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Zwischen Birken und Äpfeln
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Zwischen Birken und Äpfeln
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2017 21:49    Titel: Zwischen Birken und Äpfeln
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An sich war der Besitz eines Bauernhofes gar nicht mal so schlecht. Man hatte Arbeit, genügend Verpflegung und Kontakte zu den unterschiedlichsten Handelsposten. Verena, ein Rotschopf von gerade mal 27 Jahresläufen und kaum einer Größe von 168 Fingerbreiten, lebte nun seit vielen Jahren in Düstersee. Wie viele Winter seitdem ins Land gezogen waren, konnte sie schon gar nicht mehr sagen. Während dieser ganzen Zeit hatte Verena ziemlich viel erlebt und mitgemacht.

Zunächst war da diese Sache mit ihrem Vater. Erst als sie ihn besuchen wollte, erzählte man ihr, dass er schon vor langer Zeit verstorben war. Sie konnte die Dorfbewohner noch nie wirklich ausstehen und erst recht nachdem Jakob das Gerücht in die Welt streute, wie locker sie mit ihren Liebschaften umgehen würde. Einen scheiß Ruf hatte der kleine Teufel also damals schon. Sie hätte dieses Drecksloch schon von Anfang an abfackeln sollen, samt allen Dorfbewohnern. Nur grob erinnerte sich Verena daran wie sie einst war. Schüchtern, belesen und selbst an Höflichkeit mangelte es nicht. Ihr Vater hatte sie wirklich gut erzogen.

Die nächste Grube hatte sie sich gegraben, als sie naiv genug war sich auf einen Piraten einzulassen. Dummerweise blieb das ganze nicht ohne Folgen. Die Affäre mit Alessio zog sich über mehrere Wochen hin. Neun Monde später brachte sie Enrico zur Welt. Auch wenn dieser grobe Pirat sich zu Beginn als sehr guter Vater herausstellte und sich um seinen Sohn kümmerte, war auch er eines Tages fort. Natürlich hatte der kleine das Temperament seiner Mutter und somit durfte auch sie den ganzen Mist auch wieder ausbaden. Ständig rannte der gerade mal 3 Jahre alte Junge durch Haus und Hof, warf Vasen um und zerbrach Flaschen, Teller und alles was er sich greifen konnte. Das reinste Chaos! Nachdem Alessio sich nicht mehr blicken lies, dauerte es kein ganzes Jahr bis Enrico an einem schweren Fieber starb. Erneut wurde sie von zwei Menschen verlassen…

Jahr um Jahr zog ins Land und ohne das der kleine Teufel es bemerkte, veränderte sie sich mit der Zeit. Die einzige Familie die ihr geblieben war, waren Enomis, Alister, Phreya und sogar Ben gehörte irgendwie dazu, der kleine Säufer. Jeden anderen den sie traf oder kennenlernte, begegnete sie mit Distanz. Sie selbst war es die sich einen schlechten Ruf machte. Nur gut das Alister dem nachhalf, auch wenn er es vielleicht nicht so meinte. Knechte kamen und gingen doch was blieb waren die Gerüchte über 'die Knechte unterm Feld'. Das Verena einfach nur ihrer Begabung nachging, ging mit der Zeit unter. Wie auch immer…

Die Arbeit war alles woran sie sich noch klammerte. Sie wollte ihre menschliche, was eigentlich vollkommen normal war, verletzliche Seite zeigen. Besonders nachdem Viryo sie einfach nach der Verlobung verlassen hatte. Ohne ein Wort. Der Schmerz nagte an ihr und so formte sie aus Schmerz tiefsitzenden Hass.

Obwohl der kleine Teufel aus Düstersee alles hatte fühlte sie sich irgendwie leer. Dabei hatte sie wirklich alles. Unerschöpfliche Nahrungsquellen, Gold ohne Ende und ihre Freunde. Doch in den letzten Wochen fiel ihr immer mehr der aufkeimende Schmerz auf. Manchmal verspürte sie diesen seltsam, dumpfen Schmerz tief in ihrer Brust. Vielleicht lag es an der vielen Arbeit. Vielleicht aber auch an einer tiefgreifenden Sehnsucht. Umso mehr beschloss das rothaarige Großmaul sich in ihre Arbeit zu stürzen. Sie hackte Holz, schaufelte Sand, kümmerte sich um den Hof, nur um diesen einen Gedanken abzuschütteln, um von ihm und diesen Erinnerungen loszulassen. Sie arbeitete bis ein Fieber sie überkam. Es war kein Fieber wie bei jemanden der sich einen Durchzug holte oder einfach nur dem nasskalten Wetter erlag. Es war ein Fieber das sich viel mehr aus der Tiefe empor gegraben hatte. Es war die Erschöpfung die ihr zu schaffen machte und trotzdem… konnte sie diese Gedanken und diese brennende Sehnsucht nicht loslassen.


Zuletzt bearbeitet von Verena Xardel am 18 Okt 2017 05:56, insgesamt einmal bearbeitet
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Victoria Deklie





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2017 05:19    Titel: Re: Zwischen Birken und Äpfeln
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Zuletzt bearbeitet von Victoria Deklie am 18 Okt 2017 05:20, insgesamt einmal bearbeitet
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 18 Okt 2017 20:15    Titel:
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Alleine in der Taverne sitzend, schwenkte der Rotschopf ein Glas trockenen Rotwein vor ihren Augen hin und her. Morgen war es wieder soweit und wieder würde sie den Tag, wie gewohnt, mit Arbeit verbringen. Auch wenn das Fieber sie ziemlich mitnahm. Aber was soll's. Arbeit hat noch niemanden geschadet.

Die letzte Zeit war ein wahrer Graus. Das Gefühl von Leere wollte einfach nicht verschwinden und diesmal half es ihr noch nicht einmal mehr Enomis zu besuchen. Die beiden hatten immer den größten Unfug im Kopf. Doch diesmal war selbst Verena der Geschmack nach dem üblichen, schwarzen Humor vergangen. Mit jedem Tag wurden die Konturen der Bestie klarer, die ihr dieses Gefühl gaben unerfüllt zu sein. Keine Ahnung ob das so ein typisches Frauending war sich nun plötzlich ''nieder zu lassen'' und jemanden neben sich zu wissen. Auch wenn sie ein ähnliches Gefühl bei Viryo verspürt hatte, war es nicht das selbe. Diesmal war es viel intensiver. Sie fühlte die Lustlosigkeit, wie es ihren Körper zerfraß. Selbst die Tiere und das Feld hatten darunter leiden müssen. Die Kühe, Hühner und Pferde waren zwar versorgt, mussten aber dennoch auf frisches Heu warten. Das Feld blieb immer trockener, fast so trocken wie der Wein in ihrem Glas und selbst die Obstbäume wirkten, als würden sie mit der Bäuerin empfinden.

