FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Unter Rabenschwingen
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Unter Rabenschwingen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2012 18:57    Titel: Unter Rabenschwingen
Antworten mit Zitat

Düsternis legte sich über das Land, nachdem die letzten rotgoldenen Strahlen der Sonne hinter dem Horizont versunken waren. Lange Schatten griffen nach dem verbleibenden Licht und verspeisten es bis alles in einem gleichförmigen Grau verschwand. Einzig die Lichtscheine der Laternen kämpften eisern gegen die Dunkelheit und tupften kleine Inselfunken in die Nacht.


Mancher könnte annehmen, dass mit solchen Worten eine finstere Geschichte beginnt, doch nicht diese: Der Rabenmond war angebrochen und es war noch einer der wenigen, klaren Morgen, bevor der sich bereits ankündigende Winter Gerimor in Besitz nehmen würde. Wie durchscheinende, silberne Schlangen kroch der Bodennebel durch die Wälder und zauberte schimmernde Tautropfen auf die Blätter und Grashalme.
Selbst Varuna, deren zerbröckelnde Mauern und überwucherten Wege mit seinen zahllosen wandelnden „Bewohnern“ wie der Inbegriff der Verdorbenheit erscheinen sollte, wirkte an diesem Tag wie ein schlafender Riese. Kaum drangen Geräusche aus der Stadt heraus und schimmernd sicherten die Barrieren der Geweihten die Ausgänge. Kein Untoter war seit Monden vor den Toren gesichtet worden und so fühlte sich auch die junge Magd im Schatten der Mauern sicher, die Grabmoos für ihre Herrin sammelte. Gut gelaunt summte Marnia ein Lied, während sie vor dem Stadtgraben kniend die Ernte säuberte und in den Korb schlichtete. Früher hatte sie sich schrecklich gefürchtet, wenn die alte Bäuerin ihr den Auftrag gegeben hatte die seltenen Kräuter zu besorgen. Stöhnen und Seufzen drang aus den Mauern und man musste fürchterlich Acht geben, dass einen keines der grässlichen Wesen erblickte und jagte. Aber dieser Tage war es beinahe ein Kinderspiel! Flüchtig wanderte Marnias Blick an den zerbröckelnden Ruinen empor und erschauderte, als sie auf den Zinnen ein Schemen erblickte, der sie zu beobachten schien. Naja, vielleicht doch kein Kinderspiel. Rasch säuberte sie noch das Messerchen, welches sie zum Schneiden des Grabmoos benutzt hatte, und verstaute es in dem Körbchen. Als sie erneut empor sah, war die Gestalt verschwunden und sie atmete durch. Lieber schnell weg hier, wer konnte schon ahnen, was diese Alben dort planten und trieben! Marnia klemmte sich den Korb unter den Arm, doch als sie loslaufen wollte, vernahm sie ein saugendes Geräusch, das aus den Mauern zu kommen schien. Mit wild klopfendem Herzen drehte sie sich zur Seite und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Nur ein erstickter Schrei entkam noch ihren Lippen, dann fiel der Korb zu Boden. Mild schimmerte bald der Tau auf dem geflochtenen Weiden und einem einsamen Schuh, der einstmals Marnia gehört hatte.


Die Nacht legte sich über die Welt und ein durchdringender Nieselregen fiel auf die Dächer und Wege. Es war spät und kaum ein Mensch trieb sich noch draußen herum, die allermeisten schlummerten friedlich in warmen Betten. Und so war es wohl auch mit jenen, für die eine Botschaft ausgesendet wurde: Eine junge Frau mit rabenschwarzem Haar und wächserner Haut, ein groß gewachsener Mann, ein Krieger, mit eisig blauen Augen und vernarbter Haut, ein Mädchen, noch nicht ganz der Kindheit entwachsen mit rotblondem Haar und grauem Blick, eine erwachsene Frau mit braunen Locken und ein Mann von drahtiger Statur mit dunklem Haupt und strahlend grünen Augen, die unter den Lidern unruhig wandern.

