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Wer ist wer – und wer bin ich?
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2018 13:22    Titel:
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Dilemma

Ich schlug die Augen auf, kaum dass sie das Schlafzimmer verlassen hatte, blieb aber liegen und lauschte auf die sich entfernenden Schritte, die die Treppe hinauf nahmen. Meine Hand hatte sich ganz von selbst auf die noch warme Stelle im Bett geschoben, als sie sich noch anzog. Mit dem Verlassen des Bettes hatte sie mich bereits geweckt, ich mich nur weiterhin schlafend gestellt, um zu sehen, ob sie mich weckte. Sie tat es nicht. Sie ging.

Etwa eine halbe Stunde nach ihr verließ ich selbst das Haus. Meine Knie schmerzten furchtbar bei jeder Treppenstufe, egal ob hinauf oder hinunter. Der Alkohol war noch immer spürbar, so dass ich irgendwo aus den Tiefen meiner Tasche ein Pülverchen herausholte und es in mich rein kippte, noch auf der Schwelle der Haustüre. Es schmeckte scheußlich bitter und im ersten Moment hatte ich den Drang einfach auf den Pflasterstein vor mir zu kotzen. Für einen flüchtigen Augenblick machte der Würgereiz den ganzen Scheiß vergessen, aber das hielt nicht allzu lange an.
Ich lehnte mich an die Haustüre hinter mir und sah zum Tor hinüber. Bestimmt war sie dort hinaus. Das war halt ihr Weg. Nachgehen oder nicht? Nein. Nein, lieber nicht.

Ich stieß mich von der Türe ab und schlurfte das kurze Stück nach Hause. Mir war kalt, elend vom Restalkohol und dem Pülverchen, und noch viel elender von dem Gespräch vorm Schlafen gehen. So fühlte sich also ein hundsmiserables schlechtes Gewissen an. Auf die Erfahrung hätte ich gerne verzichtet. „Selbst eingebrockt, Fiete, ganz selbst eingebrockt,“ schimpfte ich leise mit mir selbst, als ich mir zuhause angekommen in der Küche einen Tee aufsetzte. Kamille mit Fenchel. Mir war so ungemein übel, und ich war mir nicht mal sicher, ob das wirklich von Alkohol und Pülverchen herrührte. Aber immerhin merkte ich inzwischen, dass das böse A nachließ und das Pülverchen seine Wirkung tat.
Als das Wasser aufgekocht war, kippte ich einen Löffel voller Kräuter hinein und sah ihnen gedankenverloren beim Treiben zu.

    Das Gewissen

    Ich war deine leise warnende Stimme, tief im Innern. Du hast mich einfach überhört, hast gemeint, sie wird das nehmen, wie bei all den anderen Gesprächen zuvor und lediglich nicken, lächeln, es danach beiseiteschieben. Hast du es gesehen, wie sie reagiert hat? Und ich habe es dir vorher zugeflüstert, aber du wollest nicht hören. Und jetzt? Was willst du machen? Dass es ungeschehen gemacht werden kann, geht nicht, das weißt du. Also was willst du tun? War das gestern nicht genug Ärger im Allgemeinen? Schau dir mal deine Knie an. Schau dir an, was es in dir ausgelöst hat! Quälst dich gern in einem Rutsch selbst, ne? Dann ist’s rum, ne? Das hier wird nicht so schnell rumgehen. Das kannst‘ vergessen, Fiete. Weil du nicht auf mich gehört hast! Weil du mich immer gerne überhörst!
    Sie ist auch nicht dein einziges zu lösendes Problem, wenn auch das Wichtigere! Aber du wirst’s auch der erzählen müssen, oder nicht?

    ‘Pitsch.‘

Hoffnungsloser Kampf

“Schnauze!“ Ich drückte die Hände an meine Schläfen und kniff die Augen zu, spürte den Boden unter meinem Körper. Ich musste gestürzt sein, hatte es selbst aber gar nicht mitbekommen. So viel zur Theorie, ich verlöre die Kontrolle nicht über mich, wenn sie hochsprudelten wie die buchstäbliche junge, kraftvolle Quelle eines Bachs. Bestimmt hatte ich die Magistra mit meinem Ausruf geweckt, so eine Scheiße. Für einen Moment fühlte ich mich wie ein kleiner grüner Junge, wie ein Kind, mir war nach flennen zumute, ertrinken im Selbstmitleid. Im nächsten Augenblick hätte ich am liebsten meinen Dolch geschliffen und wollte losgehen, jemanden umbringen. Die Demütigung am vergangenen Abend hatte Askan nicht vergessen und gärte in ihm, in mir, und warf schweflige Blasen.

Nur mühsam kam ich wieder auf die Beine, verdammte Knie, verdammtes Weibsbild. Ich griff nach dem fertigen Tee, seihte nur noch rasch die Kräuter darin ab, und sah zu, dass ich vor den warmen Kamin kam. Tatsächlich fürchtete ich, dass ich mich sonst wieder lang legte. Ich spürte schon, wie die Kontrolle sich erneut zu verpissen drohte.

    Mordgelüste

    Setz der Schlange ein Ende. Ach, was sag ich! Beiden! Verdammte Kuttenträger! Ich hab dir gesagt, die taugen für nichts außer dem Sarg! Egal, wo du ihnen begegnest! Die werden dich immer gängeln und fertig machen. Du bist so ein verdammter, jämmerlicher, kleiner Wurm. Nichts bekommst du mal anständig hin.
    Hättest dich mal an die Regeln gehalten! Dann müsstest du dir jetzt nicht Rabans Gejanke anhören! Bring sie einfach alle um die Ecke, dann ist Ruhe! Alle vier!

    ‘Plitsch.‘

Sanfte Umarmung

Leise. Still. Komm her. Gib nicht auf. Ja, halt dich ruhig fest. Weine. So ist gut. Ich weiß, du schaffst das. Hast ein gutes Herz. Kleine schwarze Flecken hat jeder auf der Seele. Mach‘ dir nicht zu viel daraus. Alles wird wieder gut. Ich bin ja bei dir. Immer. Du wirst niemals allein sein. Auch nicht, wenn sie geht.

    Vewirrung

    “Ma? Sie darf nicht geh’n, hörst du?“ Ein Flüstern nur, dann schlief ich vor dem Kamin ein, erschöpft, ohne noch wirklich zu wissen, wo ich mich befand, unruhig, aufgelöst, durcheinander und von den vielen Stimmen ganz wirr.


Zuletzt bearbeitet von Askan Fiete Sturmlicht am 13 Feb 2018 13:28, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2018 17:16    Titel:
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Hoffnung

Hoffnung. Hoffnung. Hoffnung!
Hoffnung war Gift für die Seele und fürs Herz, Gift für alles, was einem wichtig war. Zu keiner Zeit war mir danach gewesen Hoffnung zu schüren. Wollt nur ein wenig Frieden und nette Zeit schenken. Was beim Dunkel, Hölle und Verdammnis war daran falsch? Was daran falsch zu verstehen?! Beim Rost am Dolch des Verräters! Was dachte die sich? Was hatte ich mir dabei gedacht?

Ach am Ende war ich’s eh gewesen. Wie immer. Wer auch sonst?


