Sturmmelodie – Eine Rückkehr

[Aleleya Mertas]

Leise und heimtückisch prasselte das Feuer wie zum Hohn durch die orange gefärbten Laubhaufen und entzündete überragende Äste. Rasch und gierig sprang das Feuer auf den ganzen Baum über. Ein umherschweifender Blick präsentierte ein unheimliches Bild. Die Nacht war fast taghell erleuchtet. In der näheren Umgebung des Klosters, dessen steinerne Mauern im Rücken des Beobachtenden standen, zündelte jedwedes Brennmaterial. Ob Baum, ob Haus, nichts blieb von der verschlingenden Woge verschont. Der Wind brachte kalte Kunde vom nahenden Winter und blies der entkräfteten Gestalt die verklebten Haare aus dem verdreckten Gesicht.

Hinter der Feuersbrunst erkannte man schemenhaft Krieger, die in wildem Kampf entbrannt gegen andere fochten. Dunkle Rüstungen, die dem Sternenlicht jeden Schimmer verwehrten, trafen auf lichtes Geschmeiß. Der Klang aufeinander schlagender Schwerter drang bis zu den steinernen Mauern. In den oberen Stockwerken standen nur noch wenige Läden offen, ausgefüllt mit zornigen Mienen, die dem Treiben beunruhigt zusahen. Das Feuer war in seiner Macht nicht mehr zu löschen, doch noch führte ein Weg mitten hindurch, über den, der Hitze zum Trotz noch immer Verletzte geschleppt wurden. Wenn sie die schweren Tore erreichten, wurden sie ihnen bereitwillig geöffnet. Nicht jeder jedoch besaß noch die Kraft den Weg durch die Flammen zu wagen und brach noch vor den Toren zusammen. Ihr Leben verwirkt, hauchten sie den letzen Atem aus, Seinen Namen auf den Lippen.

Wie war das passiert?, fragte sich Aleleya nicht zum ersten Mal. Mit verhärmter Miene sah sie über die Schulter zu den Fenstern empor. Antworten konnte sie dort nicht mehr finden. Diese Auseinandersetzung dauerte zu lange. Wochenlang tat sie nichts anderes als die Verletzten zu pflegen, die im Anfang noch auf Karren bis zu den Klostermauern gebracht wurden. Fand man unter ihnen einen jener temoragefälligen Widersacher so bestand die 'Heilung' in einer aufrüttelnden Folterung, um herauszufinden, wer sie geführt hatte. Fast schon schien es als würde das Rot ihres Blutes ihre Hände nie mehr verlassen. Ob Tod oder Leben, es war ein und derselbe Sumpf, Tag für Tag. Zu Beginn hatte sie noch danach gestrebt sich mit in den Kampf zu stürzen. Eine harte Hand riss sie just in dem Moment zurück, als sie durch die Tür stürmen wollte. Die gänzlich schwarz gekleidete Gestalt stieß sie zurück zu den anderen 'Pflegern' und verbot ihr, die Mauern zu verlassen. Zornig hatte sie den Ahad aufhalten wollen... doch es schien ihn mehr zu amüsieren. Perplex sah sie ihm nach. Hatte er sie ausgelacht? Der Zorn in ihr wuchs mit jedem Tag mehr der verstrich, ohne das er wiederkehrte. Eingekerkert, an die siechenden und stinkenden Verletzten gebunden.

Plötzlich erklang lauter Jubel von den Fenstern über ihr, und sie brachte ihre Gedanken zur Schlacht zurück. Die letzten sich weiß abhebenden Gestalten flohen und wurden noch im Ansatz von schwarzen Klingen niedergestreckt. Bitternis erfüllte ihre Kehle und versagte ihr jeden Funken Freude an dem Schauspiel. Sie hätte helfen können. Wie sie sich dem Feind entgegenstellen, Seite an Seite. In der Aufregung der rückkehrenden Sieger schlüpfte sie durch die schwelenden Feuer davon. Ihre Rüstung hatte sie zurücklassen müssen, lediglich das Schwert besaß sie noch. Ihre Miene zeigte Trotz, Zorn und im letzten Zug eine tiefe Bitterkeit. Der Weg zurück nach Rahal war weit und schon jetzt drang der kühle Wind ihr bis auf die Knochen...