Flüstern im Nebel, Schatten. Aus dem Grau schält sich eine Form, eine menschliche Gestalt, nein, ein Turm vor einem Gebirge. Die Spitze von Raben umkreist, davor tote Bäume. – „Schwach. Noch bist Du es – schwach.“, flüstert es im Traume an ihrem Ohr, dann ein leises, knarzendes Lachen. „Wahre Stärke könntest Du finden bei uns. In Seinem Dienst…“ Das Bild versinkt im Nebel, ehe es wieder auftaucht. Nein, diesmal ist es eine menschliche Gestalt, mehrere. Schwarzgewandete Schemen in Kutten, die Gesichter grau und ohne Gesichter. Eine sonderbare Macht scheint von ihnen auszugehen und eine befremdliche Anziehung. „Finde sie, finde uns, finde Ihn und wenn Du stark geworden bist, wird Er Dir Stärke gewähren.“, flüstern die Stimmen erneut. Die Gestalten zerspringen und ein Schwarm Raben schält sich aus ihrer Form, die sich erheben und um den wieder ersichtlichen Turm kreisen. „Finde den Ort, finde uns. Komm zu uns… Morgen!“

Mit einem grässlichen Kreischen verschwindet der Traum und lässt die Empfänger der Botschaft aus dem Schlaf hochfahren. Ein stechender Schmerz auf dem Unterarm zieht wohl ihre Aufmerksamkeit auf sich – alle von ihnen werden dort blutige Krallenspuren erkennen. Nicht ein Traum allein…


Jene, die in Kra’thors Gunst stehen, seine Seelenfänger und geweihten Seelen werden in ebendieser Nacht Gesichter sehen, Namen und Worte vernehmen. Seine Befehle sind eindeutig…
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden






 Beitrag Verfasst am: 14 Nov 2012 16:04    Titel:
Antworten mit Zitat

Im Traum war sie erwachsen, hübsch. Lenkte ihre Schritte weniger schlurfend als vielmehr elegant über dunkle, steinere Platten. Dann jedoch verlor sie den Halt, Platte für Platte senkte sich in einem wirbelnden, grauen Nebel ab und schnellte in die bodenlose Tiefe. Sie begann zu rennen, rotblondes Haar, dunker als es jetzt der Fall war, wehte als deutlicher Anhaltspunkt aus dem Grau heraus. Schneller und schneller, sie verfehlte die erste Platte, rettete sich durch einen beherzten Sprung zur nächsten Platte und... fiel mit jener in die Tiefe.Unendlich weit wie es schien, graue Schwaden waberten um sie herum, eine weitere Stimme klang in ihrem Schädel auf und flüchtig hob sie die schmalen Hände um sie an die Schläfen zu pressen. Ihre grauen Augen waren fest zusammen gekniffen.

Finde uns.

Suche uns.


Die Lippen leicht öffnend legte sie den Kopf im Fallen von einer Seite zur Anderen. Hatte sie die Stimme nicht schon einmal vernommen? Sie rührte etwas in ihrem Inneren an, brachte ein Verlangen zu Tage das sich kaum ignorieren lies. Shelana trat von der Platte in die Dunkelheit und... hörte auf zu fallen. Es war ein dunkler, schlammiger Pfad, an dessen Seiten leblose Bäume den Weg markierten, auf dem sie sich plötzlich wieder fand. Gemessen schritt sie jenen entlang. Die Bewegungen wirkten vertraut, als kenne sie sich hier aus dann sah sie die Gestalten. Dunkel, von Nebel umwabert, hinter ihnen ein undurchdringliches Gewirr aus dornigen Büschen und toten Bäumen. Mit jedem Schritt den sie näher trat verwischte ihre Traumsicht, wurde unscharf und die vielen Stimmen in ihrem Kopf lenkten sie ab. Nur eine Stimme trat immer wieder hervor.

Komm zu mir.

Morgen!


Ein weiterer Schritt, sie war wieder jung, dürr und der Boden unter ihr fiel wie zuvor die Platten, bröckelnd herunter. Diesmal schrie sie erschrocken auf, versuchte dem lockenden Ort mit einem weiteren, beherzen Sprung nahe zu kommen und... landete in dem wirbelnden, grauen Nebel ihres Traumes, wurde begleitet von einem krächzenden Rabenschrei in die Tiefe gezogen ehe Flügelrauschen erklang und sich Krallen in ihre Arme schlugen wie um sie zu halten... genau in jenem Moment jedoch wachte sie auf und sah sich hektisch in dem Zimmer des singenden Kaktus um. Minuten später verlor sich ihr Blick und sie schwang die Beine über die Kante des Bettes.

Folgen, folgen... suchen suchen..

