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Tivadar Loric Deslon - Lebenslinien
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:33    Titel: Tivadar Loric Deslon - Lebenslinien
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Die Geschichte des Mannes Tivadar Loric Deslon verliert und findet sich immer wieder in den unersichtlichen Nächten des Flusses der Zeit, doch hat dieser, oftmals von sich selbst vergessen, Tagebücher geführt, welche sein bisheriges Leben teilweise einsichtig machen.

Ihr, die ihr euch dafür interessiert, bleibt nun hier und erfahrt, was es mit der Vergangenheit dieses Mannes auf sich hat, der, willig und unwillig, weite Reisen hinter sich brachte und schon mehr von der Welt sah als mancher von euch es jemals wagen würde zu denken.



Seine Geschichte begann, als er vor mehr als vierzig Jahren als erster Sohn der Familie Deslon in einem kleinen, namenlosen Dorf auf einer Insel vor der Küste des Heiligen Alatarischen Reiches geboren wurde.

Dieses kleine Dorf, es bestand damals aus nichts mehr als einer willkürlichen Ansammlung von Häusern und Bretterbuden die sich gegenseitig mit allem versorgten, was nötig war, war etwa drei Seestunden von dem imperialen Hafen Rahals entfernt und daher relativ sicher.

Kapitel 1 - Geburt und Kindheit

Doch wollen wir uns nicht in der Geschichte des Fleckens verlieren, ihr wollt mehr von diesem Manne wissen, also sollt ihr es auch erfahren.

Die Namen der Eltern wurden leider nicht überliefert, doch ist aus alten Aufzeichnungen herauszufinden gewesen, dass der Vater Tivadar Loric Deslons ein hart arbeitender Metallarbeiter war und die Mutter nicht erwähnt wurde, sich daher also um die Hausarbeit gekümmert haben musste.

Diese Beiden erfüllten sich den Wunsch eines Nachkommen unter dem Segen des All-Einen Gottes, wie die Rahaliten den Gott Alatar nennen, und schon bald entstand aus dieser Vereinigung ein gesunder Sohn, dessen einziges Defizit war, daß er zu spät geboren wurde und sich schon zu seiner Geburt als äusserst dickköpfig und eigene Wege beschreitend heraus stellte.

Mehr war nicht über die früher Kindheit des Jungen bekannt, da sich keinerlei Aufzeichnungen dazu finden liessen. Man kann also davon ausgehen, daß diese Jahre sehr ruhig und normalen Umständen entsprechend verliefen.

Jedoch sollte sich schon früh zeigen, daß Tivadar die Sturheit und Eigenwilligkeit seiner Eltern inherierte, als er sich im zarten Alter von sechs Jahren stets lieber auf eigene Entdeckungsausflüge begab und die Welt erkundete, wie es ihm beliebte, als auf die Vorgaben des Elternhauses zu hören.

Und so entstanden auch Spannungen, die Tivadar öfter als gedacht mit elterlichen Strafen wie Zimmerarrest, Nahrungsverweigerung, körperlicher Züchtigung und Hausarbeiten konfrontierten und die bereits vorherrschenden Kommunikationsschwierigkeiten nochmals komplizierter erscheinen ließen und auch machten, als sie es bereits waren.

Die Eltern sollten es lange Zeit nicht erfahren, doch plante der rebellische Sohn sehr oft in langen Tagen und Wochen seine Ausbrüche von zuhause. Erst, als seine Mutter eines Abends im Zimmer des mittlerweile neunjährigen ein unscheinbares Buch fand, welches haargenau beschrieb, wie der Junge seinen "Fluchtweg" vom elterlichen Haus über die Käserei, die Schafszucht und letztendlich die Fleischerei bis hin zu den Anlegestellen plante, wurden sie auf dieses seltsame Verhalten ihres Sohnes aufmerksam. Und tatsächlich hatte man den jungen Tivadar in der in dem Buch beschriebenen Nacht gefasst, als er mit einem Küchenmesser, 87 Münzen, einer dicken gestohlenen Fellweste und umwickelten Schuhen an der Anlegestelle aufgegriffen wurde.

Die darauf folgenden Strafen durch die bittere Enttäuschung der Eltern konnte der Junge nicht nach vollziehen und begann, sich einzureden, seine Eltern würden ihn hassen und verachten.

Nach diesem Ereignis kühlte die Beziehung zwischen den Eltern und ihrem Sohn nochmals ab. Die Eltern konnten nicht verstehen, wo die Probleme des Jungen lagen, da er sich völlig abschottete und der junge Tivadar konnte nicht verstehen, weshalb diese beiden Menschen so ungerecht zu ihm seien.

So vergingen noch weitere zwischenmenschlich eisige Monate und man konnte wirklich meinen, dass der eigene Sohn der Familie ein ungewollter Gast in dem Hause sei - oder anders herum - bis eines Abends ein weiterer Ausbruchversuch Tivadars endlich Früchte trug.

Alles, was am nächsten Morgen vorzufinden - oder eben gerade nicht -war, war ein eingeschlagenes Fenster, zwei fehlende Küchenmesser, die ebenso fehlende Fellweste des Vaters, ein gestohlener Geldbeutel, ein enthauptetes Kuscheltier und völlig zerfetztes Bettzeug.

Tivadar war zu diesem Zeitpunkt bereits völlig unbemerkt in einer Kiste mit frisch geschorener Schafswolle, welche auf dem bald nach Rahal ablegenden Handelsschiff der Insel verladen wurde und umklammerte sein Tagebuch, in dem krakelig geschrieben stand:

Zitat:
Ich will weg heute nacht wirt wird es soweit sein. die schafe sint geschert worden und ich werde mich bei ihrer wolle versteken. ich will in die grose stadt und weg von diesen gemeinen menshn!



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- T. L. D.
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:34    Titel:
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Kapitel 2 - Die Jugend und die kriminelle Laufbahn

Nachdem die Kindheit des Tivadar Loric Deslon, wie ihr vermutlich selbst scharfsinnig gemerkt habt, hochverehrte Leser, alles andere als friedlich und harmonisch war, sollte in diesem Fall das berühmt-berüchtigte Sprichwort "Schlimmer gehts immer" greifen, als der bereits fehlgeleitete Tivadar seine ersten Schritte der neugewonnenen Freiheit in das Hafenviertel der Hauptstadt des Alatarischen Reiches, Rahal, machte.

Es sollte nicht lange dauern, bis der Hunger und der Durst seinen Tribut forderten und Tivadar durch die harte Schule lernen musste, daß es in der Hauptstadt des Alatarischen Imperiums keine Barmherzigkeit gibt und man entweder nehmen muß, was man will oder mit der eigenen Untätigkeit verendet. So begann der ausgehungerte aber durchaus geschickte Junge, die Taschen und Marktstände der Stadt um das, was er haben wollte, zu erleichtern - mit Erfolg.

Schon bald merkte er, daß er auf diese Art nicht nur an Nahrung und Flüssigkeit heran kam sondern auch an eigentlich alles andere - es war nur eine Frage der eigenen Geschicklichkeit. Und so wurde die Hauptstadt des Alatarischen Imperiums um einen geschickten Taschendieb reicher.

Doch sollte dieses Glück nicht lange währen, da der junge Tivadar schon nach wenigen Wochen von einem Mann gestellt wurde, einem Wachmann, und auch sofort weggebracht wurde. Jedoch führte der Weg seltsamerweise nicht zur Wachstube sondern immer tiefer in die verwahrlosten Randbezirke der großen Stadt, wo der Junge auch schon bald ruppig in eine abgelegene Kaschemme gestoßen wurde.

Wenn den Einträgen in den Tagebüchern zu diesem Zeitpunkt Glauben zu schenken ist, wurde der junge Tivadar in diesen Tagen Mitglied und Lehrling in einer Schurkenvereinigung unter dem zu dieser Zeit als Mythos und Märchen existierenden Räuberhauptmann "Kapitän Blutklippe", von dem bis heute nicht bekannt ist, ob es diesen überhaupt als Person gab.

Tivadars Tagebücher erzählen zu diesem Zeitpunkt von "spannendem Räuberleben, Alkohol und viel Spaß mit neuen Freunden", doch war die Realität wie in vielen Fällen deutlich ernüchternder. Die Räuber Kapitän Blutklippes erkannten zwar, daß Tivadar ein geschickter Taschendieb war und auch durch sein hübsches, kindliches Äußeres gut zum Ablenken zu gebrauchen war, doch ließen sie ihn nur die niedersten der Arbeiten tun.

So musste der Junge beispielsweise in den folgenden Jahren alle Wertsachen, die er stahl, abgeben, durfte mit niemandem sprechen und hatte Tag und Nacht abrufbereit zu sein. Manchmal wurde er noch verprügelt, um ein möglichst erbärmliches Bild abzugeben und somit Passanten nochmals besser ablenken zu können. Zudem hatte er auch keine andere Wahl, da Aufzeichnungen der rahalitischen Garde dieser Zeit besagten, daß plaudernde oder austretungsgewillte Mitglieder dieser Vereinigung auf die kreativsten und grässlichsten Arten exekutiert wurden ohne, dass die Garde etwas dagegen unternehmen konnte.

Schon bald sollte sich das Blatt jedoch wenden, als der Anführer der Räuberbande bei einem Straßenkampf mit einer rivalisierenden Bande schwer verletzt wurde und seinen Wunden erlag. Zwar sprachen noch immer alle von dem mysteriösen Kapitän Blutklippe als Anführer, doch stellte sich die Politik und Verhaltensweise der Bande durch diesen Wechsel in der Führung radikal um.