Die letzten Tage über verbrachte sie nur noch damit sich unter der Bettdecke zu verkriechen. Hunger und Durst hatten sie verlassen, doch die Hitze in ihrem Körper stieg stetig und blieb irgendwann einmal Konstant. Immer wieder überlegte sie womit sie ihre Lust wieder antreiben könnte. Enomis und Alister waren meistens unterwegs und hatten sicher mehr als genug um die Ohren. Mit Ben hatte sie auch nicht gerade so viel Kontakt, auch wenn noch ihre Wette am laufen war. Für ihn würde sie sich schon noch etwas ganz besonderes ausdenken… Der neue Heiler hatte auch sicher mehr als genug mit Patienten zu tun und außerdem kannte sie ihn ja auch noch nicht einmal. Im Prinzip war kaum einer übrig geblieben. Fiete war der einzige dem sie einen Boten zukommen lassen würde. Er war noch frisch auf dem Land und für ein paar Kisten Federn hätte er Nahrung und im schlimmsten Fall sogar das freie Zimmer im Obergeschoss. Ehrlich gesagt mied der kleine Teufel das Zimmer. Jedes mal wenn sie den kleinen Raum betreten wollte, krümmte sich ihr Magen aus einem Grund für den sie viel zu lange brauchte um ihn sich einzugestehen. Morgen war es wieder soweit… Um ein weiteres Jahr würde sie altern ohne dort angekommen zu sein wo sie vielleicht hingehörte.
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 23 Okt 2017 15:51    Titel:
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Heiler sind wohl doch nicht so das Unheil wie Rotschopf bisher dachte. Der Besuch verlief recht freundlich und der Tee, den sie ihr aufgetragen hatte ihn zu trinken, bewirkte genau das was es sollte. Endlich, nach Tagen, konnte Verena auch mal ausschlafen. Sie fühlte sich seltsam gut. Ja, seltsam aber gut. Irgendwie war sie freundlicher als sonst. Was solls... Der nächste Kunde lies nicht lange auf sich warten. Frische Brote, Teevorräte, ein paar defitige Fleischgerichte sollten her. Also ran an die Arbeit. Wild war noch zu genüge da und dieses Jahr schien sie auch Glück mit den Pilzen zu haben. Ein paar frische hatte sie noch am frühen Nachmittag aus den naheliegenden Wäldern gesammelt. Ausserdem wartete die kleine Tochter vom Bernhard noch sehnsüchtig auf ihre versprochene Plüsch-Lavaechse. Ein süßes kleines Mädchen. Das Haar von ihr war durchzogen von einem Mahagonifarbenen Ton. Die Sonne hatte ihr übriges getan und die Haut von klein Melissa eine milde braunnuance gegeben. Und für ihre 5 Jahre war sie auch schon sehr schlau. Frech aber schlau. Irgendwie... Irgendwo erwachte doch ein Funken von Sehnsucht, so ein kleines Balg über den Hof laufen und spielen zu sehen. Kopfschuettelnd packte Verena den Korb zusammen. Die Lavaechse kam natürlich in die Tasche, damit sie ja nicht nach essen duftet.

Rahal... war immer so zum verzweifeln! Düstersee... ja Düstersee hingegen war viel einfacher dagegen. Man kannte jede Gasse, schließlich waren es auch nicht viele. Aber Rahal... Der Weg zum Marktplatz und zum Hafen waren ja noch leicht zu finden. Doch wehe man suchte eine der hiesigen Seitengassen. Schon drei mal hatte sie sich auf den Weg zu Bernhard verlaufen! Drei verdammte mal! Nicht zum aushalten, aber gut. Kunde ist nun mal Kunde und Verena wäre nicht Verena, wenn sie ihrer Arbeit nicht ordnungsgemäß nachgehen würde.

Irgendwann und doch noch irgendwie hatte sie es geschafft in die Nähe des östlichen Tors zu gelangen. Der Platz kam ihr bekannt vor. Ja, hier war sie schon einmal durchgelaufen. Aber diese Häuser... Immer diese gleichaussehenden Häuser! Das rechte Hausschild sah aus wie das von Berhnhard. Der hatte noch auch immer so einen komischen Geier auf dem Schild. Bernhard Adlersfaust... Was ein Name. Ein Name über den der kleine Teufel doch immer wieder kichern musste. Aber nun gut, man kann sich seine Namen eben nicht aussuchen. Es war etwas dunkel in der Gasse und ein gemurmeltes 'Schon wieder das falsche Haus' entweichte ihren Lippen. Als die bekannte Stimme hinter ihr erklang hatte sich Verena dann doch etwas erschrocken. Sie drehte sich um und erspähte ihn. Sein Bart war etwas länger geworden und er sah aus als hätte man ihn für mehrere Tage irgendwo eingesperrt. Oder er sich selbst... Trotzdem hatte er auf seine eigene Art und Weise seinen Charme nicht verloren. Ein seltsames kribbeln und eine unsagbare Hitze machte sich in ihrer Magen gegend breit. Entgeistert starrte sie ihn an bis etwas in ihr 'Lauf verdammt nochmal!' schrie. Und sie rannte... rannte und rannte und bemerkte noch nicht einmal dabei wo sie diese verdammte Lavaechse verloren hatte. Das pochen in ihrer Brust drang bis in ihre Ohren und die Hitze brannte nun genauso auf ihrem Gesicht. Sie war dankbar sich gegen eine der kühlen Steinwände lehnen zu können und erst einmal ihren Atem zu beruhigen. Immer wieder redete sie sich ein 'er war doch derjenige der bei Nacht und Nebel abgehauen ist!'. Immer und immer wieder. Dieses Gefühl unterdrückend. Diesmal wurde der Korb an einen Boten gegeben, den Verena schon eine ganze Weile kannte und der auch wusste wo sich Bernhards Haus befand. Für die verlorene Echse würde sie sich noch was einfallen lassen.

