Pantherklaue mich nicht einmal berührt, doch kurz hatte ich das Gefühl als würde die Klinge bereits an mir kratzen. Ich schloss die Augen und horchte nach der Empfindung welche sich immer mehr als Ader meiner Menschlichkeit herausstellte - Kummer.

    Das ich nicht lachte. Ich hatte mich verrannt, mich in Sicherheit gewogen und war eines besseren belehrt worden. Ich hatte mich dieser Rune und allem was sie mit sich brachte zu sehr hingegeben und hatte mich angreifbar gemacht. Dumme Lethra.. dämlich, unwissend. Wieder brodelte es in meinem Körper, doch es stieg an und fesselte meine Überlegungen an Ort und Stelle. Ein tiefer Atemzug, ein zweiter.. auch noch ein dritter. Ein Schauer lief über meinen Rücken oder war es doch ein durchgehendes Zittern meines Körpers, ob all dem Aufwand, mit welchem ich dieses menschliche Gefühl aus meinem Leib verbannen wollte? All die Konzentration die ich aufbringen konnte lenkte ich an die Stellen, welche geschmerzt hatten. Es schien als würde meine Magensäure zu wabbern beginnen, denn da war sie wieder.. Wut. Sie fing mich auf, hüllte mich in das bekannte, taube Gefühl meiner Sinne und Empfindungen. Doch stärker noch als zuvor brannte sie sich durch meine Glieder, fokussierte alles was ich fühlte an nur einem Punkt. Gelenkt durch bloßen Willen, wallte der Zorn auf und drang über meine Lippen. Zuerst nur ein Brummen, dann ein ausgeprägtes Knurren aus meiner Kehle. Die Knöchel an meinen Fingern traten weiß hervor während meine Zähne knirschend aufeinander rieben. Ich verlor mich in der wohltuenden Wärme des Schmerzes bis er zu loderndem Hass angeschwollen war und mir die Sicherheit verschaffte, die ich für den kurzen Moment verloren hatte.
    Erst als der Stalagmit hinter mir sich meinem Zittern anschloss und zu knacken begann, sich eine Spitze des Steingebildes ablöste um in Splittern auf meiner Schulter abgedämpft zu werden, kehrte das volle Bewusstsein in meinen Körper zurück. Er wollte dass ich mich von unserer Höhle fernhielt, gut. Ich erhob mich vom Platz meiner Schwäche und straffte die schmerzenden Schultern gewaltsam. Der nächste Griff glitt zu meinem Schild und meinen Waffen.. ich würde keine Sekunde länger hier sitzen und darüber nachdenken - immerhin konnte die Zeit sinnvolleres beinhalten was mich am Ende nur stärker machen würde.



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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2018 13:11    Titel:
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    > Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
    frei schwing ich mich durch alle Räume fort.
    Mein unermeßlich Reich ist der Gedanke,
    und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort. <



