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Naryella





 Beitrag Verfasst am: 13 Apr 2013 00:09    Titel: Ein Neues Kapitel
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Ihr Blick lag auf den Scherben einer zerbrochenen Stadt in Mitten eines zerbrochenen Landes - einer zerbrochenen Welt. Dieses Kapitel tat seine letzten Atemzüge und riss alles Gestern von hier fort während in der Ferne schon das Morgen wartete und der erste Stein der neu gesetzt werden würde. Erstes Wort, erste Zeile einer völlig anderen, immer gleichen, unendlichen Geschichte, so lange es Götter geben würde - so lange es Menschen gab. An den unbewegten, jungen Zügen, begingen die Augen Verrat, in denen soviel Leid und soviel Furcht lag. Aber es war nur Ausdruck für die Last der endlosen Leere die ihr Herz beschwerte wie das Gewicht der Sterne und des ewigen, nächtlichen Dunkels, die ganze Welt.

Es gibt einen Ort im Herzen der sich nie ausfüllen lässt, einen Raum. Und selbst in den besten Augenblicken und herrlichsten Zeiten werden wir es wissen. Es gibt einen Ort im Herzen der sich nie ausfüllen lässt und wir werden warten und warten, in diesem Raum.

In ihren Ohren lag noch der Klang ihres Zerbrechens. Der Untergang der ganzen Welt, die gestorben war ohne dem Sinn des Wortes: "Tod" zu erliegen, hatte sie mit sich gerissen und doch war sie gerettet. Aber ihn würde man hier nie wieder finden können, sein Lächeln war verloren, für alle Zeit. Was blieb waren Erinnerungen. Sie lagen zwischen den zertrümmerten Straßen und man fand sie im zersplitterten Glas leerer Fenster. Irgendwann einmal, vor langer Zeit, die jetzt wie erträumt und halb vergessen schien, waren sie Kinder gewesen und die ganze Welt ein aufregender, unglaublich vielfältiger Spielplatz, der ungeahnte Möglichkeiten bot... soviel galt es zu entdecken. Niemand weiß wann das Ende kommt, ehe es da ist. Manchmal geschieht es plötzlich, aber die Kindheit verlässt einen oft schleichend, zerrinnt mit jedem Sekundenschlag ein kleines Bisschen, bis sie ganz verloren ist. Sie hatte geweint weil er gelebt hatte, weil er gestorben war. Sie war am Boden zerstört, sie war gerettet.

Er hatte Recht, es kann nichts Gutes dabei herauskommen wenn man liebt. Berufe dich selbst, voller Trotz, voller Hoffnung, voller Liebe, voller Zorn, voller Dankbarkeit. Fordere das Licht, fordere das Dunkel, fordere Alles, nichts ist eindeutig.

Er hatte mehr zurückgelassen als nur den schnöden Tant. Eine ganze Fülle unbeantworteter Fragen die wie vergossen vor ihr Lagen und nie Antwort finden würden. Scherben der Hoffnung, das er ihr nach käme, irgendwann fragen könnte warum sie nicht Temora und nicht Eluive zugetan war. Sie erstickten die Welt in ihrer Liebe zu sich selbst und in ihren Tränen, ihren Selbstzweifeln und Vorwürfen und fast hätten sie alles Leben in ihrem unsagbar haltlosen Bestreben an ihrer eigenen Ordnung fest zu halten, umgebracht.

Was man liebt... lässt man los. Kommt es zurück, gehört es einem... bleibt es fort, ist es frei...

Ungestillte Sehnsucht, unsagbar unausgefüllte Leere, kann selbst das stärkste Herz zerreissen und nur ein wacher, reger Geist, begehrt irgendwann auf und verlangt nach Macht. Macht über das eigene Schicksal, das eigene Sein. Das war der Inbegriff ihres Glaubens, das war alles was sie nachempfinden konnte.
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Naryella





 Beitrag Verfasst am: 26 Apr 2013 07:21    Titel:
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Warmes Kerzenlicht streckte seine Finger nach ihr aus und umgarnte was an Gestalt zu finden war, brach sich in der Seide wie um einen Spiegel für die eigene Wärme und Schönheit zu finden. Sie hatte die Felle um sich selbst betrogen und sah ihn noch da liegen, von den Armen des Schlafes umgarnt, während sie barfüßig vor der geöffneten Schublade der kleinen Spiegelkommode stand. Von der Ruhe die den Raum durchflutete umfangen, wanderte ihr Blick über seine Gesichtszüge und die Linien die das Leben darauf hinterlassen hatte, wie ein Künstler, der nie ganz zufrieden war mit seinem Werk und sich bald selbst um seine Perfektion betrog. Ja, er war älter als sie, um einiges und wie zum Vergleich strebte das grüne Augenpaar nach dem Spiegel, der in seinem hölzernen Rund gefangen vor ihr an der Wand lehnte. Das Gesicht welches ihr entgegenblickte fand sich jung, dieser Jugend trotzend aber, bar jeder überschwänglichen Emotionalität und es war ihr als sähe sie in sich selbst ihr eigenes Missgeschick.

An dem was das Antlitz nicht preis geben wollte und geizig für sich behielt, erwiesen sich ihre Augen als ein hinterhältiger Verräter und in ihnen lag zuviel von Allem. Zuviele Zweifel, zuviele unnötige Gedanken, zuviel Empfindsamkeit. War ihr Herz denn aus Glas, das es zerspringen würde, gäbe sie dem feurig heißen Atem, die die eine oder andere Entscheidung ihr entgegenbließ wie ein zehrender Sturm, nach, wenn das Ergebnis sich ihre Träume und Sehnsüchte zur Beute machte, anstatt ihr zu geben wonach es sie verlangte? Bald blickte ihr Spiegelbild sie an als wüsste sie die Antwort auf ihre Fragen schon und jede Wiederholung des Zerwürfnisses wäre nur Müßiggang. Sie hatte sich ihm nicht hingegeben, nur bei ihr liegen lassen und die Wärme die ohne jede Forderung ausgekommen zu sein schien, war ihr nicht unangenehm gewesen, aber reichte das?

"Was hast du denn zu verlieren, ausser deiner Unschuld?"
Was hab ich denn zu verlieren? - Ratlosigkeit schlug ihr entgegen, ein Widerstreben. - Mache ich zuviel daraus, mehr als es sein kann? Mehr als es ist?

Als sie das Zimmer verlies, nahm sie Zank und Widerstreit nicht mit, nur ihren Mantel. Bald verbarg er die weiche, weibliche Silouette an die sich die Seide schmiegte wie eine zweite Haut und als sie aus der Haustür war, schob sie gerade den letzten Knoten ins Knopfloch. Der Morgen hatte noch nicht gegraut, die Straßen still und verlassen, alle Fenster an denen sie vorüberkam lichtlos. Nicht allein zu sein war eine Idee die viele angenehme Gedanken barg - ihre Gedanken aber waren es, die sie in die Irre zu führen schienen. Sie würde es überleben, wie sie die Trauer überlebt hatte die mit dem Tod ihres Bruders über ihre heile Welt hereingestürzt und ihren Leichtsinn in einer Flut von wirren Hirngespinsten mit sich gerissen hatte, als wäre sie die tosende Welle, die Adoran und halb Bajard hinweggespühlt, Lameriast und Fuachtero gleich im Ganzen verschluckt hatte. Ihre zerbrochene Welt würde heilen, sie wusste es, noch ehe sie das Stadttor passierte, auch wenn sie nie wieder die selbe sein würde.

Allen Veränderungen, selbst jenen, die wir ersehnt haben, haftet etwas Melancholisches an, nicht wahr? Immer lassen wir einen Teil von uns selbst zurück, müssen ein Leben sterben, ehe wir ein anderes beginnen können und jeder Tod kann schmerzlich sein.

Als sie das kleine Sumpfgebiet vor Rahal umrundete als kannten ihre Füße keine Eile, begann es zu nieseln. Der Wind schmeckte nicht nach Herbst und roch nicht nach Winter und auch wenn er nicht wirklich warm war, so war ihm Kälte doch fremd. Als sich das fallende Nass zum Regen verdichtete, wurde das Rascheln in den Gräsern, zwischen den Farnen und den Blättern der Bäume lauter und bald mischte sich der Donner streitender Wolken ein, die sich düster und schwer am Himmel aneinanderdrängten. Wenig später verschmolz das Rauschen eines Wasserfalls, dem sie sich zielstrebig näherte, mit der unruhigen, nächtlichen Symphonie. Mitlerweile war sie tropfnass und ihr Mantel glänzte dunkel, das lange Haar vom Regen schwer, fiel gelockt und in Strähnen über ihre Schultern und ihren Rücken.

Nur wenige Schritte noch entfernt, knöpfte sie ihren Mantel auf, lies ihn während der folgenden von den schmalen Schultern und den schlanken Armen herabgleiten und achtlos ins Gras fallen. Ein paar Augenblicke später klebte die transparent gewordene Seide, überspühlt vom Fall des Wassers das unaufhörlich über ihr und auf sie hereinströmte an ihrem Körper. Die Dunkelheit gab nichts preis und selbst das Mondlicht stahl sich keinen Blick, verborgen hinter den Wolken. Es waren die Blitze die grollend vom Himmel fielen und ihn für Bruchteile von Sekunden in irritierendes Licht tauchten. Mit gleicher Gewalt traf sie die Kälte, trieb ihr die Luft aus den Lungen und erschütterte ihren Leib bis ins Tiefste mit brachialer Kompromisslosigkeit. Genötigt und jeglicher Kontrolle entrissen verfiel ihr Herzschlag dem Rythmus eines reissenden Trommelns und bald pulsierte ihr Blut heiß und kraftvoll in ihren Adern. Der Rausch war maßlos. In diesem Moment war ihr jeder Gedanke abhanden gekommen, zu Eis erstarrt schienen sie in tausend und abertausend Splitter zerborsten und vom Wasserfall hinweggespühlt worden zu sein.

