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Ein Fuß auf der Straße...
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ein Fuß auf der Straße...
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Calcenia





 Beitrag Verfasst am: 06 März 2009 09:41    Titel: Ein Fuß auf der Straße...
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Calcenia! die Stimmer der Gouvernante klang streng und etwas wütend. Sofort legt Ihr die Laute weg und kommt her! Cal seufzte leise und verstaute ihre 'Lady' in die Holzbox. Ihr Vater hatte sie ihr vor ein paar Jahre zu ihrem 14. Geburtstag geschenkt. Seit dem verging kaum eine Stunde, wo sie nicht auf auf ihr übte oder spielte – oder klimperte, wie ihr Bruder Olgos sie immer neckte - , selbst des Nachts lag sie immer dicht an ihrer Seite. Aber wenn die liebe alte Lissi sie Calcenia rief, wusste Cal, dass es ernst gemeint war. Als ihr Blick auf die Uhr fiel verzog sie ihr Gesicht. Ja, es war spät schon, und sie müsste sich eilen mit dem Umziehen, wenn sie nicht zu spät zu dem Ball kommen wollten. Schnell kletterte sie von ihrem Versteck, dem warmen Heuboden über dem Pferdestall runter und lief über die Rasenfläche zum Haus. Lissi erwartete sie schon an der Glastür zu ihrem Zimmer, eine Bürste in der Hand.

Das dachte ich mir doch schon, wie ein Raufbold seht Ihr aus. Voller Stroh, und Euer Kleid? Gut, dass Eure liebe Frau Mama Euch nicht so sieht! Cal lachte nur und gab Lissi einen Kuss auf die Wange. Schimpft doch nicht so Lissi, ich hab an einem neuen Lied gearbeitet, für Papas Geburtstag. Warte, ich spiel's dir vor. Schnell griffen ihre Hände zu ihrer Lady, nur um den Lautenkasten aus der Hand genommen zu bekommen. Das würde Euch so passen, dann kämen wir nie hier los! Resolut drückte Lissi das Mädchen auf den Stuhl vor dem Frisierspiegel und machte sich mit grimmiger Miene dran, die Haare zu ordnen.Ihr wisst, wie wichtig es ist, dass ihr einen guten Eindruck auf den jungen Baron und seine Eltern macht. Wenn diese Verbindung klappt ist es vorbei mit dem wilden rumgerenne bei den Pferden. Dann müsst Ihr Eurer Erziehung gerecht werden und Eurem Vater zur Ehre gereichen.

Cal seufzte leise, sie wusste selber, wie ernst die Lage war. Schon öfters hatte es Piratenüberfälle gegeben, und der kleine Freisitz ihres Vaters war nicht auf Kampf angelegt. Die Wachen waren alle zu alt schon, zulange war es in der kleinen, abgelegenen Provinz ruhig gewesen. Sie brauchten den Schutz der Nachbarbaronie, und ihr als älteste Tochter des Freiherrn war es 'vergönnt' durch eine Heirat das Bündnis zu besiegeln. Der junge Baron hatte eigentlich keinen allzu guten Ruf, und in ihrem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Aber wenigstens hatte sie ihre Lady und ihre Musik, die könnte ihr keiner nehmen.

Sehnsüchtig flogen ihre Augen wieder zu der Laute auf dem Bett, während Lissi ihr ein Ballkleid über den Kopf hob. In dem Moment stürmte Alegra, ihre kleine Schwester ins Zimmer. Tolpatschig wie die noch Kleine war, stolperte sie über Bruno, den großen schwarzen Hund der Familie, und stürzte aufs Bett. Ein Holzsplittern und ein – nein zwei Aufschreie waren zu hören, als der Kasten mit der Laute zerbrach. Wütend, mit wild blitzenden Augen, griff Cal nach der Bürste und versetze ihrer weinenden Schwester ein, zwei Schläge auf den gut gepolsterten Po. Du Idiotin, kannst du nicht aufpassen! Schau was du gemacht hast! Ich will dich nie mehr sehen! Heulend rannte die Zwölfjährige aus dem Zimmer, während Lissi versuchte Cal zu beruhigen. Schaut Kindchen, Eurer Lady ist nichts passiert. Alegra kann doch nichts dafür, und solche Sachen dürft Ihr nicht sagen!

...............

Der Abend war ein Erfolg gewesen, der junge Baron, schien doch netter zu sein, als sie befürchtet hatte. Sie hatten fast jeden Tanz zusammen gehabt und sich gut unterhalten. Auch wenn er von Musik nichts verstand, das Lied, welches sie zu seinen Ehren vorgetragen hatte, schien ihm gefallen zu haben. Jetzt in der Kutsche dachte sie nochmal daran zurück und ihre Lippen formten ein glückliches Lächeln.