    Unbändiger Zorn, tief schwelender Hass

    Erstaunlicherweise blieb ich ganz bei mir. Keiner der anderen tauchte auf, holte mich da heraus, drängte sich vor und übernahm das Ruder. Es gab nicht einmal einen Moment, wo ich auch nur annähernd spürte, wie sich Askan einzumengen versuchte, oder Rabban, oder Ma, oder, oder, oder.
    Alles, was ich spürte war Zorn und Hass, und ich wusste nicht einmal zu sagen, gegen wen sich das gerade richtete. Gegen mich selbst? Naheliegend, gegen Rot, oder anderes Rot, oder gegen Schwarz?

    Anstatt den eigenen Mordgedanken zu folgen, würde bestimmt wieder Hoffnung wecken, wenn, war ich heimgegangen und hatte mich ins Zimmer eingesperrt. Ich saß vor meinem Tisch, den Dolch in der Hand und spielte mehrere Szenarien durch. Allesamt endeten ziemlich blutig, oder auch ziemlich tot, manche auch ziemlich elendig verreckend.
    Irgendwann verging das brennende Gefühl in der Brust und hinterließ eine Leere, die ich lange nicht mehr gespürt hatte.

    „Das hast du verkackt. Aus und vorbei, Fiete.“ Still und heimlich stellte sich die Erkenntnis ein, dass irgendwas in mir zerbrochen war.
    Kehre zu den Regeln zurück. mahnte eine leise Stimme, die ich just nicht zuzuordnen vermochte. Die Regeln. Hoffnung, getötet. Leere. Ja, vielleicht sollte ich das tun. Zu den Regeln zurückkehren. Hätte ich ihnen nicht den Rücken gekehrt, wäre alles so viel einfacher. Dann gäbe es all den Ärger nicht. Ich ließ den Dolch auf den Tisch fallen, und nahm das kleine Fläschchen Gift in die Hand, das vor mir stand. Ich schüttelte die Flasche und sah dem kleinen Strudel im Inneren zu, bis dieser verging. Alle die ablenkenden Gedanken schob ich beiseite und begann mit meiner selbst auferlegten Arbeit. Es war rum, nicht mehr zu retten, und mir fehlte der Elan noch irgendwas retten zu wollen, mich noch annähernd damit zu befassen. Drauf geschissen. Schön war’s. Vorbei war’s. Schützende Leere. Dann tat es wenigstens nicht so weh.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2018 11:12    Titel:
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Mitleid

Allein sein war der Dämon. Immer, wenn ich gerade einige Stunden für mich alleine hatte, fing ich an im Kreis zu laufen, oder irgendwohin zu laufen, Hauptsache laufen. Dabei war ich schwer bemüht nebenbei auch einen Bogen zu laufen, um ein gewisses Haus. Manchmal geriet der Bogen etwas kleiner, die Finger zuckten, und ich begann schneller zu laufen. Was eine Hühnerkacke!
Da kam’s dann wieder hoch. Sie tat mir leid, ich fühlte mich schuldig dran, und bei Licht besehen, war ich’s ja auch.
„Halte Abstand“, hallte es mir dann in den Ohren, mahnenden Tons, nebst der Klarheit darüber, was geschähe, wenn nicht. Klarheit über vielerlei Dinge, die dann geschähen. Es machte mich verrückt, ja, verrückt! Wahnsinnig! Und es gefiel mir alles überhaupt nicht. Wieso musste alles so schwierig sein?

    Ungläubigkeit

    Da sagte sie zu mir, sie könne das nicht. Beängstigend. Ich konnte das auch nicht so ganz glauben. Vielleicht wollte ich es auch nicht. Im ersten Moment dachte ich, es schlösse sich eine Türe. Im Zweiten machte irgendwas in mir einen Satz. Im dritten Moment wusste ich mal gar nicht, was ich sagen sollte, also glotzte ich sie, glaube ich, nur reichlich dümmlich an. Sollte auch nicht das einzige Mal an dem Tag bleiben. Irgendwie war das so einer dieser Tage, wo es mir mal mehrfach die Sprache verschlug. Bekam gar nicht mehr zusammen, wieso nochmal gleich. Wusste nur noch, dass es sich gut anfühlte.

    Gleichzeitig stellte ich fest, dass das weniger gute Thema mich noch eine Weile begleiten würde. Ein Grund war die Anglerin. Ein anderer das Thema an sich. Und dann fragte ich mich, ob sowas erzählt werden sollte, wenn dann Besuch kam von der Begleitung. Irgendwie sträubte es sich mir innerlich dagegen. Ging doch keine Sau was an!
    Tja, aber dafür, dass es keine Sau was anging, mischte sich ein rosa Schweinchen ganz schön ein und benahm sich, als wäre es kurz vor der Schlachtung und eigentlich das Opfer. Naja, Opfer. Also im übertragenen Sinn. Beim Schweinchen war ich mir aber nicht so sicher!

Lange Nächte

Bei allen Göttern, Seraphen, Fabelwesen und Höllenkreaturen, hatte ich einen Muskelkater! Mir tat alles weh! Ich konnt‘ noch immer nicht still sitzen, aber laufen war auch ’ne Qual. Bei jedem verdammten Schritt hör ich mich ächzen. Als wär ich ‘nen alter Sack!
Egal, das war’s wert gewesen. Aber sowas von! Und solang das klappte, dem tollen Thema zum Trotz, war’s noch nicht hoffnungslos. Da war es das Wort. Hoffnung. Und zack! Schon kommt’s Grummeln wieder hoch. Irgendwie war’s so’n Ding mit der Hoffnung. Kannst nicht ohne sie, aber mit ihr geht’s auch nicht. Kommt bekannt vor? Ja, komisch…

Versteh übrigens überhaupt nicht, wieso die da alle nicht drüber reden wollen, über das andere Thema. Peinlich, wurde da gesagt, wäre es. Pff. Natürlichste der Welt. Stellen sich wieder alle was an. Ist fast wie am Anfang, als ich ankam. Wo sie alle so taten, als wären sie alle ganz brave Mädchen, die von Sauereien keine Ahnung hätten und ganz pikiert taten, wenn man’s offen ansprach.
Völlig unnötige Aufregung ums Ganze. So sieht’s aus.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 25 Feb 2018 17:41    Titel:
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Ein Hund und seine Regeln

Was machte einen guten Verlierer aus? Die Einsicht und der Versuch das Beste draus zu machen? Vielleicht auch, es still zu schlucken und irgendwie weiter zu machen? Sich zu fügen und damit irgendwie umgehen?

Hab verloren. Etwas Wichtiges. Ich weiß, es war wichtig. Nein, nicht etwas. Mehr als nur eins, mehr als nur etwas. Viel mehr. Vertrauen, Freiheit, Jemanden und mich selbst. Ich bin ein Hund an einer Kette.

Das war es. Unverzeihlich. Verrat war und ist immer unverzeihlich. Gab Leute, die starben für verübten Verrat. Ich spüre, wie Askan sich wieder vordrängen möchte, wie er die Hand nach dem Gift ausstrecken will, nach dem Dolch, nach allem, was ein Ende bereitet. Er ist mehr als bereit dazu. Mir würde es Türen schließen. Wäre dem nicht so, ich ließe ihm freie Hand. Ich werde auf ihrem Grab den schönsten Tanz tanzen. Tanzen, tanzen, tanzen.
Es ist lange her, dass ich das Brennen in der Brust gefühlt habe. Sehr lange. Das letzte Mal starb mein Onkel. Unverzeihlich.