Der Abend verging dann doch noch ziemlich gemütlich. Enomis und Alister waren im Laden. Selbst Yassi war mal wieder zu Besuch. Welch Freude! Der Törtchenfresser hatte sich ein paar neue Sachen zugelegt. Vielleicht hatte er ja seine Bestimmung als Botenjunge gefunden. Ein Botenjunge der genau wusste, wie man den Satansbraten von nebenan aufzog oder in Verlegenheit brachte. Dafür würde sie sich auch noch etwas einfallen lassen!
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 26 Okt 2017 16:40    Titel:
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Die letzten Tage vergingen nur schleichend und der Alltag verlief wie immer. Die Tiere wurden gefüttert, das Feld wurde neu umgegraben und bepflanzt und die Früchte wurden geerntet. Tag ein, Tag aus war es doch wirklich immer das selbe. Die Küche blieb in den letzten Tagen unberührt, was auf das derzeitige Desinteresse schließen lässt. Keine Törtchen, kein Kuchen und keine deftigen Gerichte, dessen Duft über halb Düstersee lag. Selbst das Herbstfest würde dieses Jahr ins Wasser fallen. Eigentlich sollten schön längst die Vorbereitungen mit Enomis laufen und die Stände schon Marktbereit sein. doch dieses Jahr würde alles anders verlaufen. Viele der Tiere wurden bereits auf das Festland, zum Verkauf, überführt. Zu dieser Zeit war das alatarische Reich erstaunlich gut mit Streitrössern und Packpferden versorgt. Daher war das Festland wohl die bessere Wahl.


Die Stille die sich über dem Hof ausgebreitet hatte, gab dem kleinen Teufel ein erstickendes Gefühl. Es bedrängte sie auf irgendeine Art. Zu viel Stille war nie gut und für gewöhnlich sorgte Verena dabei für den meisten Krach. Kurzerhand entschlossen machte sie sich auf nach Rahal. Selbst wenn es in der großen Stadt nicht so laut zuging wie in Düstersee war Verena doch Dankbar für jedes erdenkliche Geräusch das sie empfing. Sei es nun ein Bewohner der draußen die Straße kehrte oder ein Handwerker der gerade seiner Arbeit nachging. Holz das gehobelt wurde, der Duft von Zedernholz in der Luft, Schmiede die ihre Barren zurecht hämmerten. Eine reine Wohltat für ihre Seele. Als sie an der Mine vorbeikam, fiel ihr Cadan in den Blick. Ziemlich lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen, was sie doch irgendwie staunen lies. Eigentlich dachte Verena er wäre auf irgendeiner Insel oder auf dem Festland verkommen. Aber wie man sieht... vergeht Unkraut eben nicht. Praktischerweise hatte er sich wohl zum Schmieden entschlossen und ein paar Utensilien wären sicher nicht verkehrt. Also klopfte sie einfach mal.


Sie merkte es. Jetzt noch. Zwar lächelte sie und tat so, als wäre alles in bester Ordnung. Doch das war es einfach nicht. Die zu übermütige Freundlichkeit von Cadan depremierte Verena nur noch weiter. In den letzten Tagen kam ihr oft der Gedanke, dass der All-Eine sie vielleicht prüfen wollte. Doch wenn dem so wäre, was wäre der Sinn dahinter? Sie war immer eine ergebene Dienerin des Herren, hielt sich stets an die Gebote, auch wenn mal der eine oder andere Ausrutscher sie auf ihren Weg schwanken lies. Waren es vielleicht genau diese Ausrutscher? Dieses Unwissen treibte sie förmlich in den Wahnsinn. Ihr glauben war unerschütterlich und dennoch hatte sie das Gefühl, etwas in ihr hatte einen schmalen Riss bekommen, der sich langsam ausweiten würde. Vielleicht wäre es doch ganz gut wieder auf das Festland zu gehen. Da wo sie herkam. Da wo sie hingehörte. Auch dort hatte sie einen Hof. Einen nicht ganz so großen und schönen, aber für sie sollte es reichen. Dafür aber waren ihre Lieblingshändler auch greifbarer. Händler die ihr alle Früchte und Obstsorten beschaffen konnte, von welchen man nur träumt. Und vielleicht war es auch gut so von Dingen abzulassen, die einem am Ende nur Schmerz zufügten. Schmerz ist etwas mit dem Verena noch nie umgehen konnte. Schmerz ist etwas, dass sie dazu getrieben hat ihre innersten und geheimsten Gefühle in einen Kerker zu sperren. Hass und Zorn waren es die sie immer vorangetrieben hatten. Diese beiden Aspekte waren der grundlegende Stein für ihr Wesen. Waren sie nun am zerbersten oder würden am Ende sogar wie Staub zerfallen? Wieder und wieder würde sie sich die selben Fragen stellen. Ob ihr der Tempel oder gar eine wiederkehr auf das Festland helfen würden, würde sich noch zeigen.


Zuletzt bearbeitet von Verena Xardel am 26 Okt 2017 16:41, insgesamt einmal bearbeitet
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 31 Okt 2017 10:02    Titel:
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Zuletzt bearbeitet von Verena Xardel am 07 Nov 2017 23:11, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 07 Nov 2017 23:11    Titel:
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Mitten in der Nacht wachte sie auf. Schweißgebadet blickte sie sich in ihrem Schlafzimmer um. Das Kohlebecken, welches neben dem Eingang zum Bad stand, gab nur noch ein schwaches Licht von sich. Für einen Augenblick dachte der Rotschopf etwas... nein jemanden in der hintersten Ecke ihres Zimmers gesehen zu haben. Nachdem sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte und mehrmals blinzelte ging sie nochmals sicher und schaute zurück zu der finsteren Ecke. Nichts... Der seltsame Traum lies sie wohl unter Hirngespinnsten leiden.

Die Wunde begann wieder zu zwicken und schmerzen. Mit dem Wärmekissen drehte sich Verena zur Seite und versuchte sich wieder vom Schlaf einholen zu lassen. Die Bilder, die sich in ihrem Kopf festbrannte hielten sie auch noch die nächsten Stunden davon ab. Wieder wurde sie von dem selben Traum heimgesucht. Ein Wolf... Mit einem so aussergewöhnlichen Fell wie sie es nirgends je gesehen hatte. Sie hatte das Gefühl das Fell nahm die Farbe ihrer Augen an. Ein helles Bernstein farbenes Fell, oder war es doch blond? Der erste Schnee war bereits gefallen und legte sich wie eine Decke über Wiese und Wälder. Der Blick durchbohrte sie als sie im Wald stand. Mit jedem Schritt von ihr zerbrach ein neuer Ast unter ihren schweren Schritten und der Schnee knirschte. Es war eine Jagd. Doch wer jagde wen? Sie den Wolf? Nein... Der Wolf hatte sich sein Opfer gesucht und seinen Schabernack mit ihr getrieben. Der eisige Wind drang schmerzend in ihre Lungen als sie vor ihm davon rannte und wurde als schwere, dampfende Wolke entlassen. Die schweren Pfoten trafen ihren Rücken und warfen sie zu Boden. Sie dachte schon es wäre vorbei, nahm ihre letzte Kraft zusammen um dem Ungetüm entgegen zu blicken in ihren letzten Momenten.Wann kam es dazu, dass sie am Ende so weit von ihrem Weg abkam? Der Blick seiner grünen Augen durchbohrte sie förmlich und als das Biest sein Maul aufriss um ihr Leben zu beenden wachte sie auf.