    Ich fühlte die vernarbte Haut unter meinen Händen. Sie sah aus als wäre sie rau, die Haut hatte sich zusammengezogen um die alte Wunde zu verschließen. Doch als ich mit dem Finger darüber fuhr war sie absolut weich. Obwohl sich unter meinen Fingern eine Narbe befand, war die Stelle als eigene völlig makellos. Etwas Neues hatte sich gebildet um das Alte hinter sich zu lassen, den Schmerz in stiller Manier in sich zu saugen und verblassen zu lassen. Während der Meister den Lethrixor in absolute Ruhe versetzt hatte besah ich auch die frischen Wunden. Meine Finger strichen weiter über die Haut des Letharfen, bis ich an einer verkrusteten Stelle angekommen war. Das Blut hatte sich unter der schmalen Naht gesammelt und war eins mit dem Faden geworden. Schon oft hatte ich ihn beobachtet, jede seiner Bewegungen des Nachts studiert um schlauer aus diesem Wesen zu werden. So hatte ich diese Stelle noch vor Augen - völlig unversehrt. Die Worte des Meisters drangen nur noch zersetzt an meine Ohren, schlängelten sich in den Hörkanal und verflüchtigten sich in meinem Kopf. In meinen Gedanken kreisten bereits andere Worte, Sinne die ich weit über unser aller Köpfe hinweg sandte. Ich spürte die Wärme meines Körpers in meinen Fingern und meiner Handfläche aufglühen, versuchte sie gedanklich weiter in den Körper des Lethrixors zu steuern, die Wärme mit all meinen Gedanken um die Naht und das Blut zu legen, um die Haut neu verschmelzen zu lassen. Allein der Meister würde dabei meine Gedanken verfolgen können, denn außer dem Erwärmen meiner Hände würde für niemanden der Anwesenden etwas zu vernehmen sein. Als die Situation am Nebelwald durch meinen Kopf lief, keimte der verlangte Hass in meinem Körper auf. Die Wut, die meine Hände zum zittern brachte wenn ich an die Verletzung dachte, die mein Männchen sich zugezogen hatte, die Bleichgesichter der Vettern in denen sich der Hochmut spiegelte der sie eines Tages sicher zu Fall bringen würde. Ich ignorierte die aufwallende, innere Flamme in meinen Fingern, spürte wie sie sich weiter ansammelte und die Haut unter meinen Händen glatter werden ließ und Stück für Stück verschloss. Vater teilte meinen Zorn, das hatte und würde er immer. Es war die unerschütterlichste Verbindung zu ihm. Die Stärke die ich an ihn gab und gleichsam von ihm erhielt.
    Ich blinzelte mich aus der Abgeschiedenheit meiner Konzentration und hob meine Hand benommen vom Bein des Letharfen ab, welcher noch immer in einen tiefen Schlaf gesunken war. Wie in einem Tunnel drangen die Silben des Meisters verzögert an mein Ohr, waren zuerst nur ein taubes Flüstern bevor sich die Stimme langsam festigte und wieder deutlich zu hören war.
    ''Übe dich nur weiter an deinem Männchen, er wird noch lernen wie nützlich du für ihn als Werkzeug sein kannst, wenn es darauf ankommt und sein Leben von deinem Können und deiner Routine abhängt.'' Etwas wackelig erhob ich mich aus der Hocke und besah den besagten Letharfen auf der Liege ehe ich die Stimme zur Erwiderung in die Höhle hob. ''Das denke ich zwar nicht Meister.. aber nützlich werde ich sein - für Vater.'' Die nachdenklichen Worte waren schneller aus meinem Mund gedrungen als mir lieb war, schon garnicht gefiel mir solche Gedanken gegenüber dem Meister auzusprechen wo sie besser in meiner Kehle versiegt wären. ''Er ist nunmal ein Lethrixor. Sie sind meist durch ihre Ausbildung nicht sonderlich umgaenglich. Sie haben ein stures Weltbild und sind verbissen in ihrem Tun und ihrem Verhalten.'' Dieses Mal erlaubte ich mir nicht, auch nur über eine Antwort zu diesen Worten nachzudenken. All meine Überlegungen dazu blieben fest in meinem Kopf verschlossen, dort wo niemand sie finden und erreichen würde. Auch wenn der Meister auf meine menschlichen Empfindungen eingehen wollte, so hatte ich trotzdem nichts zu sagen was für andere Ohren als die des Lethrixors selbst bestimmt war. Sie alle sahen nur das Bild welches nach Außen hin vermittelt wurde und das war auch gut so. Ich hingegen kannte die andere Seite der Münze, die für niemanden sonst zu erblicken war.