Natürlich. Es ist wie immer. Schuld und Schande trage allein ich. Niemand sonst. Der Hund ist es gewohnt dafür herzuhalten und nichts anderes bin ich. Ein Hund. Ein Hund an Ketten gelegt, mit einem Stachelhalsband, damit er wenigstens noch ein wenig bissig bleibt, aber auch gemaßregelt werden kann, wenn er es übertreibt.
Ein räudiger Hund. Geprügelt und unterworfen, mit eingeklemmten Schwanz, zusammengerollt in einer Ecke liegend. Ein Kettenhund.

So viele um einen herum, und trotzdem allein, einsam. Was bleibt ist die Flucht in die Regeln. Regeln, die ein toter Mann aufgestellt hatte. Regeln, die, wie ich anerkennen muss, Sinn haben und wahr sind. Regeln, die ich nie hätte aus den Augen verlieren sollen. Regeln. Ich frage mich, ob ich mich richtig entschieden habe. Ob es das wert ist, ob ich das will, ob es mich wirklich rettet.
Vielleicht sind es auch restlos alle Regeln, die mich retten. Sie haben mich bis hierher gebracht. Haben mich immer am Leben gehalten, frei, zügellos und mich sein lassen, wie ich bin.
Jetzt bin ich ein Hund. Ich habe Regeln gebrochen, sie abgetan, als Unsinn deklariert. Das rächt sich nun. Es ist wie die Rache eines toten Mannes. Ich spüre das Brennen wieder in meiner Brust, fühl mich schwach und verloren. Die Umarmung brachte nicht die ersehnte Wärme. Wir hatten uns am Ende nicht mal mehr etwas zu sagen, so wirklich. Oder nur ich nicht?
Wo hab ich sie verloren? Wo mich?
Ich verstehe das alles noch immer nicht. War immer ehrlich und stelle fest, wurde im Gegenzug dafür logen. Aber ich bin Schuld, es ist meine Schande. Ich bin falsch, kaputt, nicht richtig. Also zurück zu den Regeln. Sie schützen mich. Schützen andere. Vor mir. Ich bin nicht gut. Für niemanden, nicht einmal für mich selbst.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 03 Apr 2018 14:10    Titel:
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Vom heimischen Nestbau

So ist das mit den Vögelchen. Sie fangen nun an sich ihre kleinen Nester zu bauen, die kleinen Eierchen zu legen, Küken auszubrüten, sie zu füttern und zu nähren, bis sie flügge werden. Ich hatte nun auch ein kleines Vögelchen. Das will ein bisschen umsorgt sein, gut aufgehoben und vor allem gut unterwiesen werden. Ich war doch sehr überrascht gewesen, als es vor mir stand und hatte erst gedacht, diese alte Hexe hätte es auf mich gehetzt. Hoffe noch immer, dass ich mich da nicht täusch‘ und es mir wohlgesonnen ist und mich nicht verpfeift, aber bislang wart es den Anschein.
Macht aber nix, wenn doch, hab ja mehrere Unterschlüpfe. Muss nur vorsichtig sein und gucken, dass es die andern nicht grad raus kriegt.

Klug ist es, das Vögelchen. Gewitzt und pfiffig ist es. Begreift schnell und ist neugierig. Und es hat ‘ne Gabe. Ein Segen und Fluch, sagt es selbst. Recht hat es, verflucht nochmal!

    Von der Kraft

    Schon wieder gestritten. Karten lügen eben nie, allen Zweiflern zum Trotz. Grauenhaft. Nix war so wahr wie die Karten und was sie zu erzählen hatten. Verflucht.
    Ich war des Streitens so müde. Es machte mich wütend, es wurmte mich, es erschöpfte mich. Uns. Wie auch immer. Jetzt schien wieder alles gut, aber ich wusste, an sich war es nicht geklärt, ich wusste, es würde wieder und wieder und wieder und wieder hochkommen. Ganz so wie die Scheiße sich im Plumpsklo stapelte, bis es geleert werden musste, damit es einem nicht wieder am Arsch klebte. Stank bis zum Himmel, das Ganze.

    Es zwang mich vor allem dazu die Klappe zu halten, denn ich wusste, darüber zu reden, würde es wieder aufkochen, wieder überschwappen lassen, wieder zu Streit führen, wieder Ärger bringen, wieder Frust, wieder Tränen. Manchmal, wenn ich Zeit für mich hatte und alleine war, fragte ich mich, ob wir uns gut taten. Ich wünschte es mir so sehr, hatte aber das Gefühl, dass sie mehr unter mir litt, als dass ich gut für sie war.
    Für mich war sie es, bestimmt. Der Wahnsinn war so schön leise geworden, ganz ganz leise, nur ein Murmeln, ein Flüstern, wie ein leises Plätschern unter der Wasseroberfläche, so angenehm leise. Ich musste mir eingestehen, ich hatte Angst vor dem Tag, an dem sie für sich beschloss, dass es genug war. Oder ich beschloss, dass es genug war, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, sie so zu sehen.

    Jetzt war es erstmal wieder gut. Ich hoffte, es würde es auch bleiben. Hab mich dabei erwischt sogar gebetet zu haben, als wenn das helfen täte. Gebe nicht auf. Kommt gar nicht in Frage.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 04 Apr 2018 09:29    Titel:
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Überraschung und auch keine

Solang ich fröhlich bin, ist sie es auch. Keine Überraschung. Das hatte ich früher schon beobachtet. Und solang ich fröhlich bleibe, ist auch alles gut. Aber irgendwie ist der Glaube daran verloren gegangen, dass es mehr ist als Oberflächlichkeit. Hinterlässt ein hässliches Gefühl, das ich zu verstecken versuche, denn solang ich gut gelaunt bin, ist alles gut.

Fiete, das nimmt unschöne Züge an. Du bist wirklich nicht gut für sie.

    Ich werde da sein, sobald ich kann,
    aber ich bin damit beschäftigt
    die zerbrochenen Stücke meines Lebens
    zu flicken, welches ich vorher hatte.

    (Muse, Unintended)

Was bleibt, ist der Versuch es doch irgendwie hinzubekommen, denn so wirklich aufgeben möchte ich nicht. Und gestern stand sie da, in der neuen Bleibe und schlug mir vor ein Zimmer für mich einzurichten. Krieg bis heute noch nicht überein, was ich da alles gefühlt hatte. Da hatte sie mich doch ganz kalt erwischt, überrascht, und es mich so ein bisschen überrollt, so dass ich gar keine große Regung zeigen konnte dazu. Ja gut, da war auch das Bier dran Schuld, und dass ich so müde war. Aber eben nicht nur. Götter, wie könnt‘ ich das Mädel denn nich‘ lieben? (Auch wenn sie echt komische Sachen lecker fand, wie Hörner, ekliges Essen und so.)
Und es tut mir im Herzchen weh, wenn sie leidet wegen mir. Keine Ahnung, wie ich das alles wieder gut machen soll, wie besser.


