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Sofja Molandes





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2017 01:34    Titel: Schritt für Schritt
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~*~

Als Sofja unruhig aus ihrem Albtraum erwachte, liefen ihr erneut die Tränen über die Wangen. Nur schwer fand sie in das Hier und Jetzt zurück. Vielmehr hatte sie das Gefühl, die Brandnarben würden wieder schmerzen. Noch immer glaubte sie den Geruch des in Flammen stehenden Waldes zu riechen und das Gefühl der Hilflosigkeit, als sie die Hütte, in der sie aufgewachsen war, brennen sah, hielt an.

Es war wohl das erste, morgendliche Kreischen der Möwen, was die letzten Reste des Traumes verscheuchte. Und das Schnarchen. Mit der Decke wischte sie sich über ihr Gesicht und drehte sich herum, lauschte.
Er lag in dem anderen Raum und sie war ehrlich froh, dass er schlief. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Verlobt also. So mehr oder weniger.
Im Grunde genommen war es nur ein Versprechen, was ihr Vater ihm gegeben hatte - dass er sie früher oder später heiraten darf. Das war im Frühling geschehen. Sie war aufgeregt gewesen - ängstlich und doch froh zugleich. Es bedeutete, dass sie damit endgültig eine erwachsene Frau geworden war. Und so schlecht schien er ja auch nicht zu sein. Ihr Vater nannte ihn fleißig und dass er keine unnötigen Worte verlor.
Sofja selbst war nicht gefragt worden. Aber das hatte sie such nicht erwartet - es kam ihr nicht mal in den Sinn. Sie tat einfach, was ihr Vater von ihr erwartete und so würde es auch mit ihm sein.

Mit dem Waldbrand und dem Tod ihres Vaters im Sommer nahm allerdings alles einen anderen Lauf. Die Lebensgrundlage ihres Verlobten war dahin, die Heimat fast nur noch Asche. Im verzweifelten Versuch etwas zu retten, hatte auch sie sich verletzt. Die Haare - vorher reichten sie bis zum Po - waren angesengt, doch viel schlimmer sah ihr linker Arm aus. Mittlerweile verheilt, blieben doch noch Narben zurück, die jedoch in keinem Vergleich zu den Narben in ihrem Inneren standen.
Es war seine Entschlossenheit, die sie beide zu einer Hafenstadt brachte und von dort aus nahmen sie das Schiff Richtung Gerimor, dabei nur die wenigen Dinge dabei, die sie beide noch besaßen. Die Überfahrt war eine Qual für sie - das ständige Auf und Ab des Schiffes ließen sie meist nur kreidebleich an der Reling ausharren. Selbst als sie in Bajard angekommen waren, brauchte sie etwas Zeit, bis das Schwanken aufhörte, was sie selbst noch am Land anfangs spürte.

Mittlerweile ging es ihr gut genug, um sich um ihre Arbeit zu kümmern, die kleine Wohnung, die sie bewohnten, sauber zu halten, Essen zu kaufen - sie hatte dummerweise keine eigene Küche in der Wohnung -, Wäsche zu waschen und die Kleidung auszubessern. Und vor allem ihn kennenzulernen. Er war ihr noch fremd und es blieb nicht aus, dass sie meist nervös bei ihm war. Aber er war gerade ihr einiziger Halt und hatte das gleiche Ziel wie sie - sich etwas Neues aufbauen.

Schritt für Schritt. Es war ein kleiner Anfang.


Zuletzt bearbeitet von Sofja Molandes am 11 Nov 2017 01:36, insgesamt einmal bearbeitet
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Sofja Molandes





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2017 00:43    Titel:
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Mit Fremden zu reden, war alles andere als ein Kinderspiel - zumindest für Sofja. Wann hatte sie in den letzten zwei Jahrzehnten denn schon großartig Kontakt mit Fremden gehabt?

Einmal im Mond war ihr Vater in eines der nahen Dörfer gereist und bot dort all das an, was sie beide nicht brauchten. Meist Leder und Fell, ab und an auch Fleisch, wenn sie zu viel hatten. Als Kind begleitete sie ihn immer; als sie älter wurde, blieb sie wiederum öfter zu Hause. Es war ihm offenbar eh lieber und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Nicht so wie die Frau, die sie hätte "Mutter" nennen können, wenn sie sie je richtig kennengelernt hätten und wenn diese sich nicht für ein anderes Leben entschieden hätte, während Sofja gerade erst mühselig damit beschäftigt war, Laufen zu lernen.
So beschäftigte Sofja sich in der Einsamkeit lieber mit Näharbeiten und tat ihre häuslichen Pflichten. Manchmal spazierte sie auch etwas weiter in den Wald rein und sammelte ein paar Beeren, Pilze und Kräuter und manches Mal genoss sie einfach nur die Stille des Waldes, den Anblick schöner Blumen oder das Spiel kleiner Füchse.

Mit dem Waldbrand hatte sich ihr Leben gründlich auf den Kopf gestellt. Der Heiler, der sich darum bemühte, ihre Wunden zu versorgen, während ein grimmiger und müder (und damit noch grimmiger) Amos ihn genau im Blick behielt, wurde von ihr nur am Rande wahrgenommen, ebenso wie die Menschen im Dorf, die die beiden bestürmten mit Fragen zum Brand. Sofja war wie in Trance und konnte so noch gar nicht realisieren, dass ihre Heimat und ihr Vater für immer verloren waren.
Jetzt, im Nachhinein, war sie dankbar dafür, dass Amos sich um alles gekümmert hatte. Die Gespräche mit den Fremden, um irgendwo übernachten zu können, um etwas zu Essen zu erhalten und um letztlich die Schiffsreise anzutreten. Auch hier in Bajard, als sie noch mühselig damit beschäftigt war, sich wieder daran zu gewöhnen, dass sie festen Boden unter den Füßen hatte, der eigentlich nicht schwankte, nahm er es in der Hand, dass sie ein Dach über den Kopf hatten.