    Stunden später führten meine Schritte abermals in die Heilerhöhle. Anders als noch zuvor war er hellwach und fummelte unruhig an seinem Bein herum. Fast hätte man in ihm ein quängelndes Junges erkennen können.
    ''Ich will wieder laufen! Das Bein ist nichts wert wenn ich es nicht nutzen kann!'' Sowie er über mich gesagt hatte ich schule ihn im Umgang mit seinen körperlichen Bedürfnissen, so war er der Hebel der meine Wut in Gang setzte. Ich kniff die Finger zur Faust zusammen und stieß zwischen den Zähnen meine Antwort hervor: ''Dann wollen wir mal dafür sorgen dass dein Bein nicht ebenso unnütz ist wie die Lethrae in diesem Axorn..'' Sein Kopf drehte sich mechanisch in meine Richtung und die roten Iriden schienen mich für den Moment zu durchboren. ''Es ist interessant wie leicht dich jene Wortlaute reizen. Auch wenn du Schmerz vielleicht kontrollieren magst, ist es die Demut nicht, welche du zu kanalisieren vermagst. Vielleicht verstehst du bald, warum ich solche Dinge sage. Du bist eine Junglethoryxae. Keiner kann dir diese von Vater gegebene Ehre abreden, außer Vater selbst.'', erklang seine Stimme ruhiger als erwartet und er bettete seinen Rücken wieder auf der Liege um auch die Augen zu schließen. Ich versuchte meinen Atem zu konzentrieren und mich wieder auf sein Bein zu fokussieren. Ich verlor das Empfinden der Zeit um mich herum, vielleicht saß ich Stunden oder auch nur einige Augenblick auf den Knien neben ihm und hatte meine Hand wie zuvor auf der Wunde abgelegt. Die Vorarbeit schien sich langsam bezahlt zu machen, die Gedanken an Vater wurden scheinbar stumm beantwortet denn die Wunde verschloss sich weiter und weiter, bis nur eine schmale und helle Linie an der Schnittstelle zurückblieb. ''Versuch es einmal zu strecken.'', kam es mehr als Flüstern aus meinem Mund während ich langsam nach einer Stütze tastete um mich aufzurichten.
    Tatsächlich sollte sich die 'Behandlung' am Ende als erfolgreich herausstellen aber der Meister hatte Recht gehabt, wenn ich mich auf die Dinge konzentrierte die mich wütend werden ließen, konnte ich die freigesetzten Fähigkeiten Vaters besser für mich nutzen. Die ersten Schritte Zyd'araks sahen etwas unbeholfen aus, doch umso länger er sich damit auseinandersetzte, umso einsehbarer wurden auch die alten Gewohnheiten.
    ''Du darfst wieder in unserer Höhle nächtigen. Und das wirst du auch.'', erklang es bestimmt während er sich umwandte und mir wortlos seinen Rücken zudrehte, an dem die Gurte seiner Rüste offen in meine Richtung zeigten. Ohne darüber nachzudenken ging ich auf ihn zu und band die Gurte in die Schnallen, befestigte die Armschützer und zog die Riemen stramm. Erst als auch sein Schild an Ort und Stelle gefunden hatte strich ich mit den Fingern über das verfluchte Mithrill. ''So wird es sein..'', kam meine Antwort dicht an seinem Ohr ehe ich mich dem Höhlenausgang zudrehte und hinaus schritt.




Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 20 Jun 2018 13:26, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 27 Jun 2018 10:07    Titel:
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    > Schlaf, der des Grams verworr'n Gespinst entwirrt. <