    Verkannte Gefahr

    Kleiner Bruder, der du bist, hast du ganz verkannt, wem du gegenübersitzt, und dabei hast du dich noch gewundert, wie eine Stimmung so schnell wechseln kann, wie aus Fröhlichkeit bitter böser Ernst wurde, danach wieder die Albernheiten durchschlugen, als wäre nichts gewesen. Hast nicht aufgepasst, hast keine Angst gezeigt. Keine Angst heißt, du hast die Gefahr übersehen, oder sie verkannt, hältst die Gefahr für kleiner, als sie ist. Willst lernen, was verbotenes Wissen ist. Ich wette, ich weiß warum. An mir liegt‘s nicht. Was versprichst du dir davon? Mehr Abenteuer? Spannung? Ist dir dein Leben so wenig wert und so langweilig?
    Etwas Persönliches von dir in meinen Händen, damit dein Leben. Wirklich? So einfach? Leichtsinnig.
    Verstehst so wenig, kleiner Bruder. Ist’s Naivität oder was ist es, was dich reizt? Denk gut nach, bevor du wählst. Sehr gut. Ist kein Zuckerschlecken, der Weg, den du vor Augen hast.

    Und du, kleiner Mann, du musst dich noch einer kleinen Göre rückversichern. Schau zu, dass du etwas in der Hand hast, bevor sie dich über’s Ohr haut. Nicht so leichtgläubig sein. Sonst muss ich mich darum kümmern, und du weißt wie das endet. Mit Blut, so rot, so rot!
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 12 Jul 2018 18:17    Titel:
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Alleingang

Vielleicht kennt das jemand. Manchmal ist die Zeit da, wo viel Nähe zu viel des Guten ist. Wenn jemand, so wie ich, sein ganzes Leben lang auf sich allein gestellt war, nie eine Beziehung zu jemand anderem gepflegt hatte, sich stets nur auf sich selbst verlassen musste, das Wort Familie eben nur ein Wort war, hatte er so seine Gewohnheiten angenommen. Die ließen sich auch nur schwer ablegen.
Ich genoss die Zeit mit meiner Spina, auch die mit dem Briske, oder die mit der kleinen Drabarni, aber ich merkte auch zunehmend, wie die Luft mir wieder etwas eng wurde. Oder anders beschrieben: Es war in etwa so, als hielten sich viele Menschen in ein und dem selben Raum auf, so wie früher im Nest in Siebenwacht, die Luft zum Atmen hatte inzwischen etwas Abgestandenes, Muffiges, Schweißiges, Schlechtes. Kurz gesagt, ich musste raus.

Das hieß mit Sicherheit nicht, dass ich meine Spina verließ, oder die neugewonnene Familie. Die war mir inzwischen wirklich sehr teuer geworden. Ich brauchte lediglich etwas Zeit für mich zum Verschnaufen und Durchschnaufen. Also hatte ich mich verzogen. Ich war nicht einmal sehr weit gekommen. Da gab es so ein altes Zimmer, wenig Einrichtung, etwas dunkel, für manche ein ungastlicher Ort, für mich perfekt. Ein Bett, ein Tisch, ein Hocker, eine Truhe für ein paar Klamotten. Reicht.
Hier verbrachte ich meine Tage, entweder drinnen oder draußen auf der Bank, kritzelte mein Notizbuch mit dies und das voll, was ich in der vergangenen Zeit schmählich vernachlässigt hatte. Darüber hinaus hatte ich noch ein wenig zusätzliches Pergament dabei und kümmerte mich noch um weitere liegen gebliebene Schreibarbeit.


    Aufbruchsstimmung

    Am Rande hatte ich sogar mitbekommen, dass die Parno Rani wen suchte, und ich wollte mal sehen, ob ich mich nicht daraufhin bei ihr meldete. Ich wollte sowieso mal bei ihr vorbei. Nach dem Durchatmen. Solange musste es einfach noch warten.
    Aber eines, das musste ich wahrlich und wahrlich noch niederkritzeln. Das durfte ich auf gar keinen Fall vergessen. Und beizeiten musste ich auch noch einen Besuch abstatten, um mehr zu erfahren. Gab bestimmt Neuigkeiten, die zu hören sich lohnten. Immerhin hatte ich mich schon ein Weilchen rar gemacht. Da ging die Überlegung auch schon los, ob ich nicht doch bald wieder Spina-Luft schnuppern wollte.

    Ach, was sollt’s denn! Ich grabschte meine Papiere zusammen, stopfte alles etwas unliebsam in das Notizbuch rein, das danach aus allen Nähten platzen wollte, ging nach oben ins Zimmer und räumte die Truhe aus. So viel lag da eh nicht drin. Aber Zeit wurde es, mich langsam mal wieder auf den Rückweg zu machen. So ganz allein, für längere Zeit, das war auch nichts mehr, irgendwie. Dafür vermisste ich sie alle doch zu sehr. Seltsam wie sich alles verändert hatte. Seltsam, aber auch gar nicht mal so schlecht!
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 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2018 07:59    Titel:
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Arbeit, Arbeit

Kann mich ja mal nicht beschweren über zu wenig Arbeit jetzt. Wo Anfangs nichts passierte, überrennen sie mich gerade ein bisschen. Weiß gar nicht, woher das plötzlich so kommt, aber gefällt mir! Jetzt wo auch die neue Auflage raus ist, lässt sich richtig gut verdienen. Muss die Tage nochmal ein Ründchen drehen. Vielleicht habe ich dann ja Glück und kann nochmal was dazu verdienen. Ein paar von den Interessenten habe ich auch noch nicht aufgesucht, also wird die Hoffnung vermutlich sogar belohnt.
Muss sagen, gerade bin ich sehr zufrieden mit allem. Zwar hab ich ein paar interessante Geschichten verpasst, wie es scheint, aber ich glaube, da wo ich war in der Zeit, wo sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben, ging es mir entschieden besser. Andererseits wiederum hätte ich da sicher auch einiges bewirken können. Oh, und wie sehr mir immer wieder auffällt, dass so manche sich fragen, wo ich überhaupt so stehe. Mal sehen wie lang mir das Spielchen so noch zusagt. Es ist ja eine Weile immer ganz lustig die Leute an der Nase entlang zu führen. Manche waren einfach zu offensichtlich neugierig und ich gehöre einfach nicht zu denen, die alles offenlegen möchten. Das scheint zu wurmen und noch neugieriger zu machen. Was willste da machen? Bin ja selbst so von dieser Sorte Mensch. Das Näschen kann gar nicht tief genug in anderer Leute Angelegenheit stecken. Ist so spannend dort, im Gegensatz zu den eigenen.

Manch eine andere Angelegenheit ist auch recht schön zum Schmunzeln. Zum Beispiel die vom Wirt, der dem jungen Mädchen nachstellen will, vor dem ihn andere warnen, eben weil sie genau das tun. Merke: Willste den Wirt in die Scheiße reiten, preise ihm das Ziel als das Hässlichste an, was dir einfällt, der Fisch hängt garantiert am Haken. Nicht, dass das meine Absicht gewesen wäre, eigentlich hatte ich wirklich das Gegenteil erreichen wollen, scheint nämlich ein lustiges Kerlchen zu sein. Dumm gelaufen. Aber scheint genau das so seinem Charakter zu entsprechen. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.


    Familientragödie

    Klitze-Kaloor in wütendem Liebeskummer. Das ist mal neu. Seine Laune ist eine kleine Herausforderung. Verdenken kann man’s ihm wohl nicht. Der hat wirklich Geduld mit dem Mädchen bewiesen. Ich frag mich inzwischen ja schon selbst, wo sie steckt, oder ob sie unter die Räder gekommen ist. Nix zu sehen von ihr. Kein Fetzen, kein Wörtchen, gar nichts. Komme nicht umhin mir langsam ein wenig Sorgen zu machen. Muss dem vielleicht doch mal nachgehen. Kann dazu ja nicht mal mehr was Beruhigendes sagen. Aber in deren Beziehungskram möchte ich mich eh nicht einmischen. Das kann nur nach hinten losgehen. Kann man’s überhaupt so nennen? Ach vermutlich schon.
    Schön wär’s gewesen. Fand, die zwei passten schon gut zusammen. Aber so wie die Dinge lagen, hat das Mädchen einfach doch mehr andere Dinge im Sinn, als Schmetterlingsbäuche. Bleibt also nur, Klitzes Launen mit Fassung zu tragen und ihn auf andere Gedanken zu bringen, und wenn das nicht möglich ist, ihn abzufüllen, bis er grinst. Schaff ich.