Tivadar, der zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre gewesen sein musste, nutzte die Gunst der Stunde und schwang sich durch seine Wortgewandtheit, Aggressivität und Gerissenheit rasch in eine Position, in der er fern von den bisherigen Botengängen und Drecksarbeiten war und in kürzester Zeit war der Name "Tilod", ein Wortspiel aus den Anfangsbuchstaben seines vollständigen Namens, ein mehr als bekannter und gefürchteter Begriff auf den Straßen der imperialen alatarischen Stadt und selbst darüber hinaus.

Unter Mitwirkung Tivadars veränderte sich das Angesicht der Vereinigung nochmals und aus den ehemaligen relativ harmlosen Taschendieben und Beutelschneidern wurde eine gefährliche kriminelle Organisation, die selbst vor Entführungen, Meuchelmord, Hehlerei und nicht einmal politischer Einmischung zurück schreckte.

Der Höhepunkt der Macht der Bande Kapitän Blutklippes währte einige Monate und war eine mehr als einträgliche Zeit, in denen selbst die Garde der heiligen Stadt tiefen Respekt vor den Mitgliedern der Organisation hatte und es mehr als einmal vorkam, daß beispielsweise ein beschuldigtes Mitglied einfach frei gelassen wurde, weil plötzlich keine Beweise mehr gegen ihn vorlagen.

Das Leben in der Stadt veränderte sich und mit dem wachsenden Einfluss der Bande und Tivadars wuchs auch die Kriminalität und somit auch das, was jedem der Mächtigen einmal geschieht: Neider.

So schossen konkurrierende Banden, Kartelle und Organisationen wie Pilze aus dem Boden, da jeder hoffte, etwas von dem gewaltigen Kuchen abzubekommen, der dort gerade verlockend stand. Anfangs war es noch leicht, konkurrierende Straßenbanden zu infiltrieren und danach bei mangelnder Kooperation zu eliminieren, doch als einige Monate später die ersten größeren Bünde entstanden, die von außerhalb finanziert wurden, stellte es sich als schwer heraus, diese alle gleichzeitig zu überwachen und nebenbei noch den "Geschäften" nachzugehen.

Zwar wurden die damit folgenden Machtkämpfe nur in den Vororten der Stadt ausgetragen, da man sich nicht offen mit der Garde anlegen wollte, doch dafür waren diese umso heftiger und brutaler als vieles zuvor erlebte.

Und so begab es sich an einem kalten Abend gegen Winterende, als die Führung der Blutklippen-Räuber sich gerade zu einer Versammlung traf und ein plötzlicher Ruf, der genau so schnell gurgelnd erstarb wie er entstand, gefolgt von einem fallenden Körper, von einem Angriff deutete.

Niemand wusste, wie die Schlägertruppe der Stahlstiefel-Bande den versteckten Versammlungsort fand, aber ihre ungewohnt sorgfältige Organisation und ihr gewohnt brutales Vorgehen sorgten schon bald für viele Tote und noch mehr Chaos.

Seine feinen Instinkte warnten Tivadar und nahezu gleichzeitig mit einigen anderen sprang er in Deckung, als eine Brandbombe aus Öl und Schwarzstahl den Versammlungsraum in ein sengendes Inferno verwandelten. Verzweifelte und schmerzerfüllte Schreie waren ein tragischer Hinweis auf jene, die nicht rechtzeitig davon kamen und in den gierigen Flammen verbrannten wie Laub.

Die Flucht war eine mörderische und mehr als einmal schloss Tivadar mit seinem Leben ab, als er sich aus dem brennenden Gebäude heraus kämpfte und dabei immer wieder blutdurstigen und wahnsinnigen Stahlstiefel-Mitgliedern begegnete, die alles, was sich in ihrem Weg befand, zu zerstören suchten. Er zählte nicht, wieviele und vor allem wen er unterwegs in seinem Überlebenstrieb tötete, er wusste nur, daß er aus dieser wahr gewordenen Hölle entkommen musste.

Anscheinend suchten diese Verrückten den Tod regelrecht. Tivadar kam gerade in einen Raum gerannt, als dieser von einem brennenden Balken halbiert wurde und auf der anderen Seite ein Schläger der Stahlstiefel einen Türsteher der Blutklippen-Räuber erwürgte, das flammende Inferno ignorierend und nur den Feind auslöschen wollend. Er schlug selbst noch auf den längst toten Körper ein als die Flammen bereits seine Kleidung in Brand steckten und lachte wahnsinnig. Diese Männer mussten unter starken Drogen stehen, anders konnte er es sich nicht vernünftig erklären ohne dem puren Wahnsinn die Ehre zu geben.

Doch machte er sich von da an nicht mehr viele Gedanken um das, was um ihn geschah - er musste das Gebäude verlassen, bevor dieses zusammenbrechen würde. Ein eingeschlagenes Fenster zu seiner Seite schien ihm der letzte Ausweg, da um ihn herum jeder weitere Weg durch Trümmer, Leichen und Feuer versperrt wurde. Und so sprang er.

Ein Klirren, einen Fall und einen Aufprall später dankte er allen Göttern für sein Leben, als er die Schmerzen eines gebrochenen Armes spürte. Doch sie waren verglichen mit der schwelenden Hitze hinter ihm nahezu wohltuend. Er hatte das Gebäude keinen Moment zu früh verlassen, da die Stadtgarde bereits aus allen Richtungen in Sechsertrupps das Gebiet umstellte und alle tötete, die sich in greifbarer Nähe bewegten. Zu seinem Glück kam er in einem Hinterhof auf und konnte sich in Sicherheit bringen, da die Wachen dieses Gebiet noch nicht durchkämmten.

Er fühlte sich zurück versetzt in die Zeit, als er von zuhause floh: Aus dem Fenster springen, an einigen klobigen, verschachtelten Gebäuden vorbei und dann zum Hafen! In Sicherheit. Also rannte Tivadar los, nur noch den Gedanken der Flucht in sich tragend. Er wusste, wann es an der Zeit war, ein sinkendes Schiff zu verlassen und dieses Schiff war bereits zerschmettert auf dem Meeresboden gelegen.

Am Hafen angekommen gab es kein langes Überlegen: Die erstbeste versandfertig markierte Kiste musste als Versteck her halten und wurde schließlich als stumme Unterkunft genutzt, solange die Soldaten mit dem Aufruhr in den Vorstädten beschäftigt waren. Als kurze Zeit später ein Kran die Kiste in Bewegung setzte und irgendwo hin verlud, fühlte Tivadar sich bereits in Sicherheit. Das unruhige Schwanken des Seeganges gab ihm das Gefühl, daß er sich bald in Sicherheit befinden würde.

Doch wäre es ihm nicht in den wildesten Träumen eingefallen, daß seine wahre und größte Reise erst begonnen hatte.
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:35    Titel:
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Kapitel 3 - Carythan ur Sjebaur

Ich sehe die erwartungsvollen und begeisterten Blicke in euren Gesichtern, hochverehrte Leser. Es freut mich, daß ihr mit einer derartigen Intensität in die Geschichte unseres Protagonisten eintauchen könnt und werde euch auch nicht länger warten lassen. Das dritte Kapitel von fünfen wartet nur auf euch und eure beeindruckende Vorstellungskraft.

Wie ihr vermutlich noch wisst, schaffte es der jugendliche Tivadar, der zu diesem Zeitpunkt nun gesunde 19 Jahre seines aufregenden Lebens hinter sich hatte, sich in der Hoffnung auf Sicherheit vor dem Kleinkrieg in der Vorstadt in einer Frachtkiste zu verstecken und wartete nun darauf, daß das Schiff, auf das diese verladen wurde, bald ablegen würde und ihn endlich fort von der Hauptstadt des alatarischen Imperiums brächte.

Und so legte das Schiff, welches den Namen "Sjebagruja" trug, ab, verließ den Imperialen Hafen und segelte noch des Nachts ihrem Ziel entgegen. Weshalb ich euch den Namen dieses Schiffes nannte? Nun, das hat die Bewandnis, daß ihr vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt mehr mit diesem Namen anzufangen wissen werdet.

Die Reise dauerte bereits viele Tage und Nächte und Tivadars Hunger und Durst wuchsen in äußerst unangenehme Dimensionen. Doch, wie ihr, verehrter Leser, das launische Schicksal kennt, hat dieses meistenfalls ein persönliches Problem mit einem selbst und wirft einem die unangenehmsten Fallstricke in den Weg und gibt dann nicht einmal auf, wenn man diese gerade so gemeistert hat.

So sollte es auch in diesem Falle geschehen. Tivadar entschloss sich gerade, sein Versteck zu verlassen und das Schiff nach Nahrung abzusuchen, als schwere Schritte sich gemächlich näherten und ausgerechnet vor seiner Kiste zum Stillstand kamen. Er hörte Stimmen in einer fremdartigen Sprache sprechen. Bisher waren es drei Männer. Und dann beschwerte sich noch einer, doch verstand er es, was der vierte sagte. Also waren es vier Männer, drei davon fremdländisch und einer zumindest fähig, seine Sprache zu sprechen. Tivadar hoffte, dass diese nun nicht ausgerechnet in seine Kiste sehen würden, doch der Gedanke hatte gerade das Glück, beendet zu werden, als sich schon der Deckel der Kiste öffnete, ein Mann hinein griff, etwas Wolle heraus zog, kurz mit den anderen sprach und den Deckel wieder schloss.

"Konnte es sein, dass jemand so viel Dusel besitzt?", dachte sich Tivadar und hörte erleichtert, wie die Schritte sich schwer entfernten und schliesslich Stille vor herrschte. Er bemerkte erst zu diesem Zeitpunkt, daß er die ganzen Minuten über die Luft anzuhalten versuchte und liess seinen Lungen nun die Freude, tief einzuatmen.