Ein paar Minuten rang sie ihrem Körper ab, in denen sie sich den vom Extrem hervorgerufenen Eindrücken, exzessiver, betäubender Lebendigkeit und Stille mit Leib und Seele hingab. Als ihre Füße sie wenig später, eingehüllt in den klammen Mantel, durch den Regen und das Gewitter, über Wiesen und Weg wieder nach Hause trugen, waren ihre Augen klar und die Euphorie des Sinnesrausches dämmerte in ihrem Glanz noch wach und feurig nach. Die eisige Kälte hatte in ihr ein Gefühl von Lebendigkeit angeregt das so bisher nur selten ihren Weg gekreuzt hatte.
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Naryella





 Beitrag Verfasst am: 27 Apr 2013 00:43    Titel:
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Eine Weile hatte sie den Grund für alle ihre Zweifel beobachtet, Ihm ein 'warum' vor die Füße geworfen und den Schatten der bei Tag und Nacht unwissentlich Verfolger ihrer Schritte war, dann wieder zurück gelassen. Er war Sein Köder gewesen und Naryella ausser Stande dem Widerstand entgegen zu bringen - heute war es ihr als habe Er die Hand nach ihr ausgestreckt und sie aus dem Dunkel gezerrt das sie in der Enge ihrer kleinen Welt erdrückt hatte, indem Er sie in eine Fremde gestoßen und sie gezwungen hatte auf eigenen Füßen zu stehn. Er hatte sie frei gemacht und ihr einen Traum gegeben der es wert war gelebt zu werden. Er hatte ihr einen Anreiz gegeben, schob sie jeden Tag Schritt um Schritt nach vorn. Mit jedem Stück des Weges das sie hinter sich brachte, lies sie etwas von sich zurück aber die Stelle an der es verloren ging blieb nie leer, Er füllte sie aus, füllte sie ganz aus.

Die Vergangenheit ist ein Traum.
Und dein Künftiges ein Wind.
Hasche den Augenblick, der ist.
Zwischen den Beiden, die
nicht sind.


Der Krieger war ihr wie der schöne Wiederschein einer fremden Wahrheit, so interessant wie ein verschlossenes Buch, gefüllt aber mit soviel ungelesenen, unausgesprochenen Worten, das sie ihre Gedanken verstreuten wie der Wind herbstliches Laub. Ein unruhiger Geist in dem sie sich selbst erkannte und damit so vertraut wie gleichsam fremd. Aber sie war bereit ihre Welt zu zerstören, sich sehnend nach einer neuen, prachtvolleren. Stet sein wie der Fluss der unbeirrbar in Seine Richtung strebt und dabei noch den tiefsten Stein aushöhlt um ihn irgendwann ganz zu durchdringen. Sie hatte das Verlangen danach vollständig zu sein und ungeteilt.

Wonach ihr Herz im Geheimen sich noch sehnte war etwas das sie nicht besitzen, nicht verändern wollte, abschweifend nur dann und wann zu lauschen, einen Blick zu wagen. Es gab nichts innerhalb der Grenzen des All-Einen, das sie nicht bereit war für ihn zu tun und wenn da auch ein Fiebern war, an manchem Tag, zerrte es nicht an ihr wie ein ungebändigter Sturm. Aber das lag abseits, wie eine angenehme Landschaft die den Rand des Weges säumt und an der man nicht rühren will, aus Angst im Handeln ihre Perfektion zu zerstören.

Was ihr blieb war nur zu warten... auf den nächsten Schritt, die nächste Lektion, auf eine Aufgabe die sie mehr aus zu füllen wusste als ihre bisherige. Bis dahin würde sie sich um Alles in dem Maße bemühen, in dem es in ihrer Macht stand. - Am Ende schien, was gewesen war, an Gewicht verloren zu haben und der Berg schwerer, wirrer Gedanken wie von einer angenehm warmen Brise verweht, als wäre er nur ein Gespinst gewesen.
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Naryella





 Beitrag Verfasst am: 29 Apr 2013 06:07    Titel:
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Dem dumpfen, hölzernen Poltern das die Stille der im Raum vorherrschenden Dunkelheit durchschnitt folgte unverständliches Fluchen, getragen vom schwachen Flüstern einer jungen Stimme. Unbeschattete Ruhe kehrte ins Haus zurück, Naryella blieb einfach liegen wo sie auf halber Höhe der Treppe gestolpert und sich unsanft auf die Stufen gelegt hatte. Den Weg von der Haustür bis dorthin säumten Stiefelabdrücke, sie hatten den Morast vom regendurchweichten Boden ausserhalb der Stadt mitgebracht und sie Schritt für Schritt wie Stempel auf dem Fußboden hinterlassen. Die Mühe, das weiße Bärenfell zu verschonen, das im Vorzimmer lag, oder auch nur die Tür ab zu schließen hatte sie sich nicht mehr gemacht. Im Moment war es ihr so gleichgültig wie ein zu Fall gebrachter Sack Getreide in Adoran.

In ihrem ganzen Leben war sie nie so schmutzig gewesen, von der Stiefelspitze bis zum Scheitel mit Schlamm und Grashalmen besudelt, klebte die durchweichte, verdreckte Kleidung wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Bauchdecke und Brustkorb fibrierten unter jedem der schweren Atemzüge während sie ihr Herz in einem kräftigen, schnellen Takt schlagen spürte und das Rauschen in ihren Ohren hören konnte. Ihr glühten die Wangen vor Hitze. Dabei bekam sie nicht den kümmerlichsten Rest von Kraft zusammengekratzt um die lächerlich kleine Distanz zwischen Treppe und Schlafzimmer zu überwinden, es war einfach keine übrig, was für ein Hohn!

Oh Gott... ich bin so tot...

Jagte der Gedanke vor ihr her, ihr Bewusstsein gerade noch erreichend ehe der Schlaf sie und ihre bleiernen Glieder auch schon umfangen hatte. Danach kam lange Zeit nichts, ein traumloses, schweres Dunkel in dem die Zeit, nach ihrem Ermessen, unbarmherzig schnell vorüberzog.

Ein gedrücktes Keuchen, gefolgt von einem missbilligenden, halbherzigen Stöhnen kam den Schmerzen die sie am nächsten Morgen empfingen als Antwort entgegen. Wie ein schwerer Sack gefüllt mit Eisen war der zierliche Körper über Nacht auf den Stufen regungslos liegengeblieben und auch jetzt war das einzige das sie vorerst tat, die Hand vors Gesicht zu schieben um sich vor der Helligkeit des Tages zu verstecken die unerbittlich durch die Fenster schien, den Raum erhellte und der sie die untragbare Schuld für ihr viel zu verfrühtes Erwachen in die Schuhe schob.

Oh Gott... lass mich sterben...

Es gab keinen Knochen oder Muskel in ihrem ganzen Leib der nicht zog und brannte wie Feuersglut, jeder einzelne von ihnen schien um Aufmerksamkeit zu buhlen und machte sich sogar an Stellen bemerkbar von denen sie nicht einmal gewusst hatte das sie überhaupt existierten. Wenn das die Antwort auf ihre Gebete war, sollte sie sich mit weiteren dieser Art in näherer Zukunft vielleicht besser zurückhalten. Wie war sie überhaupt auf diese wahnwitzige, völlig irrsinnige Idee gekommen den Kampf zu erlernen. Der Kerl hatte sie innerhalb von einer Stunde völlig zerlegt ohne mehr als zwei oder drei Mal handgreiflich geworden zu sein.

Nach einer ganzen Weile erst begannen die Hände links und rechts von ihr über die Treppenstufe zu tasten, legten sich flach auf das Holz und Naryella versuchte sich in die Höhe zu stemmen durch die Absicht die Arme durch zu strecken. Bis sie es endlich bewerktstelligte benötigte sie mehr als zwei Anläufe, hinterher aber kniete sie immerhin schon mal auf allen Vieren und bereits das kam ihr wie ein Wunder vor. Ihr Kopf sank nach vorn und aus dem strähnigen, gelockten Haar als auch gleichsam von der Kleidung, löste sich getrocknete Erde und bröselte auf die Dielen. Ein Zucken ging durch ihren Brustkorb, gefolgt vom Beben eines stummen Lachens das auch ihre Schulterpartie überfiel während sich auf den geröteten Lippen ein ungläubiges Lächeln niederlegte.


Mit einem hatte er Recht behalten: Sie hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Es gab keine Faser ihres Leibes die ihr gerade nicht unmissverständlich ihr vollstes Dasein klar machte. Ausserdem lag das 'warum' garnicht weit entfernt in einer Schublade. Worum hatte sie Ihn noch gleich gebeten? Eine Lektion? Eine Herausforderung? Etwas das sie mehr ausfüllen konnte als das was sie bisher tat? Hatte sie sich eigentlich schonmal im Spiegel angesehn? Wenn sie das Jemandem erzählte würde er vor Lachen vermutlich auf der Stelle tot umfallen. Angenommen... Raunte sie - sie würde es trotzdem versuchen, immerhin war alles was sie dafür tun musste, zu leiden. Kein Problem... Flüsterte die weiche, junge Stimme kraftverlassen während sie bereits wieder auf der Treppe lag - nur noch einmal die Augen schließen...

Die große Herausforderung des Lebens liegt darin,
die Grenzen in dir selbst zu überwinden
und so weit zu gehen,
wie du dir niemals hättest träumen lassen.
Du musst das tun, wovon du glaubst,
du kannst es nicht.

Paul Gauguin


Zuletzt bearbeitet von Naryella am 29 Apr 2013 06:10, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2014 10:03    Titel:
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„Wer nicht kann, was er will,
muss wollen, was er kann.
Denn das zu wollen,
was er nicht kann,
wäre töricht.“


Dieses "Gesetz" hatten Menschen in Stein gemeisselt und wenn sie es zuliese würden sie es auch irgendwann auf ihren Grabstein schreiben, nur damit neben ihm auch all die anderen angeblich unumstößlichsten Wahrheiten ein Recht erhielten zwischen den Grabsteinen übriger, von anderer Willen Hände, zestörter, stehn zu bleiben. Aber Naryella hatte sie umgestoßen, einen nach dem anderen und war dabei noch weiter zu gehn. Sie würde dieses Leben zerschmettern wie brüchiges Mauerwerk um mit dem gewonnen Platz ihre Freiheit zu erkaufen.

Hier bin ich, ein Mädchen mit einem Herz wie dem eines Kaninchens
Erstarrt in den Scheinwerferlichtern
Es scheint so als habe ich das finale Opfer vollbracht

Wir erhöhen dieses Angebot
Wir erhöhen es


Sie war dabei ihre alte Gestalt wie ein schillerndes Ballkleid, das die Wirklichkeit, den Schmutz und das Elend verblendet, ab zu legen, sich dieses lächerlich geschminkte Lächeln aus dem Gesicht zu wischen und das Orchester über die nächste Klippe springen zu lassen. Taub und Blind hatte sie sich im Festsaal umgesehen und keinen Grund gefunden zu tanzen, jetzt wo sie wieder hören, jetzt wo sie wieder sehn konnte, jetzt... würde sie tanzen.