    Apropos Beziehungskrams. Ich muss mich mal um mein eigenes Problem kümmern. Keine Ahnung mehr, wie lang ich die Nacht vor der Haustüre gehockt habe – von innen! – und mir das Hirn darüber zermartert habe, was zum Donner ich da eigentlich treibe.
    Das war mal nicht so gelaufen, wie geplant. Der nächste Gedanke: Wie genau war es nochmal geplant?! Gab’s da einen Plan? Hatte ich einen? Eigentlich ja nicht. Ich hab‘ mal so richtig den typischen Anfängerfehler begangen indem ich blind losgestolpert bin und mir vermutlich dachte, der Rest ergibt sich schon von selbst. Ja, da hatte ich Recht behalten. Aber der Rest war nicht so ganz das, was ich erwartet hatte. Bis zu einem gewissen Punkt war’s alles schick gewesen, nutzbar, kontrollierbar, alles im grünsten Bereich des Waldes sozusagen. Bis jetzt grüble ich noch, wo es gekippt war, entschieden zu meinen Ungunsten. Ich hasse meine Schwäche. Wirklich, abgrundtief.
    Genauso wie das Abwägen, ob ich darüber nun rede oder nicht. Die Erwartungshaltung sagt ja, die Vergangenheit sagt nein. Scheiße.
    Ja, was bleibt denn? Ich wurd‘ da ziemlich an den Eiern gepackt und das ist mir mal verteufelt unangenehm und peinlich. Eigentlich hatte ich ja nur die Wahl ehrlich zu sein. Aber was, wenn die Angst davor genau am Größten ist in diesem Fall?

    Du wirst dich nie ändern, Fips.

    Nein, vermutlich tatsächlich nicht. Da waren sie wieder, die Regeln, standen mir wieder klar vor Augen. Ich hasste Ed. Wirklich. Ihn, und was er aus mir gemacht hatte. Ich hasste mich, weil ich das aus mir hatte machen lassen. Alles ein riesen großer Ogermist.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 07 Sep 2018 14:47    Titel:
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Rationalität und Kalkül

Das Gespräch war kein angenehmes, aber ein Teilerfolg. Ich spürte, wie er gegen die Bande schlug und sich dagegen versuchte aufzulehnen. Es war an der Zeit gewesen einzuschreiten, zu übernehmen, zu handeln und sich durchzusetzen. Natürlich könnte man meinen, es ging in dem Gespräch nur um das Eine, aber das tat es nicht. Es ging um das Ganze. ES ist wie ein Wahlspruch, der wenig einfallsreich lautet: Wir tun, was wir können.
Nun, aber genau so verhielt es sich. Wir tun, was wir können. Das gilt für alle Wesen mit Verstand. Was ist es denn, was wir können? Er, ich und all die anderen in ihm? Das, was wir tun. Aber wenn wir es nur mit halbem Einsatz erledigen, wird es auch stets eine halbe Sache bleiben. Nein, es geht ums Ganze. Das muss auch sie begreifen. Er kämpfte immer noch gegen die Bande. Auch als das Gespräch schon vorbei und sie aufgebrochen war. Ich hörte ihn regelrecht brüllen, wüten, schreien, solange, bis der Kampfgeist ermattete und sich Erschöpfung breit machte.

Es war an der Zeit zur Professionalität zurückzukehren. Er wusste es, sie wussten es, ich wusste es. Ihm gefiel es nicht, ein anderer Teil von ihm frohlockte und erhoffte sich bereits von der Leine gelassen zu werden. Und so traf jeder einzelne von Ihnen des Pudels Kern mit seinen ganz eigenen Ansichten dazu, einem ineinander greifenden Kunstwerk gleich. Zufriedenheit brandete auf, nur ein schwarzer Fleck blieb, dort wo das Herz blutete. Ein leises Wimmern.

Also gab ich ihm nach, am frühen Morgen. Ließ ihn los. Ein Frühstück. Er war gerade fertig geworden, als sich oben etwas zu regen begann. Kaum, dass das Frühstück auf den Tisch gebracht war, ergriff ich die Initiative und schaffte uns hinaus. Ihr Wunsch nach Ruhe war vernünftig und rational betrachtet war das auch der beste Weg alles hoffentlich so zu gestalten, dass das blutende Herz wieder ein Stück weit heilte. Ihres, wie seins. Bis dahin, nun, war ich ja noch da.
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 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2018 07:39    Titel:
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    Reflektionen

    Wie unangenehm. Noch dazu musste ich es mir wieder selbst zuschreiben, dass ich mich derart nackt fühle, obwohl ich alle Klamotten noch am Leib trag. Ich kann mich gerade nicht mal überwinden, sie auszuziehen und ins Bett zu gehen. Natürlich gibt es noch so viel mehr, was sie nicht gesehen zu haben schien, aber das, was sie aufgezählt hat, war eine entsetzliche Menge dafür, dass wir – wie oft? – vielleicht drei oder vier Mal erst miteinander zu tun hatten?
    Da denkst du, du hast es gut gemacht, und stellst fest, dass es da jemanden gibt, der das alles so einfach durchschaut, Dinge erkennt, für die selbst die Frau im Bett neben dir ewig gebraucht oder noch nicht mal wahrgenommen hat. Nicht nur, dass es mich verunsichert hat, ich habe diese ganz leise, schleichende, kalte Angst raufkriechen fühlen.
    Lange her, dass ich tatsächlich froh war, dass der andere übernommen hat im nächsten Moment. Ich fürchte, ich wäre sonst Hals über Kopf geflohen und hätte damit alles noch schlimmer gemacht. Das Fürchterlichste daran ist für mich aber, da muss ich so ehrlich sein, dass sie dabei so unbedarft, naiv und unschuldig daherkommt, dass ich es ihr glatt abkaufen will, dass sie es ist. Gleichzeitig schreien tausend Stimmen in mir eine schrille Warnung davor. Und was macht der andere?

Er holt sie ins Haus. Ich sitze hier und starre auf den Zettel auf dem Tisch. „Arsch, ich danke dir.“ Das steht drauf geschrieben. Die Bedeutung dahinter kann ich mir denken, nachdem ich mir ja sehr bewusst bin, wie das Gespräch geendet hatte. Also zumindest der Teil, wo der andere noch dabei war (respektive ich im Hintergrund gelauert hatte). Ironischerweise widerspricht mein Herz dem nicht. Ich glaube, für ihn ist sie genau der richtige Topfdeckel. Einen Handel haben sie abgeschlossen. Das war auch wieder so ein typischer Klitze-Kaloor-Putzigkeitsding.
Aber gut, dann hört das Geschmachte der anderen Hühner vielleicht mal endlich auf. Mein Stil sich sowas fern zu halten, war und ist eben nicht seiner.
Jetzt gilt es also. Mal sehen, was sie wirklich taugt und wie weit ihr wirklich zu trauen ist. Das hat schon ein bisschen was von dem Feind-Freund-Nähe-Prinzip. Obwohl ich hier zugeben muss, meine vielen Egos und ich sind uns überhaupt nicht eins, was sie davon eigentlich ist. Also für mich.