Als er sich sicher sein konnte, daß die Männer fort waren, öffnete er vorsichtig den schweren Deckel und sah sich um. Doch alles, in was er blickte, waren drei mit Widerhaken bestückte Speerspitzen, die auf ihn deuteten. Die Lanzen endeten an etwas kleineren dunkelhäutigen Männern mit beeindruckenden stoffbehangenen Lamellenpanzern, die im diesigen Fackellicht glänzten.

"Furacak! Ejani jashtë!" waren die darauf folgenden Worte in der fremdartigen Sprache. Tivadar hatte keine Ahnung, was der Mann sagte, aber er war sich mehr als sicher, daß er wollte, daß er aus der Kiste kommt und sich ruhig verhält, was er auch in Windeseile tat.

Bernsteinbraune Augen verfolgten professionell jede seiner Bewegungen und als er wieder auf beiden Beinen stand, verlor er auch gleich wieder den Halt. "I hidhëruar, Furacak" war alles, was er noch hörte bevor ein satter Schlag auf den Hinterkopf seine Sinne raubte.

Irgendwann wachte er wieder auf. Er war anscheinend immer noch auf dem Schiff, was ihm der Seegang verriet und die nahezu unmittelbar folgenden Kopfschmerzen erinnerten ihn unsanft an die letzten Begebenheiten. Das würde auch die Ketten erklären, an denen man seine Arme befestigt hatte. Ein durch ein kleines Loch im Rumpf des Schiffes hereindringender Lichtstrahl bildete die unsichtbare gedachte Hälfte des sowieso kleinen Raumes und verriet Tivadar, daß es wohl Tag sein müsste und noch dazu ein sehr sonniger, bevor leises rasseln und darauf folgendes klicken dezent andeuteten, daß sich wohl jemand dazu anschickte die Tür zu öffnen.

Als der Mann sein provisorisches Gefängnis betrat, sah Tivadar vor sich einen vornehm und luftig gekleideten Mann in hellen Stoffen, der ihn abschätzend musterte und ohne Umschweife mit angenehmer Stimme zu reden begann:

"Einen guten Tag, blinder Passagier. Ich nehme an, du verstehst meine Sprache?"

Tivadar empfand die Worte fast als Beleidigung und er fühlte sich wie ein gefangener Wilder, doch nickte er stumm.

"Habitshëm, blinder Passagier. Mein Name ist Derek Holzner, Handelsreisender des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen. Ich möchte dir mitteilen, daß du großes Glück hast, da die Gebote der Seedame verbieten, blinde Passagiere hinzurichten. Sobald wir unseren Heimathafen Carythan ur Sjebaur erreichen, werde ich dich den Vorarbeitern des Hafens übergeben, damit sie dich in ein brauchbares Mitglied der Gemeinschaft wandeln."

"Aber...!"

"Para se unë të harrojmë, du bekommst nur alle zwei Tage trockenes Brot und Wasser gegen den Durst. Da wir sowieso am morgigen Tag ankommen werden, sehen wir davon ab, dich noch durchzufüttern. Mirupashim, blinder Passagier!"

Sprach es und schon schloss sich die Türe wieder. Tivadar fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, in Rahal zu bleiben, da er die Leute dort wenigstens verstand. Doch es half nichts, er war nun hier, angekettet und auf dem Weg zu einem seltsamen Ort namens "Carythan ur Sjebaur", wie der Mann namens Derek es eben sagte.

Und tatsächlich brachte ihm niemand etwas zu essen und zu trinken und Tivadar verbrachte eine unruhige Nacht in Ketten, sich fragend, was ihn wohl am morgigen Tag erwarten würde.

Tatsächlich schaffte er es, ein wenig zu schlafen bevor er das klacken des Schlosses hörte. Zwei der Soldaten in den Lamellenpanzern lösten stumm seine Ketten, legten ihm gleich darauf jedoch welche an Arme und Beine und schubsten ihn vor sich her.

Das lebhafte Kreischen von Möwen deutete darauf hin, daß das Schiff einen Hafen erreicht haben musste. Die beiden Wächter klopften gegen eine von außen verschlossene Luke, als sich diese schon öffnete und gleißend helles Licht Tivadars Augen blendete. Jedoch hatte er nicht viel Zeit, sich an die Helligkeit zu gewöhnen, als er schon an Deck des relativ großen Handelsschiffes gestoßen wurde.

Er spürte, wie die Sonne ungewöhnlich heiß herunter brannte und als seine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, klappte ihm vor Erstaunen das Kiefer herunter, als ein völlig neuer Eindruck seine Sinne überwältigte: Er stand unter wolkenlosem, strahlend blauen Himmel, von dem die Sonne gnadenlos brannte und den atemberaubenden Anblick, der sich ihm offenbarte, beleuchtete:

Eine gewaltige Stadt baute sich vor ihm auf, die Mauern und Türme aus hellem Sandstein gebaut und von meergrünen, himmelsblauen und goldenen Dächern und Kuppeln gekrönt. Bunte Farben und Gewänder waren genau wie Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und Sprache in allen Ecken und Straßen zu sehen und der Geruch von Salzwasser, Fisch, Gewürzen, Holz und Hitze bildete zusammen mit dem Grkreische der Möwen und dem regen Geplaudere von allen Seiten einen überwältigenden Eindruck. Eine endlos wirkende Mauer an Segeln unterschiedlichster Form gesäumt von vielen Lastenkränen zeugte von Handel in seiner schönsten Blüte. Meterhohe Palmenbäume teilten sich mit fantasievollen Statuen den Anlegesteg und machten es jedem ankommenden Reisenden leicht, sich hier wohl zu fühlen. Wenn er denn frei ist.

Tivadar war es nämlich nicht und hatte kaum die Gelegenheit, diese neuen Eindrücke auf sich wirken zu lassen, als er schon von den Soldaten ruppig aber nicht brutal die Anlegeplanke hinuntergewiesen wurde, wo bereits ein weiterer Mann auf sie zu warten schien. In ihrer fremdartigen Sprache verständigten sie sich in atemberaubender Geschwindigkeit und nach einiger Diskussion, bei der des öfteren auf ihn gezeigt und gesehen wurde, begann die kleine Gruppe sich plötzlich ohne Vorwarnung in Bewegung zu setzen.

Seine Fuß- und Armketten störten ihn sehr beim laufen, als sie in sengender Hitze über endlos lang wirkende Stege und Docks aus Sandstein marschierten. Tivadar begann fast, die dunkelhäutigen Menschen um ihre Hitzetoleranz zu beneiden, als er unterwegs viele beobachten konnte, wie sie trotz dieser Glut fröhlich und eifrig arbeiteten, als wäre es ein angenehmer Frühlingstag. So gesehen war es auch ein solcher, doch hatten diese Menschen deutlich eine andere Vorstellung von dem Wort "angenehm" als er.

Nach ungezählten Minuten endete die Reise dann an einem mit roten und weißen Stoffvorhängen geschmückten Bauwerk mit drei Kuppeln, das auf den ersten Blick wie eine offene Lagerhalle wirkte. Davor stand ein glatzköpfiger, bärtiger Mann, der nach dem ersten Blick jegliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Er war zwar von sehr kleinem Wuchs und nur mit einem ledernen Lendenschurz und schweren Stiefeln bekleidet, aber der restliche muskelbepackte Körper war von oben bis unten mit wilden gezackten schwarzen Mustern überzogen, die ihn bedrohlich aber auch wie ein wandelndes Kunstwerk erscheinen ließen. Tivadar sollte später erfahren, dass man diese Kunst "Tätowierung" nennt, war jedoch auch ohne dieses Wissen zu diesem Zeitpunkt von dem glatzköpfigen Kraftpaket bereits beeindruckt.

Seine Bewacher grüßten den Mann mit Handschlag und Verneigung, als wäre sein Anblick etwas völlig normales und auch freundschaftlich vertrautes und begannen, ihn mit dem rasanten Kauderwelsch ihrer Sprache zu bombardieren, worauf dieser zu Tivadars Überraschung ebenso schnell antwortete. Er konnte sich vermutlich mit allem anfreunden. Der Hitze, der Gefangenschaft und dem Hunger. Aber er hoffte bei allen Göttern, daß er niemals diese Sprache lernen müsse.

Nach wenigen Takten des Gespräches, was bei der Geschwindigkeit der Aussprache kein Wunder war, schien es auch schon beendet, als der adrett gekleidete Mann von den Docks dem muskulösen fast nackten vor dem Lagerhaus zwei Schlüssel sowie ein Schreiben übergab, sich höflich verabzuschieden scheinte und mit den beiden Soldaten eilig zurück zum Schiff eilte.

Tivadar rechnete bereits mit dem schlimmsten, als der seiner Ansicht nach bemalte Mann auf ihn zukam und ihn argwöhnisch musterte, wie ein Metzger es wohl bei einem fetten Schwein tun würde, war aber mehr als sprachlos, als dieser plötzlich in perfekter fast akzentfreier Handelssprache zu sprechen begann:

"Ich grüße dich, Junge. Du kannst dich freuen, daß sie dich nicht hingerichtet haben, da sie in dir einen tüchtigen Arbeiter sahen, was aber nicht bedeutet, daß du es bei mir einfacher haben wirst. Ich bin Seridan vom Handelshaus der fliegenden Silberschlangen. Und du?"

"Mein Name ist Tivadar Loric Deslon. Wieso..."

"Du hattest sogar eine Familie? Freu dich. Doch vergiss das am besten sofort, ab jetzt bist du nur noch ein namenloser Sklave und hast zu tun, was ich dir sage. Tu es gut, und wir verstehen uns genau so. Stellst du dich als faul heraus, wirst du bald sterben. Verstanden?"