Mit rassendem Herzen lag sie wie jede Nacht in ihrem Bett und umklammerte ihr wärme spendendes Kissen. Ein Teufel, gejagd von einem Wolf...


Zuletzt bearbeitet von Verena Xardel am 07 Nov 2017 23:16, insgesamt einmal bearbeitet
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2017 00:45    Titel:
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Was ein Tag... Die ganze Bettruhe und wenige Bewegung hatten die Gelenke vom Rotschopf einrosten lassen. Der Weg nach Rahal war trotz der Kutsche anstregend genug. Doch heute war keine Zeit um Schwäche zu zeigen. Die Befragung der Garde ging recht gut von statten. Auch der Besuch im Tempel brachte Erleichterung. Der Rückweg war dafür umso erschwerlicher. Sie war einfach nicht mehr so lange Strecken gewohnt... Aber immerhin kam der Törtchennascher zu Besuch und hat sie wie in den letzten Tagen zuvor auch aufgeheitert.

Später in der Nacht... Wehte wieder dieser eisige Wind. Schnee deckte den Boden zu und knirschte leise unter jedem Schritt. Das heulen der Wölfe war weit entfernt. Ausser dieser eine, dessen Fell so hell und glänzend war und seine grünen Augen sie durchdringend anblickten. Das Herz begann zu rasen als er, wie in all den Nächten zuvor, begann sie in den Wald zu treiben. Immer weiter und weiter, bis er sie wieder hatte und sie mit all seinem Gewicht in den Schnee presste. Sein leises Knurren lag ihr im Ohr und nistete sich dort ein wie ein unerwünschter Gast. Und als er wieder sein Maul aufklaffte... wachte sie auf. Zitternd lag sie unter ihrer Bettdecke. Eine ziemlich fiese Reaktion von ihrem Körper auf den Schlafmangel der letzten Zeit.

Doch die Vicaria hatte recht. Sie wusste nun was dieser Traum ihr sagen wollte und es würde ein schwieriger Schritt werden.
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 01 Mai 2018 11:19    Titel:
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Ein kalter Wind wehte durch das kurzgeschnittene Haar und die feinen Härchen am Nacken stellten sich auf. Es freute das Eichhörnchen immer wieder den Meereswind im Nacken zu spüren, wenn sie sich die Haare hat kurz schneiden lassen. Der Wind roch nach mehr und Salz. Ganz sauber und klar. Ein ähnlicher Duft stieg ihr in die Nase wenn sie nachts hinter dem ehemaligen Südwinkelhof saß um den ständigen Besuchern für ein paar Stunden zu entkommen. So sehr das Eichhörnchen auch seine Arbeit liebte, so sehr genoss es auch mal die Ruhe und Zeit für sich.

Während das Land, welches am Horizont auftauchte, wie ein winziger Punkt erschien stand sie an der Reling und schaute einfach nur auf der Meer hinaus. Die klare Luft wurde tief in die Lungen aufgenommen, während sich unter Deck, mitten im Lagerraum, die neue Fracht befand. Kistenweise Orangen und andere exotische Früchte hatte sie wieder besorgt. Diesmal sogar ein paar Sträucher, die man baldigst umpflanzen sollte. Tja, das war nun mal der Vorteil wenn man jemanden wie Davido kannte und an seiner Seite hatte. Ein guter Bursche war er, ja. Und ein Treuer Freund noch dazu. Doch man sollte den Südländer nicht unterschätzen, da er ein ziemlicher Rebell sein konnte. Sein linker Haken konnte auch mal schmerzlich sein. Allein bei dem Gedanken trieb es die Hand zum Kinn um reibend den Schmerz zu vertreiben. Trotzdem musste das Eichhörnchen nun grinsen. Mehrere Wochenläufe war sie bei ihrem Südländer geblieben und nur selten mal für zwei oder drei Tage wieder Heimgekehrt. Eigentlich war es ein schlecht gemeinter Scherz als sie sagte, er kann sie ja bei sich schlafen lassen, wenn sein Haus doch so groß sei. Aber sei's drum. Bei ihm sollte man die Worte nur mit Vorsicht wählen.

Wie entstanden eigentlich enge Bindungen?

Man lernt jemanden kennen, findet ihn sympathisch oder eben nicht. Und ohne es zu merken beginnen sich feine, nicht sichtbare Fäden zu bilden und knüpfen sich zu einem engen Band von Freundschaft oder Liebe zusammen. Vielleicht sogar beides? Viele denken bestimmt anders, doch man sollte meinen, der eigene Partner -wenn es denn die große Liebe ist- sollte auch der beste Freund sein. Oder nicht? Jedenfalls spinnt das Schicksal einem schon seltsame Fäden zusammen. Der Glaube an irgendeine wahre Liebe war schon lange verloren. Aber schlimm war das nun wirklich nicht. Mittlerweile verblassten die Erinnerungen an solchen Gefühlen. Mit der Zeit verlernte das Eichhörnchen den Inhalt dessen und das war auch gut so. Sie standen ihr nicht im Weg. Und so blöd es auch klingt… Wie mehr man sich auf diese Triebe konzentrierte, desto mehr lenkte es einen von den Besonderheiten des Lebens ab. Wichtiger war es doch seinem eigenen Weg zu folgen, sich stets treu zu bleiben, die eigenen Freunde. All das war doch wesentlich wichtiger als ein Mensch der einen nur aus der Fassung brachte, nur um später wieder aus dem Leben gestrichen zu werden. Überflüssig eben. Eine Prüfung der Götter? Wenn ja, eine reine Zeitverschwendung.

Die Gefühle einer Mutter.

Viele Jahre war es her. Die Schmerzen blieben in Erinnerung. Doch das Gefühl, dieses winzige Wesen in den Armen zu halten, welches sich vor wenigen Augenblicken unter dem eigenen Herz befand lies jede Sekunde des Schmerzes in Nebel auflösen. Fast 9 Monde hatte sie den kleinen jungen in ihrem Leib getragen, auf sich geachtet und dafür gesorgt, dass die kleine Erbse nur mit dem besten versorgt war.