    Könnte ja auch wer sein, den die alte Schickse aus Siebenwacht hinterhergeschickt hat. Wäre schlau. Oh, wie wäre das schlau, und so gut ausgewählt! Also heißt es nun, schön vorsichtig sein, Fiete. Noch mehr denn je. Schlimm, wenn du wen eigentlich vom Wesen her magst, aber dein Bauchgefühl plötzlich Brechreiz kriegt. Das ist mal ganz unangenehm.
    Schwer sich davon nun auch nicht zu sehr beeinflussen zu lassen, muss ich gestehen. Denn wenn ich eins nicht möchte, dann das jung wachsende Gemüse gleich wieder zertreten. Kenn da welche, die würden mir das auch nie und nimmer verzeihen. Vertrackte Situation. Und wer ist schuld? Fiete. Nein, der andere! Er war’s. Ich war’s.

Ogerbeerengrütze nochmal!



Zuletzt bearbeitet von Askan Fiete Sturmlicht am 20 Sep 2018 07:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2018 17:10    Titel:
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Unmöglich!

Eigentlich auch wieder nicht. War ein schönes Frühpicknick. Fand nur das Gespräch etwas beschwerlich. Nicht, dass wir nix zu sagen hatten. Aber die Themen. Heiraten, Fiete, Heiraten, Kinder, Fiete, Heiraten, Gefühlskram, Fiete, ätzend.
Nicht, dass es um – doch es ging auch um die Möglichkeit das Spinnlein zu heiraten, aber eigentlich ging‘s mehr um die Spinnleinfamilie. Alles nichts für Fiete. Sollen se machen und glücklich werden, das gönn‘ ich ihnen wirklich, aber müssen se mich da reinziehen? Zum Altar führen. Ich fühl‘ mich schwer überfahren, so schwer, dass 100 Kutschen vielleicht so grad als Anzahl reichen. Nein, nicht nur davon, aber zu einem guten Teil davon ganz bestimmt. Woher nimmt die das alles? Wieso bringt die mich ständig so ins Stolpern? Über mich selbst, über die Situation im Allgemeine, über alles Mögliche! Unmöglich.
Aber sonst war das Frühpicknick nett. Also Kaloor-nett. Nicht Fiete-nett. Dann wär’s ja scheiße gewesen. So zwischen den Gesprächen, da war’s echt nett. Wie konnte ein Mensch allein nur so dermaßen bohren?! Und da war sie dann auch wieder da gewesen, diese Bruder-Sache. Keine Ahnung, was das für ein Ding sein soll. Versteh ich nicht, immer noch nicht. Kannst machen, was du willst, fängt sie immer wieder von an. Besondere Beziehung, Bruder-Schwester-Ding, zum Altar führen, Heiraten, Kinder, Gefühlskram.


    Wahnsinn!

    Is‘ so einer der Momente, wo ich mir das Spinnlein her wünsch‘. Wirklich. Ich bin so unruhig in mir drin, wie lang nicht mehr. Das macht mich wahnsinnig.

    Irgendwann bin ich vom Hof geflohen. Musste weg, sonst wär’s in die Buchse gegangen. Seither hock ich hier in meinem provisorischen Versteck und rühr mich nicht mehr. Trau mich nicht. Keine Ahnung, was dann passiert. Ich wart einfach, bis das Spinnlein da ist. Dann wird’s sicher besser.
    Gemein. Ich weiß, ich bin nicht gerecht und auch nicht nett. Obwohl sie’s ja gut meint. Is‘ mir zu viel. Zum Altar führen. Mich mit dem Troll erpressen, damit ich’s auch mach. Prunz. Jann minzem Boß!
    Nu hock ich hier und denk ernstlich drüber nach, ob oder ob nich‘. Was’n schon dabei? Was’n schlimm dran? Normalerweise wahrscheinlich nix. Aber was die eine will, will die andre auch. Wenn ich da zustimm‘, muss ich’s woanders bestimmt auch. Will ich das?
    Was will ich eigentlich so wirklich? Schon mal drüber nachgedacht? Ne, vermieden, rigoros. War auch besser so. Und nu‘? Liegt alles offen da und weggucken is‘ für de vier Buchstaben. Heiraten, Kinder, der ganze Hühnerdreck. Fühl‘ mich, als säß ich inne Laushütte. Krieg kaum noch Luft. Kehle zu.

Lauf, Fiete, lauf!

Wünsch mich seit langem wieder weit weg, und noch viel weiter. Der alte Schweinehund hatte Recht behalten. Beziehungen machen alles kompliziert und komplizierter. Man, sollte sich der alte Ed doch im Grabe umdreh‘n, wenn er denn eins hätt‘. Schlimmster von allen. Verfolgt mich über seinen verfluchten Tod hinaus. Hab nicht tief genug geschnitten. Hätt ihn zerlegen sollen, den alten Sack. Richtig zerlegen, damit er auf immer schweigt. Hör ihn ständig quatschen im Moment. Soll still sein. Will meine Ruhe. Vor allem und allen. Nix als Ruhe. Ruhe!!!


Zuletzt bearbeitet von Askan Fiete Sturmlicht am 19 Okt 2018 10:57, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 19 Okt 2018 10:58    Titel:
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    Ein Ruck

    Leise, pscht, komm her, ich halt dich. So ist’s gut. Macht sie das nicht wunderbar? Schau genau hin. Ich bin sicher, es wird dir gefallen. So wunderschön! Du weißt das, ganz tief in dir weißt du es. Und die acht ist so eine wunderbare Zahl. Sie hat die Unendlichkeit in sich, wusstest du das? Ihre Schlaufen führen dich immer weiter fort, und fort, und fort, und nie wirst du das Ende sehen, solang du auf ihr gehst. Die acht ist sowas wie Sicherheit, und so wunderschön. Genau wie sie. Schau doch hin! Sie macht es so wunderbar.

    Leise, pscht, komm her. Es ist nicht so schwer. Du musst es einfach nur tun. Das weißt du. Du kennst es doch schon. Eine Leistung für eine andere, so dass es dir nicht wie ein Geschenk vorkommt. Ich weiß, du kannst Geschenke schlecht annehmen, auch wenn es im Grunde eines ist. Wirf es nicht wieder weg. Gib etwas dafür zurück.

    War das ein Nicken? Wie schön! Dann geh nun, mein Junge. Ich bin stolz auf dich.

Friede

Ma? Bist du das?

Ich spüre, wie die Ruhe mich wieder zu fassen kriegt, wie ich in mir zu so etwas Ähnliches wie ein schräges Gleichgewicht zurückfind, als hätte jemand die hölzernen Bauklötzchen aufgeräumt und neu sortiert, so dass die Waage nicht stetig zu einer Seite ausschlägt.
Da is‘ auch noch die Wärme, die gerade irgendwoher kam. Weiß nich‘ mehr wer dafür nun verantwortlich is‘. Im Grunde auch Wurscht. Ich folge. Oder gehe. Wie man’s nimmt. Wer ignoriert schon seine Mutter und wird da widersprechen. Sie hat ja Recht. Schöne Zahl. So ‘ne acht. Auch wenn die Unendlichkeit vielleicht ein bisschen lang is‘. In dem Fall aber ja doch das Richtige.


