Ein Leben geht zu Ende

[Kahor Amarth]

Sie hatte nichts gesagt.... Wortlos stand sie vor ihm, unfähig und nicht Willens ihre Entscheidung, ihre Gedanken, ihre Gefühle in Worte zu kleiden.
Wie lange hatte er diesmal gebraucht? Sein Schwur gebrochen, der Clan ohne ihn, Sie allein in ihrer Krankheit, wo sie ihn brauchte...

Dies alles schien ihm so wichtig... "Mit mir hier leben", "Mein Mann sein", es hatte ihn zutiefst bewegt, berührt, irritiert, verunsichert...
Der große Krieger, der im angesicht von Orks, Trollen und Dämonen noch zu scherzen wagte, sie verhöhnte, wenn ihm danach war, sie niederrang, ohne mit der Wimper zu zucken, egal wie schwer sie ihn trafen, hartnäckig seinen Willen forderte.... dieser Mann ging vor Worten einer im Fieber liegenden in die Knie, ließ sich aus der Bahn werfen, verunsichern.

Lange tage verbrachte er im Wald, die tiefsten und dunkelsten Stellen suchend. Das Herz des Waldes, nur mit einer Robe am Leib aufspührend. Sein Fleisch wurde von Dornen, dem Unterholz, den Geistern der Bäume gerissen, welche sein Eindringen hier bestraften...

Dann eine Lichung, dort wo ihm der Wald am abweisensten vorkam, Ruhe, kaum ein Tier zu hören. Nur er, seine Gedanken, Zeit, seine Gefühle zu erforschen. Er merkte nicht einmal, wie die Zeit verging, nur starr ins Nichts blickend. Lang ergründete er sein Denken und Fühlen, fand zu seiner Ruhe und Kraft zurück und fand, was er suchte, was er zu finden hoffte. Sicherheit um seine Liebe zu ihr.

"Hossa Kahor" rief ihm Falk entgegen, als er in den Hof Grimwoulds zurückkehrte. Doch weder ein "Hossa" noch einen anderen gruß hatte er für seinen Clanshäuptling, seinen Jarl übrig. Einzig die Frage, wo er Shaja fände, trieb in seinem Kopf herum. Dann Erklärungen, das suchen nach Worten, wo er sich selber doch nur auf ein Gefühl... eigendlich weniger noch als das... Sicherheit aus unbekannter Quelle... stützen konnte.

Und sie sah ihn nur an, wortlos, stumm, verwirrt....
Sie sprach nicht mehr, konnte es wohl nicht mehr, oder wollte es nicht.
Aber als er dies erfuhr, wusste er, um ihre Gefühle, sie standen in ihrem schönen Antlitz, in ihrer Haltung, ihren Augen. Sie meinte es ernst, wollte mit ihm Leben, wie auch er mit ihr.... und es war gut.

Das Leben eines einfachen Jägers endete an diesem Tag.

Doch wie zum Ausgleich für alles, was auf der Welt geschiht, wurde ein Clansmensch neu gebohren und Kahor fand etwas, was er schon lange verloren glaubte in sich wieder.

Ein Leben beginnt...