Und ich war blind und ich war taub,
und ich konnte die Vergangenheit nicht hinter mir lassen.
Wenn mein Herz der Preis ist,
werde ich es herausschneiden und wir können anfangen.


Es war wie ein Schuß in der Dunkelheit gewesen, der ihr das Gehirn rausgeblasen hatte, sie hatte ihn gespürt, diesen Schmerz, er war ihrer gewesen, er hatte ihn mit ihr geteilt. Und als sie ihn umgebracht hatte, hatte sie sich selbst gerichtet, zu Grunde gerichtet, verwüstet und niedergerissen, ihre Grenzen dem Erdboden gleich gemacht. Er hatte Recht - soetwas lernte man nicht aus Büchern. Jetzt gab es kein halten mehr, die Seile waren zerrissen. Jetzt konnte ihr Niemand mehr helfen, sie war mit blutigen Füßen über heiligen Boden gegangen.

Und sie waren noch nicht am Ende angekommen, noch lange nicht. Sie war nicht bereit der Bestie, die sie geweckt hatten, allen Boden zu überlassen und sie begriff das der Kampf mit ihr, mehr Schmerz, mehr Mut, mehr Geschick und Stärke fordern würde als der da draussen. Und dabei hatte sie nur einen Tropfen vom bitteren Wein gekostet und konnte längst nicht erahnen was sie auf dem Grund finden würde. Und auch damit hatte er recht: Wenn sie zu lange darüber nachdachte, würde sie ihre Verstand verlieren... Sieh es als Übungszweck. Wenn sie gewusst hätte das er ihr blutendes, fühlendes Fleisch, statt einer ausgestopften, leblosen Holz- oder Strohattrappe als "Übung" verkaufen würde, wer weiß ob sie dann je darauf eingegangen wäre.

Mit behutsamem, langsamem Heranführen hielt er es nicht. Was er ihr gegeben hatte war ein brutaler Hieb der sie in die untiefen, wilden Nordwassers katapultiert hatte, und das Eis hatte ihr die Wärme förmlich aus dem Fleisch gerissen. Im gleichen Atemzug hatte er ihr versprochen das sie noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, wie kalt es wirklich werden konnte.
Oh Nary... du musst dir echt ein verdammt dickes Fell zulegen...
Sie würde durch diese Wüste gehn, mit oder ohne Wasserschlauch und falls sie es überleben sollte würde sie als ein anderer Mensch zurückkehren... gewachsen, über sich selbst hinausgewachsen und sie würde nicht mehr glauben, sie würde wissen.

Wer kämpft um eine Idee, um eine große und gewaltige Idee,
der muß alle Leiden in diesem unvermeidlichen Kampf,
mit einer größten Energie zu ertragen wissen.


Da war noch etwas mehr das wie ein Schatten hinter ihr herschlich, sich zum Abend mit ihr zu Bett legte um am Morgen mit ihr auf zu stehn. Aber in dieser seltsamen Welt zwischen Wachen und Träumen... dieses Gesicht... diese Augen... und dieser Mund...

Wer nie geliebt hat, lernt vielleicht nie wirklich, zu hassen... Sie hatte ihre Familie an Temora verloren, ihren Bruder zu Grabe getragen, aber der Hass und sie, waren sich immernoch fremd. Vielleicht müsste sie jemanden wie ihn lieben, jemanden wie ihn sterben sehn, vielleicht dann... vielleicht irgendwann, aber bitte nicht jetzt, noch nicht.
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 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2014 05:30    Titel:
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Nary schrieh aber das Wasser fing ihre Stimme ein und das Reich der gedämpften Laute verschluckte gierig jeden Ton, während ihre Lungen sich verkrampften, um Luft flehten um in der stechenden Kälte nicht zu zerbersten wie klares Eis. Sie wollten Atmen, jetzt! Sie wollten das Leben das nur eine Armeslänge von ihr entfernt hinter dem Schleier einer verwoben-verschwommenen Spiegelung der Welt darauf wartete in einem tiefen, gierigen Zug getrunken zu werden. Gebrochenes Mondlicht durchschnitt diese surreale, zerstörrte, schwankende Illusion dieser zweiten Welt und sie war so verdammt nah... aber In ihrem Rücken war nur Sand und Erde, Tot und Vergessen die sich wie kalte Arme in einer letzten, fordernden Geste brutal um ihren Leib schlangen um alles was übrig war von der Hoffnung in ihren Lungen aus ihr heraus zu pressen während Verzweiflung schlug, tobte und plötzlich riss sie etwas mit erbarmungsloser Gewalt ins Leben zurück...

Es ist kein Geschenk,
denn es kostet einen Preis.
Du wirst in deinen dunkelsten Momenten ertrinken,
und dennoch nicht wiederfinden was du suchst.

Noch ein Tanz mit dem Teufel, wirklich?
Noch ein Bruch mit deinem Herzen?
Schneid es heraus bevor die Dämmerung hereinbricht,
oder du wirst ewig tanzen.

Du wirst verdammt sein wenn du es tust!

Und wenn ich es nicht tue... ich weiß...
lass mich tanzen...


Und Nary fand sich in einer tiefen, dunklen Stille wieder in deren FInsternis sich im Rythmus eines schwachen Herzschlags begann Licht aus dem Nichts zu kämpfen und mit dem Licht kehrten Farben zurück die wie vom Regen gefallener Tropfen an unsichtbaren Mauern hängen zu bleiben schienen, sich auf dem Boden sammelten und ausbreiteten. Und die Farben bekamen Konturen und Tiefen, Ecken und Kanten.
Als sie zu ihren Füßen sah, steckten sie in ledernen Krempenstiefeln und statt ihrer Kleider trug sie Hosen aus grobem, dunklem Stoff während an ihrer Taillie ein, von einem Dolch beschwerter Waffengurt hing. Aber die Luft die sie atmete war schwer, stickig und... alt... unglaublich alt. In ihr lag eine Erinnerung an die süße von Rum, dem Aroma von Tabak und Salz.

Mit diesen Gerüchen kam ein plötzlicher Wind auf und an ihr Ohr drang wie das Echo aus einer weit fortgetriebenen, vom Sand der Zeit zerschlissenen Vergangenheit, das Geräusch von sich an einem Hafenbecken brechenden Wassers. Dann fiel ein Schatten auf ihren und verschmolz mit ihm zu einer einzigen vagen Dunkelheit. Was ist hier los... Wollte sie fragen, aber irgendjemand hatte ihre Stimme gestohlen und ihren Willen in einen strikten Ablauf von aufeinander folgenden Momenten gepresst wie in eine eiserne Jungfrau.

Sie wollte nicht aufsehn, sie wollte es nicht ansehn... Dieses Gesicht... diese Augen... diese Lippen... Zu welcher Seite sie auch aus zu brechen versuchte fuhr ihr ein verstörendes Gefühl bis tief unter die Haut, das Fleisch und den Ort an dem alle menschlichen Zerwürfnisse zu ruhen scheinen bis in ihre Essenz hinein... und sie Begriff das es Schmerz war, aber eine Art von Schmerz den man nicht herausschreien konnte und für den es keine Worte gab und den vielleicht niemand der lebte zu spüren vermochte. Aber sie war nicht gestorben... oder doch?


Ich bin verdammt wenn ich es tue und wenn nicht...

Ein großes Ganzes in dem Er fehlt oder Er um den herum die ganze Welt fehlt. Sie wollte ihm die Hand geben, sie wollte den Kuss zurückfordern und in den warmen Wellen seiner weichen, angenehmen Seele versinken... aber sie war nie hier gewesen, er hatte sich nie einen ihrer Küsse gestohlen und sie hatte es nie gesehn: Dieses Gesicht... diese Augen... diese Lippen...

Oh doch, das hast du...

Dann lass mich mit ihm gehn! Naryellas Gedanken schleuderten die Worte dem Etwas mit der ganzen Wut ihrer Verzweiflung und dieser verstörend machtvollen Sehnsucht die sie bei diesem Anblick jedes Mal aufs neue in Besitz nahm und die ihr ganzes Sinnen aus zu füllen schien wie glühender Stahl auf ungeschützter Haut, bis ins tiefste Mark hinein kochend, entgegen. Sie wollte diese verfluchten, verhassten Ketten sprengen und sollte die ganze Welt dabei doch zugrunde gehn. Bitte! Ich gebe dir alles... alles was du willst... nur mach das es aufhört.

Aber ich habe doch schon was ich von dir wollte...
Du hast mir nichts mehr zu geben...
Und... wir sind doch hier, damit es nicht aufhört...
schon vergessen?
Und jetzt...tanz!


Kalter, klammer Schweiß lag wie die Erinnerung an ein schweres Fieber auf ihrer Haut als sie zitternd wie vom Wind zerrissenes Laub aus ihrem Traum aufschrak und nach Luft rang wie eine Ertrinkende. "Das..." Ihre Stimme war nur ein dünnes, klägliches Keuchen das fast noch im Schweigen des Raumes unter zu gehen drohte."...muss jetzt endlich aufhören". Wie oft hatte sie diesen kräftezerrenden, nachtraubenden Dieb von einem Traum jetzt schon in ihr Bett lassen müssen? Hundert Mal... reichte das, seit dem es angefangen hatte? War das jetzt endlich das Ende, dieser immer und immer wiederkehrenden zu einem wirren Gespinst verwobenen Geschichte aus fremden, surrealen Erinnerungen die sich mit jeder Nacht zu einem großen Ganzen aufgebaut hatte? "Oh bitte lass es so sein... bitte."

Nur dieses Gesicht wollte sie nicht vergessen... nicht diese Augen in die sie niemals geschaut... und nicht diese Lippen, die sie niemals geküsst hatte... Wenn er doch nur das Leben gewesen wäre und nicht nur ein Traum, der ihr wie eine niemals endende Folter immer wieder ins Herz schnitt. Alle ihre ihr so heiligen Schriftwerke hätte sie geopfert, ihr ganzes Leben und ihre Vergangenheit waren nichts mehr wert im Anblick dieses Gesichts. Und jeder Tag begann mit diesen Stunden in denen sich Gramm für Gramm das so schwer verkehrte Gleichgewicht ihres Seins wieder auf die andere Seite schlagen musste, sich durch jedes Gefühl und jeden Aspekt der geistigen Wirrung hindurchkämpfen um zu ihrem Leben zurück zu finden, zur Realität und ihren Farben.