    Dunkel umgaben mich die Schemen der Nacht. Und obwohl ich die Schwärze um mich herum erahnen konnte fühlte ich mich blind. Meine Haut fühlte sich taub an und hinterließ ein surrendes Gefühl unter meinen Fingern. Und doch war mein Empfinden absolute Ruhe, fast hatte es etwas friedvolles und entspannendes. Ich konnte etwas weiches spüren, begleitet von einem tiefen Schnurren und Vibrieren. Dieses Geräusch erkannte ich sofort, ich war mir sicher. Völlig blind tastete ich an meinem Körper entlang, der zur Ruhe gebettet in die Felle gefunden hatte. Der Unterschied der verschiedenen Felle und Stoffe war kaum zu erfühlen, doch meine Blindheit machte auch meine Sinne schärfer und so trafen die Fingerkuppen nach einem Augenblick auf den samtigen Pelz eines lebenden Wesens. Wärme. In meinen Fingern begann es zu kribbeln, fast als würden kleine Blitze durch die Nerven gesandt um sich in den Handknochen zu verfestigen. Ich tastete nach dem sich hebenden und senkenden, atmenden Leib und begann mit den Fingernägeln durch das Fell zu fahren während das Tier immer näher kam, es sich scheinbar neben mir bequem machte oder auch einfach nur zur eigenen Ruhe fand. Der Schwung des Tierkörpers brachte einen leichten Ruck in meinen Leib als er sich nah neben mir auf dem Fell niederlegte und eine der Pranken auf meinem Oberschenkel ablegte. Schmerz. Ja, ich wusste um die Stelle an der die Krallen sich langsam in meine Haut absenkten, nur dass es bei der ersten Begegnung die langen Fangzähne gewesen waren, die mich auf Lebzeiten gezeichnet hatten. Der große Kopf hatte sich in eigenartiger Form an meine Seite gelehnt, die Schnurrhaare dabei samt Schnauze an meine Haut gepresst. Schutz.. es hatte einen stummen und beschützenden Eindruck auf mich, etwas das ich zwar kannte, jedoch nicht wirklich oft zu Gesicht bekam. Vorsichtig hob ich meine linke Hand an um sie auf dem Kopf zu platzieren, und je länger ich das Tier ertastete, desto sicherer wurde ich mir dem Gedanken den ich zuvor gehabt hatte. Das furchteinflößende Gesicht gehörte einem Panther. Ich blinzelte angestrengt durch die Dunkelheit doch sie schien sich auszuweiten, an Dichte zuzunehmen und sich nochmals abzudunkeln. Das Schnurren das ich stetig wahrnahm breitete sich zu einem leisen Knurren aus, welches mir ein Zucken durch die spitzen Ohren schickte. Alles in mir fixierte sich auf das Wesen neben mir, als könnte es für den Moment nichts anderes geben - Vater. Der Kopf des Panthers sank weiter auf mir ab und je ruhiger Er wurde, umso ruhiger wurde auch ich. Die Stille schrie förmlich in meine Richtung und ließ mich den Grund für die Dunkelheit erschließen. Durch die verlorene Sehkraft konnte ich mich voll und ganz auf die Empfindungen und die Verbindung zu Ihm konzentrieren. Ich sah das samtene, nachtschwarze Fell und konnte das ebenso dunkle, undurchdringbare Augenpaar ergründen, das ich nur in meinem Kopf sah. Verbindung. Vertrauen. Aufmerksamkeit. Hatte ich soetwas je erfahren, es ansatzweise besessen? Als würde ich mir die Frage selbst beantworten schüttelte ich den Kopf zu mir selbst. Was des Nachts geschah würde mich des Tages niemals erreichen. Ich war ein Kind Vaters, scheinbar dazu bestimmt absolut kalt und abweisend zu sein, als würde sich Wasser über eine Wachsschicht ergießen und in kleinen Tropfen davon abperlen. Die spitzen Ohren und die dunkle Haut zeichneten mich als Lethra aus, so offensichtlich für alle, dass ich diesem Abbild mit allem was ich hatte nachkommen musste. Nähe gab und würde es jeher nur von meinem Erschaffer geben, mit dem steten Ziel, eines Tages alles meiner Selbst an ihn zu übergeben und das vorhandene Band für ewig zu verschmelzen.
    Ich genoss den Augenblick des Traumes weiter und schob meine Gedanken zu möglichen Sehnsüchten weit von mir. Es würde mir rein garnichts nützen weiter auf etwas zu hoffen dass es nie geben würde und schon garnicht von einem Wesen aus Fleisch und Blut. Und so fuhr ich in meditativer Starre weiter durch das Fell meines nächtlichen Besuchers, konnte den Widerhall seines Herzschlages in meinem Blut erahnen und schloss die Augen, durch die ich sowieso nichts visuelles erfassen konnte.


    Erst in den Morgenstunden sollte ich meine Augen wieder öffnen und die Umrisse der umliegenden Gegenstände deutlicher erfassen können. Nur den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich mir wieder blind zu sein, vom stetigen Gefühl der Nacht durchdrungen. Doch ich sollte die Mauer mit der ich damals ins Axorn gekommen war zu greifen bekommen, und so zog ich sie über all die menschlich anmutenden Empfindungen empor. Schloss sie tief unter dem Gefühl meines Hasses ein und versuchte mir die letzte Schmerzempfindung ins Gedächtnis zu rufen. Ohne darauf zu achten ob der Leib des Lethrixors noch neben mir gebettet lag, verließ ich die Felle und stieg auf nackten Sohlen die Treppe hinauf. Nur eine weite Robe über die dunkle Haut gestriffen, griff ich meinen Dolch vom Altar und verließ diese Höhle. Den Weg hätte ich auch ohne mein Augenlicht gefunden, doch benommen von meinem Traum war ich froh um etwas mehr Orientierung. Die Höhle die ich ansteuerte war nicht mehr und nicht weniger Heim als die des Letharfen, doch hier hatte ich all meine Übungen durchgeführt. Der Holztisch welcher nahe des Wassers stand wies noch alte Blutreste meiner Hände auf, Blut mit dem er sogleich wieder in Berührung kommen würde, ebenso wie meine Handknochen auf den Dolch treffen würden. Es war Zeit die inneren Bindungen gedanklich zu durchtrennen und mich nur auf Vater zu besinnen. Hoffnung war etwas für meine hässlichen Vettern, nichts dem ich mich hingeben wollte.





Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 27 Jun 2018 11:52, insgesamt 2-mal bearbeitet
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