"Ja, Meister Seridan."

"Habitshëm, sehr gelehrig! Dann folge mir, ich werde dir deinen zukünftigen Arbeitsplatz mit allem, was du wissen musst, zeigen. Sei aufmerksam, ich werde mich nicht wiederholen!"

Daraufhin führte der Mann namens Seridan Tivadar wie angekündigt herum und erklärte ihm, daß er ab dem heutigen Tag keine eigenen Rechte mehr besäße und ab nun als ersetzlicher unfreier Mitarbeiter des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen geführt wird.

Die Arbeit, die auf Tivadar zukam, war eine harte und mehr als einmal brach er vor Erschöpfung zusammen, als eine Arbeit in unmenschlich schneller Zeit erledigt zu sein hatte und man ihn erst aufsammelte, nachdem bereits andere mit schwerer Last über ihn hinweg geeilt waren. Die Antwort auf Schwäche war in diesen Fällen die Peitsche, die ihm mehr als einmal den Rücken aufriss und seine kurze Ruhezeit nochmals verkürzte.

Doch Tivadar war und ist einer dieser Menschen, die sich nicht so leicht brechen lassen und somit stand er immer wieder auf, wo andere vielleicht liegen geblieben wären und gewöhnte sich in den folgenden Wochen und Monaten langsam mit der steigenden Körperkraft und Kondition an die schweren Arbeiten Meister Seridans, der all dieses beobachtete und auch notierte.
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:36    Titel:
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Kapitel 3.1 - Das Erwachen

Was sagt ihr, verehrte Leser? Das Erw... oh! Bitte, ihr wisst doch, dass der Staat Carythan ur Sjebaur dieses Thema sehr streng ... ja gar mit dem Tod Nicht-Eingeweihter bestraft.

Aber... gut, wenn ihr es verantworten könnt, über derartiges im Bilde zu sein, dann vermute ich, daß euch auch der Rest dieser Geschichte, von dem ich euch wissentlich nicht berichtete, zusteht.

Es begab sich, etwa vier Monate nachdem Tivadar in Carythan ur Sjebaur ankam und unter der harten Schule Meister Seridans lernte, was harte Arbeit bedeutet. Den Rücken offen von den erbarmungslosen Schlägen der Peitsche, die Muskeln bis zum zerreißen angespannt und die Haut geschunden von der glühenden Strahlung der Sonne gab es für Tivadar keine Nachtruhe. Nur Momente, in denen er seinen Wunden Erholung gönnte und somit auch seinem Körper.

Er lernte in diesen wenigen aber dafür unbarmherzigen Wochen, wie man während des Tages schläft ohne dabei wirklich die Augen zu schließen, doch war dieses Wissen oftmals ohne Zweck, da die Schmerzen ihn sämtlicher Konzentration beraubten.

So geschah es eines Morgens, daß etwas wahrlich denkwürdiges geschah.

Der junge Morgen kündigte sich an, Temora besiegte Alatar, und ein zartes hellblau schmückte gemeinsam mit sanft aufkommendem orange den Horizont des still ruhenden Meeres. Eine herrlich frische Luft hieß jeden willkommen, der um diese Uhrzeit bereits auf den Beinen war. Auch wenn der geschäftige Hafen Carythan ur Sjebaurs zu jeder Tages- und Nachtzeit ein pulsierender Umschlagplatz war, so behielt der Morgen doch bei den Lagerhäusern, abseits der belebten Märkte, sehr viel seiner Majestät und Magie.

Bereits am Abend des vorherigen Tages war bekannt, daß an diesem Morgen ein Schiff anlegen wird, welches die Kisten und Ladungen aus dem dritten Lagerhaus aufnehmen und verschiffen wird. Es wurde bereits ein guter Preis dafür gezahlt, daher galt es, die Kisten mit besonderer Vorsicht zu behandeln.

Die Nacht war nicht auf Tivadars Seite und die aus Verspannungen und langsam heilenden Wunden Schmerzen gönnten ihm keine Ruhe, als er aufstand und mit Meister Seridans Einverständnis die Baracken verließ.

Der neu geborene Morgen war einfach wunderschön und die frische Seeluft gönnte ihm einige seltene Momente der Entspannung, als er in Richtung des Lagerhauses aufbrach und sich darauf vorbereiten wollte, was wohl alles zu verladen wäre.

Das schwere Tor rasselte bockig nach oben, als es es aufzog und vor sich eine bis hinten gefüllte Lagerhalle voller Kisten, Truhen und Behälter vorfand und sich innerlich auf ein hartes Stück Arbeit vorbereitete als ein genervter Mann mit einem Rohrstock auf ihn zugerannt kam und auch genau so schnell begann, mit dem Stock auf ihn einzuprügeln.

Es handelte sich dabei um einen der Aufseher der Lagerhäuser, der gerade durch das rasselnde Tor bei seinem Schlaf gestört wurde und die Wut über diese Störung nun an Tivadar ausließ. Erst als Tivadar auf dem Boden lag und nichts weiter tun konnte, als die Arme schützend vor sich zu halten, ließ der missgelaunte hässliche Mann von dem grün und blau geprügelten ab und ging zurück in seine Ecke, in der er seinen Schlaf fortsetzen wollte.

Tivadar kämpfte mit den Tränen, als Wut und Fassungslosigkeit über derartige Willkür sich in ihm aufstapelten. Er rappelte sich wieder auf und schlich langsam an das andere Ende der schweren Kiste, die zuvorderst in der Halle stand, diese betrachtend.

Er hatte sich bereits auf einen harten Arbeitstag eingestellt und konnte sich auch bereits halbwegs damit anfreunden, doch diesen nun unter Schmerzen durchzuhalten war mehr, als er bereit war, zu ertragen.

Er spürte, wie die Enttäuschung und Fassungslosigkeit wichen und zu einem unbändigen Zorn wurden, der unter seiner Haut regelrecht zu kochen schien. Die Kiste, die vor ihm stand, wurde nicht mehr als Arbeitsmaterial sondern als Inbegriff seiner geraubten Freiheit gesehen und er hätte sie am liebsten zertrümmert, als etwas seltsames geschah, das sein Leben auf immer verändern sollte.

Sein Körper fühlte sich mit einem Male taub an, als er etwas seltsames wahr nahm. Es klang, als würde er etwas wie Gesang hören, wenn auch nur entfernt. Es waren mehr Geräusche, aber sehr seltsame, die er noch nie zuvor gehört hatte die unheimlich und doch faszinierend zugleich klangen.

Es war, als würde dieses seltsame Singen, nein, diese Geräusche, seine Wahrnehmung verzehren und doch wieder schärfen, als er plötzlich alles nur noch in schwarz und weiß wahrnahm und sich wie ein Kribbeln das Gefühl ausbreitete, als würde sein Geist zu schweben beginnen und nur sein Körper könnte nicht folgen.

Es war, als würde er fliegen obwohl ihn tonnenschwere Gewichte am Boden fest hielten. Und da war es wieder, dieses Singen. Seine Umgebung verschwamm - und doch war sie noch zu sehen. Vielleicht sogar besser als zuvor. Er hatte das Gefühl, als würde der Punkt, auf den er blickt, mit der Schärfe eines Falkenauges betrachtet und alles herum wie eine groteske Verzerrung der Sinne wirken. Bunte dünne Fäden sponnen sich wie Spinnennetze überall um ihn herum, leuchteten und blinkten auf um gleich darauf wieder zu verschwinden.



War das ein Traum, in dem er sich befand? Oder hatte ihn irgendein giftiges Insekt gestochen? Dieser alptraumhafte Zustand musste aufhören, er wollte nicht noch mehr Strafen erhalten, wenn man ihn wegen angeblicher Trunkenheit während der Arbeitszeit erwischte. Und diesem Aufseher war alles zuzutrauen!

Der Aufseher... für einen kurzen Moment vergaß er die Wut, die in ihm kochte, aber er merkte, er hatte sie nur verdrängt, als der Schock über diesen neuen Zustand seine Sinne übernahm. Doch sie war noch da.

Er spürte, wie sein Geist sich versuchte zu teilen und mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Wie er versuchte, den Aufseher zu hassen, wie er versuchte, ihn zu ignorieren, wie er versuchte, den Vorfall Meister Seridan zu melden, wie er sich ertappte, wie er ihn am liebsten ermorden würde und so vieles mehr.

Das musste aufhören! Aus natürlichem Reflex heraus stieß Tivadar die Hände abwehrend von sich und hoffte, daß "es" aufhören würde, was auch immer "es" war. Und abermals geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte.

Es war, als würde einer dieser Fäden in hellem blau von ihm ausgehen und auf die Kiste treffen, die noch immer vor ihm stand, und als dieser Faden dort aufkam, färbte er sich in reinstes goldgelb, blitzte kurz auf und eine Reihe von glitzernden Funken folgte der bunten Spur, ihr Ende an der Kiste findend.

Welche daraufhin, obwohl etwa fünf Mann zum bewegen dieses Kolosses von Kiste benötigt gewesen wären, wie durch eine optische Druckwelle berührt, einen knappen Meter zur Seite geschoben wurde und an der Stelle, an der der Faden die Kiste traf, eine nicht zu verachtende Delle vom Durchmesser eines Baumstammes zurück blieb.

Und mit einem Male war der Spuk vorbei. Tivadar fühlte sich erschöpft, aber auch richtig gut. Wie nach einer intimen Nacht mit einem heißblütigen Mädchen, wie nach langem erholsamen Schlaf oder als hätte er einem Rivalen seine Faust ins Gesicht geschlagen.