Leise vor sich hersingend fand ein Fuß vor den Anderen, lenkte ihre schlurfenden Schritte zum Hafen und so, machte sie sich auf den Weg und nur die Krallenspuren auf ihrem Unterarm erinnerten an den Traum.
 Nach oben »
Thasar Dracones





 Beitrag Verfasst am: 15 Nov 2012 01:12    Titel:
Antworten mit Zitat

Er schlägt die Augen auf und das erste was ihm gewahr wird sind unglaubliche Kopfschmerzen. Dann blickt er sich um und nimmt seine Umgebung wahr. Da er weder ein Mietshaus bezogen hat, noch ein Anwesen in der nähe von Rahal erbaut hat schläft er zumeist unter dem Himmelszelt an einer beliebigen Feuerstelle. Er hebt seinen Oberkörper an und stützt sich auf seinen Händen ab, ehe eine Hand an seinen Nacken schellt und diesen zu reiben und massieren beginnt.
"So zu leben ist noch lausiger als in der kleinsten Kajute auf einem Handelsschiff." Sinniert er freilich zu sich selbst und erhebt sich dann final. Er setzt sich dann auf einen nahgelegenden Baumstamm und legt einige Hölzer nach, damit die Feuerstelle nicht erlischt.


Früher hatte er Dienerinnen, die für ihn alles erledigten. Dank seiner Familie bezog er prächtige Burgen und pompöse Schlafsäle...
Nun beginnt es von neuem, und wie jeder gemeine startete auch er von ganz unten ehemaliger Sohn eines Fürsten hin oder her. Vergangenheit ist Vergangenheit und es galt sich .. vorerst .. anzupassen.


Eine genervte Mimik ziert sein Gesicht, als er sich der Kopfschmerzen bewusst wird, die ihn nach dieser Nacht plagen... Ein Traum mag seine Gedanken durcheinander gebracht haben. Er wirkte so real... so wie als hätte er ihn wirklich erlebt. Vielleicht in einem früheren Leben?

Graue Schemenwesen, die ihm interessante Dinge zuflüsterten. Dinge, nach denen er schon seit langer zeit strebte und nach denen er sich zehrte. Dinge, dessen erreichen seine Neugier weckte. Doch es war nur ein Traum.

Die Nacht war klamm. Er nimmt noch ein Holzstück auf und wirft es ins Feuer - dabei wird ihm eine kratzende Wunde an seinem Arm gewahr.


"Huh - Doch kein Traum?"


Zuletzt bearbeitet von Thasar Dracones am 15 Nov 2012 01:13, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Morra Thuati





 Beitrag Verfasst am: 22 Nov 2012 15:25    Titel:
Antworten mit Zitat

Sind wir doch einmal ganz ehrlich. Alles, ausnahmslos alles hat seinen Ursprung in einem ersten Schritt, den man aus vielerlei Gründen gemacht haben kann. Manch einer wagt seinen ersten Schritt mit Bedacht, beobachtet dabei mit milder Sorge die Bewegung, reflektiert jede noch so kleine Haltungsänderung und versucht im selben Moment einen Blick auf den zweiten Schritt vorausschauend zu erhaschen. Andere wiederum scheren sich nicht um Sorge, wollen nicht nachfragen oder etwaige Probleme zuvor schon ausmerzen – jene springen drauflos und erleben dann einfach was kommt. Es gibt auch die Sorte Mensch, die sich nicht traut auch nur die Zehen vom Boden zu lösen. Diese kommen wahlweise nicht voran, gehen ein oder werden gestoßen.
Soweit so gut, doch was ist mit solchen, die gestoßen werden und deshalb vom kleinen, vorsichtig überlegten Schritt zum wahnwitzigen Sprung genötigt werden?
Sie fallen und nur selten wird die Landung völlig unbeschadet überstanden.

Der Wahnsinn ist ein ewig hungrig' Getier und hat er einmal Blut geleckt, umkreist er den wunden Geist so lange, bis die Mauern zusammenbrechen. Ach und ganz gleich wer da wieder was von meterlangen Wällen in der Höhe massiger Kirchen zu berichten weiß, es sei dir versichert, mein Kind, dass auch sie früher oder später an der obligatorischen Schwachstelle, die ein jeder Mensch oder Gebilde hat, einstürzen. Auf solche schwärenden Lücken wartet der Wahnsinn und dann holt er sich den süßen Nektar namens Verstand, schlürft genussvoll und schenkt dafür einen ganzen Sternschnuppenschwarm an bunten, wirren Sinneseindrücken, die meist nicht einmal im Ansatz greifbar vorhanden sind. Kopftheater, mein Kind, Kopftheater!

Der Nebel stieg herab und legte sich eng um ihre Gedanken,
verschleierte die Realität, verschleierte das Bewusstsein.


