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Der Weg ins Ungewisse
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Darween





 Beitrag Verfasst am: 04 Sep 2005 07:16    Titel: Der Weg ins Ungewisse
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Darween betrachtete den halben Apfel vor sich, den sie sich zuvor geschnitten hatte. Hunger verspürte sie keinen, schon seit mehreren Tagen nicht mehr. Und auch im Augenblick wollte sie die Frucht nicht wirklich essen. Sie brach die Hälfte in noch kleinere Stücke und warf sie der Schaar Möwen entgegen, die sich nur wenige Meter von ihr entfernt im goldenen Sand tummelte. Das aufgeregte Gekreische der Tiere erreichte Darween kaum mehr, sie hatte sich völlig dem Rauschen des Meeres hingegeben und kniete im seichten Wasser des Ufers. Eine angenehme Kühle umgab ihren nur mit einem Leinentuch bedeckten Körper und kleine Tropfen benetzten die goldbraune Haut. Darween tauchte ihre Hände in das durchsichtig schimmernde Nass und schon verspürte sie ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen. Nur wenige Sekunden später hatte sich unter ihren Fingern ein kleiner Strudel gebildet, der mit leisem Glucksen das Wasser in seinen Bann zog.

Vor mehr als zehn Jahren war ihr dieses Können zum ersten Mal wiederfahren. Damals war sie noch ein kleines Mädchen gewesen, das sich oft vom elterlichen Gutshof in die Einsamkeit des naheglegenen Strandes geflüchtet hatte. Darween hatte noch nie eine gute Bindung zu ihren Eltern gehabt, sie hatten ihr immer wieder deutlich vor Augen geführt, dass ihnen ein kräftiger Sohn weitaus lieber gewesen wäre als ein veträumtes Mädchen, das zum Anpacken nicht geeignet war. So hatte sie sich über die Jahre hinweg mehr und mehr aus den Kontakten zu Menschen zurückgezogen, selbst gleichaltrige Nachbarskinder waren ihr lästig geworden. Viel lieber hatte sie stundenlang im Sand gesessen und auf das Wasser hinausgeblickt oder hatte Muscheln gesammelt und jene zu kleinen Ketten und Armbändern verarbeitet. Niemals in den gesamten Jahren ihrer Kindheit und Heranwachsens zu einer Frau hatte sie ein Wort über ihre Fähigkeit verloren, wohl wissend dass ihr Umfeld dafür kein Verständnis gezeigt hätte. Wie einen Schatz hatte Darween sie gehütet, sie still und heimlich verbessert und heranreifen lassen. Inzwischen konnte sie den Strudel gewollt entstehen und wieder verebben lassen und war nicht mehr so sehr der Macht des Zufalls ausgesetzt wie anfangs. Doch in der letzten Zeit hatte sich ein seltsames Gefühl der Leere eingeschlichen, das sie bei jedem Kontakt mit dem nassen Element befiel. Darween wußte nicht woher es kam noch wie sie es zu deuten hatte, doch spürte sie die immer stärker werdende Verunsicherung. Und mit ihr kochte der Drang in ihr, sich endlich jemandem anvertrauen zu können und das Geheimnis zu brechen. Zeitgleich drängte sich die Erinnerung an einen Kunden des elterlichen Hofes in ihre Gedanken. Er stammte aus Varuna, der Hauptstadt der Insel Gerimor, und war auf den Weg Richtung Norden gewesen. Auf der Suche nach einem Schlafplatz zur Nacht war er auf das Gehöft gestoßen. Beim gemeinsamen Abendessen hatte sie seinen Erzählungen gelauscht, er sprach von Tirell, einer Akademie in der Nähe Bajards. Magier hatte er die Menschen genannt, die dort ein- und ausgingen, jene die die alte Energie zu nutzen wussten. Doch Darweens Eltern hatten damals die Unterhaltung jäh unterbrochen, sie wollten nicht dass das Kind noch mehr zu Träumerein verleitet wurde.