Und er realisierte, was eben geschehen war. Anscheinend sind nur wenige Atemzüge vergangen, sie kamen ihm aber vor wie eine Ewigkeit. Und er hatte auch nicht lange Gelegenheit über das Vorgefallene nachzudenken, als schon der Aufseher, der seine Wachstube noch nicht einmal erreicht hatte, wieder mit hoch erhobenem Stab angetobt kam.

Tivadar berechnete bereits, wie lange er wohl diesmal diese Schläge aushalten würde ohne dabei laut zu schreien, als der wütende Mann ihn angsterfüllt ansah, den Stock fallen ließ und panisch davon rannte.

Er rechnete bereits mit schweren Strafen, als der Aufseher kurze Zeit später mit Meister Seridan an der Seite zurück kam und wild gestikulierend etwas in dieser unverständlichen Sprache brabbelte. Er verstand nur etwas von "böser Mann" und "blaues Feuer", als Meister Seridan immer wieder abschätzend zu dem verwunderten Tivadar herüber sah und nickte.

Der muskelbepackte tätowierte Hüne sprach nie mehr von den Vorfällen, jedoch behielt er von diesem Tage an Tivadar deutlich besser im Auge und auch in seiner nächsten Nähe. Es gab nie mehr Probleme mit Aufsehern, Schlägen und dergleichen und die folgenden Jahre und Monate gingen deutlich leichter von der Hand als sie begonnen hatten.

Tivadar hatte derartige "Anfälle" nur noch seltener, meistenfalls in Zuständen großer Wut oder Gefühle, aber - zu seinem Bedauern - kamen sie auf längeren Zeitraum betrachtet auch öfter. Irgendwann sollte er jedoch verstehen, um was es sich bei diesen "Anfällen" handelt, doch das ist wieder ein völlig anderer Teil der Geschichte des jungen Mannes.


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Zuletzt bearbeitet von Tivadar Loric Deslon am 20 Jun 2009 10:46, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:39    Titel:
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Kapitel 4 - Das Handelshaus der fliegenden Silberschlangen

Und erneut nahm das Leben Tivadars eine überraschende Wendung, verehrte Leser. Ich weiß, es ist bereits spät und Eure Sinne noch bei mir zu haben, ehrt mich durchaus. Doch könnt ihr beruhigt sein, drei von fünf Kapiteln wurden bereits berichtet und nur noch zwei etwas kürzere stehen euch bevor.

Doch zuvor - die Frage, ob ihr euch lieber mit ungewissem Schicksal in einem Kerker des alatarischen Imperiums befindet oder zu ewiger Sklaverei verdammt am anderen Ende der Welt schuftet, ist eine schwere, habe ich Recht?

Tivadar hatte diese Wahl, wie ihr es euch sicher vorstellen könnt, nicht, doch Zähigkeit, Ausdauer und Überlebenswillen machten aus dieser ungünstigen Situation das bestmögliche.

So waren die Stunden, Tage, Wochen und Monate Tivadars mit harter unbezahlter Arbeit erfüllt und obwohl diese Stadt sehr ungastlich zu ihm war, konnte er die Faszination, die sie in ihm weckte nicht leugnen und er nutzte einen beachtlichen Teil der wenigen freien Zeit um mit Meister Seridan über die Stadt Carythan ur Sjebaur, ihre Umgangsformen, Bewohner und Kultur zu sprechen.

Auf diesem Weg lernte er, daß der Name Carythan ur Sjebaur in der lokalen Sprache, den "carythain" Dialekten, die Bedeutung "Handelswächter am Meer" hatte und die Einwohner eine interessante Interpretation des Pantheons und somit auch der Göttin Temora entwickelt hatten, die sie als gleich drei verschiedene Göttinnen verehrten. Der erste Aspekt Temoras, die hier keinen richtigen Namen trug, war das strahlende Licht, das jeden Tag die Nacht, als die Alatar hier auch bekannt war, in einem endlosen Krieg bezwang um am Abend wieder zu fallen und dem Gott der Nacht wieder seinen Platz zu übergeben. Der zweite Aspekt war die Gerechtigkeit und die Schönheit gefolgt von dem dritten Aspektes, dem kunstfertigen Umgang mit der Waffe.

Eluive ist in Carythan ur Sjebaur nur als "Die Weltenmutter" bekannt, welche "ihre Kinder Tag und Nacht" auseinander hielt um zu verhindern, daß diese sich eines Tages treffen und somit das Ende der Welt einleiten würden. Horteras, der Sternenvater, hatte keine feste Gestalt, da er das Wasser und den endlosen Ozean darstellt, welcher die Welt umgibt, in ewiger liebevoller Umarmung seiner geliebten - zumindest hier als Gattin angesehene - Eluive.

Am Ende aller Tage würde Getares, welcher als flammendes Dreieck mit Flügeln dargestellt wird, aus seinem ewigen Schlaf erwachen und die Welt von allem - gut wie böse - mit seinem Feuer reinigen, damit die Interpretation Cirmias, der neunzehnköpfige immer schlafende Weltenschmied, die Ruhe nutzen kann, um die glühend heiße Welt wieder zusammen zu schmieden und die Weltenmutter aus ihrem Gefängnis zu befreien.

Die befreiten Seelen der Menschen werden dann wie seit Anbeginn allen Lebens mit ihrer Schuld beladen zu dem Wächter der Welt Fithaur, der Schattenwelt Alathairs, dargestellt durch eine schwarze, unförmige humanoide Figur mit vielen riesigen Augen am gesamten Leib, vorgeladen, der den Seelen die Last abnimmt oder sie in die ewige Dunkelheit schickt.

Notiert wird alles von dem steinernen Schreiber der Götter, einem blinden skarabäus-gleichen Wesen mit Federn, welcher über alles was ist und sein wird Buch führt und einst bei Erschaffung der Welt eine Seite seines Buches verlor. Diese fiel auf die Welt und wurde von einem Mann gefunden, der daraufhin die Weisheit der Götter erbte, dieses jedoch zuviel für einen sterblichen Geist war und sich die Weisheit auf viele andere Menschen verteilte, die daraufhin das Gefüge der Welt mit ihrem Willen verändern konnten.

Da die Menschen Carythan ur Sjebaurs sich für unwürdig halten, die "großen Göttlichen" mit ihren kleinen nichtigen Problemen zu belästigen, entstanden im Laufe der Geschichte viele kleine Götzen und Schutzgeister, die zwar alle ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Göttern hatten, aber als würdiger erachtet wurden, die Probleme der Sterblichen vorzutragen. Zudem konnte man im Gegensatz zu einen Gott einen Schutzgeist einfach loswerden, indem man einfach seine Statue oder seinen Altar aus dem Haus brachte und ihn einfach ignorierte.

Von all diesen Schutzgeistern setzte sich eine besonders durch. Ihr Name war "Die Seedame", "Sjebagruja" genannt. Ihrer Domäne unterstanden das Meer, der Handel zu Wasser und Stürme, weswegen es keiner wagen würde, die Seedame auch nur im geringsten Sinne zu missachten, da ihr Zorn ganz Carythan ur Sjebaur schaden würde und man somit unprofitablerweise noch mehr Tribut an sie entrichten müsste.

Ob der Wohlstand nun an der Seedame oder einfach nur der günstigen Lage des Stadtstaates Carythan ur Sjebaur liegt, sei ein ewiges Rätsel für Priester und Theologen, da der blühende Handelsort seit vielen Jahren straff von keiner Regierung sondern mehr von Vertretern einzelner Handelshäuser geführt wird, die gemeinsam über Wohl und Wehe der Hafenstadt entscheiden.

Eines davon ist das "Handelshaus der fliegenden Silberschlangen", einer großen Vereinigung, die einen Großteil ihrer Einnahmen dem legalen Handel mit Sklaven, Waffen, Luxusgütern und Schiffsbauteilen verdankt. Der Handel und besonders das Halten von Sklaven gehört in Carythan ur Sjebaur zum guten Ansehen. Manche Menschen halten sich billige, dem Tode geweihte Sklaven als auszubeutende Objekte zur Arbeit, bevor sie sterben. Andere wiederrum besetzen selbst wichtige Posten in ihrem Geschäft oder Leben mit Sklaven. Und wieder andere halten sich Sklaven als Prestigeobjekte, lehren diesen die schönen Künste und sozialrhetorische Fertigkeiten und lassen ihre Freunde und Handelspartner grün vor Neid werden.

Tivadar war einer dieser, die wohl bis zum Umfallen schuften sollten, doch erwies sich diese Befürchtung nach fast sieben Jahren eines Tages als Trugschluß, als Meister Seridan ihn zu sich rief und ohne weiter darauf einzugehen, die Ketten löste und ihm mit den Schlüsseln übergab. Tivadars absolut verwirrten Gesichtsausdruck beantwortete der tätowierte Mann mit den Worten:

"Du hast nun viele Jahre für nichts gearbeitet, Junge. Ich bin kein Richter, aber der Überzeugung, daß du dir deine Überfahrt mittlerweile mehr als verdient hast."

Es war einleuchtend, denn Tivadar hatte schon längst vergessen, weshalb er überhaupt hier war. Er konnte sich noch grob an seinen Geburtsort und an Rahal erinnern, seine Flucht. Aber mehr?

Seridan setzte dem ganzen noch eine Krone auf, als er dem mittlerweile fast 30 jährigen Tivadar eröffnete, daß er von seinen Leistungen beeindruckt war und ihn gerne als Mitarbeiter des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen einstellen würde, da er selbst nicht mehr der jüngste sei.

Es war ein Angebot, welches auszuschlagen die größte Dummheit schlechthin gewesen sein musste, die ein Mensch begehen konnte. Daher nahm Tivadar den Vorschlag des gealterten Mannes an und fühlte sich wie ein Gott, als er nach vielen Jahren frische Kleidung und warmes Essen bekam. Eine hübsche junge Frau wurde gerufen, um ihn zu kämmen, rasieren und mit sinnlichen Düften zu besprühen.

