Des Nächtens im Hafenviertel Rahals

[Zator A´kinar]

Die Kapuze der dunklen Robe tief ins Gesicht gezogen ging Zator A´kinar durch das ärmliche Viertel. Sein Kopf drehte sich in regelmässigen Abständen zu beiden Seiten. Seine Augen musterten jeden Winkel und jede Gasse. Ab und an näherte er sich einem der Straßenjunge, die zusammengekauert am Wegesrand saßen. Diese jedoch ergriffen bei seinem Näherkommen schnell die Flucht.

Und so streifte Zator durch die Gegend auf der Suche nach einem der verwahrlosten Waisenkinder, um ihm einen Auftrag mit verlockender Vergütung anzubieten.

[Pierre Sanchez]

Man schien den dunklen Mann ab und an zu mustern. Scheinbar schätzte man wohl die Beute ab welche er einbringen würde. Betrunkene Seemänner schärften in den Gassen ihre Klingen während ihre gierigen Blicke dem Mann folgten. Ein neues Gesicht in jener Gegend schien aufzufallen und wie unter den Tieren testeten ab und an welche ihre Grenzen aus. Man grölte dem Mann nach um scheinbar seine Gewaltbereitschaft zu testen. Ab und an sah man wie einer der Seemänner die Fäuste der anderen zu Spüren bekam. Gewalt schien in diesen Tagen mehr als nur normal im Hafengebiet zu Rahal und selbst die Garde schloss bei so manchem kleinem Verbrechen die Augen. Ab und an sah man auch wie man den Gardisten einen kleinen Beutel zusteckte, wohl um ihre Augen mit einer kurzen Blindheit zu schlagen.

Es schien auch mehr als normal sich wegen einer Dirne gegenseitig an die Kehle zu gehen, um seinem Kontrahenten das passende Gold für jene Dirne abzunehmen. In dieser Heimat der Anarchie schien jedoch auch eine gewisse Ordnung zu herrschen. Sie waren wie Tiere und ihr Leitwolf ein rauer verdreckter Mann. Schlecht riechend und ungepflegt aussehend sah man den Skipper auf seinem Thron welcher eher einem billigen Stuhl auf einer Kiste ähnelte. Seine Laune schien immer schlecht, was einige der Waisenkinder zu spüren bekamen. Mit Tritten und Hieben begrüßte man jene die es wagten bei dem Skipper zu betteln und auch er erhob sich ab und an um dem einen oder anderem seinen Frust aufzuzwingen. Nun schien auch er den Neuankömmling in Rahal zu bemerken. Sich den filzigen Bart mit der rechten Hand kraulen und einer Dirne in der linken Hand folgte er dem Neuankömmling mit seinem Blick.

[Zator A´kinar]

Zator A'kinar behielt die grölenden Seemänner, Landstreicher und Bettler im Auge, auch wenn es den Anschein haben könnte, dass er sie ignorierte. Zwei - dreimal wurde er mit Worten bedacht, die an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit wohl das Leben desjenigen abrupt beendet hätte. Aber Zator hatte an jenem Abend keine Zeit für derlei Auseinandersetzungen. Sie mochten ihn für einen Neuling halten, sollten sie ruhig, umso mehr würde er ihre Bestürzung geniessen. Kurz entstand in seinem Kopf ein Bild, wie einer der trunkenden Seemänner ihn mit großen Augen anstarrte, während Zator ihm das Messer tief in die Brust stiess. Ein Lächeln huschte über Zators Lippen bei diesem Gedanken. 'Später', ermahnte er sich und ging langsam weiter durch die ihm recht vetrauten Viertel des Hafens. Noch immer war Zator der festen Überzeugung, dass dieses Viertel wohl das beste war, wenn man auf der Suche nach einem Waisenkind war, das für ein wenig Gold alles tun würde.