Ihr Südländer hatte zum Schluss doch noch das Eis brechen können. Eine Eigenschaft die das Eichhörnchen verflucht hatte. Hinter ihrer Fassette lagen einige Scherben die sie nie jemanden zeigte. Man könnte es hinterlistig nennen oder eben ein Talent, dahinter zu blicken und die Scherben klammheimlich zu entfernen. Niemanden sonst würde sie diese Art von Gefühlen noch einmal zeigen. Schlimmer noch war es als er sie einfach zu ihrer alten Heimat führte. Das Familiengrabmal lies all die unterbundenen Gefühle wieder aufkochen und real werden. Verdrängung war im Endeffekt keine Erleichterung sondern nur eine aufgeschobene, zur Seite gedrängte Qual. Die kräftigen Arme die sich um sie legten waren mehr Trost als erwartet. Eine Entlastung für ihre Seele die ihr die Verdrängung nicht hätte geben können. Schlichtweg tat es dem Eichhörnchen gut und half ihr sich wieder zu besinnen.

Die Nacht verbrachten die beiden in ihrem alten Zuhause. Von ihrer Verwandtschaft war nichts mehr übrig geblieben. Zumindest wusste sie nichts von irgendwelchen Verwandten. Doch der Hof blieb ihr. Schließlich hatte sie genügend Gold um den Hof und einige Angestellte zu halten. Hier verschwanden seltsamerweise keiner ihrer Angestellten. Sie mochten das Eichhörnchen sogar. Oben in ihrem alten Zimmer hatte sie im Kamin ein kleines Feuer entfacht und legte sich zu ihm ins Bett. Die halbe Nacht lang hatten sie gesprochen, gelacht, sich an alte Ereignisse erinnert und sogar die peinlichsten Geheimnisse ausgetauscht.

So lange kannte sie den Händler bereits. Schon als sie beiden noch Kinder waren und ihrer beiden Väter Handel betrieben, spielten sie auf den vermoderten, stinkenden Gassen der Hafenstadt. Dieser junge hatte schon damals das Talent jeden in seinen Bann zu ziehen mit seiner Empathie. Das breite, freche Grinsen. Und das blau seiner Augen, so strahlend und warm. Die braune Haut, die von der Sonne gegerbt war von der Plantagenarbeit. Die Orangen kamen übrigens von seiner Plantage. Das Land brachte immer viel Sonne und der Boden war reich an Nährstoffen und lies die großen Früchte immer süß und saftig werden.

''Land in Sicht!'', rief jemand laut in Richtung des Capitains und deutete auf den nahenden Hafen Rahals. Davidos Worte hallten ihr wieder durch das Gehör. ''Bleib bei mir, hier ist dein Zuhause.'' Die Worte waren ernst gemeint. Doch wo genau war nun ihr Zuhause?

Als das Schiff anlegte wurde noch der Transport ihrer Obstkisten und auf die Transportkutschen gesichert. Zu Fuß machte sie sich auf den Weg in Richtung des südlichen Stadttors. Hier wurde sie noch von einem breit grinsenden Burschen erwartet. Kein lautes Geschrei, bei wem das beste Angebot zu finden war. Kein besoffener Halunke der die Zeche prellen wollte und letzten Endes im dhohen Bogen aus der Taverne flog. Nur ein paar leere, sterile Gassen und Straßen. Und im besten Fall einige Gardisten die gerade ihre Runden drehten. Die einzigen Händler die man hörte, waren die Fischverkäufer, die versuchten noch ein paar läppische Münzen für ein paar Fische zu bekommen, welche man bestimmt aus dem vollgepissten Hafenbecken geangelt hatte. Allein bei dem Gedanken schoss einem die säuerliche Galle hoch. Selbst in Düstersee war es still. Kein lautes Gebrüll. Das Haus neben ihr stand leer und wirkte unlebendig. Viele Menschen kamen und gingen wieder. Vielleicht ein Zeichen? Eine Ära die zu Ende ging?

Zuhause wurde erst einmal das Gepäck entladen. Das ergatterte Gut wurde verstaut. Die Sträucher in die neue Erde gesetzt und die Tiere mit frischem Futter versorgt. Die Aushilfen bekamen ihre Münzen und wurden Heim geschickt. So lange alles beim alten blieb war es ja in Ordnung, oder nicht?

Nachdem sie ein warmes Bad genommen hatte stand sie, mit einem Handtuch um den Körper, vor dem großen Spiegel. Das nasse, blonde Haar klebte ihr im Gesicht. Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Wieder zuckten die Mundwinkel hinauf, während das Haar genauer in Augenschein genommen wurde. Sie hätte einfach nicht so viel saufen sollen. Es war schon lange her, dass das Eichhörnchen so besoffen war. Das Maul wurde immer größer und nach ein paar Wetten musste das Haar eben Blond gefärbt werden. Sie würde wohl nie daraus lernen.

Einige Tage waren vergangen bis jemand den Hof aufsuchte. Auf der Suche nach ein paar Waren und Pferden. Es war eine nette Abwechslung gewesen und ein paar Schimmel mussten herangezüchtet werden. Zeitweise hatte sie es doch zu ihrem Südländer verschlagen und jedes mal wenn sie wieder heimgekehrt war, waren auch die Bäuche der Stuten gewachsen. Als es soweit war, hatte sie wieder die ganze Nacht bei den Stuten verbracht. Diesmal war die Geburt nicht so leicht und die Pferde hatten sehr zu kämpfen. Bis die Fohlen sich doch noch entschieden hatten das Licht der Welt zu erblicken, ging gerade die Sonne auf. Immer wieder zerrte es an den Kräften der Bäuerin, doch auch hier ging alles gut und zwei gesunde Fohlen kamen zur Welt. Nachdem die Mütter ihre beiden gesäubert hatten wurde nach dem Geschlecht geschaut. Ein Hengst und eine Stute mehr waren nun im Stall.