Obwohl es ihm zu Beginn wie die schwierigste Aufgabe seines Lebens vorkam, so hatte Tivadar doch in den Jahren gezwungenermaßen gelernt, carythain zu verstehen und auch zu sprechen und er fühlte sich seltsam, als er realisierte, daß er noch vor wenigen Tagen in einer diesem Mädchen ähnlichen Position war und nun selbst "der Herr" sein sollte.

Der abermalige Wandel seines Lebens kam so unerwartet und rasch. Erneut fühlte sich Tivadar, mittlerweile erwachsen und besten Alters, wie die Ereignisse über ihn herein brachen wie ein Rudel Wölfe, da er zwar nun seine Freiheit wieder erlangt hatte und nach von ihm ungezählten Jahren endlich diese Stadt erkunden konnte, die ihn seit seiner Ankunft in ihren magischen Bann zog, wie es ihn gelüstete, doch schien es, als habe er nun noch weniger Zeit als zuvor.

Aus Rahal noch wusste Tivadar, wie man Geschäfte abschließt, daß man selbst am Ende mehr hat als der Handelspartner - und dieser trotzdem zufrieden ist. Und dieses Wissen kam mehr als günstig, da es das mindeste war, was er von nun an wissen musste.

Viele Reisen standen an, Verhandlungen in friedfertigem Rahmen, das verfassen von Geschäftsschriften, Bestandskontrolle, Sortimenterweiterungen, Preisanpassungen, Ausbau der Geschäftsräume, prüfen der Arbeit an den Docks und so vieles mehr, was im abartigsten Kontrast zu seiner zuvor getanen Arbeit stand.

So vergingen die Tage, Wochen und Monate erneut und Tivadar fand bald in sein neues Leben hinein. Der einstige Kriminelle aus der Hauptstadt des alatarischen Imperiums hatte den Wert harter und ehrlicher Arbeit auf die schwere Art zu schätzen gelernt und begann nun, mit seinem langsam aber stetig wachsenden Einfluss die Vorzüge des Lebens in allen seinen Facetten zu genießen und auszukosten.

So wurde es für Tivadar bald selbstverständlich, sich nur mit den feinsten und edelsten Stoffen gewanden zu lassen und die Tonsorarbeiten jeden Morgen akribisch genau von Sklaven des Handelshauses erledigen zu lassen, da er gepflegt in den neuen Tag schreiten wollte. Natürlich geschah dieses erst, nachdem er seine morgentliche Pfeife geraucht hatte, welche mit den feinsten und ausgefallensten Tabaken der bekannten und unbekannten Welt gestopft war und einen mystischen Duft verströmte, wohin er auch damit ging.

Bis an die Decke gefüllte Bücherregale zierten bald Tivadars Kabinett sowie die Privaträume, da die magische Ausstrahlung der Weltoffenheit und Pracht Carythan ur Sjebaurs sich auch bald in seinem Geist niederließ und den einstig sturen Taschendieb zu einem belesenen Mann mit weitreichender Bildung wandelte.

Auch verwuchs Tivadar weiter und tiefer mit der Kultur und Tradition des Stadtstaates, als er nach einigen Jahren seinen Kopf kahl rasieren ließ, da laut den Lehren der Schule der Weisen die Haare den Verstand wie Wurzeln zuwuchern und der Weisheit ebenso den Weg versperren. Wer sich hingegen die Haare in einem traditionellen Ritual zur frühen Morgenstunde scheren ließ, den Kopf danach mit den feinsten Ölen salbte und in demütiger Haltung auf den Aufgang der Sonne wartete, der konnte sich sicher sein, daß die Weisheit, dargestellt durch die Sonne, großzügig auf sich herab scheint und den Geist ein Leben lang erleuchtet.

Auch wenn dieses Ritual auf Außenstehende vielleicht seltsam erscheint, lebt durch dieses ein ganzer Geschäftszweig der carythanischen Kultur. Sterngucker, Wettervorhersager und eine weitreichende Verknüpfung der Öl- und Weihrauchhändler sorgen dafür, daß der Tag, an dem die Weisheit den Geist auserwählt, natürlich begleitet durch eine großzügige Spende, auch wirklich frei von Regenschauern und Unwettern ist, da der andere Teil der Tradition besagt, daß Regen oder Wolken an diesem Tag der Erhellung ein Leben in Dummheit und Einfachheit voraussagen, da die Tropfen den Geist verwässern oder die Wolken ihn verdunkeln. Es soll sogar schon vorgekommen sein, daß Menschen deswegen verhaftet wurden, da man ihnen zutraute, danach zu Schandtaten fähig zu sein. Daher ist seit diesem Vorfall eine ganze Horde an Wetterforschern und Wahrsagern damit betraut, an diesem Tag auch wirklich das schönste Wetter des ganzen Jahres zu versichern.

Auch begann Tivadar, sich für Reisen und Erforschung der Vorgeschichte unserer Welt zu interessieren und damit einen beachtlichen Teil seiner bereits spärlichen Freizeit in Ruinen oder alten Bibliotheken mit der Betrachtung, Katalogisierung und Erwerbens von alten Büchern und Artefakten zu verbringen, die er anschließend liebevoll in seinem Kabinett oder Schaukästen ausstellte.
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Zuletzt bearbeitet von Tivadar Loric Deslon am 20 Jun 2009 10:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:40    Titel:
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Kapitel 5 - Mjeshtër dhe i dashur Gruaskallav
-oder-
Der Meister und seine geliebten Sklavinnen


Einen schönen guten Morgen, verehrte Leser. Ich sehe die Müdigkeit in euren Augen und vermute, daß auch die Sonne bald aufgehen wird. Doch wisset, dass ihr in dieser Nacht mehr über das ganze bisherige Leben eines Mannes erfahren habt, als er Euch vielleicht jemals erzählen wird.

Die nun folgenden Ereignisse könntet ihr sicherlich auch von ihm selbst erfahren, doch werde ich euch nicht der Mühe aussetzen, ihn selbst aufzusuchen, da ihr ein derart aufmerksames Publikum seid.

Wie ich euch also berichtete, stand die Welt Tivadar nun offen. Er machte weite Reisen, sah viele Orte und frönte vielen Leidenschaften. Vom sammeln von alten Büchern und Artefakten über den Genuß von feinen Tabaken und Luxusgütern. Die Tage der Jugend und der Sklaverei waren bereits vergessen und an der Stelle des einst kriminellen Diebes stand nun ein tüchtiger und kultivierter Mann mit einem einmaligen Gespür für Handel, Wandel und Vorteile.

Kapitel 5.1 - Terina, der Preis des Krieges

Dieses Gespür zeigte sich auch, als Tivadar eines regnerischen Morgens die Docks Carythan ur Sjebaurs entlang ging und Ausschau nach Händlern hielt, die Waren besaßen, die für ihn und das Handelshaus der fliegenden Silberschlangen von Bedeutung sein könnten. Ein fremdartiges und doch irgendwie vertrautes Schiff warf gerade seine Anker als von Deck eine nicht zu überhörende Diskussion zu verfolgen war.

Tivadar hörte das laute Knallen einer Peitsche und darauf folgendes Betteln eines Mädchens, als dieses schon von dem lauthals fluchenden Bootsmann auf den Anlegesteg getrieben wurde. Tivadar fühlte sich sofort knappe 12 Jahre zurück versetzt, als er auf diese Art und Weise Carythan ur Sjebaur kennen lernte, jedoch wurde er nicht derart unsanft behandelt.

Das Mädchen stolperte durch die Gewalt des Bootsmannes und kullerte wie ein Sack die Planke herunter und blieb dort liegen. Auch wenn er es gewohnt war, daß manche Sklaven um Welten grausamer behandelt wurden als andere, so empfand er in diesem Moment ein Stechen nahe seines Herzens, als der Regen auf das in graue Lumpen gehüllte Mädchen niederprasselte und sich mit ihren von Tränen geröteten grünen Augen vermischte. Er bemerkte erst nach einiger Zeit, daß er die die Lumpen rot färbenden Verletzungen und blauen Flecken ungeniert und doch wieder fassungslos anstarrte, als der peitschenknallende Bootsmann Tivadar ansah und seine Augen sich interessiert weiteten, als würde er ein gutes Geschäft wittern.

Und tatsächlich sprach der kräftige Seemann ihn sofort in absolut unpassender aber kaufmännisch geschickt-höflicher Stimmlage an:

"Der Weltenmutter zum Gruß, Vertreter der fliegenden Silberschlangen! Ich sehe, daß meine exotische Ware Euch interessiert, Herrit. Möchtet Ihr sie kaufen?"

"Steht sie denn zum Verkauf? Was soll sie kosten?"

"Lächerliche 100.000 Münzen, Herrit! Ihr einfältiger Geist ist nicht in der Lage, unsere edle Sprache zu verstehen, daher biete ich sie Euch so günstig an! Nun, Interesse?"

Tivadar wusste, daß 100.000 Münzen sehr viel Geld waren, fast ein Viertel seines gesamten Vermögens, doch aus irgendwelchen Gründen sagte er dem Handel zu und besiegelte diesen mit einem Handschlag. Es gab auf der einen Seite Sklavenhändler, die die Ware selbst auslieferten und sehr auf Ordnung und Sauberkeit ihres Sortiments bestanden. Und auf der anderen Seite gab es Händler, die ihre lebende Ware einfach so auf der Straße verkauften und sich danach einen Kehricht um Wohl und Wehe der Sklaven kümmerten.