"Ich bin mit meinen Büchern verheiratet... und... mit dem Schwert, ich brauche keinen Mann... und wenn... dann nur diesen..." Und an dieser Stelle angekommen war sie dankbar das er ein Traumgespinst und keine Realität darstellte... diese Prüfung bestehen zu müssen, hätte die schwerste aller vor ihr liegenden dargestellt und vielleicht wäre sie an ihr gescheitert.


Zuletzt bearbeitet von am 15 Jun 2014 11:26, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 17 Jun 2014 09:12    Titel:
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Kämpfen, Schlafen, Theorie... Kämpfen, Schlafen, Theorie...

Der Tod trägt kein schönes Gesicht, nicht im Frieden und nicht im Krieg und doch überbrachte sie ihn und kämpfte mit jeder zerschlagenen Seele noch verbissener, beharrlicher unter den Wegelagerern und Gesetzlosen die sie lehrten wie kostbar und wie zerbrechlich das Leben war. Normalerweise war sie schnell und effizient, verzichtete auf unnötige Grausamkeit, aber sie spürte wieder seine Augen in ihrem Nacken, der, der nie zu sehn war wenn sie sich umdrehte, der ihr unter die Haut fuhr um in die Welt ihrer Gedanken ein zu brechen wie ein Dieb. Der ihr nachstellte ohne sich je zu offenbaren.

Wenn sie kämpfte ging die Bestie in ihrem Käfig lauernd auf und ab, Naryella war es die sie zurück hielt, aber heute, hatte er den Schlüssel mitgebracht.

Dort ist ein dröhnendes Geräusch in meinem Kopf,
es fängt an, wenn du in der Nähe bist.
Ich schwöre, du kannst es hören,
sein Klang ist so mächtig.

Lauter, als Sirenen,
lauter, als Glocken,
süßer, als der Himmel,
und heißer als die Hölle.


Und als er all ihre Dämonen aus ihren Käfigen gelassen hatte, fuhr Naryella unter sie wie die Bestie die sie mit soviel Kraft zurückgehalten hatte und die zu ihr geworden war. Keine Reue, kein Schmerz, nur dieses irrsinnge Gefühl eines blutigen Rausches, der in ihren Ohren dröhnte ohne das Echo herauswaschen zu können. Und er lockte sie, lockte sie alle zu ihr, trieb sie in ihre Richtung wie Schafe zur Schlachtbank und Naryella war erstarrt, in ihrem innersten erstarrt zu einer Skulptur aus Entsetzen. Sie versuchte die Sonne wieder zufinden, aber sie wurde zur Dunkelheit und es scherte sie nicht mehr ob die gefallenen auch wirklich tot waren, solange ihr Blut nur die Erde rot färbte. Als sie ihr Herz aber wieder schlagen hören konnte und zurück zu sich fand, begegnete sie ihm.

Wenn du es nur sehen könntest, das Biest
zu dem du mich gemacht hast.
Ich hielt es zurück, aber jetzt scheint es,
du hast beschlossen es frei herumlaufen zu lassen.


Er hatte ein Gemetzel veranstaltet das ihrem in nichts nach stand, er hatte seinen Weg mit Gedärm, Blut, Tränen und Entsetzen gepflastert und ragte vor ihr auf wie ein aus der Hölle entstiegener Dämon. Sein Leib, eine Skulptur aus blanken Knochen und Sehnen, während sich zu seinen Seiten ledrige Flügel spannten. Ein dem Erdreich entflohener Dämon der ihren Willen mit einer Leichtigkeit brach als bestünde er nur aus dürrem, morschem Geäst. Er hatte ihr den Kopf verdreht und sie in diese Hölle gestoßen und sie wollte das jetzt Schluss damit war. Er war für dieses Abschlachten verantwortlich, er war ihr Schatten, er war der Blick in ihrem Nacken, und er war dabei 'ihr' Übungsfeld in Schutt und Asche zu legen.

Ein Zurück gab nicht, vor ihm hätte sie nicht davonlaufen können, also würde sie ihm begegnen. Sie würde... aber er würde nicht. Sein Wille brach wie ein Hammerschlag auf sie herein und sie erstarrte als wäre sie zwischen zwei Zeiten eingeklemmt, kein Millimeter Raum geblieben um auch nur den Arm zu heben. Das winterliche Blau ihrer Augen blickte in leere Höhlen als er sich über sie beugte um... nichts zu tun. Er krümmte ihr nicht ein Haar, gegenteilig spürte sie eine sanfte Flut der Stärke, Kraft und gesteigerten Konzentration die wie losgelassen durch ihren Körper zu jagen begann. Naryellas Herz schlug noch immer in einem schnellen Stakato hart gegen ihren Brustkorb als er sich von ihr abwandte. Sie spürte den schweren Flügelschlag und hörte den Schrei eines einzelnen Mannes der von seinen Pranken, im Aufsteigen gepackt und mit gerissen wurde, bis über Rahal hinweg und noch aus der Ferne konnte sie sein Schreien hören.

Zur spätesten Stunde dann, als sie unruhig mit den Laken ihres Bettes rang, die Glieder schwer wie Blei, die Welt um sie eine grenzenlose stille Einöde, sammelte sich der Schmerz um sie wie alte Freunde, gekommen um ihre dunkelsten Momente wieder aufleben zu lassen. Und es war ihr als forderten alle Dämonen rücksichtslos ihre Schuld ein. Das Fieber hatte sich schnell ausgebreitet, von ihrem Herzen hinunter in ihre Beine und sie wünschte sich so sehr, das er bei ihr wäre, nur dieses eine Mal, nur in dieser, der einen aller schlimmsten Nächte. Aber im Gegensatz zu diesem Dämon war 'er' ein Traumgespinst, das sie nur an diesem Ort zwischen Wachen und Schlafen heim suchte - was für ein trauriger Klang.

Aber vor der Dämmerung ist es immer am Dunkelsten...

Und so dauerte sie die Nacht im Sehnen nach dem Morgen, wenn das Licht ihre Dämonen in dunkle Ecken zurücktrieb und der Lärm der Straßen, Schmerz und Zerwürfnis der Nacht aus ihrem Kopf wusch.

Und gäbe es den Hauch einer Chance, ich würde alles davon zurücknehmen
Und ich bin bereit zu leiden und bereit zu hoffen
Suchte den Himmel und fand den Teufel in mir
Also zur Hölle, ich werde es ertragen
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 Beitrag Verfasst am: 19 Jun 2014 13:26    Titel:
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Nary kämpfte mit dem Schmerz der ihr in Wellen durch den Leib pulsierte wie geschmolzenes Eisen, an ihren feinen Nervenenden riss und an ihren Sehnen zog und zerrte wie ein Bluthund an seiner Beute um sie in Fetzen zu reissen. Ihr Rücken schien nurnoch aus offenem, blutendem Fleisch zu bestehn in das sich Krallen und Fänge geschlagen hatten und die Qual schnitt in ihre Beine und jagde ihre Wirbelsäule hinauf und sie stand, kauerte, lag, ging auf und ab, brach wieder in die Knie und kippte schwer zur Seite, sie krümmte sich zusammen nur um sich wieder auf den Rücken zu winden und dabei versuchte sie krampfhaft nicht zu schreien während ihr der Schmerz heiße Tränen in die Augen trieb, die Spuren in das Blutverschmierte Gesicht malten.

Während des Übungskampfes hatte er ihr den Schild mit voller Kraft ins Gesicht gedonnert und ihr Bewusstsein wie einen Spiegel zerschmettert und sie wollte schwören es hatte sich angefühlt wie ein eiserner Faustschlag der sie direkt ins Höllenfeuer katapultiert hatte. Danach hatte er sie zum Wasserbecken geschleift um das Häufchen Elend darin zu ertränken, jedenfalls... fast. Nary hatte versucht sich gegen die Kraft seines Armes zu stemmen, hatte hysterisch gegen den Beckenrand geschlagen, aber er hatte sie erst losgelassen als sie kurz davor war das totversprechende Wasser in ihre schmerzenden Lungen zu saugen, nur um dem chaotischen Fieber, purer Panik zu entkommen.

Als sie sich noch keuchend und nach Luft ringend blutig ins Wasser erbrach hatte er ihr schließlich den finalen Schlag versetzt und ihr einen gezielten Stoß in die Nieren verpasst der Sterne vor ihren Augen explodieren lies und den dürftigen, kümmerlichen Rest ihrer Selbst über ihr in einem Regen aus glühender Kohle einstürzen lies. Mit einem letzten Tritt in die Rippen hatte er sich verabschiedet und sie liegen lassen und Nary war liegen geblieben... lange, bis sich aus dem Chaos aus roten Schlieren vor ihren Augen, ein fragmentartiges Gebilde eines Bedürfnisses zusammensetzte. Sie wollte nicht gesehen werden... nicht so!

Und in der Finsternis kann ich meinen Herzschlag hören
Ich versuchte, den Klang fest zu halten
Aber dann brach er ab und ich war in der Dunkelheit,
Also wurde ich zur Dunkelheit


Sie hatte sich durch den Schmerz und ihr dünnes Bewusstsein hindurchgekämpft, war gestolpert und wieder aufgestanden, hatte sich im Schatten gehalten um in ihrem Zimmer schließlich zusammen zu brechen. Danach kamen sie alle, umringten sie um an ihr zu zerren und zu ziehen und die Unruhe die der Schmerz auslöste, war wie ein übles Gift das durch ihre Venen pulsierte und ihr keine tröstende Sekunde der Schwärze schenkte. Ein langer, quälender Kampf mit ihrem Rüstwerk folgte, die Kiefer aufeinandergepresst als wolle sie den Schmerz mit ihren Zähnen zermalen. Sie konnte jetzt nicht aufhören, die Sonne würde ihretwegen dem Mond keine Stunde länger am Himmelszelt zugestehn und sie hatte dann wieder da zu sein.

Die scharfe Rasierklinge zitterte in ihrer Hand als sie sie unter dem linken Auge ansetzte, das ob des schweren Blutergusses über ihrem Wangenknochen zugeschwollen war. Sie ritzte die Haut an und lies es fließen, herausfließen das gestaute Blut, wartete, bis sie wieder sehen konnte und wusch sich bis auch das Wasser in der Schale satt war vom Rot. Dann kramte sie ungeschickt die Phiole aus ihrem Nachtschrank die ihr Ruben gegeben hatte, dabei ging ein kleiner Handspiegel zu bruch und sie dachte nur 'Scheiss drauf, Scherben bringen Glück...'