Schlaf würde sie keinen mehr finden, also wurde die Arbeit auf dem Hof erst einmal erledigt. Die Kühe bekamen frisches Wasser und die Futtertröge wurden neu aufgefüllt. Hühnereier wurden eingesammelt und auch die bekamen ihr Futter und frisches Wasser. Die Ställe wurden ausgemistet, Obst wurde geerntet und noch so viel mehr stand auf der Liste. Irgendwann am Abend kam dann die Nachbarschaft zu Besuch. Oh, wie sehr sie sich freute ein bekanntes Gesicht wieder zu erblicken. Auch wenn sie noch so müde ausgesehen hatte. Aber seit wann kümmerte sie sich schon um ihr Aussehen? Entweder man mochte sie wie sie war oder eben nicht! Das Gespräch verlief sehr angenehm, war eine wahre Wohltat für ihre Ohren. Auch wenn zum Schluss hin das Ergebnis einiger neu erlangter Erkenntnisse nicht sonderlich prickelnd waren. Da kutschiert dieser Zwerg doch tatsächlich auf zwei Wege herum. Mochten ein Schmatzer ein Schmatzer und ein Kuss ein Kuss bleiben. Genauso wie eine Regel eben eine Regel war. Und an eine eiserne hielt sich das Eichhörnchen ganz strickt. Kein Kuss und kein Schmatzer würde man von ihr bekommen, wenn einer der beiden jemanden zum knuspern an der Seite hatte. Und auch wenn ihr das Thema nicht gefiel, würde sie das Gespräch suchen, führen und beenden. Doch vorerst… war noch viel zu viel zu tun.
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 25 Jul 2018 12:18    Titel:
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Es brannte. Der Körper glühte wie ein Funken der einem großen Feuer entsprungen war. Der letzte Gedanke den das Eichhörnchen hatte war als sie sich in die weiche Federmatratze sinken lies. Schnell wurde sie in den Armen des Schlafes gewogen. Anstrengend war wohl etwas untertrieben, wenn man bedenkt wie der Tag verlaufen war. Zuerst war sie in den frühen Morgenstunden den üblichen Arbeiten auf ihrem Hof nachgegangen. Die Kühe bekamen frisches Wasser und Futter, genauso wie die Hühner und Pferde. Das Obst wurde geerntet und verstaut und die Pflanzen allesamt gegossen. Nebenbei hatte sie sich mit Auriane unterhalten, sich gebadet, neu eingekleidet und ihre Dolche für einen Waldgang zurecht gelegt. Der Rotschopf hatte die Klingen geprüft und in den dafür angefertigten Gürtel gleiten lassen. Eine Wanderschaft durch den Wald hatte sie schon zu lange nicht mehr mitgemacht. Da sich auch langsam die Kräuter dem Ende zuneigten wurde eine etwas längere Liste erstellt. Um genug für den Winter zu haben sollte sie lieber jetzt schon damit beginnen die Kräuter zu sammeln und trocknen. Kamille, Salbei, Jasmin…. Und immer länger wurde die Liste.

Irgendwann am Mittag, da stand die Sonne bereits weiter oben und erhellte den Wald, suchte sich Verena ein paar Lichtungen. Hier wuchs meist genügen Kamille der etwas versteckter lag. Kein Trampelpfad der die armen Blüten unter den schweren Schritten anderer Wanderer zerdrückte.
An einer andere Ecke fand sie ein paar Jasminblüten, bereit um ihr zum Opfer zu fallen und in dem Körbchen zu landen.

Es dauerte zwei Stundenläufe, vielleicht sogar zwei bis sie in der Nähe der Bajarder Kutsche war. Natürlich machte sich Verena auch beim sammeln wieder einmal zu viele Gedanken. Gedanken über vergangenes, Gedanken über gegenwärtiges. Sie dachte es sei eine gute Idee auch mal etwas Abstand vom Festland zu gewinnen. Doch hatte es sich auch gelohnt? Außer einem Chaos das sich in ihrem Inneren gebildet hat wohl weniger. Das es nur so wenige Wochen brauchte um ihr Leben erneut auf den Kopf zu stellen, selbst das hätte sie nicht erwartet. Nie im Leben hatte Verena daran geglaubt ‘Ihm‘ noch einmal zu begegnen geschweige denn jemand anderen zu mögen außer dem Südländer der sie sicher schon sehnlichst erwartet hatte. Auf Dauer war es nichts weiter als kräftezehrend, reine Zeitverschwendung, einfach nur ein Chaos! Wieso auch musste genau derjenige vor ihrem Tor auftauchen der meint hinter dem Rücken der Bürger schlecht reden zu müssen? Seine ‘‘Erklärung‘‘ hätte er sich genauso gut sparen können. Ja, vielleicht hatte sie ihn verletzt. Die Arbeit war etwas das schon immer auf irgendeine Art und Weise vorrangig bei ihr war. Sie diente dem All-Einen so wie sie es sollte, nein, es musste. Die Bäuerin diente ihrem Herren so lange so verbissen, bis sich der Schleier langsam auflöste der ihren Blick vernebelte und schließlich feststellen lies dass etwas fehlte. Meist war diese Leere so unglaublich erdrückend… Schmerzhaft und erdrückend, dass es ihr beinahe die Luft abschnürte.

Schon wieder konnte sie ihre Gedanken nicht lösen. Es nervte und laugte nur noch aus, sorgte dafür, dass man sich nicht länger konzentrieren konnte. Und ehe sie sich versah war sie tatsächlich vor Bajard. Schwer seufzend dachte sie daran Auriane und Enomis etwas mitbringen zu wollen. Mit dem Korb hatte sie nun wirklich keine große Lust durch das Dorf zu schlendern und wahrscheinlich würde sie in Rahal auch bessere Sachen finden. Dafür würde sie sich also ein anderes mal die Zeit nehmen. Nur einen winzigen Umweg hatte Verena. Ihre Haarbürste war ihr herunter gefallen und hatte einen Riss genau in der Mitte.

Gerade als sie die letzte, kleine, knarrende Stufe herauf getreten war blickte sie in die dunklen und vor Blut gierenden Augen. Dieser Anblick hatte sich eingebrannt und würde sie sicher nicht so schnell los lassen. Dort lag der Babier. Mit aufgeklaffter Kehle dessen Hunger des Wolfes er noch nicht einmal annähernd gesättigt hatte. Winzige Fleischreste hingen um sein Maul, Blut bedeckte die weissen Zähne und fletschten sich zu einen grausamen Lächeln der bereits zeigte, wer sein nächstes Opfer sein sollte. Ein erstickter Schrei kam ihr über die Lippen. Tonlos aber doch ein Schrei auf eine unbestimmte Art. Das rechte Bein trat nach hinten auf die Stufe, der Körper drehte sich. Doch war der Wolf schneller und hatte bereits mit seinen Krallen nach ihr geschlagen. Es brannte… ja es brannte, wie ein Kohlestück, welches ihr man über die Haut gezogen hatte, als sich die Pranke dieses Mistviehs durch ihre Haut zog und die erste Fleischschicht ankratzte. Der Sturz von der niedrigen Treppe und der dumpfe Aufprall waren nicht gerade weniger angenehm. Aber immerhin schaffte sie es diesmal aufzuschreien. Was genau sollten diese ängstlichen Klänge eigentlich bewirken? Eigentlich war sie kein Mensch der Ängste gerne Preisgab. Diese Schwäche sollte eigentlich tief in ihr begraben bleiben… wie unalatarisch. Aber ja, diesmal hatte sie Angst. Schreckliche Angst sogar. Noch nie kam es vor, dass sie einen so wilden, unbarmherzigen Wolf in die Augen blicken musste. Und das bei einem verdammten Haarschnibbler! Bei Tieren war das irgendwie anders, da interessierte sie es nicht. Immerhin war sie damit auch groß geworden. Doch dieser Mensch, dessen Anblick nun trüb und in einer weiten, ungreifbaren Ferne lag jagte dem Rotschopf einen Schauer durch den ganzen Körper. Das Großmaul war gebrochen, zum ersten mal im Leben. Und das durch ein verdammtes Tier, welches sich gleich an ihr Laben würde, sollte sie nicht schnell genug das Weite suchen.

