[Aushang] Schaustellerinnen und Schausteller gesucht

[Ailidia Wintereich]

Ein Aushang am Hafenkontor.

Für den kommenden Markt der Zünfte am

8. Searum

sucht der Rat der Meister der Handwerkszünfte Bajards nach Schaustellerinnen und Schaustellern, um die von nah und fern anreisenden Gäste zu unterhalten.


Gesucht werden unter anderem:

- Gaukler (der freundlich-unterhaltenden, nicht der verrückt-mörderischen Sorte)
- Porträtzeichner (aber keine solchen, die mit ihren Porträts die Seelen der Abgebildeten stehlen)
- Spielleute und Musikanten (ebenso jedoch bitte keine, die durch ihr Spiel unsichtbare Schrecken herbeirufen)
- Seiltänzer und Akrobaten (aber keine Meister des Lameriaster Lassos, das seine Opfer lautlos tötet)


Geboten werden eine großzügige Entlohnung und, so gewünscht, ein Anzug neuer Kleidung. Bewerber werden gerne in der Schneiderei Wintereich nahe der Anlegestelle empfangen.


Für den Rat der Meister der Bajarder Handwerkszünfte,



Ailidia Wintereich.

Erst vor Kurzem ist Laina die Laute, zumindest sprichwörtlich, in die Hände gefallen. Mit einer Mischung aus Unsicherheit und Neugier bemüht sie sich um die Lektüre des Aushangs. "Oh, Ailidia, die kenn' ich doch", hört sie ihr Hirn murmeln, ebenfalls sprichwörtlich. Und mit den typischen Schreibschwierigkeiten lässt sie der Handwerkerin eine Nachricht zukommen:

Hallo Ailidia,

isch hab das Schraiben gesehen.

Bin zwar ein Noiling des Bardentums, aber wir könnten besprechen,
was Ihr Oich für den Markt so vorstellt.

Falls Ihr Interesse habt, lasst es misch einfach wissen.
Bin maistens am Abend da und steh Oich gern zur Ferfügung.

Fiele Grüße

Laina Celeste

"Kind, bist do dir sicher, dat do dat machen willst, en Bajard?" Balduin, Lainas Ziehvater, hat sich der frischgebackenen Anfängerbardin zugewandt. Anscheinend ist ihm das Schreiben nicht entgangen. "In Bajard?", fragt Laina. "Jo. Da werden ooch Leute aus Rahal dabei sein. Ich würd dich ungern gehen lassen." Mit einer Hand klopft er auf Lainas Schulter und wendet sich nachdenklich ab. Tatsächlich sieht sich die blonde Frau mit dem ersten Problem konfrontiert: Was Balduin sagt - da ist etwas Wahres dran. Dennoch wird sie auf eine Antwort der Schneiderin warten und sich vorstellen. Vielleicht kommt ihr eine ähnliche Gelegenheit auch einmal auf sicherer Seite entgegen. Zumindest ist ihr Ailidia in Adoran das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen. "Meh, alles so kompliziert..."

[Ailidia Wintereich]

Ein an Laina adressiertes Schreiben wird im Hafenkontor aufgegeben.

Liebe Frau Celeste,

Danke für Euer Schreiben. Kommt doch heute Abend oder in den nächsten Tagen nach Bajard, dann können wir alles weitere besprechen.

Mit den besten Grüßen,
Ailidia Wintereich.

"Wat willste machen, wenn dich jemand erkennt? Ihm de Laute über den Kopp ziehen? Du bist noch nicht bereit für solche Gefahren, Kind!", spricht Balduin zu Laina mit eindringlichem Blick. "Entweder, Rahal erkennt dich und do kriegst mit denen Probleme, oder et wirft ein schlechtes Bild auf dich, wenn do dich hier einbürgern lässt." Laina furcht die Stirn und fragt nach: "Wieso? Ich mach' das doch nur für Bajard." Balduins Blick wird strenger: "Kind, et ess scheiße, wenn sich rumspricht, dass do zwischen rahalischen Gästen rumgetrötet und dich amüsiert hast! Erst recht, wenn do hier ernsthaft Bürgerin werden willst. Bleib bitte da fern und gut is'!" Die blonde Ziehtochter seufzt, nickt zustimmend und setzt ein Schreiben auf. "Ich helf dir ooch beim Verfassen", schlägt Balduin im versöhnlicheren Tonfall vor und schaut ihr beim Formulieren der Nachricht an Ailidia korrigierend über die Schulter:

Eluives Segen, Ailidia,

es tut mir schrecklich Leid, meinen Auftritt absagen zu müssen.

Nach einem Gespräch mit meinem Ziehvater haben wir beschlossen, dass Bajard aktuell noch zu gefährlich für mich wäre. Ich hatte gestern bereits ein ungutes Gefühl bei der Begrüßung "Seinen Segen" in Eurem Laden, seitens einer Kundin. Es hat mir Unbehagen bereitet.

Als Wiedergutmachung biete ich Euch meine Dienste an, falls Ihr mal planen solltet, etwas Ähnliches hier im Osten zu veranstalten - dann wäre meine Hilfe natürlich kostenfrei.

Verzeiht bitte die Umstände und das ganze Hin-und-Her.

Viele Grüße

Laina

Nachdem Laina den Boten mit dem Brief fortgeschickt hat, fällt sie in Nachdenklichkeit. Selbst mit ihren 22 Jahren fühlt sie sich in vielen Dingen noch nicht selbstständig genug und benötigt Hilfe. Als hätte die leichte Amnesie gleichzeitig einen Teil ihres alten Erwachsenengedächtnisses gelöscht.

[Ailidia Wintereich]

Der Aushang wird noch einmal hoffnungsvoll glattgestrichen.