    Das Richtige

    Na endlich, Fiete. Das wurde aber auch Zeit. Da brüll ich mir über Monde die Seele aus dem Leib und du machst einfach die Tür zu! Was ist denn los bei dir? Lass sie gefälligst auf! Du kannst mich nicht einfach wegsperren wie eine Rotzfahne in die Schublade der Kommode! Ich werde so lange gegen die Tür klopfen, bis es mit dir durchgeht und du doch aufmachst, merk dir das für die Zukunft!

    Ja, natürlich ist das richtig so! Und nun mach schon endlich. Lass dir gesagt sein, behalt die Antwort, woher dieser Sinneswandel kommt einfach für dich. Geht keinen etwas an. Vielleicht sagst du einfach: Weil es das Richtige ist.
    Manchen reicht es vielleicht? Und wenn nicht, dann weich aus, oder sag, du willst nicht darüber reden. Zerrede es bloß nicht wieder. Dann kneifst du nur den Schwanz wieder ein. Wir kennen das ja schon. Ist das Richtige, bleib dabei. Guter Junge.
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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 06 Nov 2021 21:08    Titel:
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Schnippchen geschlagen!

Jetzt hab‘ ich’s dem Chasselmann von Kapitän aber gezeigt! War doch glatt der gleiche Hund, der mich damals schon in Bajard vom Schiff geschmissen hat. Ich sag’s mal so. Kleider machen Leute, und Kleider sorgen dafür, dass auch dieser Schmerlapp plötzlich zum Umfallen freundlich war, geradezu schleimscheißerisch. Natürlich hab‘ ich das Nümmerchen mitgespielt. Immer lächeln, Fiete! Immer lächeln! Und dann hab‘ ich ihm, bevor ich’s Schiff verlassen hab, den Dolch an den Sack gehalten und meine Sachen zurückgefordert von damals. Jeden einzelnen Kreuzer. Da hat er sogar gequiekt, wie ein Chasselmann es kurz vor der Schlachtung tut! Recht so!

Und dann stand ich vor meiner alten Hütte. Die von damals. Da kam dann erstmal alles hoch. War gut, aber auch nicht. Keine Ahnung, hat sich ja doch alles verändert. Trotzdem bin ich direkt rein und hab‘ angefangen alles so aufzustellen, wie’s mal war. Oder fast so. Kleine Veränderungen müssen trotzdem sein. Auch hier, hab‘ ich mir gedacht.
Die erste Nacht war da ungewohnt, aber auch irgendwie, wie heimkommen. Seltsames Gefühl.


    Ich bin wieder da!

    Alte Gesichter im neuen Glanz, kann ich nur sagen. Da sind ein paar ganz schön gewachsen inzwischen. Smula hat ‘n Schuss getan, Distel ist ‘nen schnuckeliges Fräulein geworden. Na ja, Terren sieht noch genauso aus wie vorher. Ob’s das besser macht, sei mal dahingestellt, ne? Scheint aber zu reichen, um wieder wen gefunden zu haben. Schön war’s jedenfalls mal wieder mit ihnen gequatscht zu haben, zu sehen, dass sich manches nicht ändert, zu hören, was sich geändert hat.
    Manches hat mich doch unangenehm überrascht, manches gefreut zu hören, manches – na ja, es gibt immer so Dinge, die man nicht hören will. Und dann waren da noch die Erinnerungsstücke. Haben mich ein bisschen mit Wehmut erfüllt. Hätt‘ nicht gedacht, dass mich das so packt. Dacht‘ ja, wär‘ darüber hinweg. Bin ich auch, eigentlich. Ging ja auch gut aufm Festland, als ich das Spinnlein da getroffen hab‘. War lauschig, schnuckelig und schwelgerisch, aber auch klar, dass es das war und nicht mehr sein wird. Haken dran.

Bruderliebe

Die höchste Note war zwei Tage später erreicht, als dieser komische Kristall den Ausgang meiner Bude versperrte und wer dann aus den Schatten raustrat ins Licht. Wie der mich gefunden hatte, wusste vermutlich nur der Furunkel am Hintern eines Dämons. Aber da stand der Sack, leibhaftig, in voller Schlacksigkeit. Die unpassend tiefe Stimme wärmte das einsame Seelchen, irgendwie. Klar, ich wusste schon jetzt, das roch nach Ärger, aber eine Art von Ärger, den ich kannte. War egal. Ich ließ ihn rein, packte ihm eine Rolle hin, wo er drauf pennen konnte und wir verquatschten die halbe Nacht. War fast wie früher, trotzdem ein bisschen anders. Hatten uns nur kurz gesehen auf dem Festland, hatte ihn auch eingeladen nachzukommen. Wollt‘ er erst nicht.
Aber was soll ich sagen? Fiete ist halt überzeugend, ne? Wenn man dann noch zusätzlich Land gewinnen muss, kommt halt eins und eins zusammen! Bin halt unwiderstehlich!



Zuletzt bearbeitet von Askan Fiete Sturmlicht am 15 Nov 2021 15:22, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2021 12:26    Titel:
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Abrisstag!

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich nicht freute auf die Schufterei. Da stand ich vor dem verkohlten Bajard, starrte diese Berge an Schutt und verbranntem Holz an und wäre am liebsten einfach wieder gegangen. War aber ungünstig wegzukommen, viel zu viele Leute da. Da blieb mir nichts anderes, als mit anzupacken, natürlich auf grandios fietsche Art: Man suche sich eine Ecke, wo nicht jeder auf die Finger guckt, und tue so als ob, mache viele Pausen und überhaupt, trinken, essen, ganz wichtig. Vor allem aber Pause!
So war zumindest mal der Plan zu Anfang. Der ging dummerweise auch nicht auf. Es waren so viele da und es kamen immer mehr, die halfen, dass man unmöglich eine Ecke fand, wo man ganz allein war. Es war einfach nicht drin. Pausen machte ich trotzdem, ich trank auch viel, ging gar nicht ohne, denn der Ruß, Staub, der ganze Schutt und Dreck, das musste weggespült werden, sonst ging irgendwann nichts mehr. Aus Mund, aus Nase, aus dem Gesicht, aus den Augen, es klebte irgendwann in jeder Pore. Was eine Sauerei. Die Klamotten, die ich trug, waren zum Glück schon dunkel, aber das Leder würde es mir nicht danken. Mir war jetzt schon klar, dass das einen ganzen Tag Lederpflege und Säuberei bedeuten würde, und ich hasste es jetzt schon. Genauso wie ich die ganze Arbeit hier hasste.

Sowieso schon mies gelaunt, kam dann auch der Bruder schräg daher und ging mir auf die Senkel. So oberempfindlich und wie ein Mädchen, da ist es mir einfach rausgerutscht, dass ich es auch noch gesagt habe und schon ging die Prügelei los. Als tät mir nicht schon genug weh, bekam ich dann auch noch was ins Gesicht. Aber den andern müsst ihr erstmal sehen! Pah!
Ich bin sowas von angefressen auf den. Sollt mir heut und morgen erstmal nicht begegnen!