Fallen ist nicht das Problem,
wenn ich Falle fühle ich Frieden,
Aber manchmal wenn ich aufschlage,
Kostet es all meinen Schmerz


Nachdem sie die zähe, braune Masse aufgetragen hatte kümmerte sie sich um die Platzwunde an ihrer Stirn, direkt unter dem Haaransatz, aber für die beiden Stiche brauchte sie eine halbe Ewigkeit und als sie fertig war, glänzte auf ihrer Haut kalter Schweiß. Dann Schnitt ihr die Stille des Raumes schmerzlich ins Fleisch, plötzlich war nichts mehr zu tun geblieben ausser auf das dröhnende Schreien ihres Fleisches zu lauschen, das in ihren Ohren rauschte wie wildes, strützendes Wasser. Als sie es bis in die weichen Laken ihres Bettes geschafft hatte, wand sie sich und kämpfte mit ihrem Bettzeug, mit dem Schmerz der ihr wie ein grausamer Dämon zusetzte und ihr keine Ruhe lies und sie schrieh... sie schrieh ihn heraus, und ihr Kissen verschluckte den Laut und die heißen Tränen und die Laken fingen das Beben ihres Körpers ein das sie in heißen Wellen schüttelte.

Und ich beginne es wieder zu hören, aber diesmal ist es nicht das Ende,
Ich würde noch eine Berührung brauchen,
Einen anderen Geschmack vom tröstenden Rausch,
Aber der Raum ist so leise


Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis ihr Körper endlich nach gab, bis sie seine letzten Reserven herausgeschrien und gekämpft hatte und diese zähe, wärmende Müdigkeit, dieser Tropfen Schwere ihr Bewusstsein kühlte und sie endlich im tröstenden Schwarz einen Geschmack von Frieden fand. Und das letzte auf das sie lauschte war der beruhigend starke Rythmus ihres Herzschlages der sie hinübertrug wie ein sanftes Echo.
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 Beitrag Verfasst am: 23 Jun 2014 08:27    Titel:
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Nachdem sie ihr Waffenlehrer mit einem umgeschnürrten Gewicht von drei Plattenrüstungen durch den Wald gejagd hatte war sie in einer Müdigkeit auf ihr Bett gestürzt die einer über die Nacht hereinbrechende bleierne Schwere glich, über alles und jeden in ihrem Umkreis hereinstürzend um es in den Schlaf zu zwingen. Sie rauschte wie ein verzückend süßer Honig durch ihre Venen und verschleierte ihren Geist wie zartes Seidenpapier durch das hindurch die ganze Welt weiche, vage Formen annahm und alle harte Konturen verlor.

Erst der Durst quälte sie aus ihrem Schlaf und aus ihrem Bett. Die Karaffe auf ihrem Nachttisch, nach der ihre Finger sich blind einen Weg gesucht hatten, war leer also schob sie die Beine über das weiche Laken und mühte sich aus der zärtlichen, warmen Umarmung der federweichen Kissen in die Kälte des klammen Raumes. Ihre Lider waren schwer, zu schwer um einen wirklichen Blick in die trübseelige Dunkelheit zu vagen. Wo hatte sie ihre Hose noch gleich ausgezogen? Unter ihren Fingern konnte sie das raue Leder spüren und dann die glatte Oberfläche ihres Gürtels ertasten. Sie zog beides an sich heran, in der Ecke kauernd die Nachttisch und Bett bildeten. Halb zwischen Wachen und Schlafen taumelnd schnürte sie die Wasserflasche vom Gürtel und lies sich das kühle Nass, das sie aus dem Bett gescheucht hatte, wie eine mitleidlose Amme, die trockene Kehle hinunterfließen, befeuchtet Stirn, Nacken und Hals, dann dämmerte sie an Ort und Stelle wieder hinüber ins lichtlose Dunkel.

Ein ungebetenes Poltern riss sie aus ihrem zweiten Versuch endlich etwas Kraft aus der Ruhe zu schöpfen und der Schreck nährte wache Gedanken wie ein unsanfter Stoß in den Rücken der dafür sorgte das sie sich auf der Stelle aufsetzte. Vor ihrem Fenster glaubte sie einen Schatten zu sehn der sich flüchtig im hereinfallenden Mondlicht brach. Während dessen tasteten ihre Finger über ihre Schulter zum Nachttisch und fanden den Griff ihres Dolches. Wenigstens der war da wo er sein sollte. Auf Licht verzichtete sie auch wenn Öllampe und Zündhölzer etwa so weit entfernt waren wie es das Messer gewesen war. So halb nackt nur bekleidet in ihre Unterwäsche und ein weißes Leibchen hätte sie sicher einen unglaublich furchteinflößenden Anblick geboten...

Ihr Herzschlag war zu einem wilden Trommeln in ihren Ohren geworden und die Luft im Raum schwerer, wie mit Blei durchsetzt als sie sich leise wie ein Dieb dem Geräusch zu nähern versuchte, auf halber Strecke jedoch unsanft mit etwas zusammenstieß das hart und weich zugleich schien und sie mit sich zu Boden riss wie eine plötzliche gewaltige Welle, nur das sie nicht an irgendeinem Riff zerschellten. Als das laute Krachen und Poltern nicht mehr wie ein Donner in ihrem Kopf dröhnte spürte sie wie Hitze ihre Beine hinaufkroch und sich gleichzeitig in schweren Atemzügen auf ihrer Brust verteilte. Sie hob ihre Klinge, aber nur um zu erstarren als das Mondlicht sich im geschärften Stahl brach und Licht in Hellblaue Augen fallen lies die direkt in ihre starrten. Sie spürte wie ihr Herz aussetze, nur um dann einen kräftigen Satz zu tun als müsse es die Zeit und jeden versäumten Schlag wieder einholen.

Die Hitze die ihren Körper hinaufkroch wurde schärfer, und etwas in ihr schien klirrend zu bruch gegangen das sie aus zu füllen begann, von Kopf bis Fuß, eine lauernde, leise Sehnsucht die langsam an zu schwellen begann und deren Rufen jedes andere Geräusch bald zu verschlucken schien. Sie hörte das Klirren nicht das die zu Boden fallende Klinge erzeugte, sie hörte ihr Keuchen nicht und nicht seins - sie wollte ihre Arme um ihn schlingen, ihm das Hemd vom Leib reissen und die Nacht an die Säulen der Erde ketten um die andere Seite der Welt im Feuer der ewig zum stehen verurteilten Sonne brennen zu lassen.

Du bist das Loch in meinem Kopf.
Du bist die Aussparung in meinem Bett.
Du bist die Stille zwischen dem,
Was ich dachte und was ich sagte.

Du kannst nicht aussuchen, was bleibt und was verblasst.
Und ich würde alles tun, damit du bleibst.


Aber er blieb nicht, denn gerade als sie glaubte in diesem Feuer verbrennen zu müssen, das ihre Wangen zum glühen gebracht hatte und ihre Welt, ihren Verstand, ihr Fühlen und Denken unter dieser gluthitze schmolz wie eine Schmiede Stahl, da schrak sie schweißgebadet im ersten Licht des Tages hoch. Alles was sie mitgenommen hatte aus ihrem Traum war ein bebendes Keuchen und die Wärme auf ihrem Gesicht und zwischen ihren Beinen und sie rang nach Luft, nach frischer, kühler Luft um wieder auf die Erde zu kommen um wieder ein Teil der Realität zu werden.

Nimm mich zurück an den Ort, wo alles begann
Nimm mich zurück in die Wärme der Sonne
An die Stelle, wo die Flüsse auf den Ozean treffen


Sie spürte wie in diesem nachhallenden Rausch dieses nächtlichen Echso ein Lachen in ihr Aufstieg und ihre Schultern begannen von diesem verräterischen Beben erfasst zu werden, noch ehe sie sich über ihre Knie beugte um noch einmal diesem Hall zu lauschen, ehe der Tag sie ganz in seine Arme schloss.

Nachdem das Lied dann lang verklungen war und sie sich, ganz an die Anweisungen ihres Waffenlehrers gehalten, ein reichliches Frühstück gegönnt hatte verlies sie das Gasthaus mit einem kräftigen Biss in die Süße eines Pfirsichs. Sie hatte die Übung Gestern zu Ende gebracht, ohja das hatte sie, hatte ihre Wut nicht für lose, kindische Beschimpfunden ausgegeben sondern sie jedes Gramm des Gewichts das er ihr zugemutet hatte, tragen lassen. Magister Althan sei Dank und diesem verfluchten Verrenz... ohne die Beiden hätte sie das nie geschafft.


Zuletzt bearbeitet von am 23 Jun 2014 09:31, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 25 Jun 2014 13:14    Titel:
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Sie hatte sich nie viele Gedanken darum gemacht wie es sich anfühlen könnte zu sterben, jetzt aber bekam sie diesen Geschmack nicht mehr aus dem Mund und das Lied nicht mehr aus den Ohren. Diese leise, klagende Melodie von einer Vergangenheit die unwiederruflich verloren zu gehen schien, abtauchend in eisiges Wasser und deren Dunkelheit während sich die Kälte dort unten auf sie übertrug.

Sie begann sie in ihren Glieder zu spüren, sie war auf dem Weg... auf dem Weg zu dem Ort an dem alle menschlichen Zerwürfnisse ruhen, an dem Liebe und Leid sich einen Platz teilen, an dem Eifersucht und der Durst nach Rache liegt. Zwischen den Geschwüren von falschem Stolz und Eitelkeit um den Abgrund der Menschlichen Seele herum. Ein kristallener Ring aus Eis in dessen Zentrum unstillbares Feuer lodert.

Ein Teil von ihr lag im Sterben und würde bald nurnoch eine Erinnerung sein, eine mit ihrem Leben verwobene Stickerei im großen Mosaik sich abzeichnender Wege die man ein oder ausgeschlagen hat. Sie war sich sicher das sie den Richtigen ging, daran lag es nicht. Es lag daran wie es sich anfühlte über sich selbst hinaus zu wachsen, jemand Anderes zu werden. Bald würde ihr niemand mehr glauben das sie irgendwann einmal, klein und zerbrechlich gewesen war. Sie war kein Lamm mehr, sie war ein Stück heißes Eisen das auf dem Amboss lag, auf dem Weg eine Klinge zu werden.

Während sie in diesen Abgrund blickte, den Verrenz ihr gezeigt hatte, blickte er natürlich auch in sie - sie würde zu einem Teil dieser lichtlosen Dunkelheit werden, aber nicht als Ganzes. Ein schmaler Grad auf dem es die Balance zu halten gilt - ein Seiltanz, eine wankende Gerade an deren Ende das Ziel liegt und es muss im Auge behalten werden, sonst fällt man und dieser Sturz wäre unverzeilich. Nicht wie die übrigen, nicht wie jene die einfach nur verlangen wieder auf zu stehn.
Doch neben diesem Ziel, lockte sie das Feuer und die züngelnden Flammen. Warum ist unser Fleisch so schwach...