Aber irgendwann ging es nicht mehr anders. Er hatte mehr als genug zu tun und so fasste sich nun endlich ein Herz. Sie besuchte die Bäuerin, von der Amos gesprochen hatte und kaufte ihr Baumwolle und Flachs ab und später suchte sie Berchgard auf, um dort die Schnittmuster zu erwerben. Sofja war froh um jedes Wort, dass ihr halbwegs flüssig über die Lippen kam, so angespannt war sie, wenn sie mit den Leuten redete, auch wenn jeder, den sie bisher traf, freundlich zu ihr war.
Dennoch klappte alles und noch spät am Abend saß sie gebeugt ihre neuen Schnittmuster mit einem Lächeln, studierte sie und begann in der Stille der kleinen Stube die neuen Sachen zu nähen.


Zuletzt bearbeitet von Sofja Molandes am 16 Nov 2017 00:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Sofja Molandes





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2017 02:04    Titel:
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Rasch schloss Sofja die Augen und stellte sich schlafend, als sie die Tür klappern und Amos' schwere Schritte hineinkommen hörte. Ein Duft von frisch geschlagenen Holz wehte mit ihm und der kalten Winterluft in das kleine Herbergszimmer hinein. Sie mochte diesen Duft und auch diesen Klang, wenn er heimkehrte.

Sie hatte sich in den letzten Wochen daran gewöhnt und es hatte ihr immer ein Gefühl von Sicherheit gegeben. An das stille Nebeneinander hatte sie sich ebenso gewöhnt, wenn sie beide arbeiteten, ohne großartig Worte zu verlieren und manchmal war ihr so, als wäre er auch recht zufrieden mit ihr. Sie hatte fürs Essen gesorgt, putzte regelmäßig das Zimmer und sie hielt seine Kleidung sauber und sorgte für neue. Es gab also nichts zu mäkeln.
Dann stand eines Tages dieser Korb mit dem Silberschmuck auf dem Tisch. Erst hatte sie gedacht, er wolle damit handeln, aber er klärte sie in seiner gewohnt nüchternen Art darüber auf, dass der Schmuck für sie gedacht war. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie je so viele Schmuckstücke besessen und entsprechend ungläubig hatte sie reagiert, aber ihn dann doch angelegt. Früher hatte sie nur wenige Stücke aus Holz oder Leder ihr Eigen nennen können und sich manchmal einen frischen Blumenkranz geflochten, aber so etwas Feines hatte sie noch nie getragen.

Dann stand wieder ein Korb auf dem Tisch. Einen Tag vor dem Tag der kleinen Geschenke. Randvoll war er gefüllt mit einem überaus hübschen Service, welches wunderschöne Naturmotive zeigte und es freute sie, dass er ihr dies schenken wollte. Auch Sofja hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, was sie ihm schenken könnte. Sie mache ihm ja Kleidung, hatte er erwidert. Sicher, aber das sah sie eh als ihre Pflicht an. Wie konnte sie also sonst ihre Dankbarkeit zeigen?
Sofja hatte früher ab und an mal Bücher gelesen, in denen von wunderschönen Liebesgeschichten erzählt wurde. Meist endete die Geschichte glücklich mit einem zarten, liebevollen Kuss und den Worten "... und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute". Sie hatte noch nie einen Mann geküsst und wenn sie mal Fremde sah, die sich küssten, hatte sie oft verschämt weggeschaut. Aber andererseits war er - wenn auch noch inoffiziell - ihr Verlobter. Unsicher klingend bat sie Amos darum, doch seine Augen zu schließen und näherte sich ihm vorsichtig, um ihm dann einen Kuss auf die Wange zu hauchen, der so flüchtig war, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Und damit begann das Elend.
Der Blick, den Amos dann zeigte, schüchterte Sofja sogleich ein. Sie war sich sicher, es hatte ihm nicht gefallen. Noch dazu verschwand er gleich darauf rasch. Arbeiten, so sagte er.
Allein im Zimmer schalt sie sich im Stillen eine Närrin und hätte am liebsten alles dafür getan, um diesen Kuss wieder rückgängig machen zu können. Was dachte er nun von ihr? Sie waren bisher nur inoffziell miteinander verlobt. Da gehörte sich so etwas sicher nicht, dachte Sofja bei sich. Oder mochte er Küsse nicht? Oder ... mochte er sie nicht und er tat das nur alles aus einer Verpflichtung ihrem verstorbenen Vater gegenüber?

Den Rest des Tages ging sie ihm aus dem Weg und mit Grauen dachte sie an das Versprechen, mit ihm den Markt in Junkersteyn zu besuchen. Da kam sie nicht drumherum, außer er sagte ihr ab. Sie hoffte, er würde ihr absagen und sie könne sich erstmal weiter verkriechen. Aber was dann? Sie hatte nur ihn.
Irgendwo im Zimmer schnarchte es nun leise. Auch so ein Geräusch, was schon etwas vertraut geworden war. Ein bisschen Heimat in der Ferne und mit diesem Gedanken steckte ihr gleich wieder ein Kloß im Hals. Sie wusste wirklich nicht, wohin, wenn er sie nicht wollte.
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