Oh, sie hatte gespürt, dass alles wirklich alles in dieser Zeichnung am Boden enden würde. Schon am ersten Tag in den Gewölben hatte die Furcht sie gepackt und wie eine lose Marionette geschüttelt, dass die Gliedmaßen zitterten. Den Grund für die erdrückende Panik fand sie schon bald, zu bald. Es lag nicht an den markerschütternden Schreien, die erstickt durch die Gänge hallten, nicht an dem dumpfen, erdig-süßlichem Geruch von Fäulnis und noch nicht einmal an dem widerlichen Gefühl permanent von einer unsäglichen Zahl an Augen und Dinger-ganz-ohne-Augen aus dem Schatten heraus beobachtet zu werden. Nein, es präsentierte sich ganz offen in den stumpfroten, verbundenen Linien des Bodenpentakels, dessen alleinige Präsenz ihre Nackenhaare aufstellte. Ein Kribbeln vom Hinterkopf herab über die Wirbelsäule und das kreischende Wissen:
Hier geht es zu Ende!
Nur wann? Jetzt, genau jetzt – der Zeitpunkt war gekommen...

Dabei hatte es doch so gut angefangen.
Varuna war zu ertragen und wenn man vor lauter Furcht den Wahnsinn einließ, dann wurde es regelrecht angenehm. Lebende Schatten, unlebende Tote und während sich alle Impressionen noch zu einem großen, imposanten Netz zusammensponnen, welches eigentlich erst ausgiebig begutachtet werden musste, bohrten sich immer wieder Befehle durch das unwirkliche Bildergewebe und trieben ihren Körper an. „Folgen... folgen... folgen..!“
Was immer die Herren sagen, das mach, denn sie sind seine Stimmen, seine Hände, seine Vollbringer und wenn Vater glücklich ist, dann bist du glücklich, dann ist alles wunderbar.
Wie in Trance nur bekam sie mit, dass sich auch ihr neuer, frisch präparierter Bekannter zum letzten Tanz wagte und konnte sich ein schiefes, trauriges Lächeln nicht verkneifen, als das dazugehörige Feuerwerk das fulminante Finale krönte – ZABAAAAAAM!
Es hatte wirklich so gut angefangen, bis sie die neuen Anweisungen vernahm und die Ahnung aus dem Zwangsschlaf erwachte. Zurück in die Gruft? Das bedeutet zurück zur Bodenzeichnung! Vater, warum?! Ich habe so fürchterliche Angst, dass ich glaube mir verendet das Herz, zerquetscht vom Druck der Panik, die so hell gellt und kreischt. Vater, ich will nicht weitergehen!

Und doch stand sie da beinahe schon im unseligen Kreis, spürte die neuen Schauderwellen, roch den Duft des ewigen Schlafes, hörte das Scharren der aufgeregten Schatten und musste mitansehen, wie einer nach dem anderen in die Mitte gerufen wurde. Ein Opfer, ein Wiegen, ein Urteil. Als der Blutgeruch zum ersten Mal an ihre Nase drang, glaubte sie sich übergeben zu müssen, doch nicht einmal das Würgegeräusch wurde ihr gegönnt. Es ging alles im Zischeln und Wispern der Schattennebel unter und das finite Richturteil vernahmen sie alle... erwählt!
Mit jedem Mal, dass dieses Wort wieseln und hauchig an ihnen vorbeiglitt, ließ der Druck auf der Brust und das Nagen des Wahnsinns nach, bis sie sich schon in überlegener Sicherheit zu wägen begann. Was sollte denn nun anderes geschehen? Den Ablauf kannte sie und hatte verstanden:

Opfer-Ende-Wiegen-Erwählt-Neuleben

...bis Naestra in die Mitte trat und die Flüsterstimmen ein anderes Wort rauschend durch die entsetzte Menge tönten: VERSAGT!
Bilder von denen sie den Blick nicht lösen konnte und der Geist doch nicht in der Lage war auch nur ein einziges davon wirklich zu verarbeiten. Sie rief förmlich nach dem Wahnsinn, flehte ihn zur Rückkehr an, doch machte er diesmal keine Anstalten als wohlwollende Dämmung zwischen ihr und der Realität fungieren, während er sich am Verstand labte. Diesmal blieb er fern, das eine Mal, wo sie ihn so sehr brauchte.