Und das Fieber ist da, es breitet sich aus,
von meinem Herzschlag hinunter in meine Beine.
Und es macht mich blind und es macht mich taub.
Und wenn ich könnte würde ich es herausreissen.


Das winterliche Blau das die Dunkelheit ihrer Iriden umrandete war auf zwei zu Papier gebrachte Augen gerichtet - warum zeigst du mir dein Gesicht nicht? Noch einen Moment lang rührte sie sich nicht, noch einen Moment lang starrte sie auf das tote Pergament, ehe sie aufsprang. Eine Flucht an deren Ende zerknülltes Papier Bekanntschaft mit ihrer Wand machte um unspektakulär hinter der Kommode zu verschwinden. Da konnte es bleiben... bis es zu staub zerfiel. Damit war jetzt Schluss.

Und ich wollte nie etwas von dir,
außer alles was du hast und auch was hiernach zurück bleibt.


Wenn man wollte, konnte man sich das Leben wirklich schwer machen. Aber mit Althans Angebot und ihrer Einwilligung kam endlich wieder etwas mehr Licht ins Dunkel. Ja, er war soetwas wie ihr Funke - ihr Mentor. Eine neue Prüfung, neue Aufgaben, das war genau das was sie jetzt brauchte neben der harten Schule durch die sie Verrenz prügelte.


Zuletzt bearbeitet von am 25 Jun 2014 13:23, insgesamt 3-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 26 Jun 2014 14:19    Titel:
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Gebrochen und gefüllt mit allem was ich gefunden habe
Drunter und drinnen
Nur um wieder zu Bewusstsein zu kommen
Mehr, gib mir mehr


Ein Klumpen Dreck... das waren sie alle, die Neuen, die Frischlinge, die die beschlossen hatten über sich hinaus zu wachsen, sich die Haut vom Leib zu reissen und sich in neues Fleisch zu hüllen - stärker, besser, größer, härter - weiser. Wieviel Potenzial in so einem Klumpen Dreck steckt, kommt darauf an wieviel von sich selbst man gibt, wieviel von sich selbst man dem Schmied in die Hand drückt um aus dem was da ist eine Waffe zu machen. Schweißtreibend für den Meister der das heiße Erz auf dem Amboss beschlägt, riskant für das Eisen das von einer fremden Hand geformt wird, riskant und schmerzhaft... verdammt schmerzhaft.

Drei Mal in die Nieren und du pisst Blut.. ein dreckiges Geschäft und wie gut sich das Atmen anfühlt wenn man sich erst die Rippen geprellt hat. Ausserdem lies es ich wunderbar spazieren gehn mit einem Tritt gegen die Kniescheibe... und wie leise alles plötzlich wird rammt einem Jemand den Rand eines Schildes gegen die Schläfe... herrliche Dunkelheit.

Schmiede das Eisen so lange es heiß ist...

Drei Stunden Kampf, drei Stunden Bluten, drei Stunden Folter und du weißt das du am Leben bist. Sie war so haarscharf daran vorbeigeschlittert von seinem Hammerschlag in tausend Scherben zerschlagen zu werden. Zwischendurch muss das Eisen einfach in die Glut zurückgelegt werden, damit es wieder heiß wird, sonst zerspringt es und sie wusste jetzt genau wie sich das anfühlte. Diese Narbe würde niemals heilen, sie würde als warnendes Mahnmal stehen bleiben inmitten lodernden Feuers zwischen ihr und ihrem Ziel um sie daran zu erinnern wie weit sie gehn konnte ohne sich selbst um zu bringen.

Dieser Tag hatte ihr ein neues Gefühl eine Art Wertschätzung für das Leid geschenkt und alle Zerwürfnisse lagen zerstreut vor ihren Füßen, während das Meer, das schäumend gegen das Ufer brandete sie hinwegspühlte. Man kann dem Eisen das Leid nicht ersparen das zum Schwert geschmiedet werden will. Sie würde sich so lange unter den Amboss legen lassen, bis ihre Form perfekt und ihre Klinge scharf genug war um Papier zu schneiden. Aber von jetzt an würde sie ein bessers Auge für die Grenzen ihrer Formbarkeit haben.
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 Beitrag Verfasst am: 28 Sep 2014 11:08    Titel:
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Es ist alles was ich wollte, es ist alles was ich nicht will,
Es ist eine Tür die aufschwingt, und eine Tür die zufällt,
Manche Gebete finden eine Antwort,
Manche Gebete finden sie nie,
Ich halte es fest und lasse es los....


Ein warmer Regen aus Sonnenschein ergoss sich über ihr Gesicht während sie ihre Sinne wie Finger nach dem Stoff eines milden Morgens ausstreckte, der sich in herbstliche Farben gekleidet allmählich im aufflackern des Lebens zu regen begann. Die Uhren hatten soviele Stunden und Tage einfach weggetickt während sich in ihr das Gefühl verdeutlicht hatte das sie am Rand des Weges und im Vergessenen Gespühr für das flüchtige Leben, stehn geblieben war. Es wand sich um sie herum und an ihr vorüber wie ein Luftzug, während sie wie in Blei gegossen an den Boden gekettet, Stück für Stück in aufgeweichter Erde versank.

Ich träumte vom Ende
Davon das das Blatt sich wendet und alles lebt
Und ich lehnte am Rand der Dunkelheit
Während du den Weg zurück beleuchtest
Das Licht dreht sich an einem Faden
Erweckt mich von den Toten


Aus ihrem Eifer stark zu sein, war die Vorstellung einer unabdingbaren Unverwundbarkeit geworden. Diese Idee von einem unzerstörbaren Selbst war so unvermeidbar in ihr Unterbewusstsein eingedrungen wie ein Dieb durch offene Fenster. Jeden Raum den er blank zurückgelassen hatte, jede neue Leere die sich auftat, füllte sich neu, mit diesem Streben. Als aber ihre Träume sich aus ihrer schläfrigen Ummantelung schälten und beängstigend realistisch im Wachsein über sie herein zu brechen begannen, hatte sie begreifen müssen wie wenig Macht sie in dieser Hinsicht tatsächlich hatte. Disziplin und Selbstbeherrschung halfen hier soviel wie eine scharfe Klinge mit der man gegen Meereswogen anzukämpfen versucht und mit diesem Wissen war schließlich die Angst gekommen, wie mit einkehrenden Fremden düstere Geschichten und Gerüchte.

Hebe mich empor damit ich das Licht fühlen kann
Ich lebe in einem Traum
Weck mich wenn alles sich verändert
und nichts ist wie es scheint


Sie hatte wirklich gehofft es würde einfach vorübergehen wenn sie lange genug ausharrte. Das einzige aber das kam und ging waren Tage und schließlich Wochen in denen sie ihren Rückzugsort kaum verlies und vermutlich verblasste ihr Bild dort draussen, zwischen den Erinnerungen der Menschen bereits. Ihr war klar geworden das sie es nicht aussitzen konnte und das der Mann, der zu ihrer Familie geworden war, zu allem was sie hatte, allem was ihr Leben im Kern ausmachte, sie ebenfalls nicht würde in Ruhe lassen - zurecht. Er konnte ihr helfen, sie müsste sich nur stellen.

Unter ihren Füßen raschelte eine Decke aus dem farbigen Laub des Mischwaldes durch den sie ihre Schritte trugen. Hier, in den Hallen zwischen den facettenreichen Baumstämmen, hatte sie viel der verstrichenen Zeit zugebracht. Aus dem lichter werdenden Dickicht der Kronen fiel der Laut, durch Äste whispernd und rauschender Winde herab, das zischeln und Knirschen kleiner Zweige, das Fallen von Tannenzapfen in das orange-rote Meer der abgeworfenen Kleiderpracht des Waldes. Manchmal wusste sie nicht genau welchem Grund es galt, das es sie hier herzog, aber heute lag in ihren Schritten die Sicherheit einer Person die ihr Ziel genau kennt. Als das Dickicht sich zur Straße abgrenzend, verschwand und sie die Schneise die der erdige, von Hufen festgetrampelte Weg zwischen dem Wald und der angrenzenden Bergkette zog, passiert hatte wurde sie langsamer.

Diese fremden Erinnerungen zeigten sich selten in klaren Bildern und viel öfter schienen sie aus Gestalt annehmenden Gefühlen oder sogar Gerüchen zu bestehn. So greifbar nah und doch so fern wie ein Wort dessen Geschmack einem förmlich auf der Zunge liegt und dessen Laute sich doch nicht finden lassen, so das man gezwungen ist nach anderen Umschreibungen, Umwegen zu suchen. Manchmal, an Tagen wie diesem, fand sie so ein Wort in Gestalt eines Ortes oder eines Gegenstandes und dann erschien es ihr erschreckend natürlich mit welcher Sicherheit sie ihnen begegnete. Sie fand sich auf einer kleinen Lichtung, in Mitten einer, zwischen einem Felsrund gelegenen Talsenke wieder und obwohl alles hier fremd und falsch war, wusste etwas in ihr mit Bestimmtheit das dies der Ort war nachdem sie Ausschauh gehalten hatte.

Früher floss hier ein Bach... gespeißt von einem Wassergefälle... Hörte sie sich sagen, wärend sie den jetzt schmucklosen, ja im Kontrast zu ihrer Erinnerung gesetzten Bildnis, geradezu erbärmlich kargen Ort, überblickte und sie spürte wie dieser Umstand eine Art zielloser Wut in ihr aufkeimen ließ. Sie mäßigte sich, denn es war Niemand da dem sie dafür die Schuld, oder in diesem Augenblick besser ausgedrückt, den Stiefel in den Arsch, hätte rammen können. Ein gläsernes Klirren zerriss ihre Gedanken und ihr Blick fiel herunter auf eine Flasche aus grünem Glas, gegen die sie getreten und die mit einer anderen kollidiert war - im nächsten Moment erhob sich ein zerlumptes, gewaltiges Bündel Mensch und wich im Schreck vor ihrer Gestalt zurück. Ihre erste Empfindung war ~Mitleid~ gleich nach der Überraschung die ihrer Unaufmerksamkeit galt. So nachlässig war sie selten...