Gierig, knurrend ragte das Tier über ihr, bereit aus dem kleinen Wagen zu springen. Der Oberkörper drückte sich nach unten, das Hinterteil nach oben, bereit zum Sprung. Ein weiterer Schrei schaffte es aus ihrer Kehle zu brechen, während die Bäuerin es gerade so schaffte sich aufzuraffen und drei, vier Schritte davon zu stolpern. Nicht gerade viel aber immerhin etwas, wenn auch nicht gerade Leben rettend. Die Angst übermannte sie nun und kettete sie an den Boden der Tatsachen. Der Wolf wollte gerade springen, ehe ein erstickendes Jaulen die Stille durchbrach. Zitternd drehte sie sich um und blickte zu dem Krieger auf, der gerade die Klinge seiner Axt in den Rücken des Wolfes gerammt hatte. Da lag nun die Bestie. Blutend und tot. Das Blut sickerte aus dem großen Körper, der Schock saß tief und der Blick wechselte einige Male zwischen ihrem Retter und dem Tier hin und her als sei Verena gerade aus einem schrecklichen Alptraum erwacht. Als der alatarische Streiter seinen Helm abnahm ging es ihr eiskalt durch Mark und Bein. Der Schock, der eben noch verflogen war, bohrte sich nun eiskalt durch den ganzen Körper und lies sie sogar den sengenden Schmerz für einen Augenblick vergessen. ‘‘Du musst besser aufpassen.‘‘ Warum auch immer seine Worte Verena so sehr trafen, so floh. Wenn auch nur für einen Augenblick, so war der Schmerz, der eben noch die Hüfte einnahm, wie weggeblasen. Interessant wie der Fluchtreflex so funktionierte. Es war nichts zu spüren, als sei nie etwas geschehen. Doch kaum war sie schnaufend an dem nächstbesten Brunnen angekommen brannte es sofort wieder. Die Gedanken hatten sich binnen eines Herzschlages allesamt überschlagen, der Körper zitterte und die Knie wurden so weich, dass der Körper nachgab und sie auf dem weichen Waldboden saß.

Jetzt erkannte sie es. So stark wie sie immer vorgab zu sein war sie nicht. Und ehrlich gesagt war sie es auch nie.

Erst als sich der Rotschopf wieder beruhigte wurde die Hüfte beäugt. Die Wunde war zwar keine Fleischwunde war aber doch etwas tiefer, zumindest genug um sie bluten zu lassen. Das Tuch in ihrer Tasche fand den Weg in das kühle Brunnenwasser, bevor sie sich damit die Hüfte abgewaschen hatte. Verfluchte Bestie! Und dabei hatte sie doch noch so viel zu tun. Nach Weg nach Rahal sollte beschwerlich werden. Doch zunächst verweilte sie dort.. inmitten der Lichtung und lies immer wieder das kühle Nass auf die selbe Stelle fließen. Erst nachdem der Schrecken langsam abebbte hatten ihre Beine genug an Kraft zurück erlangt um sich wieder aufrappeln zu können. Nur gut das die Kutsche nicht weit fort war. Bevor sie sich den nächsten Fahrschein für das Schiff beschaffte brauchte sie erst einmal einen kräftigen Schnaps, um die Nerven zu beruhigen. Doch selbst als Verena aus der Taverne kam war die kleine Pause die sie hatte nichts weiter als ein Schalk des Schicksal. Saß er doch dort auf der Bank. Mitten auf dem Marktplatz in Rahal. Irgendwie bedauerte sie nun ihm das mit Wildkraut versetzte Törtchen einfach in den Mund geschoben zu haben. Denn selbst jetzt war er noch so gut zu ihr und hatte sogar ihr Leben bewahrt. Seine Nettigkeit war dennoch zu verdächtig. Jetzt hieß es nur nicht schwächeln. Vielleicht war es ja ein perfider Plan? Irgendwas um ihr auf eine Art zu schaden dessen Narben man so nicht sehen würde? Und das von einem Jungspund der Aussah wie um die 50 Lenzen? Dafür das er sogar um einige Jahre jünger war als sie! Nun.. Das Schicksal zeichnete einen manchmal und das sah man seinen Gegenüber viel zu oft an. So wie ihm eben.

Schwer seufzend wollte sie sich gerade auf dem Weg machen als gerade seine tadelnde Stimme erklang. Ja, eigentlich grüßte man. Doch für heute war ihr die Lust auf alles vergangen und mehr als eine Entschuldigung für den Vorfall vom Vortag brachte sie auch nicht raus. War ja klar, dass ihn das skeptisch werden lies und er ihr folgte und er sie sogar nachhause brachte, herausfand was er nicht erfahren sollte und auch noch provokant die Wunde stocherte die wieder zu brennen begann. Vielleicht hätte der Fahrschein doch bis morgen warten sollen. Gut fühlte sich das nämlich nicht an und Salben hatte sie auch keine mehr. Enomis und Auri schneiten noch einmal kurz herein, nachdem sie wieder das halbe Dorf nieder gebrüllt hatte. Wut und Schmerz dem sie mal wieder freien Lauf lies. Das Gebrülle von ihr war bereits etwas eingebranntes in dem kleinen Dorf und nichts was man eigentlich nicht schon kannte. Diesmal waren es die beiden Frauen die ihr den Rest gaben. ‘‘Heute ist ein guter Tag um Kinder zu zeugen..‘‘. Dieser Satz machte sie regelrecht fertig, fassungslos und der Rotschopf hatte das Gefühl ihr Gesicht würde ihr noch herunterfallen, wäre es nicht angewachsen. Als wäre es nicht bereits schlimm genug, dass sie es versuchte und einfach keinen Erfolg dabei hatte. Egal wie krampfhaft sie sich daran klammerte. Müde und ausgelaugt begab sie sich in ihr Zimmer, zog sich um und wälzte sich auf das Bett wie ein träges Walross.
Irgendwann gewann die Erschöpfung Oberhand und gab ihr den Schlaf nach den sie sich so sehr sehnte.