Der bullige Bootsmann war wohl einer dieser, als er Tivadar nach Übergabe des prallen Münzbeutels manierenlos die Ketten in die Hand drückte und mit einem dreckigen Lachen zurück auf sein Schiff wackelte.

Da stand er nun. Das edle Ornat des Handelshauses vom Regen durchnässt und eine Kette in der Hand, an deren Ende ein wimmerndes ängstliches Mädchen stand. Er war es gewohnt, sich mit Sklaven zu umgeben, doch waren es immer jene, die sich im Besitz des Handelshauses befanden. Und nun hatte er seine eigene Sklavin und wusste weder ihren Namen noch woher sie kam.

Also setzte er sich in Bewegung, in diesem Moment keinen klaren Gedanken an Handel und Wandel mehr vergeben könnend und nur noch sein Büro ansteuernd, hinter sich vorsichtig die Ketten des Mädchens her ziehend, die mehr als einmal stolperte und mit bemitleidenswertem Wimmern auf dem Sandstein aufkam.

Angekommen, schämte Tivadar sich erst einmal für seine Dummheit, das Mädchen in carythain zu fragen, wer sie denn sei, besonders, da der Bootsmann ihn noch besonders darauf hinwies, daß sie seiner Sprache nicht mächtig sei. Also versuchte er es mit etwas einfachem. Er deutete auf sich und sagte seinen Namen. Anschließend deutete er auf sie und setzte einen fragend wirkenden Gesichtsausdruck auf, in der Hoffnung, das Mädchen würde sein Ansinnen verstehen.

Es traf ihn wie ein Donnerschlag, als das Mädchen in leicht akzentbehafteter aber demnoch perfekter Handelssprache sagte:

"Ich... ich bin Terina."

Auch wenn er seit Jahren seine Muttersprache nicht mehr benutzt und gehört hatte, so waren die Erinnerungen mit einem Male sofort wieder in seinem Geist, der sich regelrecht begierig nach der Freude, dieses fast vergessene Wissen wieder anzuwenden, ausstreckte.

Vermutlich war das Mädchen Terina, eine Tochter der Familie Antock, nicht minder erstaunt, als ihr neuer Besitzer plötzlich in ihrer Sprache antwortete und begann, eifrig mit ihr zu sprechen.

Er ließ ihr etwas zu essen und zu trinken bringen und erklärte ihr die Situation, in der sie sich befand. Jedoch erst, nachdem er von ihr erfahren hatte, daß Terina 16 Jahre alt ist und bei einem Krieg auf der Insel Lameriast ihre Eltern verloren hatte und über viele unschöne Umwege in den Besitz des Sklavenhändlers kam.

Tivadar hatte Mitleid mit Terina, doch war es nach wie vor eine Tatsache, daß sie nun ihm gehörte und sich mit diesem Fakt abzufinden hatte. Doch hatte sie es nur selten schlecht, da Tivadar ihre Gegenwart regelrecht genoss, da jedes Gespräch mit der jungen Terina seine Erinnerungen an seine Heimat lebendig hielt.

Das einzige, wofür Terina ihren neuen Meister verachtete war, daß er sie ab und an Nachts dazu zwang, sich ihm hinzugeben, doch war dabei selten Gewalt im Spiel, da Terina Tivadar sehr zu schätzen wusste und sich auch im klaren war, daß ihr Meister im Vergleich mit anderen noch sehr gütig und verständnisvoll war.

Er lehrte ihr die Sprache Carythan ur Sjebaurs und im gleichen Maße auch die schönen Künste. So wurde in den folgenden Jahren aus dem einstigen Lumpenmädchen eine schöne junge Frau mit einem sehr feinen Gespür und Talent in der Musik, der Rhetorik und dem Gesang, die sogar manche ausgebildete hauptberufliche Artisten in den Schatten stellte.

Terina hatte ein nahezu natürliches Gespür für Kochkünste und schien es regelrecht zu lieben, die Kammern ihres Meisters ordentlich und gepflegt zu hinterlassen, daß dieser Kunden und Gesprächspartner in einem angemessenen Umfeld empfangen kann.




Kapitel 5.2 - Sameera, Juwel der Steppe

Es waren mittlerweile fünf Jahre vergangen, seitdem Tivadar in den Besitz seiner ersten Sklavin Terina kam und aus dieser in der verstrichenen Zeit eine herrliche junge Frau heran wuchs, die charmant und klug zugleich war. Jedoch hätte Tivadar nicht in seinen wildesten Träumen daran gedacht, daß er einmal die große Ehre haben würde, gleich zwei nahezu perfekte Sklavinnen sein Eigen nennen zu können.

Einmal wieder brannte die Sommersonne gnadenlos heiß auf das Land herunter und machte selbst den diese Hitze gewohnten Einheimischen das Reisen zur Qual.

Demnoch gab es eine kleine Gruppe von Reisenden, die sich auch während dieser unmenschlichen Bedingungen durch die meilenweit von Carythan ur Sjebaur entfernten Dünen und Steppen kämpften, die Kamele und Pferde bereits am Ende ihrer Kräfte, als von der Spitze der Karawane der Ruf kam, daß das Ziel erreicht sei.

Es war Erlösung und Ehre zugleich, von den einfach lebenden aber stolzen Wüstenstämmen begrüßt zu werden und von ihrem Wasser zu trinken, das in den endlosen Weiten der Steppe für jeden Reisenden mehr wert war als alles Gold der Welt.

Während die Treiber und Träger im Schatten der ausgetrockneten Bäume und Sträucher rasteten, kauften und verkauften andere Mitglieder des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen die wertvollen Güter der Beduinen um sie gegen Waren aus der großen Stadt einzutauschen. Die Verständigung lief ständig sehr freundschaftlich und auch ehrlich ab und kleine Streitereien wegen Preisen gehörten zum guten Ton. Diese Reisen waren zwar stets erbauend, aber auch anstrengend und langweilig, da niemals etwas ausserhalb der kommerziellen Routine passierte.

Das sollte sich an diesem Tag ändern - für Tivadar zumindest - als er mit einem interessanten Lokalbrauch namens "Shoqëri i ekuilibër", dem "Gold der Lebenswaage" in Berührung kam.

Es gab viele interessante, oftmals auch archaische und grausame Bräuche in den weiten Steppen, die die Stämme seit vielen hundert Jahren pflegen und hüten. Der vorherig genannte sei schnell wie folgt erklärt:

Wenn ein Mitglied der Stämme in Ungnade fällt, ein Verbrechen begeht oder die Gemeinschaft entehrt, steht daraufhin der Tod durch das Vergehen, das derjenige beging, an. Wenn ein Mann einen anderen tötete, wird der Mörder auf die selbe Art zum Tode kommen. Wenn ein Mann eine Quelle vergiftet, wird er durch Gift sterben. Wer den Stamm verrät, wird in ein Vipernnest geworfen. Jedoch kann kein Mitglied der Stämme aus Selbstjustiz gerichtet werden, da zuerst der Rat der Stammesältesten über das Schicksal des zu richtenden entscheidet.

Meistenfalls entscheiden sich die Stammesältesten aus Weisheit und Gnade für das "Gold der Lebenswaage", was bedeutet, dass der oder die Angeklagte eine Woche lang ohne Nahrung und Wasser in einem Verlies gefangen gehalten wird. In der Zwischenzeit beraten die Stammesältesten mit - wenn erwünscht - der Familie des Angeklagten, wieviel das Leben dieses Mannes oder dieser Frau wert sei und bestimmen die Zeit, die er oder sie noch zu leben habe.

Es würde beispielsweise beschlossen, dass das Leben eines Brotdiebes 50.000 Münzen wert sei und er durch die Gnade des Rates, der zuvor alle das Leben heiligenden Schriften der Weltenmutter verinnerlichte, noch einen Monat Lebenszeit geschenkt bekommt. In diesem Monat geht an alle Händler, Stämme und Nachbarn das Angebot, daß sie diesen Mann für 50.000 Münzen oder einen entsprechenden Gegenwert kaufen können.

Wenn sich ein Interessent findet, was meistens der Fall ist, wird der Wert an den Stammesrat übergeben, die das Geld oder den Gegenwert als Kompensation für die Schandtaten des Täters einsetzt und davon nichts behält. Wenn hingegen der Fall eintreten sollte, daß niemand das "Lebensgold" zahlen möchte, wird der Dieb hingerichtet.

Mit diesem interessanten Brauch wurde Tivadar direkt konfrontiert, als ein Teil des Lagers, in dem sie gerade rasteten, in hellem Aufruhr war. Die Rede war in der oftmals lautmalerischen Sprache der Beduinen von einer "Schlange" und "Vergeuderin des Lebens". Er kannte zu diesem Zeitpunkt den Brauch nur vom Hörensagen, doch waren die Männer und Frauen viel zu aufgeregt, als daß er etwas von ihnen erfahren konnte.

Von einem ruhigen Mann, anscheinend der Wächter der Verurteilten, erfuhr er, daß ein junges Mädchen eines der schlimmsten Verbrechen angeklagt wurde und dafür nun drakonisch bestraft werden sollte. Ihre eigene Familie wollte das Mädchen los werden, da es anscheinend Meinungsverschiedenheiten gab. Die Anklage war, daß das Mädchen einen ganzen Krug Wasser angeblich einfach grundlos weggeschüttet habe und die Familie dieses Verbrechen nicht einfach so wegstecken wollte.

Daher hat der einflussreiche Vater sofort bei dem Stammesrat seine eigene Tochter angeklagt und um Spannungen in der Gemeinschaft zu vermeiden, stimmte der Rat der Anklage auch zu. Viele ahnten es bereits, daß der ungewöhnlich habgierige Vater das "Lebensgold" für sich behalten wollte, doch der Rat entschied in seiner Weisheit, daß es klüger wäre, das Mädchen schnell und ungefährlich zu verkaufen um diesen Konflikt beizulegen.