Graue Sterne steigen auf
führen mich zur Heilung
Die Uhr bewegt sich ausserhalb der Zeit
Watend durch die Momente die wir hinter uns gelassen haben
Ich stolpere um mich lebendig zu fühlen
Und sterbe um zu vergessen

Sie würde diesen Moment nie vergessen, dieses winzige Zeitfragment im Kontrast einer kleinen Ewigkeit, in der sie in die klaren, blauen Augen in mitten dieses schmutzigen Gesichts gesehen hatte. Es hatte sich angefühlt wie ein kleiner Schnitt, ein Riss irgendwo tief in ihrem Inneren, wo jeder mit sich allein ist. Dem Ort an den keiner einen Anderen mitnehmen kann, wo Zeit und Alter nicht existieren und dem man sich kaum bewusst ist. Danach war alles sehr schnell gegangen und den Ablauf konnte sie später nicht einmal mehr in eine richtige Reihenfolge setzen. Der Mann hatte das Kleinod, den Anhänger in Form eines Falken gesehn. Sie hatte ihn nur ein paar Tage zuvor mit der selben, instinktiven Sicherheit gefunden, wie sie diesen Ort ausfindig gemacht hatte. Von jetzt auf gleich war in ihm grimmige Wut entbrannt. So hatte erst sie ihn zu Boden geschickt, dann ihre Erinnerungen sie. Wieder einmal war sie ertrunken und die erneut durchlebte Erfahrung hatte nicht im mindesten an Schrecken verloren. Es kam ihr danach beinahe so vor als wäre er, oder vielmehr das was er gesagt hatte, der Auslöser gewesen.

Sie hatte irgendwie gewusst von wem er sprach als er mit ihr um den Anhänger rang, den sie bei ihm zurück lies als sie ging. Er hatte ihn ihr abgenommen während ihr Geist eingehüllt war in diese erleichternde Dunkelheit nach dem kleinen Tod den sie durchfühlt hatte und obwohl sie es wusste, hatte sie ihn nicht wieder darum erleichtern wollen. Ihr ganzes Bestreben hatte nurnoch darin gelegen die Begebenheit auf schnellstem Wege hinter sich zu lassen. Es war alles zu verworren, zu undurchsichtig, zu... beängstigend, überlagerte ihr Leben wie eine erstickende Wolke aus surrealen Formen.

Sie musste wieder in ihr Leben zurückfinden, sonst war aller Kampf auf ihrem Weg, um an den Punkt zu gelangen an dem sie stand, lediglich Verschwendung von Zeit und Energie gewesen. Sie brauchte ihre Aufgaben, sie brauchte den Konvent, Thor und all die anderen. Sie brauchte diese Familie, sie brauchte Althan.

Meine Geheimnisse werden Wahrheit
Alles wofür ich mich gewandelt, mich neu erdacht habe
alles was ich habe, alles was ich brauche,
ausser meinem Atem,
töte diesen Laut, damit ich wieder atmen kann


Zuletzt bearbeitet von am 28 Sep 2014 11:19, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 23 Okt 2014 05:20    Titel:
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Und ich weiß nicht wohin ich gehe, aber ich weiß das es eine lange Reise sein wird...
Und ich werde im weißweinbitteren Sonnenlicht des Morgens losgehen...


Ihr Atem hinterlies in der kalten Morgenluft, die einem zuruft das der Winter nicht mehr fern ist, dünne Wölkchen im aufsteigenden Nebel und unter ihren Füßen raschelte goldenes Laub das den Wegesrand säumte. Auf der breiten Straße war es vom Fuhrwerk der Wagenräder oder von Pferdehufen teilweise fest in den, mit einer dünnen Schicht Frost überzogenen, Boden getrampelt aber an den Rändern knisterte es während sie es mit ihren Stiefeln vor sich herschob. Sie trug einen dicken, dunklen Wollmantel, den Schal über den Mund gezogen und trotzdem hatte sie das Gefühl das die Kälte heute durchdringender war als sonst oder kam dieses Frösteln von innen? Sie war nervös, aber es war eine tiefsitzende Nervosität, eine Muskeln, Haut und Knochen durchdringende Unruhe die sie zittern lies.

Zu dieser gottverlassenen frühmorgendlichen Stunde war es noch dunkel und in der Luft der die Nacht jede Wärme entzogen zu haben schien, hing dann und wann das Heulen eines weit entfernten Wolfes oder der noch sehr viel nähere Ruf eines Nachtvogels. Dem Himmel fehlten die Wolken die die Wärme etwas hätten auffangen können, dafür war er klar und übersäht mit Sternen, die sich anmaßten zu Funkeln wie winzige Diamanten die man über ein gewaltiges Mosaik aus ineinanderverlaufenden, dunklen Blau und Schwarztönen verstreut hatte. Nur ganz schwach, am Rand der Welt, zeigte sich ein Schimmer von aufbegehrendem Licht das begann gegen das Dunkel anzukämpfen.

Die Natur war gerade so gut wie sie sein musste und entbehrten in den meisten Fällen nicht einer nachvollziehbaren Logik. Wurde es hier hell, wurde es andernorts dunkel. Als gäbe es nicht genug Licht für alle und nicht genug Dunkelheit. Das ganze Leben war ein einziges Wechselspiel immer wiederkehrender Ereignisse. Die Sonne ging auf, die Sonne ging unter, es wurde hell, es wurde dunkel. Ein Mensch wurde geboren, ein Mensch starb. So einfach... Warum war sie dann nicht tot, warum lebten ihre Erinnerungen in Ella weiter oder war es einfach so das alles was starb, wiederbohren wurde. Aber warum konnte sich dann Niemand daran erinnern.

'Ich werde einen Weg finden...' Die letzten Worte die auf dem Stück Papier standen das er ihr gezeigt hatte. War das möglich? Eine Existenz ausserhalb von Zeit und Raum, in der Geburt und Tod keine Rolle spielen. Wir vergessen wer wir waren und fangen neu an zu sein? Wollten einen dann weder Alatar noch Temora und nicht einmal Kra'thor? Ich muss ja ein richtiges Misststück gewesen sein... feixte sie, was blieb ihr auch schon übrig.

Aber heute Nacht will ich dein schlagendes Herz hören
bevor die blutige Sonne auflebt
Ich möchte das beste aus dem machen was zurück bleibt und es festhalten
Mein schlagendes Herz ein letztes Mal hören vor dem Morgenlicht


Vor den Umrissen des Hauses ihres Bruders blieb sie stehn, gerade soweit entfernt um noch Teil der Dunkelheit zwischen den Bäumen zu bleiben. Sie hatte vorgehabt hierher zu kommen und... nach zu denken, aber jetzt war ihr Kopf leer. Sie stand stumpf da, als wäre sie dort, gerade wie einer der Sträucher neben ihr, so gewachsen. Fürchtete sie sich davor all den unausgesprochenen, vagen Gedanken eine Gestalt zu geben, sie in Worte und Bilder zu kleiden? Ja, vielleicht. ~Ich glaube ich habe ein zweites Gesicht bekommen, ich weiß nicht ob du es sehen willst, ich weiß nicht einmal ob ich es sehen will~

Wenn sie einen Tag früher gekommen wäre, womöglich wäre sie dann durch das Tor und auf die Tür zugegangen und hätte ihn aufgeweckt um mit ihm darüber zu reden. Aber sie war nicht früher gekommen und als ihr endlich klar war das sie es nicht tun würde, kehrte sie um. Sie nahm nicht den Weg zurück nach Rahal, statt dessen verschwand sie mitten im Wald um den fest gewordenen Staub von fragilen Bruchstücken angeschwemmter Erinnerungen zu kratzen, die immer mehr den salzigen Geschmack der Fremde zu verlieren schienen. Es war nicht so das sie die Angst nicht fühlte die damit einherging. Was würde das mit ihr machen? Würde sie zu Jemand anderem werden oder würde es sie nur komplettieren? Das es sie veränderte, stand ausser Frage, es hatte schon begonnen. Aber wer würde sie sein wenn sie diesen Weg zuende gegangen war. Wenn das eine Prüfung ist, gratuliere ich dir für deinen grandiosen Einfallsreichtum...

Der Weg den sie gerade eben hinter sich gebracht hatte jedenfalls, hatte sie an einen Ort geführt an dem man eine Alatari zu allerletzt vermuten würde. Vor ihr prangte weißer Stein der das karge Licht der Sterne auffing und sich trotzig gegen die Dunkelheit stemmte. Einer der vielen Schreine ihrer Tugenden mitten auf alatarischem Land. Du wolltest Ritter werden und jetzt sitzt du in einer Stadt fest, die für alles steht gegen das du vor hattest zu kämpfen... werden wir am Ende gegeneinander ziehen? Diese Vorstellung rief einen tiefen, körperlosen Schmerz hervor der ihr salzige Tränen in die Augen trieb. Sie keuchte angesichts der Intensität mit der sie dieser tiefsitzende Schlag traf. Mitten unter die Gürtellinie...

Sie brauchte lang bis sie es nach Hause geschafft hatte, zu feige um darüber nach zu sinnen was sie eben noch gedacht, was sie empfunden hatte - oder besser gesagt, ein Teil von ihr empfunden hatte der langsam an Substanz gewann. Er schlief noch, aber nicht auf dem Lager das sie für ihn hergerichtet hatte, er lag auf dem Boden vor dem Kamin. Wie lange war er da draussen gewesen das er die Härte des Fußbodens, weichen Laken vorzog oder war das eine Art Selbstkasteiung? Du könntest es jetzt beenden. Töte ihn und dann tu so als könntest du damit leben... ~ Da könnte ich genauso gut versuchen Althan zu töten, lieber würde ich mich selbst mit Freuden in ein Messer stoßen...

Das Lächeln auf ihren Lippen sah so bitter und karg aus wie es sich in ihrer Magengrube anfühlte. Wie ein Haufen kalter, scharfkantiger Steine. Sie kam sich so unglaublich falsch vor, weil sie sich geborgen fühlte wenn sie ihn ansah. Als wäre sie irgendwie und irgendwo angekommen. Sie kannte dieses Gefühl es war dem das sie in Gegenwart ihres Bruders empfand sehr ähnlich.