Irgendwann, nicht wissend ob Tag oder Nacht, der Geist irgendwie schwer und benebelt, fühlte sie wieder dieses leichte brennen. Unangenehm und sengend. Müde drehte sie sich in ihrem Bett herum und spürte etwas kaltes, nasses auf ihrer Stirn.
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 30 Jul 2018 21:59    Titel:
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Sauer. Sie war einfach nur so sauer! Der Abend hätte wohl kaum schlimmer verlaufen können. Wut brannte tief in ihrer Seele. Eigentlich hatte der Tag doch so angenehm begonnen. Das erste mal seit langer Zeit hatte der Rotschopf wieder den Elan erlangt um mal länger als nur drei oder vier Stunden in der Küche zu verbringen. Schließlich hatte sie ihm Kuchen zugesagt. Also würde er diesen auch bekommen, dachte sie. Als das Läuten des Glöckchens erklang wurde noch rasch das Mehl von dem Kleid geklopft und mit einem Lächeln auf den Zügeln humpelte sie leicht hinaus. So gut es ging versuchte sie es zu verbergen. Obwohl die Wunde immer gut eingerieben wurde, war der Drang sich zu bewegen größer. Sicher würde die Wunde also nur wieder leichte Risse bilden.
Mitten auf dem Weg verflog das Lächeln wieder. Alleine die Tatsache das ‘Er‘ vor dem Tor stand hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. Schlimmer noch. Es war wie ein fieser Schlag mit der Faust, mitten in die Magengrube. Heiß und kalt lief es Verena den Rücken runter. Doch wieso nachgeben?

Mit einer aufgesetzten Miene gesellte sie sich zu ihm an den Zaun. Aus welchen Grund kam er jetzt? Wochenläufe nachdem sie besoffen im Baum saß? Und ausgerechnet jetzt wollte er wissen weshalb sie das tat? Wenn das Eichhörnchen eines lernte, dann zu vergraben. Nicht nur irgendwelche Vorräte die dem Winter galten, auch andere Dinge die das rothaarige Wesen beschäftigt hatte. Ja, sogar eine sehr lange Zeit. Und er? Er war scheinbar gut in seinem Werk, Wunden immer wieder aufzureißen. Es reizte das Eichhörnchen, aber wütend machte sie erst etwas anderes. Diese unverschämte Eigenschaft sie zu lesen als sei sie ein aufgeschlagenes Buch. Ihm gegenüber konnte sie nichts verbergen. Nun, bis auf das eine eben. Sollte er sich doch die Finger an dieser Frage verbrennen. So wie sie sich ihre immer und immer wieder verbrannte. Und so brannte es auch weiter in ihrem Inneren als sie das schwere Metallstück aus ihrer Tasche nahm und ihm zugeworfen hatte. So lange hatte sie es mit sich getragen, so lange an der falschen Stelle. Doch sollte diese Fessel sie nicht länger halten, dafür aber würde der Schmerz an eben dieser Stelle weiter inne wohnen. Es gehörte nicht in ihre Tasche und wie sie bestätigt bekam noch weniger an eine andere Stelle.

Als der Schatten mit hinzu kam wurde ihr nur noch mulmiger. Doch wusste der Schatten nun einmal am besten wie man sich still und schweigend verhält und machte sich so in das Haus. Sie hingegen entfernte sich von ihrem Heim nur um wieder zu dem selben Ergebnis zu kommen. Das beide Stur waren. Der Rotschopf war selbst dann noch stur, als allein ihre Reaktionen schon Antwort genug waren. Und ja sie würde lügen. Lügen um sich selbst zu schützen und die kleine Blase die sie um sich herum erbaut hatte aufrecht zu erhalten. Schützen vor dem was sie durchlebt hatte. Und schützen vor dem was kommen mochte. Auch wenn es sich nur um seine Worte drehte.

Leider war es der Schatten der am Ende ihre Wut abbekam. In Ruhe wollte er sie dennoch nicht lassen. Und so begaben sich der Schatten und der Rotschopf auf den Weg nach draußen. Raus zu der Kutsche und raus zum Fischerdorf. Genau hier war sie, die Grenze die sie heute von ihren Grenzen befreien sollte. Am Oger gab es zwar nicht den besten Schnaps doch auch billiger Fusel benebelte die Sinne. Ein weiterer Arschtritt gab ihr das Schicksal als die Taverne belagert wurde. Zum ersten mal seit sie hier auf der Insel lebte wurde die Taverne von den alatarischen Streitern unter Verschluss gehalten. Doch der Grund war plausibel und niemals würde sie sich gegen die eigenen Streiter auflehnen.

Nun blieb ihr noch eines. Der Wald würde ihr sicher die Ruhe geben die sie brauchte. Es war nicht das erste mal, dass sie unter einem Blätterdach schlief und das klare Himmelszelt genießen konnte. Inmitten den Waldes also suchte sie sich den passenden Platz an einen ruhigen Teich und schlief unter den sanften Geräuschen des Wasserrauschens ein.
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 31 Jul 2018 15:39    Titel:
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Sie genoss die Stille, diese Ruhe und vor allen der Sonnenschein der mild durch das Blätterdach schien. Zwar war die Nacht etwas kühl doch tat es sogar recht gut in dieser von Hitze geplagten Zeit. Zwei ganze Tage erholte sie sich nun an dem kleinen See, mitten im Wald von Tirell. Nur der Gesang der Natur stimmte das Gemüt und das innen tobende Chaos des Eichhörnchens. Alles andere wurde nun egal, vergessen und für die Zeit der Entspannung beiseite geschoben. Jene die auf ihrem Hof rumwuselten oder nach ihr suchten würden sie nicht finden. Man würde nur Erfahren, dass sie verschwunden sei. Obwohl doch ihre Reisetasche leer war und man sie nirgends am Hafen antraf, so man irgendwelche Wachen befragte, war sie fort. Vielleicht, aber nur vielleicht würde man von den Bajardern Wachen oder dem einen oder anderen Bewohner erfahren können, dass der Rotschopf nördlich im Wald verschwand.

Zuletzt bearbeitet von Verena Xardel am 31 Jul 2018 15:39, insgesamt einmal bearbeitet
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