Ruckartig erhob sich Darween aus dem Wasser und genauso plötzlich verebbte der Strudel. Der weiche Sand knirschte leise unter ihren eiligen Schritten, mit denen sie den Strand Richtung Wiesen verließ. Sie hatte eine Entscheidung gefällt, nach einer langen Zeit des Zweifels und der Unsicherheit. Sie würde den Ort ihrer Kindheit verlassen und dafür jenen Platz aufsuchen von dem sie überzeugt war, dass man sie dort verstehen würde.
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Darween





 Beitrag Verfasst am: 04 Sep 2005 07:27    Titel:
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Der Weg nach Tirell war beschwerlich gewesen und anders verlaufen als Darween es sich vorgestellt hatte. Heftige Regenschauer und ein kalter Wind hatten sie auf dem Fußweg nur langsam voran kommen lassen und auch die Kutsche hatte mehr in schlammigen Pfützen festgesteckt, als dass sie sich fortbewegt hätte. Frierend und durchnässt, die Kleidung vor Schmutz und Schlamm schon steif, war sie schließlich in einem kleinen Gasthaus, welches zwischen dem Fischerdorf Bajard und der Akademie lag, angekommen. Ein kleines Zimmer im unteren Geschoss war ihr zuteil geworden und trotz der mangelhaften Ausstattung hatte es seine Zwecke fürs Erste erfüllt.

Einen Tag darauf, nach einer mond- und schlaflosen Nacht und einer ausgiebigen Wäsche am nächsten Morgen, machte sich Darween auf um die Hallen Tirells aufzusuchen. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel, doch die ersten wärmenden Strahlen trafen auf die goldbraune Haut der jungen Frau. In einem kleinen Anflug von Wehmut gedachte Darween dem Meer mit seinem beruhigenden Rauschen und seinem salzigen Duft. Sie musste sich eingestehen, dass sie es vermisste dem Sonnenaufgang unter dem verspielten Glitzern des nassen Elements beizuwohnen. Das aufgeregte Geschrei der Möwen fehlte ihrem Gehör, wie sie Morgen für Morgen den neuen Tag begrüßten. Doch hier in der Akademie erfüllte ein anderer Geruch ihre Nase und ein anderes Geräusch ihre Ohren. Es roch nach Büchern, hunderten von Büchern und nach Wissen. Stille war hier der herrschende Ton, nur ab und an unterbrochen vom unterdrückten Räuspern des Pförtners. Der Teppich unter Darweens Füßen verschluckte jeglichen Laut ihrer Schritte, mit denen sie sich auf den alternden Mann zu bewegte. Sie hielt ihre tiefe Stimme gesenkt, um das ehrwürdig wirkende Schweigen nicht mehr als nötig zu unterbrechen, als sie ihm ihr Anliegen in nur wenigen Worten erklärte. Sie verzichtete gänzlich auf irgendwelche Ausschweifungen und Details, hegte sie nicht die Absicht ihr Wissen mit mehr Menschen als nötig zu teilen. "Oh ja, der Herr von Gryffenhorst ist schon zugegen," rollte es von den Lippen des Pförtners, der sich sichtlich wenig um die Stille um sich herum scherte. Wahrscheinlich war er ihrer satt, wer wusste schon genau, wielange er seinen Dienst in ihren Armen tätigte. "Im Augenblick befindet er sich in einem Gespräch, doch ich werde ihn von Eurer Anwesenheit in Kenntniss setzen. Ihr könnt gerne auf ihn warten". Und während sich der Alte erhob um Calor zu unterrichten, beschritt Darween den hinteren Teil der Akademie um sich dort der Betrachtung eines Wandgemäldes zu widmen. Nicht dass das Kunstwerk sie in irgendeiner Weise interessierte, aber sie wollte die Zeit des Wartens nicht mit dummen Herumstehen verbringen. Dabei glitten ihre Gedanken für einige Augenblicke ab in die Vergangenheit, zurück zu ihren Eltern und dem Zeitpunkt des Abschiedes. Die Beiden hatten keinen sonderlich betrübten Eindruck gemacht ob des Vorhabens ihrer Tochter den elterlichen Hof zu verlassen. Es hatte sie nicht einmal interessiert wohin Darween zu gehen gedachte. Wahrscheinlich war für sie nur eines wichtig gewesen, nämlich dass sie von nun an einen Mund weniger zu nähren hatten, obwohl es dem Gutshof an wahrlich nichts gemangelt hatte. Darweens Vater hatte ihr sogar noch einen Beutel mit Goldstücken in die Hand gedrückt, jedoch nicht aus Fürsorge um seinen Sprößling. Vielmehr war es eine Auszahlung, auf dass Darween den Weg nach Hause nicht mehr zurückfand.