Sie dachte an den Applaus zurück, den sie bekommen hatte, dachte zurück an den Mann, dem sie dies zu verdanken hatte. Alfonso, der Hafner, der seit ein paar Jahren immer wieder zu ihnen an den Hof kam, um sie zu unterrichten. Nicht nur im spielen der Instrumente, nein auch im dichten und komponieren. Er hatte immer ein Lob für sie gehabt, für ihre Gabe, Gefühle mit der Laute zu erfassen, sie zu verstärken oder abzuschwächen. Empathie hatte er es genannt, sie aber auch gewarnt, dass es eine gefährlich Gabe sei. Sie konnte auch die Harfe zupfen, die feine Gesellschaft mit Musik unterhalten, sowohl im Hintergrund, unauffällig nur für eine gute Stimmung sorgen, oder mit ihrer klaren Altstimme die Herzen rühren. Aber die Laute war ihr Instrument. Glücklicherweise war Lady nichts durch diese Ungeschicklichkeit von Alegra passiert. Und die Kleine war noch fleißig gewesen und hatte ihr ein paar Notenblätter aufs Bett gelegt, die sie mühevoll selbst gezeichnet hatte. Morgen würde sie mit ihr reden, ihr sagen, dass ihre große Schwester nicht mehr böse sei.
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Calcenia





 Beitrag Verfasst am: 06 März 2009 10:27    Titel:
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Laute Schreie weckten sie, laut knallte es, raues Gebrüll erklang. Ihre Schwester schrie voller Schmerzen und Angst, das abrupt abbrach. Cal griff nach dem Rapier, ein Geschenk ihres Bruders. Sie wusste zwar, dass sie damit kaum umzugehen vermochte, aber besser als gar keine Waffe. Sie musste zu Alegra. Rauch und Hitze schlugen ihr entgegen, als sie die Tür zum Nebenzimmer öffnete. Leblos lag der zerschmetterte Körper ihrer kleine Schwester vor ihr. Tote Augen starrten sie hilflos und vorwurfsvoll an. Eine wilde Gestalt stürmte ihr entgegen. Cal hob die Waffe wie sie es gelernt hatte, als ein Knall ertönte. Verwundert sah sie auf das rauchende Ding in der Hand des Mannes, als der Schmerz am Kopf sie traf. Blut lief ihr plötzlich über das Gesicht und sie sackte zusammen.

Irgendwie hatte sie danach nur noch das Gefühl von Schwindel und Schmerzen, sie wusste nicht wo sie war, was passiert war noch ... wer sie war. Immer wieder tauchten fremde Gesichter auf, der Untergrund schwankte bedrohlich – ein Schiff? Langsam erholte sie sich. Ratte wurde sie gerufen. Sie musste erst in der Kombüse arbeiten und später auch das Deck schrubben. Sobald Land auftauchte wurde sie angekettet, dass sie nicht fliehen konnte. Bald musste sie den Männern auch zu Willen sein, sie vegetierte nur noch vor sich hin. Bis..

Ja, bis dieser blauschwarze Mann an Bord kam, ein Mann, vor dem sogar der Kapitän Angst hatte. Er strahlte eine Aura aus, die durch ihre Passivität drang, ihr die Angst wiedergab. Dieser Mann war auf eine sonderbare Weise brutal und gleichgültig. Er schlug sie ohne jedes Gefühl, zerschlug ihre Füße, damit sie nicht mehr laufen könne, misshandelte sie aufs gröbste. Auch die Alpträume der ersten Wochen kamen zurück. Braune, leblose Augen, in einem Gesichtchen voller Blut, die sie verfolgten. Sie konnte keinen Namen für das Kind finden, dass sie stumm anflehte ihr doch zu helfen, und sie dann wieder anklagte. Irgendetwas Schreckliches hatte sie getan, oder nicht getan, es war ihre alleinige Schuld.

Sie musste hier weg, komme was wolle. Im nächsten Hafen kam die Gelegenheit. Ihr linker Fuß war so dick und geschwollen, dass sie den ganzen Tag nicht aufzutreten vermochte. Auch schien irgendetwas die Mannschaft zu beschäftigen, jedenfalls wurde sie in ihrem Verschlag vergessen, die Tür war nicht verriegelt. Sie kroch mehr, als dass sie lief. Da war die Reling, tief ging es dahinter hinab. Egal, sie musste hier weg!

Sie zischte vor Schmerzen auf, als das eiskalte Wasser ihren Körper umhüllte. Es waren nur wenige Meter bis zum Kai, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Mühsam zog sie sich aus dem Wasser, lag keuchend hinter einem Stapel Schmuggelware, den die Seeleute gelöscht hatten. Ihre Hände suchten nach irgendetwas aus Stoff, um sich abzutrocken, zu bedecken, die Winterkälte zu vertreiben. Als die gehasste Stimme des Kapitän sich näherte krampften sich ihre Finger um den Beutel, den sie gerade untersuchen wollte. Weg hier...

So schnell als möglich kroch sie zu den Hütten am Hafen, fand ein Loch durch dass sie sich quetschen konnte. Zitternd öffneten ihre Finger den Beutel, fanden Stoff, eine Decke oder Cape. Die zerfetzen, nassen Lumpen fielen mehr von ihrem Körper, als dass sie sie auszog. Bebend vor Kälte konnte sie sich noch in die Decke wickeln, bevor die Strapazen ihren Körper zum Aufgeben zwangen.

Raue Rufe weckten sie mehrere Stunden später. Die Matrosen hatten ihre Flucht bemerkt und suchten sie. Regungslos, kaum wagte sie zu atmen, als Schritte immer näher kamen und unruhiges Fackellicht durch die Ritzen der Bretter leuchtete. Die Gestalt beugte sich vor, als ihr das Loch auffiel, und sprang dann fluchend einen Schritt zurück. Bist du vom Klabautermann gebissen worden? eine der verhassten Stimmen lachte über den Schiffsjungen, ein Klatschen ertönte. Hier kann keiner sein, da ist eine Spinne so groß wie deine Faust, die hat hier ihr Netz weinerlich antwortete der Junge.

Langsam entfernten sich die Stimmen und der Fackelschein, suchten woanders. Es kam ihr wie Stunden vor, die sie da angstvoll zitternd in ihrem Versteck verbrachte, aber irgendwann überkam sie doch die Erschöpfung und unruhig schlief sie ein.
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