„Mia... und Morra!“
Wusch, tief ins Eiswasser tauchen. Da war ihr Name gefallen, sie war an der Reihe und dabei nicht alleine. Es brauchte schon keine weiteren Worte mehr, sie wusste, was nun kommen würde. Wie konnte man nur so blind sein und nicht schon zuvor erfassen, warum er sich so über die aufkeimende Affinität der beiden jungen Wesen zueinander amüsiert hatte? Sicherlich nicht, weil er es besonders drollig oder rührselig fand, sondern weil er diese Schwäche entdeckt und belächelt hatte, an welcher er nun ein weiteres, grausames Schauspiel inszenieren konnte.
Dreckskerl... den Gefallen werde ich dir nicht auch noch tun. Dann teile ich eben Naestras Ende aber zu diesem Takt tanzt das Marionettenpüppchen nicht?!
„Nicht? Soso... und was wird Mia dazu sagen, was denkt sie? Das ist ihr Weg, wer bist du, dass du ihr das verweigern willst, was ich ihr angedacht habe?“
Sie hörte ihre eigenen gestammelten, sich widersprechenden Phrasen nicht, spürte nicht, wie sie den Dolch umgriff, sondern wurde erst durch den Aufprall des leblosen Körpers am Boden zurückgerissen.
„Wag es nicht wegzusehen! Sieh was deine Hand vollbracht hat, sieh hin!“
Eine Ewigkeit wurde ihr vermacht, die Momente in welchen sich Mia nicht rührte, sie selber krampfhaft versuchte die wilden Schluchzer zurück zu halten und die Stimmen schweigend wogen. Doch da war es, das Wörtchen, welches pure, reine Erlösung majestätisch trällerte: Erwählt!
Erlösung für zwei mit einem einzigen Wort.
Was kümmerte sie nun das eigene Ende? Sie wartete, sie würde nicht mehr fliehen, nie mehr.
„Dann ist es nun also aus. Gut, zeig mir das Grauen, Vater. Ich bin bereit.“
Das Summen eines Kinderliedes, so süß und einlullend warm – sie kannte die Melodie, doch wessen Stimme war es? Mias? Ihre? Nyomes? Mutters...? Dann kam der Stich und der gleißende Schmerz riss sie förmlich von den Beinen, löschte das Lächeln und hüllte alles in Dunkelheit.
„Grau... en.“ War es das?
„So schwach, so neugierig, du wirst das Grauen irgendwann noch kennenlernen.“

Dann war es vorbei.
Aus.
Ende.
Stille.


Ein schwarzer, junger Rabe, seltsam zart und anmutig, saß neben dem Mädchengesicht und starrte in die toten Augen. Er schien das einzig erleuchtete Wesen im ewigen Dunkel zu sein. Ihre eigene Neugierde spiegelte sich in den schwarzgrauen Augen des Tieres und da fasste sie den Mut nachzufragen.

„Irgendwann?“
„Ja.“
„Warum nicht jetzt? Irgendwann heißt, dass noch mehr kommen wird.“
„Richtig und das Grauen heißt nicht immer Ende. Das Grauen hat viele Gesichter, es wäre sinnvoll, wenn du einige davon kennen und lieben lernst.“
„Viele Gesichter? Was bedeutet das?“
„Ah, so neugierig... bist du dir sicher, dass du es denn wirklich wissen willst?“
„Ja.“
„Dann sieh her auch wenn du es bereits kennst. Dies ist dein Grauen...“

EIN LÄCHELNDES GESICHT!


Obwohl sie im Dunkeln nicht sehen konnte, spürte sie, wie das Grauen jegliches Dunkel aus den Spitzen bis hin zu den Wurzeln des Haupthaars sog. Auch der Rabe verlor an Farbe, wurde grau, bleich, schneefarben weiß. Stück für Stück nährte sich das Grauen am Schwarz und ließ das Herz stehen... stehen? Nein, schlagen. Kaum merklich zunächst, doch mit jedem Pulsieren rauschte das Blut wieder durch die Adern.

„Nein, ich will noch nicht gehen! Nein, verlass mich nicht!“
Ein kurzes Geräusch – ein Lachen?
„Dummes, naives Kind. Ich bin immer bei dir, ich sehe und höre alles, du bist Teil meines Werks.“
„Nein, ich bin nicht geeignet...“
„Sagt wer?“
„Ich... ich meine, ich kann nicht wahllos töten, du hast es selber gesehen, Vater, ich habe versagt.“
Kälte, doch die Stimme klang süßer.
„Es ist nicht an dir, das zu entscheiden – und wer sagte je etwas von wahllos? Beobachte, suche, finde und wähle aber wähle weise...“

Der weiße Rabe löste den Blick, deutete ein zögerliches, mattes Nicken an und da erst verstand sie. Sie lachte unhörbar, irgendwo auf der Schwelle und erhob sich im selben Moment als der schneeweiße Rabe seine Flügel ausbreitete und davon flog.


Zuletzt bearbeitet von Morra Thuati am 22 Nov 2012 15:29, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Unter Rabenschwingen
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de