    Nachabrisstag

    Verdammte Axt! Mir tat alles weh! Wirklich alles, restlos, nur das Gehänge nicht! Was für eine elende Plackerei! Und dann kam ich am frühen Morgen hin und es stand noch immer etwas von dem Mist in der Pampa und wollte abgetragen werden. Konnt‘ mich dabei fast gar nicht mehr bewegen! Wie schwer sind so Arme eigentlich? Und wo sind meine Beine? Wer hat die? Fühlt sich nicht an, als hingen sie an mir dran! Und der Rücken erst! Kinners, ich habe Rücken! Und ich schwör’s, heut Abend verpiss ich mich. Aufbauen können die ohne mich. Ich hab‘ als Kurier noch was zu tun! So sieht’s aus! Das ist Arbeit, die mir zusagt und gefällt. Ich hab‘ eh zwei linke Hände. Sollen die mal aufbauen, ich sag dann fein danke. Genug geplagt!

    Und in mir brodelte es noch immer, ich war grantig, auch wenn ich allen anderen die unverbrüchliche Fröhlichkeit zeigte. Dieser Hundsfott hatte mich gestern fast erwürgt mit diesem Dreckstuch. Das nehm‘ ich wirklich persönlich. Sollt mir besser heut noch nicht begegnen, morgen wieder.
    Klar, selbst schuld, was nenn‘ ich ihn auch Mädchen? Aber warum muss er sich auch wie eins aufführ’n! Echt, Schmollerjahn! Nur weil ich drauf acht, dass die, die grad nix mehr haben, wenigstens noch Fressen auf den Tisch kriegen, den sie nicht mal mehr haben! Und dann bietest dem was an, und dann zickt er rum, als wär er eine kleine Diva auf Schokoladenriegelentzug!
    Egal, renn ich halt die nächsten Tage mit blauer Gesichtsschiege rum.
    Ich such mir heut auf jeden Fall nen Mädel, das mich n bisschen pflegt und hegt und nett is zum Fiete. Können mich alle mal am Tokus malochen, heut‘ Abend! So sieht’s aus!


Bruderliebe II

Das nächste Mal bringst du ihn um! Du bringst ihn um, oder ich mach das! Was fällt dir ein, mich wieder wegzustoßen und dann zu gehen? Er war am Boden! Das wäre ein Leichtes gewesen dieses jämmerlich kümmerliche Stück von seinem Elend zu befreien! Er hätte auch nicht gezögert, das weißt du ganz genau! Ich schwör’s dir, das nächste Mal!


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Askan Fiete Sturmlicht





 Beitrag Verfasst am: 15 Feb 2022 15:58    Titel:
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Es gibt Tage, die strahlen heller als andere. Manche versinken auch in Dunkelheit. So war das im Leben. Früher einmal hatten die dunklen Tage überwogen, selten, dass sich die Sonne gezeigt hatte. Heute war es eigentlich genau umgekehrt und das war von unschätzbarem Wert. Wertvoller noch als aller Verdienst, alle Anerkennung, alles Erreichte. Es genügte, dass die Sonne schien und nichts und niemand sie verdunkelte.
Das Fatale daran war, dass in so einer Zeit die Dunkelheit gefühlt mit aller Gewalt hereinbrach, plötzlich, unerwartet und ohne zaudern.


    Es war tief in der Nacht, die Spelunke leer. Und mit dem Schließen der Türe hinter dem letzten Gast, kehrte die Stille ein. Mit ihr kam die Dunkelheit, brach sich ungehindert Bahn, noch während er das letzte Geschirr zusammenräumte, spülte und verstaute. Er spürte sie herankriechen, wie sie langsam an ihm heraufkroch wie glitschigen Tentakeln, und ihn allmählich zu verschlucken drohte. Er griff sich den an der Wand hängenden Stab und verließ damit den Thekenbereich und ging langsamen Schritts durch den Lagerraum nach unten, die Miene schon jetzt wie eingefroren. Die sonst lebhaften Augen bekamen einen stumpfen Glanz, als er die Stufen genommen hatte und in den Raum trat. Einen Moment lang blieb er dort stehen, sah sich alles an, dann packte er den Stab, das gebogene Ende voran, mit beiden Händen und begann damit die Schränke ab- und auszuräumen. Es klirrte, schepperte, lärmte, womöglich sogar bis oben in die Spelunke hinein. Vielleicht bekamen auch die Nachbarn was von dem Krach mit, der noch folgen sollte, als er sich daran machte die Schränke ebenfalls in alle Einzelteile zu zerlegen und mit ganzer Kraft drauf drosch, gegen trat. Er setzte das fort, bis der ganze Körper derart brannte, dass er die Arme kaum noch heben konnte, wankte und sich setzen musste.
    Das Chaos um sich herum nahm er gar nicht war. Der Stab hatte ebenfalls seine Macken abbekommen und war angeknackst. Aus dem ganzen Schutt und Dreck kramte er eine Whiskyflasche heraus, die es wie durch ein Wunder überlebt hatte. Es brauchte drei oder vier Anläufe, bis er sie aufbekam.

    Stunden vergingen, nachdem der Lärm aus dem Spelunkenkeller verklungen war und sich nichts mehr rührte.

Es gibt Tage, an denen die Sonne nicht am Horizont auftauchen will und die Welt in Neble gehüllt daher kommt. Alles klingt lauter, aufdringlicher in diesem Nebel, und doch sieht man kaum die eigene Hand vor Augen. Nicht einmal die Laterne vermochte die diffusen Schwaden mit ihrem Licht zu durchdringen, war nur grausige Schatten in alle Ecken, die nicht zuzuordnen waren.
Die Hand griff zum Ring an der Kette und drückte diesen so fest, dass er einen Abdruck in der Innenfläche hinterlassen würde. Da waren mal bessere Tage. Die Hoffnung, dass sie zurück waren, wenn auch anders, war im Morgengrauen endgültig begraben worden.
Er hätte es versucht, aber es war wohl nicht genug. Perfektion war nicht seins. Grenzenlose Harmonie kannte er nicht und hielt es für Utopie. Ein Ja-Sager war er nie gewesen und würde es auch niemals sein, es auch nicht wollen. Zurückgeblieben war Verständnislosigkeit und Enttäuschung und das Abfinden mit der Tatsache, dass es so richtig war, wie es eben war.

    Ja, ihr habt mir früher schon gesagt, ich soll an meinen Prinzipien festhalten. Vielleicht lern ich’s ja noch. Hört auf zu schreien! Lasst mir meinen Frieden!

Es wird wieder gut, glaub mir. Alles wird gut, das wird es doch immer. Schau doch, was du hast und was du haben kannst. Du bist so wie du bist und das ist gut so! Gräm dich nicht.
    Nüchtern betrachtet, weißt du ganz genau, dass es so kommen musste. Du hast es vorher schon gewusst und dich an etwas geklammert, was gar nicht da war. Es wird Zeit, dass du dich wichtigeren Dingen widmest. Du weißt, was ich meine. Also reiß dich zusammen, steck es weg wie ein Mann und vergiss es einfach. Wie das geht, weißt du. Tu es!

Ich weiß, es ist schwer für dich, aber wie alles andere auch wirst du es schaffen. Und schau, du bist ja nicht ganz allein, oder? Du verdienst mehr. Viel mehr.
    Ich hasse das alles! Diese Welt, diese Menschen, alles! Sollen sie verrecken…

Nur ein Flüstern: Seid still, lasst mich in Ruhe, ich will meine Ruhe. Still! Still! Still… ich will euch nicht mehr hören. SCHNAUZE! ICH ENTSCHEIDE, NICHT IHR!

Stille.


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