Am Rand der Schlucht und unter meinem verdunkelten Himmel sahst du mich an
Ich fiel aus Liebe zu dir wie die Blätter im Herbst fallen
Nie verblasst... immergrün
Und ich weiß nicht, wohin ich gehe, aber ich weiß das ich schon sehr lange unterwegs bin
Ich bin im weißweinbitteren Sonnenlicht des Morgens losgegangen


Sie lies einen Schwall Luft entweichen als sie sich in den Stuhl fallen lies. Ihre Müdigkeit war bleiern aber die Nacht vorbei, die nächste würde sicher kommen und dann würde sie schlafen wie ein Baby - hoffentlich. Wenn ihr die beiden Möglichkeiten vor die sie sich gestellt fühlte nicht gefiehlen, musste sie eben eine dritte finden. Aber erstmal würde sie einen Weg suchen dieses Chaos zu ordnen. Alles schön der Reihe nach... Wenn sie etwas gelernt hatte, dann das Ruhe ein ungaublich effizientes Mittel in Situationen darstellte die sich anfühlten wie ein unüberschaubarer Schußwechsel in einem Kriesengebiet. Wenn man nicht mehr wusste ob Freund oder Feind einem gerade vor den Bogen lief sollte man lieber ein paar Mal tief durchatmen, ehe man vorschnell einen Pfeil von der Sehne lies.


Zuletzt bearbeitet von am 23 Okt 2014 05:41, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 29 Okt 2014 20:35    Titel:
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So tief wie er schon gesunken war, war dies jedoch sein absoluter Tiefpunkt.
Selbst das er seit Wochen kein Alkohol mehr getrunken hatte, das er sich vernünftig kleidete, wusch...
all das war nichts im Vergleich zu dem wo er sich nun befand.
Rahal ...
Er als treuer Diener Temoras... der trotz allem was er erlebte immer versucht hatte ihre Tugenden zu leben, war er jetzt da wo er niemals hatte hinwollen, und doch war er hier.
Einerseits wünschte er sich weit weg, und andererseits war er genau da wo er hatte hinwollen.
Nein... nicht Rahal, aber Naniel ...
Nein nicht Naniel, Naryel, oder vielleicht doch Naniel? Es war zum Verrückt werden, und je mehr er darüber nachdachte desto verwirrter wurde es und damit auch er.

Und genau aus diesem Grund war er hier. Licht ins Dunkle bringen.
Immer wieder ging er die Tatsachen durch und je öfter er darüber nachdachte desto unwahrscheinlicher wurde die ganze Geschichte.
Böse Magie ! Und doch zog ihn das ganze an wie das Licht die Motten.
Natürlich war sie NICHT Naniel. Sie konnte gar nicht Naniel sein. Sie war schließlich tot.
Ermordet, ertränkt von einem grobschlächtigem groben Kerl, der es auch noch zugegeben hatte und dann durch Artecs Klinge starb, und doch war diese Frau zu ihm gekommen.
Hatte ihn oder diesen für ihn magischen Ort gesucht.
Sie hatte Erinnerungen die sie nicht hätte haben dürfen.
Erinnerungen die nur er und Naniel gemeinsam gehabt hatten, und doch wusste sie davon.
Woher? Hatte Naniel ihr vieleicht davon erzählt und ein Unfall zwang die Frau an zu nehmen sie wäre jemand anderes?
Das war eigentlich die schlüssigste Lösung, aber auch die Einfachste mit der er so jedoch nicht wirklich leben konnte.
Er wollte wissen was dahinter steckt. Was veranlasste Naryel dazu diese Geschichte so aufrecht zu halten und doch... Sie hatte Ihre Augen.
Schon am ersten Tag ihrer Begegnung waren ihm ihre Augen nicht mehr aus dem Sinn gegangen.
Die Farbe die Form ... der Ausdruck. All dieses stach ihm jedes mal wie Nadelstiche in sein Herz.
Ja er hatte Naniel geliebt ... aber diese Naryel? War sie wie sie? Und wenn ja was tat sie hier?
Sie hatte versucht es ihm zu erklären und es war in eine Diskussion über Temora und Alathar ausgeartet.
Warum blieb er noch hier?
Weil tief in seinem Inneren alles danach schrie zu erfahren was hier los war.
Welches Böse Spiel trieb man hier mit ihm oder war dies einfach nur eine Form von Delirium?
Ja, bestimmt. Das war die Lösung. Er träumte das alles nur, und wenn nun doch nicht?


Zuletzt bearbeitet von am 29 Okt 2014 20:37, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 22 Dez 2014 17:26    Titel:
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Da ist kein Ort an den ich fliehen könnte
Und ich tue was ich muss, um zu überleben
aber die Medizin schmeckt bitter
und ich wünschte... ich wünschte...
ein neuer Tag würde anbrechen und ich könnte die Augen öffnen...


Sie hatte den Himmel gesucht und den Teufel in sich gefunden und heute, war nicht mehr genug von ihr übrig als das es gereicht hätte um sich wahrhaftig zu erinnern. Nary fühlte sich wund. Ihr ganzer Leib schien in eine bleierne Schwere gebannt die ihr rieht nie wieder aus diesem Bett aufzustehn, nie wieder einen Fuß vor die Tür zu setzen, nur um nie wieder in dieses Gesicht sehn zu müssen. Es war ein körperloser Schmerz den sie nicht recht fassen, nicht wirklich ergründen konnte und wenn sie ehrlich mit sich war, wollte sie das auch nicht. Vor nicht all zu langer Zeit noch wäre es ihr wichtig gewesen, aber mit dem was er getan hatte, hatte er einen Keil, eine Leere zwischen sie getrieben, die sich so einfach nicht würde füllen lassen. Die Bezeichnung 'Bruder' war zu einem bitteren Nachgeschmack verblasst den sie sich auch mit noch soviel Wasser nicht aus dem Mund würde spühlen können.

Aber da ist die Wahrheit
sie steht direkt neben mir
sieht mich mit deinen Augen an
und ich kann spüren wie etwas in mir zerbricht
Doch ich werde aus dieser Asche wieder auferstehn


Sie saß auf einem Schemel in der etwas kargen Küche die zu dem Gebäude gehörte das für sie wohl soetwas wie ein zuhause hätte sein sollen, aber eigentlich kam sie nur zum schlafen her. Über einen Teil ihrer Rüstung gebeugt, stand ein Eimer mit Seifenlauge vor ihr während sie ihre Mühe damit hatte verkrustetes Blut und etwas das aussah wie eingetrocknete Gehirnmasse, von ihrem Plattenstiefel zu kratzen. Ja, es war ein dreckiges Geschäft dem sie und soviele Andere Tag für Tag nachgingen. Sie dezimierten den Unrat im Reich und vor den Toren Rahals, ob nun der Garde zugehörig oder nicht und irgendwie begann das Leben mit Scheisse und es endete auch mit Scheisse. Wenn Frauen Kinder bekamen, pressten sie nicht nur ihren Säugling aus ihrem Schoß und wenn Menschen starben dann hauchten sie nicht nur ihren letzten Atem aus. Soviel zum Wunder des Lebens. Ganz schön zynisch... dachte sie bei sich, aber jeder hatte eben seine eigene Überlebensstrategie.

Ich tue was ich muss um zu überleben
Und heute Nacht werde ich auf dich warten
Ich habe mein ganzes Leben gewartet
Ich tue was ich muss um zu überleben
Dann wird der Tag kommen und ich werde meine Augen öffnen...


Da draussen nützten einem feine Kleider und perfektionierte Manieren oder ordentlich gebundenes Haar und ein nettes Lächeln einen Scheissdreck. Das sorgt höchstens dafür das noch ein paar Kerle über dich drüber rutschten bevor sie dir die Kehle aufschlitzen und zusehen wie dein Blut sich mit dem Morast der Straßen vermischt während du dich, kaum das du deinen letzten Atemzug getan hast, einscheisst und dir in die Hose pisst. Ja... das Leben ist schön... Und sie hatte auch einmal gedacht sie würde die Welt kennen nur weil sie eine Unzahl von Bücher verschlungen hatte. In Wahrheit hatte sie keine Ahnung von der Realität da draussen gehabt und der Rand ihres Tellers hatte aus der Illusion von Sicherheit bestanden. Nachdem sie einen Schritt über diesen Rand hinweg getan hatte, begann ihr jedes Lächeln schwerer zu fallen als das vorangegangene und manchmal dachte sie an den Rat ihres erbarmungslosen Kampfmeisters zurück: Du hast zwei Möglichkeiten es zurück zu bekommen. Wein und warme Betten. Aber noch immer sagte ihr weder das eine, noch das andere zu. Allmählich aber schien ihre raue Art ihr Probleme zu bereiten.

Die Leute wollten einfach das man sie anlächelte, sie konnten ohne dieses Lächeln nicht leben... zumindest nicht die, die nicht wussten wie es da draussen zuging. Wenn gestandene Männer anfingen zu weinen und nach ihrer Mutter zu rufen, erbittert flehten während der Rotz aus ihrer Nase lief und ihre Spucke in ihren Mundwinkeln Schaum bildete und du es warst der vor ihnen stand und alles was dir übrig blieb, war es kurz zu machen. Kurz und schmerzlos, zumindest fast - dann kommst du einfach nicht mit einem versonnenen Grinsen durch die Tür und erzählst wie herrlich der Tag war. Ein harter Tag bedeutet nicht ein paar Stunden Führungen durch ein Bibliotheksgebäude zu veranstalten, ein harter Tag bedeutet an seinem Ende, Blut, Gedärm und Gehirnmasse von deinem Plattenpanzer zu kratzen während du versuchst nicht darüber nachzudenken was du heute getan hast. Zumindest nicht zu genau.

Sie war auch einmal so jung gewesen, im Herzen jung und hatte unglaublich viele Träume gehabt. Aber irgendwann wachten jeder aus diesen Träumen auf und dann wurde ihm klar, das es keine Helden gab. Es gab keine großen Siege, keine Vorbilder, keine unumstößliche Treue... nichts war von Dauer, nicht einmal die Ewigkeit. Es gab nur Blut und Tod und einen ganzen Haufen Scheisse und auch das würde irgendwann enden, wenn sie sich endlich alle gegenseitig umgebracht hatten und Niemand mehr übrig sein würde. Aber sie brauchten diese Illusionen, nicht? Sonst würden sie am Morgen vermutlich nicht aufstehn und die Furcht vor dieser Wahrheit, war ja auch berechtigt.

All die Träume werden nur Schatten sein,
ich werde Licht machen, und es wird mir gut gehn,
Beunruhigende Stille verdunkelt meine Sicht,
aber ich werde Licht machen,
und es wird mir gut gehn,
Ich tue was ich muss, um zu überleben
Aber erwarte nicht von mir das ich dabei lächle


Zuletzt bearbeitet von am 22 Dez 2014 17:32, insgesamt einmal bearbeitet
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