Rothen's Unfall

[Rothen Deslon]

Ein Krachen ging durch die weiten Gänge der Burg Eisenwart. Darauf folgte ein dumpfer Klang eines aufschlagenden Körpers. Kalisha hob langsam den Blick von ihren Pergamenten an. Die Brauen hoben sich und sie sah sich zeitlupenartig um, ihre linke griff jedoch blitzschnell nach ihrem Dolch. Als erstes ging ihr Blick in Richtung des auftauchenden Klanges, doch durch Schränke und Wände wurde ihr der Blick versperrt, dann zu der weit ausgebreiteten Decke, die wie ein Teppich in den dunklen Rot und Blau Tönen sich über den Holzdielen erstreckte. Einige Holzfiguren waren auf dem Boden verteilt. Alle trugen die Wappen der stolzen Burg Eisenwart. Eine erkannte man deutlich, sie war die größte und bunteste. Es war Khazkal Deslon, Herr über Eisenwart. Seine Figur wies genau Abnutzungen an allen Seiten auf. Doch die Figuren waren nicht das wofür sich Kalisha interessierte. Es war ihr Sohn, Rothen. Noch vor ein paar Minuten saß er da und spielte mit seinen Figuren Krieg. Doch nun war er weg, Kalisha war wohl sehr vertieft in ihre Schreibarbeiten gewesen zumindest so vertieft, dass sie nicht bemerkt, wie ihr Sohn sich langsam, schleichend davon gestohlen hatte.
Mit einem Mal schoss ihr ein erschreckender Gedanke durch den Kopf sie legte langsam die Feder beiseite richtete sich dann jedoch mit einem raschen Zug auf, er war so heftig das der Stuhl nach hinten, der mit einem lauten Knall auf die Dielen fiel und ein Stück an der Lehne splitterte. Doch das war ihr erstmal egal, ihre Schritte gingen flink über die Dielen hinweg doch rannte sie nicht. Das Kleid wehte durch die Bewegung und hinterließ ein flatterndes Geräusch. Da stieß sie auf den Gang wo der Lärm herstammte. Schon als die ersten Blicke, an der langsam aus ihrem Blickfeld verschwindende Wand vorbei, in den langen Raum voll mit Bücherregalen glitt. - Sah sie den Erzeuger des Lärms. Ein kleiner Junge lag auf den Boden, unter seinen Kopf zeigte sich etwas Blut. Kalisha lies vor Schreck den Dolch aus ihrer Hand fallen, vor ihr lag der kleine Rothen. Vor seinen Füßen erstreckten sich einige Bücher, die untersten waren gestapelt, doch die oberen lagen wirr in der Gegend herum. Anscheinend hatte er auf den Büchern gestanden, wohl wollte er an die obere Hälfte des Regals, dabei musste er gefallen sein. Seinen Kopf hatte er an den Dielen aufgeschlagen. War er überhaupt noch am leben?

„Er wird bald wieder auf den Beinen sein, Frau Deslon.“, sagte der Arzt, der sich über Rothen gebeugt hatte, „Doch hat sein Kopf eine erhebliche Verletzung erlitten, vielleicht hat es sein Gehirn angegriffen. Er könnte sich vielleicht an vieles nicht mehr erinnern.“
Kalisha seufzte resigniert aus. Nun fragte sie sich was sie falsch gemacht hatte, oft genug sagte sie ihren Sohn er solle nicht in den Gängen spielen ohne ihre Erlaubnis. Doch nun konnte sie nur warten, warten dass ihr Sohn wieder erwachte und ihr ein freundliches Lächeln spendete. Doch die Sterne standen günstig über Eisenwart und am dritten Tage nach dem Missgeschickt, am dritten Tag an dem Kalisha neben dem Bett ihres Sohnes gehütet hatte, ertönte eine Stimme: „Mutter!“