Daher wurde am gestrigen Abend der Wert des Lebens des Mädchens auf demütigende 20.000 Münzen gelegt und eine verantwortungslos kurze Zeit von einer Woche bis zu ihrer Hinrichtung ausgesetzt. Bei Verkündung des Urteiles protestierten viele der Stammesmitglieder gegen diese Ungerechtigkeit, andere wetterten, daß in einer Woche nicht einmal alle Stämme benachrichtigt werden konnten und wieder andere ärgerten sich, dass sie diese Summe nicht selbst aufbringen konnten.

Tivadar sah in das kleine Gefängnis hinein und erblickte dort ein halbnacktes Mädchen von dunkler Hautfarbe in Schlingen und Kordeln gefesselt. Der Kopf war des Lebens überdrüssig nach unten gesenkt und noch immer war großer Stolz und Schönheit in der Haltung des Mädchens erkennbar. Er konnte sich nicht helfen, aber als er diese junge Frau sah, wusste er, er wolle sie haben, sie besitzen und als sein Eigen betrachten.

Ein Mann guten Standes wie Tivadar konnte die 20.000 Münzen sehr leicht auftreiben und sagte dem Wachmann, daß er bereit sei, die Gefangene sofort zu kaufen. Er löste damit zwar eine mittlere Katastrophe aus, als der halbe Stamm protestierte, daß noch nicht alle Stämme benachrichtigt seien, doch reichte der gute und einflussreiche Name seines Handelshauses, um die Wüstenmenschen respektvolles und vernünftiges Verhalten zeigen zu lassen.

Als die junge Frau aus der Sippe Na'ilah, die den Namen Sameera trug, befreit wurde, konnte man kurzzeitig die Angst in ihren Augen sehen. Doch als sie erkannte, daß man die Summe, die ihr Leben in diesem Moment wert war, gezahlt hatte, ließ sie sich erleichtert fallen und reisefertig kleiden. Die Karawane des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen hatte für Fälle wie diesem stets einige Paare Sklavenketten dabei, von denen nun jeweils ein Arm- und ein Beinpaar der noch immer schweigenden Sameera angelegt wurde.

Ihre Eltern besaßen nicht einmal den Anstand, sie zu verabschieden, weshalb sie auch dem restlichen Stamm keinerlei Beachtung mehr zukommen ließ und nur noch - weiterhin wortlos - an Tivadars Pferd gebunden hinter diesem ihrer Freiheit beraubt in die untergehende Sonne nachfolgte.

Die Rückreise verlief genau so ereignislos wie die Anreise, mit der Ausnahme, daß die junge Sameera während der Reise ohnmächtig wurde und einen relativ weiten Teil des Weges nur hinter der Karawane her geschliffen wurde.

Es war spät Abends, Alatar hatte Temora bereits bezwungen, als die Karawane die stolzen Stadttore Carythan ur Sjebaurs passierte und sich am Lagerhaus des Handelshauses der fliegenden Silberschlangen voneinander trennte, die Ladung den Lagermeistern, ihren Sklaven und Arbeitern überlassend.

Tivadar war erschöpft von der Reise, doch ließ er es sich nicht nehmen, seinen neuesten Erwerb seiner treuen Terina vorzustellen. Dieser Abend sollte jedoch anders verlaufen, als er es sich in seinen hitzigsten Träumen ausmalen konnte. Er kam gerade dazu, der erstaunt dreiblickenden Terina zu erklären, was er da mitgebracht hatte, als Sameera bereits an seinem Sessel stand und ihm mit leister Stimme sagte:

"Mjeshtër, ich danke Euch und stehe Euch für alle Eure Wünsche zur Verfügung. Tut, was Ihr beliebt."

Anscheinend lehren die Wüstenstämme ihren Töchtern seit Kindheit an gehorsames und verehrendes Verhalten den Männern gegenüber und es sollte nicht lange dauern, bis Sameera wusste, was ein Mann von einer jungen Frau ihres Aussehens und Attraktivität alles wollen würde, als die Nacht eine sehr lange und schwüle wurde und selbst der dämmernde Morgen den andauernden Spielarten der Lust kein Ende setzte.

Sameera war und ist ein Mädchen mit einem Körper gebaut für die Bettstatt, jedoch sollte sich in den kommenden Tagen herausstellen, daß sie noch zu weitaus mehr - und auch beeindruckenderem - fähig war.

Eine einfache Routineuntersuchung einer neuen Lieferung Gewürze war der Auslöser dafür, daß ein Skorpion Tivadars Handrücken als gefährlichen Feind ansah und auch sofort zustach. Normalerweise sind Unfälle dieser Art an der Tagesordnung und erfordern eine mehrtägige Ruhepause, doch als Sameera sofort zu ihrem Meister stürmte und den Stich professionell wie ein Medicus versorgte, war klar, daß die junge Frau mehr verborgene Fähigkeiten besaß, als man ihr ansah.

Durch ihre sich als beachtlich herausstellenden heilkundlerischen Fertigkeiten gepaart mit ihren geschickten Händen wurden ihr schon bald die persönliche Hygiene und Pflege ihres Meisters aufgetragen.

Auch wenn zu Beginn ab und an leicht eifersüchtige Blicke von Terina Sameera trafen, so kümmerte sich Tivadar ständig gleichwertig um seine von ihm liebevoll "Schätze" genannten Sklavinnen, die für ihn mehr wie Töchter als dienstbares Personal waren.


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Tivadar Loric Deslon





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2009 10:41    Titel:
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Kapitel 5.3 - Gedankensturm, Entscheidungen

Doch trotz allem Reichtums, allen Besitzes und allen Erfahrungen, die er während seines Lebens machte, fehlte Tivadar noch etwas. Genauer genommen die Erfüllung seines intimsten und tiefsten Wunsches, welchen er seit dem Tag hegte, an dem er einen Mann sah, der sich auf offener Straße in einen Schwarm Möwen verwandelte, der zu einem Schiff flog, sich dort auflöste und kurz daraufhin an Bord des selben wieder aus dem Nichts erschien.

Magie war in Carythan ur Sjebaur als etwas sehr besonderes gehandelt und auch, wenn es eine Akademie für die Ausbildung dieser Künste gab, so war es Tivadar alleine durch seine Abstammung unmöglich geworden, diese von innen zu sehen.

Der magischen Künste mächtige und ausgebildete Menschen waren meistenfalls Erben uralter Familiendynastien und Häuser, die zudem unter einem besonderen Sternzeichen geboren wurden, was versicherte, daß sie die Gaben und Weisheit des Götterschreibers, gewährt durch den lieblichen Gesang der Weltenmutter, der alles Leben durchfließt, nicht in falsche Bahnen gelenkt wurde.

Menschen, die demnoch Zugriff auf diese wundersamen Fähigkeiten hatten, sie jedoch nicht völlig beherrschen konnten, wurden wie gefährliche tollwütige Tiere gejagt und als Versuchsobjekte der "Akademie der strahlenden Sterne" übergeben. Was dort mit ihnen geschah, war Objekt der Spekulation, wurde jedoch nie öffentlich erwähnt, da die "Erben der Weltenmutter", wie die Magi der Akademie sich nannten, sehr verschlossene und auch schweigsame Gesellen waren und den Legenden nach alles hören würden, was auf den Straßen geschah.

So platzte eine Illusion beachtlicher Größe immer und immer wieder wie eine Seifenblase, bis eines Morgens genau genommen drei Informationen die Zukunft Tivadars für immer verändern sollten.

Da das Handelshaus der fliegenden Silberschlangen einen nicht zu verachtenden Teil seiner Einnahmen durch den Verkauf qualitativ hoher Waffen einbrachte, waren Berichte und Meldungen über aufkeimende Schlachten und Kriege durch ein zuverlässiges Netzwerk an Informanten meistens rechtzeitig auf den Tischen der Handelsreisenden.

Einer von diesen war Tivadar, den sein nächstes Einsatzgebiet mehr als interessierte, als er las, daß auf dem Kontinent Gerimor, SEINER Heimat, einmal wieder ein Krieg ausbrach, dieser jedoch nun deutlich größere Ausmaßen annehmen würde, als zuvorige.

Und - es war wie ein Stich in sein Gehirn - noch interessierter wurde er, als er aus der Liste der Teilnehmer und somit potentieller Kunden heraus las, daß ein gewisser Khazkal Deslon, bekannt als sturer und stolzer Kriegsherr und schwieriger Verhandlungspartner daran beteiligt war.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Tivadar seine Eltern und somit auch seine eigentliche Heimat völlig vergessen und war der Ansicht, der einzige Nachkomme seiner Eltern zu sein. Doch dieses Weltbild rüttelte mit diesen Neuigkeiten sehr und brachte alle Erinnerungen an seine Heimat, die im schwülen Wüstenklima langsam verdorrt waren, schlagartig zurück.

Ein Besuch dieser Lande wäre wohl von Vorteil. Vielleicht würde er ja wieder Anschluß an seine Familie finden, wenn es denn wirklich seine wäre. Und zudem...

Im gemäßigten Klima Gerimors sollten sich angeblich auch Schulen befinden, die auch normalsterblichen Menschen die Künste der Magie lehren. Eine Möglichkeit, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Also bereitete Tivadar seine lange folgende Reise in den kommenden Wochen sorgfältig vor, delegierte Termine und hinterließ sein Büro, für eine mögliche Rückkehr benutzbar.

Und so begann die Reise...


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My lie is your truth. So believe.
- T. L. D.
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