Ein hysterisch angehauchtes Lachen durchbrach Darweens Gedankengänge und holte sie auf den Boden des Hier und Jetzt zurück. "Ihr dürft hineingehen!", löste eine gellende Stimme das Gelächter ab und Darweens Augen konnten eine blonde Gestalt ausmachen, die an ihr vorbeiwirbelte. "Und viel Glück!", kreischte sie ihr noch entgegen, während sie dem Ausgang der Akademie mehr entgegen tanzte als schritt. Ein wenig in Verwirrung geraten ob jenes Auftrittes schüttelte Darween ihr schwarzbehaartes Haupt, straffte dann aber die Schultern um Calor von Gryffenhorst gegenüber zutreten.


Zuletzt bearbeitet von Darween am 05 Sep 2005 09:47, insgesamt einmal bearbeitet
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Darween





 Beitrag Verfasst am: 04 Sep 2005 07:58    Titel:
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Calor von Gryffenhorst entpuppte sich als hochgewachsene und nicht unansehnliche Gestalt mit markanten aber nicht weniger feinen Gesichtszügen. Die weite Robe, die den Körper des Mannes umhüllte, versteckte seine Statur, doch schätzte Darween ihn auf eher schlank denn rundlich. Das braune Haar und das haarlose Gesicht verliehen seinem Aussehen einen Wink der Jugendlichkeit, die jedoch augenblicklich der Härte der graublauen Augen wich. Darweens Lippen verzogen sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln ob der Überraschung keinen bärtigen, weißhaarigen mit Falten überzogenen Lehrmeister vorgefunden zu haben.

Nachdem Calor ihr einen Platz angeboten hatte und ihr gegenüber zum Sitzen gekommen war, kam Darween recht schnell auf den Grund ihres Gesuches zu sprechen. Ihre anfänglichen noch keimenden Zweifel, ob der Richtigkeit ihres Tuns, wichen bald der Zuversicht an diesem Ort eine Antwort auf ihre Fragen zu finden. Calors Blick verriet ehrliches Interesse an Darweens Worten und auf ihre Bitte hin, ihm etwas demonstrieren zu dürfen, stimmte er ohne offensichtliches Hadern zu. Ihr Weg führte sie in den Innenhof der Akademie, zu dessen beider Seiten ein Springbrunnen plätscherte. Und während Darween sich dem leichten Kribbeln in ihren Fingern hingab, als jene in das kühle Nass des Brunnens tauchten, ruhte Calors Aufmerksamkeit auf dem kleinen Strudel der unter ihrem Tun entstand. "Warum ..?", entwich es leise Darweens dunklen Lippen, in ihren Augen ein Anflug des Gefühls, welches sie derzeit beherrschte. Der Drang nach Wissen, die Gier nach einer Antwort.

"Auf diese Frage eine Antwort zu finden ist Teil Eures Aufstiegs in die Mysterien der Magie. Es ist gängige Lehre, dass die Gabe für soetwas ein Geschenk der Göttin Eluive ist. Inwieweit wir es aber mit einem direkten Geschenk zu tun haben oder vielleicht eher mit einem Teil des Weltenplans, den die Göttin in Ihr Schöpfungslied gelegt hat, ist eine philosophische Frage. Ich kann mir denken, dass Ihr gekommen seid um eine konkrete Antwort auf diese Frage zu erhalten. Alles, was ich Euch aber anbieten kann ist Euch den Weg zu zeigen, der Euch zu einer Antwort führen kann". Ruhig ruhte Calors Blick auf seinem weiblichen Gegenüber, sein Gesicht zu einer Maske aus Nichts erstarrt, unmöglich eine Regung oder gar ein Gefühl darin zu erkennen. "Dann habe ich jemanden gefunden, der es versteht ? Der mich versteht ?". "In dieser Hinsicht war Eure Suche erfolgreich, Darween. Ich verstehe Euch und Eure Fragen und ich kann Euch den Weg hinab in die tiefsten Fluten des Elementes zeigen, das sich Eurem Willen schon jetzt so leicht und fügig beugt, ja".

Und nach einem Augenblick des Schweigens, in dem Darween für sich selbst entschied sich Calor anzuvertrauen, hob sie ein weiteres Mal ihre tiefe aber reine Stimme. "Ich bin einverstanden, zeigt mir den Weg". Das Haupt des Erzmagiers bewegte sich in einem sachten Nicken als hätte er keine andere Antwort von ihr erwartet und mit seiner rechten Hand deutete er seinem jungen Gegenüber den Weg zurück in die Akademie, um eine neue Schülerins des Ordens heimzuführen.
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